Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Felinger Legacy

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Felinger Legacy - Seite 7 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Di Jul 30, 2019 11:23 am

Interludium


Könnte der Beobachter seufzen, er würde es tun. Das taten Sims doch immer, wenn sie mit etwas unzufrieden waren. Doch er hatte keine Gestalt und so blieb ihm nichts anderes übrig als zu denken, er würde seufzen. Mit dem Allsehenden Auge blickte er auf das Studentenheim. Seit die Felinger-Erbin dort eingezogen war, konnte er es nicht mehr beobachten. Dabei war es SEIN Wohnheim. Aber nein – kaum war das Mädchen hier aufgetaucht, kam die Revisionsabteilung und verwehrte ihm den Blick auf dieses Heim. Natürlich, die restliche Collegestadt konnte er weiterhin beobachten, aber dieses Heim war tabu. Sobald das Mädchen das Heim verließ, wurde sie zu einem blinden Fleck und mit ihr jeder Ort den sie aufsuchte. Wenigstens konnte er weiter beobachten, sobald sie den Ort wieder verlassen hatte. In den Ferien war alles wie immer, er konnte alles und jeden beobachten. Wieder dachte er zu seufzen.
„Die nerven oder, Kollege?“
Aus dem Nichts erklang eine fremde, weibliche Stimme. Der Beobachter versah schon ewig seinen Dienst in dieser kleinen Stadt und kam selten in Kontakt mit anderen Beobachtern. Er war mit seiner Aufgabe zufrieden und strebte nicht nach mehr. Er hatte seine Stadt ins Herz geschlossen und tat selten etwas, dass ihren Sims schadete.
„Was meinst du?“, fragte der Beobachter, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, eine andere Beobachterin zu Besuch zu haben.
„Die Felingers. Die nerven. Wir dürfen sie nicht beobachten, dürfen nicht eingreifen.“
„Das Eingreifen stört mich nicht. Aber sie bringt meine Beobachtungen aus dem Tritt.“, erwiderte der Beobachter schließlich, nachdem er eine Weile über seine Antwort nachgedacht hatte. „Kommt sie aus deinem Ort?“
„Nein. Sag bloß, die Felinger-Sache ist dir bisher entgangen?“
Dunkel erinnerte der Beobachter sich an ein Rundschreiben, dem er wenig Aufmerksamkeit gewidmet hatte. „Hat es was mit den neuen Richtlinien zu tun?“
„Ganz genau. Die Agenten, die mit der Felinger-Sache beauftragt waren, haben so einen Mist gebaut.“
Der Beobachter glaubte zu hören, dass sie mit den Augen gerollt hätte, hätte sie eine Gestalt gehabt. Die neuen Richtlinien störten ihn nicht, weil sie seinen Beobachtungen nicht in die Quere kamen. Seiner Besucherin schien es anderes zu gehen.
„Bist du deswegen hier? Ich kenne dich nicht.“
„Ja.“ Ihre Stimme hallte einen Moment nach. „Ich suche nach einer Möglichkeit die Felinger-Sache zu beenden. So das alles wieder ist wie früher.“
Der Beobachter, durch die Generationen, die er schon in seiner kleinen Stadt war, etwas langsam im Denken geworden, dachte noch lange darüber nach, auch als seine Besucherin längst verschwunden war, das laufende Semester beendet und das Felinger-Mädchen für ein paar Wochen seine Stadt verließ.
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Beitrag  Akki Di Jul 30, 2019 11:37 am

Twinbrook

Ich warf meine Tasche in auf die Couch und schlurfte zum Kühlschrank. Unsere Wohnung war eng, unaufgeräumt und nicht gerade sauber. Aber es war unsere Wohnung und mehr konnten wir uns gerade nicht leisten. Weder Art noch ich verdienten genug Geld – trotz unserer Collegeabschlüße. Im Gegensatz zu Artjom machte mir mein Job nicht einmal besonders viel Spaß. Einfach so Comiczeichnerin zu werden stellte sich als leichter gesagt denn getan heraus. Und so arbeitete ich halbtags in der Designabteilung einer Werbefirma. Das war überhaupt nicht mein Ding, aber so konnte ich wenigstens meinen Anteil der Miete und Lebenshaltungskosten bestreiten.

Die Entscheidung nach dem College nicht direkt nach Riverview zurückzukehren, war bei meiner Familie auf wenig Gegenliebe gestoßen. Sie befürchteten, dass ich mich alleine kaum gegen die Beobachter wehren könnte. Natürlich sagte das keiner explizit. Ja, sie honorierten, dass ich während meines Studiums zunehmend unabhängiger und damit auch mutiger geworden war, aber in den Augen meiner Eltern und vor allem meiner Cousins war ich immer noch die kleine Joni, die man dringend beschützen musste. Zu meiner Überraschung glättete Artjoms Anwesenheit in meinem Leben etwas die Wogen. Als jenseitiger Sim konnte er nicht von den Beobachtern eingenommen werden und natürlich hatte mein Vater ihn und seinen Hintergrund gründlichst überprüft, kaum das ich das erste Mal von Artjom gesprochen hatte. Als Art kurz vor unserem Abschluss in Aussicht gestellt wurde, in Twinbrook arbeiten zu können, schlug er vor, dass ich ihn begleite. Er wusste, dass ich mich zierte nach Hause zu gehen, damit ich meine Unabhängigkeit nicht wieder verlor. Außerdem hatte ich die stille – und wahrscheinlich sinnlose – Hoffnung, dass mich die Beobachter einfach in Ruhe ließen. Erst recht, wenn ich nicht in Riverview war. Bisher hatte sich noch keiner von ihnen gemeldet …

Der Kühlschrank wies dringenden Handlungsbedarf auf. Ich war ziemlich sicher, dass am Morgen noch ein Joghurt auf mich gewartet hatte, aber den musste Artjom gegessen haben. Toll, knurrender Magen, an die Beobachter gedacht … Konnte der Tag noch bescheidener werden?

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Wie sich herausstellte, konnte er.
Auf dem Weg zum Supermarkt hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich neige überhaupt nicht zu so einem esoterischen Quatsch oder so, aber mir lief beständig ein Schaudern über den Rücken. Das Gefühl beobachtet zu werden, verstärkte sich, als ich mit vollen Tüten den Supermarkt verließ. So verstohlen wie möglich sah ich mich um. Doch die meisten Sims ignorierten mich oder grüßten nur kurz mit einem Nicken, wenn wir flüchtig bekannt waren. Ich schluckte.
Mein Urgroßvater Gabriel war ob der Beobachter-Sache paranoid geworden. Gut, er hatte mitbekommen wie sie seine Tochter, meine Großmutter, getötet hatten. Da war ein bisschen Paranoia schon angesagt oder? Aber bis auf einen missglückten Versuch Asher zu entführen, hatten sie sich danach nie mehr blicken lassen. Ich versuchte Zuversicht in diesem Gedanken zu finden, während ich nach Hause lief. Meine Füße trugen mich wie von selbst und ich hatte schon seit einiger Zeit keinen tollpatschigen Unfall mehr gehabt. Artjom schrieb sich das selbst zu, weil er unermüdlich mit mir an meinem Gang, besonders auf hohen Schuhen, arbeitete. Manchmal hatte ich den Verdacht er würde selber gern hohe Schuhe tragen und befriedigte sein Bedürfnis durch das Füllen meines Schuhschrankes. Mir war es mittlerweile egal, weil ich den Dreh raus hatte a) auf den Dingern zu laufen und b) die meiste Zeit des Tages doch flache Schuhe zu tragen.
Wie gesagt, der Tag wurde noch bescheidener: Was ich monatelang auf hohen Schuhen vermieden hatte, passierte mir mit Chucks: Ich stolperte und machte mich beinahe lang. Immerhin konnte ich in letzter Minute mein Gleichgewicht halten, aber die eine Tasche knallte auf den Boden und das Klirren in ihrem Inneren hieß nichts Gutes.

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Als ich mich wieder aufrichtete, wurde mein Blick magisch von der gegenüberliegenden Straßenseite angezogen. Das schlechte Gefühl beobachtet zu werden verstärkte sich abermals. Dort stand eine nichtssagende Sima. Sie guckte zu mir. Als sie meines Blicks gewahr wurde, zuckte sie unmerklich zusammen – und verschwand einfach. Ich blinzelte verwirrt. Die Stelle, an der sie gestanden hatte, war leer. Niemand zu sehen.

Auf dem restlichen Weg musste ich mich zwingen nicht total auszuflippen und zu hyperventilieren. Ich wiederholte mein Mantra „Keine Angst“ im Kopf und sogar flüsternd. Wer mich bemerkte, musste mich für total verrückt gehalten haben, aber das war mir egal. Im Haus schloss ich mich ein und stellte die Tüten, von denen eine verdächtig tropfte auf die Anrichte, bevor ich in mein Zimmer rannte und die Vorhänge vorzog. Art von noch nicht wieder da. Wahrscheinlich musste er wieder Überstunden schieben.
Unruhig tigerte ich in meinem Raum auf und ab. Was sollte ich tun? Meine Eltern anrufen? Wahrscheinlich würden die direkt die Kavallerie schicken. Ebenso meine Cousins. Ich seufzte und nahm mein Handy in die Hand. Ohne die Einträge wirklich wahrzunehmen, scrollte ich durch meine Kontakte. Bei Seans Namen blieb ich hängen. Als Moms Nachfolger und Ehrenmitglied der Familie wusste er (im Gegensatz zu Artjom) von der Beobachter-Sache. Ich würde ihm meine Sorgen schildern können. Doch dann schüttelte ich den Kopf. Seans Leben war durch meine Familie unruhig genug. Hätte Mom nicht entdeckt, dass er Geister sehen konnte, wäre er vermutlich halbwegs normal aufgewachsen. Naja, seine Mutter wäre trotzdem so unzuverlässig gewesen. Aber er hätte wenigstens nicht diesen unsteten Job, der ihn quer durch das ganze Land schickte, obwohl seine Frau daheim saß und ihn auch brauchte. Ein Teil von mir schüttelte immer noch den Kopf, dass Sean es wirklich durchgezogen hatte, sie zu heiraten. Kristen schien mit ihrer Prognose vor ein paar Jahren recht behalten zu haben: Nakisha war in der letzten Zeit öfter in Therapie als alles andere.

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„Nein.“, sagte ich schließlich und legte das Handy auf den Schreibtisch. Die Beobachter waren mein Problem, also würde ich mich auch allein mit ihnen rum schlagen. Zumindest bis ich mehr Informationen hatte. Mit einer Entschlossenheit, die ich selbst für kaum möglich gehalten hatte, zerrte ich einen Manila-Ordner aus dem kleinen Safe unter meinem Bett. Ich marschierte in die Küche und setzte Kaffee auf, die Einkaufstüten nahm ich kaum wahr.
Mit einer ganzen Kanne Kaffee und dem Ordner bewaffnet, setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Alle angefangenen Zeichnungen, Rechnungen und Post, die erledigt werden musste, schob ich entschlossen zur Seite. Zeit für ein bisschen Recherche!

Meine Vorfahren, Kira und Darrel, hatten in einem meist unverständlichen Kauderwelsch eine Art Biographie verfasst. Mittlerweile gab es für manche Passagen eine Übersetzung. Dazu kamen Aufzeichnungen von Urururgroßmutter Akki, die selbst in einem früheren Leben eine Beobachterin gewesen war, und Tagebücher von den vorherigen Erben. All das hatte ich hin und wieder überflogen. Wenn es wirklich alles stimmte, dann hatten meine Vorfahren mehrfach gelebt. Sie waren mit dem Wissen ihrer alten Leben wiedergeboren worden. Bis zu ihrem letzten Leben, dass aus irgendwelchen Gründen das letzte sein sollte (von dem Glauben an die Essenz eines Sims, die immer weiter lebt mal abgesehen, aber das interessierte mich nicht wirklich). Meine Mutter und Asher hatten einige Male versucht mehr zu übersetzen. Hier und da konnten sie sich etwas erschließen: Ein Leben hatten Kira und Darrel in der Stadt Sunset Valley verbracht. Gemessen am Umfang der übrigen Leben, schien da einiges passiert zu sein. Ähnlich lang war nur das Kapitel, das unmittelbar vor dem letzten Leben anschloss. Kiras und Darrels letztes Leben als meine Stammeltern, war ausreichend dokumentiert und bedurfte keiner Übersetzung.

