Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Felinger Legacy

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Felinger Legacy - Seite 6 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Okt 13, 2018 7:05 pm

Mission 1 – Teil 2



Starlight Shores

Es war Vollmond und Ayah und Adam saßen in der Kapelle des Friedhofs. Sie warteten. Adam hatte sich einen Bericht über Geistererscheinungen mitgenommen, während Ayah zunächst die Einrichtung der Kapelle begutachtet hatte und nun gelangweilt mit ihren Haaren spielte. Ihr Rumgerutsche machte Adam so nervös, dass er schließlich das Buch zu klappte und auf die Uhr sah.
„Es ist fast Mitternacht. Sollen wir nach draußen gehen?“

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Sofort sprang Ayah auf und Adam beeilte sich ihr aus der Kapelle zu folgen. Er prüfte seine sehr reduzierte Ausrüstung (was würden Feuerwaffen schon gegen Geister und Senseleute ausrichten?) und scannte die Umgebung. Der Friedhof lag mucksmäuschenstill da – wenn man vom Rauschen der Wasserfontänen absah. Wie fast alles in Starlight Shores (außer ihrer Unterkunft vielleicht) war der Friedhof sehr mondän. Adam fand ihn fürchterlich. Der stille Friedhof in Riverview war ihm da viel lieber, wenn es schon ein Friedhof sein musste. Er griff nach Ayahs Hosenträger und zog sie entschlossen neben sich.
„Langsam.“, mahnte er sie. Ayah warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und nickte. Beide sahen sich vorsichtig um. Aus einer dunklen Ecke neben der Kapelle stieg mit einem Mal unheimlicher Nebel auf.
Kurz darauf materialisierte sich ein Sensemann.
„Ayah.“, sagte der Kapuzenträger. Adam korrigierte sich. Es war eine Sensefrau. Die dunkle Kapuze neigte den Kopf zu ihm. „Adam.“

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Die beiden Sims sahen sich kurz an und nickten der Sensefrau dann zu.
„Ich bin Felicia.“, stellte sich die Sensefrau vor. „Starlight Shores ist eigentlich nicht mein Gebiet, aber weil ich quasi deine Tante bin und dein Vater mir den Job besorgt hat, bin ich jetzt hier.“
„Quasi meine Tante?“, echote Ayah.
„Naja, wäre ich nicht gestorben – und wären Lace, Jonas und Kennard nicht gestorben – wäre ich bestimmt deine Patentante geworden.“ Die Sensefrau legte die Hand an ihr Kinn. „Das sind natürlich viele Konjunktive – zumal man in Bezug auf den Tod nie im Konjunktiv sprechen sollte – aber das rede ich mir zumindest ein.“
„Ich hab bereits gehört, dass ihr Senseleute eine komische Art von Humor habt.“, merkte Ayah an. Sie referierte natürlich auf die Aufzeichnungen. Es war komisch von ihrem Vater als Jahrhunderte altem Sensemann zu lesen.
Adam sah irritiert zu der jungen Sima. Besaß sie mehr Informationen über die Senseleute als sie ihn hatte wissen lassen? Ayah bemerkte seinen Blick und schalt sich, vorsichtiger zu sein. Sie hatte Adam zwar anvertraut wer ihr Vater war, aber von dem Felinger-Problem mit den Beobachtern und den Aufzeichnungen wusste er nichts. Sie sah, dass Adam etwas sagen wollte, als er mitten in der Bewegung einfror. Ayah öffnete überrascht den Mund. „Oh.“

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„Keine Sorge, Ayah. Ich hab ihn nur ganz kurz kalt gestellt, damit wir allein reden können.“ Als hätte sie bemerkt wie unpassend ihre Formulierung war, korrigierte sich Felicia: „Er ist nur kurz eingefroren. Er wird davon nichts merken.“
„Ooookay.“ Ayah nickte langsam. Probehalber wedelte sie mit der Hand vor Adams Gesicht. Er blieb starr.
„Akki hat ihn getestet als ihr noch Teenager ward. Er hatte mit den Beobachtern nichts am Hut und das hat sich nicht geändert. Du kannst ihm alles anvertrauen, wenn du das willst.“
Ayah nickte und bedeutete der Sensefrau fortzufahren.
„Ich habe ein Update zu den Beobachtern: Dass sie Lace und die Simos umgebracht haben, hat ihnen viel Zorn beschert. Sie lecken noch ihre Wunden. Deswegen haben du und Asher noch Ruhe vor ihnen. Ewig wird das allerdings nicht so bleiben. Nachdem sie mit den Morden ein Tabu gebrochen haben, sorge ich mich mehr als zuvor.“ Felicia ballte ihre knöchernen Hände zu Fäusten. „Ihr müsst weiterhin auf der Hut sein und euch Verbündete suchen. Sims, denen ihr vertraut und die euch und euren Kindern helfen werden.“ Die Sensefrau legte dem eingefrorenen Adam den Arm um die Schultern. „So wie dieses Prachtexemplar.“
Ayah zog die Stirn kraus. „Versuchst du gerade Cupido zu spielen?“
Felicia lachte hallend. „Muss ich das?“ Dann schnippte sie mit den Fingern und Adam bewegte sich wieder, was Ayah eine Antwort ersparte. Er sah zu Ayah und schloss verwirrt den Mund, so als habe er vergessen, was er sagen wollte.
„Habt ihr eine Karte von Starlight Shores?“, fragte Felicia im Plauderton und brach damit das vorherige Gespräch ab.

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„Tut's auch das Smartphone?“ Adam hatte sich rasch von seiner Konfusion erholt. Er nahm sein Smartphone aus der Tasche und öffnete eine Kartenapp.
„Perfekt.“ Felicia klatsche in die Hände und ließ sich das Gerät von Adam reichen. „Ich habe einen ungefähren Ort – ein winziger Durchmesser von zehn Kilometern in dem die Geister vermutlich sind. Tadaaa.“ Sie reichte das Gerät zurück. „Geister sind keine Ektoplasmatiker, sondern Rückstände von gestorbenen Sims, die nicht übertreten konnten.“ Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie sagen „Warum auch immer!“. „Erwartet also keine intelligente Unterhaltung. Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr eine Ausrüstung dabei, mit der ihr die Geister einfangen und nach Moonlight Falls bringen könnt. Die Magier oder Feen dort sollten den Geistern beim Übergang behilflich sein können.“ Damit nickte Felicia den beiden Sims zu und verschwand so plötzlich wie sie aufgetaucht war.
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China

„Wieder nichts.“ Asher schloss die altertümliche Truhe vorsichtig. „So langsam kriege ich einen Gewölbekoller.“
„Wir können gerne tauschen.“, tönte Ravis Stimme rauschend an sein Ohr. Seitdem Asher die Gruft betreten hatte, hatte Ravi unzählige Mal die Toilette aufsuchen müssen. Das hatte in der letzten Stunde immerhin nachgelassen, aber jetzt lag er wie ein nasser Lappen erschöpft auf seinem Bett.
„Nee, lass mal.“ Asher ließ die Schultern kreisen und rieb sich die Augen. „Ich kann magische … Strahlung könnte man es wohl nennen, spüren.“
„Du bist jetzt seit fast sechs Stunden da unten. Wenn du innerhalb der nächsten Stunde nichts findest, solltest du für heute Schluss machen.“
Asher verzog den Mund. Ravi hatte recht – es brachte nichts sich den ganzen Tag hier unten um die Ohren zu schlagen. Er hatte seine Verpflegung (bis auf die Notration Schokolade im Fall, dass er Magie einsetzen musste) bereits verbraucht und den letzten Akku seiner Taschenlampe eingesetzt. „Verstanden. Setzt du mir einen Timer?“

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„Zu mehr bin ich ja nicht zu gebrauchen.“, beklagte sich Ravi.
„Das ist nicht wahr. Du hast mir die Besucherhinweise übersetzt.“
„Die in denen stand, dass du NICHT durch die Tür neben dem Notausgang gehen darfst, weil das Sperrgebiet ist und du natürlich trotzdem durchgegangen bist?“, erkundigte er sich trocken.
„Hey, alles für die Wissenschaft!“
Ravi lachte trotz seiner Bauchkrämpfe. Er und Asher hatten über das Headset einen guten Draht zueinander gefunden. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er in der Unterkunft geblieben war, denn so konnte er zwischen durch das Internet befragen. Außerdem war es ihm schon immer leichter gefallen mit anderen zu telefonieren oder zu chatten als von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Zudem war Asher fraglos besser als Feldagent geeignet als er.
„Hm, hier hab ich vielleicht was.“, unterbrach Asher seinen Gedankengang. „Sieht so als als bräuchte ich einen Schlüssel.“ Er murmelte etwas unverständliches. „Ha – ich wusste, dass dieser Spruch für irgendetwas gut ist!“
Augenblicklich bereute Ravi es nicht mitgegangen zu waren. Er hatte noch nie Magie bei der Arbeit gesehen.

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„Uff, das riecht komisch.“
„Du hast einen Atemfilter dabei.“, erinnerte Ravi ihn. Adams Ursprung beim Militär hatte ihnen ein Menge hilfreicher Gadgets und Gimmicks beschert.
„Danke, den hatte ich vergessen.“
Ravi hörte durch die Verbindung wie Asher in seiner Ausrüstung kramte. Wenig später meldete er sich zurück, noch etwas schwerer verständlich als vorher. „Unbequemes Ding.“
„Vorsicht ist besser als Nachsicht.“, erwiderte Ravi und zitierte damit einen Spruch seiner Mutter, den er eigentlich immer verabscheut hatte.
„Stimmt. Ich gehe weiter.“
Asher beschrieb seinem Partner was er vor sich sah: Einen düsteren Tunnel mit mehr Staub und Spinnweben als bisher, flankiert von unheimlich aussehenden Statuen. Ravis  Abenteuerwille erstarb so plötzlich wie er aufgeflackert war. Da nahm er doch gerne Magenkrämpfe in Kauf.
„Hier ist eine Druckplatte. Ich versuch mal einer der Statuen drauf zu schieben.“
Ravi fragte sich, wie Asher das anstellen wollte – hatte er die Statuen nicht als massive Steinklötze beschrieben? Doch dann fiel ihm ein, dass Asher seine Mittel und Wege hatte. Erschöpft rollte Ravi sich zur Seite und öffnete Ashers Handgepäck, das vor Schokolade und Weingummi überquoll. Damit sollte er seinen Akku nachher auffüllen können.

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„Ah! Eine Geheimtür hat sich geöffnet. Und ich spüre immer stärkere Schwingungen fühlen.“
„Hast du's gerade nicht noch Strahlung genannt?“
„Das ist ja wohl egal! … Wobei, du hast recht Strahlung, klingt wissenschaftlicher als Schwingung.“
Die beiden Simos lachten.
„Ich sehe eine Kiste.“
„Sei vorsichtig. Manche Kisten sind mit Fallen versehen.“
„Das sagst du mir JETZT? Ich hab doch schon drei geöffnet.“
„Ist mir gerade erst wieder eingefallen.“, entschuldigte sich Ravi zerknirscht. Zum Glück war bisher alles gut gegangen.
„Mein Analysezauber zeigt nichts ungewöhnliches an.“ Ravi hörte das Rascheln der Verpackung eines Schokoriegels. Dann fuhr Asher kauend fort: „Ich mach sie jetzt auf.“

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Unbewusst drückte Ravi die Daumen. Als er Ashers Jubel hörte, stieß er erleichtert den Atem aus, den er angehalten hatte.
„Das ist definitiv ein magischer Talisman – auch wenn er so aussieht wie eine versteinerte Tomate.“
„Eine versteinerte Tomate?!“
Ravi konnte förmlich sehen, wie Asher mit den Schultern zuckte. „Man, jetzt würde ich echt gern den Teleportzauber meines Vaters beherrschen.“
„Da hilft wohl nur laufen.“, erwiderte Ravi trocken. „Hm … darf ich dir eine persönlich Frage stellen?“
„Mhm.“ Asher konnte sich schon vorstellen, was der Philologe wissen wollte.
„Ich dachte Ayah und du sind Zwillinge und doch habt ihr unterschiedliche Väter. Wie funktioniert das?“
„Ha, wenn ich das wüsste!“ Asher beeilte sich die dunklen Gänge entlang zu eilen. „Da ist mehr Magie involviert, als ich in hundert Jahren begreifen werde.“ Und das war nicht einmal gelogen. Kennard hatte ein breit gefächertes Wissen über alle möglichen Aspekte von Magie besessen – Wissen, das mit seinem Tod verloren gegangen war. „Das was ich verstehe ist, das unsere Mutter mit Ayah schwanger war und die Magie meines Vaters bei dem Versuch Ayah zu retten auch mich erzeugt hat.“
Ravi schwieg und versuchte sich einen Reim daraus zu machen. Schließlich fragte er: „Macht dich das nicht fertig?“
„Was? Dass ich nicht so entstanden bin, wie es uns der Biologieunterricht lehrt?“
Ravi schüttelte sich kurz. „Äh, ja, genau.“
„Nein.“ Asher hielt inne und nahm den Atemfilter ab. „Alle sagen immer, dass Kinder aus Liebe entstehen und ich glaube, dass das Handeln meines Vaters ein Akt der Liebe war.“
Die beiden Simos schwiegen, während Asher sich daran machte das Gewölbe zu verlassen.
„Asher.“, unterbrach Ravi schließlich das Schweigen. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“

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Isla Paradiso

Tam war mit den ersten Tagen sehr zufrieden. Dawn hatte einige vielversprechende Tauchspots aufgetan, an denen angeblich Meerleute gesehen worden waren. Er selbst hatte Kontakt zu den Dreggs hergestellt. Die beiden Ektoplasmatiker lebten seit Ewigkeiten auf der Insel und konnten sich nicht erinnern, jemals andere Ektoplasmatiker gesehen zu haben. Sie hatten sich selbst immer eher als Geister identifiziert. Tams Beschreibung ihres okkulten Status und die Existenz einer ganzen Gesellschaft von Ektoplasmatikern in Moonlight Falls hatten die Dreggs seher überrascht. Sie wollten die okkulte Stadt definitiv bald besuchen, aber sowhl Cara als auch Edward waren mit diesseitigen Sims auf der Insel freundschaftlich verbunden und wollten die Insel deswegen nicht dauerhaft verlassen. Tam verstand Edward und Cara. Isla Paradiso war wirklich offen und freundlich. Er konnte sich vorstellen mit Tai hier Urlaub zu machen, wenn sie etwas älter war. Tatsächlich hatte er unter den Urlaubern schon ein anderes Alienkind gesehen. Leider war die Familie im Aufbruch als Tam und Dawn ankamen, so dass er sich nicht vorstellen konnte. Es wäre für Tai bestimmt schön gewesen sich später mit dem Kind treffen zu können.

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Nach ihrem ersten Tauchgang wandelte sich Dawns Verhalten gegenüber Tam wesentlich. Sie hatte ihn zu Beginn der Mission spüren lassen, dass sie nicht allzu viel von ihm hielt (Tam fragte sich, ob sie außer von sich selbst und vielleicht Adam überhaupt von jemandem viel hielt).
„Simmer, wie lange tauchst du schon???“ Dawn sah ihn begeistert an.
„Ein paar Jahrzehnte.“, musste Tam zu geben. „Natürlich ist der Ozean hier ganz anders.“
„Ganz anders als die pechschwarzen Unterwasserhöhlen in Moonlight Falls.“ Dawn rollte mit den Augen. „Ich hab einmal dort getaucht, das ist verdammt schwierig. Tauchen hier ist ein Spaziergang!“
Tam zuckte mit den Schultern. Er hatte den Verdacht, dass Ektoplasmatiker beim Tauchen bevorteilt waren, weil sie nicht ausschließlich in drei Dimensionen dachten. Und von Natur aus schweben zu können, machte den Aufenthalt unter Wasser auch wesentlich einfacher.
Dawn schlug vor noch etwas essen zu gehen. Zu Tams und Dawns Überraschung hielten sie sich angeregt Gespräch über das Tauchen.

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Wenige Tage später konnte Tam eine erste Begegnung mit einem Meermann verzeichnen. Er und der Meermann unterhielten sich angeregt in Zeichensprache. Dawn tauchte an einer anderen Stelle und hatte von dem Meermann noch nichts mitbekommen. Der Meermann ließ Tam wissen, dass er einem weiteren Austausch nicht abgeneigt war, doch dann zeigte er das Zeichen für Hai und verschwand so schnell er konnte. Erschrocken sah sich Tam um und sah, wie ein großer Tigerhai auf Dawn zu schwamm. Tam trat Wasser, so schnell er konnte und schoss auf Dawn und den Raubfisch zu. Dawn war wie versteinert. Der Ektoplasmatiker konnte nicht einschätzen, ob eine Gefahr von dem Hai ausging oder nicht, aber wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Als ihn nur noch wenige Meter von Dawn trennten, sendete er einen Stoß Ektoplasma auf den Hai ab. Wie von einer Tarantel gestochen, zuckte der große Fisch zusammen und suchte dann das Weite. Dawn löste sich aus ihrer Starre und begann wie wild Wasser zu treten. Tam griff nach ihrer Hand und bedeutete ihr ruhig zu bleiben. Wenn sie zu schnell auftauchte, würde sie Probleme beim Druckausgleich bekommen. Dawn sah sich panisch um, doch Tam hielt sie ruhig und begann dann langsam den Aufstieg mit ihr.

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Bitte ignoriert, dass ich den Glitch mit den fehlenden Flossen hatte -.-

Wenig später legte Tam das Boot an einem öffentlichen Pier an und führte Dawn aus dem Boot. Er winkte einem Rettungsschwimmer, der an dem öffentlichen Strand Dienst tat.
„Alles ok, Sir?“
„Wir hatten eine Begegnung mit einem Tigerhai. Meine Kollegin steht unter Schock, glaube ich.“, erklärte Tam.
Geübt prüfte der Rettungsschwimmer Dawns Puls, bevor er sie auf den warmen Sand setzte und seine Rettungsboje unter ihre Beine legte. „Können Sie etwas zu trinken holen?“, bat er Tam. „Und ich muss wissen, wo Sie den Hai gesehen haben.“

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„Ich hab die GPS-Daten, wo wir geankert haben.“, erwiderte Tam. „Ich schreib sie gleich auf.“ Dann rannte er zum Strandkiosk um einen Saft zu kaufen.
Wenig später war Dawn wieder auf dem Damm. Es war ihr sichtlich peinlich so panisch reagiert zu haben. Umso überschwänglicher bedankte sie sich bei dem Rettungsschwimmer.
„Ich konnte mich mit einem Kaffee bedanken.“, schlug sie dem jungen Simo vor und ließ ihre Wimpern klimpern.
Der Simo lachte leise. „Ma'am, erstens ist es mein Job und zweitens fische ich am anderen Ufer.“ Er nickte ihr freundlich zu. „Lassen Sie's in den nächsten Tagen sanfter angehen.“
Dawn sah ihm sprachlos hinterher, während Tam alle Mühe aufbrachte, nicht laut loszulachen.
„Das ist nicht witzig!“, giftete sie ihn schließlich an, als sie sah, wie sehr er sich auf die Lippen bis.
„Nein, natürlich nicht.“, brachte Tam atemlos hervor. „Ich frag mich nur, was dich mehr aufregt: Dass er schwul ist oder dass er deine Einladung abgelehnt hat.“
„Er hat mich Ma'am genannt.“, antwortete Dawn gequält.

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Beitrag  Akki Mi Okt 17, 2018 10:01 pm

Mission 1 – Teil 3

China

Nachdem sie eine Erfolgsmeldung an Aeldric und Meredith senden konnten, hatten Asher und Ravi die nächsten Tage bis zu ihrem Flug als bezahlten Urlaub erhalten. Ravi erholte sich langsam von seinem Infekt und die beiden Agenten nutzten die Zeit sich in der Stadt Shang Simla umzusehen. Am Tag ihrer Abreise ließ Ravis Befinden es sogar zu, dass sie gemeinsam in einem Restaurant essen konnten. Bisher hatte Asher – der einen Magen wie ein Pferd zu haben schien – sich an den Garküchen mit Streetfood versorgt, während Ravi sich mit überteuerten Salzstangen aus einem Importladen und jeder Menge Mineralwasser begnügte.
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Morgens hatte Asher immerhin einen Pfannkuchen zu Stande gebracht, den Ravi gut vertrug.
„Ich mag das chinesische Essen, aber ich bin trotzdem wieder froh, wenn Ayah für uns kocht.“, seufzte Asher über den Resten seines Pfannkuchens. Er hatte Reismehl verwendet, deswegen schmeckte er anders als zu Hause.
„Oder Adam. Ich wusste bisher nicht, Kochen zum Skillset der Green Berets gehört.“
„Bei Adam überrascht mich gar nichts. Aber er und Ayah haben früher immer zusammen gekocht.“, entgegnete Asher. Er seufzte.
„Es muss komisch für die beiden sein.“, sprach Ravi Ashers Gedanken aus.
Der Magier nickte. „Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Warum es zwischen den beiden damals nicht geklappt hat und wie es sich jetzt darstellt mit der Sache mit Jamie und so.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wie meine Schwester mir zu verstehen gegeben hat, hab ich eh keine Ahnung davon.“
„Warum das?“
„Kurz gesagt: Ich hab meinen Freund im Prinzip geghostet, als ich nach Moonlight Falls gegangen bin, weil ich ihm nichts sagen durfte. Irgendwann hatte er dann wohl die Nase voll und hat sämtlichen Kontakt abgebrochen. Das war's mit meiner Erfahrung. Und bei dir?“
„Meine Mutter stellt mir seit meinem achtzehnten Geburtstag immer wieder Mädchen vor, die sie für die perfekte Schwiegertochter hält. Ich finde sie alle grässlich und angsteinflößend – wie meine Mutter.“ Ravi ließ es wie einen Witz klingen, aber Asher spürte, dass die Eingriffe seiner Mutter seinen Partner verzweifeln ließen.
„Hm, da kommt Moonlight Falls natürlich gerade recht.“
„Bisher hat sie sich noch nicht mit einer neuen potentiellen Gattin gemeldet.“, stimmte Ravi erleichtert zu. Dann sah er düster auf seinen leeren Teller. „Aber vermutlich sucht sie gerade nur eine passende indische Hexe oder so.“

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Am Abend, als sie im Restaurant saßen und Nudeln und Frühlingsrollen aßen, brachte Ravi das Gespräch vom Morgen noch einmal auf.
„Willst du nicht noch mal versuchen Kontakt zu deinem Ex aufzunehmen?“
Asher ließ seine Essstäbchen auf halbem Weg zum Mund anhalten. Die mühsam aufgenommen Nudeln glitschten herunter, während Asher einen schrägen Blick zu Ravi sandte. Der erwiderte den Blick ruhig und erklärte.
„Ich hab nicht den Eindruck, dass du damit schon abgeschlossen hast. Vielleicht täte es dir gut.“
Asher ließ die Stäbchen sinken und seufzte. „Ich wüsste nicht wie. Oder ob es überhaupt eine gute Idee ist.“
Ravi nickte. „Es war nur eine Idee. Ich entschuldige mich, wenn ich dir zu nahe getreten bin. Und was weiß ich schon von Liebe und Romantik.“
Darauf musste Asher lachen. „Ha, fast genauso viel wie ich, scheint mir.“ Er nahm seine Nudeln wieder auf und grinste mit vollem Mund zu Ravi.

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Starlight Shores

Ayah hakte die Bar auf einer digitalen Liste, die sie mit Adam teilte ab. Seufzend sah sie sich um. Wieder nichts. Ihr Blick fiel auf einen älteren Simo, der ihr bekannt vor kam.
„Entschuldigung – Mr. Martin? Ich weiß nicht ob sie sich erinnern. Ich bin Ayah, mein Bruder und ich sind mit Nigel zur Schule gegangen. Wie - ...“
Unsanft unterbrach der Mann sie und sah sie mit vor Wut funkelnden Augen an. „Du hast ja Nerven mich anzusprechen!“ Er verschränkte die Arme und sah sie bösartig an. „Wenn du meinem Jungen nicht das Herz gebrochen hättest, dann wäre er jetzt Zuhause. Trete mir bloß nie wieder unter die Augen!“ Damit rauschte er an ihr vorbei.
Ayah starrte ihm irritiert nach. Adam, der gerade von der Bar weggetreten war, an der er sich mit dem Barkeeper unterhalten hatte, kam zu Ayah und schob ihr Kinn zurück in Position, damit sie nicht länger mit offenem Mund da stand. „Irgendwie habe ich da was anders in Erinnerung.“, sagte er, denn er hatte mitbekommen, was Nigels Vater gerufen hatte (Adam war sich sicher, dass es die ganze Bar mitbekommen hatte).
„Jepp.“, schaffte Ayah zu artikulieren. Sie schüttelte sich kurz. „Puh, ich hatte vergessen, dass Mr. Martin sehr streng und alles andere als offen ist. Vermutlich hat Nigel ihm erzählt, es wäre ich und nicht Asher, in die er verliebt wäre, weil er sich nicht getraut hat die Wahrheit zu sagen.“ Kopfschüttelnd sah Ayah zu der Tür, durch die Mr. Martin verschwunden war. „Offensichtlich ist Nigel nicht länger hier.“
„Du wolltest ihn aufsuchen, nicht wahr?“
„Ja. Für Asher. Er weiß davon nichts, aber ….“, Ayah brach ab. „Ist nun wohl auch egal.“
Adam sah sie nachdenklich an. Ayah ignorierte den Blick und zückte ihr Smartphone. „Damit bleibt nur eine Möglichkeit für die Geister – wenn die nicht heimlich ihren Standort wechseln.“
„Es ist schon spät. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich fahr dich heim, dann geh ich noch ins Fitnessstudio.“, meinte Adam.
Adam hatte recht: Sie lagen gut im Zeitplan und die letzte Möglichkeit war ein leerstehendes Haus.

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Adam ließ das Auto an der Unterkunft stehen und joggte dann Richtung Fitnessstudio. Ayah warf sich mit einer Tasse Kaffee auf die Couch und surfte über ihr Tablet im Netz. Als Vorbereitung für den morgigen Tag besuchte sie eine Immobilienseite und sah sich noch einmal die Bilder des besagten Objektes an. Zu ihrem Schrecken stellte sie fest, dass die Immobilie verkauft worden war. Ein paar Klicks später (und dank der unvorsichtigen Nutzung der Sozialen Medien des Käufers)  betrachtete sie die SimBook Seite eines jungen Familienvaters, der sich mit seiner Frau und dem beiden Kleinkindern auf das neue Haus freute. Am nächsten Tag wollten sie mit der Renovierung des Hauses beginnen, das sie bisher nur im Internet gesehen hatten.

