Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Felinger Legacy

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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:33 pm

Abschied

Der Tag an dem meine Mutter starb, markierte eine Zäsur. Danach ging alles den Bach runter.

Natürlich war wir zuvor schon bewusst gewesen, dass das Erbe auf meinen Schultern lastete. Doch Moms Tod machte es mir noch einmal wesentlich bewusster. Nach der Beerdigung nahm ich Tom auf den Arm. Er lächelte mich zahnlos an und mir wurde schlagartig klar, dass ER der nächste sein würde. Der nächste Felinger-Erbe, derjenige mit der Scheiße an den Hacken. Ich hielt das Baby auf Armlänge Abstand und musterte es. Ich war alles andere als jemals geeignet, diese Rolle auszufüllen. Wie konnte ich mein Kind darauf vorbereiten? Dad, der Moms Tod tapferer zu ertragen schien, als alle anderen, kam in den Raum. Er betrachtete mich nachdenklich.
„Alles in Ordnung?“, fragte er.
Ich nickte und drückte ihm Tom in die Arme. Kurz überlegte ich ihn zu bitten, aus dem Baby einen Soldaten zu machen, wie er früher einer gewesen war. Dad hätte mich für verrückt erklärt, das war dem rationalen Teil meines Hirns klar.

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„Ich koch uns was“, sagte ich und verzog mich in die Küche. Dad zu bitten, aus meinem Kind einen besseren Erben als mich zu machen, war vielleicht nicht die klügste Idee. Die hatten bei mir auf ganzer Linie versagt …

Asher, Josiah und David waren aus Moonlight Falls zur Beerdigung gekommen. Sie blieben ein paar Tage. Asher versuchte mit mir über die ganze Erbensache zu sprechen, doch ich blockte ihn unhöflich ab. Er sah mich nur lange an, bevor er nickte und wie ein geprügelter, alter Hund davon humpelte. Fast erwartete ich, ein Donnerwetter von meinem Vater oder Onkel Josiah zu bekommen. Das machte mir bewusst, dass ich trotz meines Alters immer noch nicht ganz erwachsen war. Ich hatte nie den Mut gehabt, wirklich erwachsen zu werden.

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„Ich glaube, ich habe einen Peter-Pan-Komplex“, eröffnete ich Artjom kurz nach meiner Erkenntnis. Die Kinder lagen in ihren Betten und Dad war längst zurück in die Scheune gegangen. Wie er es da aushielt, war mir ein Rätsel.
Auf Artjoms Nachfrage, erklärte ich ihm meine Gedanken. Er grinste ziemlich unverschämt und erklärte mich für verrückt. Doch innerlich wusste ich, dass ich recht hatte. Es war an der Zeit erwachsen zu werden und für mich und meine Familie einzustehen. Ich würde strukturierte, erwachsener und verantwortungsbewusster auftreten.
Natürlich war das bevor Maeve verschwand ...

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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:35 pm

Damit kommt Jonis Generation zu einem Ende. Ein Cliffhanger, ich weiß, aber ich versuche mich zu beeilen.

Das „Ende“ sollte eigentlich ausgefeilter sein, aber ich musste zu einem Ende kommen, sonst wäre ich nie im Leben wieder reingekommen. So und nun geh ich mal nach Tom gucken, dem nächsten Felinger-Erben ...
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Beitrag  Akki Sa Apr 11, 2020 6:58 am

Generation VII
Thomas "Tom" Felinger
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Beitrag  Akki Sa Apr 11, 2020 6:59 am

Prolog

Minzschokolade war nicht gerade sein bevorzugter Snack, aber es war neben zwei Dosen Ravioli das einzige, was der Küchenschrank hergab. Tom riss ungeduldig das Staniolpapier auf und brach ein Stück ab. Die Schokolade war bereits leicht angelaufen, aber sie schmeckte genießbar.
Der Simo fläzte sich auf den Küchenboden. Bis auf den letzten Schrank, aus dem die Minzschokolade stammte und in dem noch die beiden Dosen Ravioli standen, hatte er alles abgebaut (besser gesagt: raus gerissen) und in die beiden riesigen Container vor der Tür geschleppt.
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Eigentlich hatte Tom erwartet, dass sein Vorhaben seiner Mutter missfallen würde. Halb hatte er damit gerechnet, dass sie anreisen und ihm verbieten würde, das Haus abzureißen – immerhin hatte ihre Mutter es gebaut. Aber er hatte falsch gerechnet – oder wohl doch nur gehofft. Seufzend bracht er ein weiteres Stück Minzschokolade ab. Mit fast vierzig noch immer solche Mutterkomplexe zu haben … Nachdenklich lutschte er die Schokolade vom Minzkern. Eigentlich wäre sein Leben ein Traum für jeden Psychotherapeuten: Eltern, die vollkommen aufgaben Eltern zu sein, nach dem seine älteste Schwester verschwunden war und lieber landein landaus nach Maeve suchten, gescheiterte Beziehung und schließlich die erste Scheidung. Dann noch der Tod seiner einzigen, wirklichen Bezugsperson, seines Großvaters. Oh, und nicht zu vergessen die Offenbarung seiner Frau – seiner Exfrau – dass das geliebte Töchterchen ein Kuckuckskind war.
„Jepp, Jackpot“, murmelte Tom sich selbst zu. Dann schüttelte er entschlossen den Kopf und faltete das Staniolpapier halbwegs ordentlich zu. Selbstmitleid hatte ihm noch nie gut gestanden. Wie hatte es einer seiner Freunde einmal formuliert? Ein Stehaufmännchen sei Tom. Er grinste. Mit mehr Energie als er eigentlich haben sollte, sprang Tom auf. Er würde sich nicht unterkriegen lassen!
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Beitrag  Akki Mo Apr 13, 2020 8:50 am

Kapitel 1

Mit Maeves Zimmer hatte er angefangen. Eine Welle von Erinnerungen hatte ihn überrollt, als er den Raum das erste Mal seit Jahren betreten hatte. Alles sah noch so aus, wie seine Schwester es verlassen hatte. Nachdem sie von einem auf den anderen Tag verschwunden war, hatten sich seine Eltern geweigert, Maeves Zimmer umzugestalten oder auszuräumen. Ein Teil von Tom hatte das als Jugendlicher noch nachvollziehen können, doch je mehr Zeit verstrichen war, desto weniger sah er ein den Raum ungenutzt zu lassen. Unnötig zu sagen, dass sich seine Eltern anderer Meinung waren. Kurz darauf waren sie zu ihrer Suche aufgebrochen und hatten Tom und Adeline in der Obhut von Adam gelassen. Es hatte nicht lange gedauert bis er und seine Schwester zu Adam in die Scheune gezogen waren, so dass das Haus komplett verlassen da lag. Eine Verschwendung von Lebensraum …

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Nach einem kurzen Moment der Kontemplation und Erinnerungen an seine Familie VORHER, hatte Tom einen großen Karton genommen und alle persönlichen Dinge von Maeve aus den Schränken und Regalen, dem Nachtisch und dem Schreibtisch genommen. Die Kleidung, die seit Ewigkeiten im Schrank hing, hatte er in einen Sack für die Kleidersammlung gestopft, bevor er sich daran gemacht hatte, die Möbel auseinander zu nehmen.
Eigentlich erinnerte sich Tom gerne an seine älteste Schwester. Sie hatte ein sanftes Wesen, war stets freundlich und hilfsbereit. Ihr eigenartige Faszination für mathematische Gleichungen hatte alle in der Familie überrascht und amüsiert. Man traf sie selten ohne einen Notizblock an, auf dem kryptische Gleichungen und endlose Zahlenkolumnen standen. Der einzige, der wirkliches Interesse und Verständnis dafür zeigte, war David, der jüngere Cousin von Joni. Vom Alter her näher an Maeve als an Joni, verbrachten die beiden jede freie Minute zusammen, meist tief in Gesprächen verloren, die niemand verstand, und mit Zahlen und Hypothesen um sich werfend. Neben ihrem mathematischen Verständnis, hatte Maeve Interesse an den theoretischen Grundlagen von Davids Magie gezeigt und – ebenfalls zur allgemeinen Verwunderung – verstanden. Sie würde nie selber Magie wirken können, aber die konnte die Theorie nachvollziehen.

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Tom schüttelte den Kopf, wieder angekommen im Hier und Jetzt der leeren Küche. Mittlerweile hatte er seine eigene Theorie zum Verschwinden von Maeve – und David. Das vergaß man schnell, dass nicht nur Maeve verschwunden war, sondern auch der Magier. Tom war davon überzeugt, dass sie beiden mit Magie experimentiert hatten und dabei irgendetwas furchtbar schief gegangen war.
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Beitrag  Akki Mo Apr 13, 2020 8:55 am

In der Vergangenheit …

Maeve betrachtete ihren schlafenden Bruder. Gerade erst hatte er einen Wachstumsschub hinter sich, der aus einem stämmigen Schulkind einen Teenager hatte werden lassen. Welche Erwartungen, Sorgen und Gefahren vor ihm als Erben lagen, hatte er noch nicht begriffen. Sie widerstand dem Versuch, sich an sein Bett zu setzen und ihn noch etwas länger zu betrachten.
Ebenso leise wie sie, schlich David in das Zimmer. Er bemerkte Maeves wehmütigen Blick und seine Miene wurde weich. Bevor er etwas tröstendes sagen konnte, nahm die jüngere Sima seine Hand und nickte ihm zu, das Kinn entschlossen vor gereckt. Er nahm ihre Hand und sie schlichen aus dem Haus, gewillt alles zu riskieren, um das Beobachterdrama ein für alle mal zu beenden.
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Beitrag  Akki Fr Apr 15, 2022 1:04 pm

Kapitel 3



Erbe. „Pfffff“, machte Tom, nachdem er sich aus seinen Gedanken gerissen hatte. Er stopfte das Staniolpapier der Schokolade in seine Hosentasche. Mit dem Entleeren der Küche würde der letzte Raum des Hauses fertig werden. Am nächsten Tag sollten die beiden Container abgeholt werden, nachmittags dann schon die schweren Abrissarbeiten beginnen. Für einen kurzen Moment hielt Tom inne, als er die letzten Regalbretter in die Container warf. Er sah sich auf dem Grundstück um. Vielleicht sollte er Riverview ganz hinter sich lassen. Als Felinger war es ohnehin egal, wo er hin gehen würde. Sicher, seine Vorfahren hatten sich hier niedergelassen, ein neues Leben begonnen, nach den Turbulenzen, die die ganze Wiedergeburtsschleife, Beobachter-Obsession und ähnliches gebracht hatte. Schließlich seufzte er und zuckte mit den Schultern. Er hatte schließlich schon ein neues Leben angefangen, nachdem die Ehe mit Tanja in die Brüche gegangen war und der Vaterschaftstest bewiesen hatte, dass er nicht Chloes Vater war. Warum also nicht da neu beginnen, wo er eigentlich mal angefangen hatte?

Felinger Legacy - Seite 10 Screen10

Eine knappe Woche später waren sämtliche Überreste des Hauses, der Scheune und des Gartens beseitigt. Der alte Keller war zu geschüttet worden. Dort, wo ursprünglich das Haus gestanden hatte, begann gerade die Aushebung des neuen Fundaments. Tom hatte für die schweren Arbeiten eine Crew aus Riverview, die zum Teil tatsächlich aus weit entfernten Verwandten bestand, engagiert. Nun kam einer seiner Cousins so und so vielten Grades zu ihm. Er kratze sich am Kopf und deutet auf den Bagger.
„Wir sind auf was Hartes gestoßen“, erklärte er Tom. Im Hintergrund rannten die anderen Bauarbeiter aufgeregt um das Loch herum. Schließlich winkte einer den Bagger rückwärts davon weg und sie begannen mit Schaufeln die Erde freizulegen. Neugierig geworden schnappte sich auch Tom eine Schaufel und packte mit an – nur um ein paar Stunden später auf eine riesengroße, versteinerte Tomate zu blicken.
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Beitrag  Akki Fr Apr 15, 2022 1:18 pm

Im Hier und Jetzt und doch zurück auf Los (Teil I/II)