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Was mir in dem ganzen Wust von zusammenhangslosen Textstücken fehlte, war ein Überblick über die Beobachter. Wer oder was genau waren sie? Warum die Felingers? Und welche Bedrohung ging wirklich von ihnen aus? Wenn ich etwas gelernt hatte, dann sich seinen Ängsten zu stellen. Oftmals waren es nicht so große Hindernisse, wie man zunächst befürchtete. Mit einem großen Schluck aus meine Kaffeetasse, begann ich ein Dossier über die Beobachter zu erstellen.
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Beitrag  Akki Mi Jul 31, 2019 4:23 pm

Interludium

„Eine der Felinger-Agenten war heute in meiner Stadt.“, erläuterte Twinbrook den Grund für das eiligst anberaumte Treffen. Die Stimme der Beobachterin, die eigentlich anders hieß, klang empört.
„Dann haben sie ihren ersten Zug gemacht.“ Eins machte einen grimmigen Eindruck. Ihr war es zu verdanken, dass sie die kleine Gruppe von Beobachtern überhaupt traf. Welche Stadt sie beobachtet, blieb ein Geheimnis.
College machte ein unbestimmtes Geräusch. Er dachte immer etwas langsamer nach als seine weiblichen Kolleginnen und war vorsichtig mit seinen Äußerungen. Auch er hieß eigentlich anders, aber niemand – er selbst eingeschlossen – konnte sich an seinen Namen erinnern. Dass Eins auf Codenamen bestand, erlöste ihn daher aus einer sehr langen Zeit des Grübelns. „Was willst du jetzt tun?“, rang er sich schließlich durch zu fragen.
„Berichte, Twinbrook.“
„Eine der Standard-Agenten hat sich in der Nähe der Felinger aufgehalten. Sie können das Mädchen ja aus der Ferne beobachten. Getan hat sie nichts.“
„Gut.“
„Das ist nicht alles, Eins.“ Twinbrook war ungehalten über die Unterbrechung durch Eins. „Die Felinger hat die Agentin gesehen. Das weiß ich von meinen simlischen Informanten. Was die Felinger allerdings daraufhin getan hat – ich weiß es nicht.“
Die drei körperlosen Beobachter schwiegen. College hätte gern geseufzt. Die Felinger war längst nicht mehr in seiner Stadt, aber irgendwie war er bei dieser Verschwörung hängen geblieben.
„Ich hole ein paar Informationen ein“, sagte Eins schließlich. „Twinbrook, wenn die Felinger-Agenten sich weiterhin blicken lassen, kannst du Beschwerde bei der Revisionsabteilung einreichen. Fremde Beobachter haben in deiner Stadt nichts zu suchen.“
„Das bringt doch nichts! Die Felinger-Agenten fallen aus dieser Regelung raus.“
„Das weiß ich, das wissen die Felinger-Agenten und das weiß auch die Revisionsabteilung. Aber in einer Bürokratie wie der unseren muss trotzdem jeder Beschwerde nachgegangen werden. Natürlich wird sie abgelehnt werden, aber so lange die Beschwerde bearbeitet wird, sind den Agenten sie Hände gebunden.“
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Beitrag  Akki Do Aug 01, 2019 3:56 pm

Erinnerung an eine Hochzeit

Automatisch griff ich nach der Kaffeekanne und meine Tasse erneut zu füllen. Irritiert über ihr leichtes Gewicht sah ich sie an. Leer.
„So ein Mist.“ Ich lehnte mich zurück und starrte das Chaos auf meinem Schreibtisch an. Der Inhalt des Manila-Ordners lag kreuz und quer verteilt, mein Laptop stand mit blinkender Akku-Anzeige zwischen handschriftlichen Notizen auf Post-Its und halb beschriebenen Blättern mit graphischen Darstellungen. Mein Blick wanderte zur Uhr. Schon halb acht! War Artjom schon zurück?
„Art?“, rief ich probehalber. Meine linke Hand angelte nach dem Ladekabel des Laptops, während ich mit der rechten meine Augen rieb.
Als ich keine Antwort erhielt, stöpselte ich den Laptop ein und raffte meine Papier grob zusammen, um sie in den Safe zu stopfen. Auf dem Laptop hatte ich lediglich ein paar Orte oder Namen gegoogled – natürlich über einen VPN-Client. Ob Beobachter auch vom Internet abhängig waren? Wenn ich den Aufzeichnung glauben konnte, hatten sie etwas, dass sie Allsehendes Auge nannte. Klang nicht nach einer digitalen Anwendung. Aber sie benutzten auch menschliche Agenten, wie meine Vorfahren David und Gabriel am eigenen Leibe erfahren hatten.
David! „Scheiße.“ Ich wollte schnell die Safe schließen und klemmte mir dabei den Finger. Mit einem Schmerzensschrei, fuhr ich hoch.
In diesem Moment hörte ich den Schlüssel im Schloss und wenig später die schnellen Schritte Artjoms, der in fast in mein Zimmer fiel.
„Was ist passiert?“

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Ich steckte meinen Daumen in den Mund und nuschelte. „Geklemmt.“
Artjoms Seufzen war eine Mischung aus Erleichterung und Resignation. Gemäßigteren Schrittes kam er zu mir und zog meine Hand aus dem Mund. „Zeig her. … Halb so wild.“ Er produzierte eine Prise Feenstaub und streute sie über meinen Daumen. Sofort stellte sich eine angenehme Taubheit ein. „Ich hätte Medizin studieren sollen.“
„Danke.“ Ich stand langsam auf und griff mein Handy. „Ich ruf schnell meinen Cousin an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren.“ Im Vorbeigehen hauchte ich Artjom einen Kuss auf die Wange. „Was willst du essen? Ich war einkau … ach scheiße ich hab alles draußen stehen lassen!“
Artjom schmunzelte. Dennoch fiel mir auf, dass er ziemlich fertig aussah. Er hatte einen langen Tag gehabt, die Anwaltskanzlei, in der er angefangen hatte, ließ ihn ganz schön schuften.
„Ruf schon an, Joni“, sagte Artjom, als er meinen Blick bemerkte. „Ich leg nur fünf Minuten die Füße hoch.“
Ich nickte und sah ihm besorgt nach, als er mein Zimmer verließ. Dann beeilte ich mich David anzurufen, der heute sieben wurde.

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Mit meinem jungen Cousin zu sprechen löste einen kurzen Anfall von Heimweh und den Wunsch mit meinen Eltern über die Beobachter zu sprechen aus. Doch ich zwang mich ein aufrichtiges, beobachterfreies Gespräch mit David zu führen, der mir ausführlich seine Geschenke und die Fete beschrieb. Das letzte mal war ich anlässlich Seans Hochzeit in Riverview gewesen. Ich dem kurzen Kleid und den hohen Schuhen, die Art mir ausgesucht hatte, fühlte ich mich etwas deplatziert, auch wenn ich mich beim Shoppen in das Kleid verliebt hatte. Aber es erschien mir, als würde ich nicht mehr so richtig dazu gehören. Felix brachte es auf den Punkt, als er sich mir gegenüber wunderte, dass ich überhaupt gekommen war. Immerhin hatte ich ja angeblich so viel zu tun und ein neues Leben in Twinbrook. Und Sean sei schließlich Kennards Freund und nicht meiner.

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Felix‘ Worte hatten mich mehr verletzt, als ich es in diesem Moment realisiert hatte, zumal ich es zunächst den Drinks zu schob, mit denen sich Felix die Feier schön trank. Meine Mutter hatte alles organisiert. Wie sie mit Nakishas Launen auskam, war mir ein Rätsel. Ich glaube, sie tat es nur Sean zu Liebe. Sean wirkte glücklich, als ich ihm in einer ruhigen Minute ein persönliches Geschenk überreichte.

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Ich hatte einen kleinen Comic-Geisterjäger gezeichnet, der „Keine Angst“ in einer Sprechblase stehen hatte. Eigentlich hatte ich es für seinen Geburtstag gemalt, aber es erschien mir in diesem Moment angebrachter. Als er das Bild betrachtete, zogen sich für einen Moment seine Mundwinkel nach oben, ganz so als wolle er lächeln. Nakisha suchte sich natürlich diesen Moment aus, um nach Sean zu brüllen. Der Anflug des Lächelns verschwand und ich meinte etwas wie Angst in seinen Augen zu sehen. Nakisha hatte gerade eine gute Phase, aber sie war unberechenbar. Mir lag auf der Zunge zu sagen, dass Sean das Mantra im Moment wohl mehr als ich brauchte. Doch sein Blick sagte mir, dass er es ohnehin wusste.
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Beitrag  Akki Do Aug 01, 2019 5:29 pm

Going Commando

Etwas später rette ich von den Einkaufen, was zu retten war und verscheuchte alle Gedanken an Felix Worte und Seans Ängste. Eine Milchflasche, die mir bei meiner unheimlichen Begegnung zersprungen war, hatte die Tüte mit dem Obst und Gemüse geflutet. In der anderen Tüte war die Tiefkühlpizza mehr als angetaut und das Kondenswasser war durch die Papiertüte in die Brottüte gelangt, so dass alles matschig war.
Alles die blöde Beobachterin schuld, dachte ich und versuchte mir ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen. Es blieb erfolglos, ganz so wie es meine Vorfahren geschildert hatten. Durch meine Recherche hatte ich eine Hypothese gebildet: Die Beobachter, die meine Familie gelegentlich aufsuchten, hatten solche Allerweltsgesichter, dass man sie rasch wieder vergaß. Ich hatte sie die Gesichtslosen getauft. Aber nach allem was ich aus den Aufzeichnungen von Kira und Darrel sowie Akkis Notizen entnehmen konnte, waren sie wohl nur kleine Drohnen. Agenten vielleicht, die geschickt worden waren um auszuprobieren wie wackelig wir waren. Hinter ihnen mussten mächtigere Beobachter stehen. Die, die wirklich hinter uns her waren – warum auch immer. Dahinter war ich noch nicht gekommen. Warum waren Kira und Darrel und ihre Nachfahren so interessant für die Beobachter?
Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken zu sortieren. Vielleicht sollte ich mich nicht zu sehr auf das warum konzentrieren, sondern eher auf das wie. Es gab meiner Hypothese nach also mindestens zwei Sorten von Beobachtern: die Gesichtslosen und ihre Vorgesetzten. Die Beobachter hatten keinen Einfluss auf die Übernatürlichen Sims oder die Senseleute. Auch die Aliens schienen von ihnen nicht beeinflusst zu werden. Es stand nicht explizit in den Aufzeichnungen, aber ich wurde den Verdacht nicht los, dass es noch eine übergeordnete Instanz geben musste, der alle anderen Rechenschaft ablegen mussten. Warum wäre sonst eine Änderung der Regeln für Mom und Asher möglich gewesen? Das war doch ein Ausgleich für den Mord an Lace oder?

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Mir schwirrte der Kopf. Ich nahm mein Handy und scrollte noch einmal durch meine Kontakte. Es wäre sicherlich klug, meine Überlegungen mit meinen Eltern zu teilen. Vielleicht übersah ich etwas? Doch dann würden sie sich große Sorgen machen. Nein, meine Familie war keine Option. Kurz entschlossen nahm ich eine Sprachnachricht auf und schickte sie an Sean. „Hi Sean. Ich habe gerade an dich gedacht. Ich hoffe es geht dir gut. Wenn du mich brauchst, weißt du wo du mich findest.“ Lächelnd schickte ich die Nachricht ab und schob die angetaute Pizza in den Ofen, bevor ich nach Artjom sah.

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Er hatte sich nicht mal die Schuhe ausgezogen und lag dösend auf dem Bett.
„Vielleicht solltest du der Gewerkschaft beitreten“, schlug ich vor während ich mich daran machte seine Schuhe aufzuschnüren. „Du arbeitest zu viel.“
Er machte ein unbestimmtes Geräusch und versuchte die Augen aufzuhalten. Ich schüttelte den Kopf und öffnete Gürtel und Hose.
„Hat mein Charme doch endlich überzeugt?“, fragte er gähnend.
„In deinen wildesten Träumen“ Augenrollend zerrte ich ihm die Hose runter. „Argh, wie kannst du commando in Anzugshosen steigen?“, quiekte ich und warf seine Hose über seinen Schoss. Dummerweise traf die Gürtelschnalle einen empfindlichen Körperteil. Diesmal war es Artjom, der vor Schmerzen aufschrie.
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Beitrag  Akki Do Aug 01, 2019 5:41 pm

Tiefkühlpizza und Kühlakkus

Etwas später saß Artjom in Unterwäsche und mit einem Kühlpack zwischen den Beinen auf der Couch, während ich die Pizza aus dem Ofen holte und in Stücke schnitt. Mit dem Teller in der einen Hand und einem frischen Kühlakku in der anderen, setzte ich mich neben meinen Mitbewohner auf die Couch.
„Hat keine Unterwäsche tragen etwas mit deinen Überstunden zu tun?“, fragte ich mit unschuldigem Blick.
„Ob dus glaubst oder nicht: Nein. Ich hab heute morgen einfach verpennt und keine Zeit gehabt im Wäschekorb nach frischer Unterwäsche zu suchen.“
Ich sparte mir den Hinweis, dass er mit Wäsche waschen dran war und nahm mir vor, vorm ins Bett gehen noch schnell Wäsche zu falten. Meine Mutter, ein Ausbund an Struktur, schaffte es schließlich auch alles zu organisieren, was der Rest der Familie vergaß. Bei dem Gedanken an meine Familie musste ich ein Seufzen unterdrücken. Ich legte den Kopf schief und betrachtete Artjom. Er schien sich so weit erholt zu haben, dass er essen konnte – immerhin schob er sich das größte Stück Pizza beidhändig in den Mund. „Waf ischt?“

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„Nichts.“ Unschlüssig nagte ich an meiner Unterlippe. „Artjom, kann ich dir vertrauen?“
Er zog kauend die Augenbrauen hoch. „Wenn du mir nicht vertrauen würdest, würdest du mich dir nicht nackt zeigen, wenn du Hilfe bei deinen Outfits brauchst. Oder mich einfach ausziehen.“
„Pff, vielleicht vertraue ich auch nur darauf, dass du sexuell komplett uninteressiert an mir bist. Dann bist du nämlich handzahm.“
Ihm schien eine freche Antwort auf der Zunge zu liegen, aber er äußerte sich nicht weiter. Stattdessen nahm er meine Hand und drückte sie, bevor er sich ein zweites Stück Pizza gönnte.
Und was heißt das jetzt bitte?, fragte ich mich irritiert.
Artjom aß das Stück bedächtig auf, bevor er sagte: „Die Frage muss doch eher an dich gehen, Kaninchen. Vertraust DU mir? Das musst du wissen, das kann ich dir nicht sagen.“ Er rieb sich die Hände an den nackten Oberschenkeln ab. „Aber du weißt, dass ich dich liebe und dir nie schaden würde.“
Ich wusste nicht, was ich drauf erwidern sollte. Stattdessen rückte ich neben ihn und umarmte ihn. Artjom war tatsächlich so dermaßen uninteressiert an meinem Körper, dass ich mich nackt auf seinen Schoß setzen und einen Lapdance performen könnte, ohne dass sich da irgendetwas rührte. Hätte ich mit anderen Simos nicht gegenteilige Erfahrung gemacht, würde das mein Selbstbewusstsein ganz schön niederschmettern. Artjom jagte jedem Simo und jeder Sima nach, die er auch nur ein bisschen sexuell attraktiv fand. Und ausgerechnet bei mir war der Ofen aus? Wäre Artjom nicht der liebenswerte Fee, der er war. Ich hatte nicht das geringste Bedürfnis mit ihm zu schlafen, aber seine Nähe und seine Gesellschaft war mir wichtig. Dass er mich liebte, sagte er mir oft und ich glaubte ihm. Ich liebte ihn ja auch – er war Familie für mich.