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Ayah fragte sich, ob sie die Dummheit mancher Sims oder ihre eigene Dummheit mehr wunderte, als sie wenige Minuten später ihr Equipment in den Wagen lud und zu dem bald nicht mehr leerstehenden Haus fuhr. Es war eine winzige Immobilie, aber der verdächtige Nebel, der sie umgab, ließ Ayah nicht zweifeln, dass sich hier Geister aufhielten. Sie verließ das Auto und schlüpfte in einen Überanzug – Demetria hatte sie gewarnt, dass manche Geister Schleim absonderten. Sie schulterte den Protonenstrahler nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er vollgeladen war. An ihrem Gürtel baumelte die Geisterfalle.
Die Geister waren schnell zu erkennen und Ayah fragte sich, ob es an ihrer Abstammung lag oder ob sie für alle Sims so einfach zu erkennen waren. Wenn dem so war, wunderte es Ayah, dass sie und Adam so lange gebraucht hatten, den richtigen Ort zu finden. Vielleicht lag es wirklich an ihrem Vater?

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Die Geister waren schwach und einfach einzufangen. Was hatte Felicia gesagt? Es handelte sich bei ihnen um Überreste. Ayah verspürte Mitleid für die verstorbenen Sims und hoffte, dass ihrer Mutter und ihren Vätern anders ergangen war. Hoffentlich konnten die Feen und Magier den Geistern einen Übertritt ermöglichen.

Felinger Legacy - Seite 6 Scree345

Ayah war ziemlich zufrieden mit sich, als sie wenig später in die Unterkunft zurückkehrte. Um so mehr war Adams frustriertes „WO ZUM SIMMER WARST DU?“ wie ein Schwall Eiswasser über an einem heißen Sommertag.
Es verschlug ihr für einen Moment die Sprache, so dass sie wortlos die drei Geisterfallen hochhielt.
„Du bist allein dorthin gegangen.“, stellte Adam wesentlich leiser, dafür aber umso tonloser fest.
Sie nickte und fand ihre Sprache wieder: „Das Haus ist verkauft worden. Morgen wollte eine Familie einziehen.“ Das letzte war ein bisschen geflunkert, aber woher sollte sie auch ahnen, dass Adam so explodieren würde? Sorgsam stellte sie Geisterfallen ab und sah dann zu Adam. Überrascht stellte sie fest: „Du hast dir Sorgen gemacht.“
Adam sah sie fassungslos an und raufte sich die Haare. Manchmal verstand er Ayah nicht.

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Verstand er sie überhaupt? Verstand er überhaupt was zwischen ihnen vorgegangen war, vorging oder vorgehen würde? Er erinnerte sich daran, wie verwirrt er jedes Mal war, wenn sie miteinander gesprochen hatten. Er war jetzt verwirrt, brachte aber hervor: „Natürlich hab ich mir Sorgen gemacht.“
Als Ayah daraufhin lächelte, wünschte Adam sich für einen kurzen Moment seine langen Haare zurück (die er bisher nie vermisst hatte), denn damit hätte er sich wesentlich besser die Haare raufen können. Und dann hatte er – wie in einer Umkehrung seines Verhaltens vor sieben Jahren – plötzlich ihre Haare in seinen Händen, als Ayah ihn so überraschend küsste wie er sie damals und er ihren Kuss erwiderte und sie bald ineinander verknotet ins Schlafzimmer stolperten.

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Isla Paradiso

Dawn brauchte ein paar Tage, bis sie sich von dem Schock erholt hatte (wobei Tam nicht klar war, ob es am Hai oder am „Ma'am“ lag). Währenddessen erkundeten die beiden die Insel und führten lange Gespräche mit den Ektoplasmatikern. Tam schaffte es erneut bei einem Solotauchgang mit einer Meerperson zu kommunizieren.
„Hey, wenn der Rettungsschwimmer nicht auf mich steht, solltest vielleicht du ihn abchecken.“ Mit einem Satz war Dawn die Alte und Tam blieb der Bissen im Mund stecken.
„Wie bitte?“

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„Na, ich mein ja nur...“ Dawn dämmerte, dass sie sich etwas weit aus dem Fenster gelehnt hatte. So gut kannte sie Tam nun nicht. „Ich hab dich noch nie einer Sima hinter her schauen sehen.“
Betont langsam kaute Tam, schluckte und tupfte sich dann den Mund mit einer Serviette ab. „Ich hab auch noch nie einem Simo hinter her geschaut.
Dawn legte den Kopf schief. Tam seufzte. „Ich habe kein Interesse an einer Beziehung. Ich bin aromantisch und asexuell.“ Besser er klärte das ein für eine Mal mit Dawn.
„Oh.“, machte Dawn – da war sie wirklich heftig in ein Fettnäpfchen getreten! „Äh – und was ist mit Tai?“
„Falls du das nach ein paar Wochen noch nicht mitbekommen haben solltest: Tai ist ein Halbalien.“ Als er sah, dass Dawn noch etwas fragen sollte, schob er eilig hinterher: „Und nein ich möchte nicht über das was auf dem Raumschiff passiert ist reden. Und ja: Ich war schon vor dieser Erfahrung asexuell und aromantisch. Und nein: ich bedarf keiner psychologischen Betreuung durch dich, weder wegen meiner Sexualität noch wegen meines Erlebnisses – und schon gar nicht wegen meiner Tochter!“ Tam erhob sich langsam – was all seine Willenskraft erforderte und räumte sein Geschirr zusammen. Sollte Dawn daran eine Weile knabbern!

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Er schwebte am Brunnen vorbei und bemerkte aus dem Augenwinkel den Rettungsschwimmer.
„Hallo. Danke noch einmal für die Hilfe mit meiner Kollegin!“, begrüßte Tam ihn, der war unsicher ob Dawns loses Mundwerk die Dankbarkeit vor ein paar Tagen auch wirklich gezeigt hatte.
Der junge Simo drehte sich um und grinste. Mit einer losen Handbewegung tat er den Dank ab. „Kein Ding. Wie gesagt, es ist mein Job. Hat sich Ihre Kollegin erholt?“
Tam machte ein säuerliches Gesicht. „Ja, leider.“ Überrascht biss er sich auf die Lippe. „Verzeihung, das kam wohl falsch rüber. Ich bin übrigens Tam.“
„Freut mich, ich heiße Nigel.“ Er musterte den Ektoplasmatiker lange. „Ich hab gehört, dass du mit ein paar von den Meerleuten Kontakt gesucht hast.“
„Jaaaa?“, erwiderte Tam vorsichtig.
„Zufällig bin ich ganz gut mit Salty befreundet. Bringt der Job so mit sich.“  Nigel fasste Tam neugierig ins Auge. „Warum das Interesse? Wärst du nicht selbst … äh durchsichtig … würde ich ja reine Sensationsgier vermuten.“
„Er ist Ektoplasmatiker.“, mischte sich eine neue Stimme ein – Dawn hatte schneller verdaut als Tam es für möglich gehalten hatte. Sie nickte dem Rettungsschwimmer knapp zu, dann sagte sie zu Tam: „Ich entschuldige mich für mein Verhalten.“ Sie klang überraschend ehrlich.

Felinger Legacy - Seite 6 Scree350

Zu Nigel gewandt fuhr sie fort. „Vielleicht sind wir einfach nur neugierig.“
„Hm.“ Nigel betrachtete die anderen Sims. „Oder vielleicht kommt ihr aus Moonlight Falls und der Besuch hat politische Gründe?“
Dawn und Tam wechselten einen irritierten Blick. Nigel fuhr lachend fort: „Das sagen die Meerleute jedenfalls. Keine Sorge, ich bin weder Politiker noch Geheimdienstagent oder so was. Lediglich ein Freund der Meerleute. Sie sind bereit für ein Treffen.“
Während Nigel die genaueren Umstände des Treffen zu beschreiben begann, wunderte sich Tam, ob es wirklich eine eher politische Mission war – und was zum Simmer Aelfric und Ms. Lee bewegt hatte ausgerechnet Dawn auf eine politische Mission zu schicken.

Felinger Legacy - Seite 6 Scree351

Früh am nächsten Morgen trafen sich Tam und Dawn mit Salty, den Tam bereits Unterwasser kennengelernt hatte. Salty wiederholte, was ihm seine Anführer aufgetragen hatten: Sie waren an einem Austausch mit Moonlight Falls interessiert und würden es begrüßen, wenn Moonlight Falls einen diplomatischen Außenposten aufbauen würde. Kaum hatte er seine Nachricht überbracht, beschäftigte sich Salty nur noch mit Dawn. Tam kratze sich am Kopf und schwebte davon um ein Telefon zu finden. Aelfric musste ihm einiges erklären …

Felinger Legacy - Seite 6 Scree352
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Felinger Legacy - Seite 6 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Do Okt 18, 2018 7:26 pm

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„Was machen wir jetzt?“ Langsam fuhr Adam mit dem Finger die Linie von Ayahs Taille nach. Sie neigte den Kopf und gab ihm einen raschen Kuss.
„Ich hab keine Ahnung.“, sagte sie dann und kuschelte sich an ihn. „Bereust du es?“
Adam ließ sich ins Kissen sinken. Er durchkämmte Ayahs Haar mit den Fingern. „Ich bin verwirrt.“, gestand er schließlich und rechnete damit, dass sie lachte. Doch an seiner Brust spürte er, wie sie nickte.
„Es geht mir genauso.“ Sie rollte sich auf den Bauch und verschränkte die Arme unter dem Kinn. Nachdenklich sah sie ihn an. „Liebst du mich.“ Das „noch“ ließ sie weg.
Adam ließ sich Zeit mit der Antwort. „Als Teenager habe ich die Teenager-Ayah geliebt. Das tue ich immer noch. Aber weder du noch ich sind die wie damals. Wir haben uns verändert.“ Er legte seine Hand auf ihren Kopf und entwirrte den eingeflochtenen Zopf, dessen Haarband sich gelöst hatte. Er lächelte gequält. „Ich weiß es nicht.“
„Ich auch nicht.“, erwiderte Ayah und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Ich  weiß, dass du mir viel bedeutest und ich dir vertraue.“ Sie hob den Kopf um ihm in die Augen sehen zu können. „Und das spüre ich von dir auch.“
Adam nickte und strich über ihr Haar. Ayahs Antwort war mehr, als sie je zuvor zu ihren Gefühlen geäußert hatte. Es wärmte sein Herz. „Was tun wir jetzt?“
„Wir buchen einen Rückflug, bringen die Geister nach Moonlight Falls, helfen ihnen beim Übergang und vorher ...“ Sie grinste. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung setzte sie sich rittlings auf seine Brust. „Vorher bin ich für Runde zwei.“

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Ravi und Asher waren die ersten, die zurückkehrten. Sie lieferten die versteinerte Tomate bei den Forschern von Moolight Falls ab. Natürlich hatte der Schutztalisman einen alten, ehrwürdigen Namen in einer Sprache, die kein lebendes Wesen heute mehr sprach, aber zwischen Ravi und Asher hieß das Ding einfach nur noch Versteinerte Tomate. Ravi machte sich anschließend sofort daran, seinen Bericht zu tippen. Seufzend schloss Asher sich ihm an. Ravis Strebsamkeit schien auf ihn abzufärben.
„Weißt du,“, begann Asher, nachdem er seinen Bericht fertiggestellt hatte. „Ich hoffe wir sind das nächste Mal wieder zusammen unterwegs. Wir bilden ein gutes Team.“
Ravi nickte, konnte sich aber nicht verkneifen zu sagen: „Solange du das nächste Mal der Kranke bist.“

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Als nächstes kamen Adam und Ayah zurück. Ayah brachte die Geisterfallen zu den Feen, während Adam mit dem Gepäck ins Haus zurückkehrte.
„Adam!“ Asher sprang grinsend die Treppe herunter. „Wie ist es gelaufen? Wo ist meine Schwester?“
„Ayah wollte sich vergewissern, dass die Geister gut versorgt sind.“, erwiderte Adam so neutral, dass Asher ihn skeptisch ins Auge fasste. Doch Adam ließ sich weiter nichts anmerken oder entlocken. „Wie war's bei euch? Sind Tam und Dawn auch schon zurück?“

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„Wir haben eine versteinerte Tomate sichergestellt.“, lachte Ravi aus dem Hintergrund. Er versuchte sich in der Küche an einem Salat.
Asher grinste und erklärte seinem alten Freund, was es damit auf sich hatte. „Auf Tam und Dawn müssen wir noch eine Weile verzichten. Ihre Mission hat sich offenbar zu einer politischen Mission weiterentwickelt.“, verkündete Asher dann.
„Politische Mission mit Dawn?“ Adam sah Asher an, als habe der verkündet, dass die Erde eine Scheibe sei.
Asher winkte mit seinem Handy in der Handy ab. „Ich hab gerade mit Demetria gesprochen. Es ist wohl so, dass Dawn es überhaupt nur in unser Programm geschafft hat, weil einer der wenigen Seher, die wir noch haben – und der halbwegs zuverlässig ist – vorhergesehen hat, dass sie eine Verbindung zu den Meerleuten herstellen wird, die eine dauerhafte Kooperation ermöglichen wird.“
„Wir sprechen von der selben Dawn?“, vergewisserte sich Ravi, der nun mit einem großen Messer in der Hand aus der Küche kam. „Unsere Dawn?“
Asher zuckte mit den Schultern. „Auch nicht komischer als eine versteinerte Tomate oder?“
Ravi nickte irritiert. Sein Blick fiel auf das Messer und er erinnerte sich, dass er dabei war Essen zu zubereiten.
„Das klingt ja beinahe so, als sei Ayahs und meine Mission am langweiligsten abgelaufen: Wir haben nur drei harmlose Geister eingefangen und hierher gebracht.“

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Es sollte einige Wochen dauern, bis Tam zurück nach Moonlight Falls kam. In der Zwischenzeit hatten die anderen vier kleinere Missionen in der näheren Umgebung erfüllt. Adam und Ayah gelang es diskret ihre wieder aufblühende Romanze geheimzuhalten.
Dass Tam ohne Dawn zurückkehrte, wunderte die anderen mittlerweile nicht mehr, denn die Blondine hatte allen vor ein paar Tagen im Chat mitgeteilt, dass sie und Salty heiraten würden. Auch Tam würde bald nach Isla Paradiso zurückkehren, denn er war der Wunsch-Botschafter der Meerleute, die einen Narren an ihm gefressen hatten. Die Aussicht, dass er bei der Rückkehr sein „Sternenkind“ mitbringen würde, ließ sie wahre Freudensprünge vollführen.

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„Dawn war also von Anfang an als Verbindungsglied zwischen den Meerleuten gedacht, auch wenn der Seher die genauen Umstände nicht vorhersehen konnte.“, schloss Asher. „Und falls ihr euch sorgt oder wundert: Über keinen von uns ist eine Vorhersehung bekannt. Dawns Vorhersehung ist eine einmalige Sache.“
„Erleichtert mich schon etwas, zu wissen, Herr meines Schicksals zu sein.“, sagte Ravi erleichtert, was Asher auflache ließ.
„Hast du in letzter Zeit mit deiner Mutter gesprochen?“
„Haha, sehr witzig.“ Ravi sandte ihm einen säuerlichen Blick zu.
„Ohne dich und Tai wird es nicht dasselbe sein.“, sagte Adam zu Tam. Das Kleinkind krabbelte über seinen Vater zu Adam, den es in den letzten Wochen als Onkel adoptiert hatte.
„Ja, ich glaube ich werde sogar Dawn vermissen.“, gab Ayah ihm recht. Dann sah sie zu Asher und Ravi. „Ehrlich gesagt, denke ich auch darüber nach, zurück nach Riverview zu gehen.“
„Was?!“ Asher war schon halb aufgesprungen, als Adam ihm mit dem freien Arm zurück auf die Couch zog.

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„Was Ayah meint ist: Der Rat will Dependancen unsere Agentur gründen.“ Adam warf Ayah einen  kurzen Blick zu. In ihrer Aufregung hatte sie den wirklich wichtigen Teil übersprungen. „Tam wird die Außenstelle in Isla Paradiso einrichten. Auf Grund der familiären Situation, hat William Riverview als zweite Außenstelle vorgeschlagen.“
„Ja, und die würden wir vier besetzten, wenn ihr wollt.“, beschleunigte Ayah das Gespräch. Ayah sah zu Asher. „Ich will zurück nach Hause. Akki wird nicht jünger und ich habe sie, Mom, Zoe und Luke seit Jahren nicht gesehen.“

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Unwillkürlich musste Asher nicken. Auch er vermisste den Rest der Familie. Und das Zwielicht in Moonlight Falls ging ihm langsam wirklich auf den Zeiger! Von wo aus er auf seine Missionen startete, war nun wirklich egal. Er konnte sowohl mit Adam als auch mit seiner Schwester gut zusammenarbeiten, auch wenn Ravi ihm der liebste Partner war – sie ergänzten sich einfach so gut. Deswegen sah er zu seinem Kumpel. „Bist du dabei?“
„Riverview ist mit der am weit entfernteste Platz von meiner Mutter.“ Ravi grinste. „Natürlich bin ich dabei!“

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Beitrag  Akki Sa Okt 20, 2018 4:23 pm

Unverhofftes Wiedersehen

Bevor die vier zurück nach Riverview ziehen konnten, gab es einiges zu erledigen: Die Dependance musste vom Rat und von der UNO genehmigt, für die Hauptstelle in Moonlight Falls mussten neue Agenten rekrutiert und trainiert und die Objekte auf Isla Paradiso und in Riverview mussten entsprechend abgesichert werden.
Will ließ es sich nicht nehmen, persönlich mit einem befreundeten Magier nach Riverview zu reisen, um das alte Felinger-Grundstück erneut abzusichern. Ayah begleitete ihn, während Ravi für die Einweisung der neuen Agenten in Moonlight Falls blieb. Asher und Adam reisten mit Tam und Tai nach Isla Paradiso, um dessen neues Haus, das Botschaft und Zentrale in einem sein würde, technisch und magisch abzusichern.

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„Ich bin gespannt. Das Haus habe ich selbst nur auf Bildern gesehen.“ Tams Stimme war eine gewisse Anspannung anzuhören. „Zum Glück war einer unserer neuen Freunde so freundlich ein passendes Haus auszusuchen.“
„Hm.“, machte Adam und sah die Fassade nachdenklich an. „Kann nicht behaupten, dass mir das gefällt. Zu hohes Sicherheitsrisiko.“
„Keineswegs.“, widersprach Tam. „Ist alles von den Meerleuten und dem Rat abgesegnet.“ Er seufzte und zeigte auf das Gepäck. „Und im Zweifel habe ich einen Vergiss-mich-Trank von Ayah dabei. Aber so will ich Freundschaft nicht entlohnen.“
Adam wirkte nicht überzeugt, aber er nickte. Asher zuckte mit den Schultern. Moonlight Falls und seine Bewohner waren in der Regel übervorsichtig. Wenn sie das hier abgesegnet hatten, sollte alles in Ordnung sein.

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In diesem Moment hörten die drei Simos, wie sich die Haustür öffnete. „Da seid ihr ja! Willkommen zurück, Tam.“
Tam erwiderte die Begrüßung freundlich. Er stellte Tai, Adam und Asher vor, als er überrascht bemerkte, dass Adam, Asher und Nigel, sein neuer Freund, sich wie vom Blitz getroffen anstarrten. Adam fing sich als erster wieder. Er schluckte sichtbar, griff Tams Arm und sagte: „Wir sollten noch den Windelvorrat auffüllen.“ Er zerrte den Ektoplasmatiker die Straße hinunter. Als sie außer Hörweite waren, erklärte er Tam wer Nigel war.

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Währenddessen starrte Nigel Asher an und Asher starrte genauso belämmert zurück. Der Rettungsschwimmer fand als erster seine Sprache wieder. „Das nenn' ich eine Überraschung.“
Der Klang seiner Stimme riss Asher aus seiner Erstarrung. Er fuhr sich durch die Haare und nickte. „Ja.“
Nigel drehte sich um und bedeutete Asher mit einer Handbewegung ihm ins Haus zu folgen. Die beiden Simos ließen sich in der Küche nieder, wobei sie den Blick des anderen mieden.
Schließlich hatte sich Asher einige Worte in Gedanken zurecht gelegt und begann. „Ich bin dir eine Erklärung schuldig...“
Nigel unterbrach ihn mit einem Schnauben. Er verschränkte seine braun gebrannten Arme und sah ihn herausfordernd an. „Kann man wohl sagen!“
Asher leckte sich nervös über die Lippen. Er fand Nigel noch immer sehr attraktiv, das machte dieses Gespräch nicht gerade einfacher. Er nickte und versuchte sich zu erinnern, was er sich gerade überlegt hatte. „Ich bin nicht auf ein Internat für musikalisch begabte Schüler, sondern nach Moonlight Falls gegangen. Es tut mir leid, dass ich darüber gelogen habe, aber zu diesem Zeitpunkt musste ich zum Schutz Moonlight Falls' tun.“ Er war versucht zu sagen, dass er keine andere Wahl gehabt hatte, aber stimmte das? Hätte er Nigel vertrauen können? Andererseits hatten Onkel Will und Akki darauf bestanden, dass niemand davon erfuhr. Dass Moonlight Falls nur ein paar Jahre später an die Öffentlichkeit gehen würde, hatte Asher zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt.
„Ich bin ein Magier. Um meine Kräfte kontrollieren zu lernen, war es nötig, dass ich umziehe.“, fuhr Asher fort, als Nigel schwieg. „Es gab Richtlinien, die es mir sehr schwer machten, mit der Außenwelt Kontakt zu halten.“

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„Richtlinien.“, wiederholte Nigel im Tonfall absoluter Ungläubigkeit. „Richtlinien?! Die haben dich doch sonst nicht gestört?!“
Ein Teil von ihm musste seinem Ex-Freund zustimmen. In der Highschool hatten ihn Richtlinien wirklich nicht geschert. Das lag daran, dass die meisten einfach unsinnig erschienen. Aber Moonlight Falls zu schützen, kam Asher damals richtig vor, weswegen er bereit war, sich an die Vorgaben zu halten. Das erklärte er auch Nigel und fuhr fort: „Die Kosten waren mir im ersten Moment nicht klar. Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe.“
Langsam nickte Nigel, was Asher erleichtert einatmen ließ. Er wusste, dass damit keine Vergebung erreicht war, aber vielleicht konnte Nigel in Ansätzen nachvollziehen, was ihn damals bewegt hatte.
„Es hat mich damals sehr verletzt, dass du unsere Telefonate sehr kurz gehalten hast, nie Bilder geschickt hast oder wir uns besuchen konnten.“, erklärte Nigel nun. „Aber ich kann verstehen, dass du Gründe hattest.“  Etwas unzufrieden musste er zugeben: „Durch meine Freundschaft mit den Meerleuten bin ich auch oft in der Situation gewesen, dass ich Dinge nicht sagen konnte oder sogar lügen musste.“
Asher wusste nicht anders zu antworten als zu nicken.
„Dass heißt nicht, dass ich dir verzeihe. Aber ich habe Verständnis.“
„Mehr kann ich nicht verlangen.“

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Tam und Adam liefen mit Tai und der eilig gegriffenen Wickeltasche zum nächstgelegenen Strand, wo sie als erstes das Kleinkind umzogen und Zentimeter dick mit Sonnenschutz einschmierten. Tai fand das gar nicht lustig. Sie wollte viel lieber im Sand buddeln. Auch das Meer übte eine große Faszination auf sie aus, so dass die beiden Simos ihre liebe Mühe hatten, sie davon abzuhalten in die Wellen zu krabbeln. Nach einer guten Stunde beschlossen sie, dass die Nigel und Asher genügend Zeit gegeben hatten, eine erste Konfrontation über die Bühne zu bringen und kehrten mit einer quengeligen Tai zurück. Nigel hatte sich bereits verabschiedet. Asher signalisierte seinen Freunden, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte und machte sich schweigend daran, Talismane in und um das Gebäude anzubringen. Tam kümmerte sich um seine Tochter, während Adam begann die mitgebrachte Technik zu installieren und ein schnelles Abendessen zuzubereiten.