Sie konnten Tom auf die freigelegte versteinerte Tomate blicken sehen. Nach und nach gingen die Bauarbeiter in der sinkenden Sonne nach Hause, bis Tom alleine auf dem Grundstück war. Erst dann bedeutete Geshtinanna ihren Verbündeteten, dass es an der Zeit war sich zu zeigen.
Sie selbst ging mit dem ihr üblichen Selbstbewusstsein voran und sprach den Felinger-Erben mit Namen an. Tom drehte sich nur langsam um, musterte die bunt gemischte Truppe aus drei Simas und zwei Simos. Sein Blick wanderte zu Geshtinanna zurück und sie wollte gerade selbstzufrieden ihre Erklärung beginnen, als Tom in haltloses Gelächter ausbrach.
Tom konnte genau sehen, dass sein Lachen die Frau, die ihn angesprochen hatte, auf dem komplett falschen Fuß erwischt hatte. Sie sah ziemlich beleidigt drein. Doch in Toms Kopf waren die Puzzleteile, die er Zeit seines Lebens (und vielleicht sogar aus dem Leben der Generationen vor ihm) gesammelt hatte, mit einem Mal an die richtigen Stellen gefallen.
Während die Anführerin der Gruppe immer noch eine säuerliche Miene zog, begannen die Mundwinkel der meisten anderen auch zu zucken. Allen voran Felicia konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Das geschah der selbstherrlichen Geshtinanna recht!
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Auch wenn sein Unterbewusstsein noch versuchte das zusammengesetzte Puzzle zu interpretieren (denn so ganz hatte er es noch nicht verstanden), riss sich Tom zusammen. Er atmete tief durch, dann ging er auf seine Schwester und David zu.
„Ich würde gerne einen Preis dafür bekommen, dass ich Recht hatte, und du nicht alleine verschwunden bist.“, sagte Tom zu Maeve bevor er sie umarmte. Die Unterlippe seiner Schwester fing an zu zittern, doch David drückte kurz ihre Schulter, so dass sie sich sammelte. Tom entging der wortlose Austausch nicht und er unterdrückte ein Grinsen.
„Es tut mir so leid, Tom, aber...“ Maeve senkte den Kopf, nachdem sie ihre Umarmung beendet hatten.
„Ich kann das erklären.“, warf nun die rothaarige Sima ein, die von Tom so auf dem falschen Fuß erwischt worden war.
„Das ist Geshtinanna.“, stellte David vor und ignorierte ihren Einwand. „Sie ist der Grund für...“
„Für die Tomaten.“, vervollständigte Tom und fuhr damit Geshtinanna über den Mund, die schon Luft geholt hatte, um endlich ihren grandiosen Plan zu erklären.
Felicia kicherte mittlerweile hemmungslos. Vielleicht muss ich doch früher in Rente, fuhr es ihr durch den Kopf. Tom sah sie an und nickte ihr zu. „Du bist Felicia.“
Die Sensefrau hörte überrascht auf zu Kichern. Sie hatte den Mantel und die Sense weggelassen, weil sie Tom nicht erschrecken wollte.
Tom deutete mit dem Daumen hinter sich. „Ich habe dein Bild beim Aufräumen gefunden und durch die Aufzeichnungen und die Erzählungen von dir erfahren.“ Dann sah er zu Jamie. „Du bist Jamie. Der Vater meines Vaters, was dich zu meinem Großvater macht.“ Tom grinste schief. „Wenn es für dich in Ordnung ist, sage ich aber lieber Jamie.“
Der Vampir nickte nur. Er schob die Hände in die Taschen. Tom zuckte mit den Achseln.
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Erst jetzt sah er zu der Sima, die David als Geshtinanna vorgestellt hatte. „Wer du bist, weiß ich allerdings nicht, aber ich nehme an, dass die Tomatensache und das Verschwinden von Maeve und David auf deinen Mist gewachsen sind. Herzlichen Dank für das Zerstören meiner Familie.“
Maeve wimmerte leise auf, während Geshtinanna perplex auf den Felinger-Erben starrte. Felicia merkte, wie unangemessen ihr Kichern jetzt wäre, aber es kostete sie alle Überwindung nicht schon wieder los zu feixen. Aus dem Augenwinkel nahm sie war, das selbst Jamies ausdruckslose Miene fast so etwas wie Amüsement zeigte.
„Aber ich wette, du hast eine verdammt gute Erklärung für das Chaos, dass du angerichtet hast.“ Tom tätschelte seiner Schwester beruhigend die Schulter und flüsterte ihr zu, dass er ihr nichts übelnahm.
Geshtinanna hatte sich mittlerweile von ihrem Schock erholt. „Das habe ich in der Tat.“ Sie wartete bis alle Sims ihr zuhörten. Ihr schwebte eine grandiose Darstellung ihres Plans vor, aber das Tom sich so gar nicht beeindruckt von dem plötzlichen Erscheinen der fünf Verschwörer gezeigt hatte, hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen. Also zeigte sie auf die noch halb vergrabene, riesige versteinerte Tomate. „Mit Hilfe der Talismane, die Jamie erschaffen hat, konnte i- konnten wir die Einflussnahme der Beobachter mehr und mehr Einschränken. Je mehr Talismane IMBA fand und zunächst hier in brachte, desto stärker wurde der Schutzschild.“ Sie nickte David kurz zu, der mit dem Finger schnippte. Aus dem Nichts erschienen alle versteinerten Tomaten, die Asher je gefunden hatte, in der Luft um ihn herum. Er ließ sie in Spiralen um die Gruppe fliegen, bis Maeve kopfschüttelnd etwas von Angeber murmelte. Die Tomaten sammelten sich in einem Kreis über der großen Tomate.
„Da die Talismane eine Zeit lang hierher gebracht wurden, konnte der Plan beschleunigt werden. Die ursprüngliche Tomate hier konnte so wesentlich schneller ...reifen.“
„Warum waren die Tomaten dann überhaupt auf der halben Welt verteilt?“, warf Tom ein.
„Leylinien“, antwortete Jamie einsilbig. Auf den fragenden Blick seines Enkels hin, dessen Augen ihn furchtbar an Ayah erinnerten, sah er sich gezwungen zu erklären, dass die von ihm erschaffenen Tomaten durch Maeve und David an wichtigen Knotenpunkten der Leylinien versteckt worden waren. In der Vergangenheit jeweils, so dass auch sie dort reifen und ihre Energie entwickeln konnten.
Tom nickte seinem Großvater zu und lächelte dann seine Schwester an. „Die ganzen mathematischen Formeln haben also was mit Teleportation zu tun gehabt?“
„Ja. David hat zwar ohne Ende Talent, ist mathematisch gesehen aber eine Null.“ Der Magier zuckte ob Maeves Erklärung grinsend mit den Schultern und deutete auf die Sima. „Ohne Maeve hätte ich mich hoffnungslos verirrt. Schon bevor Geshtinanna uns rekrutiert hat.“
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Als wäre ihr Name das Stichwort, fuhr die rothaarige Sima fort: „Dass die kleinen Tomaten hier auf dem Grundstück waren, nährte die große Tomate. Eigentlich hätten wir noch zwei bis drei Generationen gebraucht, aber so können wir das Beobachter-Problem jetzt schon aus der Welt schaffen.“
Zu Geshtinannas Zufriedenheit, machte Tom jetzt doch endlich große Augen. Ha, den Teil hat er also nicht geahnt!, dachte sie triumphierend. Ein kleiner Teil ihres uralten Hirns, schimpfte sie selber eine Närrin, dass sie sich so von dem Simo – ein Dreikäsehoch nach ihren Maßstäben! - aus dem Konzept hatte bringen lassen. Also riss sie sich zusammen und fuhr mit ihrer Erklärung fort.
„Die Beobachter haben sich – schon lange bevor sie sich bei den Felingers eingemischt haben – zu weit von ihrer ursprünglichen Mission entfernt. Eigentlich sollten sie nie mehr als Chronisten sein, die in das Lebensbuch eintragen. Dazu hatten die Höheren Entitäten sie ursprünglich beauftragt: Festzuhalten, was in einem Sim-Leben passiert, damit über die Wiedergeburt des Sims oder zumindest seiner Essenz entschieden werden kann.“
Felicia sprang ein und erklärte den Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt genauer. „Wenn ein Sim von mir oder meinen Kollegen abgeholt wird, stirbt seine Essenz, seine Seele oder wie auch immer man es nennen will, nicht. Stattdessen wird diese Essenz im ganzen oder in Teilen wiedergeboren. Vor Jahrtausenden sind die Sims oft mit Erinnerungen an ihr früheres Leben – oder sogar im kompletten Bewusstsein dessen – wiedergeboren worden. Desto mehr Sims es aber gab und desto länger Sims lebten, desto seltener wurde das.“
„Bis zu Kira und Darrel.“, warf Tom ein.
„Genau.“ Geshtinanna nickte Felicia als Dank für die Erklärung zu. „Den beiden wurde vermittelt, dass ihre Wiedergeburt von den Höheren Entitäten beauftragt wurde. Später verkaufte man ihnen, es habe etwas mit deren Amüsement zu tun. Das stimmt allerdings nicht. Die einzigen, die sich amüsiert haben, weil ihnen ihr Job zu langweilig geworden war, waren die Beobachter selbst. Die Höheren Entitäten mischen sich schon lange nicht mehr im Simversum ein, es sei denn etwas gerät total aus der Bahn.“
„Der Reset, den Mom in der Übersetzung gefunden hat.“, erklärte Maeve auf Tomas fragendes Gesicht. „Da haben die Höheren Entitäten eingegriffen, weil sie fanden, dass die Beobachter über die Strenge geschlagen haben.“
„Wenn sie aber doch da eingegriffen haben, hätten die Beobachter danach nicht gemerkt haben, dass sie nicht ewig so weitermachen können?“, fragte Tom.
„Hätte, hätte,...“ Geshtinnana zuckte mit den Schultern. „Da die Höheren Entitäten sie Jahrtausende lang von der Leine gelassen hatten, nahmen die Beobachter sie nicht mehr ernst. Genauso wenig wie alle jenseitigen Sims,“ Sie deutete auf Jamie und David, „Die Senseleute oder Aliens.“ Dann zeigte sie auf die Tomaten. „Die Tomaten nehmen die Beobachter wieder an die Leine. Wenn wir hier fertig sind, werden sie nur beobachten können, um demjenigen, der über die Wiedergeburt entscheidet, Entscheidungshilfen zu leisten.“
Tom betrachtete die Verschwörer der Reihe nach und sah lange auf die die Tomaten. Dann sah er Geshtinanna nachdenklich an. „Und welche Rolle hast du bei alle dem?“
„Außer dass ich die Beobachter wieder in ihre ursprünglich Position verweise? Und damit den Fluch nicht nur für deine Familie, sondern für alle Sims löse?“
„Ja.“
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Beitrag  Akki Fr Apr 15, 2022 1:28 pm

Im Hier und Jetzt und doch zurück auf Los (Teil II/II)

„Ich bin die erste Beobachterin gewesen. Deswegen kennen mich viele auch als Eins.“ Ein Teil von  Geshtinanna hatte erwartet, schockierte Gesichter zu sehen. Selbst Jamie hatte davon nichts gewusst und ihn hatte sie als ersten rekrutiert. Warum nahmen die Sims das jetzt alle so gelassen hin? Geshtinanna unterdrückte ihre schmollenden Gedanken und fuhr fort: „Vor Urzeiten lebte ich als normale Sima. Ich war eine weise Frau meines Stammes. Mein Volk hatte eine Vorstufe der Schrift entwickelt und ich begann irgendwann die Lebensdaten meiner Mitsims festzuhalten. Wenn sich etwas besonderes im Leben eines Sims ereignete, notierte ich das ebenfalls. Als ich starb, belebten mich die Höheren Entitäten mit meinen Erinnerung wieder, weil sie meine Aufzeichnungen hilfreich fanden. Das ging eine ganze Weile so weiter, bis sie feststellten, dass sie mehr als einen Beobachter brauchten. Also wählten sie vorsichtig weitere Beobachter aus und statteten sie über die Generationen mit mehr Fähigkeiten und Befugnissen aus.“
„Und die Beobachter verselbstständigten sich irgendwann?“, schloss Tom, als Geshtinanna eine Pause machte. Der rationale Teil seines Hirns hatte die Information zügig verarbeitet, die emotionale Aufarbeitung verschob er auf später.
Geshtinanna nickte. „Da war ich schon längst … in Rente gegangen. Ich existierte trotzdem weiter. Mit der Zeit bemerkte ich, dass die Beobachter sich in die falsche Richtung entwickelten. Ich kontaktierte die Höheren Entitäten. Sie griffen in dem Moment ein, in dem Kira, Darrel und Akki von den Beobachtern gefangen genommen wurden.“
„Ich verstehe nicht, warum sie die Beobachter da noch nicht zurück in ihre Schranken verwiesen haben. Hätte allen eine Menge Ärger erspart.“, schnaubte Felicia. „Wenn sie doch so mächtig sind...“
„Die Höheren Entitäten haben auch die Senseleute erschaffen. Als Wächter über den Tod. Und die Aliens und alle anderen Lebensformen.“, erwiderte Geshtinanna.
„Und?“
„Alle Gruppen waren mittlerweile mächtiger geworden und verfolgten ihre eigene Agenda. Die Höheren Entitäten entschieden, dass ein Vergleich zu diesem Zeitpunkt sinnvoller wäre. Also setzten sich alle Beteiligten an einen Tisch und entschieden das weitere Vorgehen. Die Höheren Entitäten nickten es dann ab.“
„Über die Köpfe der betroffenen Sims hinweg.“ Jamies leise Anmerkung ließ Geshtinanna immerhin fast so etwas wie betrübt aussehen.
„Über aller Sims Köpfe hinweg“, präzisierte sie dann. „Die Entscheidung hatte zwar direkte Auswirkung auf die Felinger-Familie, aber jeder Sim ist von den Beobachtern und ihren Machenschaften betroffen. Wenn wir hier fertig sind, und ich weiß, dass ich mich wiederhole, beobachten sie wieder nur brav und können keinen Einfluss nehmen.“
Felinger Legacy - Seite 10 Screen14