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„Was liegt dir auf der Seele?“, fragte Artjom schließlich, nachdem er mir erfolglos ein Stück Pizza angeboten hatte. Den Appetit hatten die Beobachter mir verdorben.
Meine Eltern hatten mir immer geraten, meine Freunde – denen ich von ganzem Herzen vertraute – von den Beobachtern zu erzählen. Wahrscheinlich hatten sie dabei eher an Roxanne oder Kelsey gedachte und nicht an einen promiskuitiven Fee. Ich grinste. „Ich liebe dich auch.“, antwortete ich schließlich. „Und ich vertraue dir. Wenn ich – und das was ich dir gleich erzählen werden – zu viel werden, dann musst du mir das sagen.“
„Jetzt wirst du aber mysteriös.“
Ich legte den Kopf schief. „Hast du schon mal etwas von den Beobachtern gehört?“ Die Tatsache, dass ich das Wort aussprechen konnte, sprach dafür. Nach allem, was ich heute gelesen hatte, hätte mich ansonsten die Maulsperre erwischt. Aber unter Jenseitigen gab es viele, die von Beobachtern wussten, dass hatte Asher immer wieder betont.
Artjom schob mich ein Stück von sich und musterte mich gründlich. Er war freizügig mit den Informationen über sein Sexleben, aber er erzählte selten etwas von Moonlight Falls, seiner Familie oder seiner Jenseitigkeit. Ich sprach auch selten von den übernatürlichen Sims in meinem Leben. Es spielte einfach keine Rolle welchen okkulten Status jemand hatte. Art musste sich wundern, warum ich jetzt mit diesem Thema um die Ecke kam.

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„Ich weiß von den Beobachtern“, bestätigte er schließlich. „Es wundert mich, dass du davon weißt.“
Ich schnaubte. „Ich wünschte, ich wüsste nichts von ihnen und die nichts von mir.“ Ich lehnte mich zurück an seine Seite. „Die Beobachter wollen meine Familie in ihren Fängen wissen. Meine Vorfahren müssen ihnen irgendwie entwischt sein und nun suchen sie uns schon seit Generationen heim und versuchen sich in unser Leben zu schleichen. Warum und wozu ist mir ein Rätsel.“
Ich spürte, dass Artjom nickte. „Das ist es was sie tun: Beobachten. Sie können alles und jeden beobachten, mit Ausnahme von uns Jenseitigen Sims in Moonlight Falls und einigen wenigen Ausnahmen außerhalb. Deine Vorfahren müssen sich irgendwie entzogen haben.“ Er drückte mich an sich. „Um ehrlich zu sein, dass ist das erste Mal, dass ich von diesseitigen Sims höre, die den Beobachtern entwischt sind und auch nach Generationen davon wissen.“
„Ich bin eben was besonderes.“
Lachend küsste er meine Wange. „Das bist du wirklich. Möchtest du ein bisschen ausholen?“
Ich nickte und erzählte ihm, was ich von unseren Stammeltern und ihren Kindern bis hin zu mir wusste. Alles was aufgeschrieben worden war und ich lesen konnte, konnte ich Artjom mitteilen.
„Hm, daher kam mir der Nachname so bekannt vor.“ Artjom war von einigen Dingen wesentlich faszinierter als von der Beobachter-Sache. „Akki und David Felinger haben wir im Zuge des Geschichtsunterrichts kennengelernt.“

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„Scheint ja keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.“, murmelte ich fast ein bisschen enttäuscht. Da war meine Familie – zumindest ein kleiner Teil – in Moonlight Falls bekannt und er brachte sie nicht mit mir in Verbindung. So viel zu meinem Selbstbewusstsein …
„Tatsächlich hat dein Onkel vor unserer Abschlussklasse einen Vortrag gehalten um für die IMBA-Akademie zu werben.“
„Welcher?“, fragte ich und rechnete damit Onkel Wills Namen zu hören.
„Der heiße Magier.“
Ich schlug nach Arts Schulter. „Artjom! Bilder in meinem Kopf!“
Es amüsierte ihn königlich. Ich sah ihn säuerlich an. „Jaja, der heiße jenseitige Onkel und das kleine hässliche, diesseitige Entchen.“ Es kostete mich viel Überwindung ihm nicht die Zunge rauszustrecken.
„Du bist nicht hässlich.“ Er drückte mich an sich. „Und du weißt, ich mache keinen Unterschied zwischen Diesseitig und Jenseitig.“

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„Nee, du findest mich sexuell nur total nichtssagend.“
„Sei froh, Kaninchen.“ Er sah mich ernst an. „Du weißt wie ich mit meinen Sexualpartner verfahre. Unsere … Beziehung ist wesentlich stabiler.“
Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln. Manchmal wurde ich nicht ganz schlau aus Artjom.
„Auf jeden Fall bin ich sicher, heute eine Gesichtslose gesehen zu haben. Deswegen auch das Missgeschick mit den Einkäufen.“, wechselte ich zum ursprünglichen Thema zurück bevor das Schweigen zwischen uns unangenehm wurde. Rasch berichtete ich.
„Und deiner Theorie nach, sind die Gesichtslosen nur Drohnen? Interessante Analogie.“

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Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob sie deswegen ungefährlich sind. Wenn ich den Berichten meiner Vorfahren glauben kann, waren es immer Gesichtslose oder simlische Agenten, die an sie herangetreten waren. Meist mit dem Angebot, etwas wieder gut oder besser zu machen: Einen Tod verhindern oder eine verlorene Liebe zurückzubekommen zum Beispiel.“
„Klingt nach einem Kuhhandel.“ Er warf einen Blick auf den leeren Pizzateller, den er allein zu verantworten hatte. „Hast du keinen Hunger?“
Vehement schüttelte ich den Kopf. Die Beobachter lagen mir ihm Magen.
Artjom sah besorgt drein, drang aber nicht weiter auf mich ein. „Hat deine Familie sich mal die Bibliothek von Moonlight Falls angeschaut? Im Archiv dort gibt es ein paar Bücher über die Beobachter.“
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Beitrag  Akki Sa Aug 03, 2019 7:46 pm

Anhaltspunkt

Wie vom Blitz getroffen sah ich ihn an. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Sag nicht, auf die Idee sind sechs Generationen nicht gekommen – nicht mal Akki?“
Ich sprang ohne weitere Unfälle von der Couch und holte meine Aufzeichnungen. Gemeinsam durchforsteten wir die Blätter. Nein, Akki hatte davon nichts geschrieben.
„Wusste sie das etwa nicht?“, wunderte ich mich als ich enttäuscht das letzte Blatt zur Seite legte. Artjom sammelte alle Blätter ein und legte sie ordentlich in den Ordner. Was Akten anbetraf war er fast etwas zwanghaft.
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Ihr Vater und ihr Bruder standen bzw. stehen doch dem Rat vor. Ich denke eher, die Seuche hat verhindert, dass sie einen Gedanken daran verschwenden konnte. Und danach wurde sie verbannt.“

Felinger Legacy - Seite 7 Scree527


„Ja, aber sie hätte doch Asher oder Mom bitten können, danach zu sehen als sie in Moonlight Falls waren.“
Artjom zuckte die Schultern. Er erhob sich und streckte seine Flügel. „Mit der Sorge um Onkel Hottie und der Gründung von IMBA ist das alles vielleicht auch in den Hintergrund gerückt. Jetzt kannst du‘s eh nicht mehr ändern.“ Er zog mich hoch. „Ich muss ins Bett. Musst du morgen ins Büro?“
„Nee, ich mach Home Office.“ Grübelnd nahm ich den Ordner an mich und drückte ihn an die Brust. Den Pizzateller ignorierte ich geflissentlich.
Artjom sah mich lange an, bevor er sich räusperte und fragte: „Was hältst du davon, wenn wir uns nächsten Monat ein paar Tage frei nehmen und nach Moonlight Falls fahren?“
Ich konnte ein Schaudern nicht verhindern. Moonlight Falls mit seiner trüben Lichtstimmung war nicht gerade mein Lieblingsort. „Kannst du dir denn frei nehmen?“, fragte ich deswegen rasch.
Er lachte. „Urlaub steht mir zu. Wir beenden gerade einen Fall, morgen ist der letzte Gerichtstermin, danach sollte es etwas ruhiger werden. Ansonsten muss ich wohl doch der Gewerkschaft beitreten.“ Er nickte ernsthaft. „Davon abgesehen bist du mir das wert.“

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Beitrag  Akki Sa Aug 03, 2019 7:48 pm

Interludium

Eins projizierte ihr Allsehendes Auge vor die Grenze von Moonlight Falls. Hätte sie eine Gestalt benutzt, sie hätte gelächelt. Mit ihrem Besuch in der jenseitigen Stadt hatte sich die Felinger dem Zugriff der Beobachter vorerst entzogen. Natürlich durfte sie als diesseitige Sima nicht dauerhaft dort bleiben, aber es verschaffte Eins eine Ruhepause. Sie jonglierte derzeit so viele Fäden, dass sie sich bemühen musste den Überblick zu behalten. College war zwar noch Bestandteil der Verschwörung, aber die Felinger hatte mit seine Stadt eigentlich nichts mehr zu tun. Warum er dennoch bei ihr und Twinbrook blieb, war Eins ein Rätsel. Twinbrook hielt zur Zeit dankenswerter Weise die Füße still. Sie schmollte noch über die Felinger-Agenten in ihrer Stadt, aber da die Felinger derzeit ausgeflogen war, gehörte die Stadt ganz und gar Twinbrook. Eins beendete die aussichtslose Projektion. Sie würde die Verschnaufpause sinnvoll nutzen.
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Beitrag  Akki Sa Aug 03, 2019 7:51 pm

Wiedersehen mit Onkel Will

Obwohl ich schon in Moonlight Falls gewesen war, jagte mir die Stadt immer noch einen Schauder über den Rücken. Die umgebene Bergkette fand ich bedrohlich. Es kam mir immer so vor als lauerten sie auf die Stadt. Die Zwillinge hatten mir immer einen Vogel gezeigt und auf den natürlichen Schutz durch die Bergkette hingewiesen. Ich mochte sie trotzdem nicht. Dazu kam, dass es niemals richtig hell zu werden schien. Selbst bei schönstem Sommerwetter war alles in ein dämmriges, unheimliches Licht getaucht.
Auch bei meinem Besuch mit Artjom fand ich keineswegs Gefallen an der Stadt. Doch seine Anwesenheit machte das ganze wenigstens etwas erträglicher, auch wenn seine gute Laune durch den Besuch in seiner Heimatstadt gedämpft schien.

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Über seinen Vater hatte Artjom ein kleines Häuschen für eine Woche gemietet. Es war das erste Mal, dass er überhaupt seinen Vater erwähnte.
„Willst du ihn nicht besuchen gehen?“, fragte ich auf dem Weg zu meinem Onkel William (Onkel um so und so viel Ecken, aber wehe, man sagte nicht Onkel Will!).
„Später vielleicht. Wir sind schließlich ein paar Tage hier.“ Artjom schob seine Hände in die Taschen und kickte einen kleinen Kiesel.
Dieses bubenhafte Verhalten wollte so gar nicht zu ihm passen, doch bevor ich ihn darauf ansprechen konnte, lächelte er mich an und sagte: „Versteh mich nicht falsch. Ich hab meinen Vater tatsächlich sehr gern. Aber … ich weiß auch nicht. Schätze es liegt an mir.“
Ich blieb stehen und nahm Artjoms Hand. Er erwiderte den Druck. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schüttelte dann aber den Kopf. „Später, Kaninchen. Jetzt besuchen wir erst mal DEINE Familie.“
„Pff, du willst ja nur meinen heißen Magieronkel treffen. Da muss ich dich aber enttäuschen, der wohnt in Riverview.“
Artjom warf mir einen schrägen Blick zu. Wahrscheinlich wünschte er, er hätte niemals erwähnt, dass er Asher heiß fand. Tja, selbst Schuld.