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Nigel tauchte am nächsten Morgen wieder auf, um Tam eine Einladung der Ältesten der Meerleute zu überbringen. Tam brach sofort auf, während Adam sich Tai schnappte um einen Spaziergang mit ihr zu unternehmen.
„Wie kommt es, dass Adam hier ist? Wusste er wohin du gehst?“
Asher bemühte sich den anklagenden Tonfall zu ignorieren. Er konzentrierte sich darauf einen vorsichtigen Schluck Kaffee zu trinken ohne sich an dem brühend heißen Getränk zu verbrennen, bevor er antwortete: „Nein. Es war für Ayah und mich auch eine ziemlich große Überraschung, dass er als menschlicher Agent vor ein paar Monaten zu unserem Team gestoßen ist.“ Asher stellte die Tasse ab. „Tatsächlich hat er mit Ayah Schluss gemacht, bevor er zum Militär gegangen ist. Die Situation ist etwas … angespannt.“


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„Ich kann mich daran erinnern.“ Ayah und er hatten damals auch nicht mehr viel gesprochen, aber von der Trennung hatte sie ihm berichtet. Kurz danach hatte er den Kontakt zu beiden Zwillingen abgebrochen. Sein Vater hatte ihm tagelang die Hölle heiß gemacht, warum er so deprimiert in seinem Zimmer lag und nichts aus seinem Leben machte (tatsächlich hatte er gerade erst seinen Schulabschluss gemacht und noch keine Vorstellung davon, wie es weitergehen sollte). Seine Mutter hatte schließlich Liebeskummer vermutet und beide Eltern hatten ihn so lange gelöchert, bis er eingebrochen war und Mutters Vermutung bestätigt hatte. Sein Vater glaubte, es läge an Ayah, denn schließlich sei er immer bester Stimmung aus Riverview zurückgekehrt. Mr. Martin polterte so lange und laut, bis Mrs. Martin das auch glaubte und Nigel nach einem ganzen Nachmittag voller Anschuldigungen und Hasstiraden fast selbst so weit war, das zu glauben. Er hatte damals nicht den Mut seinen Eltern zu gestehen, dass er homosexuell war.
Für ein paar Tage hatten ihn seine Eltern in Ruhe gelassen, bis sie beschlossen, dass er genug getrauert hatte. Sein Vater hatte ihm in der Zwischenzeit ein Vorstellungsgespräch in seiner Firma besorgt, seine Mutter seine Garderobe überarbeitet. Als er mit seinem Vater in dem neuen Anzug im Wartebereich seinen zukünftigen Chefs saß, hatte Nigel mit einem mal das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sein Vater redete ununterbrochen auf ihn ein, was er bei dem Gespräch sagen sollte, über welche Witze des Personalers er lachen und welche er ignorieren sollte. Aber den Personaler müsse er eh nicht ganz ernst nehmen, dessen Tochter lebte mit einer Frau zusammen und hatte zwei Kinder adoptiert. Mitten in einem dieser oberflächlichen, intoleranten Sätze seines Vaters, war Nigel aufgestanden und gegangen. Sein Vater war so in Fahrt, dass er das Aufstehen seines Sohnes erst bemerkte, als dieser auf der Straße stand. Nigel lief wie betäubt nach Hause und schloss sich in sein Zimmer ein. Wenig später stürmte sein Vater wutentbrannt nach Hause. Er schlug so fest gegen die Tür, dass Nigel befürchtete, sie würde dem zornigen Ansturm seines Vaters nicht standhalten können. Begleitet von der Kakophonie der Schreie seines Vaters, den nervösen Zwischenrufen seiner Mutter und dem Getrommel gegen die Tür, packte Nigel seine Sachen. Irgendwann wurden seine Eltern es leid und gingen ins Bett. Heimlich wie ein Dieb schlich Nigel aus dem Haus. Er trampte aus Starlight Shores weg und irgendwann landete er auf einer Fähre nach Isla Paradiso.

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Nigel rang mit sich, wie viel er davon Asher mitteilen sollte. Er war mittlerweile wesentlich gefestigter im Umgang mit seiner eigenen Sexualität. Zwar hatte er keinen Kontakt zu seinen Eltern (sämtliche Versuche sich bei ihnen zu melden, stießen auf taube Ohren), aber hier auf der Insel hatte er viele Freunde, die ihn so akzeptierten wie er war. „Magier, hm? Ayah auch?“, fragte er stattdessen.
„Ja und nein.“ Asher stellte die Kaffeetasse ab, deren Inhalt noch immer dampfte. Stimmlos sagte er einen kurzen Spruch auf und ließ den Inhalt der Tasse gefrieren. Unter Nigels staunenden Blicken ließ er einen Block Kaffeeeis aus der Tasse in seine Hand und zurückgleiten, bevor er ihn mit einem weiteren Spruch so hoch erhitzte, dass er augenblicklich verdampfte. Schweigend erhob sich Asher um sich einen neuen Kaffee einzuschenken. „Ayah ist so diesseitig wie du.“ - Mehr oder weniger, aber das dachte Asher nur.
„Ist das so wie eine spontane Mutation? So wie ich die Meerleute verstanden habe, kann man nämlich nicht einfach Meerperson werden, also nehme ich an, dass man auch nicht einfach so Magier werden kann, sondern dazu geboren werden muss?“
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„Mein Vater war Magier.“ Asher wusste, dass er sich langsam auf sensibles Gebiet begab. Sein Vater, Ayahs Vater, ihre Mutter – das hing alles mit den Beobachtern zusammen und das offenbarte seine Familie nur Vertrauenspersonen. Zwar hatten er und Ayah den anderen erklärt, wie es kam, dass sie unterschiedliche Väter hatten und trotzdem Zwillinge waren, aber die genaueren Umstände des Todes und den Felinger-Fluch hatten sie dabei nicht erwähnt, auch wenn alle Ur-Mitglieder ihres Organisation IMBA (International Meta Being Ageny) von Ayah getestet worden waren und keiner den Beobachtern angehörte.
Nigel nickte. Er spürte, dass Asher ihm nicht alles mitteilte. Aber er war Mitglied derselben Organisation wie Tam und Dawn. Zumindest Tam war nicht gesprächig über IMBA. Und Dawn hatte sich innerlich schon vollkommen mit ihrer neuen Rolle als Gattin eines Meermannes eingestellt, so dass sie kaum von IMBA sprach. Neuerdings ließ sie sich von ihrer zukünftigen Schwägerin Kochen auf Meerleute-Art beibrigen (was sich im Prinzip auf das Anrichten rohen Fisches auf Seetangsalat beschränkte, aber wer war Nigel darüber zu urteilen?).
„Dann werden du und Adam in ein paar Tagen zurück nach Moonlight Falls gehen und tun … äh was ihr so tut?“
Mittlerweile hatte Asher seine neue Tasse Kaffee zur Hälfte geleert. Er stellte den Becher auf den Tisch und zwang sich seine Hände ruhig zu halten. „Nein. Wir müssen ein paar … organisatorische Dinge auf der Insel klären. Dafür brauchen wir etwa eine Woche. Anschließend reisen wir nach Riverview.“ Er zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln und wiederholte, was man ihm beigebracht hatte über IMBA zu sagen. „IMBA beschäftigt sich mit dem kulturellen Austausch zwischen Moonlight Falls und der übrigen Welt. Wir werden ein kleines Außenbüro in Riverview gründen.“
Wir erhofft, war der Name der Organisation für Nigel ablenkend genug. „IMBA? Wirklich?!“ Er musste Widerwillen lachen. „Naja, ich schätze magische Kräfte zu haben oder Ektoplasmatiker zu sein, ist ganz schön imba.“

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In den nächsten Tagen verbrachten Asher und Adam die meiste Zeit damit, das Haus abzusichern, während Tam zu den Meerleuten tauchte und mit ihnen parlierte. Nigel kam zwischen seinen Schichten immer mal wieder vorbei, vorgeblich um Adam und Asher die Insel zu zeigen. Adam, der Tais Fürsorge in Tam Abwesenheit übernommen hatte, nahm das Kind meist zum Anlass die beiden anderen allein zu lassen. Er verbrachte viel Zeit mit Tai und Dawn, die sich bereit erklärt hatte, Tam mit Tai zu helfen, wenn die anderen beiden Isla Paradiso wieder verlassen hatten. Dawn sprach über nichts anderes als über Salty, ihre unsterbliche Liebe und die anstehende Hochzeit. Adam wunderte sich zunehmend, was er für Ayah empfand und ob er sie noch liebte, während er vorgab Dawn zu lauschen. So blumig und rosarot wie sie es schilderte fühlte sich seine Beziehung zu Ayah jedenfalls nicht an. Vielleicht war es ganz zu Anfang, damals als Teenager, mal so gewesen. Aber das vorherrschende Gefühl war eigentlich Sicherheit. Sicherheit, Ayah vertrauen zu können. Und es war nicht nur Vertrauen. Er verbrachte seine Zeit immer noch am liebsten mit ihr – sei es für Gespräche, gemeinsame Hobbys wie dem Kochen oder Gartenarbeit, der Jagd nach Alchemiezutaten oder Geistern (wobei er da wirklich im Nachteil war – wie sich herausstellte hatte Ayah das unter jenseitigen Sims schon höchst seltene Talent Geister zu sehen – unter diesseitigen Sims war sie der erste Fall, was vermutlich an ihrer Abstammung lag) und dem Sex. Letzteres hatte ihre Beziehung tatsächlich auf eine ganz andere und neue Ebene gehoben. Manchmal fragte Adam sich, was passiert wäre, wenn er damals schon nachgegeben hätte. Doch diesen Gedanken schob er schnell beiseite – vergossene Milch …

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Beitrag  Akki Sa Okt 20, 2018 6:42 pm

Riverview

Die Wiedersehensfreude der Familie war ungebremst und heftig. Asher summte Stunden später noch der Kopf. In ihrer Abwesenheit waren Ruth, Luke und Zoe in den Getreidespeicher nebenan gezogen, während die immer noch rüstige Akki allein das Felingergrundstück bewohnt hatte. Ayah hatte ihrer frühere Ankunft genutzt und die Schlafzimmer zum Teil umorganisiert. Ravi bekam Zoes  Kinderzimmer, während Ayah für sich Ruths und Lukes Zimmer herrichtete. Kurz vor dem Rückflug hatte Adam Asher darüber informiert, dass er und Ayah wieder zusammen waren. Das junge Paar hatte nach langen Telefonaten beschlossen, es offiziell zu machen. Adam würde mit auf dem Grundstück einziehen und so wunderte es niemanden, dass er sich mit Ayah das Zimmer teilte.


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Eine weitere Neuerung betraf den Keller. Akkis geheimer Raum wurde – zumindest für die IMBA-Mitglieder – weniger geheim. Sie konnten den Keller erweitern und so eine voll funktionsfähige Basis einrichten. In der Stadt selbst mieteten sie ein kleines Büro an, dass sie abwechselnd besetzten. Dort beantworteten sie Fragen der Bevölkerung, arbeiteten mit den regionalen Behörden zur Integration von Jenseitigen zusammen und teilten Informationsmaterial aus. Es kam selten vor, dass sich übernatürliche Sims in Riverview und der Umgebung niederlassen wollten, aber IMBA war der von Moonlight Falls und der UNI bestellte Vermittler für solche Fälle. Meistens kamen aber nur neugierige Sims vorbei, die mächtig enttäuscht waren, dass alle vier Mitarbeiter normale Sims waren. IMBA hielt es für sinnvoll, dass Asher nicht damit hausieren ging, Magier zu sein.

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Es pendelte sich schnell eine gewisse Routine ein: Morgens trafen sich die vier Agenten, wenn sie alle in der Stadt waren, in ihrem geheimen Hauptquartier zur Lagebesprechung. Anstehende Missionen wurden abgesprochen, abgeschlossene Missionen nachbereitet. Anschließend fuhren ein oder zwei Agenten ins Büro, während die anderen sich um den Haushalt kümmerten, Missionen vorbereiteten oder Berichte schrieben. Außerdem fanden Trainings und Weiterbildungen statt. Regelmäßig fanden Telefonkonferenzen mit Moonlight Falls oder Isla Paradiso statt. Nach wenigen Wochen kam es den vieren so vor, als haben sie nie von wo anders aus gearbeitet.

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„Alsooooo … Du hast Nigel auf Isla Paradiso getroffen.“
Asher zuckte zusammen, als habe seine Schwester ihm einen Eiswürfel in den Nacken geschoben. Bisher hatte er erfolgreich sämtliche Gespräche bezüglich Nigel mit ihr und den beiden Simos vermeiden können.
„Ja?“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme unsicher klang. Ärgerlich schluckte er. Er beeilte sich fortzufahren, bevor Ayah ihm ins Wort fallen konnte. „Und? Du bist wieder mit Adam zusammen.“
„Ich hätte kein Problem mit dir darüber zu sprechen.“ Ayah legte den Kopf schief. „Aber du scheinst das Thema Nigel zu schneiden.“

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„Und was sagt dir das wohl?“
Ayah seufzte. Sie hatte lange mit sich gerungen, ob sie Asher wirklich ansprechen sollte. Adam hatte dafür plädiert ihm Zeit zu lassen. Auf der Insel hatte er mitbekommen, wie die beiden Simos vorsichtig umeinander getanzt waren. Sie hatten viel Zeit miteinander verbracht und Adam hoffte, dass sie sich aussprechen konnten. Was das für die Zukunft bedeutete, vermochte er natürlich nicht zu sagen.
„Asher, ich will dich nicht nerven. Aber wenn du reden willst … ich bin für dich da.“
Asher nickte und drückte kurz die Schulter seiner Schwester. „Ich weiß. Das gilt auch für dich – wobei … du bist mir zu freizügig mit deinen Schlafzimmer-Informationen ...“ Die Geschwister grinsten sich schief an.

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Ravi fand es erstaunlich, dass Akki einige der wenigen Frauen waren, die er nicht auf Anhieb furchteinflößend fand. Sie war uralt, aber ihr Geist war unbeschreiblich wach. Sie strahlte ein großes Wissen und Souveränität aus, verhielt sich aber nicht wie eine Matriarchin. Dabei hatte sie einen bewies sie häufig genug einen feinen Humor, so dass man gut mit ihr auskommen konnte. Sie war das totale Gegenteil seiner Mutter. Ravi verbrachte gern Zeit mit der alten Dame.

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„Wie hast du dich bisher eingelebt?“
Er trank regelmäßig Tee mit Akki. Tatsächlich erinnerte ihn das an die Nachmittage mit seiner Mutter, doch es fehlte definitiv die Verhörsituation (und die regelmäßig erscheinende, aktuelle Heiratskandidatin).
„Versteh mich bitte nicht falsch, aber nach Moonlight Falls tut es gut wieder in einer Stadt zu leben, wie ich sie kenne.“ Ravi hoffte, dass es nicht falsch herüberkam.
Doch Akki war kein Social Justice Warrior, der jedes Wort auf die Goldwaage legte. „Das kann ich verstehen.“, schnaubte sie. „Ich bin dort zwar aufgewachsen, aber …“ Sie stockte kurz und zog eine Grimasse. Dieses Verhalten war Ravi schon einige Male bei Akki aufgefallen. Er machte sich Sorgen, dass es Anzeichen einer beginnenden Demenz war. Doch Akki furh bereits fort: „Wie dem auch sei. Das Moonlight Falls, das du kennengelernt hast, ist schon wesentlich offener als zu meiner Zeit. Als sich herausstellte, dass mein Sohn kein Wolf war, konnte der Rat gar nicht schnell genug dafür sorgen ihn los zu werden.“
Ravi war überrascht wie wenig bitter sie klang. Er hatte das ein oder andere über Akki von ihr oder den Zwillingen erfahren. Viele andere trügen ihr Schicksal weniger aufrecht.
„Du bist nie nach Moonlight Falls zurückgekehrt, trotz der Amnestie.“, stellte Ravi fest. Er bemerkte ihre leere Teetasse und schenkte ihr vorsichtig nach.

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Akki bedankte sich mit einem Lächeln. Sie rührte vorsichtig etwas Zucker in ihren Tee und legte den Löffel sachte auf die Untertasse. „Warum hätte ich zurückkehren sollen? Mein Leben ist hier.“ Sie sah kurz aus dem Fenster. Natürlich waren ihr Mann und ihr Sohn tot und sie hätte die Zwillinge begleiten können, aber Akki fühlte sich auch für das Grundstück verantwortlich, dass Kira und Darrel gekauft und bewirtschaftet hatten. Es war das Kernstück des Erbes der Felinger – wenn man von dem Beobachter-Fluch einmal absah. Akki wollte es aber auch diesem Grund als sicheren Hafen für die Felinger-Erben erhalten. Zudem war sie zu stolz, nach Moonlight Falls zurück zu kehren. Sie hatte die Verbannung damals erhobenen Kopfes angenommen und sah nicht ein, nur wegen einer politischen Meinungsänderung ihr Exil zu beenden.
Ravi ahnte, dass mehr hinter Akkis Weigerung stand, doch er bohrte nicht nach. Er hatte das sichere Gefühl, dass er bei Akki auf Granit beißen würde. Stattdessen lächelte er die alte Sima an. Die nickte wissend.

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Ein paar Tage nachdem sie Asher erfolglos angesprochen hatte, kam ihr Bruder eines Morgens vor der Besprechung zu ihr. Wortlos nahm Asher sie in den Arm.
„Ich wollte nicht so abweisend zu dir sein.“
Ayah machte ein überraschtes Gesicht. „So hatte ich das gar nicht verstanden. Alles gut.“
Ihr Bruder fuhr sich durch sein dichtes rotes Haar. „Um ehrlich zu sein, Nigel und ich überlegen, ob wir es nochmal miteinander versuchen sollen. Ganz langsam natürlich.“
„Okay. Wie fühlst du dich damit.“
Asher zuckte die Schultern und grinste gleichzeitig. „Ich weiß es nicht. Aufgeregt. Ängstlich. Fröhlich ...“ Er schüttelte den Kopf. In Worte fassen konnte er es nicht. Schon auf der Insel hatten er und Nigel ab und an Händchen gehalten. Etwas von den alten Gefühlen war auf beiden Seiten noch vorhanden. „Wie fühlst du dich mit Adam?“
Ayah lächelte sanft. „Sicher.“ Dann drückte sie ihrem Bruder einen raschen Kuss auf die Wange, bevor sie sich mit der Zubereitung des Frühstücks beschäftigte. Asher schüttelte den Kopf. Da wollte sie unbedingt reden und dann so was! Und was meinte sie genau mit sicher?

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Beitrag  Akki So Okt 21, 2018 6:36 pm

Mission 2

Ägypten

„Vielleicht solltest du von Anfang an zu hause bleiben.“, merkte Asher an, als er auf die Pyramide zu lief, in der sich nach ihren Informationen ein magischer Gegenstand befand.
„Pff … wer weiß was dann für eine Katastrophe passiert.“, erwiderte Ravi. Er saß im Hotel und kühlte seinen Knöchel, der auf die doppelte Größe angeschwollen war, nachdem er unglücklich gestolpert war. „Aber hey – beim nächsten Mal wird’s bestimmt besser.“
„Du meinst weil aller guten Dinge drei sind?“
„Ganz genau.“ Ravi angelte die Erste-Hilfe-Tasche. Bestimmt hatte Ayah auch etwas für solche Fälle eingepackt.

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„Ich schick dir ein Bild.“
Wenig später begutachtete Ravi die Hieroglyphen auf dem Bild. „Hm, die üblichen Warnungen: Wer die Grabkammer betritt wird den unendlichen Zorn der Götter auf sich ziehen. Blablabla … Stirb, du Grabräuber …  blablabla … deine Seele gehört mir. Du kennst das.“
„Du hast ein Talent dafür mir meine Angst zu nehmen.“ Asher lachte in sein Headset, auch wenn ihm wie immer etwas mulmig war, als er durch das Grabmal schlich.
„Du Angst?“
„Wer keine Angst hat, ist entweder wahnsinnig oder tot.“, erwiderte Asher würdevoll.
Ravi träufelte ein scharf riechendes Tonikum auf seinen Knöchel. Fast augenblicklich wurde er taub. „Aaaah, welch Erleichterung.“
„Was? Wahnsinnig oder tot zu sein?“
„Nee, Ayahs -“ Er unterbrach sich kurz um auf das Etikett zu sehen. „Schmerzstillendes Tonikum bei Verstauchungen und Prellungen. Oh.“ Er hatte einen Nachsatz entdeckt.
„Unangenehme Nebenwirkungen?“

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„Nee – Der Humor deiner Schwester. Extra für Ravi hat sie drauf geschieben und einen kleinen Mumiensim drauf gemalt.“
Asher lief ein Schauer über den Rücken. Hauptsache ihm lief keine Mumie über den Weg! Aber Ravis Ungeschicklichkeit und sein gesundheitliches Pech waren mittlerweile wirklich ein Running Gag. Trotzdem arbeitete Ravi am liebsten mit ihm zusammen. „Hier brennt eine Flamme.“
„Flamme?“ Ravi stellte die Flasche weg und griff noch einmal zu seinem Tablet, auf das er das Hieroglyphen-Bild geschickt hatte. „Ah ja, das stand bei den üblichen Warnungen. Du wirst ewig brennen und so.“
„Ich könnte einen Eiszauber versuchen.“
„Mach dir nicht die Mühe.“ Ravi vergrößerte das Bild. Er lachte. „Komm zurück. Morgen gehst du nochmal hin, besorgst dir aber vorher ein Keyboard.“
„Ein Keyboard?!“
„Wenn meine Interpretation stimmt, dann musst du nur eine beruhigende Melodie auf einem Instrument spielen und – tadaa – das Feuer ist weg.“ Er zuckte mit den Schultern, was Asher nicht sehen konnte. „Und wenn's dann doch nicht klappt, dann kannst du immer noch hexen.“
„Ich hexe nicht. Ich über Magie aus.“ Asher sah noch einmal zu dem Feuer und fragte sich, ob er sich wirklich die Mühe machen sollte, noch einmal herzukommen und ein Keyboard durch die Gegend zu schleppen. Andererseits war jede gesparte magische Kraft gute magische Kraft. Und warum nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen?
„Ok, dann hau ich hier ab. Ich bring auf dem Rückweg was zu essen mit. Irgendwelche Wünsche?“

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Tatsächlich ließ ein Wiegenlied auf dem Keyboard gespielt die Flamme versiegen und Asher konnte die Gruft bewältigen und einen feingliedrige Kette mit einer Tomate als Anhänger sicherstellen.
„Tomaten verfolgen uns.“, stellte er wieder im Hotel angekommen fest.
„Ja, aber es ist schon komisch: Tomaten sind ursprünglich in Süd- und Mittelsimerika bekannt. Nach Simropa sind sie erst gegen im 16. Jahrhundert gekommen. Warum finden wir in einer wesentlich älteren chinesischen Gruft eine versteinerte Tomate und in einer genauso alten ägyptischen Pyramide eine Kette mit Tomatenanhänger?“ Das ließ Ravi nicht los.
„Hm.“ Asher fand diese intellektuelle Überlegungen weniger spannend. Sein Adrenalinspiegel war wieder auf einem normalen Level. Viel aufregender war, dass bei ihrer Rückkehr nach Riverview ein Treffen mit Nigel anstand.
Doch Ravi bekam kaum mit, dass sein Kollege desinteressiert war. Er verglich den Anhänger mit Bildern der versteinerten Tomate aus China, bis Asher ihm einen Teller Falafel vor die Nase schob.
„Im Zweifel ist die Antwort doch eh: Hey, it's magic.“
_____________________________________

In einer simerikanischen Kleinstadt

Ayah fing den letzten Geist ein. Sie sah zu Adam, der wie immer frustriert in die Luft starrte wohin Ayahs Protonenstrahler geschossen hatte. Die junge Sima wies auf das Gerät in seiner Hand.
„Hat es dieses Mal wenigstens irgendetwas angezeigt?“
Adam schüttelte den Kopf. Er nahm Ayah den Protonenstrahler ab. „Ich würde wirklich gern mehr machen, als nur dein Muli zu sein.“
Ayah grinste ihn an. „Ach mir fällt noch das ein oder andere ein, wofür du gut bist.“ Sie legte den Arm um seine Hüfte, als sie gemeinsam zum Auto gingen. „Aber ich verstehe, was du meinst.“ Sie nahm ihm den kleinen Scanner ab, während er ihr Equipment ins Auto lud. „Hm, vielleicht wenn ich eine andere Energiequelle nutze?“

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Adam schloss den Kofferraum und sah zu Ayah, die mit gerunzelter Stirn auf ihr selbst entwickeltes Gerät sah. Er musste lächeln. Wenn Ayah ihn jetzt fragte, wüsste er was er antworten würde.
Ayah stieß schließlich frustriert die Luft aus und warf das Gerät durch das offene Fenster auf die Rückbank. Dann sah sie zu Adam. „Du lächelst.“
„Tue ich das?“ Aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen, als Ayah zu ihm kam und ihn umarmte. Nun war sie es, die lächelte. Er gab ihr einen raschen Kuss. „Vielleicht sollten wir Akkis Ratschlag befolgen und nicht über Nacht zurückfahren, sondern in einem Motel absteigen.“
„Genau das dachte ich auch gerade.“

_____________________________________


Basis

Kaum zurück, vergrub sich Ravi in Nachforschungen über die Tomaten.

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Asher hingegen bereitete sich mental auf Nigels Besuch vor. Er würde in einem Hotel in Riverview übernachten und nur das Wochenende bleiben. Asher hatte mit Ts Hilfe ein kleines Programm geplant: Diner, Kino, lange Spaziergänge. Dass seine Cousine wieder ein fester Bestandteil des Alltags war, machte Asher glücklich. T wusste bei weitem nicht alles über die Felingers, aber sie wusste, dass Asher ein Magier war und sie ahnte vermutlich auch, dass IMBA nicht nur Informationsmaterial bereitstellte. Doch T drängte sich nicht auf, sondern war einfach da. Sie unternahm mit allen Mitgliedern des Haushalts gern etwas und war genauso häufig zu Besuch wie damals als Teenager.

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In der Küche traf Asher auf Adam. Er und Ayah waren gerade erst zurückgekehrt.
„Ist Ayah noch auf dem Friedhof?“
Adam nickte über seiner Tasse Kaffee. Die Feen hatten den privaten Friedhof verzaubert, so dass Ayah dort auch ohne ihre Hilfe die Geister frei lassen konnte. Diesen Teil ihrer Betätigung als Geisterjägerin nahm Ayah besonders ernst. Adam hätte die Geister genauso gut freilassen können, aber er überließ es seiner Freundin, weil er wusste wie viel es ihr bedeutete. „Bereit für dein Date?“
„Ja! … Nein! … Ich weiß es nicht.“, stammelte Asher. Er griff sich auch eine Tasse und ließ sich neben Adam auf einen Stuhl fallen. „Es ist kompliziert.“

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„Hm.“
„Bei euch scheint es ja nicht kompliziert zu sein.“ Asher war überrascht, dass sich ein Hauch von Neid in seine Stimme geschlichen hatte.
Doch Adam schien es entweder nicht zu merken oder er überging es einfach. „Wir hatten damals einen klaren Abschied. Ihr nicht. Das ist der Unterschied.“
Nachdenklich nickte Asher. Adam hatte recht: Auch wenn Ayah damals am Boden zerstört gewesen war, sie wusste, woran sie war. Und sowohl sie, als auch Adam waren frei, andere Sims kennen zu lernen. Weder er noch Nigel hatten diese Gewissheit, weil sie einfach aufgehört hatten miteinander zu sprechen.
Asher war so in Gedanken verloren, dass er nicht mitbekam, dass Adam aufstand, bevor dieser ihm auf die Schulter klopfte. „Kopf hoch. Es wird bestimmt ein tolles Wochenende für euch.“

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Adam behielt Recht. Nigel und er verbrachten ein schönes Wochenende miteinander. Vordergründig war alles wunderbar, aber Asher wurde das Gefühl nicht los, dass unter der Oberfläche schwelte.