„Mal angenommen, das funktioniert so. Was ist mit den anderen Gruppen? Senseleute? Jenseitige? Aliens? Und ich schätze es gibt noch mehr, von dem wir nicht wissen.“
Geshtinanna wusste nicht, was sie mehr irritierte: Toms Überlegungen, dass die anderen Gruppen sich einmischen könnten oder die Formulierung „Mal angenommen, das funktioniert so.“ Wer war dieser Dreikäsehoch bitte, dass er sie anzweifelte? Und warum grinste Felicia eigentlich schon wieder so breit? Wirklich, für eine Sensefrau hatte sie viel zu gute Laune.
„Wir haben darüber mit dem Rat gesprochen.“, beantwortete David die Frage anstelle der uralten Beobachterin. Diese kam aus ihrer Überraschung nicht mehr heraus. Davon hatte sie nichts gewusst! „Jamie, Maeve und ich haben den Rat in der Vergangenheit aufgesucht. Vor vielen, vielen Jahren.“ Er machte eine bedeutungsschwangere Pause, während der Maeve mit den Augen rollte und erklärte: „Ich habe ausgerechnet wann Geshtinanna so beschäftigt ist, dass sie davon nichts mitbekommt, dann hat Dave Jamie eingeweiht und wir sind ein paar hundert Jahre in die Vergangenheit gereist und haben mit Akkis Vorfahren gesprochen, die letztendlich alles in die Wege geleitet haben, damit der Rat in der Generation von Asher und Ayah beschließt einer Öffnung zuzustimmen. Anders hätte Asher nämlich niemals die Tomaten finden können.“ Maeve warf Geshtinanna einen freundlichen Blick zu. „Den Punkt hattest du nämlich vollkommen unberücksichtigt gelassen.“
„Vielleicht war das ja auch genau mein Plan.“
„Wenn du das glaubst. Wie dem auch sei, wir haben den Besuch genutzt um über das Jenseitig-Diesseitig-Problem zu sprechen. Erst mit dem Rat allein, dann mit den Senseleuten.“
„Und dann haben wir noch die Aliens dazu gerufen.“ Felicia versuchte mittlerweile nicht länger ihr Amüsementzu unterdrücken. „Um es kurz zu machen: Keiner wird eingreifen. Wir Senseleute werden uns in Zukunft den Sims nur noch zeigen, wenn es nötig ist – also, wenn wir sie abholen. Und auch dann werden wir jeglichen Eindruck vermeiden, dass wir mehr als … eine Naturgewalt sind. Die Aliens werden sich auch komplett von den Sims fernhalten.“ Felicia sprach den letzten Satz mit mehr Überzeugung aus, als sie eigentlich verspürte. Die Aliens waren eine unkalkulierbare Variable.
„Was die Jenseitigen angeht...“ David unterdrückte ein Seufzen. „Wir sind mehr Sims als die anderen Gruppen. Aber wir haben eben auch eine Sonderstellung und Fähigkeiten, die sich nicht immer gut mit den diesseitigen Sims verträgt. Wir werden uns unbemerkbar machen. Moonlight Falls wird wieder hinter einer nicht wahrnehmbaren Mauer verschwinden und mit der Zeit werden die Sims vergessen, dass der Nachbar ein Werwolf ist oder die Kindergärtnerin eine Hexe.“
„Oder die Schwester eine Fee.“, warf Tom leise ein.
Felinger Legacy - Seite 10 Screen16

„Die Sims werden nicht die Erinnerung an die Person verlieren“, beeilte sich Maeve zu erklären. „Nur daran, dass sie einen okkulten Status haben. Selbst nach Moonlight Falls könnte man einreisen, aber man würde nie merken, dass die Sims dort … anders sind. Es wird doch auch weiterhin diesseitige Sims geben, die vielleicht eine Ahnung haben werden, dass ihre Mitsims etwas anderes sind, aber dieses Gefühl sofort verlieren, wenn sie die Stadt verlassen.“
„Na, das habt ihr ja fein geplant.“ Geshtinanna fand, dass sie sich lange genug zurückgehalten hatte.
Maeve und David zuckten synchron die Schultern. „Du hast dich so auf die Beobachter versteift, dass du die anderen Gruppen aus den Augen verloren hast. Wahrscheinlich hast du nicht einmal die Höheren Entitäten einberechnet.“
Bevor Geshtinanna eine schnippische Erwiderung formulieren konnte, erklärte Felicia süffisant, dass sie sich auch darum gekümmert hatten.
Das war der Moment gewesen, in dem ein helles Licht erschien, dass nach und nach keine andere optische Wahrnehmung als diese Helligkeit zuließ. Gleißendes Licht umhüllte die Gruppe und ein Ton heller und klarer als alles anderes, was sie je gehört hatten (oder hören würden) erklang. Wie lange der Moment im klingenden Licht dauerte, vermochte keiner zu sagen. So plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwanden Licht und Ton wieder. Die sechs Sims sahen sich mit ruhigen, fast schon feierlichen Mienen an.
„Sie sind also einverstanden. Was sieht dein Plan jetzt vor?“
Geshtinanna führte die Gruppe zu der übergroßen Tomate. Sie deutete auf die Vertiefungen um den Strunk der Frucht. „Dort musst die kleinen Tomaten einsetzten, Thomas. Deine Position als Felinger-Erbe wird die Energie aktivieren, die die Beobachter auf Null setzt.“ Nach einem Blick in die nun nicht mehr ganz so feierlichen, sondern eher angespannten Gesichter der anderen Sims, erklärte sie: „Sims – ob diesseitig oder jenseitig – Senseleuten und sonstigen Kreaturen, die von den Höheren Entitäten erschaffen wurden, wird nichts geschehen. Sims werden einfach wieder Sims sein können, in deren Leben andere Gruppen nicht eingreifen können.“ Sie zeigte mit dem Finger auf Tom. „Und du wirst einfach nur ein Simo sein können, der sich nicht auf den Erhalt der Felingerlinie konzentrieren muss oder damit rechnen muss, dass die Beobachter dein Leben oder das deiner Nachfahren manipulieren wollen.“
„Und ich werde meine Familie nicht vergessen? Nur nicht mehr bemerken, dass Adeline und Dad Feen sind? Oder David ein Magier?“
Die drei jenseitigen Sims nickten. „Es sei denn du lebst mit uns in Moonlight Falls – dann merkst du vielleicht, dass wir anders sind.“
Tom nickte gedankenverloren. Dann sammelte er die schwebenden Tomaten ein. „Dann wollen wir mal.“ Bevor er die letzte Tomate einsetzte, warf er Geshtinanna einen langen Blick zu. „Ich hoffe, dein Plan funktioniert!“
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Beitrag  Akki Mo Apr 18, 2022 6:43 pm

Fliegende Tomaten

Die sechs Sims starrten in das riesengroße Loch, in dem Minuten zuvor noch die versteinerte Riesentomate gesteckt hatte. Kaum hatte Tom die letzte kleinere Tomate eingesetzt, hatte die Erde zu vibrieren begonnen. Ein warmer, föhnartiger Wind war aufkommen und die Luft hatte wie unter elektrischer Spannung stehend angefangen zu flirren. Unter mahlenden Geräuschen hatte sich die Tomate langsam aus dem Loch erhoben.
Tom zog seine Schwester von dem Loch weg, als sich Erdbrocken und loses Gestein von der Tomate lösten. Die anderen Sims begaben sich ebenfalls in Sicherheit.
„Ich hätte ja mehr Glitzer erwartet.“, überlegte Felicia laut und zitierte damit unwissend Ayah.
Jamie schob die Hände in die Taschen seiner Hose. „Mein Sohn ist ein Fee, nicht ich.“ Sein Blick folgte der Tomate, bevor er zu Tom sah, so als habe er sich erinnert, dass der Sohn des Fee ja auch anwesend war. Für einen Moment rang er mit sich, ob seinen Enkel fragen sollte, ob alles in Ordnung sei. Dann schüttelte er den Kopf. Für großväterliche (oder väterliche) Gefühle war es zu spät.
Felicia zuckte mit den Schultern. Sie begann sich langsam ohne ihre Sense und den Umhang nackt vorzukommen. Um ihr Unwohlsein zu überspielen, fragte sie Gesthinanna: „Warum eigentlich Tomaten?“
Die erste Beobachterin stand am nächsten zum Loch. Um sie herum regnete es Grasbüschel. „Ich mag Tomaten. Und … für Jamie hat es was mit Buße zu tun.“ Der Vampir starrte auf die Tomate und weigerte sich, etwas zu ergänzen.*
„Na dann.“ Felicia zuckte einmal mehr mit den Schultern.
Felinger Legacy - Seite 10 Screen17

Tom entging der Austausch zwischen den beiden Simas und seinem Großvater nicht. Er schüttelte den Kopf. Das war doch alles total irre: Eine Beobachterin machte sich zur Aufgabe ihre eigenen Leute zu boykottieren, ließ dafür einen Vampir versteinerte Tomaten als Talismane anfertigen, die ein Magier unter der Anleitung eines mathematischen Genies in der Vergangenheit versteckte, so dass der Vater des Magiers sie in seiner Zeit finden konnte. Tomaten nur, weil die Beobachterin sie mochte? Und die Sensefrau hing da auch noch irgendwie drin! Es fehlt nicht viel und Tom hätte ein universelles Zeichen für „völlig plemplem“ gemacht.
„Passiert jetzt irgendwas spannendes?“ Wieder war es Felicia, die sprach. „Ich muss bald meine nächste Schicht antreten.“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Geshtinanna wirbelte herum und stemmte die Hände in die Hüfte, die Augen funkelnd. „Hier kommt gerade die Arbeit von Jahrhunderten zusammen! Und du sprichst davon Tote einzusammeln?!“
„Naja, von alleine kommen die nicht rüber.“ Felicia schnippte mit den Fingern und ließ ihre Sense und den Umhang erscheinen. Sie schlüpfte hinein, zog die Kapuze aber nicht auf. „Ein bisschen Zeit hab ich aber noch.“
Geshtinanna holte tief Luft um der Sensefrau weiter anzugiften, doch Tom deutete auf die Tomate. „Ich glaube, jetzt passiert was.“
Über ihnen hatte die Tomate ihre trägen Bewegungen eingestellt. Der Boden vibrierte längst nicht mehr. Der Wind erstarb so plötzlich, wie er gekommen war. Dann verschwand die Tomate und die Welt wurde dunkel, so als habe jemand den Stecker gezogen.
Tom hatte während seines Trainings gelegentlich einen Floatingtank** genutzt. Wie in einem solchen Becken kam er sich auch jetzt vor: Er sah, hörte, fühlte, roch und schmeckte nichts. Ob er stand, saß oder schwebte konnte er nicht sagen. Ob er überhaupt noch existierte, war ihm für einem Moment nicht klar. Hätte er nicht bereits die Erfahrung des Floatings im Training gemacht, so würde er nun in Panik verfallen, vor allem, als der Gedanke an die Nichtexistenz an ihm zu nagen begann.
„Cogito ergo sum“ Ob er es dachte oder sagte, wusste Tom nicht. Und ob es etwas mit dem Zitat zu tun hatte, wagte er zu bezweifeln, aber schließlich steckte jemand den Stecker wieder ein.
Tom wurde sich seines Körpers und der Umgebung bewusst. Er nahm seine Schwester und David wahr, die es während des Blackouts irgendwie geschafft hatten, sich an den Händen zu halten. Beide sahen etwas blass aus. Jamie und Geshtinanna wirkten unbeteiligt. Die Sensefrau hingegen rollte wild mit den Augen.
„Ok, ich bin raus! Das mach ich nicht noch einmal mit.“ Mit fahrigen Händen schob sie ihre Kapuze auf den Kopf und vervollständigte damit den Look der Senseperson. „Das ist ja wie sterben!“
Tom dachte, wenn sterben so war, wäre es nicht so schlimm. Er hatte Menschen unter schlimmen Umständen sterben sehen und war sicher, dass sie über einen so friedlichen Übergang dankbar gewesen wären. Er wünschte es sich jedenfalls für seine gefallenen Kameraden.
„Es ist vollbracht, Felicia.“, warf Jamie mit erstaunlich einfühlsamer Stimme ein. Er schaffte es sogar ein Lächeln auf sein blasses Gesicht zu zaubern. Tom kam es mit einem Mal sehr komisch vor, dass sein Großvater so unverschämt jung aussah. Die Blässe war allerdings besorgniserregend. Und die spitzen Zähne, die er bei seinem Lächeln zeigte, … Ach ja! Da war ja was!
„Das mit den … übersinnlichen Sims scheint zu funktionieren.“ Er deutete auf Jamie. „Für einen Moment war mir nicht klar, dass du ein...“ Er verlor den Faden.
„Dass er ein Vampir ist.“, half Maeve ihm aus. Als Geshtinanna sie fragend ansah – schließlich war sie auch nur eine diesseitige Sima und sollte das gleiche Gefühl gegenüber den jenseitigen Sims bekommen -  erklärte sie: „Ich habe die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet, dass es Vampire gibt, als ich Jamies Erscheinungsbild gesehen hab. Sie ist zwar gering, aber als Erklärung für sein Aussehen, reicht es mir.“
Tom malte Kreise mit dem Zeigefinger neben seiner Schläfe. Es war wirklich total irre. Dann beobachtete er Geshtinanna, die ein paar obskure Gesten vollzog. Für einen Moment starrte sie ihre Hände ungläubig an, dann nickte sie. „Meine Beobachterfähigkeiten sind ebenfalls weg.“ Sie nickte zu Tom. „Die Felingers sind sicher.“
Er dachte über ihre Worte nach. Keine Beobachter mehr? Keine Verantwortung gegenüber der Familie für den Erhalt der Linie zu sorgen und zu verhindern, dass die Beobachter sich einmischen würden? Für einen kurzen Moment erstarrte Tom. Dann sah er auf das zerstörte Grundstück mit dem riesigen Loch. Sein Blick wanderte über Maeve und David zu Jamie, Felicia und schließlichzu Geshtinanna zurück. Dann grinste er. Tom wusste genau, was er jetzt tun würde.
Felinger Legacy - Seite 10 Tom10