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Onkel Will erinnerte sich dankenswerter Weise daran, mich vorsichtig zu umarmen. Mir blieb zwar immer noch die Luft weg, aber immerhin brachen keine Rippen.
„Das ist Artjom, er …“, wollte ich meine Begleitung gerade vorstellen, da schüttelte Will schon begeistert Arts Hand.
„Gut dich zu sehen, Arti. Wie geht es deinem Vater?“
Arti?! Ich war Artjom einen fragenden Blick, den er mit einem gequälten Kopfschütteln beantwortete.
Will brachte uns ins Haus und setzte uns Tee und Kuchen vor. Er sah keinen Tag älter aus, ebenso seine Tochter Golda, die uns nur kurz begrüßte bevor sie zur Arbeit fuhr. Nachdenklich musterte ich Artjom. Ich hatte vergessen, dass die jenseitigen Sims langsamer alterten als wir. Viel langsamer. Wie alt mochte Artjom wohl wirklich sein?
Überraschenderweise klärte sich diese Frage nur wenige Momente später aus, als Will von Klein-Arti erzählen wollte, als sei es gestern gewesen.
„Wann war das denn genau?“, fragte ich rasch bevor sich Onkel Will in Details verlor und Artjom es noch schaffte durch das Sofa im Boden zu verschwinden.
„Es ist wirklich kaum Zeit vergangen. Nur zwanzig Jahre oder so.“, erwiderte Will.

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Ja, kaum Zeit, dachte ich. Aber dann würde Artjom ja genau altern wie ich.
„Seit der Seuche hat sich einiges verändert.“ Die Erzählung über die Kindheit meines Freundes war vergessen und Wills Miene verdunkelte sich. „Die Kinder, die danach geboren wurden, altern eher wie Menschen.“ Er seufzte tief und sah Artjom mitleidig an. „Manche geben dem Heilmittel meiner Schwester die Schuld. Manche denken es liegt an der Öffnung Moonlight Falls.“
Artjom stützte die Hände auf die Knie und nickte. „Wenigstens suchen sie nicht noch andere Auslöser.“ Irrte ich mich oder sah er bitter aus? Onkel Will tätschelte großväterlich sein Knie. Nein, ich konnte mich nicht irren.
Bevor Will etwas zu Art sagen konnte, wechselte dieser das Thema. „Mr. Varg, wir sind aus einem anderen Grund hier.“
„Hm, dachte mir schon, dass es kein reiner Familienbesuch ist.“ Er lachte schallend und zeigte mit dem Finger auf mich. „Die kleine Joni mag Moonlight Falls nämlich immer noch nicht.“
Ich zu#og eine Schnute. Dabei gab ich mir wirklich alle Mühe meine Gefühle nicht zu zeigen. Aber wahrscheinlich roch William meine Angst. Dagegen konnte ich wirklich nichts tun. Ich richtete mich auf und erklärte möglichst gefasst, was uns herführte.

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William lauschte aufmerksam. Sein Blick wanderte zwischen Artjom und mir hin und her. Schließlich nickte er.
„Ich verstehe.“ Dann schüttelte er den Kopf und ich fürchtete schon, er wolle uns verbieten das Archiv aufzusuchen. Doch er sah Artjom an. „Dein Vater hat dich zu oft mit in die Archive geschleppt. Das ist kein Ort für Kinder.“
Artjom zuckte mit den Schultern. „Ich hab‘s überlebt.“ Fast wirkte er, als wolle er etwas ergänzen, doch er biss sich rasch auf die Unterlippe.
William und ich musterten den Fee lange. Ich begann mir Sorgen zu machen. Will erholte sich als erster. Er nickte still und erklärte dann, dass er uns im Archiv anmelden würde. Dann zwang er und noch mehr Tee und Kuchen auf und wollte Neuigkeiten von meiner Familie hören.
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Beitrag  Akki Sa Aug 03, 2019 10:42 pm

Artjoms Eltern

Ich hielt es immerhin aus mit meinen Fragen zu warten, bis wir an unserer Unterkunft angekommen waren. Zumindest war das mein Plan, aber Art kam mir zuvor.
„Mein Vater arbeitet für deinen Onkel. Er durchforstet die Archive.“
Wir setzten uns. Vom Tee und Kuchen war ich absolut voll.
„Aber er ist nicht gerade gern unter anderen Leuten.“ Artjom zuckte seufzend mit den Schultern. „Ich schätze es liegt an mir.“
Ich legte meine Hand auf seine Hand und wartete, bis er fortfuhr. Ich hatte Art noch nie so nachdenklich erlebt.

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„Mein Vater ist ein Vampir. Meine Mutter war eine Fee.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Auch wenn sich in Moonlight Falls einiges geändert hat, Vampire und Feen passen nicht zusammen.“
Artjom sah auf unsere Hände und dann zu mir. Er rang sich ein lächelnd ab. „Ich glaube nicht, dass es eine große Liebe zwischen meinen Eltern war – eher eine Hals-über-Kopf-Sache – mit ungeplanten Konsequenzen. Aber als meine Mutter bei meiner Geburt starb, machte es das für meinen Vater. Die Familie meiner Mutter gab meinem Vater und mir die Schuld an ihrem Tod, egal was die Ärzte sagten. Mich lehnten sie von Anfang an. Mein Vater hat sich danach noch weiter zurückgezogen.“
„Es tut mir so leid.“ Ich nahm ihn in die Arme.
„Hm.“, machte der dankbar und vergrub sein Gesicht kurz an meinem Hals.

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„Ich hab‘s überlebt.“, sagte er schließlich nachdem er sich von mir gelöst hatte. Er grinste schief. „Aber sobald ich konnte, hab ich diesem Kaff den Rücken gekehrt. Mein Vater konnte es mir nicht verübeln, ich glaube er will manchmal auch nur weg hier.“
„Warum ist er dann geblieben?“
„Ich weiß es nicht. Pflichtbewusstsein? Angst?“ Art stand auf und streckte sich. „Es gibt vieles, was ich von meinem Vater nicht weiß. Er ist verschlossen, gerade was die Zeit vor meiner Mutter oder mir anbetrifft. Und er ist uralt – viel älter als sogar William.“
Art rieb sich die Schläfen. „Ich hau mich hin. Lass uns morgen früh im Archiv anfangen, okay?“
Ich nickte und sah ihm gedankenverloren nach. Art hatte es nicht explizit gesagt, aber an der Geschichte seiner Herkunft hatte er doch mehr zu knacken als er es zugab. Wenn die jenseitigen Sims so gehässig waren, wie diesseitige, musste er in seiner Kindheit das ein oder andere abbekommen haben. Wie er es geschafft hatte sich trotzdem zu so einem Ausbund von Lebensfreude zu entwickeln, war mir ein Rätsel. Er tat mir von Herzen leid und ich wäre ihm am liebsten nachgerannt, um ihn in den Arm zu nehmen. Doch irgendetwas sagte mir, dass er jetzt allein sein wollte.

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Beitrag  Akki So Aug 04, 2019 7:56 pm

Ein unerwartetes Treffen

Am nächsten Morgen erwachte ich in einem leeren Haus. Kurz stieg Panik in mir auf, als ich Artjom nicht fand. Doch bevor ich Zeit hatte zu hyperventilieren, fand ich einen Zettel von ihm. Er war in aller Frühe zu seinem Vater gegangen und wollte mich gegen neun am Archiv treffen. Ich sah auf die Uhr. Es war noch genug Zeit in Ruhe zu frühstücken.
Etwas später warf ich meinen Sweater über und schloss das Haus hinter mir ab. Mit nach unten gezogenen Mundwinkeln sah ich in den zwielichtigen Himmel. William hatte recht, ich mochte es hier nicht. Seufzend stieg ich die Treppen der Veranda hinunter. Aus dem Augenwinkel sah ich einen blonden Schopf.
„Sean.“ Ich war von mir selbst überrascht wie ruhig meine Stimme klang.
„Joni.“ Auch Sean klang wie immer – als wäre es das natürlichste auf der Werlt, dass ich freiwillig und ohne meine Familie hier war.

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Wir sahen einander stumm an. Schließlich lächelte ich. „Wie geht es dir?“
Er neigte den Kopf zur Seite – seine Version eines Schulterzuckens.
„Ich bin hier um etwas über die Beobachter herauszufinden.“, fuhr ich fort.
Sean nickte. Er schaffte tatsächlich ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. Das ließ mich noch breiter lächeln. Ihm musste es wirklich gut gehen.
„Kann ich dir helfen? Ich bin nicht mehr lange hier.“ Er deutete Richtung Stadtmitte. „IMBA-Schulung.“ Dann sah mich lange an. „Danke für deine Nachricht.“
Die Nachricht hatte ich schon fast vergessen. Er hatte nie geantwortet.
„Sie hat mir sehr gut getan.“
Sean war heute geradezu gesprächig, stellte ich fest. „Für dich immer.“, erwiderte ich ehrlich. Ich legte den Kopf schief, während ich mit mir rang nach Nakisha zu fragen. Doch die dunklen Schatten, die trotz seines Lächelns unter Seans Augen lagen, erübrigten eine Nachfrage.
„Nakisha hat dunkle Phase.“, vermutete ich deswegen.
Sean nickte und sein Lächeln erlosch. Fast erwartete ich, dass er seufzte, so wie damals als wir uns in meinem ersten Semester gesehen hatten.
„Nakisha geht es nicht gut.“, bestätigte Sean langsam. Er sah zu Boden.
Mein Herz flog ihm entgegen, so niedergeschlagen sah er aus. Ich wollte gerade einen Schritt auf ihn zu machen, um ihm wenigstens eine Hand auf die Schulter legen, als er den Kopf hob. In seinen Augen stritten verschiedene Emotionen. „Sie erwartet ein Kind.“
Für einen kurzen Moment war ich baff. Ein Eimer eiskalten Wassers hätte mich nicht erfolgreicher schocken.
„Ähm … ich gratuliere.“, brachte ich schließlich hervor, auch wenn ich am liebsten meiner Sorge Luft gemacht hätte. Nakisha kam ja kaum auf ihr eigenes Leben klar, wie sollte sie da ein Baby versorgen? Roxanne, die vor kurzen ungeplant ein Kind bekommen hatte (dessen Vater sich schleunigst aus dem Staub gemacht hatte), schaffte es nur mit der Hilfe ihrer Eltern und sie war geistig gesund. Trocken schluckte ich. An Seans Gesicht sah ich, dass er die gleichen Sorgen hatte. Und doch blitzte in seinen Augen ein Funken Freude. Er war herzzerreißend.

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„Willst du einen Kaffee?“, fragte ich schließlich. Sobald er genickt hatte, kramte ich meinen Schlüssel raus. „Komm rein. Ich muss nur eben Artjom Bescheid sagen, dass ich mich verspäte.“
Sean folgte mir in die Küche. Er deutete auf die Kaffeemaschine und ich sagte ihm dankbar, wo alles war, bevor ich mich zurückzog um Art Bescheid zu sagen.
Sollte ich anrufen? Eine Nachricht schreiben? Irritiert schüttelte ich den Kopf. Normalerweise würde ich keinen Gedanken daran verschwenden. Seans Mitteilung hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen. Ich atmete tief ein und wählte Arts Nummer.
„Hey, sorry, wenn ich störe.“, meldete ich mich.
„Alles gut, Kaninchen. Ich bin noch bei meinem Vater.“
„Ich habe zufällig Sean getroffen.“ Artjom wusste in groben Zügen, wer Sean war. „Ich habe ihn auf einen Kaffee eingeladen.“
„Er braucht dich gerade.“ Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage. Am liebsten hätte ich Art geknutscht. „Lass dir Zeit und komm ins Archiv, wenn du kannst.“
„Danke, Art.“
Ich konnte förmlich sehen, wie er lächelte. „Für dich immer.“
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Beitrag  Akki So Aug 04, 2019 8:11 pm

Rettungsleine

In der Küche prötterte die Kaffeemaschine unter Seans Blicken vor sich hin. Als er meine Schritte hörte, sah er zu mir.
„Du freust dich auf das Kind.“, stellte ich fest, während ich zwei Tassen aus dem Schrank nahm.
„Ja.“ Er nahm seine Brille ab und massierte mit Daumen und Zeigefinder seine Nasenwurzel.
„Aber du machst dir wegen Nakisha auch Sorgen.“
Er blieb mir eine verbale Antwort schuldig, aber der Blick, den er mir schenkte, kaum dass er seine Brille wieder aufsetzte, sprach Bände.
Der Kaffee war durchgelaufen und ich füllte uns sorgsam Kaffee ein. Als ich Sean seine Tasse reichte, berührte ich ihn kurz an den Hand und nickte ihm lächelnd zu. Sean war kein großer Umarmer, das wusste ich. Aber ich hatte das Bedürfnis ihn zu umarmen und ihm zu sagen, dass alles wieder gut wird. Auch wenn ich es selber stark bezweifelte.