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Beitrag  Akki Mo Okt 22, 2018 8:10 am

Wie die Zeit vergeht …


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Ayah sah auf den neusten Grabstein auf dem Felinger-Friedhof, nachdem sie ihre letzten Geister frei gelassen hatte. Sie seufzte. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, denn Akki war uralt gewesen. Doch sie war ein so fester Bestandteil ihres Lebens gewesen seitdem Ruth sie und Asher damals aus heiterem Himmel nach Riverview gebracht hatte, dass Ayah versucht gewesen war, sie als unsterblich zu begreifen. Das war sie genauso wenig wie andere Sims.



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Die Riverview-Abteilung von IMBA war in den letzten drei Jahren sehr erfolgreich. Ayah hatte ein Gerät entwickelt, mit dem sein Benutzer zumindest die Anwesenheit von Geistern feststellen konnte. Es war mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Adam selbst auf Geisterjagd gehen könnte. Aber er und Ayah blieben bei ihrer Arbeitsteilung. Er half ihr bei der Anfertigung weiterer Exemplare, um damit Moonlight Falls, Isla Paradiso und die überseeischen Dependancen auszustatten. Ravi und Asher kam die Aufteilung entgegen, denn sie arbeiteten gern zusammen. Mittlerweile schien Ravis Pechsträhne auch abgerissen zu sein, und er hatte bei einem neuerlichen Besuch in China Asher in eine Gruft begleiten können – beide waren ohne Verletzungen und mit einem weiteren Tomaten-Gegenstand zurückgekehrt. Was es damit auf sich hatte, blieb jedoch weiterhin ein Rätsel.

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Asher und Nigel sahen sich mittlerweile einmal im Monat auf der Insel oder in Riverview. Sie hatten sich nicht offiziell zu ihrer Beziehung geäußert, aber sie dateten sich ausschließlich. Wirklich befriedigend fand Asher die Siuation nicht. Gelegentlich dachte er darüber nach, einen Versetzungsantrag zu stellen. Doch das würde bedeuten, seine Schwester und Ravi zurückzulassen. Und da waren immer noch diese Zweifel …

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Asher strich sich über die ungewohnt kurzen Haare. Die Stoppeln kitzelten seine Handfläche. Während Ayahs neue Friseur pragmatische Gründe hatte (einmal Ektoschleim aus den langen Haaren kämmen hatte ihr gereicht), hatte er das Bedürfnis einer Veränderung verspürt. Mit Nigel lief es mittlerweile etwas besser – tatsächlich hatte Nigel ihn bei seinem letzten Besuch auf der Insel einem Bekannten als festen Freund vorgestellt. Für Asher schien die Beziehung endlich rund zu laufen. Zwar hatte er manches mal das Gefühl, dass Nigel ihm nicht hundertprozentig vertraute (sein Job als Agent für IMBA machte das nicht eben leichter), aber er selbst schwebte auf Wolke 7. Trotzdem hatte die Entführung durch Aliens ihn ziemlich aus der Bahn geworfen, auch wenn Ayah ihn ein paar Wochen später beruhigen konnte: Er war nicht in anderen Umständen auf die Erde zurückgekehrt. Tatsächlich erinnerte er sich kaum an das, was im Raumschiff passiert war. Tam hatte angedeutet, dass er sich an alles erinnerte – Asher sah in seinen Erinnerungen nur das ein oder andere freundlich lächelnde Gesicht und das Gefühl in guten Händen zu sein. Trotzdem empfand er die Entführung als Gewalt an seiner Person – also scherte er seine Haare ab, ließ sich im Spa ein Ganz-Körperpeeling verpassen und quälte sich durch einige Wochen Heilfasten. Ayah bot ihm an, auch ein paar Detox-Klistiere zusammenzustellen – aber das ging ihm dann doch zu weit.

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Beitrag  Akki Do Nov 01, 2018 8:29 pm

Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt

Noch im Halbschlaf drehte sich Ayah zur Seite um sich an Adam zu kuscheln. Dass seine Bettseite leer war, vertrieb ihre Schläfrigkeit. Sie rollte sich auf den Rücken zurück und schlug die Augen auf. Morgendliches Sonnenlicht durchflutete das Schlafzimmer. Es war hell genug, dass Adam malen konnten, ohne sich die Augen zu verderben. Ayah lächelte.
„Guten Morgen.“, begrüßte Adam sie ohne sich umzudrehen. Er strich noch einige Male über die Leinwand, dann legte er Palette und Pinsel zur Seite. „Gut geschlafen?“
Ayah streckte sich nachdem sie sich auf die Bettseite gesetzt hatte. „Wie ein Baby.“ In ihren Augen blitzte es – Adam wusste genau was Ayah als ursächlich für ihren guten Schlaf ansah. Er grinste – es ging ihm nicht anderes. Trotzdem ging Adam nicht aus dem Kopf, was Akki ihn kurz vor ihrem Tod gefragt hatte – und worüber er und Ayah seit Jahren nicht gesprochen hatten.

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„Was ist?“ Ayah machte ein paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn.
„Wir haben nie darüber gesprochen … was jetzt zwischen uns ist. Oder wie es weitergeht.“ Er fügte nicht hinzu, dass er keine Lust hatte wie Jamie zu enden.
Ayah legte den Kopf überrascht schief. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Dann fiel ihr ein, dass Adam vielleicht tatsächlich ausgesprochene Worte brauchen könnte...
Doch der Simo fuhr schon fort: „Wenn wir uns noch immer nicht sicher sind, dann könnten wir eine Pause einlegen oder …“
Ayah schüttelte ungläubig den Kopf und fiel ihm ins Wort: „Oder wir heiraten einfach.“
„Was?!“
Mit einem breiten Lächeln schlang Ayah ihre Arme um Adam und flüsterte ihm die Worte ins Ohr, die er so lange schon hören wollte.

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Beide waren keine Sims der großen, bombastischen Zeremonien und so heirateten Ayah und Adam in aller Stille in Frankreich auf ihrer ersten Auslandsmission. Ayahs Gerät zur Aufspürung von Geistern war sehr erfolgreich, aber Felicia hatte Ayah wissen lassen, dass es in einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs ein Junge lebte, der auch Geister sehen konnte. Die IMBA-Abteilung vor Ort hatte einen Kontakt aufgebaut, aber Aelfric war der Meinung, dass seine Cousine am besten geeignet war, mit dem Jungen und seinen Eltern zu sprechen.


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Dass der kleine Henry tatsächlich auch Geister sehen konnte, bestätigte sich schnell. Ayah und Adam waren zunächst sehr verwundert, doch dann stellte sich heraus, dass Henrys Vater ein Werwolf war, der seit Jahrzehnten geheim unter Menschen lebte. Ein Anteil übernatürlichen Blutes machte Henrys Fähigkeiten wesentlich wahrscheinlicher. Ayah und Adam sorgten dafür, dass Henry und seine Eltern in die Nähe der IMBA-Abteilung ziehen konnten, wo mit Henrys Training begonnen werden würde, wenn er etwas älter war.

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Die beiden Sims aus Riverview hatten zuvor noch ein paar Tage Urlaub eingereicht, so dass sie in aller Stille das ländliche Frankreich genießen konnten: Ohne Briefings, Berichte, Einsätze und Training. Am Abend ihres letzten Tages gingen sie den Bund der Ehe ein. Ayah nutzte die Chance, Adam über alles was ihre Familie betraf aufzuklären.

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Asher hatte die Abwesenheit seiner Schwester und des Freundes genutzt, Nigel für ein verlängertes Wochenende einzuladen – das erste Mal, dass Nigel im Haus und nicht im Hotel übernachten würde. Ravi war praktischerweise für ein Kolloquium über die Tomaten-Sache nach Moonlight Falls gereist.
Die ersten zwei Tage waren großartig – sie machten einige wesentliche Schritte auf der Beziehungsleiter, die Asher seit Jahren herbeisehnte. Doch danach änderte sich Nigels Verhalten. Nicht um hundertachtzig Grad, doch die unterschwellige Eifersucht und das mangelnde Vertrauen, die Nigel seit Jahren ausstrahlte, forderte schließlich ihren Tribut.

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Als Ayah und Adam als Mrs. und Mr. Felinger heimkehrten, hatte sich ein stiller Waffenstillstand zwischen den beiden Simos ergeben, der in dem Moment platzte, als Nigel ein Telefongespräch zwischen Asher und Ravi mitbekam.
Ravi wollte die Einzelheiten einer neuerlichen China-Reise mit Asher besprechen. Als dieser jedoch bemerkte, dass Nigel in der Nähe war, beeilte er sich das Telefonat zu beenden. „Gute Heimreise Ravi. Ich freu mich auf China.“
„War das Ravi?“, fragte Nigel misstrauisch nach. „Ihr reist schon wieder nach China?“
Asher zuckte mit den Schultern und steckte sein Telefon ein. „Ja. IMBA möchte dort ein Symposium vorbereitet wissen.“
„Du unternimmst viel mit Ravi.“
„Er ist mein Partner.“ Asher zwang sich zu einem Lächeln. „Du bist doch hoffentlich nicht auf einen Arbeitskollegen eifersüchtig?!“

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Nigel erwiderte das Lächeln nicht. „Ich frage mich nur, ob er wirklich nur dein Kollege ist! Immer diese Geheimniskrämerei und dann höre ich nur Ravi dies, Ravi das.“
Wie vom Blitz getroffen sah Asher seinen Freund an. „Was? Was meinst du?“, stammelte er.
„Ich mein, dass ich genug hab!“ Nigel ballte die Fäuste. „Ich kann einfach nicht so weitermachen, mit dieser Fernbeziehung und der Ungewissheit.“ Er sah besiegt zu Boden.
„A-a-a-ber Nigel … Ravi ist wirklich nur mein Kollege – und Kumpel. Er ist auch überhaupt nicht an mit interessiert … was meinst du?“ Er machte einen Schritt auf Nigel zu und berührte ihn sanft am Arm. „Wir können daran arbeiten, eine Lösung finden.“
Brüsk wischte Nigel seine Hand beiseite. „Nein. Ich hab genug.“ Damit drängte er an Asher vorbei.
Ayah, die gerade ins Wohnzimmer kam und die letzten Worte hörte, schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Dann eilte sie auf ihren Bruder zu um ihn zu trösten, doch das elektrische Knistern um ihn herum, ließ sie zurückweichen. Asher merkte, dass seine magischen Kräfte außer Kontrolle zu geraten drohten und zwang sich tief ein und aus zu atmen. „Ich mache eine Spaziergang.“, sagte er dann mit kontrollierter Stimme. Ayah nickte stumm.

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Als Asher ein paar Stunden später zurückkehrte, war Nigel bereits abgereist.
„Ich verstehe es nicht.“, gab Asher gegenüber Ayah zu, nachdem er ihr berichtet hatte, was zwischen ihm und Nigel vorgefallen war. „Ich dachte wir würden endlich Fortschritte machen.“
„Das mag vordergründig ja auch sein, aber eine Fernbeziehung ist schwer und braucht viel Arbeit. Und Nigel konnte an vielen Dingen in deinem Leben nicht teilhaben – sei es die Magie, sei es IMBA oder die Reisen für IMBA. Und er IST eifersüchtig auf deine Freundschaft mit Ravi. Das macht ihn für Nigel zu einem natürlichen Konkurrenten – auch wenn es aus der Luft gegriffen ist.“
Asher nickte, auch wenn er sich mehr tröstende Worte und keine Analyse von seiner Schwester gewünscht hätte. Sie bemerkte seine Stimmung und schloss ihn in die Arme. „Kopf hoch Asher. Es wird mit der Zeit einfacher.“

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Beitrag  Akki Sa Nov 03, 2018 8:43 pm

Mutterliebe

Ayah sollte recht behalten. Die ersten Tage waren sehr schwer für Asher. Die Reise nach China und die Arbeit lenkten ihn zum Glück etwas ab. Nach ein paar Wochen fühlte er sich zumindest nicht mehr bei jedem Schritt wie ein wandelndes, blutendes Herz. Das mochte daran zum Teil auch daran liegen, dass er sich in China wohl irgendeinen Magen-Darm-Infekte eingefangen haben musste. Ayah therapierte ihn mit Tees und einer Menge Milchsuppe, die ihm langsam echt den Hals hochkam. Er sehnte sich nach Kaffee – und danach, dass ein Magen nicht mehr revoltierte.

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Nach seiner Bürozeit, die er ausnahmsweise allein übernommen hatte, weil Ayah dringend eine Überarbeitung an ihrem Geistersensor vornehmen wollte und Ravi und Adam zu einem gemeinsamen Training ausgerechnet nach Isla Paradiso gereist waren (Adam hatte sich dankenswerter Weise bereit erklärt, Ashers Platz zu übernehmen), fühlte Asher sich zum ersten Mal seit ein paar Tagen halbwegs menschenähnlich. Der Duft der kleinen Bäckerei in der Nähe des Büros lockten ihn durch die Tür. Tatsächlich knurrte sein Magen, so dass er kaum auf die neugierige, nichtssagende Bedienung und ihre impertinenten Nachfragen achtete und sich einen großen Milchkaffee und einen Bagel mit Frischkäse und Lachs orderte. Beides verschlang er auf dem Weg ins Auto.


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Die ungewohnte Mahlzeit musste sein Verdauungssystem ziemlich ans Arbeiten gebracht haben, denn kaum hatte Asher das Auto eingeparkt, überkam ihm eine bleierne Müdigkeit. Seine Glieder fühlten sich tonnenschwer an. Asher musste kein Genie sein um nach ein paar taumelnden Schritten vom Auto Richtung Tür zu bemerken, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

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„Was soll das denn jetzt?!“ Ayah warf einen genervten Blick auf ihren Geistersensor, der so heftig ausschlug, dass der Zeiger die Anzeige zu sprengen drohte. Hatte sie etwa einen falschen Schaltkreis angeschlossen? Rasch schaltete Ayah das Gerät aus. Da bemerkte sie die eisige Kälte, die sie immer dann plötzlich überkam, wenn sie Geister in der Nähe spürte. Erschrocken sah sie sich um, bevor sie ihren Protonenstrahler griff und eiligst den Keller verließ.

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Ayah rannte der kühlen Strömung nach. Aus der Scheune folgte sie ihr Richtung Stellplatz der Autos. Was sie dort sah, ließ sie mitten in der Bewegung innehalten.
Ihr Bruder lag reglos auf dem Boden. Über ihm stand verteidigungsbereit eine durchsichtige Person. Ein Ektoplasmatiker? Doch Ayahs Gefühl sagte etwas anderes. Sie hatte noch nie einen Geist gesehen, der eine feste Form angenommen hatte, doch Ravi hatte einige alte Texte aufgetan, in denen genau das beschrieben wurde.

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„Ihr bekommt meinen Sohn nicht!“ Die Stimme des Geistes war eiskalt und warm zugleich, wispernd und betäubend laut. Sie strahlte Macht aus, dass es einem Angst und Bange werden konnte und trotzdem fühlte Ayah sich beschützt davon. Nun erst wurde sie der drei Gestalten gewahr, die genau an der Grenze des Grundstückes lungerten. Es waren zwei Simos und eine Sima mit absolut nichtssagenden Gesichtern – Allerweltsgesichtern, wie es ihre Vorfahren als Zeichen der Beobachter beschrieben hatten. Der Klang der Geisterstimme trieb sie ein Stück zurück.
„Ihr habt euch nicht an die Regeln gehalten!“, fuhr der Geist fort.

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„Ist jetzt ja wohl auch egal!“, wagte es einer der Beobachter zu sagen. „Gib uns doch einfach den Jungen. Er hätte gar nicht entstehen dürfen und du hast doch noch das Mädchen.“
Der Geist stieß einen Schrei aus, dessen Schall die drei Beobachter von den Beinen riss. „Wagt es nie wieder Hand an meine Kinder zu legen. Asher und Ayah sollten sein. Sie sind meine Erben und ihr dürft sie nicht anrühren!“ Der Geist hob die Hände. Ayah musste die Hand vor die Augen nehmen, als sich ein strahlend helles Licht von ihnen ausbreitete. Als sie die Hand wieder wegnahm, waren die Beobachter verschwunden und der Geist hatte sich zu ihr umgedreht. Er winkte sie zu sich.
Wie in Zeitlupe setzte Ayah sich in Bewegung. Sprachlos starrte sie den Geist ihrer Mutter an, als sie endlich vor ihr stand.

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Lace lächelte ihre Tochter an. „Keine Sorge. Ich kann dir nicht schaden – und würde es auch nie tun.“ Damit kniete sie sich neben Asher und berührte kurz seine Brust. „Nur ein Schlafmittel. Die Beobachter hatten wohl gehofft, dass es schneller wirkt und sie ihn außerhalb des Grundstückes erwischen.“
„Sind sie tot?“, brachte Ayah hervor und suchte die Straße nach den drei Beobachtern ab.
Lace schnaubte. „Nee, so leicht sind die leider nicht umzubringen. Aber ich habe sie vertrieben. Vorerst.“ Dann sah sie ihre Tochter lange an, bevor sie seufzte. „Ich kann nicht bleiben. Es wird endlich Zeit für mich hinüber zu gehen.“
Ayah konnte nicht anders, als sie weiter anzustarren. Natürlich hatten Ruth und Akki ihr und Asher viele Bilder von Lace, Jonas und Kennard gezeigt – aber ihre Mutter zu sehen, wenn auch als Geist, war etwas anderes.
Lace lächelte traurig. „Wobei es schon ein Husarenstück von mir war, mich ausgerechnet vor meiner geisterjagenden Tochter fast dreißig Jahre auf dem Familienfriedhof zu verstecken.“ Lace kicherte.
„Warum? Wie?“, schaffte Ayah dann doch zu sagen.

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„Ich wusste, dass ich noch einmal gebraucht werde.“ Lace ging noch einmal in die Hocke und strich Asher über das Gesicht. Die kühle Berührung schien seine Bewusstlosigkeit langsam zu lösen. Er stöhnte. Lace runzelte die Stirn
Dann wiederholte Lace die Berührung bei ihrer Tochter. „Oh.“ Wieder kicherte der Geist. „Vielleicht solltest du euch beide testen.“
„Testen?“
„Ja. Mit diesen netten Stäbchen-Dingern, die du dir wohlweislich schon vor ein paar Tagen besorgt hast. Wobei ich nicht weiß, ob die bei Simos auch funktionieren.“
„Was?“
„Na, du glaubst ja wohl nicht, dass die Aliens Asher nur für einen Höflichkeitsbesuch eingepackt haben? Ich vermute, sie haben ihn körperlich verändert. Sein Baby ist bestimmt kein Alien – ich vermute eher das es Nigels Baby ist.“
Absurderweise fragte sich Ayah ausgerechnet in diesem Moment, was ihre Mutter so alles mitbekommen hatte.
„Ich muss gehen. Ihr habt gute Freunde, die euch helfen werden. Weiht Ravi und T ein. Ich glaube zwar nicht, dass in nächster Zeit etwas passieren wird, aber ihr müsst euch und eure Kinder schützen.“
Lace schwebte dicht an ihre Tochter heran und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Dann löste sie sich auf.

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Beitrag  Akki So Nov 04, 2018 4:41 pm

In anderen Umständen

Ashers Ohnmacht war doch hartnäckiger als zunächst angenommen. Zum ersten Mal war Ayah froh darüber, dass Adam sie regelmäßig zu Kraft- und Ausdauertraining zwang. Auch die Rettungsübungen, die sie zwei Mal im Jahr abhielten, stellten sich als nicht ganz verschwendet heraus, denn so konnte sie ihren Bruder mit dem häufig trainierten Rettungsgriff ins Haus schleifen und auf der Couch etwas bequemer betten.
Liebevoll strich sie Asher über die kurzen Stoppeln. Seit er den praktischen Nutzen der Kurzhaarfrisur in einigen feuergesicherten Grüften erkannt hatte, rasierte er sich alle paar Tage die Haare. Sie mochte es. Dann legte sie nachdenklich die Hand auf ihren Unterleib. Sie vermutete seit ein paar Tagen, dass sie schwanger sein könnte. Nachdem sie geheiratet hatten, waren Adam und sie übereingekommen, nicht länger zu verhüten. Eine Unterschrift auf einer Eheurkunde änderte die Frequenz ihres Beischlafs nicht und so war es nur eine Frage der Zeit gewesen.

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Was ihre Mutter über Ashers Zustand gesagt hatte, wunderte Ayah umso mehr. Dank Tam wusste sie viel über die Schwangerschaften eines Simos. Hatten die Aliens Ashers entführt um seinen Körper so zu verändern, dass er von Nigel ein Kind empfangen konnte? Vielleicht um sicherzustellen, dass es eine sechste Generation Felingers geben würde? Was für eine Ironie des Schicksals war es, dass Asher dann ausgerechnet dann schwanger wurde, als er und Nigel scheinbar endgültig getrennte Wege gingen.


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Neben ihr schlug Asher die Augen auf. „Woah.“ Irritiert setzte er sich auf. „Puh, ich hatte den merkwürdigsten Traum!“ Dann nahm er wahr, dass er sich im Wohnzimmer auf der Couch neben seiner Schwester befand. Dunkel erinnerte er sich an seinen Besuch in der Bäckerei.
„Wenn in dem Traum Beobachter, der Geist unserer Mutter und ich vorkamen, war's keiner.“, erwiderte Ayah trocken. Ashers weit aufgerissene Augen und die Schnappatmung ließen sie wissen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Ich mach uns einen Tee, dann erkläre ich dir alles – zumindest das was ich selbst verstehe.“


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Am nächsten Morgen wussten die Zwillinge mehr. Die regulären Schwangerschaftstest zeigten bei beiden Sims eine Schwangerschaft an und Ayah überprüfte es mit ihren wissenschaftlichen Geräten.
„Wenn du noch einmal sagt: Ich versteh es nicht!, schreie ich.“, verhinderte Ayah, dass ihr Bruder genau das ausrufen wollte. „Ich sehe ja ein, dass das … schwer zu verdauen ist, aber ich habe dir alles was ich weiß erklärt.“ Sie ging zu dem anatomischen Modell, das holografisch auch innere Organe, Blutbahnen, Muskel und Hautschichten einblenden konnte. Sie zeigte Asher die Veränderungen, die ihrer Meinung nach an seinem Körper vorgenommen worden waren. Asher tappte ungeduldig mit dem Fuß.
„Das ist ja alles schön und gut, Ayah. Aber ich versteh es wirklich nicht!“
Ayah warf den Kopf in den Nacken. „Aaargh!!!“

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Die Geschwister verließen gemeinsam den Keller. „Oh, sieht so aus als seien Adam und Ravi wieder da.“, bemerkte Asher, als er das zweite Auto sah.
„Ich hab sie gestern Nacht noch angerufen. Adam hat Ravi schon eingeweiht. Der Gei … unsere Mutter hat geraten, dass wir ihm und auch T alles erzählen.“
Asher nickte. Wenn er schon alleinerziehender Vater sein würde, sollte sein Kind wenigstens Ravi und T als Vertrauenspersonen haben. So langsam setzte sich die Erkenntnis, dass er ein Baby bekommen würde. Als sie das Wohnzimmer betraten, wartete eine Überraschung auf sie: Adam und Ravi hatten Nigel mitgebracht. Er sah zerknirscht zu Asher, nachdem dieser und Ayah Adam und Ravi begrüßt hatten. Ayah ward Nigel einen kühlen Blick zu, bevor sie Adam und Ravi in die Küche lotste.

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Asher war verunsichert. Was wollte Nigel hier? Er hatte ja nun mehr als klar gemacht, dass er nicht länger an ihm interessiert war. Simmer, hatte Adam am Ende auch Nigel von den Beobachtern erzählt? Schlimm genug, dass sein Ex von seinen magischen Fähigkeiten wusste.
„Ash, es tut mir so unendlich leid, wie ich mich benommen habe!“
Bei der Nennung seines Spitznamens – den Nigel seit Jahren nicht benutzt hatte – sah Asher zu dem jungen Simo. Er überlegte noch, was er erwidern sollte, doch Nigel fuhr bereits fort.
„Ich war eifersüchtig und unsicher, weil wir so häufig getrennt waren und ich nicht immer der Mittelpunkt deines Lebens war. Es war ungerecht, dich so anzufahren, besonders nachdem wir miteinander geschlafen haben.“ Ehrlich betrübt sah Nigel zu Boden, bevor er Luft holte. „Als Ayah angerufen hat, um Adam zu sagen, dass du beinahe entführt worden wärst, ist mir klar geworden, wie viel du mir bedeutest.“
Asher, der von dem vorigen Abend, der Nachricht in anderen Umständen zu sein und Nigels unerwartetem Besuch noch ganz betäubt, konnte nur nicken. Er zog seine Hand nicht zurück als Nigel sie nahm und sanft drückte.
„Lass es uns noch mal versuchen!“

Felinger Legacy - Seite 6 Scree425


Am nächsten Morgen kam Ayah in die Küche, um gerade noch mitzubekommen, wie Asher beinahe sein Frühstück hochwürgte.
„Oha, schwerer Fall von Morgenübelkeit?“
Asher murmelte etwas sehr Unanständiges.
„Ich koch dir einen Tee.“ Sie maß ihren Bruder mit einem langen Blick. „Hast du mit Nigel über deinen Zustand gesprochen?“
„Nein.“ Asher zwang die Magensäure dahin zurück wo sie hingehörte. „Wir haben erst mal über unsere Beziehung gesprochen.“
Ayah setzte Wasser auf und sah Asher fragend an. Der zuckte mit den Schultern. „Sieht so aus, als wären wir wieder zusammen.“ Er konnte sich ein idiotisches Grinsen nicht verkneifen, auch wenn ihm nicht hundertprozentig wohl war. Er schob es auf die Hormone – und der Sorge Nigel die Schwangerschaft zu offenbaren.
Es kostete Ayah ein Höchstmaß an Überwindung keine Grimasse zu ziehen. So gern sie Nigel als Heranwachsenden gemocht hatte, sein Verhalten gegenüber Asher war – selbst wenn man die Umstände berücksichtigte – indiskutabel. „Kamille oder Kümmel?“
Asher hingeben gab sich keine Mühe seine Gesichtsmuskulatur unter Kontrolle zu halten.