______
* Zur Erinnernung: Jamie ist eigentlich Richard aus "Lunar Lakes" und hat an dem Abend, bevor er Kira dort gebissen hat, mit ihr Tomatensauce gegessen. Hier nachzulesen.
** Was ist ein Floatingtank?
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Beitrag  Akki Do Apr 21, 2022 1:16 pm

Ein neuer Anfang

Wenn er aus dem Fenster, unter dem sein Schreibtisch stand, blickte, konnte er die Ausläufer der lebendigen Fußgängerzone erkennen. Sah er aus dem Fenster zu seiner linken, fiel sein Blick auf das Meer, das unermüdlich an die Kaimauern des Hafens schlug. Das beste aus zwei Welten, dachte Tom und lächelte, bevor er die Lehne seines Bürostuhls löste und sich vorsichtig nach hinten kippte. Sein Blick wanderte über den Bildschirm des Laptops und von dort an die Decke des winzigen Einraumapartments. Dass er in San Myshuno gelandet war, was mehr einem Zufall zu verdanken. Dass er nicht mehr in Riverview bleiben würde, hatte er an dem schicksalshaften Abend mit Gesthinanna und den anderen entschieden.

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Seine Gedanken verweilten nur kurz bei der selbst ernannten ersten Beobachterin. Nachdem sie verkündet hatte, dass die Felingers sicher seien, hatte Felicia sich als erste aus dem Staub gemacht. Tom wusste, dass die Erinnerung an sie schon verfälscht war. Sie war kein normaler Sim, aber was Felicia so besonders gemacht hatte, dass hatte er bereits vergessen nicht mehr. Er fragte sich, wie seine Mutter damit umging. Joni und Artjom würden in Moonlight Falls bleiben, dass ja voll mit so besonderen Sims war. An seinem Vater und seiner Schwester was ja auch etwas besonderes. Bei ihnen hatte Tom das Gefühl, als würde sie ein beständiges Glitzern umgeben.
Geshtinanna hatte erklärt, sie würde in Riverview bleiben, wenn Tom nichts dagegen habe. Daraufhin hatte er erklärt, dass ihn ohnehin nichts dort halten würde und er nicht länger bleiben würde. Geshtinanna hatte fast erleichtert gewirkt. Dann hatte sie sich verabschiedet.

„Unser nächster Halt ist Moonlight Falls“, hatte David die entstandene Stille unterbrochen. „Mein Vater und eure Eltern verdienen eine Erklärung.“ Er sah die beiden anderen Simos an. „Wollt ihr mit?“
Tom hatte einen Moment nachgedacht. Er hatte wenig Lust seine Eltern zu sehen, besonders nicht, wenn Maeve aus heiterem Himmel auftauchen würde. Er selbst hatte erstaunlich schnell verarbeitet, dass sie wieder da war und welchen Grund ihr Verschwinden gehabt hatte. „Braucht ihr Unterstützung?“
Maeve hatte den Kopf geschüttelt. „Mit denen werden wir schon alleine fertig. Wir richten ihren Zorn einfach auf die Beobachter.“ Sie hatte mit dem Finger in die Richtung gedeutet, in die Geshtinanna aufgebrochen war. „Oder auf sie. Es wird ohnehin kein langer Aufenthalt werden.“ Ihr Finger war zu Jamie gewandert. „Wir brechen danach nach Lunar Lakes in die Parallelwelt auf, aus der Jamie ursprünglich kommt. Scheint so, als hätte er da noch etwas zu erledigen.“
„Lass mich raten, du hast den Weg dorthin ausgerechnet.“
„Natürlich.“
David hatte gegrinst und ihr den Arm um die Schulter gelegt. „Mein persönliches Navi.“

Selbst jetzt, ein paar Wochen später, konnte sich Tom des Gedankens nicht erwehren, dass Maeve ein bisschen mehr als sein persönliches Navi für David war. Er wünschte den beiden und seinem Großvater in Lunar Lakes alles Gutes. Für ihn war es jetzt wirklich genug mit dem ganzen übernatürlichen Humbug. Magier, Aliens, Vampire, Beobachter … das gab es doch nur in Romanen!
Und damit war Tom wirklich im Hier und Jetzt angekommen. Er sah auf den Stapel neben seinem Laptop. Mit dem Verschwinden der Beobachter war die Verständnisbarriere verschwunden und Tom hatte Zugriff auf ALLE Aufzeichnungen von Kira und Darrel. Und auf die Tagebücher und Erinnerungen aller seiner Vorfahren. Tom hatte sie die Schriftstücke ungläubig in einem billigen Hotel in der Nähe von Riverview gesichtet und dann in einem Marathon gelesen. Mit gereizten Augen, den Kopf voller Ideen, hatte er am nächsten Tag auf gut Glück ein Ticket am Bahnhof erstanden. Eine Direktverbindung nach San Myshuno.

Seit der Highschool hatte Tom nicht mehr geschrieben. Es war jahrelang ein gern gepflegtes Hobby gewesen, aber als er sich nach dem Schulabschluss entschieden hatte, in die Fußstapfen seines Großvaters Adam zu treten, hatte er dafür nie wieder Zeit gehabt. Mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst und einem ganzen Fundus von tollen Geschichten, hatte Tom entschieden sein Hobby wieder aufleben zu lassen. Wenn man den ganzen übernatürlichen Schnickschnack weg ließ, waren alle Geschichten seiner Vorfahren Liebesgeschichten. Und auch wenn er es nie aussprechen würde: Tom hatte eine Schwäche für glücklich ausgehende Romanzen. Wahrscheinlich weil sein eigenes Liebesleben eine Reihe von Fehlschlägen war.

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Das Knurren seines Magens erinnerte den Möchtegernschriftsteller daran, dass er seit dem Frühstück nur ein paar Snacks gegessen hatte. Schnell speicherte er das fast leere Textdokument ab und erhob sich mit knackenden Gelenken. Nein, er war wirklich keine zwanzig mehr.
„Und auch keine dreißig“, murmelte Tom. Dann erinnerte er sich daran, dass er heute endlich die Chance hatte, sich seinen Nachbarn vorzustellen. Er war Freitagabend eingezogen, da hatte die Tierarztpraxis im Erdgeschoss schon zu. Den oder die andere Mieterin aus dem Obergeschoss hatte er auch noch nicht gesehen. Nun war es Montagabend. Als er morgens ein paar Besorgungen erledigt hatte, hatte er einen kurzen Blick durch das Fenster der Tierarztpraxis geworfen und eine Menge Patienten mit ihren Besitzern gesehen. Er hatte entschieden lieber später vorbeizuschauen.

Tom schnappte sich beim Verlassen des Apartments eine Banane und aß sie auf dem Weg zur Praxis. Als er durch die automatische Tür der Praxis ging schlug ihm der Geruch von nassem Hund und Desinfektionsmittel entgegen.
„Wir haben geschlossen“, begrüßte ihn eine müde klingende Stimme.

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„Ich bin kein Patient.“ Als er bemerkte, wie sehr seine Ansage missverstanden werden konnte, ergänzte er: „Ich bin Tom, der neue Mieter von oben. Ich wollte mich nur vorstellen.“
Eine dunkelhaarige Sima in einem blauen Kittel kam in Sicht. Sie setzte ein schmalllippiges Lächeln auf und stellte sich knapp als Joyce vor.
Tom, der bemerkte, dass sein Auftauchen ungünstig war, setzte sein freundlichstes und harmlosestes Lächeln auf. „Ich will auch nicht stören. Der Vermieter hat mich auch als Hausmeisterersatz engagiert – wenn als was im Argen liegt, einfach Bescheid sagen! Ich werde die Tage ein kleines Essen vorbereiten und da würde ich die Belegschaft der Praxis und den Mieter von oben gern einladen. Sozusagen als Einstand.“
Aus dem schmalllippigen Lächeln wurde so etwas wie ein Grinsen. „Das bin – in beiden Fällen – hauptsächlich ich.“ Auf den verwirrten Gesichtsausdruck ihres Gegenübers hin, erklärte Joyce: „Ich miete das kleine Apartment oben und in der Praxis bin ich die meiste Zeit auch alleine über. Meine Assistentin kommt nur vormittags.“

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Als sei sie über ihre eigene Gesprächigkeit erstaunt, schloss Joyce den Mund. Sie schien nicht die geselligste Sima der Welt zu sein und auch wenn San Myshuno einen guten Ruf im Allgemeinen hatte, war es doch die einzige Großstadt in der näheren Umgebung. Was da für Charaktere angelockt wurden, konnte Tom sich lebhaft ausmalen. Deswegen beeilte er sich, sich von Joyce zu verabschieden und anzukündigen, dass er die Tage noch mal wegen des Essens vorbeischauen würde.
Als er die Treppe zu seinem Apartment hoch ging, war in Gedanken schon bei einer der ersten Geschichten, die er zu schreiben plante – das Wiedersehen von Kira und Darrel in ihrem letzten Leben. Er warf einen letzten Blick zur Praxis und sah, wie Joyce die Tür verschloss und sich dann streckte. Sie sah zu ihm hoch und nickte nur kurz, bevor sie den Seiteneingang zu ihrem Apartment nutzte und verschwand.
„Merkwürdig“, entfuhr es Tom leise und er fragte sich, ob er sich wohl eine Katze anschaffen sollte. Eine schwarze natürlich.
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Beitrag  Akki Fr Apr 22, 2022 7:18 pm

Hundekotze

Den Gedanken, sich ein Haustier anzuschaffen, verdrängte Tom nach den ersten Wochen. Er hatte begonnen, kleinere Arbeiten in der Praxis auszuführen.  Irgendein Hundevirus ging drei Monate nach seinem Umzug um und verwandelte die canine Bevölkerung San Myshunos in wahre Kotzmaschinen. Auch wenn Tom sich unter seinen Hausmeistertätigkeiten eher das Auswechseln von Glühbirnen oder das Beseitigen von tropfenden Wasserhähnen vorgestellt hatte, kam er häufiger als Reinigungskraft in der Praxis zum Einsatz. Joyces Assistentin Casey hatte keinerlei Hemmungen ihn anzurufen oder schwer schnaufend die Treppe hoch zueilen, wenn mal wieder die Hinterlassenschaften der Vierbeiner zu beseitigen war. Tom bemerkte, dass Joyce es nicht wirklich recht wahr, dass Casey ihn zu den ganzen Putzarbeiten heranzog. Die Tierärztin entschuldigte sich mehr als einmal, besonders nach dem Angriff der Kotzmaschinen.

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„Halb so wild, Doc.“ Tom bog den Rücken durch. Knackend passten sich seine Bandscheiben der veränderten Haltung an. Tatsächlich war ihm die Ablenkung in der Praxis mehr als recht. Mit dem Schreiben kam er nicht so recht voran. Das Textdokument, dass er gestartet hatte, war so leer wie an dem Tag, an dem er es erstellt hatte. Wenn er sich zum Schreiben an den Schreibtisch setzte, starrte er oft nur in den Bildschirm. Seine Gedanken beschäftigten sich mit allem, nur nicht mit Kira und Darrel. Dann schob er die Aufzeichnungen hin und her und las mal hier, mal da ein paar Zeilen, bevor er wieder auf den Bildschirm oder aus einem der Fenster starrte. Casey kam ihm manchmal wie ein rettender Engel vor, das Wegwischen von Katzenurin oder Hundekotze ein Segen.
Joyce tippte sich mit Finger an die Unterlippe. „Man könnte fast meinen, du wischt gerne.“
Obwohl Joyce weder gesellig noch gesprächig war, hatte Tom bereits festgestellt, dass sie sehr aufmerksam war.
„Das bildest du dir ein.“
Eins der seltenen Lächeln zeigte sich auf Joyces Gesicht. Tom fand, sie könnte ruhig häufiger lächeln, dann würden die Besitzer ihrer Patienten sie nicht als so verkniffen wahrnehmen. Die meisten Sims, die mit ihren Haustieren herkamen, dachten sich nichts dabei über die Tierärztin zu sprechen, während Tom neben ihnen arbeitete oder den Müll aufsammelte. Man schätzte Joyces einfühlsamen Umgang mit den Tieren, aber Sims gegenüber galt sie als unnahbar, kurz angebunden.
„Willst du noch was essen? Ich kann schnell was kochen“, wechselte Tom das Thema bevor Joyce den Finger in die Wunde legen und seine Prokrastination benennen konnte. Dass er Schriftsteller sei, hatte er ihr schon vor ein paar Wochen erzählt, als er das erste Mal für Joyce und Casey gekocht hatte.