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„Nimmt sie zur Zeit Medikamente?“
Er schüttelte den Kopf und nippte vorsichtig an seinem Kaffee. Für gewöhnlich störte es mich nicht, dass er schwieg, aber heute machte es mich fast wahnsinnig. „Sean, rede mit mir. Bitte!“ Ich stellte meine Kaffeetasse ab und hinterließ eine kleine Pfütze als der Kaffee überschwappte. „Oder rede mit Kenny, wenn du nicht mit mir sprechen willst. Du musst reden!“
Er sah mich ein überrascht an – und schwieg. Es war zum Haare raufen!
„Ich will dir helfen, aber ich weiß nicht wie.“, sagte ich kleinlaut.
„Du hilfst mir immer.“, entgegnete er mit sanfter Stimme.
„Aber wie? Ich tu doch nix!“ Frustriert wollte ich nach meinem Kaffee greifen.

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Sean fing meine Hand ab und drückte sie rasch an seine Brust. Dass mir mein Mund nicht offen stehen blieb, war dem Umstand zu verdanken, dass ich zu perplex war ihn überhaupt zu öffnen.
„Du gibst mir Normalität.“, erklärte er schlicht. Dann ließ er die Schultern sacken. „Auch wenn es dieses Mal vielleicht nicht genug ist.“ Vorsichtig legte er meine Hand in meinen Schoß, als sei sie ein besonders wertvolles Kleinod. Ich starrte ihn an. Dann stand ich auf und legte meine Arme um ihn. „Alles wird gut.“

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Er erwiderte etwas steif die Umarmung und ich vermeinte ein Seufzen zu hören. An meinem Ohr flüsterte er: „Wir wissen beide, dass das nur zu hoffen bleibt.“
Ich nickte. „Ja.“, sagte ich leise und drückte ihn etwas fester an mich. „Aber ich kenne dich. Du wirst alles in deiner Macht stehende tun, damit es Nakisha und dem Baby gut geht.“
Als er sich aus meiner Umarmung befreite, hielt ich ihn an den Schultern fest. Ernst sah ich ihn an. „Nur Sean – verlier dich bitte selbst nicht aus den Augen.“ Als er den Kopf erneut neigen wollte, griff ich nach seinem Kinn und zwang ihn mich anzusehen. „Ich meine das ernst.“
Er rang sich zu einem Lächeln durch und nickte.
„Wenn du irgendetwas brauchst, ich bin nur einen Anruf entfernt.“ Das hatte ich ihm schon mal gesagt, doch er kam nie auf mein Angebot zurück. Und trotzdem schien er mich zu brauchen.
„Das ist immer meine Rettungsleine.“ Sean nahm seinen Kaffee und ließ diesen Satz, einfach so stehen. Verwirrt nahm ich meine eigene Tasse und nippte an dem Kaffee, ohne ihn wirklich zu schmecken.
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Beitrag  Akki Mo Aug 05, 2019 6:10 pm

Einsichten – Teil 1

Kurz nachdem wir den Kaffee schweigend ausgetrunken hatten, machte sich Sean auf den Weg. Ich sah ihm lange nach, bevor ich die Kaffeetassen schnell per Hand spülte. Meine Gedanken wanderten zu Nakisha. Ich mochte sie nicht wirklich. Aber Sean schien sie zu lieben, sonst hätte er sie nicht geheiratet oder? Ob das Kind geplant war? Ich konnte es mir kaum vorstellen, denn Nakisha war so regelmäßig auf Antidepressiva – zusätzlich zu ihrer grundlegenden Labilität war es da doch Wahnsinn, ein Kind zu bekommen.
„Scheiße.“ Ich war so in Gedanken, dass ich nicht auf das Spülwasser geachtet hatte und alles nass geworden war. Entnervt stellte ich die Kaffeetassen ab und griff nach einem Lappen, um mein Malheur aufzuwischen. Kopfschüttelnd hängte ich das Tuch anschließend auf. Warum tat Nakisha das? Natürlich, um ein Kind zu zeugen brauchte es zwei Sims – wie Art nie müde wurden zu betonen, wenn er mir einschärfte trotz der Pille darauf zu bestehen, dass auch der Simo verhütete.

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Meine Gedanke schweiften zu Artjom. Seine Geschichte ließ mein Herz schmerzen. Hinter seiner promiskuitiven und lebensfrohen Art musste er einige Verletzungen versteckt haben. Ich seufzte. Beide Simos taten mir aus ganzem Herzen leid. Ich nahm mir vor, für die beiden da zu sein, komme was wolle. Sie waren die beiden wichtigsten Sims in meinem Leben.
„Hab ich das gerade wirklich gedacht?“, wunderte ich mich laut. „Hm.“ Schulterzuckend griff ich den Hausschlüssel und machte mich auf den Weg zum Archiv.
Auf dem Weg zog ich den ein oder anderen neugierigen Blick an. Alle jenseitigen Sims waren sehr freundlich. Im Gegensatz zu Horrorfiktion fand ich Vampire und Werwölfe im echten Leben überhaupt nicht schaurig. Sie waren ja auch nur Sims. Ich erinnerte mich, dass mein Urgroßvater Gabriel irgendwo aufgeschrieben hatte, dass jenseitige Sims keine Monster seien – Menschen seien die wirklichen Monster. Wenn man mich fragte, waren die einzigen Monster die Beobachter. Ich schüttelte mich. Mittlerweile war ich vor der Bibliothek angekommen, hinter der das Archiv lag. Das erste Gebäude war hell und freundlich (so hell und freundlich es hier sein konnte), aber das Archiv kannte ich von früheren Besuchen. Zumindest von außen – ich hatte mich geweigert meinen Vater hineinzubegleiten. Meine Mutter schien jedes Mal erleichtert, dass sie einen Grund hatte nicht hinein zu gehen. Dabei war ich der einzige Angsthase in der Familie! Aber selbst Dad schien das Archiv nicht gern zu betreten. So langsam begann ich mich zu fragen, ob es einen bestimmten Grund hatte.



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Artjom wartete in der Bibliothek.
„Alles in Ordnung?“, fragte er mich, nachdem wir uns begrüßt hatten.
Ich machte ein nichtssagendes Geräusch. „Sollte ich das nicht eher dich fragen?“
Artjom sah gestresster aus als während der letzten Prüfungsphase. Ich bemerkte den ein oder anderen Blick, den er kassierte. Nicht wirklich unfreundlich, aber auch nicht so harmlos neugierig, wie die Blicke, die mich auf dem Weg hierher begleitet hatten.
Art rang sich ein Lächeln ab. „Alles in Ordnung.“, sagte er. „Lass uns später reden. Wir haben eine Verabredung mit staubigen Büchern.“
Ich nickte und versuchte mir die aufkeimende Angst nicht anmerken zu lassen. Ich zwang mich zu einer geraden Haltung und nahm mit mehr Selbstbewusstsein als ich tatsächlich empfand Artjoms Hand und zog ihn zum Archiv. „Gehen wir.“
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Beitrag  Akki Mo Aug 05, 2019 6:13 pm

Einsichten – Teil 2

Es war bereits dunkel, als wir das Archiv verließen. Keine Simseele war weit und breit zu sehen – nur das nervtötende Zwielicht des Mondes begrüßte uns. Wir hatten einige Informationen zusammengetragen. Dabei hatten wir es Artjoms Vater zu verdanken, dass wir zeitig die richtigen Bücher fanden. Er hatte seinem Sohn am Morgen eine Liste mitgegeben. Er selber war an diesem Tag nicht im Archiv.

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Die Beobachter waren ursprünglich Mittler der sogenannten Höheren Entitäten. Was die höheren Entitäten waren oder worin die Aufgaben solcher Mittler begründet waren, konnten uns die Bücher nicht sagen. Irgendwann waren die Beobachter selber mächtig geworden und fingen an, ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Hauptsächlich bestand das wohl darin, Sims zu beobachten und gelegentlich in den Lauf der Geschichte einzugreifen. Was harmlos anfing, nahm mit der Zeit immer mehr zu, so dass die jenseitigen Sims in Moonlight Falls beschlossen, sich der Beobachtung zu entziehen. Das läutete die Isolation Moonlight Falls ein, die erst vor einer Generation geendet war. Trotzdem mussten sich die übernatürlichen Sims nicht Sorgen – sie blieben weiterhin außerhalb der Einflusssphäre. Ebenso die Aliens und die Senseleute, aber das war ja nichts Neues für uns. Interessant war allerdings, dass auch die Senseleute ursprünglich den Höheren Entitäten unterstanden und mittlerweile unabhängig von ihnen waren. Jedoch schien es noch einer weitere Instanz zu geben, gegenüber der sich alle Parteien – die Senseleute, die Aliens und die Beobachter auf jeden Fall, die Höheren Entitäten möglicherweise (wir hatten gegensätzliche Ansichten dazu gefunden) – verantworten mussten. Diese Instanz war selbst den Weisen und Gelehrten, die die Texte, die wir lasen, geschrieben hatten, ein Rätsel. Mehr als Gerüchte schien es kaum über sie zu geben. Aber diese Instanz schien auf Ausgleich bedacht und die Balance zu halten. Wo in der ganzen Rechnung wir Sims blieben, konnte ich nicht einordnen.

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„Wenn ich mich recht entsinne, haben Kira und Darrel mal was von Höheren Entitäten geschrieben.“ Ich gähnte ungeniert.
Artjom ließ seine Schultern kreisen und massierte anschließend seinen Nacken. Wenn ich so müde aussah wie er, war es ja fast zum fürchten.
„Vielleicht solltest du morgen die Aufzeichnung noch einmal lesen. Dann können wir das mit dem vergleichen, was wir heute gelernt haben.“
Ich nickte. „Vielen Dank, Art. Ohne dich wäre ich nie auf die Idee gekommen und getraut hätte ich mich schon gar nicht.“
Er grinste schelmisch. „Immer doch. Muss ja für irgendetwas gut gewesen sein, meine Kindheit zwischen den staubigen Schwarten verbracht zu haben und selten das Tageslicht gesehen zu haben.“
Er sagte es so leichthin, aber ich legte den Kopf schief und musterte ihn eindringlich. „Du hattest keine schöne Kindheit.“
Artjom schien zunächst mit den Schultern zucken zu wollen. Doch dann nickte er wortlos. Ich schloss ihn die Arme. Im Gegensatz zu Sean war er definitiv ein Umarmer.


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Beitrag  Akki Fr Aug 09, 2019 10:03 pm

Sorgenvolle Erkenntnisse

Die Woche verging wie im Flug. Mit Artjoms Hilfe und den Hinweisen in die richtige Richtung von seinem Vater, trugen wir nach und nach mehr Informationen zusammen. Es gelang mir sogar herauszufinden, wann Kira das erste Mal wiedergeboren wurde. Nach ihrem ersten Leben, in dem sie Kira hieß, Seutschland aber nie verließ. Sie wurde als Katze wiedergeboren – offensichtlich mehr als einmal, denn der Begriff Schwarze Katze tauchte in beider Erzählungen unglaublich oft auf. Tatsächlich war der Name Felinger sogar von den lateinischen Wörtern für schwarze Katze abgeleitet.

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Was ich nicht verstand, war warum Kira zwei Leben hatte, in denen sie Kira Vogel hieß. Es schien als würde sich in ihrem Leben als meine Vorfahrin alles zu wiederholen. Artjom schließlich fand den entscheidenden Hinweis in den Übersetzungen von Lace.
„Lace hat etwas von einem Reset geschrieben.“, er winkte mit dem entsprechenden Blatt Papier. Dann nahm er einen Textmarker und strich die Stelle an. „Wenn ich es richtig verstehe – und Lace es richtig übersetzt hat – wurde die Welt zurückgesetzt?“ Er sah mich irritiert an. „Wie kann denn eine Welt zurückgesetzt werden?“
Ich griff nach dem Papier und sah die markierte Stelle an. „Hm.“ Ein unangenehmes Gefühl beschlich mich. Eine Welt einfach zurücksetzten? Was war dann mit den Sims, die zu diesem Zeitpunkt gelebt hatten?
„Alles in Ordnung?“ Art legte seine Hand auf meine Schulter. „Du bist etwas blass geworden.“
Ich griff kurz nach seiner Hand und legte das Papier zu Seite. Langsam stieß ich die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte.
„Das klingt … ich weiß nicht, es ist kein gutes Gefühl zu wissen, dass die Welt einfach so zurückgesetzt werden kann.“ Als wäre mir kalt, rieb ich mir die Oberarme. Wenn die Beobachter oder die Höheren Entitäten oder wer auch immer dafür verantwortlich war, eine Welt zurücksetzten konnten – offenbar ohne Rücksicht auf die Sims zu nehmen – zu was waren sie dann noch in der Lage? Das unangenehme Gefühl in mir verstärkte sich. Ich kannte es nur zu gut: Angst. Doch eine solche Angst hatte ich noch nie gefühlt.
In Artjoms Kopf schienen die Gedanken langsam in eine ähnliche Richtung zu gehen. Stumm nahm er meine Hand. Ich hatte ihn noch nie so sorgenvoll gesehen und das machte mir beinahe mehr Angst als alles andere.