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Etwas später fand Asher die Möglichkeit mit Nigel, der sich wie ein anhänglicher Hundewelpe benahm, die aktuellen Umstände zu besprechen. Vielleicht lag es an seiner Bekanntschaft mit Tam, doch Nigel hatte erstaunlich wenig Probleme das Konzept zu begreifen. „Auch wenn ein Baby jetzt nicht gerade in meine Lebensplanung passt – ich freu mich irgendwie.“ Nigel grinste – ein Anblick, dem Asher schon immer schwer widerstehen konnte, und fuhr fort: „Wir schaffen das schon.“
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Beitrag  Akki So Nov 11, 2018 6:50 pm

Babys

„Ich wusste nicht, dass du auch Kampfsport ausübst.“
Der unerwartete Klang Ts Stimme brachte Ravi aus dem Konzept, so dass er stolperte und sich Fuß an dem Trainingsdummie stieß. „Aua!“
„Oje. Das wollte ich nicht.“ Trotzdem kicherte T, als sie Ravi half zur Couch zur humpeln.
„Erstens ist es eine Vorgabe von oben.“, erklärte Ravi, nachdem er seinen Fuß begutachtet hatte. „Und zweitens ist die Scheune im Moment der einzige Ort, an dem mir die beiden Grazien nicht auf den Keks gehen.“ Überrascht über seinen gestressten Tonfall und die Wortwahl, schlug Ravi die Hand vor den Mund. „Oh, wie gehässig von mir.“
„Gehässig? Nein. Begründet? Absolut.“ T klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Ich hab Ayah immer als relativ ausgeglichenen Sim erlebt – die Hormone kehren das total um. Und Asher … naja, ich schätze es ist eine Menge für ihn zu verpacken.“
„Ich hab Verständnis für ihn.“, gab Ravi zu. „Besonders weil dieses auf und ab mit Nigel die Schwangerschaft nicht gerade erleichtert. Außerdem ist er total rammdösig, weil er unsere geplante Reise nicht mitmachen kann und ich stattdessen mit Adam fahre.“

Felinger Legacy - Seite 6 Scree428


T nickte. „Dazu machen uns allen die Beobachtern Sorgen, seit sie versucht haben, Asher zu entführen.“ Sie war von ihrer Cousine und ihrem Cousin eingeweiht worden. „Hat Asher das eigentlich mittlerweile mit Nigel besprochen?“
Ravi schüttelte den Kopf. „Nein. So viel zu: Wir sind jetzt total offen zu einander.“ Er verstand seinen Freund nicht. Nigel war zurückgekommen und Asher machte den selben Fehler noch einmal.
„Hm.“ T legte den Kopf in den Nacken und sah zum Scheunendach. „Ich glaube, er traut dem Braten noch nicht ganz.“ Sie sah zu Ravi. „Und wenn das Vertrauen fehlt...“
„So hab ich das noch nicht gesehen.“, gab Ravi zu. „Um ehrlich zu sein, Asher und ich haben zur Zeit nicht viel Gelegenheit, miteinander zu sprechen, ohne das Nigel dazu stößt.“
„Und dass er ein Problem mit eurer Freundschaft hat, ist ja nichts Neues.“ T rollte mit den Augen. Dann erhob sie sich lächelnd. „Lass uns heute Abend ins Kino und Essen gehen. Ich glaube, du hast dir eine Auszeit verdient.“

Felinger Legacy - Seite 6 Scree429


Während Ravi und T (sehr zu Nigels Freude) im Kino waren, unterhielten sich die werdenden Eltern. Nigel hatte seine Arbeit und seine Wohnung auf Isla Paradiso gekündigt und war eingezogen. Die Einverständnis der anderen hatte er einfach vorausgesetzt.
„Asher, Nigel, ich muss euch etwas mitteilen.“
Alle Augen richteten sich gespannt auf Ayah. Obwohl sie keine medizinische Ausbildung hatte, vertraute Asher seiner Schwester mehr als irgendwelchen anderen Ärzten. Sie hatte ihr Equipment aufgestockt und führte alle Untersuchungen an ihrem Bruder durch.
„Ihr erwartet Zwillinge.“ Ayah lächelte ihren Bruder an.
„Oh.“ Asher legte überrascht die Hand auf seinen Bauch. „Zwillinge?“

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„Das ist jetzt nicht so ganz das, was ich erwartet hab.“ Nigel klang so, als wolle er von einem Umtauschrecht Gebrauch machen.
Adam nahm schnell Ayahs Hand und drückte sie, damit seine Frau nicht explodierte. Asher war von der Neuigkeit zum Glück abgelenkt genug. Dann fasste er Nigel scharf ins Auge: „Gratulation, Nigel, Adam.“
„Danke.“ Asher riss sich von seiner Nabelschau los und lächelte kurz, bevor er sich an Ayah wandte. „Was bedeutet das für die Schwangerschaft … und die Geburt?“
„Es sollte nichts bedeuten. Möglicherweise kommst du etwas früher nieder, aber ansonsten ...“ Sie zog ihr Tablet hervor. „Ich hab mit einer Ärztin in Simpan korrespondiert, der einen Mann von Alienzwillingen entbunden hat. Es lief nicht wesentlich anders als bei einer normalen Männergeburt.“ Dass Asher nicht mit Alienzwillingen schwanger war, hatte sie der Ärtzin wohlweislich verschwiegen. Eine Männerschwangerschaft ohne Alienbeteiligung wäre eine Sensation . Nichts was Asher oder sie gebrauchen konnten. Ayah war sehr erleichtert, dass es nicht ausschließlich grüne Halbaliens gab.
Die Schwangerschaft brachte es bei Asher mit sich, dass er noch weniger zu Sorgen neigte als ohnehin. Ayahs Aussage beruhigte ihn augenblicklich und sein Gesicht nahm wieder den leicht verklärten Gesichtsausdruck an, den er dieser Tage öfter durch die Gegend trug.

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„Simmer, englische Komödien sind wirklich das beste!“ T ließ sich auf einen Stuhl auf der Terrasse des kleinen Bistros fallen. „Gute Wahl.“
„Da bin ich ja erleichtert. Ich hatte befürchtet, du wolltest unbedingt diesen Actionfilm sehen, den ich mit Adam und Ayah schon gesehen hab.“ Danach hatte er geschworen, nie wieder mit einer schwangeren Person ins Kino zu gehen. Dauernd musste Ayah aufs Klo, wollte zum Popcorn noch Nachos, dann Eis und Gummibären … Dabei hielt Ravi nichts davon im Kino überhaupt irgendetwas zu essen! Zuhause auf der Couch, da ging das ja noch, aber im Kino war es für ihn ein No-Go. Zum Glück sah T es genauso.
„Ich führe ja dieses Antidiskriminierungsprogramm an den Schulen durch.“, brachte T das Gespräch auf ein anderes Thema, nachdem sie ihr Essen bestellt hatten. „Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Kids unglaublich neugierig auf Übernatürliche Sims sind – vor allem in ihrem Alter. Müssen Hexen auch zur Schule gehen? Spielen sie Computerspiele? Solche Sachen halt.“
Ravi lachte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Es geht den meisten jungen Übernatürlichen nicht anders. Sie kennen außer Moonlight Falls ja nichts.“

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„Eben! Ich habe mich gefragt, ob man nicht jenseitige und diesseitige Teenager zusammenbringen kann. Wie ein Schüleraustausch oder so?“
Ravi beleuchtete die Idee im Kopf. Es würde sicher für ein steigendes Verständnis der Sims untereinander Sorgen. Aber einen Haufen Teenies nach Moonlight Falls lassen? Der Rat würde durchdrehen – genau wie bei dem Gedanken die eigenen Kinder in die Fremde zu lassen, wo sie begafft werden würden. „Man bräuchte einen neutralen Ort.“, überlegte er laut. Als er Ts fragenden Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich seine Gedanken zu teilen.
„Ah, daran hatte ich nicht gedacht.“ Als Sozialarbeiterin wusste sie nur zu gut, wie sich Teenies daneben benehmen konnten. Einmal auf das beschauliche und altmodische Moonlight Falls losgelassen … und die Alternative war auch nicht besser.
Als er ihr enttäuschtes Gesicht sah, versuchte Ravi sie aufzuheitern: „Die Idee ist gut, T. Wir müssen nur noch etwas an ihr feilen.“

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Einige Monate später wollte Ravi nicht nur nicht mehr mit Schwangeren ins Kino gehen, er wollte eine ganze Weile gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Warum mussten bei den Zwillingen auch gleichzeitig die Wehen einsetzen?

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Zum Glück hatte Ayah darauf bestanden, dass alle Bewohner des Hauses – und auch T – eine Geburtsschulung bei ihr durchliefen.
„Ich wünschte ich könnte sie einfach raus hexen!“, brachte Asher irgendwann gequält heraus.
„Ich dachte du hext nicht, sondern übst Magie aus?“, erwiderte Ravi abwesend, während er die Werte von Asher und den Babys überwachte. T, die Ashers Hand hielt, brach in haltloses Kichern aus. Nigel hatten sie des Raumes verwiesen, nachdem er sich eine ganze Weile darüber ergangen war, wie widerlich der Vorgang war.
„Das … ist  …  nicht ..witzig!“, keuchte Asher bevor er einen lauten Schrei los ließ.

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T behauptete am nächsten Tag steif und fest, dass die drei Babys quasi gleichzeitig geboren worden waren – wie es sich für die Kinder von Zwillingen, die im selben Moment die Welt betreten hatten, gehört. Ayah und Asher waren zu erschöpft um dem zu widersprechen, während Ravi nach kurzer Überlegung davon Abstand nahm, T daraufhin zu weisen, dass es zumindest bei den Zwillingen unmöglich war.
Ayahs Tochter Joni und Ashers Zwillinge Felix und Kennard waren im großen und ganzen gesund, auch wenn der jüngere der Zwillinge, Kennard, etwas schwächelte. Seine Nabelschnur hatte sich um seinen Hals gewickelt und die Lippen des Säuglings waren schon bläulich verfärbt gewesen, als er endlich auf der Welt war. Ayah meinte, es sei zunächst kein großer Grund zur Sorge, denn Kennards Vitalwerte waren einige Stunden nach der Geburt in Ordnung. Er trank, wenn auch etwas weniger energisch als sein Bruder Felix, verdaute und schlief ohne Probleme.

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Während Adam sich damit überschlug Jonis Fürsorge zu übernehmen, hielt Nigel sich vornehm zurück. Bei Kennard schob er vor, Angst um den Winzling zu haben und Felix würde immer schreien, wenn er ihn auf den Arm nähme. Überhaupt dieses Schreien! Es dauerte keine Woche, da nahm Nigel Ayahs ehemaliges Jugendzimmer in Beschlag, damit die Babys nicht seinen Nachtschlaf stören konnten.


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Asher war viel zu sehr von der Pflege seiner Söhne eingenommen, als dass er Nigels Verhalten großartig bemerken würde. Wenn Ravi und T nicht gewesen wären, die bei allen drei Kindern aushalfen, hatte Asher vermutlich wochenlang nicht geduscht oder gegessen. Für einen eitlen Sims wie Asher waren die ersten Wochen wirklich eine große Herausforderung. Doch dann pendelte es sich langsam zwischen ihm, Felix und Kennard ein. Und das war der Moment, in dem er realisierte, dass es sich eben nur zwischen den Babys und ihm eingespielt hatte.
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Beitrag  Akki Do Nov 15, 2018 5:35 am

Mission in Ägypten



„Danke, dass du während Ravi und ich unterwegs sind, hier hilfst die Stellung zu halten.“
T lächelte ihren Cousin an, nachdem sie Felix in sein Bett gelegt hatte. „Keine Ursache. Du weißt ich liebe die Kids.“
Asher nickte und legte Kennard vorsichtig in das zweite Bett. Der jüngere Zwilling sah ihn mit seinen großen Augen fröhlich an. Kennards Entwicklung war vielleicht etwas langsamer als die von Felix und Joni, aber er war definitiv das am besten gelaunte Kind.
„Trotzdem. Ich weiß es wirklich zu schätzen.“
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Die Kinder waren mittlerweile anderthalb – und Asher fast genauso lange alleinerziehend (wenn man seine Schwester, seinen Schwager, Ravi und T nicht einbezog). In ein paar Stunden würde zum ersten Mal seit der Schwangerschaft wieder auf eine Mission mit Ravi gehen. Asher war hin und hergerissen: zum einen brannte er darauf endlich wieder etwas Action zu sehen – andererseits vermisste er seine Jungs schon jetzt. Wie würden sie die Trennung verkraften? Ayah ging schon länger ihrer Geisterjagd nach, aber sie blieb selten länger als einen Tag weg.
„Nigel hat versprochen mindestens einen Nachmittag vorbei zu kommen.“
T sparte sich ein Antwort. Nigel zeigte weder Interesse noch Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Söhnen. In unregelmäßigen Abständen schneite er (meistens unangemeldet) vorbei um sich kurz mit den Kids zu beschäftigen. T fragte sich, wie aus einem so sympathischen Teenager so ein egozentrischer Narziss hatte werden können. Als Nigel gemerkt hatte, dass er wieder nicht die erste Geige in Ashers Leben spielte, hatte er zunächst mehr Aufmerksamkeit gefordert. Asher war jedoch Vater mit Leib und Seele und nicht bereit die Bedürfnisse seiner Kinder hinter die ihres anderen Vaters zu stellen. Danach hatte es nicht mehr lange gedauert, bis Nigel erneut Schluss gemacht hatte. Asher fragte sich immer noch, warum er es nicht selbst getan hatte.
Nigel war in Riverview hängen geblieben und arbeitete als Schwimmmeister im öffentlichen Schwimmbad. Nach allem was Asher so hörte, ließ er es sich gut gehen.
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Asher mit Felix

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Asher mit Kennard

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Asher war heilfroh, als er nach dem langen Flug endlich wieder sein Handy einschalten konnte. Sofort erkundigte er sich nach seinen Kindern.
„Alles ok, wir wollen gerade essen. Felix und Kenny haben ein paar mal nach dir gefragt, ließen sich aber beruhigen und ablenken.“, konnte T ihm mitteilen. „Mach dir keine Sorgen!“
Das war leichter gesagt, als getan. Ravi schleppte den nervösen Asher erst einmal in ein Restaurant, das sie bei früheren Reisen schon aufgesucht hatten. Die Besitzerin Mena erkannte sie freudestrahlend wieder und servierte beiden eine extra große Portion.
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Felix - Joni - Kennard


„Ich schätze, dieses mal werden wir keine Tomaten finden.“
Ravi schob den Teller von sich. Er würde gleich platzen. Er hatte einmal den Fehler gemacht, Menas Menü nicht aufzuessen. Sie war tödlichst beleidigt gewesen. Da nahm er lieber Feiertagskoliken in Kauf!
Der Hinweis auf die Tomaten entlockte Asher ein Lachen. „Ha, daran habe ich noch gar nicht gedacht! Ich war viel zu sehr damit beschäftigt ein Essen zu genießen, ohne sich gleichzeitig um ein Kind zu kümmern.“ Tatsächlich hatte die Dienstreise ihre Vorteile.
Ravi nickte und beeilte sich dann der an den Tisch getretenen Mena wortreich zu versichern, wie köstlich das Essen gewesen war – und das sie wirklich nicht noch etwas runter bekamen. Mena sammelte etwas enttäuscht guckend das Geschirr ein. Nachdem sie wieder unter sich waren, nahm Asher das Gespräch wieder auf.
„Seit meiner Ausbildung habe ich keinen Fluch mehr gelöst.“
Ravi winkte ab. „Du schaffst das schon. Wir analysieren die Situation gründlich und dann wirst du schon den richtigen Gegenzauber finden.“
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Wenn es so einfach ist, hoffte Asher. „Wir sollten die Gründung eines simafrikanischen IMBA-Postens zumindest für solche Fälle noch mal anraten.“
„Ja, das habe ich Aelfric auch schon zurückgemeldet. Es ist jetzt das dritte Mal, dass eine simerikanische oder simropäische Einheit wegen eines Fluches einspringt. Dabei ist der ganze Kontinent voll von Magie – irgendwoher müssen die Gegenstände und darauf lastenden Flüche ja herkommen! Man könnte meinen, Magie hat hier ihren Ursprung.“ Ravi setzte sich auf und zückte sein Notizbuch. „Dazu muss ich unbedingt noch etwas nachlesen!“
Asher lachte leise, während Ravi konzentriert in sein Buch kritzelte.
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Tatsächlich ließ sich die Ursache des Fluchs schnell finden und beseitigen. Hinter einer geheimen Tür, von der die Bewohner des alten Hauses nichts geahnt hatten, lag der in zwei Teile gebrochene Spiegel. Asher konnte die magische Energie des Fluches in einen neuen Gegenstand, den andere Magier in Moonlight Falls neutralisieren würden, leiten und die Spiegelscherben aufkehren.
„Pff, und da heißt es Scherben bringen Glück....“ Ravi betrachtete den Handgriff des Spiegels. „Und wirklich – keine Tomaten!“
„Auf Gegenständen mit Fallenzaubern oder Flüchen sind uns bisher noch gar keine Tomaten aufgefallen.“, erinnerte sich Asher. „Nur auf den Schutztalismanen.“
Ravis Kopf ruckte hoch und er sah seinen Kollegen überrascht an. „Das stimmt!“ Er wollte so schnell nach seinem Notizbuch greifen, dass er beinahe den Handgriff hätte fallen lassen.
„Vorsichtig!“ Asher nahm ihm den unteren Teil des Spiegels ab. „Du willst doch nicht deinen Rekord von fünf Einsätzen ohne Verletzungen oder Krankheiten brechen?“


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Beitrag  Akki Sa Dez 01, 2018 7:53 pm

Ein verhängnisvolles Foto



„Ja, Mutter.“ Ravi kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Der Jetlag verbunden mit einem kränkelnden und deswegen knatschigem Kennard hatte ihn seit der Rückkehr kaum schlafen lassen. Ein morgendlicher Anruf seiner Mutter war alles andere als erwünscht. In den letzten Jahren hatte er ihrem Wunsch, ihn unter die Haube zu bringen, meistens ausweichen können, indem er die Arbeit und die damit verbundenen Reisen vorschob. Doch in letzter Zeit beharrte sie mehr und mehr darauf, dass er endlich sesshaft, wie sie es formulierte, werden sollte. In regelmäßigen Abständen verlinkte sie ihm die Profile von unverheirateten Töchtern ihrer Freundinnen oder entfernter Verwandte.
„Ich verstehe, dass du dir nur Sorgen um mich machst.“ Ravi atmete tief ein und aus. „Ich habe die Profile angesehen, aber Mutter, du musst auch verstehen, dass  … WAS? NEIN! Du kannst nicht einfach eine Hochzeit für mich arrangieren! … Mir ist egal, dass die Ehe meiner Großeltern arrangiert wurde, ich will das nicht … Mutter? Mutter?“
„Einfach aufgelegt.“ Sprachlos starrte er sein Handy an.

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„Deine Mutter?“ T kam ins Wohnzimmer. Sie hatte nach Asher und Kennard geschaut, die gemeinsam in Ashers Bett lagen, wo Asher seinem Sohn vorlas.
Ravi nickte. „Sie setzt mich unter Druck, dass ich endlich heirate.“
T lachte. „Ist dir aufgefallen, dass wir alle hier kein normales Verhältnis zu unseren Müttern haben? Ashers und Ayahs leibliche Mutter ist tot, ich spreche nicht mit meiner Mutter, weil sie eine habgierige Verrückte ist und Adams Mutter ist genauso unzufrieden mit ihm, wie deine mit dir.“
„Ja, aber sie setzt ihm nicht die Pistole auf die Brust und arrangiert eine Ehe!“ Verzweifelt warf Ravi die Hände in die Luft. „Ich muss sie mir irgendwie vom Hals halten.“
„Hm.“ T tippte sich nachdenklich ans Kinn. Dann grinste sie. „Ich habe eine Idee. Deine Mutter stalkt bestimmt dein SimBook-Profil?“
Ravis Blick sprach Bände, was T nur noch breiter grinsen ließ. „Gib mir dein Handy.“ Nachdem er es ihr ohne Zögern gereicht hatte, nickte T. „Vertrau mir einfach.“
Ravi wollte etwas erwidern, doch dann nickte er nur. Tatsächlich vertraute er T – so wie den Zwillingen und Adam. Sie waren seine besten Freunde. Wenn T eine Idee hatte, die seine Mutter – und wenn es nur begrenzt war – ruhigstellen würde – er war dabei!

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T rief die Kamera auf, stellte die Selfie-Funktion ein und stellte sich neben Ravi. „Fertig?“
Bevor Ravi fragen konnte, wofür, zog T ihn in eine Umarmung und küsste ihn. Sie löste gleich mehrfach den Auslöser aus. Wie vom Donner gerührt starrte Ravi T an, nachdem sie den Kuss unterbrach. Ihr Finger flogen auf seinem Touchscreen herum.
„So fertig!“ Sie drehte ihm den Bildschirm zu. Auf seinem SimBook-Profil war eine Nahaufnahme des Kusses unterlegt mit unzähligen Herzchen-Emojis zu sehen. Sein Beziehungsstatus hatte sie auch geändert. „Ich schätze, dass sollte sie ruhig stellen.“ Sie reichte ihm das Handy.
Ravi starrte das Gerät an. Es würde nicht lange dauern, dass seine Mutter das Bild sah und dann würde sie ihn ganz bestimmt anrufen … Kurz entschlossen schaltete er es aus. Als er den Blick hob, bemerkte er, dass T ihn unsicher ansah.

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„Ähm … danke.“, brachte er hervor.
Ts Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr überrumpelt.“
Ravis erster Instinkt war ein lautes und bestimmtes „Doch!“ zu rufen, doch er hielt sich zurück und schüttelte den Kopf. Dann, aus einer Laune heraus, erwiderte er: „Ich hätte es bestimmt nur mehr genossen, wenn du mich vorgewarnt hättest.“
Ts Lächeln wurde zu einem schelmischen Grinsen. „Das können wir arrangieren.“
Ravi zog die Augenbrauen hoch. „Können wir?“
„Ganz bestimmt.“

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Ein paar Tage später hatte sich Ravi noch nicht ganz von den sich überschlagenden Ereignissen erholt – und das obwohl er sein Handy nach wie vor ausgeschaltet hatte und sich weigerte sein SimBook-Profil anzusehen. Das hinderte Asher allerdings nicht, ihm dreimal am Tag ein Update zu den Kommentaren seiner Mutter zu geben.
„Hör endlich damit auf!“ Ravis Gesicht sah so mitleiderregend aus, dass Asher fast bereute den Freund so geneckt zu haben. Fast …
„Nimm's nicht so schwer.“ Er klopfte Ravi auf die Schulter. „Sie geht zur Zeit vor allem deswegen so steil, weil du ihre Anrufe nicht annimmst.“
„Nachdem was du mir vorgelesen hast, will sie sowieso nur wissen, wer die Frau auf dem Foto ist, wann wir heiraten und wie ich es wagen konnte, ihr nichts zu erzählen.“
„Sieh's positiv: Sie besteht immerhin nicht länger darauf, dich zu verheiraten. Und sie schreit nicht Zeter und Mordio, weil es kein indisches Mädchen ist.“
Mit rollenden Augen schnaubte Ravi: „Ja, Simmer sei Dank für diese Kleinigkeiten.“
Asher lachte. „Villeicht solltest du dich doch mal bei ihr melden – nicht das deine Mutter noch spontan hier auftaucht.“ Dann sah er seinen Freund ernst an. „Es geht mich wirklich nichts an, aber … du bist mein bester Freund und T ist meine Cousine … Was genau läuft eigentlich zwischen euch?“
Die Türklingel entband Ravi davon antworten zu müssen. „Ich geh schon.“

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Asher zuckte mit den Schultern und sah dem davon eilenden Ravi nach. Er war ziemlich sicher, dass T schon länger ein Auge auf Ravi geworfen hatte. Nur hatte der davon überhaupt nichts mitbekommen (Ravi steckte einfach zu sehr in seinen Nachforschungen über die Tomaten-Geschichte) und selbst wenn er etwas gemerkt hätte – Ravis Scheu vor Simas im Allgemeinen war fast so legendär wie seine Tollpatschigkeit. Allerdings hatte er T gegenüber nie Probleme gehabt. Aber wer hatte schon Probleme mit T? Mit ihr kam einfach jeder klar (außer ihrer Mutter, aber das war ein anderes Thema). Asher lächelte. Es wäre für beide schön, wenn es klappen würde zwischen ihnen. Er selbst war mit dem Thema durch, seit seine Jungs da waren.

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Seine Schwester kam genau in diesem Moment mit Kennard auf dem Arm ins Wohnzimmer. Der Kleine war mittlerweile fitter, nur seine Augen tränten noch. Was Asher größere Sorgen machte war, dass Kennard sich seit neustem weigerte die wenigen Wörter und Sätze, die er eigentlich beherrschte, zu verwenden. Er brummte oder wimmerte nur noch. Ayah versuchte ihn zu beruhigen,  manchmal machten Kinder auch Rückschritte.
„Er braucht eine neue Windel.“ Ayah reichte ihm das Kleinkind. Sie liebte ihre Neffen, aber es reichte ihr Jonis Windel zu wechseln. Immerhin zeichnete sich bei Joni und Felix langsam ab, dass sie das Töpfchen nicht nur als Spielzeug verstanden. „Wer hat geschellt?“
Asher zuckte mit den Schultern.

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„Hey Ravi, wer ist es denn?“ Ayah kam in die Diele und erblickte eine ältere Sima. Deren strenger Blick richtete sich auf Ayah.
„Das ist nicht das Mädchen auf dem Foto.“ Unausgesprochen blieb, dass die Dame es für zumindest verwerflich hielt, dass Ravi offensichtlich mit einer anderen Sima zusammen wohnte als der, die auf dem SimBook-Bild zu sehen war.
„Ayah, darf ich dir meine Mutter vorstellen?“ Ravi sah gequält zwischen den Frauen hin und her. „Mutter, das ist Ayah Felinger, meine Arbeitskollegin und eine gute Freundin.“

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T schob ihre Hand in Ravis und drückte sie beruhigend. Es war ihre Idee gewesen Mr. und Mrs. Nayar im Familienzentrum, in dem sie arbeitete zu treffen. Nachdem seine Mutter unerwartet am Felinger-Haus aufgetaucht war, stand Ravi kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das Bild, das ihm eigentlich nur den Rücken frei halten sollte, hatte eine Kette von Ereignissen ausgelöst. Zum einen fand er sich ziemlich plötzlich in der unerwarteten Lage mit einer Sima auszugehen, in deren Gegenwart er nicht vor lauter Angst erstarrte und die ihn ehrlich zu mögen schien (und er sie, aber so ganz verstand er das alles noch nicht). Zum anderen hatte es seine Eltern bewegt halsüberkopf nach Riverview zu reisen, um der zukünftigen Schwiegertochter auf den Zahn zu fühlen. Vom Tempo her passte das eine nicht zum anderen.
Ravi sah zu T, die ihn freundlich anschaute. Wann genau hatte er eigentlich das Glück gehabt, dass eine kluge, witzige und wunderschöne Sima wie sie sich mit ihm abgab? T wies mit dem Kinn zum Eingang. „Sind das deine Eltern?“
Nachdem er trocken geschluckt hatte, nickte Ravi und begrüßte seine Eltern.