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„Erst verdonnert dich Casey zum putzen, dann sollst du noch für mich kochen? Du musst dir wie unser Leibeigener vorkommen.“ Joyce schüttelte den Kopf.
„Du isst sonst nichts Vernünftiges.“
„Das habe ich vorher auch überlebt. Ich bin nicht lebensuntüchtig.“ Bei jeder anderen Sima hätte das zickig geklungen, aber Joyce war nicht so. Sie klang wie immer eher müde und erschöpft. Was natürlich der Grund war, warum Tom wollte, dass sie etwas vernünftiges aß. Mit der Praxis hatte Joyce immer alle Hände voll zu tun. Sie öffnete früh morgens die Klinik und versorgte die ersten Patienten allein, bis Casey gegen zehn kam und ihr für ein paar Stunden zur Hand ging. Nachmittags war sie wieder allein mit der Arbeit und abends saß sie oft noch stundenlang am PC um Berichte zu tippen, Bestellungen aufzugeben und sonstigen Verwaltungskram zu erledigen.
Tom nahm an, dass ihr Privatleben nichtexistent war. Er fragte sich zunehmend, ob Joyce die viele Arbeit nutzte, um sich von anderen Dingen abzulenken. So wie er gerne aushalf um nicht von seinem leeren Textdokument vorwurfsvoll angestarrt zu werden.
„Das weiß ich. Aber ich habe keine Lust alleine zu essen und dein Magen knurrt.“ Das war gelogen und beide wussten es. Joyce war keine große Esserin. Allerdings hatte Tom den Eindruck, dass sie mehr aß, seit er fast jeden Tag für sie und gelegentlich auch Casey mitkochte. „Oder wir gehen uns irgendwas in der Stadt besorgen.“
Genauso gut hätte er vorschlagen eine Expedition in ein Krisengebiet zu unternehmen. Joyce ging nicht gerne unter Menschen. Das hatte Casey ihm schon mehrfach mitgeteilt, wenn sie sich darüber beschwerte, dass Joyce nie zu den Feiern kam, die Casey gefühlt jede Woche gab. Joyces Absagen hielten die Assistentin allerdings nicht davon ab, sie wieder und wieder einzuladen. Seit neustem lud sie auch Tom ein, mehr aus schlechtem Gewissen heraus nahm dieser an, aber auch er schlug die Einladung dankend aus und schob die Arbeit an seinem Buch vor.
„Ich habe noch etwas von dem Eintopf, den du gestern gemacht hast. Den esse ich nachher.“, beendete Joyce schließlich das Gespräch. Sie öffnete den Mund, so als wolle sie noch etwas hinzufügen, schloss ihn aber dann.
Tom nickte ihr verständnisvoll zu. Er hatte nach den paar Monaten, die sie sich kannten, festgestellt, dass Joyce viel Zeit alleine brauchte um ihren persönlichen Akku aufzuladen. Er nahm es ihr nicht übel, auch wenn sie mehr oder weniger der einzige Sim war, mit dem er hier Kontakt hatte. Zwar hatte er sich im Fitnessstudio angemeldet und trainierte dort regelmäßig, aber keiner der Sims dort lag so richtig mit ihm auf einer Wellenlänge. Mit Joyce kamen immerhin befriedigende Gespräche zustande, auch wenn er es war, der die meiste Zeit redete. „Ist mir recht. Vielleicht schreibe ich nachher noch.“
Nun war es Joyce, die nickte. „Bis morgen dann.“
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Beitrag  Akki Sa Apr 23, 2022 8:20 pm

Verwandte Seelen

Ein Jahr später fragte sich Tom manchmal, ob seine Idee, die Geschichten seiner Vorfahren literarisch zu verarbeiten nur eine fixe Idee gewesen waren, nachdem Geshtinanna ihre Tomatenaktion durchgezogen hatte. Er war nicht eine Zeile näher am ersten vollendeten Roman (oder auch nur einem Teil davon) und dabei war ihm an Anfang vorgeschwebt, eine ganze Familiensaga zu verfassen. Wäre er auf Tantiemen angewiesen, wäre er mittlerweile ziemlich in der Bredouille. Doch zum Glück reichte seine Militärpension, um das Apartment und die Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Der Vermieter hatte mittlerweile die Preise angehoben, da sich das Gewürzviertel, in dem das Haus stand, zu einem immer beliebteren Wohnviertel entwickelte, aber durch Toms Einsatz als Hausmeister, hatte er seine Kosten noch etwas drücken können.
Joyce machte die Preisentwicklung große Sorgen. Sie hatte ihren Kunden bisher sehr günstige Preise anbieten können. Da die Miete für ihr Apartment und die Praxis jedoch auch in die Höhe geschnellt waren, war sie gezwungen mehr zu berechnen. Das tat dem Ansturm auf die Praxis jedoch keinen Abbruch. Tom sah eher sorgenvoll, wie viele Patienten Tag für Tag zu Joyce kamen. Sie arbeitete noch mehr als vor einem Jahr als sie sich kennengelernt hatten und ihre Müdigkeit schien gar nicht mehr weichen wollen.

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Die beiden Sims waren in dem vergangenen Jahr zu Freunden geworden. Tom kochte täglich und an den meisten Tagen aßen sie auch gemeinsam. Gelegentlich konnte Tom Joyce auch in die Stadt locken – meistens in den späten Abendstunden des Sommer zu einem der Streetfoodständen. Er erzählte ihr von seiner Schreibblockade, sie teilte ihre Sorgen über die Finanzen der Praxis. Darüber hinaus hatte Tom das ein oder andere über ihre Familie erfahren: Sie bezeichnete sich als absolutes Sandwichkind, denn ihre beiden älteren Schwestern und die beiden jüngeren Brüder waren jeweils Zwillinge. Die Eltern der fünf Arriaga-Geschwister waren bereits verstorben und seitdem traf sich Joyce eher selten mit den Geschwistern, die in Brindleton Bay und Henford-on-Bagley wohnten, zwei Örtchen in der Nähe von San Myshuno. Tom war ziemlich sicher, dass es weniger an den Geschwistern als an Joyce lag, dass sie sich selten sahen. Aber wer war er, darüber zu urteilen? Seit er kurzentschlossen nach San Myshuno gekommen war, hatte er seine Eltern und Schwestern auch nicht mehr besucht. Maeve hatte ihn vor ihrer Abreise wissen lassen, dass das Gespräch mit Joni und Artjom gut verlaufen war. Adeline war ebenfalls nach Moonlight Falls gezogen und hatte mittlerweile eine eigene Familie. Seit sein Großvater Adam gestorben war, hatte sich Tom nicht mehr so richtig als Mitglied der Familie gefühlt und es war ihm irgendwie ganz recht, dass man sich nicht sah. Vielleicht verstanden Joyce und er sich deswegen so gut miteinander. Obwohl Familie nicht zu ihren Kerngesprächsthemen gehörte, hatte Tom den Eindruck, dass sie beide sich von ihrer Familie ausgeschlossen fühlten. In dieser Hinsicht schienen sie verwandte Seelen zu sein.

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Zudem teilten beide Sims einen Hang zum Einzelgängertum. Das war bei Joyce wesentlich ausgeprägter als bei Tom. Zu viele soziale Kontakte und Interaktionen sorgten bei ihr regelrecht für einen Kater. Dafür reichte in der Regel schon die Arbeitswoche, so dass sie sich am Wochenende meistens zurückzog. Mittlerweile schien es ihr aber nichts mehr auszumachen, dann aber trotzdem Zeit mit Tom zu verbringen. Während er den Garten, den er auf seiner Dachterrasse angelegt hatte, pflegte, saß sie auf der Bank und las ein Buch oder döste in der Sonne vor sich hin. Tom verbat ihr mehr aus Spaß allerdings jegliche Arbeit für die Praxis am Wochenende; dem konnte sie aber nur schwer nachkommen.
„Ich verstehe, dass du das Gefühl hast, nicht alles zu schaffen, aber dein Arbeitspensum macht mir Sorgen“, erklärte Tom ihr. „Aber du steuerst meiner Meinung nach auf ein Burnout zu, wenn du so weiter machst.“
Er musterte sie lange um aus ihrer Miene eine Antwort zu lesen. Joyce war nie wie vor keine Sima vieler Worte. Dann zuckte er mit den Schultern. „Verbieten kann ich es dir nicht. Aber...“
„Ich weiß“, unterbrach Joyce ihn ungewöhnlicherweise. „Ich merke ja selbst, dass ich die Pausen brauche.“ Sie deutete mit der Hand nach unten. „Aber wenn dieses Jahr noch einmal die Miete erhöht wird oder irgendeine Reparatur kommt, dann wird es finanziell eng. Das heißt ich bräuchte mehr Patienten und dafür müsste ich die Öffnungszeiten verlängern, was bedeutet, dass ich abends nicht mehr die Verwaltung schaffe.“
Tom nickte. „Wir wissen aber noch nicht, ob die Miete noch einmal erhöht wird.“
Joyce, von der ungewöhnlich langen Rede scheinbar erschöpft, hob die Schultern. Tom fuhr fort: „Und wenn es so kommt, werden wir eine Lösung finden. Wichtiger als die Arbeit ist aber deine Gesundheit.“ Er schmunzelte über den angenervten Gesichtsausdruck, der sich nun zeigte. Während sie schweigend weiter aßen, machte sich Tom trotzdem Gedanken. Er beobachtete Joyce nun schon seit einem Jahr. Er fand sie baute weiterhin ab: ständige Müdigkeit und immer dieser zersorgte Gesichtsausdruck. Es zeigte sich langsam in Falten rund um Stirn und Mundwinkel. Er dachte an die scharfe Falte an der Nasenwurzel, die sich bei ihm immer mehr ausprägte. Das erinnerte ihn daran, dass er im Herbst vierzig wurde. Tom warf einen Blick zu Joyce und grinste dann.
„Was?“
„Nichts – nur ein Gedanke, den ich noch etwas entwickeln muss.“
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Beitrag  Akki Mo Apr 25, 2022 6:15 pm

Campingtrip

„Es tut mir leid, dass das Wetter so schlecht ist.“
Passend zum Regen zeigte Tom eine ziemlich bedröppelte Miene. Doch Joyce lachte.
„Es ist dein Geburtstag, der ins Wasser fällt.“ Der Regen schien ihr nichts auszumachen.
Insgeheim freute sich Tom über ihr Lachen. Als er ihr das erste Mal von seinem Vorhaben, einen Campingtrip zu seinem vierzigsten Geburtstag zu machen, erzählt hatte, war Joyce mehr als skeptisch. Doch er war ihr damit so lange auf den Keks gegangen, dass sie schließlich zustimmte, ihn zu begleiten.
Mehr Überzeugung hatte es ihn gekostet, dass sie die Praxis schon Freitagmittag schloss, so dass sie den Nachmittag für die Anreise nach Granite Falls nutzen konnten. Ihr Campingplatz lag mitten in einem Naturschutzgebiet und passend zur Jahreszeit regnete es. Noch war es zum Glück warm genug, dass sie selbst nass nicht frieren mussten.

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„Bau du mal die Zelte auf. Ich bereite dein Geburtstagsgeschenk vor.“
„Du solltest mir doch nichts schenken!“ Trotzdem warf Tom neugierige Blicke zu der Tasche um die Joyce schon viel Aufhebens gemacht hatte.
Die Sima grinste ihn an. Obwohl sie sich zunächst so geziert hatte, den Urlaub überhaupt anzutreten, wirkte sie schon wesentlich weniger gestresst. Der Abstand zur Stadt schien Wunder zu wirken.
„Es ist auch nichts Wildes“, beeilte Joyce sich zu sagen. Mit einem Mal wirkte sie etwas unsicher, so dass Tom sich bemühte, sie aufmunternd anzulächeln, bevor er sich die Zelttaschen schnappte und mit dem Aufbau begann. Damit sie sich nicht beobachtet vorkam, drehte er ihr dabei den Rücken zu.
Wenig später warf er ein paar heimliche Blicke über die Schulter, denn er hatte Rauch gerochen. Joyce hatte den Grill angefeuert. Sie bemerkte seinen Blick und versuchte ihre zierlichen Schultern breiter zu machen, so dass ihm der Blick auf den Grill versperrt wurde. Tom wendete sich wieder den Zelten zu und grinste in sich hinein.