Felinger Legacy - Seite 7 Scree549


Artjom drückte meine Hand noch einmal und erhob sich dann. Rasch und effizient sammelte er unsere Papiere ein. „Genug davon. Es hilft nichts, wenn wir hier in Weltschmerz versinken und vor lauter Sorgen Falten bekommen.“ Sein Tonfall verriet mir, dass er sich zwang fröhlich zu klingen. Er warf mir noch einen scharfen Blick zu. Ich nickte und zog eine Grimasse. „Wenn Falten dein einziges Problem sind...“
„Kaninchen, wir sind der dreißig näher als der zwanzig.“ Er steckte die Akten ein und legte seinen Zeigefinger zwischen meine Augenbrauen. Dort bildete sich immer eine kleine Falte, wenn ich grübelte, genau wie bei meinem Vater.
Der Gedanke an meinen Vater und meine Mutter, ließ mich trocken schlucken. Sie mussten erfahren, was Artjom und ich herausgefunden hatten. Dieser massierte kurz meine Falte. Er nickte lächelnd. „Alles wird gut, Kaninchen.“
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Beitrag  Akki So Aug 11, 2019 2:36 pm

Rückkehr nach Twinbrook

Nach den beängstigenden Funden war es an der Zeit Moonlight Falls zu verlassen. Erfolglos hatte Artjom bei seinem Vater nachgefragt, ob der noch mehr über dieses Zurücksetzen, die Beobachter oder die Höheren Entitäten wusste. Die Antwort lautete nein, doch er versprach für seinen Sohn weiter zu suchen. Ein bisschen wunderte ich mich, dass ich ihn nicht kennen lernte, doch Artjom entschuldigte es mit dem sehr zurückgezogenen Lebensstil, den sein Vater führte.

Felinger Legacy - Seite 7 Scree550


In Twinbrook angekommen mussten wir uns bald auf unseren Alltag konzentrieren. Der Gedanken an meine Eltern und die Offenbarung, die ich ihnen mitteilen musste, lag mir wie ein Stein im Magen. Artjom tat sein Bestes mich zu beruhigen. Nach der Arbeit oder in der Mittagspause unternahmen wir Ausflüge – mit Vorliebe in der prallen Sonne, die ich gierig aufsog wie eine Pflanze, die zu lange im Dunkeln gestanden hatte.
„Die Sonne hab ich wirklich vermisst.“, murmelte ich halb dösend, als wir ein paar Tage nach unserer Rückkehr am Strand entspannten.
Artjom schmunzelte und drehte sich auf die Seite, so dass er mich besser ansehen konnte. „In Moonlight Falls hat die Sonne auch geschienen.“
„Ja.“ Ich verdrehte die Augen. „Was sich da so Sonnenschein schimpft.“
Das Schmunzeln verschwand und er nickte.
„Du magst es da auch nicht wirklich.“, stellte ich fest. „Auch wenn du da geboren wurdest.“
Er blieb mir eine Antwort schuldig und schloss stattdessen die Augen, um das Gesicht in die Sonne zu drehen.
„Ich kann es dir nicht verübeln.“, fuhr ich fort ohne auf eine Antwort zu warten, wie ich es bei Sean zu tun pflegte. „Ich hab die Blicke gesehen, vor allem von den Feen und Vampiren.“
Tief seufzend öffnete Artjom die Augen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch dann schüttelte er den Kopf und zuckte mit den Schultern. Ich war für einen Moment unsicher, ob ich weitersprechen sollte, doch Artjom sah mich unverwandt an.
„Du scheinst dich außerhalb wohler zu fühlen. Auch wenn du auf dem College und hier auch schräge Blicke kassierst.“
„Muss an meinem unwiderstehlichen Aussehen liegen.“ Er zwinkerte und seine Grübchen zeigte sich. „Aber hey, Jenseitige sind immer noch ungewöhnlich.“ Er machte eine umfassende Geste mit dem Arm, die die Stadt einschloss. „Wir machen nicht mal ein Prozent der Gesamtbevölkerung hier aus.“
„Auf Isla Paradiso sind die Zahlen anders.“, warf ich ein. „Und da scheint immer die Sonne.“
„Hm, sollen wir dorthin zusammen durchbrennen?“
Ich lachte auf. „Unbedingt!“

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Artjom stimmte in mein Lachen ein und wälzte sich auf den Bauch. „Wobei die Dauersonne für meine Flügel nicht gut wäre.“ Er stützte sich mit den Armen auf und erhob sich. „Wo wir gerade davon sprechen, ich muss in den Schatten.“ Er deutete auf seine hauchfeinen Flügel. Ich wusste, dass sie empfindlich waren und er sie nie zu lange der Sonne aussetzten durfte. Es war komischerweise kein Problem auf dem Rücken zu schlafen oder sich an einen Stuhl anzulehnen, aber zu viel Sonnenlicht war nicht gut.
Ich zuckte mit den Schultern und sammelte unsere Sachen ein. „Ich muss nächstes Wochenende nach Hause fahren.“, sagte ich auf dem Rückweg vom Strand. „Ich muss meinen Eltern mitteilen, was wir herausgefunden haben. Willst du mitkommen?“ Ich mied seinen Blick und sah auf den Boden, auch wenn ich genau spürte, dass er mich ansah.
„Liebend gern – aber“, er seufzte „Ich muss arbeiten. Ich kann mich krank melden …“
„Nee! Ich weiß wie wichtig dir der Job ist.“ Nun hob ich den Kopf und lächelte ihn an. „War nur so eine fixe Idee.“
Er legte den Arm um meine Schulter. „Ist es wirklich ok?“
„Absolut.“ Ich hätte ihn gern bei mir gehabt, weil ich mich inzwischen so auf ihn verließ, aber ich wusste auch, dass ich in der Lage sein musste, mich allein durchzuschlagen. „Ist ja nicht so, als müsste ich durchs Niemandsland wandern. Und ich bleib nur zwei Nächte. Kann nicht schon wieder Urlaub machen.“
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Beitrag  Akki So Aug 11, 2019 3:17 pm

Rückkehr nach Riverview

Ein paar Tage später kam ich im Dunkeln Zuhause an. Auf dem College oder in Twinbrook (von Moonlight Falls ganz zu schweigen) fand ich die Dunkelheit bestenfalls beunruhigend, aber in Riverview machte sie mir nichts aus. Ich bezahlte den Taxifahrer und zerrte meinen Trolley die gekieste Auffahrt hoch. Meine Mutter kam lächelnd aus dem Haus. Nach einer Umarmung musterte sie mich kritisch.
„Dein Anruf war … mysteriös.“, erklärte sie. „Noch dazu das …“

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„JONI!“ Mom wurde dem Kreischen von David unterbrochen, der aus der Scheune gerannt kam und sich in meine Arme warf. Ich war ein bisschen verwundert. Nach der langen zeit und den wenigen Malen, die ich in letzter Zeit Zuhause gewesen war, hätte ich erwartet, dass David fremdeln würde. Doch das Gegenteil schien der Fall.
„Hey, du bist ja groß geworden.“, sagte ich und stellte mich neben ihn. Sein Kopf ging mir schon bis zur Schulter.
Mom lachte leise und nahm meinen Trolley. „Adam hat Ratatouille gemacht, kommt essen.“
Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie geflissentlich ignorierte. Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie den Grund meines Besuchs schon ahnte?
„Wie geht‘s in der Schule?“, fragte ich David und lenkte ihn sanft Richtung Haus.
„Bombe! Wir hatten eine Projektwoche. Da kam so ein Zirkus und wir haben ganz viel Akrobatik aufgeführt und so.“ Seine Augen glänzten und er fuhr fort mir seine Projektwoche detailreich zu schildern.

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Meine Onkel Asher und Josiah begrüßten mich im Flur. Sie schickten ihren Sohn sofort Händewaschen, was seinen Redefluss in keinster Weise unterbrach. Während er sich im Gäste-WC die Hände wusch, ließ er die Tür auf und erhöhte lediglich seine Lautstärke.
„Was gebt ihr ihm? Sabbelwasser?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue Asher.
Der schnaubte. „Wenn es daran läge, könnten wir es ja abstellen.“
Josiah lächelte lediglich nachsichtig.



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Dad begrüßte mich mit einer schnellen Umarmung in der Küche, bevor er sich wieder dem Abendessen widmete. Bei den himmlischen Gerüchen in der Küche knurrte mein Magen. Rasch beeilte ich mich, Mom beim Tischdecken zu unterstützten, als könnte ich so beschleunigen essen zu können.
„Du sitzt neben mir!“, verkündete David seine Erzählung unterbrechend. Er führte mich zu einem Stuhl.
Schmunzelnd nahm ich Platz und bald stellte Dad je einen großen Teller Ratatouille vor David und mich. So war es immer gewesen: Wir Kinder bekamen als erste was zu essen. Kinder … als Kind sah ich mich eigentlich nicht mehr, aber hier bei meinen Eltern und meinen Onkeln kam ich mir mit einem Mal auch nicht wirklich erwachsen vor. Andererseits kam ich mir das auch so nur vor, wenn ich irgendetwas „Erwachsenes“ tat wie einen Miet- oder Arbeitsvertrag zu unterschreiben.
„Wie war‘s in Moonlight Falls?“, fragte David zwischen zwei schnell heruntergeschlungenen Gabeln. „Onkel Will hat erzählt, dass du mit deinem Freund da warst“ Er machte einen Kussmund und schmatzte laut.
Das Gemüsestückchen, das ich gerade hatte herunterschlucken wollen, nahm den falschen Weg und ich musste husten. William! Er musste meine Familie angerufen haben. Das erklärte zumindest Moms Gesichtsausdruck.

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Dad klopfte mir kräftig zwischen die Schultern.
„Schon ok“, sagte ich etwas erstickt und griff nach meinem Wasserglas. Ich warf David einen säuerlichen Blick zu, den er nicht wahrnahm.
„Wie wär‘s, wenn du Joni heute Abend erst mal nicht weiter mit Fragen löcherst.“ Josiah sah freundlich, aber bestimmt zu David. „Sie hat einen langen Weg hinter sich.“
Jupp, und der Abend würde bestimmt noch länger werden.
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Beitrag  Akki Di Aug 13, 2019 6:24 am

Wer im Archiv arbeitet

„Gibt‘s was Neues?“, fragte ich rasch um einer möglichen Inquisition aus dem Weg zu gehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie meine Eltern und Asher Blicke tauschten, bevor sie berichteten.
Kennard und Kristen hatten endlich ein Haus gefunden, das ihnen gefiel. Sie wohnten seit ihrer Hochzeit vor ein paar Jahren in einer winzigen Wohnung über dem IMBA-Büro in der Stadt und suchten mindestens genauso lange schon ein Haus. Nun hatten sie eins in direkter Nachbarschaft zu Nakishas und Seans Haus gefunden. Bei der Erwähnung von Sean und Nakisha hätte ich mich beinahe abermals verschluckt, aber keiner erwähnte Nakishas Schwangerschaft. Wahrscheinlich gingen die beiden damit noch nicht hausieren.

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Felix, der ein paar Jahre auf Isla Paradiso gearbeitet hatte, war mittlerweile auch wieder in Riverview. Allerdings glaubte niemand der Anwesenden daran, dass er noch lange Zuhause wohnen würde. Mit ihm war Tai nach Riverview gekommen, die Alientochter eines Arbeitskollegen aus der ersten IMBA-Generation. Ich hatte sie und ihren Vater Tam ein paar getroffen, als wir auf Isla Paradiso waren. Sie war älter als die Zwillinge und ich und ziemlich verkopft. Für ein Nervenbündel wie mich hatte sie damals kein Interesse gezeigt. Felix und sie schienen allerdings ganz auf einer Wellenlänge zu liegen – auch wenn keiner der beiden das artikulierte. Meine Onkel und Eltern schienen sich jedoch ziemlich sicher zu sein, dass was zwischen den beiden lief.

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Wenn das so weiter geht, werdet ihr bald Opas.“, meinte ich unbedacht, als ich meinen leeren Teller von mir schon.
„Häh?, machte David und sah mit großen Augen von mir zu seinen Vätern.
„Das heißt bitte.“, korrigierte Josiah ihn sanft, während Asher heftig nach seinem Wasserglas griff. Dad sah sich beflissen zum zweiten Mal an diesem Abend auf einen Rücken zu klopfen.
„Davi, es wird Zeit für‘s Bett.“ Josiah drückte im Aufstehen kurz Ashers Schulter. Bevor sein Sohn widersprechen konnte, fuhr er fort: „Joni ist das ganze Wochenende da.“
David zog frustriert die Luft ein und sah mit bittendem Blick zu Asher. Doch der schüttelte nur den Kopf.
„Na gut.“ Es klang als brächte er ein großes Opfer. „Gute Nacht.“
David umarmte seinen zweiten Vater und schlurfte hinter Josiah aus der Küche. Doch nach wenigen Metern hörten wir ihn schon wieder freudig plappern.

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Ich lächelte still vor mich hin – bis ich der Blicke meiner Eltern gewahr wurde. Asher musterte seine Fingernägel und schien darüber nachzudenken, ob er sich aus dem Staub machen sollte. Großartig.
„Onkel Will hat euch also erzählt, dass ich in Moonlight Falls war.“
„Wir sind schon etwas verwundert gewesen.“, sagte Mom. Sie lächelte nachsichtig. „Es ist nicht gerade dein Lieblingsort.“
„Das kannst du laut sagen“, murmelte ich mehr zu mit selbst. „Ich war im Archiv um etwas mehr über die Beobachter herauszufinden.“
Bei dem Wort Archiv spannte sich meine Mutter an. Dad setzte ein gleichgültiges Gesicht auf, während Asher sich definitiv wünschte, sich aus dem Staub gemacht zu haben. Überraschenderweise verspürte ich keinerlei Panik, auch wenn mir bewusst war, dass irgendetwas unausgesprochenes und unangenehmes in der Luft lag.