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Das Gespräch ging zwar etwas schleppend, aber nicht so furchtbar wie Ravi befürchtet hatte. Er schob das auf den Einfluss seines Vaters und T. Beide waren so zurückgenommen, höflich und verbindlich, dass sämtlicher Zorn seiner Mutter darüber, nicht informiert worden zu sein, abperlte. Mr. Nayar und T schafften es sogar Mrs. Nayar davon abzuhalten, eine Hochzeit noch in diesem Jahr zu planen, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel.

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Sie begleiteten Ravis Eltern zurück in ihr Hotel, bevor sie sich in ein Cafe zurückzogen.
„Sie wird trotz allem eine Hochzeit planen.“, meinte Ravi düster, nachdem er das Gespräch im Kopf noch einmal durchgegangen war.
„Lass sie. Du hast bis Ende des Jahres erst mal Ruhe. Dann kannst du dir immer noch überlegen, wie du deinen Kopf diesmal aus der Schlinge ziehst.“
Ravi musterte T. Tat sie vielleicht alles nur aus reiner Freundschaft? Wenn ja, nahm sie es ziemlich ernst: Sie gingen gemeinsam aus und führten lange Gespräche. Gut, dass hatten sie zuvor auch schon getan, aber ihre Gespräche drehten sich jetzt auch um Gefühle – seine und ihre – und wenn T einfach nur eine Show für seine Eltern abspielte, dann hatten sie wohl keinen Grund sich zu küssen – schon bevor Mrs. und Mr. Nayar aufgetaucht waren. Er seufzte. „In all den Jahren hatte ich immer gehofft, dass sie irgendwann aufgibt und ich um die ganze Sache mit einer Hochzeit rum komme.“

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T kicherte, es klang so unbeschwert wie immer. „Ich hätte nichts dagegen irgendwann zu heiraten.“
Ravi starrte sie an und griff nach seinem Tee. In Momenten wie diesen vermisste er Akki. Sie hätte gewiss einen Rat gehabt. Mit einem Mal grinste er. Er wusste ganz genau, was die alte Dame gesagt hätte. „Nun, wenn meine Mutter schon damit beschäftigt ist, unsere Hochzeit zu planen, dann sollte ich dich zumindest fragen, ob du meine Frau werden willst.“
T legte den Kopf schief. „Mach keine Witze darüber.“
Ravi lachte. „Der Witz ist: Ich tue es nicht. Ich kann mir keinen anderen Sim vorstellen, mit dem ich den Rest meines verbringen wollen würde.“

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Beitrag  Akki Fr Dez 21, 2018 6:43 pm

Aleister's Elixirs

Die klare, kalte Luft traf Ashers aufgeheizte Wangen weniger überraschend als er zunächst angenommen hatte. Ein Blick auf das zugeschneite Grundstück hatte ihn ahnen lassen, wie kalt es über Nacht geworden war. Er warf einen kurzen Blick über die Schultern. Felix zeigte ihm einen Daumen hoch und warf sich dann auf Joni, mit der er in ein wildes Spiel verwickelt war. Asher seufzte. Seit Ravi aus- und mit T zusammen gezogen war, merkten er und die anderen beiden, wie verwöhnt sie gewesen waren: vier bis fünf Erwachsene (T war mehr im Felingerhaus als in ihrer eigenen Wohnung) auf drei Kleinkinder. Selbst wenn zwei von ihnen arbeiten waren, war es ein Betreuungsschlüssel, von dem Alleinerziehende nur träumen konnten. Jetzt waren Ayah, Adam und er allein mit den drei Kindern – oder Monstern, wie Adam heute morgen geklagt hatte. Felix und Joni strotzen nur so vor Energie und Entdeckerdrang – nichts war vor ihnen sicher, egal wie viel Mühe sich die drei Sims gaben die Kinder zu beschäftigen und abzulenken. Der positive Nebeneffekt war, dass die beiden Kids jeden Tag etwas dazulernten. Kennard war wie immer etwas langsamer. Er hatte sich auf seine Einwortsätze festgelegt und schob nur trotzig den Unterkiefer vor, wenn man ihn aufforderte doch bitte „Ich möchte einen Keks.“ statt „Keks!“ zu sagen. Da Nahrungs- oder Liebesentzug definitiv nicht in Frage kamen, lebten sie inzwischen mit seiner Einsilbigkeit. Ayah hatte vorgeschlagen mit einem Kinderarzt darüber zu sprechen, aber das kam Asher nicht in die Tüte – zwar ritt er alle fälligen Untersuchungen und Impfungen ab, aber weiter traute er diesseitiger Medizin nicht so recht. Asher hatte sich zumindest durchringen können, dass Ayah beide Neffen untersuchte und Kontakt mit Moonlight Falls aufnahm. Auf die Ergebnisse wartete er noch.

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In seine Gedanken vertieft war Asher am Familienfriedhof angekommen – es war wieder an der Zeit die Zauber zu prüfen die es Ayah ermöglichten, die gefangenen Geister freizulassen. Überrascht hielt er inne, als er einen Simo vor den Gräbern seiner Familie stehen sah. Im ersten Moment nahm Asher an, dass es sein Cousin Seth, Eves ältester Sohn, war. Doch als er näher kam, bemerkte er, dass die Schwingungen, die jeder Sim von sich gab, nicht zu Seth passte (worüber Asher nicht traurig war – Seth war nicht sein liebster Verwandter).
„Das ist ein privater Friedhof.“, sagte Asher, nachdem er einen Morgengruß vorausgeschickt hatte.

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Der Fremde drehte sich zu Asher um und erwiderte den Gruß. „Verzeihung. Ich wollte nicht auf privates Gelände eindringen. Ich wollte nur,“ Er wies mit dem Arm auf Akkis und Davids Gräber. „Meinen Respekt erweisen.“
Er hatte die schönsten Augen, die Asher je geshene hatte (und er war ziemlich voreingenommen, denn seine und Ayahs Augen waren ja wirklich das schönste an beiden): Nicht richtig grau, sondern eher silbern mit einem kleinen, strahlenden Ring darum. Während Asher diesen Eindruck verarbeitete, traf ihn die Erkenntnis: Der Fremde war ein jenseitiger Sim. Da es – trotz des Schnees und der Kälte – helllichter Tag war, schloss Asher einen Vampir aus – er musste also ein Werwolf sein, denn echte Wölfe hatten ausschließlich leuchtend gelbe Augen. Ashers abenteuergeschultes Hirn arbeitete im Hintergrund an einem Flucht- und Kampfplan, während er den Fremden fragte: „Sie kannten meine Großeltern?“
Der Fremde lächelte und zeigte seine perlweißen Zähne. Er könnte gut Werbung für Zahnpasta machen, dachte Asher.
„Nicht persönlich.“ Der Simo sah zu den Gräbern. „Aber ihre gemeinsamen Forschungen haben die Seuche damals aufgehalten. Auch wenn die wenigsten übernatürlichens Sims einen Gedanken daran verschwenden, dass David Felinger, ein diesseitiger Sim, daran beteiligt war.“

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„Sie wissen es.“
Der Fremde wandte sich wieder Asher zu und nickte. „Ich interessiere mich für Moonlight Falls Geschichte.“ Dann biss er sich entschuldigend auf die Unterlippe. „Argh. Ich sollte mich vorstellen: Ich bin Josiah Sawyer.“ Er reichte Asher die Hand.
Asher stellte sich seinerseits vor. Er war immer noch auf der Hut – zwar hieß es Beobachter konnten jenseitige Sims nicht vereinnahmen und Felicia hatte behauptet, Asher und Ayah waren sicher, aber Asher hatte in den letzten Jahren oft genug erlebt, dass man nichts als gegeben hinnehmen sollte. Davon abgesehen – nach jahrelangen Erfahrungen als Agent für IMBA hatte er gelernt, dass es auch Gefahren außerhalb der Beobachter gab. Die Diesseitige-Jenseitige Situation war zwar verhältnismäßig entspannt, aber es gab einige wenige extreme Gruppen auf jenseitger Seite, die ein Problem mit den Übernatürlichen und den Halbaliens hatten. In Moonlight Falls gab es ebenso ein paar Sims, die es nicht gerne gesehen hatten, dass man sich offenbart hatte, auch wenn diese Stimmen sehr leise waren und Aelfric sich keine Sorgen darüber machte.
„Ich werde ein „Aleister's Elixirs“ hier in Riverview eröffnen.“, informierte Josiah ihn weiter.
Asher nickte – Aleister's Elixirs war in Moonlight Falls eine Institution, seit Aleister O'Donnel vor Jahrhunderten den Laden eröffnet hatte. Seine Nachfahren waren umtriebig genug, mit der Öffnung von Moonlight Falls eine neue Geschäftschance zu sehen und so hatte vor ein paar Jahren die erste Dependance auf Isla Paradiso eröffnet. Mittlerweile gab es eine gute handvoll Shops auf der ganzen Welt. Jetzt erinnerte Asher sich auch, dass Demetria und Aelfric bei einer Skype-Konferenz vor einigen Wochen davon gesprochen hatten, dass in Riverview auch ein Aleister's aufmachen würde. Er versuchte sich zu erinnern, was die beiden noch dazu gesagt hatten.

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„Sie kommen also aus Moonlight Falls?“
Josiah schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Werwolf, kein richtiger Wolf und obwohl wir seit einigen Jahren nach Moonlight Falls zurückkehren können, hat sich meine Familie dagegen entschieden.“
Er deutete auf seine atemberaubenden Augen. „Ich habe tatsächlich kurz in Moonlight Falls gelebt und dort am College meinen Abschluss in Alchemie gemacht, aber danach bin ich zu meinen Eltern zurück.“ Er holte noch einmal Luft, als wollte er fortfahren, entschied dann aber, dass er wohl schon  genug erzählt hatte. Er biss sich erneut auf die Unterlippe. „Ich muss erneut um Verzeihung bitten, ich rede zu viel.“
Asher zuckte grinsend mit den Schultern. „Normalerweise ist das mein Part.“ Josiah nahm ihn irgendwie ein – nicht nur wegen seiner Augen. „Dann heiße ich dich herzlich willkommen in Riverview, Josiah. Wenn das nicht zu vertraulich ist?“
Der Werwolf schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Um ehrlich zu sein, ich bin ganz erleichtert, dass ich nicht der einzige übernatürliche Sim hier bin. Aleister's lebt natürlich von der Neugier der Diesseitigen und dem Wunsch nach natürlichen,“ Er setzte das Wort in Gänsefüßchen, „Heilmitteln oder Liebestränken. Aber an jenseitige Sims darf ich auch … andere Dinge verkaufen.“
„An mich vermutlich nicht, ich bin ein alchemistischer Analphabet. Meine Schwester ist dafür verantwortlich.“
„Ist sie der andere Werwolf in Riverview?“
„Anderer Werwolf?“ Asher starrte ihn überrascht an. Als IMBA-Agent sollte er eigentlich am ehesten wissen, welche Übernatürlichen in seinem Heimatort wohnten. Aber ein Werwolf war ihm noch nicht untergekommen.
Josiah bemerkte seine Verwirrung. „Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich dachte nur, weil du den Geruch von einem Werwolf an dir trägst, es sei der Geruch deiner Schwester.“
„Meine Schwester ist diesseitig – mehr oder weniger, aber …“ Asher lachte und schlug sich mich der Hand vor die Stirn. „Oh man, Aelfric sollte mich feuern.“ Er zeigte zum Haus. „Ich würde dich gern auf einen Kaffee einladen – und dir meine Familie vorstellen. Ich habe da so einen Verdacht ...“

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„Ayah? Ich bin wieder da und hab Besuch mitgebracht.“
„Asher … Simmer sei dank. Ich habe Neuigkeiten.“ Sie hielt abrupt inne, als sie den fremden Simo sah, den Asher ins Wohnzimmer brachte.
„Ayah, das ist Josiah Sawyer, der Geschäftsführer der hier...“
„Von Aleister's. Du hörst wirklich nie zu.“ Sie rollte die Augen und schob Kennard auf ihre andere Hüfte. Dann musterte sie den Besuch. „Ich bin Ayah, Ashers Schwester.“ Sie warf ihrem Bruder einen kurzen Blick zu, während sie sich das Dossier über Josiah Sawyer in Erinnerung rief, dass Demetria ihr zu Verfügung gestellt hatte. Alle Aleister's Mitarbeiter waren von der IMBA-Hauptstelle in Moonlight Falls geprüft und akkreditiert. Josiahs Vorfahrin war vor einigen Generationen verbannt worden, weil sie sich mit einem Diesseitigen eingelassen hatten. Ihre Kinder waren noch Wölfe gewesen, aber die Vermischung mit diesseitigen Genen hatten mit der Zeit dazu geführt, dass Josiahs Familie zu Werwölfen wurden. Das bedeutete die Notwendigkeit sich bei Vollmond zu verwandeln. Manche Werwölfe – laut dem Dossier gehörte Josiah jedoch nicht dazu – hatten außerdem eine genetische Mutation, die ihren Zustand übertragbar machte – das sogenannte Lykantrophievirus. Alles in allem klang Josiah nach einem harmlosen Sim, und Ashers Entspanntheit in seiner Gegenwart war Ayah Sicherheit genug, ihn nicht sofort aus dem Haus zu scheuchen.  „Asher, wir müssen reden.“ Ihr Kinn deutete Kennard, der fasziniert zu Josiah sah.

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„Weil Kennard ein Werwolf ist?“, fragte Asher.
Ayahs Augen wurden tellerrund.
Asher lächelte. „Josiah hat einen anderen Werwolf an mir gerochen und Kennys Verhalten ist in den letzten Monaten merkwürdig gewesen.“ Er legte den Kopf schief. „Und wenn ich mir seine Augen so angucke, frage ich mich, warum wir das nicht früher gemerkt haben.“

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Es erwies sich als Glücksfall für die Felingers, dass ausgerechnet Josiah ein Aleister's in Riverview aufmachte. Ayah musste nicht mehr ewig auf Lieferungen aus Moonlight Falls warten oder in mühevoller Kleinarbeit gewissen Kräuter unter UV-Licht im Keller züchten, sondern konnte sie einfach bei Josiah ordern. Zudem war er der perfekte Babysitter für Kennard, der sich strikt weigerte, mit Joni und Felix in den Kindergarten zu gehen, in der sie seit wenigen Wochen angemeldet waren. Asher ahnte, dass die Erzieher nicht ganz unglücklich darüber waren – denn sämtliche Versicherungen, dass Kennard kein Träger des Lykantrophievirus war, hatten bei ihnen nur begrenzt für Sicherheit gesorgt. Offiziell war der Kindergarten natürlich total offen und divers. Joni und Felix fühlten sich pudelwohl dort. Asher war nicht ganz unglücklich, dass Kennard viel Zeit bei Josiah im Laden verbrachte, denn so hatte er regelmäßig eine Ausrede den Werwolf aufzusuchen. Er war gern in Josiahs Gegenwart und diese Augen …

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Kennard entwickelte sich wesentlich besser, seit er einen Werwolf als Vorbild hatte. Zwar unterhielt er sich mit Josiah meist in gutturalen Knurrlauten, aber er entdeckte sein Sprachrepertoire mit ganzen Sätzen wieder und nutzte dieses gegenüber den anderen Sims. Josiah half ihm seine scharfen Sinne besser zu kontrollieren, so dass er nicht beständig überreizt von Geräuschen und Gerüchen war. Kennard blieb etwas langsam, aber es machte den Eindruck, dass er nicht so langsam war, wie es seine Familie zunächst befürchtet hatte – die Missachtung seiner besonderen Bedürfnisse hatte ihn stärker eingeschränkt als alles andere.

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Asher machte sich deswegen durchaus Vorwürfe. Wie hatte er nicht bemerken können, dass sein Sohn ein Werwolf war? Ayah versicherte ihm, dass er sich keine Vorwürfe machen musste – die Wahrscheinlichkeit, dass Akkis Wolfgene sich über die Generationen ruhend vererbt und zu einem Werwolfgen mutiert waren, hatte keiner im Blick gehabt. Ayah trug das Gen nicht, Asher hingegen schon und vermutlich hatte sein Anteil magischen Bluts es bei Kennard aktiviert. Felix trug das Gen nicht.

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„Nach der ganzen Werwolf-Geschichte frage ich mich, ob Joni meine Fähigkeit, Geister zu sehen, geerbt hat.“ Ayah und Adam machten gemeinsam ihr Bett. Die Kinder frühstückten schon unter Ashers Aufsicht.
Adam nickte nachdenklich und sah zu seiner Frau. Er fragte sich das auch. „Du hast keinen Hinweis gefunden, dass es eine genetische Ursache hat.“, gab er zu bedenken.
„Weil wir ja auch alles verstehen, was Genetik und Übernatürlichkeit angeht.“ Ayah zuppelte an der Decke herum und seufzte: „Aber wie soll man das ganze sonst erklären.“
„Im Zuge unserer Arbeit solltest du mittlerweile gelernt haben, dass die Antwort im Zweifel: Hey, it's magic! lautet.“
Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck nickte Ayah. „Unbefriedigend!“ Sie streckte sich. „Da Joni sich bisher noch nicht über Geister geäußert hat, andererseits Geister von mir auch noch nicht in ihrer Gegenwart festgestellt wurden, heißt das wohl abwarten.“
Adam kam um Bett herum und schloss sie in die Arme.
„Wobei ich wirklich hoffe, dass sie es nicht geerbt hat.“, murmelte Ayah an seiner Schulter. „Ich wünsche ihr ein normales Leben.“
„Ja, so normal das Leben als Felinger, mit einem Magier als Onkel, einem Werwolf zum Cousin und als Enkelin des Sensemanns so sein kann.“
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Beitrag  Akki So Dez 23, 2018 9:47 am

Von Kindern und der Sorge für sie

Asher konnte das Ticken der Uhr hören, das leise Rauschen der Festplatte und das Kühlaggregat von Ayahs wissenschaftlicher Station. Alle drei Geräusche rissen an Nerven. Mit einem frustrierten Schnauben legte er das Tablet auf den Tisch und starrte zu dem letzten Tomaten-Talisman, den er und Ravi aus Afrika mitgebracht hatten. Es war die erste gemeinsame Operation mit dem neugegründeten IMBA-Team Afrika gewesen. Aelfric hatte gute Leute ausgesucht. Damit würden die Reisen nach Afrika aufhören, genau wie die nach China, denn auch der asiatische Kontinent hatte inzwischen sogar zwei IMBA-Teams. Ein Teil von Asher trauerte jetzt schon seinen Abenteuern mit Ravi nach, doch der Vater in ihm war froh, nicht mehr so lange das Haus verlassen zu müssen. Ravi sah das ähnlich, denn T erwartete ihr erstes Kind. Allerdings trieb es beide Simos zur Weißglut, dass sie das Rätsel um die Tomaten noch immer nicht gelöst hatten. Da beide die meiste Erfahrung mit den Tomaten hatten, wurden alle gefundenen Stücke mittlerweile nach Riverview geschickt, wo Raiv und Asher sie katalogisierten und mit Ayahs Hilfe zu analysieren versuchten. Asher sah sich selbst eigentlich kaum als Experten für die Tomaten-Geschichte an – er nahm an, dass Aelfric ihn deswegen zusammen mit Ravi dafür verantwortlich gemacht hatte, weil er sonst nicht wusste, was er mit seinem Verwandten anstellen sollte.

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Der Alarm seines Handys meldete sich und Asher seufzte aus tiefster Seele. Die Tomaten waren im Moment sein geringstes Problem. Er nahm das Tablet wieder in die Hand und rief die Präsentation auf, die er verzweifelt versuchte sich in den Kopf zu hämmern. Da mittlerweile immer mehr übernatürliche Sims in diesseitigen Städten siedelten, hatte sich das Profil von IMBA noch ein bisschen weiter Richtung Aufklärung und Bildung verschoben. Eigentlich übernahm die Vorträge vor Schulkindern und Teenagern meistens Adam, der ein Naturtalent zu sein schien. Aber in dieser Woche stellten er und Ayah das neuste Modell des Protonenstrahlers auf Isla Paradiso vor. Sie hatten Joni mitgenommen, so dass Asher das erste Mal mit seinen Söhnen ganz allein war – wenn man von Ravis, Ts und Josiahs häufiger Anwesenheit im Haus mal absah. Manchmal fragte Asher sich, warum Ravi und T überhaupt ausgezogen waren, wenn sie doch die ganze Zeit da waren. Seufzend packte Asher seine Sachen ein. Er hatte überhaupt keine Lust den Vortrag zu halten.

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Eine gute Stunde später hatten sich Ashers schlimmste Befürchtungen bewahrheitet: Die Kinder turnten über Tische und Bänke, plapperten in seinen Vortrag hinein und zeigten sich generell alles andere als von ihrer Schokoladenseite.
„Äh … danke für eure Aufmerksamkeit!“, schloss er schließlich und tupfte sich unauffällig den Schweiß von der Oberlippe. Die Kinder sprangen aufgedreht aus dem Raum, während eine Betreuerin der Jugendgruppe Asher für den spannenden Vortrag dankte. Er fragte sich, ob sie im gleichen Raum wie er gewesen war.
„Vielleicht hättest du die nervigsten Kinder in Frösche verwandeln sollen?“
Auf Ashers Unterarm bildete sich augenblicklich eine Gänsehaut, als er überraschend Josiahs Stimme vernahm.
„Das wäre vermutlich nicht besonders pädagogisch gewesen.“ Asher sah dem letzten Kind nach. „Aber sehr befriedigend.“
„Ravi und T haben Kennard schon abgeholt. Da ich noch ein paar Besorgungen machen musste, wollte ich Dir eine Mitfahrgelegenheit anbieten. Ravi sagte, er habe dich hergefahren.“
„Das wäre äh … danke.“ Asher stolperte fast über seine eigenen Worte. Er genoss Josiahs Gegenwart wirklich sehr, aber manchmal machte ihn der Werwolf etwas nervös. Er konnte den Finger nicht drauflegen, warum es so war. In klaren Momenten dachte er, seine Nervosität läge an der großen Anziehungskraft – romantisch und sexuell – die Josiah auf ihn ausübte. Aber dann war es wieder so leicht mit Josiah zu sprechen, dass er den Gedanken abtat.

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Asher sammelte seine Unterlagen ein, während Josiah interessiert den Raum betrachtete. Mit einem Räuspern machte Asher den Werwolf darauf aufmerksam, dass er fertig war. „Hast du schon gegessen?“
„T wollte uns etwas von ihrem Auflauf übrig lassen, aber ich habe sie ermuntert, es selbst zu essen.“, erwiderte Josiah. Die Schwangerschaft schlug sich nicht positiv in Ts Kochkünsten nieder.
„Sehr gut. Sollen wir noch schnell beim Diner vorbei? Im Zweifel könnten wir etwas mitnehmen.“
„Gute Idee. Aber lass uns da essen. Ich hab zuhause kein sauberes Geschirr mehr.“
Asher zog die Augenbraue hoch. Manchmal war Josiah ein richtiger Junggeselle.

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Als wäre der Nachmittag wegen des Vortrags nicht schon bescheiden genug gewesen, trafen Asher und Josiah beim Diner auch noch auf Nigel. Während er Josiah total ignorierte, versuchte er doch allen Ernstes Ashers anzuflirten. Asher war sprachlos und starrte seinen Ex nur an, bevor er Josiah ins Diner folgte.
„Wer war das eben?“, fragte Josiah schließlich, während sie im Diner auf ihr Essen warteten.
Asher schob seien Antwort auf und griff nach seiner Coke. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, antwortete er: „Mein Ex. Der Vater von Kennard und Felix.“ Normalerweise war Asher nicht so freigiebig mit dieser Information, aber Josiah war seit fast einem Jahr ein fester Bestandteil des Lebens seiner Söhne, da hatte er schon ein Recht es zu wissen. Erst in diesem Moment fiel Asher auf, dass Nigel sich schon genauso lange, wie Josiah in ihrem leben war, nicht mehr seine Söhne besucht hatte.

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Josiah sah Asher aufmerksam an, die silbernen Augen fest auf ihn gerichtet. „Du hast ihn vorher noch nie erwähnt.
„Ist ja auch nichts erwähnenswertes.“ Asher zuckte mit den Schultern. „Ist das erste Mal seit einem Jahr, dass ich ihn überhaupt gesehen habe, von den Jungs ganz zu schweigen.“
„Ich verstehe.“
Asher fragte ich, ob Josiah wirklich verstand oder es nur eine Floskel war. Ein Seufzen unterdrückend machte sich Asher über seinen Burger her, den die Bedienung auf den Tisch stellte. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Teller und bemerkte Josiahs Blick nicht.

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Etwas später half Asher Josiah dessen Einkäufe in dem kleinen Appartement über Aleister's Elixirs zu verstauen. Der Magier war ungewöhnlich still.
„Es hat dich mitgenommen, ihn zu sehen.“, stellte Josiah schließlich fest.
„Hm? Wen? Nigel?“
„Wenn er so heißt ...“
Asher versuchte mit den Schultern zu zucken. Tatsächlich knabberte er daran, dass Nigel kein Problem damit hatte, ihn in der Öffentlichkeit anzubaggern, aber keinen Gedanken an seine Söhne zu verschwenden. Wie hatte er sich nur so in ihm täuschen können? Und wie konnten einem Vater seine Kinder nur so egal sein? Selbst wenn es zwischen ihnen nicht geklappt hatte, was konnten Kennard und Felix dafür? Zum Glück schien es die Zwillinge nicht zu belasten, dass es Nigel gab und er sich nicht die Bohne um sie kümmerte.
„Ich verstehe deinen Ärger.“ Josiahs Stimme riss Asher aus seinen Gedanken. „Wie kann man seine Kinder nur so im Stich lassen?“
Asher wunderte sich, ob er laut gedacht hatte.