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Tom hatte nicht viel erwartet, umso überraschter war er, als Joyce ihm ein perfekt gegrilltes Steak mit geröstetem Gemüse servierte.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“
Tom sah sie strahlend an. Er hatte nach einem seiner wenigen missglückten Kochversuche erwähnt, dass er schon ewig kein gutes Steak mehr gegessen hatte, weil es ihm einfach nicht so wie seinem Großvater gelang. Da es für Joyce außer Frage stand, in ein Restaurant zu gehen, hatte er nach der Entsorgung der verkohlten Überreste seines Steakversuchs, nicht mehr über Steaks nachgedacht.
Und nun machte Joyce so mir nichts dir nichts ein auf den Punkt gegartes Steak. Mitten in der Natur. Tom war sicher, dass er sich noch jahrelang über dieses Geburtstagsessen freuen würde.

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„Ich habe nie behauptet, nicht kochen zu können“, erklärte Joyce nach dem Essen. Sie freute sich sichtlich über das Lob, das Tom mehrfach ausgesprochen hatte. „Ich habe keine Zeit dafür und für mich alleine kochen machte auch nie Sinn.“ Aus der Kühltasche nahm sie zwei Dosen Cola. Sie wusste, dass Tom aus Prinzip nicht trank. „Und mich an den gedeckten Tisch mit dir zu setzen und mich um nichts kümmern zu müssen, ist eine große Erleichterung für mich.“
Dank der Kühlpacks war die Cola noch leicht kühl und Tom freute sich auf das Getränk als Abschluss des köstlichen Essens. Er lächelte Joyce zufrieden an. Überraschenderweise lächelte sie genauso zufrieden zurück.
Die beiden Sims nutzten ihren Wochenendtrip für ausgedehnte Wanderungen durch das Naturschutzgebiet. Abends grillten sie zusammen etwas auf dem kleinen Grill. Wenn sie sich unterhielten, vermieden sie die Themen Praxis und Schreiben – der Abstand tat beiden erstaunlich gut. Sie sprachen über die Natur, manchmal auch über ihre Kindheit oder die Schulzeit. Tom erzählte ihr das ein oder andere Erlebnis aus seiner Zeit beim Militär, wenn auch wohldosiert. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass viele Sims seinen Dienst als kritisch ansahen. Joyce hingegen zeigte Interesse daran und fragte eher neugierig nach, als ihn in irgendeiner Art zu kritisieren.

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Der Sonntag kam schneller als gedacht.
„Eigentlich schade, dass schon Sonntag ist“, merkte Joyce an, während sie Tom half, die Zelte abzubauen. „Ich könnte glatt noch ein paar Tage dranhängen.“
Am liebsten hätte Tom vorgeschlagen, dass sie genau das taten, aber er kannte Joyce gut genug, um zu wissen, dass das zu spontan wäre. „Wir können es ja bald wiederholen“, schlug er stattdessen vor.
Joyce sah ihn lange an, dann nickte sie lächelnd.
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Beitrag  Akki So Mai 01, 2022 4:28 pm

Notfallpatient

Tom stützte sich auf seinen Wischmop und beobachte Joyce mit zunehmend besorgter Miene. Sie scheuerte wie eine Wahnsinnige eine bestimmte Stelle des Fußbodens, obwohl dort kaum noch etwas zu sehen war. Schließlich stellte er seinen eigenen Mop ab, nahm Joyce entschlossen ihren Mop ab und kommandierte sie unter die Dusche und ins Bett.

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Es war schon sehr spät an diesem verregneten Frühlingsabend. Eigentlich hatte die Praxis schon seit Stunden geschlossen, aber gerade als Tom die Fronttür abschließen wollte, hatte Joyce einen Anruf von ihrer Schwester Cassie erhalten, deren Hundesenior Bullet plötzlich erkrankt war. Also hatten sie das Abendessen verschoben und Joyce hatte ihren bereits aufgeräumten Untersuchungsraum wieder hergerichtet, während Tom sich seufzend Kaffee gekocht hatte.
Davon bot er Cassie einen an, als sie mit dem wimmernden und zitternden Hundemischling die Praxis betrat. Die Fahrt von Brindleton Bay hatte fast eine Stunde gedauert.
„Nein danke. Dann schlafe ich heute gar nicht mehr.“ Sehr korrekt gekleidet und mit minimalem Make-Up und perfekt sitzender Frisur trotz der Aufregung um den Familienhund, entsprach Cassie tatsächlich sehr dem Bild der Collegeprofessorin, das Joyce von ihrer Schwester gezeichnet hatte. Sie musterte Tom. „Ich wusste gar nicht, dass Joyce endlich eine weitere Assistenz hat.“
Ein unverbindliches Lächelns aufsetzen, bot Tom Cassie stattdessen ein Wasser an, bevor er erklärte, dass er nur der Hausmeister sei. Diese Information nahm Cassie ungerührt auf, schlug auch das Wasser aus und ging dann zu Joyce in den Untersuchungsraum. Tom folgte ein paar Minuten später, als Joyce ihn bat, Bullet festzuhalten.


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Krank in dem Sinne war der Hund gar nicht – er hatte eine Spelze oder etwas ähnliches in die Nase bekommen, wodurch sich eine Entzündung gebildet hatte. Ursächlich für das Wimmern und Zittern war jedoch eher Bullets Angst vorm Tierarzt – da konnte das noch so sehr jemand sein, den er eigentlich mochte.
Bei großen Hunden hatte Tom Joyce schon öfter ausgeholfen, wenn Casey nicht da war. Seine stoische Ruhe und große Kraft machten es ihm leicht, Hunde in eine bärengleiche Umarmung zu nehmen, so dass Joyce ihre Untersuchungen durchführen konnte.

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Bullet war einer der wehrigsten Hunde, die Tom kannte, und so dauerte es lange, bis Cassie endlich mit dem Hund nach Hause fahren konnte. Auf dem Weg nach draußen pieselte der Rüde natürlich noch den kompletten Eingangsbereich ein. Cassie schien das gar nicht wahrzunehmen, was aber auch daran liegen konnte, dass sie mittlerweile mit ihrem Mann telefonierte, um genaue Anweisung für die Flaschenzubereitung des jüngsten Kindes zu geben. Man könnte meinen, dass er das beim vierten Kind mittlerweile hinbekommen sollte.

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Kaum waren Cassie und Bullet verschwunden, begannen Joyce und Tom stillschweigend das Chaos, dass der Notfall hinterlassen hatte, zu beseitigen. Tom fand, Cassie hatte bis zum nächsten Morgen warten können, denn so schlimm stand es um Bullet nun nicht. Außerdem hätte sie auch Hilfe bei der Beseitigung von Bullets Unfall anbieten können. Das erwarteten sie normalerweise nicht von Patienten, aber Cassie war immerhin Joyces Schwester und lange nach den regulären Öffnungszeiten aufgetaucht.
Er rang eine Weile mit sich, ob er das Thema gegenüber Joyce ansprechen sollte, denn der Umgang Cassies mit ihr wurmte ihn. Doch dann bemerkte er Joyces manisches Schrubben, schickte sie in ihr Apartment und reinigte den Rest des Bodens allein.
Für einen kurzen Moment hatte Tom an dem Abend überlegt, ob er nach Joyce sehen sollte. Stattdessen schrieb er ihr eine kurze Nachricht, die sie mit einem „danke“ quittierte. Er respektierte ihren Wunsch nach Einsamkeit und überlegte, was er ihr besonderes kochen konnte, während er ein Marmeladenbrot im Bett aß.
Seine Freundschaft zu Joyce war etwas besonderes, das wusste Tom. Casey hatte mal scherzend angedeutet, dass er Joyce adoptiert habe. Tom kümmerte sich tatsächlich viel um Joyces Alltag: Er kaufte für sie mit ein, kochte für sie und irgendwann hatten beide festgestellt, dass sie auch genauso gut gemeinsam Wäsche waschen konnten. Tom fühlte sich wohl damit, jemanden zu haben, um den er sich kümmern konnte. Wenn Joyce mal ausging, dann ausschließlich mit Tom, es sei denn sie besuchte ihre Familie, was nur alle paar Monate mal der Fall war. Er versuchte sie für das ein oder andere Hobby zu begeistern, aber Joyce machte ihm ziemlich schnell klar, dass sie keine weitere Beschäftigung neben ihrer Arbeit brauchte.
„Dann habe ich ja noch etwas, das ich machen muss!“, hatte sie einmal gestresst ausgerufen, als er vorgeschlagen hatte, sich im Fitnessstudio anzumelden.
Ihre Wortwahl hatte sämtliche Alarmglocken bei Tom schrillen lassen. Auch wenn der Campingtrip, der nun auch schon Monate zurücklag, Joyces Akku kurzfristig wiederaufgeladen zu haben schien, schrie das doch sehr nach Burnout. Er hatte das Thema vorsichtig angeschnitten, aber Joyce hatte seine Sorge abgetan. Das war ein paar Wochen vor dem Bullet-Notfall gewesen.

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Am nächsten Morgen weckte ihn ungewöhnlich früh eine Nachricht von Joyce. Er war zunächst alarmiert, doch sie lud ihm lediglich zum Frühstück in ihrem Apartment ein. Wie gut Joyce kochte, wusste er mittlerweile und so beeilte sich Tom sich frisch zu machen und an Joyces Tür zu klopfen.
„Du musst doch nicht klopfen,“, sagte sie fast etwas verwundert, nachdem er eingetreten war und sie ihm French Toast auf den Teller häufte. Dazu hatte sie frischen Kaffee aufgebrüht – für beide ein fester Bestandteil des Morgens.
Tom, normalerweise ein manierlicher Sims, fand zwischen den ersten Bissen des köstlichen, süßen Frühstücks nur kurz Zeit zu erwidern, dass es nur höflich sei. Aus dem Augenwinkel sah er ein winziges Grinsen auf Joyces Gesicht. Nach seiner ersten Portion erinnerte sich Tom an seine Manieren. Er bedankte sich für das Frühstück und lobte das Essen. Joyce konnte wirklich gut kochen.
„Als Dankeschön für gestern.“ Joyce hatte ihr Frühstück kaum angerührt. Auch am Kaffee nippte sie nur sparsam.
Tom fielen die dunklen Augenringe auf. Sie hatte zwar irgendetwas mit Make Up gemacht, um sie zu kaschieren, aber Make Up half nur so viel. Er öffnete den Mund, um seiner Sorge Ausdruck zu verleihen, aber Joyce kam ihm zu vor: „Ich war einfach total k.o. gestern Abend! Der Tag war ohnehin so lange mit den geplanten Operationen und dann noch Cassies Anruf.“ Sie verdrehte kurz die Augen. „Ich konnte einfach nicht mehr.“ Ihr entschlossener Blick verbat Tom genauso gut den Mund wie ein Kommando. Tom kannte ihr Mienenspiel mittlerweile gut genug um zwischen den Zeilen lesen zu können: Sie würde nicht darüber reden.

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Beitrag  Akki Sa Mai 07, 2022 6:01 pm

Das Fass läuft über

Der verregnete Frühling ging in einen wesentlich freundlicheren, wenn auch eher kühlen Sommer über. Tom schlug einen erneuten Campingausflug zu seinem Geburtstag vor, aber Joyces Arbeitspensum ließ das nicht zu. Stattdessen lud sie ihn zum Essen ein, auch wenn Tom sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass sie kurz davor war, mit ihrem Gesicht in den Samosas, die sie bestellt hatte, zu landen, so müde war sie. Sämtliche Anregung, sich mal auszuruhen oder zum Arzt zu gehen, verhallten ungehört. Sie brachte nicht einmal mehr die Energie auf, ihn störrisch anzusehen. Tom machte sich mehr und mehr Sorgen. Er sprach sogar mit Casey darüber. Selbst sie hatte bemerkt, wie sehr Joyce auf dem Zahnfleisch ging. Aber die Tierarzthelferin würde das niemals gegenüber ihrer Chefin ansprechen.

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Die Tage waren eine einzige Abfolge von Patienten, Aufräumen, Reinigung und Verwaltung. Tom versuchte ihr so viel wie möglich davon abzunehmen. Der Gedanke jemals sein erstes Buch fertigzustellen, war mittlerweile in weite Ferne gerückt. Sein Fokus lag darauf, es Joyce so leicht wie möglich zu machen. Manchmal hatte er den Eindruck, sie sei dankbar darüber, dann wiederum schien sie ungehalten zu sein. Überhaupt war sie launenhafter, als er sie kennengelernt hatte. Zu Beginn ihrer Freundschaft hätte Tom sie als die am wenigstens zickige Sima, die er kannte, beschrieben. Mittlerweile war sie manchmal unerträglich. Was Tom daran am meisten weh tat, war ihre Traurigkeit über die eigenen Stimmungsschwankungen. Wenn sie bemerkte, dass sie um sich gebissen hatte, setzte sofort ein schlechtes Gewissen ein und Tom hatte mehr als einmal den Eindruck, dass sie darüber in Tränen ausbrechen wollte. Am liebsten hätte Tom sie dann in den Arm genommen, aber Joyce stand körperlicher Nähe generell skeptisch gegenüber und wenn sie so stachelig war, konnte es bestimmt für mehr Kummer als für Trost sorgen. Das Gefühl der Hilflosigkeit war jedoch kaum zu ertragen.