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„Ihr habt mir beigebracht, dass ich den Sims, denen ich von Herzen vertraue, von den Beobachtern zu erzählen. Das habe ich getan. Artjom wusste, dass es in den Archiven Berichte über die Beobachter gibt.“ Ich sah neugierig zu Dad. „Ehrlich gesagt wundert es mich, dass du Artjom nicht als Kind schon gesehen hast. Sein Vater arbeitet im Archiv und hat ihn oft mitgenommen.“
„Sein Vater.“, wiederholte Mom tonlos.
„Ich habe nichts von einem Vater gelesen, als ich ihn … äh“, wollte Dad beginnen und schloss schnell den Mund.
„Durchleuchtet hast.“, vervollständigte ich trocken. Die Blicke, die zwischen meinen Eltern hin und her gingen, machten mir ehrlich gesagt nun doch etwas Angst.
Asher räusperte sich. „Es gibt nur eine Person, die in den Archiven arbeitet.“ Er sah rasch zu meiner Mutter. „Jamie.“

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Beitrag  Akki Di Aug 13, 2019 6:29 am

Die Sache vor dreißig Jahren

Eine gute Stunde später schloss ich leise die Tür zu meinem Zimmer. Rasch griff ich nach meinem Telefon. Trotz der späten Stunde wählte ich ohne Zögern Artjoms Nummer.
Er ging so schnell dran, dass ich sicher sein konnte, dass er auf meinen Anruf gewartet hatte.
„Bist du gut angekommen? Ist alles okay?“
„Ja.“ Ich kaute auf meiner Unterlippe. „Sag mal, heißt dein Vater Jamie?“
Er antwortete sofort: „Ja warum?“
Ich stieß die Luft aus. „Du hast einen anderen Nachnamen als er.“ Dann schüttelte ich auch den Kopf. „Ganz von Anfang. Dein Vater heißt Poindexter. Du heißt Singer.“
„Wie meine Mutter. Sie waren nicht verheiratet. Joni,“ Er zögerte. „Ist wirklich alles okay?“
Ich lachte und es klang leicht hysterisch. „Entschuldige, du musst mich für total verrückt halten.“
„Niemals, das weißt du.“
Ich wünschte mir Artjom her, damit ich ihn drücken konnte. Dann dachte ich daran, wie unangenehm sein erstes Treffen mit meiner Familie verlaufen wäre, hätte er nicht arbeiten müssen. Ich ließ die Katze aus dem Sack.

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Ich wollte möglichst locker klingen, aber die Worte stolperten mir nur so aus dem Mund und ich musste mich wiederholen. „Dein Vater und meine Mutter hatten vor dreißig Jahren … waren also … sie hatten eine äh Beziehung.“ Das war nicht ganz das was meine Mutter berichtet hatte, aber Bettgeschichte oder Affäre klang so despektierlich.
Am anderen Ende der Leitung schwieg Artjom für einen kurzen Moment. Dann kicherte er. „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“
Ich schnaufte – das traf es auf den Punkt. Dann kicherte ich auch und berichtete ihm von dem Gespräch.

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„Puh, zum Glück musste ich arbeiten.“
„Hm.“ Ich kickte meine Schuhe von den Füßen und begann mir einhändig die Socken auszuziehen. Nachdem ich fast umgekippt war, ließ ich mich an meinem Schreibtisch nieder. „Ist das .. kommst du damit klar?“, fragte ich. Das Telefon klemmte ich zwischen Schulter und Ohr ein um mich aus meiner Jeans zu schälen.
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Ich wusste immer, dass es zwischen meinen Eltern nicht die große Liebe war. Jemand der so alt ist wie mein Vater …“
Ich hörte wie Artjom sich auf sein Bett fallen ließ. „Es macht mir nichts aus.“, fuhr er fort. „Dir?“
Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich daran, dass er mich nicht sehen konnte. „Nee. Für meine Eltern ist es wesentlich komischer, glaube ich.“ Zögernd setzte ich hinzu: „Bei ihnen hatte ich nie das Gefühl, dass es NICHT die große Liebe ist.“
„Das ist gut, Kaninchen.“ Ich konnte sein Lächeln förmlich vor mir sehen. „Ich habe mich vor langer Zeit mit der Beziehung meiner Eltern abgefunden und kann gut damit leben. Vielleicht, weil ich meine Mutter nie kennengelernt habe.“
Mir lag auf der Zunge zu fragen, ob er deswegen so sehr von Bettgeschichte zu Bettgeschichte sprang. Hatte ich ihn zuvor darauf angesprochen, hatte er immer lachend geantwortet, kein Sim für einen Sim zu sein. Er wolle alles ausprobieren.
Doch ich verbiss mir die Nachfrage. „Wie war‘s im Büro?“

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„Hm, Themenwechsel?“
„Es ist schon etwas … komisch.“
„Findest du? Joni, du bist doch auch kein unbeschriebenes Blatt, wie kannst du dann davon ausgehen, dass deine Eltern schon immer zusammen waren? Und wenn ein Verflossener zufällig mein Vater war? So what?“
„Ja. Rational betrachtet stimmt das. Aber es gibt so viele Fotos von ihnen als Teenager. Sie haben sogar ihr Abschlussballbild auf dem Nachtisch stehen.“ Was ich immer schon reichlich kitschig gefunden hatte.
„Und?“
„Naja, sie haben sich kurz darauf getrennt, weil mein Dad zum Militär und meine Mutter zu IMBA ging. Wo sie deinen Vater kennengelernt hat.“
„Mein Vater spricht so gut wie nie über IMBA.“ Artjom schnaubte. „Wenn ich‘s recht bedenke, spricht er eigentlich kaum über sich und seine Vergangenheit.“
„Hm, meine Eltern haben sich auch sehr gewundert, dass er nach seinem Ausstieg bei IMBA ins Archiv gegangen ist. Bücher und so passe nicht wirklich zu dem Jamie, den sie kennengelernt hatten.“ Wie intim meine Mutter ihn kannte, schob ich gedanklich weit von mir.
„Ach, Kaninchen.“, seufze er. „Da hast du mir jetzt doch was zum Nachdenken gegeben.“

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Wieder biss ich auf meine Unterlippe und murmelte eine Entschuldigung. Doch Art lachte nur. „Keine Sorge. Ich grüble nie allzu lange über meinen Vater nach.“
Eigentlich neigte Art nie zum Grübeln. Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Bist du heute gar nicht ausgegangen?“
Am anderen Ende der Leitung hörte ich die Matratze quietschen. „Wir sind noch auf einen Drink in die Bar gegangen, nachdem wir fertig waren. Aber nach zehn Stunden Verhandlung vorbereiten hatte keiner mehr Lust noch lange wach zu bleiben.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen gähnte er. „Außerdem ist mein Lieblingsausgehmensch ja nicht da.“
„Hm, kann dir nur gut tun mal zu einer normalen Uhrzeit ins Bett zu kommen und nur einen Drink zu haben.“, erwiderte ich trocken
„Shot through the heart ...“, begann er zu singen. Ich lachte.
„Ich vermisse dich jetzt schon.“, meinte ich, nachdem mein Lachen seine kläglichen Gesangsversuche unterbrochen hatte.
„Aaaaw, ich dich auch Kaninchen. Auch wenn du meine künstlerische Leistung nicht zu schätzen weißt.“
„Ich hab leider Ohren.“

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Er holte Luft als wolle er noch einmal los schmettern, musste dann aber selber lachen. „Jetzt geh mal rasch ins Bettchen. Deine Eltern haben vermutlich noch nicht viel von unseren Entdeckungen gehört, wenn erst mal die ...“ Er suchte nach einem Wort.
„Zeit vor dreißig Jahren.“, schlug ich vor.
„...eine Rolle gespielt hat.“ Er schmunzelte. „Dass ausgerechnet mir dafür mal die Worte fehlen.“
„Du wirst halt alt.“
Das veranlasste ihn zu einer weiteren Gesangseinlage, über die ich nur einen Gute-Nacht-Gruß brüllte, bevor ich auflegte.
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Beitrag  Akki Mi Aug 14, 2019 6:00 am

Zwischen erwachsen und unerwachsen - Teil 1

Am nächsten Morgen hatte ich genau so lange Ruhe vor der elterlichen Inquisition, wie es dauerte gewaschen und umgezogen aus meinem Zimmer zu kommen und mir ein Schüssel Müsli zuzubereiten. Als hätten sie sich abgesprochen, setzten sich meine Eltern und Asher mit mir an den Tisch und sahen mich fragend an. Ich schaffte es zwei Löffel Müsli in mich reinzuschaufeln, bevor ich seufzte und die drei der Reihe nach ansah. Ich hatte mir vor dem Einschlafen lange überlegt, wie ich das Gespräch beginnen sollte. Ein flapsiges „Dann fahre ich mal da fort, wo ich gestern Abend aufgehört habe, bevor Moms Bettgeschichten aufgewärmt wurden.“, klang im Halbschlaf irgendwie ziemlich gut, aber jetzt am Frühstückstisch kam es mir wie eine reichlich dämliche Idee vor. Und ziemlich unerwachsen. Also beschloss ich so etwas wie Reife zu zeigen und schilderte ganz sachlich, was wir herausgefunden hatten.

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„Dass es mehrere Fraktionen gibt, wissen wir durch die Informationen von Akki, Jonas und Felicia.“, stimmte Asher zu, nachdem ich fertig war.
Mein Müsli war zu einem matschigen Brei geworden, den ich unbegeistert in seiner Schüssel hin und herschob.
„Der Reset macht mir Sorgen.“, gestand Dad ein. Die anderen nickten.
„Ich tröste mich damit, dass es eine Entscheidung dieser ominösen, Balance-Fraktion ist.“, traute ich mich schließlich zu sagen. Darüber hatten Artjom und ich auf dem Rückweg von Moonlight Falls spekuliert. „Ich habe noch nicht alle Einzelheiten entziffern können, aber irgendeine der anderen Parteien: Beobachter, Senseleute oder Aliens, müssen irgendetwas getan haben, dass einen solchen Reset rechtfertigt. Als Ausgleich.“ Ich sah zu meiner Mutter und dann zu meinem Onkel. „So wie ein Doppelerbe, von denen einer sogar jenseitig ist, gerechtfertigt worden ist. Als Ausgleich für den Mord an Lace.“
Ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, Anerkennung für meine Detektivarbeit zu bekommen. Doch stattdessen sah ich in lauter sorgenvolle Gesichter. Tja, die Aussicht jederzeit aus der Existenz gewischt zu werden, weil die von mir sogenannten „Balance-Fraktion“ es für einen nötigen Ausgleich hielt, war auch nicht eben rosig. Ich erinnerte mich daran, wie Artjom damit umgegangen war, nachdem er den ersten Schock verdaut hatte: Sich die ganze Zeit zu sorgen, würde einem nur das Leben versauen. Käme dann ein Reset – den wir seiner Meinung nach, nicht einmal mitbekämen – hätte man sein Leben damit vergeudet sich einen Kopf zu machen. Da doch lieber das Leben in vollen Zügen genießen.

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Ich lächelte den drei Älteren zu. „Es bringt nichts, sich darüber zu zersorgen.“ Mit mehr Elan, als ich empfand, erhob ich mich und entsorgte den Müslibrei, bevor ich mich wieder setzte. „Wichtiger ist, dass wir die verschiedenen Fraktionen kennen und wissen, dass es mindestens zwei Sorten von Beobachtern geben muss: Die Gesichtslosen und die Körperlosen.“ Der zweite Name ging auf Artjom zurück, der bei den Recherchen herausgefunden hatte, dass die eigentlichen Beobachter keinen Körper benötigten. „Dass die Gesichtslosen meistens ziemlich plump agieren, zeigen die Berichte unserer Familie. Inwiefern die Körperlosen auf uns Einfluss nehmen können, kann ich nicht abschätzen, aber – wenn ich besonders Akkis Aufzeichnungen heranziehe – können weder die einen noch die anderen ohne tatsächliche Einladung“ Ich setzte das Wort in Gänsefüßchen. „Etwas tun.“
Blieb nur zu hoffen, dass ich so stark blieb, wie meine Vorfahren. Es hatte verschiedene Versuche gegeben, sich einzulassen, aber alle Felingers hatten widerstanden. Wer weiß mit welch perfiden Angeboten sie noch aufwarten würden … Ich hing diesem unausgesprochenen Gedanken noch einen Moment nach, so dass ich beinahe nicht mitbekam, wie mein Dad sagte, dass er stolz auf mich sei. Breit grinste ich ihn an.
„Ich finde, wir können vor allem stolz auf Joni sein, weil sie Initiative gezeigt hat und sich sogar nach Moonlight Falls getraut hat.“, stimmte Asher Dad zu. Er nickte mir anerkennend zu.