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„Dein Gesicht spricht jedenfalls Bände.“, fuhr Josiah fort. Wie immer wenn ihn etwas ärgerte, mischten sich Knurrlaute in seine Worte. Wesentlich sanfter sagte er dann: „Es tut mir leid, dass es dich belastet.“
Dieses Mal gelang Asher das Schulterzucken. „Es ist wie es ist.“
Überraschend nahm Josiahs Asher Gesicht in seine Hände. „Du und die Zwillinge sind wunderbar. Nigels Pech, dass er daran nicht teilhaben will.“
Mit tellergroßen Augen sah Asher Josiah an. Ihm gelang ein trockenes Schlucken, bevor er nickte. Josiah lächelte und ließ sein Gesicht los. „Und nun sollte ich dich mal zu besagten Zwillingen karren, bevor sie und Joni Ravi und T in den Wahnsinn treiben.“

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„Ich kann es einfach nicht verstehen!“
Asher und Adam wechselten einen schnellen Blick. Ayahs Augen glühten und beide Simos waren froh nicht Gegenstand ihres Zorns zu sein. Seit sie von ihrer nächtlichen Mission zurück gekehrt war, glich sie einer fauchenden Wildkatze. Ihr Mann und ihr Bruder mussten zugeben, dass es schrecklich war, was sie vorgefunden hatte: Nicht nur eine Geisterverseuchung, sondern eine absolute Dreckswohnung: benutztes Geschirr, Abfälle, Drogen – und mittendrin ein kleines Kind. Ayah wollte den Kleinen erst in Sicherheit bringen, doch er klammerte sich an sie und deutete auf die Geister, die Ayah nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Das Kind konnte die Geister sehen! Ayah sammelte die Geister einhändig ein – die stetigen Verbesserungen an dem Protonenstrahler hatten sich bemerkbar gemacht. Im anderen Arm hielt die den Jungen, der im selben Alter wie Joni und die Zwillinge sein musste. Nachdem die alle Geister eingesammelt hatte, rief sie T an, die sie mit dem Jugendamt in Verbindung setzte.
„Das wichtigste ist doch, dass der Kleine jetzt aus der Wohnung und in Sicherheit ist.“, versuchte Adam Ayahs zu beruhigen.
„Fragt sich für wie lange!“, schnaubte sie. „Das Jugendamt hat eine Tante von ihm ausfindig gemacht, aber die hat sich nur bereit erklärt, ihn zu nehmen, bis seine Mutter wieder bereit ist ihn zu versorgen. Was auch immer das bei so einer Person heißt!“

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Erneut tauschten die Männer einen Blick, bevor Asher vorschlug: „Wir könnten ihn aufnehmen.“
Ayah lächelte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie erwiderte: „Das habe ich sofort dem Amt vorgeschlagen – aber so einfach ist das nicht. Bis wir durch eine Prüfung als Pflegestelle durch wären, wäre das Kind vermutlich schon wieder bei der Mutter. Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir können nur hoffen, dass es ihm gut geht. Und ihn über T im Auge behalten. Und zwar nicht nur wegen seiner Fähigkeit, Geister zu sehen.“
Ihr Zorn ließ langsam etwas nach und wich einer Hilflosigkeit, die sie allerdings fast genauso rasend machte.
„Es ist ungewöhnlich, dass ein diesseitiges Kind Geister sehen kann.“ Adam sammelte das Geschirr ein und stellte es in die Spülmaschine, bevor er die Kaffeekanne holte und allen nachschenkte.
„Ich werde ein paar Nachforschungen über seine Familie einstellen. Denk mal an den französischen Junge – dessen Vater stellte sich als Werwolf heraus.“, erwiderte Ayah. In Gedanken machte sie sich bereits Notizen, wie sie vorgehen sollte. So war es kein Wunder, dass sie mit der Kaffeetasse in der Hand unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte, bevor Adam schließlich entnervt sagte: „Dann leg doch los!“
Als Ayah wie von einer Biene gestochen aufsprang und in den Keller lief, prusteten Adam und Asher los.

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Die Familie des kleinen Sean – so hieß der Junge – war so diesseitig, wie es nur möglich war. Beide Eltern stammten aus Riverview und Umgebung. Weder Moonlight Falls Unterlagen noch die Unterlagen aus Riverview ließen den geringsten Zweifel daran, dass auch nur ein Tropfen jenseitigen Bluts in Seans Adern floss. Auffällig war jedoch, dass beide Eltern um den Zeitpunkt von Ayahs und Ashers Geburt empfangen worden sein mussten. Das führte zu der Theorie, dass der Spruch Kennards so viel magische Energie freigesetzt haben musste, dass ungewöhnliche Kräfte, wie die Fähigkeit Geister zu sehen, unter bestimmten Umständen auch in diesseitigen Sims auftraten (die Frage inewieweit diese Sims dann noch diesseitig waren, überließ Ayah den Philosophen in Moonlight Falls). Er blieb in der Obhut seiner Tante, wo es ihm formal gut zu gehen schien. Die Tante hatte eigentlich alles andere im Sinn als ein Kind zu versorgen, doch sie kam der Aufgabe nach. Zwar wunderte sie sich etwas über Ayahs Interesse an dem Jungen, aber die Felingers holten Sean regelmäßig zu Spielverabredungen ins Haus und das bedeutete einen freien Nachmittag für die Tante. Warum sollte man das in Frage stellen?


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Beitrag  Akki Do Jul 18, 2019 9:04 pm

Der Stab wird weitergereicht


„Alsoooo ...“
Asher versuchte nicht allzu säuerlich aus der Wäsche zu gucken, als Ruth mit vielsagendem Ton in der Stimme auf ihn zu kam. Er hatte sehr genau mitbekommen, dass seine Mutter ihn mit Adleraugen den ganzen Nachmittag verfolgt hatte.
„Also?“
Ruth kicherte mädchenhaft und ließ so die Falten in ihrem Gesicht verschwinden. „Nun hab dich nicht so! Ich will doch nur wissen, was zwischen dir und Josiah läuft.“
Asher verdrehte die Augen. Er kannte Ruth zu gut. „Findest du es nicht etwas creepy, dass du uns die ganze Zeit hinter her starrst?“
„Papperlapapp! Ich mach mir doch nur Sorgen um dich!“
„Und bist unglaublich neugierig.“
Ruth machte ein beleidigtes Gesicht, klopfte Asher dann aber die Schulter. „Es geht mich wirklich nichts an. Ich will nur, dass du glücklich bist.“
Asher lächelte seine Mutter an. Er war selber nicht ganz sicher, was zwischen ihm und Josiah lief, aber es fühlte sich gut. Rasch nahm er Ruth in den Arm. „Alles ist gut, Mom. Wie gefällt es Zoe eigentlich am College?“
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An der Tomatenfront gab es wenig Neues. Immerhin hatten Ravi und Asher herausfinden können, dass der Urheber der der Talismane wahrscheinlich ein magisch begabter Vampir gewesen sein musste – was ungewöhnlich genug war. Warum und für wen er die Schutzzauber angefertigt hatte, blieb jedoch ein Rätsel.
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Felix




Joni und die Zwillinge waren mittlerweile Schulkinder. Im Gegensatz zum Kindergarten ging Kennard gern zur Schule. Er lernte zwar langsamer als sein Bruder und seine Cousine, aber er fand es großartig endlich lesen und schreiben zu können. Während Felix nach wie vor ein Energiebündel war, der nur dann stillsaß, wenn er ein spannendes Sachbuch las, war Kennard ein begeisterter Schläfer. Ihn aus dem Bett zu bekommen, war eine Sisyphos-Arbeit – kaum hatte er die Augen offen, fielen sie schon wieder zu. Asher weckte ihn immer eine halbe Stunde vor den anderen, damit er genug Zeit hatte, seine kleine Schlafmütze vor der Eintreffen des Schulbusses in einen halbwegs menschenähnlichen Zustand zu bekommen.
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Kennard umarmt Joni




Mit dem Heranwachsen der drei Kinder stellte sich Adam und Ayah die Frage, welches Kind das Felinger-Erbe annehmen sollte. Es entstand einige Verwirrung durch ein Dokument, dass Akki mit samt von Tagebüchern der bisherigen Erben hinterlassen hatte. Eigentlich konnte es immer nur einen Erben geben, der diesseitig sein musste. In der Generation der Zwillinge waren diese Bedingungen nicht erfüllt – sie waren zu zweit und Asher ein Magier. Ravi stellte schließlich die These auf, dass die Morde an Lace, Kennard und Jonas einen Ausgleich forderten. Mit Schaudern wurde den Felingers bewusst, dass nicht nur die Beobachter und die Senseleute ihre Finger im Spiel hatten – es gab noch mehr Parteien in diesem Spiel, in dessen Zentrum sie standen. Und wer konnte schon voraussehen was sich in Zukunft entwickeln würde?
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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:11 pm

Generation VI
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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:14 pm

Neuanfänge Teil 1

Die große Einganghalle betrachtend, war ich fast den Tränen nahe. Was zum Simmer hatte mich geritten ausgerechnet an ein College am anderen Ende des Landes zu gehen – weit weg von allem was ich kannte, von allen Sims die ich kannte? … Ach ja, genau das: Weit weg von allem was und vor allem wen ich kannte. Ich schluckte, straffte meine Schultern und ging zu der Studentin, die offensichtlich mit der Zimmervergabe beauftragt war.
„Moment.“, brummelte die junge Sima ohne von ihrem Klemmbrett aufzusehen. Meine kurzzeitig aufgeflammte Entschlossenheit, erstickte angesichts ihren Tonfalls. Innerlich schalt ich mich und versuchte nicht allzu offensichtlich in Panik auszubrechen. Ich bin ein furchtbarer Angsthase, besonders in neuen Situationen und gegenüber fremden Sims.

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„So, sorry.“ Die andere Sima lächelte mich jetzt offen an. „Ich musste einen Vermerk für die Verwaltung aufschreiben.“ Sie wies mit dem Kopf Richtung Aufenthaltsraum. „Ein paar Leute haben Probleme damit, dass wir ein gemischtes und diverses Haus sind.“
Ich nickte und versuchte halbwegs intelligent aus der Wäsche zu gucken, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. Dann stellte ich mich vor.
„Joni … ok, lass mich kurz gu-… Da hab ich dich schon. Wow, Riverview, dass ist ja am anderen Ende des Landes!“ Sie  grinste. „Absicht oder Pech bei der Studienplatzvergabe?“
Ich machte ein unbestimmtes Geräusch und zuckte mit den Schultern. Sie sah mich nachdenklich an und hakte meinen Namen auf der Liste an. „Du bist in Zimmer 6. Ein Einzelzimmer.“ Sie gab mir einen Schlüssel und ein Blatt mit der Hausordnung.

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Ich nickte und machte der nächsten Person, die in die Vorhalle gekommen war, Platz. Meinen Trolley hinter mir herziehend stolperte ich Richtung Treppe. Ich wusste nicht wo Zimmer 6 war.
„Vorsicht!“, warnte mich eine Stimme, die sich vor Lebensfreude nur so überschlug. Ich konnte gerade noch zur Seite springen, bevor mich ein paar hauchzarter blauer Flügel fast umwarfen.
„‘Tschuldige!“, rief die männliche Fee, die mich fast über den Haufen gerannt hatte, über seine Schulter, bevor er die Treppe hoch stürmte.
„Artjom!“, brüllte die Studentin mit dem Klemmbrett. „Wir rennen nicht im Gebäude!“
Für einen kurzen Moment fühlte mich mich in meine Grundschulzeit zurückversetzt. Ich schluckte und wünschte mich nach Riverview zurück. Dann würden meine Cousins mich jetzt an die Hand nehmen, Zimmer 6 suchen und mir beim Auspacken helfen. Anschließend würden wir mit unserer Clique abhängen und ich wäre absolut sicher im Kreise meiner Freunde.
Energisch schüttelte ich den Kopf. Genau deswegen war ich ja gegangen! Damit ich aus meiner sicheren Blase entkam und endlich lernte auf eigenen Beinen zu stehen. Ich straffte abermals meine Schultern und griff meinen Trolley. Ich sprintete die Treppe hoch – zumindest war das mein Plan. Nach zwei Stufen verhedderten sich meine Beine oder der Trolley war einfach im Weg, ich weiß es nicht. Zum Glück hatte ich genug Erfahrung im Treppen hoch- oder runterfallen, so dass ich mir nicht die Zähne ausschlug oder die Nase brach.
„Joni! Wir rennen nicht im Gebäude!“
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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:23 pm

Neuanfänge Teil 2

Das Zimmer war zweckmäßig eingerichtet: Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank, Bücherregal und eine Couch. Die Wände waren kahl, aber winzige Löcher in der Wand verrieten mir, dass mein Vorgänger Poster aufgehängt hatte. Das beruhigte mich – ich würde es mir schon einigermaßen wohnlich machen. Um meine noch immer etwas unruhigen nerven zu beruhigen, begann ich meine Sachen auszupacken. Es war das allererste Mal, dass ich irgendwo ganz allein war. Ohne meine Eltern, meine Onkel, Cousins oder Freunde. Ich hatte mich zwar mit voller Absicht dafür entschieden, aber so langsam machte mein eigener Mut mir doch etwas Angst. Hah, Mut. Das war wirklich nicht das Wort, das man mit mir in Verbindung bringen würde. Ich war ein echter Angsthase. Dunkelheit? Einsame Parks? Fremde Menschen? Bloß nicht! Horrorfilme? Unheimliche Bücher? Zombiecomputerspiele? Ging gar nicht! Am meisten Angst hatte ich allerdings davor, mein Familienerbe in den Sand zu setzen.

Felinger Legacy - Seite 6 Scree486

Meine Cousins und ich waren zwölf oder dreizehn gewesen, als unsere Eltern und von dem Felinger-Erbe und dem Beobachter-Problem erzählt hatten. Pff, Problem…
Kennard und Felix waren natürlich mehr als bereit sich damit rum zuschlagen – Action, Abenteuer, Aufregung!– nur durften sie nicht. Unsere Eltern und unser Onkel Ravi hatten schon länger vermutet, dass nur ein diesseitiger Sim das Erbe antreten durfte, nachdem in der Generation meiner Mutter und meines Onkels Asher eine Ausnahme gemacht worden war. Quasi als Ausgleich für den Mord an unserer Großmutter Lace und unseren Großvätern. Selbst jetzt schüttle ich mich beim Gedanken daran vor Grusel. Diese Hypothese wurde vom Sensemann – besser gesagt der Sensefrau – bestätigt, als sie mit Ravi anlässlich des Todes seiner Mutter sprach. Und da soll man sich nicht fürchten? Die Sensefrau, die Felicia hieß und irgendwie mit Großmutter Lace befreundet gewesen war, kam so mir nichts dir nicht vorbei, sackt eine alte Frau ein und plaudert neben bei mit einem. Unheimlich! Vor allem wenn der Inhalt ist, dass ich – ausgerechnet! - das Felinger-Erbe antreten muss. Großartig.

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Laute Musik aus dem oberen Stockwerk unterbrach meine Grübelei, in die ich während des Auspackens versunken war. Ich wusste schon lange, dass ich mich dem Felinger-Erbe stellen musste, deswegen war ich auch hier zum College gegangen. Aber die Erkenntnis traf mich jetzt wie der Volleyball, den ich im letzten Jahr im Sportunterricht volles Pfund ins Gesicht bekommen hatte. Zusammen mit der lauten Musik, den fremden Stimmen und der kahlen Zimmerwand, vernichtete es meine Entschlossenheit und ich sackte auf dem Boden zusammen und heulte. Ich hatte schon fast mein Handy in der Hand, um Mom, Dad, meine Cousins oder irgendjemanden anzurufen, der mich abholen sollte, als mein Blick auf meinen Handrücken fiel. „Keine Angst“ stand da. Ich schluckte die Tränen herunter und biss die Zähne zusammen. Keine Angst. In Gedanken wiederholte ich es wie ein Mantra, bis ich mich beruhigt hatte. Ich war Sean sehr dankbar, dass er es mir aufgeschrieben hatte.

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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:30 pm

Neuanfänge Teil 3

Etwas später traute ich mich in den Aufenthaltsraum. Aus dem Augenwinkel sah ich wieder den Feenjungen mit seinen Flügeln. Ich wich in die andere Richtung aus – der rannte mich sonst bestimmt ein zweites Mal über den Haufen!
„Findest es wohl auch nicht so toll, dass hier auch Fremde sind, hm?“
Mein Kopf ruckte zu einem jungen Mann herum, der mit herablassenden Blick zu dem übernatürlichen Sims sah.

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Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, denn in diesem Moment, verkündete die Studentin, die uns empfangen hatte, dass wir alle zur allgemeinen Begrüßung im Haus der Studentenschaft kommen sollten. Ohne im Gebäude zu rennen, versteht sich. Der Simo, der mich angesprochen hatte, straffte die Schultern und ich erwartete fast, dass er die Haken zusammen schlug. Dad tat das immer, um Mom zu ärgern, wenn sie ihn um etwas bat. Sie tat immer so als würde es sie nicht kümmern, aber sie fand es lästig und kindisch. Ich liebte meinen Vater dafür, vor allem weil er mir als Kind anschließend immer zugezwinkert hatte. Seit Felix mir verraten hatte, wie mein Vater es anschließend im Schlafzimmer wieder gut machte, und ich kleines Naivchen meine Eltern danach gefragt hatte, tat Dad das allerdings nicht mehr. Es war ein sehr peinlicher Nachmittag für alle Beteiligten.

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Die offizielle Begrüßung auf dem Campus war unglaublich langatmig und langweilig (fast hätte ich todlangweilig gedacht, aber Tod = Sensemann = unheimlich). Die erste Viertelstunde sprach der Dekan von unserer großartigen Zukunft, danach begann eine Art Werbeblock zu der Gegend, in der das College lag. Riverview war ländlich und etwas weit ab vom Schuss, aber das College hier lag im sprichwörtlichen Niemandsland und der Dekan und alle Redner nach ihm (Bürgermeister, Unternehmer und so was) wurden nicht müde zu betonen, dass es nicht nur Maisfelder und Kühe hier gab. Tatsächlich hatte ich auf der Fahrt hierher weder das eine noch das andere gesehen, was aber auch daran gelegen haben mag, dass ich auf meinem Tablet eine Netflixserie ansah, um nicht in totale Panik ob meines Abenteuers zu verfallen.
Ich folgte den anderen Studenten, die in meinem Wohnheim untergebracht waren, etwas später nach zurück zum Wohnheim. Allein hätte ich mich den Weg noch nicht getraut zu gehen, denn beim Hinweg hatte ich kaum auf die Umgebung geachtet. Auf dem Rückweg prägte ich mir den Weg gut ein, so dass ich mich beim nächsten Mal auch alleine zurecht finden würde. Es ist ja nicht so, dass ich ohne Fertigkeiten aus meinem Elternhaus entlassen worden wäre. Ich unterdrückte ein abgrundtiefes Seufzen, als ich an mein Zuhause dachte, vor allem weil ich schon wieder blaue Flügel sah, die keck auf und ab wippten.

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Zuhause war ich der einzig normale Sim. Mein Onkel war ein versierter Magier, sein Mann ein Werwolf und meine Cousins Magier und Werwölfe. Selbst Baby David, mit dessen Namensgebung Asher und Josiah wie auch schon meine Eltern bei mir und Asher bei Kennard und Felix (und Grandma Ruth bei Tante Zoe, deren Zweitname Lace war) die Tradition fortsetzten, ihre Vorfahren zu ehren. Josiah war ein glühender Verehrer von meinem Ururgroßvater David und meiner Ururgroßmutter Akki, weil die beiden Moonlight Falls, und damit die jenseitigen Sims, vor der Ausrottung bewahrt hatten. Kennard war nach Ashers Vater benannt, Felix nach der Sensefrau, weil sie eine enge Freundin von Großmutter Lace war und ich nach meinem Großvater Jonas. So viel zu diesseitig und jenseitig: Jonas war ewig ein Sensemann gewesen, bevor er Felicia zu seiner Nachfolgerin gemacht hatte, und unter ungeklärten Umständen selbst wieder als junger Erwachsener in Moonlight Falls erschienen war. So ganz diesseitig ist meine Mutter meiner Meinung nach deswegen nicht, auch wenn sie nicht müde wird zu betonen, dass Jonas zum Zeitpunkt ihrer Zeugung diesseitig war. Aber sie kann Geister sehen, ein Talent, dass bei jenseitigen Sims schon selten ist und bei diesseitigen Sims noch viel mehr. Auf der ganzen Welt gab es nur eine Handvoll Sims, die Geister sehen konnten. Neben meiner Mom und Sean noch der menschliche Sohn eines Werwolfs in Frankreich, eine Fee in Afrika und die Nachfahrin eines Gurus in Indien, in deren diesseitiger Familie angeblich schon immer alle Geister sehen konnten. Mein Dad war tatsächlich diesseitig, aber seine Ausbildung und sein Job erforderten geradezu Übermenschliches, weswegen er bei mir nicht als normal durchging. Mit fast fünfzig war er fitter als mancher Collegesportler, weit gereist und abenteuererprobt (wobei für mich schon als Abenteuer galt nach Moonlight Falls oder Isla Paradiso zu reisen – Dad hatte da einiges mehr auf dem Kerbholz).
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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:35 pm

Neuanfänge Teil 4

Die älteren Studenten hatten für uns Neulinge ein kleines Buffet hergerichtet und in der Küche aufgebaut. Nachdem ich ewig angestanden hatte, konnte ich mir die letzten Pfannkuchen sichern und mit klopfendem Herzen in den Essraum gehen. Die meisten anderen hatten schon einen Platz und waren in Gespräche vertieft. Ein paar neugierige und auch ablehnende Blicke, die ich zunächst auf mich bezog, gingen in Richtung der Fee. Er saß allein an einem Tisch, den Kopf hoch erhoben und mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen. Ich seufzte.
Ich habe absolut nichts, wirklich gar nichts, gegen übernatürliche Sims. Die Hälfte meiner Familie ist übernatürlich und ich liebe sie alle – sogar Klein-David, der eine verwöhnte kleine Mistbiene sein konnte (was bei dem Altersabstand zu seinen Brüdern auch nicht verwunderlich war).  Aber in einem Haushalt aufzuwachsen, wo jeder schneller, stärker oder eben magischer ist als ich (von mutiger mal ganz zu schweigen), hebt nicht gerade das Selbstbewusstsein. Kennard, Felix und Sean waren alle nach Moonlight Falls gegangen, wo auch ich wegen meiner Herkunft willkommen gewesen wäre, aber ich wollte endlich mal eine unter vielen sein und nicht die einzelne unter anderen. Außerdem kam eine Karriere bei IMBA, wie Kennard und Felix sie anstrebten und wie sie für Sean quasi vorgezeichnet war, für mich nicht in Frage. Ich schmunzelte über mich selbst. Wenn ich mich zuhause so gefühlt hatte, musste sich die Fee hier auch so fühlen. Und es war ja nicht so als gäbe es hier nur Diesseitige! Auf der Willkommensveranstaltung hatte ich ein paar Sims mit leuchtenden Augen und ein zwei sehr blasse Gestalten gesehen, von denen ich sicher war, dass es Werwölfe oder Vampire sein mussten. Einer der Dozenten war ein Halbalien. Trotzdem waren die Übernatürlichen damit in der Minderheit und so wie‘s aussah, wurde die Fee geschnitten.

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Ich setzte mein Tablett vielleicht ein Spur zu heftig auf den Tisch. Es knallte und wie ein Sim sahen mich alle anderen im Raum an. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen und in die Ohren schoss. Meine Beine zuckten, und fast wäre ich los gestürmt. Doch ein Blick auf meinen Handrücken ließ mich ungeahnte Entschlossenheit verspüren und so setzte ich mich so ruhig wie möglich hin. Die meisten anderen hatten mehr wegen des Geräuschs aufgesehen und nahmen jetzt ihre Gespräche wieder auf. Doch der ein oder andere düstere Blick blieb, besonders von dem Simo, der mich zuvor angesprochen hatte.
„Guten Appetit“, sagte ich zu der Fee. „Ich bin Joni.“
Er musterte mich einen kurzen Augenblick und kaute bedächtig zu Ende, bevor er erwiderte. „Artjom.“ Dann sah er zu dem Simo, der uns noch immer ansah und für einen Moment verschwand das Lächeln von seinem Gesicht.
Ich schüttelte den Kopf. „Keine Sorge. Ich hab kein Problem mit dir.“
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„Und warum hast du dann vorhin panikartig die andere Richtung eingeschlagen?“
Punkt für Artjom. Verlegen schob ich mir einen Bissen Pfannkuchen in den Mund und verzögerte so eine Antwort.
„Du hast mich zuvor fast umgerannt.“, sagte ich schließlich. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leute mich mehr als ein mal umrennen, wenn sie merken, dass ich wie ein Kaninchen vor der Schlange in solchen Situationen bin.“
Artjom sah mich aus großen Augen an. „Ernsthaft? Ich hab mich doch entschuldigt!“
Ich nickte. „Es ist ja auch nie böse gemeint. Aber ich werde einfach dauernd umgerannt.“
„Vielleicht stehst du auch immer im Weg.“ Artjom hatte ein teuflisches Grinsen auf den Lippen. Seine Augen blitzten aber freundlich.
Tatsächlich war mir der Gedanke auch schon gekommen. Ich war schließlich ungeschickt genug, auch wenn mein Vater sich stundenlang mit mir beschäftigt hatte, damit ich etwas mehr Körpergefühl entwickelte. Es hatte sich zumindest gebessert. „Vielleicht.“, erwiderte ich deswegen schulterzuckend. „Der Pfannkuchen ist zumindest nicht selbstgemacht. Ich tippe auf eine dieser Fertigmischungen aus dem Supermarkt, bei denen du Milch in die Plastikflasche füllen musst.“

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„Pfannkuchengourmet?“ Artjom nahm einen Bissen und tat so als verköstige er einen Wein. „Hm, ja definitiv zu viel Chemie drin.“
Ich sah mich unauffällig um. Mittlerweile sah keiner mehr zu uns und ich entspannte mich etwas mehr. Artjom schien ein netter Kerl zu sein.
„Was studierst du?“, fragte ich schließlich.
Sein Teller war mittlerweile leer und so schob er ihn ein Stück zur Seite um die Ellbogen auf den Tisch stützen zu können. Neben seinen Flügeln waren auch seine Haare und der modische Bart blau. Ungewöhnliche Haarfarben waren bei jenseitigen Sims nichts Ungewöhnliches. „Was denn keine neugierigen Nachfragen nach denen?“ Er neigte das Kinn Richtung Flügel. „Oder Feenstaub? Oder Moonlight Falls und ob wir Kinder klauen?“
Abermals zuckte ich mit den Schultern. „Mit Feenstaub hab ich als Kind gespielt, in Moonlight Falls war ich schon ein paar Mal und die Story mit den geklauten Kindern ist ein alter Hut.“
Dass Mom und Josiah fast einen Herzinfarkt erlitten hatten, als sie gesehen hatten, dass Kennard und ich den Alchemieschrank aufgebrochen hatten, um das glitzernde Fläschchen besser ansehen zu können, ich Moonlight Falls unheimlich fand und vor Feen als Kind tatsächlich Angst gehabt hatte, verschwieg ich lieber.