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Was das Fass zum Überlaufen brachte, konnte im Nachhinein keiner mehr so genau sagen. Eines Abends stand Joyce in Toms Apartment und brach unvermittelt in Tränen aus. Tom war zunächst wie vom Donner gerührt, bevor er sich beeilte sie zu trösten. Er vermied eine richtige Umarmung, auch wenn er sie wirklich gerne in die Arme genommen hätte. Stattdessen strich er sanft über ihre bebenden Schultern und fragte mit leiser Stimme, was passiert sei.


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Es dauerte eine Weile, bis sie fähig war, sich zu äußern. Joyces letzter Patient an dem Abend war ein alter Spaniel, der schon ewig Patient war. Normalerweise die Ruhe in Person war er bei diesem Besuch ein bisschen schwierig und Joyce hatte ihn schließlich angefahren. Der Hund hatte sich erschreckt, aber Joyce hatte die Untersuchung danach fortführen können. Übelzunehmen schien der Vierbeiner es ihr auch nicht, das Leckerchen nach der Untersuchung nahm er schwanzwedelnd wie immer in Empfang.
Joyce hingegen hatte der Verlust ihrer Contenance gegenüber einem tierischen Patienten den Rest gegeben. Sie war gegenüber den Tieren nie ungeduldig, erhob nie die Stimme oder wurde grob mit ihnen. Das war der Hauptgrund, warum die Sims mit ihren Tieren zu ihr kamen. Gegenüber Sims war ihre Persönlichkeit nämlich nicht gerade gewinnend.
Da Tom schon bemerkt hatte, dass sie schon ein schlechtes Gewissen bekam, wenn sie ihm gegenüber ungerecht war, hatte er eine Ahnung davon, wie schlimm sie sich fühlen musste, nachdem sie einen Hund so angefahren hatte, der nun wirklich nicht anders konnte. Er hatte solches Mitleid mit ihr, dass er kurz davor war, sie tatsächlich in den Arm zu nehmen.


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„Ich kann nicht mehr“, stellte Joyce jedoch in diesem Moment fest.
Tom sah sie überrascht an. Dass sie es selbst so artikulieren würde, hätte er nicht erwartet. Und auch wenn sie ihm so leid tat, dass er es fast körperlich spürte, war er erleichtert, dass sie es ausgesprochen hatte. Er hob ihr Kinn an, so dass sie ihn ansah. „Dann überlegen wir jetzt, wie wir das Problem lösen.“ Er lächelte aufmunternd. „Ich bin für dich da.“

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Beitrag  Akki Sa Mai 14, 2022 7:14 pm

Ausgebrannt


Als erste Maßnahme hatte Tom am nächsten Morgen alle Patientenbesitzer angerufen und die Termine für die nächsten zwei Tage wegen Erkrankung abgesagt. Damit tat Joyce sich ziemlich schwer, aber sie hatte keine Energie ihm zu widersprechen. Danach hatten sie gemeinsam versucht, den Terminplan der nächsten Wochen zu verschlanken. Die Praxis würde keine Laufkundschaft ohne Termine mehr annehmen. Auf lange Sicht war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, das wusste zumindest Tom, aber es kam für Joyce auch nicht in Frage, die Praxis aus heiterem Himmel für längere Zeit zu schließen.
Als nächstes versuchte Tom Casey davon zu überzeugen, länger zu arbeiten. Finanziell war das für die Praxis zwar unglücklich, aber Joyces Gesundheit war wesentlich wichtiger. Casey stimmte immerhin acht Stunden mehr in der Woche zu.
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Tom schlug Joyce auch vor, sich professionelle Hilfe zu suchen, doch das kam für sie nicht in Frage. Sich einem Fremden anvertrauen? Die tiefsten Sorgen zu äußern? Auf gar keinen Fall! Also setzte ihr Tom die Pistole auf die Brust: „Dann rede wenigstens mit mir.“
Das hatte zu einem längeren Schweigen bei Joyce geführt. Am Abend hatte sie sich aber ihre Gedanken gemacht und zugestimmt. Sie hatte ihm in den letzten Jahren häufig genug oberflächlich von ihren Sorgen erzählt, also war er grob im Bilde. Was ihre finanzielle Situation anbetraf war diese tatsächlich gar nicht so dramatisch, wie Joyces es empfand.
In langen Gesprächen konnten Tom und Joyce aber schließlich Joyces Gefühle benennen: Sie fühlte sich mit der Arbeit überfordert. Um allen Patienten und ihren Besitzern gerecht zu werden, versuchte sie jede Untersuchung oder Operation so perfekt wie möglich durchzuführen. Dazu kam eine leichte Sozialphobie, wie Tom schließlich feststellte. Joyce war nicht nur eine Einzelgängerin, sie kam mit sozialen Situationen generell schwer zu recht. Sie hatte Furcht etwas Falsches zu sagen, sich peinlich zu benehmen, zu viel zu reden, zu wenig zu reden, das Gegenüber nicht richtig zu wertschätzen, …
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„Die einzige Person, bei der das nicht so ist, bist du“, stellte sie schließlich eines Abends fest. Mittlerweile hatten sie es mit den reduzierten Arbeitszeiten den Rest des Herbstes und den Winter überstanden, aber beide wussten, dass es nicht ewig so weitergehen konnte. „Selbst bei meinen Geschwistern habe ich es oft genug: Reagiere ich gut genug auf die Erzählungen über die Kinder? Lache ich über die richtigen Witze?“ Sie schüttelte genervt von sich selbst den Kopf und stellte den Teller mit den angebissenen Samosas neben sich auf den Bode, bevor sie die Beine auf Toms Couch unterschlug.
„Dann ist das halt so. Du bist ziemlich tapfer, dass du dich doch jeden Tag deinen Ängsten stellst.“
Joyce machte ein unbegeistertes Geräusch.
„Nein, im Ernst, Joyce.“ Er sah sie streng an. „Dein ganzes Leben ist im Prinzip eine einzige Konfrontationstherapie. Das ist anstrengend und kostet so viel Energie. Dazu dann die ganzen Anforderungen die dein Job – und du selbst! - an dich stellen. Kein Wunder, dass du ausgebrannt bist!“
Joyce hörte es nicht gerne, wenn er sagte, sie sei ausgebrannt. Aber Tom fand es wichtig, dass er es wieder und wieder erwähnte, damit sich bei ihr gar nicht erst der Gedanken einstellte, dass es alles gar nicht so schlimm sei und sie schon irgendwie damit klar kommen würde.
Doch dieses Mal gab sie zu: „Das stimmt schon irgendwie.“ Sie nahm die angebissenen Samosas wieder zur Hand und betrachtete die Füllung, so als habe sie die Lösung für alle Sorgen und Probleme. „Manchmal will ich einfach nur weglaufen.“
„Und warum tust du dann nicht genau das? Du bist ja niemandem Rechenschaft schuldig.“
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Beitrag  Akki So Jul 10, 2022 4:34 pm

Weglaufen hat auch etwas gutes?

Toms überraschender Vorschlag hatte Joyce auf dem kalten Fuß erwischt. So etwas machte man doch nicht! Man lief doch nicht einfach seiner Verantwortung und seinen Sorgen davon. Wovon sollte man dann denn auch leben?
Tom hörte sich ihre entsetzte Gegenrede mit der stoischen Gelassenheit an, die ihn so verlässlich machte. Er nickte ihre Argumente zum großen Teil ab, gab aber zu bedenken, dass man das meiste auch genau anderes sehen konnte. Joyce war davon nicht überzeugt, und so beließen sie das Thema auf sich beruhen.

Trotzdem ließ Tom der Gedanke ans Weglaufen nicht in Ruhe, weil er sich mit seiner eigenen Vergangenheit beschäftigte. War er nicht auch irgendwie weggelaufen? Nachdem er von seiner Verantwortung als Erbe erfahren hatte, wollte er sich dem stellen. Da sein Großvater Adam so beständig, selbstsicher und verlässlich war, hatte Tom den gleichen Weg wie er eingeschlagen. Der Militärdienst hatte ihm gut getan, auch wenn er da sein oder andere Mal Sorge gehabt hatte, heil nach Hause zu kommen. Dann wäre er der erste Erbe der ohne einen eigenen Erben gestorben wäre.  Diese Last hatte vielleicht mit zu der Entscheidung geführt die erste Beziehung, die länger als drei Monate hielt und zumindest die meiste Zeit ohne Streit und Stress verlief, zu etwas Ernstem zu machen und Tanja zu heiraten. Als sie dann schwanger geworden war, war er einerseits erleichterter auf seine Missionen gegangen – der familiäre Kernauftrag, einen Erben zu zeugen, war erfüllt – andererseits war sein Herz auch schwerer, wenn er sich vorgestellt hatte, dass sein Kind ohne Vater aufwachsen würde.

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Als sich dann kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit die Ehe mit Tanja mehr und mehr in ein Mienenfeld verwandelte und schließlich explodierte (tatsächlich fand er es manchmal beängstigender als ein echtes Kriegsgebiet), hatte Tom zunächst kein Bedürfnis verspürt davon zulaufen. Doch dann hatte Tanja ihn mit dem Vaterschaftstest konfrontiert, der nachwies, dass Chloe nicht seine Tochter war. Die mitleidigen Blicke der Nachbarn und Kameraden waren zu viel gewesen. Sobald er entlassen worden war, war er nach Riverview zurückgekehrt. Das Haus der Familie stand leer und die Abwesenheit seines Großvaters, der ein paar Jahre zuvor gestorben war, schmerzten Tom mehr, als er zu diesem Zeitpunkt in Worte fassen konnte. Tatsächlich ging ihm erst im Gespräch mit Joyce auf, wie sehr er Adam vermisste.

Sie sprachen über ihre Eltern und dem eigenen Verhältnis zu ihnen, als Tom aufging, dass Adam für ihn wesentlich wichtiger gewesen war. Joyce hatte gerade – zu ihrer eigenen Überraschung – artikulieren können, dass sie nie das Gefühl gehabt hatte, gut genug für ihre Eltern zu sein.
„Vielleicht liegt es daran, dass ich das einzige Einzelkind bin“, überlegte sie. „Und nach Cassie und Isla nur eine normale Schülerin, kein Überflieger. Und im Gegensatz zu mir sind die Jungs sehr gesprächig und extrovertiert. So wie meine Eltern.“
„Versuch nicht so defizitorientiert zu denken“, ermahnte Tom sie. „Dann bist halt keine Überfliegerin gewesen und keine Partylöwin. Dafür hast du schon früh bemerkt, dass du empathisch genug bist, mit Tieren umzugehen. Und du bist sehr reflektiert.“
Joyce kaute sichtlich an seiner Bemerkung, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Was ist mit dir? Mit deinen Eltern? Du erzählst nicht viel von ihnen.“
Nun war es an Tom eine Weile zu grübeln. Schließlich erwiderte er: „Meine Eltern haben mich mit zwölf mehr oder minder der Fürsorge meines Großvaters übergeben. Seitdem haben sie nicht viel Interesse an mir gezeigt. Ich glaube, lange Zeit habe ich mir gewünscht, dass ich ihnen genauso wichtig bin, wie meine Schwester, aber mittlerweile ist es mir ziemlich egal.“ Er erklärte ihr, dass seine Eltern die vermisste ältere Schwester gesucht hatten, etwas, dass er bisher noch nicht mit vielen Sims geteilt hatte. „Mein Großvater hat nie ein böses Wort über meine Eltern verloren und ohne ihn wäre ich sehr verloren gewesen.“ Dann musste er sich korrigieren. „Nein, egal ist es mir immer noch nicht. Aber Großvater war die wichtigste Person in meinem Leben. Ihn vermisse ich.“

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Weil er Adam so vermisste, war in Riverview der Gedanke in ihm entstanden, das Haus abzureißen. Es war so wie so zu groß und nur ein Gefängnis für bittere Erinnerungen. Mittlerweile wunderte sich Tom ein bisschen darüber – mit Geshtinannas Rettungsaktion und damit dem Entfall der Notwendigkeit das Felinger-Erbe fortzuführen – kam es ihm alles so unbedeutend vor. Trotzdem hatte es einen katharische Effekt gehabt, das Haus auszuräumen und abzureißen – selbst wenn seine Eltern das nur am Rande zur Kenntnis genommen hatten. „Ich glaube, da ist mir endgültig bewusst geworden, dass ich für meine Eltern unwichtiger bin als Maeve. Und irgendwie nehme ich es ihnen seitdem nicht mehr ganz so übel.“ Tom hatte rasch seine Rückkehr in seine Heimatstadt skizziert. Ohne das Beobachterdrama, denn das gehörte ja der Vergangenheit an. „Vielleicht hat es mich auch versöhnt, dass Maeve nach ihrer Rückkehr als erstes zu mir gekommen ist.“
„Weißt du wo sie gewesen ist?“
Tom beantwortete die Frage nicht sofort – hatte er nicht eben noch gedacht, dass das Beobachterdrama vorbei war? Aber irgendwie gehörte es ja doch zur Familiengeschichte. Wäre es nicht alles so fantastisch …  Wie sollte Joyce das nur verstehen? Mittlerweile kam es ihm selbst manchmal wie ein gewaltiger Fiebertraum vor. „Ich weiß nicht genau, wo sie sich aufgehalten hat.“ Das war nicht mal gelogen. „Aber Maeve hatte ihre Gründe. Ich versuche selbst noch alles zu verstehen und es ist eine lange Geschichte.“
„Sie ist doch im Prinzip von Zuhause weggelaufen oder?“
„So sah es für uns eine Weile aus, aber eigentlich hat sie nur etwas in Angriff genommen.“ Um das Thema von Maeve abzulenken fuhr Tom fort: „Ich bin weggelaufen, nachdem sie zurückgekommen ist. Nachdem ich so erfolgreich mein Elternhaus abgerissen hatte und Maeve wieder da war, habe ich das Bedürfnis bekommen wegzulaufen und dann bin ich hier gelandet.“
Joyce legte den Kopf schief und dachte über seine Worte nach. „Dann hat weglaufen manchmal auch etwas sehr Gutes.“
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Beitrag  Akki So Jul 10, 2022 7:40 pm

Was hält dich hier?