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Mom nickte ebenfalls. „Wir sind stolz auf dich.“, bestätigte sie. „Um ehrlich zu sein, hatten wir ein bisschen Sorge, dass du … deinen Pflichten entfliehst. Aber dein Vater wurde nicht müde zu betonen, dass du deinen Weg gehen würdest.“ Meine Eltern tauschten einen langen Blick.
Ich zuckte mit den Schultern, auch wenn das Lob der drei mich innerlich Luftsprünge machen ließ. Das kleinen Kaninchen hatte auf einmal nicht mehr so viel Angst vor der Schlange.
„Wie dem auch sei. So viel zu den Neuigkeiten an der Beobachter-Front.“ Ich erhob mich abermals und streckte mich. „Ich bin mit Kenny verabredet. Bis später!“ Ich wartete nicht ab entlassen zu werden, sondern schlenderte mit geraden Schultern aus der Küche.
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Beitrag  Akki Do Aug 15, 2019 7:13 am

Zwischen erwachsen und unerwachsen - Teil 2

Doch wie es aussah, war die Inquisition doch noch unterwegs. Auf dem Weg in mein Zimmer holte meine Mutter mich ein.
„Joni, ich möchte noch etwas mit dir besprechen.“
Da sie nur meinen Hinterkopf sah, konnte ich ruhigen Gewissens eine Grimasse schneiden, was ich weidlich auskostete. Als ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, drehte ich mich zu ihr um. „Was gibt`s denn?“
Meine Mutter biss sich auf die Unterlippe, ganz so, wie ich es zu tun pflegte. Das Gespräch schien kein angenehmes zu werden. Dieses Gefühl verstärkte sich, als Mom die Tür schloss.
„Bitte versteh‘ das jetzt nicht falsch oder als Einmischung“, begann sie.
Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass nach einer solchen Einleitung ganz bestimmt irgendetwas einmischendes kam oder etwas das man falsch verstehen MUSSTE.

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„Nach Onkel Wills Anruf“, fuhr Mom fort – Jetzt kommt‘s, dachte ich und unterdrückte ein Augenrollen. Davids Formulierung vom Abendessen war mir noch im Ohr - „Habe ich mich gefragt, ob du und Artjom ein Paar seid.“
Immerhin hatte sie den Anstand verlegen zu gucken. Ich schaffte es ihren Blick zu erwidern und ganz langsam meine Augenbraue nach oben wandern zu lassen. Die Verlegenheit in ihrem Blick verschwand nach und nach und wir sahen einander nur an.
„Es geht mich nichts an, erst recht nicht als Mutter.“, sagte Mom schließlich. „Aber man macht sich seine Gedanken. Vor allem, weil du die Erbin bist und … Sagen wir‘s wie es ist: Artjom ist ein Fee. Der Erbe nach dir kann nur diesseitig sein.“
„Ernsthaft?“ Ich sah sie total entgeistert an. Ich hatte nach ihrem Verdachte mit allem gerechnet: Generelle Fragen und Neugier zum Liebesleben, Schwierigkeiten damit, dass sie was mit Artjoms Vater hatte, eventuell noch Fragen nach Eheschließungen. Aber das es um die Dies- und Jenseitigkeit gehen könnte? Nicht einen Gedanken hätte ich daran verschwendet.
„Nein, Mom.“, nahm ich das Gespräch wieder auf, nachdem ich mich von meiner ersten Verwunderung erholt hatte. „Art und ich sind kein Paar.“ Kurz überlegte ich, sie über Arts Einstellung zu Partnerschaft und Sex aufzuklären, aber dass ging dann doch zu weit (davon abgesehen, war es nicht mein Platz). „Also keine Feenbabys, um die du dich Sorgen müsstest.“
Der letzte Satz kam schärfer aus meinem Mund, als ich es beabsichtigt hätte. Meine Mutter zuckte richtig gehend zusammen. Ein kleiner Teil von mir bereute den Tonfall, ein anderer Teil wurde langsam zornig. So auf das Erbe und die damit verbundene Notwendigkeit der Fortpflanzung reduziert zu werden! Und dann noch von der eigenen Mutter.

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„Das kam blöd rüber.“ Meine Mutter hatte sich vor ihrem Schreck über meinen Tonfall schneller erholt als ich. „Entschuldige. Ich hätte mir meinen ersten Satz selbst zu Herzen nehmen und mich nicht einmischen sollen.“
Ich seufzte und setzte dann ein versöhnliches Lächeln auf. „Ist schon okay, Mom.“ Als sie einen Schritt auf mich zumachte, umarmte ich sie bereitwillig. Der Zorn in mir verpuffte zwar nicht ganz, aber er wurde handhabbar.
„Ich bin wirklich stolz auf dich.“, wiederholte meine Mutter während unserer Umarmung. „Du bist so erwachsen geworden.“
„So erwachsen, dass ich mich für eine Wasserbombenschlacht mit Kenny verabredet hab.“

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Beitrag  Akki Do Aug 15, 2019 7:15 am

Interludium
Eins hatte sich für den Ausflug nach Riverview einen Körper gegönnt. Einen der üblichen Gesichtslosen, Standardware nach einem Paragraphen, deren Namen sich Eins aus Prinzip nicht merkte. Sie schlenderte durch die Straßen und lächelte breit. Lächeln zu können, war der einzige Grund, warum sie sich überhaupt den Körper geliehen hatte. Sie konnte hier vor Ort weder ohne noch mit Körper großartig etwas ausrichten, aber sie hatte ein paar Fäden gezogen, ein paar Klinken geputzt und Gefallen eingefordert und getan. Alles lief bestens! Das Grinsen in dem nichtssagenden Gesicht wurde noch ein bisschen breiter.
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Beitrag  Akki Do Aug 15, 2019 7:33 pm

Wasserbomben und Kinder

Ich hatte mich tatsächlich mit Kennard und Kristen auf dem Sommerfest verabredet. Früher hatten wir dort öfter mit Wasserbomben gespielt und es kam Kenny wie eine brilliante Idee vor, es jetzt wieder zu tun. Eher zufällig stieß Roxanne dazu, die sich einen babyfreien Vormittag gönnte. Nachdem Kristen und ich Roxanne und Kenny besiegt hatten (ich hatte den Eindruck, Kenny hielt sich sehr zurück – tatsächlich warf er ausschließlich alle Bomben auf mich) und wir bei einem Eis in der Sonne trockneten (d.h. alle außer Kristen, die keine einzige Wasserbombe abbekommen hatte), lud Roxanne mich ein nachmittags vorbei zu kommen, damit ich ihren Sohn Mick kennenlernen konnte. Daraufhin drehte sich das Gespräch auf einmal nur noch um Mick, Kinder und Babys. Es war mir ein bisschen unangenehm und irgendwie konnte ich damit auch nicht so richtig etwas anfangen. Von daher war ich froh gegen Mittag zu meiner nächsten Verabredung weiter zu eilen.

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Wenn man nur hin und wieder in seiner Heimatstadt ist, braucht man ein ziemlich gutes Zeitmanagement um allen Sims, die einen sehen möchten, gerecht zu werden. Man könnte sich fragen, warum man sich überhaupt die Mühe macht. Die Antwort war simpel: Es lag mir trotz meines Weggangs etwas an den Sims. Und so traf ich anschließend Kelsey im Jugendcenter, für das wir eigentlich schon zu alt waren. Wie früher spielten wir ein Arcade-Spiel, während wir uns im Schnelldurchlauf über die vergangenen Monate (minus Beobachter) austauschten. Kurz bevor es Zeit war, zu Roxanne aufzubrechen, erwähnte ich sie und ihren Sohn, was auch bei Kelsey wahre Begeisterungsstürme über Mick auslöste.

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Irgendetwas musste an diesem Baby ja dran sein, dass alle so entzückt von ihm waren. Oder lag es bei allen an irgendwelchen Oh-Mein-Simmer-Ich-werde-bald-dreißig-Zeit-eine-Familie-zu-gründen-Ängsten? Ich dachte kurz an das Gespräch mit meiner Mutter, was zu einem Würgegeräusch führte. Bäh, was hatten die auf einmal alle?
Tatsächlich war Mick ein wirklich putziges Ding (bis er anfing sich in der Nase zu popeln und keiner sich beflissen sah ihm die Rotze aus dem Gesicht zu wischen). Wirklich viel anfangen konnte ich mit ihm nicht – er sprach nicht und nachdem er Rotze und Popel an den Fingern hatte, wollte ich ihn auch nicht unbedingt auf den Arm nehmen.
Roxanne wirkte weniger gestresst als ich es erwartet hatte. Klar, ihre Eltern nahmen ihr viel ab, aber trotzdem war so eine Dreckschleuder bestimmt anstrengend. David war immerhin aus dem größten raus, man konnte mit ihm vernünftig sprechen und spielen. Der war übrigens meine nächste Verabredung.
Als Roxanne mich zur Tür begleitete, musterte sie mich lange.
„Denkst du eigentlich darüber nach, jemals zurück zu kommen?“, fragte sie schließlich.
Antstatt direkt zu antworten, zuckte ich zunächst mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich denk schon. Aber zur Zeit gefällt mir mein Leben so wie es ist.“ Von der Beobachter-Sache mal abgesehen. Ich schrieb in Twinbrook an meinen Comics, damit ich in näherer Zukunft mal eine Mappe an einen Verlag schicken konnte, ging mit halbem Herzen meiner Arbeit nach und genoss ansonsten die Zeit mit Artjom. Was sollte daran nicht zu mögen sein?

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So ungefähr äußerte ich das auch gegenüber Roxanne. Sie nickte mit einem nachsichtigen Lächeln. „Das kann ich verstehen. Ich habe auch immer gern in den Tag hinein gelebt. Aber Mick hat das alles verändert.“ Wenigstens bekam sie keinen verklärten Gesichtsausdruck, sondern sah sogar überzeugend aus.
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Beitrag  Akki Do Aug 15, 2019 7:37 pm

Für dich immer

Grübelnd schob ich mein Fahrrad ein paar Minuten später durch die Straßen von Riverview. Ich kam an ein oder zwei Sims vorbei, die ich mit einem Nicken und einem gemurmelten Guten Tag begrüßte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Ein bisschen hatte mir das Gespräch mit Roxanne zu denken gegeben. Nach der Schule hatte sie ein bisschen von allem ausprobiert. Sie hatte keinen festen Plan gehabt – bis sie schwanger wurde. Nun dachte sie über einen Eintritt in die Armee nach, damit sie Mick und sich selbst unterhalten konnte, und nicht länger ihren Eltern auf der Tasche liegen musste. Ihr Ziel war es, auf lange Zeit unabhängig zu werden und sich und ihrem Kind eine Zukunft zu ermöglichen.
Was war mein Ziel? Klar, ich wollte gern einen Comic veröffentlichen. Angst hatte ich davor aber auch. Doch wenn ich ehrlich war, war mein Leben schon etwas planlos, seit ich mein erstes Ziel: Von zuhause weg um unabhängig zu werden, ziemlich gut umgesetzt hatte. Meine Ängstlichkeit war auch meistens unter Kontrolle – zumindest hier oder in Artjoms Gesellschaft.
„Joni.“
Seans Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte so wenig auf meinen Weg geachtet, dass ich nicht einmal bemerkte hatte, an Seans und Nakishas Haus vorbeizukommen.
„Sean.“

Felinger Legacy - Seite 7 Scree577


Wir sahen einander an. Vor ein paar Wochen hatte Sean noch wesentlich glücklicher gewirkt, auch wenn er da schon gestresst ausgesehen hatte.
„Du siehst gestresst aus.“, artikulierte ich denn auch.
Sean nickte. Er sah zum Fenster im oberen Stockwerk.
„Nakisha nimmt die Schwangerschaft sehr mit?“
Wieder ein Nicken. Doch dann straffte er die Schultern und sah mich an. „Sie leidet sehr unter Übelkeit. Und … weil sie ihre Medikamente nicht nimmt, geht es ihr auch sehr schlecht.“
„Gibt es Alternativen?“ Ich meinte eher Medikamente, doch Sean sah mich so erschrocken an, dass ich mich gezwungen sah zu präzisieren: „Ich mein‘ was Pflanzliches oder so. Nicht das Baby! Ich mag vielleicht nicht der größte Fan von den kleinen Stinkern sein, aber bitte, Sean, da müsstest du mich doch besser kennen!“
Tatsächlich sah es so aus, als wolle Sean lächelnd. „Entschuldige. Es ist nur …“ Er rang mit sich, ob er weiter sprechen sollte, aber immerhin sprach er heute überhaupt! „Nakisha bereut die Schwangerschaft inzwischen. Aber … es ist zu spät.“

Felinger Legacy - Seite 7 Scree578


„Und du würdest es auch nicht wollen.“, schloss ich aus seinem hin und hergerissenen Gesicht. Ich warf einen raschen Blick zum Fenster hoch. Der Raum war abgedunkelt. „Vielleicht ist es bei Nakisha ja auch nur eine Phase? Weil ihr so schlecht ist?“, schlug ich vor. „Bestimmt wird es wieder besser.“
„Vielleicht.“
Ich berührte kurz seine Hand. „Kopf hoch.“
Seine Hand griff nach meiner und drückte sie. Er rang sich nun endlich ein Lächeln ab. „Danke Joni.“
„Für dich immer Sean.“
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Beitrag  Akki Do Aug 15, 2019 7:39 pm

Interludium


Eins schüttelte den Kopf. Die Felinger schwebte ja mit dem Kopf in den Wolken. Einfach an ihr vorbeigegangen – obwohl sie mittlerweile von den Gesichtslosen wusste!
So ein Körper ist praktisch, dachte Eins als sie abermals den Kopf schüttelte. Man konnte seinen Gefühlen Ausdruck verleihen!
Gefühle – eigentlich sollte sie die als Beobachterin gar nicht empfinden. Aber sie war ja auch nicht der Standard.
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