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Artjom starrte mich an, als versuche er zu entscheiden, ob ich log und ein extremer Übernatürlich-Groupie war. Nun war es an mir, ein teuflisches Grinsen aufzulegen – auch wenn meine Cousins immer meinten, dass jeder Versuch von mir böse oder teuflisch zu gucken zum Scheitern vereitelt war, weil ich dann viel zu knuffig aussah. Knuffig!
„Ich habe familiäre Verbindungen nach Moonlight Falls.“, erlöste ich Artjom schließlich von seiner Grübelei. Ich überlegte kurz, ob ich ihm mitteilen sollte, dass meine Eltern für IMBA arbeiteten.
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Beitrag  Akki Do Jul 25, 2019 9:43 pm

Neuanfänge Teil 5

IMBA war eine international anerkannte Einrichtung, die sich für die interkulturelle Verständigung und Freundschaft einsetzte (offiziell) und Probleme durch, zwischen und gegen Jenseitige Sims und Gegenstände (inoffiziell) löste. Meine Eltern, Asher und Ravi waren Gründungsmitglieder von IMBA und hatten sich zunächst vor allem mit letzterem beschäftigt. Mom war nach wie vor die Leiterin der Geisterabteilung, Dad und Asher nahmen noch gelegentlich an Außeneinsätzen teil. Ravi ging nach einer Rückenverletzung (die meinen Vater noch einmal mehr bestärkt hatten, meine Ungeschicklichkeit in den Griff zu bekommen) gar nicht mehr auf Missionen. Er organisierte und strukturierte aber Einsätze für magische Gegenstände auf der ganzen Welt und war Experte für die das Tomaten-Problem (irgendein magischer Talisman, dessen Herkunft große Fragen aufwarf). Dad leitetet – quasi nebenbei – das Außenbüro in Riverview und erledigte das Tagesgeschäft mit den diesseitigen Sims in Riverview. Ich sag‘s ja – die einzig normale oder gewöhnliche in dem Haushalt war ich.

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„Das ist ungewöhnlich.“, entgegnete Artjom schließlich. „Äh, das soll jetzt nicht herablassend gemeint sein.“
Ich winkte ab und aß den Rest meines Pfannkuchens auf. „Geschenkt. Mein Onkel – Halbonkel sollte ich wohl sagen – ist ein Magier.“
Artjom nickte, als befriedige ihn meine Erklärung. „Um auf deine Frage zurück zu kommen. Ich studiere Jura. Ich möchte mich mehr mit der Rechtsprechung der diesseitigen – d.h. der Sims außerhalb von Moonlight Falls – beschäftigen.“
„Ich weiß was diesseitig und jenseitig bedeutet“, warf ich ein.
Artjom nahm meinen Einwurf nur mit einem Nicken wahr, bevor er fortfuhr: „Inzwischen leben immer mehr Jenseitige außerhalb von Moonlight Falls und es gibt natürlich auch mal rechtliche Probleme. Sei es strafrechtlich als auch zivilrechtlich.“
„Scheidungsanwalt für gemischte Paare.“, schlug ich als Beruf vor.
„Nee, das ist mir zu langweilig.“ Artjom guckte etwas gequält aus der Wäsche. „Aber im Prinzip trifft es das schon. Juristen aus Moonlight Falls kennen sich kaum mit den Gesetzen hier aus und umgekehrt ebenso.“ Sein Gesichtsausdruck war ernst geworden, doch nun grinste er wieder schelmisch. „Davon abgesehen, wollte ich unbedingt etwas anderes machen als die anderen. Der meist genannte Traumberuf in meiner Abschlussklasse war IMBA-Mitarbeiter. Das ist ...“ Er brach seine Erklärung ab, als er sah das ich lachend nickte.

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„Meine Cousins sind gerade angenommen worden.“ Obwohl ich mich in der Situation langsam akklimatisierte, schickte der Gedanke an die Zwillinge und Sean (der für mich auch wie ein Bruder oder Cousin war) eine Welle von Heimweh durch meinen Körper. Zum Glück erkundigte sich Artjom nach meinem eigenen Fach, so dass ich abgelenkt war.
„Ich studiere Design.“ Das hatte kaum jemanden überrascht, ich war selten ohne meinen Zeichenblock anzutreffen. Die meisten hätten eher gedacht, ich würde Kunst- oder Kunstgeschichte studieren, zumal wir eine ausgezeichnete Fakultät an einem sehr nahen College hatten, aber ich wollte auch anwenden können, was ich studierte (und endlich unabhängiger werden). Am liebsten würde ich Comics zeichnen, was ich als Hobby schon seit geraumer Zeit tat. Erst vor kurzem hatte ich meiner Freundin Roxanne das erste Mal einen Comic zu lesen geben. Roxanne konnte mir ein konstruktives und liebevolles Feedback geben.

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Ist es nicht komisch, wie unterschiedlich Freunde mit einem umgehen? Und das man für unterschiedliche Sorgen und Probleme, aber auch Freuden zu unterschiedlichen Vertrauenspersonen geht? Die Zwillinge waren immer meine Beschützer, Kenny noch ein bisschen mehr als Felix, der die letzten Highschooljahre in Moonlight Falls verbracht hatte, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er ein Magier war. Roxanne war meine engste Freundin. Ihre Familie war noch nicht so lange in Riverview, aber da unser Städtchen unter Jenseitigen mittlerweile einen sehr toleranten Ruf hatte, hatten ihr Vater, der ein Dschinn war, und Roxannes diesseitige Mutter vor einigen Jahren entschieden, dass es als gemischtes Paar einfacher bei uns als sonst wo war. Bisher bereuten sie ihre Entscheidung nicht. Überhaupt gab es mittlerweile nicht nur jenseitige Sims aus meiner Familie. Die Familie Ingebretson, die Werwölfe waren, wohnten länger bei uns als Roxannes Familie. Mr. Ingebretson hatte es mittlerweile zum Polizeichef gebracht, weil er schon mit hohen Meriten zu uns gekommen war. Allerdings hatte er diese erworben ohne seine wahre Natur zu offenbaren, so dass er, Mrs. Ingebretson und die drei Kinder sozusagen ihr Coming-Out in Riverview hatten. Die älteste Tochter, Kristen, und Kennard waren seit gefühlt hundert Jahren sehr verliebt und es würde mich nicht wundern, sollten sie zusammenziehen, sobald Kenny wieder nach Hause kam. Mit Kristens Bruder Eddy war ich während der High School ein paar Mal ausgegangen. Er war ein echt netter Kerl, aber wir waren uns beide einig, dass es nichts festes oder ernstes zwischen uns war.

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Während meine Cousins meine Beschützer und Roxanne meine Freundin waren, war zum Spaß haben Kelsey da. Er war um acht Ecken mit uns verwandt. Kelseys gute Laune war stadtbekannt. Ihn haute nichts aus den Socken und egal was das Leben nach ihm warf, er stand mit einem Grinsen wieder auf. Wenn es also darum ging sich auf dem Frühlingsfest zu amüsieren oder peinliche Songs beim Karaoke zu singen, konnte ich auf Kelsey setzen.

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Unsere Clique vervollständigte sich durch Nakisha und Sean. Nakisha war eine direkte Cousine von Kelsey und eine indirekte Cousine von uns. Ich wurde aus ihr nicht so richtig schlau. Oberflächlich kamen wir ganz gut aus, aber sie war keine Freundin in dem Sinne. Ich glaube, sie gab sich nur mit uns ab wegen Kelsey und Sean, mit dem sie zusammen war. Sean. Um zu beschreiben wie wir zu einander stehen, fehlten uns beiden meistens die Worte. Wir sind wie Bruder und Schwester, aber irgendwie auch nicht. Dadurch dass er quasi seit er drei Jahre alt war, der Lehrling meiner Mutter war, war Sean ständig bei uns. Mein Dad hatte uns in den letzten Jahren immer zusammen trainieren lassen, weil Kennards Werwolfkräfte eine zu große Gefahr für Sean oder mich darstellten. Obwohl ich nie zu IMBA wollte, bekam ich das IMBA-Training (mit mehr oder weniger großem Erfolg). Tatsächlich konnten wir gut mit einander trainieren und lernen. Sean und ich vertrauten uns auf einer anderen Ebene als er zum Beispiel seinem besten Freund Kennard oder ich Roxanne. Wir halfen uns, wenn wir nicht wussten an wen wir uns sonst wenden sollten. Ich war froh, dass nicht nur ich mich auf Sean verließ, sondern er sich auch auf mich stützte.
Energisch schob ich die Gedanken an meine Clique beiseite und lächelte Artjom an. Wer weiß, vielleicht würde er mein College Kumpel werden?
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Beitrag  Akki Sa Jul 27, 2019 6:25 pm

Reden und Schweigen Teil 1

Mein Spiegelbild von oben bis unten musternd, fragte ich mich, wie ich in diese Situation hinein geraten war. Artjom pfiff abgelenkt vor sich hin, während er mehr und mehr Klamotten anschleppte. Als er meinen kritischen Blick bemerkte, legte er das Kleid, das er gerade von einem Ständer genommen hatte, auf den Haufen neben mir und klopfte mir auf die Schulter.
„Wir machen nichts, was du nicht magst.“
„Hmpf“, erwiderte ich nur und schielte auf das Kleid. Artjom grinste und brachte es zurück zum Ständer.
„Hätte dir aber vermutlich prima gestanden.“
Ich rollte mit den Augen. „Nur weil ich etwas … hübscher für Dates angezogen sein möchte, heißt das nicht gleich, wie eine Prostituierte rum zu laufen.“
„Haben wir ein bisschen Hybris?“
Ich blieb ihm eine Antwort schuldig. Ich blickte auf meinen Handrücken, wo schon lange nicht mehr „Keine Angst“ stand. Doch es war zu meinem Mantra geworden, das mir das erste Semester gute Dienste erwiesen hatte. Mittlerweile war das zweite Semester angebrochen und Artjom und ich gute Freunde geworden.

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Wir zwängten uns gemeinsam in die Umkleide und Artjom reichte mir mein erstes Outfit. „Für legere Anlässe.“
„Die Schuhe sehen nicht leger aus“, erwiderte ich, während ich mich in ein silbirg weißes Top zwängte. „Sieht man meinen BH?“
„Nee. Aber über Unterwäsche sollten wir auch nachdenken.“
Ich rollte mit den Augen. Artjom hatte bestimmt ganz bestimmte Vorstellung von Unterwäsche – zumindest wenn man die Schilderung seiner amourösen Abenteuer als Maßstab nahm. Artjom war ein Paradebeispiel für einen polygamen Sim. Jeder der ihm gefiel – ob Sima, Simo, diesseitig oder jenseitig – musste damit rechnen von ihm angebaggert zu werden. Ich war geradezu erleichtert, dass er mich eher als Schwester adoptiert hatte, denn seine Verführungskünste hatten ihm bereits einen erheblichen Ruf eingebracht. Allerdings fragte ich mich manchmal, ob ich nicht eher ein Projekt für ihn war.
Wobei die Date-Geschichte schon auf meinen eigenen Mist gewachsen war. Wir waren ein kleines College und die meisten Kommilitonen kannte man bald vom Sehen. Weil man sich kannte, hatte ich wneiger Probleme meine Ängstlichkeit zu unterdrücken. Ende des letzten Semesters hatte mich ein loser Bekannter auf einen Kaffee eingeladen. Unbedarft wie ich eben war, war ich in meinem üblichen Schlabberlock aufgetaucht, während Rob sich etwas herausgeputzt hatte. Der Vampir verlor kein einziges Wort darüber, aber ich an seiner Stelle wäre schon etwas enttäuscht gewesen, wie mir später aufging. Also wollte ich dieses Semester besser vorbereitet sein. Und deswegen zuppelte Artjom jetzt an der Weste, die er als Abschluss für das Outfit herausgesucht hatte. Ohne ein Wort hielt er mir ein paar hochhackiger Sandalen entgegen.


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„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch, streckt das Bein und macht den Hintern knackig.“
Ich riss ihm die Schuhe aus der Hand. „Ich hasse dich.“ Er wusste genau, dass ich meinen Hintern nicht mochte.
„Hm, würde ich dich nicht wie eine Schwester lieben, hätte ich mich deines Hinterns schon angenommen.“ Er tätschelte großväterlich besagten Körperteil.
„Pff, du liebst nur ein Körperteil und der baumelt zwischen deinen Beinen.“
Artjom brach in schallendes Gelächter aus. „Das ich so was noch mal aus deinem Mund höre, Kaninchen.“
Ich streckte ihm die Zunge raus und versuchte vorsichtig einen Schritt zu machen. „Das ist alles dein schlechter Einfluss. Meine Familie wollte mich in den Ferien schon fast enterben!“
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Beitrag  Akki Sa Jul 27, 2019 6:28 pm

Reden und Schweigen Teil 2

Stehen konnte ich immerhin auf den hohen Pinnen. Laufen … argh, da würde ich üben müssen. Ich schüttelte den Kopf über mich selber. Offenbar hatte ich schon entschieden, dass Outfit – inklusive der Schuhe – zu nehmen.
„Du siehst toll aus.“ Er warf mir einen Kuss zu. „Hast du Ärger gehabt?“ Er schien ehrlich betroffen.
Ich winkte ab. „Quatsch. Dazu lieben sie mich alle zu sehr. Und ich sie.“ Ich lächelte. „Aber sie sind schon etwas erstaunt gewesen, dass ich etwas unabhängiger geworden bin.“
Artjom musterte mich kurz. „Dann ist ja gut.“
Ich wusste wenig über Artjoms Familie, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie besonders eng waren. Vielleicht kümmerte Artjoms Wohlbefinden auch seine Familie nicht. Ich meldete mich jeden Tag per Textnachricht und rief alle paar Tage an. Im ersten Semester hatte ich das vor allem zu meiner eigenen Beruhigung getan, mittlerweile mehr meinen Eltern zu liebe. Ich hätte gedacht, dass Dad sich schwerer mit meinem Weggang tun würde, doch zu unserer Überraschung war es Mom, die sich eher Sorgen machte. Vielleicht lag es auch an dem Felinger-Erbe?

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Mein Gesichtsausdruck musste sich verdunkelt haben, denn Artjom zog das Kleidungsstück, das er mir als nächstes reichen wollte rasch zurück. „War nur ein Versuch …“
Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken an die Beobachter los zu werden. „Hab nur gerade an so eine doofe Familiensache gedacht.“ Ich streckte die Hand aus. „Gib schon her. Vielleicht überzeugt es mich ja.“
Doch wenig später schüttelte ich den Kopf. „Um Simmers willen ….“
„Es sieht sexy aus.“, entgegnete Artjom mit Kennermiene.
Ich verpasste ihm einen Nasenstüber. „Nix da. Und leg diesen Blick ab, sonst beschwer ich mich wegen Belästigung.“ Dann zerrte ich das hautenge und viel zu kurze Kleid über den Kopf. Zum Glück fand Artjom meine Unterwäsche indiskutabel, so dass er ganz schnell wieder normal guckte.
„Wie gesagt, ein Versuch.“
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„Jaja. Aber über deinen Geschmack lässt sich streiten.“ Ich sah auf die Uhr. „Hast du nicht nachher noch Lerngruppe?“
Ich setzte das letzte Wort in Anführungszeichen. Artjoms Lerngruppe bestand meist nur aus einem anderen Sim und was sie lernten hatte definitiv nichts mit Jura zu tun. Ich fragte mich, wer diese Woche dran war. Die überkandidelte Blondine aus der Schwesternschaft? Der verkopfte Vampir? Ich sollte es aufgeben überhaupt auf dem Laufenden zu bleiben.
„Das gefällt mir besser.“ Ich drehte mich im Spiegel und nickte. Ich war alles andere als ein Kleider- oder Rockfan (was ist verkehrt an Jeans?).
„Etwas romantisch verspielt, aber ja. Vollkommen richtig.“
„Du hast das Outfit doch selbst zusammengestellt.“
Artjom grinste und suchte ein paar dezenter Schuhe raus. „Um auf deine Frage zurück zu kommen: Skip hat mir vorhin geschrieben. Er schafft es heute nicht.“
Also der verkopfte Vampir. Ich machte mir eine gedankliche Notiz. Dann sah ich Artjom entsetzt an. „Oh mein Simmer, dass heißt, wir müssen ganz schnell Abhilfe schaffen, sonst explodierst du noch.“
„Haha, sehr witzig, Joni. Als sei ich nicht Herr über meine Triebe.“

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Meine Miene sprach Bände. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, während ich aus dem Rock schlüpfte und wieder meine alte Jeans anzog.
Schließlich schob er beleidigt die Unterlippe vor. „Ist ja gut. Lass uns ausgehen. Irgendjemand wird schon Erbarmen mit mir haben. Und du kannst eins der neuen Outfits spazieren führen.“
Mir lag auf der Zunge zu entgegnen, dass ich die Kleider für Dates gekauft hatte – um vorbereitet zu sein, nicht einfach nur so. Doch dann nickte ich. Ausgehen und Spaß haben ohne Sicherheitsgurt? Da wollte ich doch auch hin oder? Keine Angst, dachte ich mir und grinste Artjom an. „Alles klar, aber du zahlst.“
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Beitrag  Akki Sa Jul 27, 2019 6:33 pm

Reden und Schweigen Teil 3

Etwas später kamen wir im Wohnheim an. Ich wusste Artjom würde länger als ich zum umziehen brauchen und so schlenderte ich in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Mein Handy vibrierte.
„Sean.“, sagte ich überrascht.
„Joni.“, kam es vom anderen Ende der Leitung.
Auch wenn Sean und ich uns so gut kannten und vertrauten – wir sprachen quasi nie miteinander. Telefoniert hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie.
„Ich wollte deine Stimme hören“, gab Sean nach einer Weile des Schweigens zu.
„Oh, wow, da muss ja einiges im Argen liegen“, antwortete ich. Einhändig zerrte ich die Kaffeekanne aus der Maschine und schüttete mir etwas in eine Tasse. Zumindest war das der Plan. Unnötig zu sagen, dass das meiste auf der Anrichte und meinem Pulli landete. „Scheiße.“

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Sean erwiderte nichts und so fuhr ihr fort: „Kaffee verschüttet.“ Ein kleiner Rest hatte es immerhin in meine Tasse geschafft. Schulterzuckend wischte ich den Rest auf. „Kenny hat mir gestern geschrieben, dass ihr gut klar kommt auf der IMBA-Akademie.“ Ich wusste Sean würde selber kaum etwas sagen und so bestritt ich das Gespräch allein. „Also kann es kaum daran liegen, dass du anrufst.“ Mit dem Kaffee in der einen und dem Handy in der anderen Hand, ging ich möglichst vorsichtig in den Aufenthaltsraum. „Also liegt es an Nakisha.“
Nakisha und Sean. Ich schüttelte den Kopf. Manchmal wunderte ich mich, ob Sean die geringste Idee hatte, auf was er sich da eingelassen hatte. Und warum?! Andererseits schienen sich die beiden aufrichtig zu mögen, zumindest hatte ich diesen Eindruck gewonnen. Aber Nakisha hatte … Probleme? Vielleicht redete ich mir das auch nur ein, weil ich nicht so ganz warm mit ihr wurde. Sie war entweder gestört oder einfach eine Diva. Ihr Probleme waren immer die größten der Welt. Sie gierte nach Aufmerksamkeit. An manchen Tagen war sie überbordend fröhlich, dann einfach nur schlecht drauf. Kirsten hatte in den Ferien gemeint, sie habe eine Persönlichkeitsstörung. Aber Kirsten konnte Nakisha auf den Tod nicht ausstehen, deswegen war ich nicht sicher ob es nicht einfach nur gehässig von ihr war.
Da Sean immer noch weiter schwieg, blieb es an mir zu raten. „Hat sie Schluss gemacht?“ Auf sein verneinendes Geräusch, fragte ich: „Hast du Schluss … nee, das würdest du nicht tun.“ Damit Sean Schluss machte, müsste schon etwas richtig Übles passiert sein. Seans Kindheit war ein auf und ab zwischen seiner drogenabhängigen Mutter, seiner karrieresüchtigen Tante und uns gewesen. Meine Eltern hatten mehrfach versucht, das Sorgerecht für ihn zu erhalten, aber das Jugendamt hatte ihn immer wieder zu seiner Familie geschickt. Er wünschte sich nichts sehnlicher als Stabilität und ein heiles Zuhause. Nicht, dass Sean das jemals so geäußert hätte – das war nur meine Vermutung.

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„Ich habe sie gebeten, mich zu heiraten.“
Vor Überraschung ließ ich die Kaffeetasse fallen. Es kostete mich alle Kraft nicht laut zu brüllen: Du hast was??? „Mist, jetzt ist mir die Kaffeetasse hingefallen.“ Ich kniete nieder und sammelte die größten Scherben auf. Wie durch ein Wunder schaffte ich es, mich nicht zu schneiden. „Bist du dir sicher?“, schaffte ich es mit halbwegs fester Stimme zu fragen, während ich die Scherben zum Mülleimer trug. Weil er mir nicht antwortete, fuhr ich fort: „Du bist es wohl. Sonst hättest du es nicht getan. Hm … Glückwunsch schätze ich? Sie hat doch ja gesagt oder?“
„Ja.“
Wo ist dann das Problem?, fragte ich mich. Zuhause hatte sich Sean immer neben mich gesetzt, wenn er über irgendetwas unsicher, traurig oder erregt war. Er hatte selten etwas gesagt, sondern mich reden lassen. Und irgendwie hatte es ihn immer beruhigt, auch wenn ich mich meistens darüber ausgelassen hatte, was mir Kummer und Sorgen oder Angst machte. Was ihn bekümmerte hatte ich gelegentlich erraten, aber oft genug teilte er sich mich nicht. Ich wusste nur, dass es ihm besser ging, wenn wir eine Weile so gesessen hatten.
Ich griff einen Lappen. Auch wenn es nur eine Telefonat war, sollte ich vielleicht genauso handeln wie immer. „Artjom war heute mit shoppen. Er hat mir ein paar neue Outfits zusammengestellt. Ein Kleid hab ich mich nicht getraut zu kaufen. Dazu bin ich nicht mutig genug. Gleich wollen wir noch ausgehen. Ich bin … etwas aufgeregt.“ Ein nervöses Kichern entrang sich meiner Kehle. „Wobei ich nicht weiß, ob es am Ausgehen liegt oder den hohen Schuhen, die ich gleich anziehen werde. Bei meinem Geschick lege ich mich voll auf die Fresse.“ Ich warf den Lappen auf den Boden und wischte mit dem Schuh den Kaffee auf. „Aber vielleicht hilft ja das Training, dass Dad uns angedeihen lassen hat.“ Aus dem Augenwinkel sah ich Artjoms Flügelspitzen. „Sean, ich muss Schluss machen. Artjom wartet.“
Sean seufzte am anderen Ende der Leitung. Es irritierte mich. Sean seufzte nie.
„Sean. Ich weiß nicht, ob es richtig ist. Aber ich stehe hinter dir, egal was du tust.“
„Ich weiß.“ Fast hatte ich das Gefühl, dass er lächelte. „Danke Joni. Ich hab' deine Stimme gebraucht.“ Er legte auf.
Ich ließ die Hand sinken. In was hatte Sean sich da nur rein geritten? Wir waren doch fast noch Kinder und er wollte heiraten? Und dann auch noch Nakisha?
„Bist du etwa noch nicht umgezogen?“ Artjom sah mich mit gespielter Entrüstung an. „Pff, wie Aschenputtel siehst du aus.“ Er nahm mir den Lappen aus der Hand. „Hopphopp, ich bin deine gute Fee. Geh dich umziehen.“



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„Hm, du hast es heute wirklich nötig.“, merkte ich etwas später auf dem Weg an. Artjom trug ein hautenges Lederoutfit, das viel Haut zeigte.
„Ich wollte neben dir nur nicht blass aussehen, Kaninchen.“
„Haha, als würde dir das passieren.“ Ich deutete auf seine Flügel und zeigte dann auf mich. „Total durchschnittliche Sima – heiße Fee. Noch Fragen?“
Als ich stolperte, fing Artjom mich leichtfüßig ab. „Du brauchst mehr Selbstvertrauen, Joni.“ Er grinste. „Vielleicht schleppst du ja heute jemanden ab und ich muss selbst ran.“ Er wackelte mit seiner Hand.
„Argh, tmi, Art!“, quiekte ich. Ich richtete mich auf und ging vorsichtig weiter. „Ich bin jetzt gar nicht sooo scharf darauf jemanden abzuschleppen.“
Als wäre ich eine Heretikerin, starrte Artjom mich an und glotzte. Dann fasste er sich theatralisch an die Brust. „Oh Simmer, mein Herz! Wofür werfe ich mich dann so ins Zeug mit dir?“
Lachelnd nahm ich seine Hand und zog ihn weiter. „Ein bisschen Marktwert testen ist ja ok. Aber denk dran, ich bin ein Angsthase. Babyschritte.“
Er lebte den Arm um mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Natürlich, Kaninchen.“
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