Joyces unerwartete Schlussfolgerung beschäftigte Tom noch Wochen später. Vielleicht musste man nur den Blickwinkel ändern, damit man etwas, das einem zunächst schlecht oder feige vorkam, als den tatsächlichen Segen begriff, der es war. Er wunderte sich, ob seine Eltern das auch so sahen. Maeves Verschwinden hatte ja unmittelbar mit der Beseitigung der Beobachterproblematik zu tun. Waren sie glücklich darüber, dass Joni selbst und Tom als ihr Erbe damit keine Last mehr haben würden? In Jonis Leben hatten die Beobachter nur sehr umständlich eingegriffen, indem sie ihren Freund Sean versucht hatten zu manipulieren. Ein oder zwei Mal war ein Gesichtsloser in ihrer Nähe aufgetaucht, aber sobald sie zurück in Riverview war, hatte es keine Übergriffe mehr gegeben. Tom führte das auf die unterirdische Tomate zurück. Ein- oder zweimal nach seinem Gespräch mit Joyce spielte Tom mit dem Gedanken, seine Eltern anzurufen. Sie wussten, dass er in San Myshuno war und plante die Familiengeschichte literarisch zu verarbeiten. Er rief pflichtschuldig zu ihren Geburtstagen oder den Feiertagen an, aber mehr als einen Glückwunsch und marginalsten Smalltalk brachte er nie zustande. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass es verlorene Liebesmüh war, sie anzurufen, nur weil er mit Joyce über sie gesprochen hatte. Sie meldeten sich schließlich auch nur zu seinem Geburtstag.

Den Blickwinkel zu ändern war etwas, das auch Joyce gedanklich praktiziert haben musste. Es war einige Wochen nach ihrem Gespräch, als sie etwas zögerlich den Gedanken formulierte, vielleicht nicht wegzulaufen, aber stattdessen etwas Neues anzufangen.
„Ich habe mich umgehört, es gäbe Interessenten, die Praxis zu übernehmen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Zubehörs, könnte ich eine ganze Weile überleben, ohne zu arbeiten.“
Tom starrte sie verdutzt an. Mittlerweile war fast ein dreiviertel Jahr vergangen, in dem Joyce sich mehr schlecht als recht über Wasser hielt. In den letzten Wochen war es wieder etwas schlimmer geworden, sie war gereizter und weinerlicher. Seit ihrem Zusammenbruch im Herbst hatte sie immer wieder in Toms Gegenwart geweint, bei ihren Gesprächen oder einfach aus heiterem Himmel. Das hatte eine Weile nachgelassen, aber inzwischen verging kein Tag, an dem sie nicht weinte.
„Ich muss einfach aufhören. Es geht so nicht weiter.“ Sie zeigte mit dem Finger auf ihn, „Du hast alles in deiner Macht stehende getan, damit ich mich berappeln kann.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Aber ich schaff das einfach nicht. Ich bin nicht gut genug.“
„Das ist Unfug, und das weißt du auch. Du bist gut so, wie du bist.“ Er drückte ihre Schulter. „Mehr als du kann keiner leisten.“
„Und weil ich nicht mehr leisten kann, muss ich eben aufhören.“
„Ist es denn das, was du wirklich willst?“ Ein bisschen schizophren kam Tom sich schon vor. Noch vor ein paar Monaten hätte er es begrüßt, wenn sie aus heiterem Himmel die Praxis geschlossen hätte. Jetzt war er unsicher. Hatte er Joyce zu einer Entscheidung gedrängt, die sie vielleicht gar nicht treffen wollte?
Sie antwortete nicht sofort, doch dann sah sie ihn mit klaren Augen und entschlossenem Ausdruck an: „Ja. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich will nicht mehr als Tierärztin arbeiten. Ich will die Praxis nicht mehr! Ich will einfach nicht mehr so weiterleben.“
Ihre klare Aussage beruhigte Tom. Joyce schien einen Entschluss gefasst zu haben und dahinter zu stehen. So sehr er sich freute, dass sie einen Schritt nach vorne machte, er kam nicht umhin einen kleinen Stich des Verlusts zu spüren. Er mochte das Fast-Zusammenleben mit Joyce und konnte sich das Haus – und die Praxis – gar nicht ohne sie vorstellen. Vielleicht würde sie ja noch hier wohnen bleiben?

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Nachdem sie ihren Entschluss gefasst hatte, trieb Joyce die Übergabe der Praxis sehr zielstrebig voran. Gleichzeitig mistete sie ihre wenigen Habseligkeiten  aus. Wie Tom hatte sie das Apartment möbliert gemietet, so dass sie nicht vieles aussortierte. Doch mit jedem Stück, das sie spendete oder wegwarf, wurde Tom bewusst, dass sie auch San Myshuno oder zumindest das Apartment verlassen wollen würde. Schließlich äußerte er seinen Verdacht ihr gegenüber.
Es schien fast, als schämte sich Joyce, zu sagen, dass sie auch das Apartment gekündigt hatte. Tom beeilte sich, ihr Unterstützung zu signalisieren.
„Weißt du schon, wo du hingehen willst? Zurück nach Brindleton Bay?“
„Auf gar keinen Fall!“ Sie rutschte nervös – ungewöhnlich für sie – auf ihrem Stuhl herum. „Ich möchte irgendwo neu anfangen. Die Stadt erdrückt mich. Aber … ich will auch nicht wirklich hier weg, weil ich nicht … weil ich dich nicht verlieren will. Vielleicht suche ich einfach nach einem größeren Apartment.“
„Wenn die Stadt dich erdrückt, dann solltest du nicht hier bleiben!“
„Aber…“
„Kein Aber. Ich bin ja nicht aus der Welt und kann dich überall besuchen kommen.“ Tom zwang sich sie anzulächeln. Es würde eine harte Umstellung werden, sie nicht jeden Tag sehen zu können, sicherzustellen, dass sie etwas aß und trank. Und er würde ihre Gespräche vermissen. Auch wenn er ihr nicht die ganze Felinger-Geschichte erzählte, so fühlte er sich doch von ihr verstanden.
„Ich weiß nicht, ob ich das alleine schaffe“, wandte Joyce ein. „Ich will hier weg, aber ich will nicht von dir weg. Und ich weiß nicht, was mir leichter fallen würde: die Stadt zu ertragen oder allein zu sein.“
Tom grinste, auch wenn ihm nicht danach zu mute war. „Du bist doch gern allein. Das sollte wohl das kleinere Problem sein.“
„Ich bin gern allein. Aber ohne dich bin ich einsam“, präzisierte Joyce nachdrücklich. Dann rutschte wieder auf ihrem Stuhl herum. „Was hält dich eigentlich in San Myshuno?“

Felinger Legacy - Seite 10 04-20-15


Was ihn in San Myshuno hielt? Tom musste nicht lange darüber nachdenken um antworten zu können. „Nicht viel. Du vielleicht, aber eigentlich bindet mich nichts an diese Stadt.“
Joyce musterte mit einem Mal sehr interessiert ihre Schuhspitzen. „Könntest du dir vielleicht vorstellen, … ähm.“
„Klar.“ Tom ließ sie kaum ausreden. Joyces Vorschlag kam ihm so logisch vor. Wie sie war er ungebunden, musste auf niemanden Rücksicht nehmen. Ob er jetzt hier oder wo anders ein erfolgloser, weil von Schreibblockade heimgesuchter, Schriftsteller war, machte keinen Unterschied. Da doch besser mit dem einzigen Sim, an dem ihm etwas lag, ziehen. Über seine eigene Schlussfolgerung war Tom etwas überrascht. War Joyce wirklich der einzige Sim, der ihm etwas bedeutete? Waren seine Eltern und Schwestern oder die losen Bekannten, die er hatte, so unwichtig, dass er nicht einmal nachdenken musste, einfach die Stadt zu verlassen? Er überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. Seinen Eltern war es egal, wo er war. Adeline und Maeve hatten ihr eigenes Leben und die paar Bekannten aus dem Fitnessstudio würde er auf Dauer nicht vermissen. Joyce hingegen würde er vermissen. Er nahm still ihre Hand und drückte sie kurz. Die Geste ließ sie überrascht aufsehen, doch Tom war mit seinen Gedanken schon bei der Kündigung seines Apartments und der sinnvollsten Packstrategie.
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Beitrag  Akki Mo Jul 11, 2022 8:02 pm

Noch ein neuer Anfang

Tom begleitet Joyce, als sie sich einige Wochen später von ihren Geschwistern verabschiedete . Er ignorierte Cassies Kommentar „Nur der Hausmeister, ja?“ und freute sich stattdessen darüber, dass Cassies Zwilling Isla Joyces Entscheidung, die Praxis zu schließen und mehr an sich zu denken, sehr begrüßte. Ihre Brüder schienen relativ unbewegt vom Fortzug ihrer Schwester zu sein, aber Vincent war gerade erst Vater geworden und Eugene und seine Frau erwarteten ebenfalls das erste Kind. Vermutlich lenkte sie das beide ab.


Felinger Legacy - Seite 10 04-21-24


„Es ist das erste Mal, dass ich eine Entscheidung ohne Rücksicht auf die Familie treffe“, stellte Joyce fest, nachdem sie sich von Isla und ihrer Familie verabschiedet hatten. „Irgendwie bin ich doch immer in ihrer Nähe geblieben, auch wenn ich mich so als Fremdkörper gefühlt habe.“
„Ich verstehe, was du meinst. So habe ich mich auch gefühlt, bevor ich damals nach San Myshuno gekommen bin. Damals – als wäre es so lange her.“ Er lachte.
„Mir kommt es lange vor.“
Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. Doch Joyce lächelte nur versonnen in sich hinein. Als sie seinen Blick bemerkte, sah sie zu Boden, bevor sie das Thema wechselte und nach den Flugtickets fragte.

Dass ausgerechnet Sulani Joyces und sein neuer Wohnort werden würde, hatte eine ähnliche Bewandtnis, wie damals die Entscheidung nach San Myshuno zu reisen: Sie hatten den ersten verfügbaren Flug gewählt, nachdem sie endlich die Apartments und die Praxis abgewickelt hatten und bereit waren, San Myshuno zu verlassen. Nachdem sie eine Weile in einem Hotel verbracht hatten, hatten sie ein kleines möbliertes Haus in Strandnähe gefunden.

Felinger Legacy - Seite 10 04-22-10


Die ersten Tage hatten sie damit verbracht sich einzugewöhnen und ihre Umgebung zu erkunden. Es fühlte sich ein bisschen wie Urlaub an, wenn sie morgens zum Strand spazierten, sich sonnten und im Meer plantschten. Sie besorgten sich Schnorchel und beobachteten die bunte Unterwasserwelt in Ufernähe. Es dauerte nicht lange und die Sonne bräunte ihre Haut.


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Eines Abends gabelte Joyce einen kleinen Streuner auf. Nachdem sie sich mit dem Tierheim in Verbindung gesetzt hatten und auch nach einer Woche keiner die kleine Hündin vermisste, adoptierten Joyce und Tom sie. Tom fand, sie sah aus wie eine Doris und setzte sich trotz Joyces entsetzter Reaktion auf den Namen durch. Der Hündin die grundlegendsten Kommandos beizubringen, überließ er dann aber doch ihr. Er beobachte Joyce sehr genau, wenn sie Doris trainierte. Denn auch wenn sie wesentlich entspannter wirkte, seit sie angekommen waren, machte Tom sich Sorgen, dass sie ihren Burnout nicht so einfach ohne Hilfe überwinden konnten. Würde das Tiertraining nicht vielleicht sogar ihre Ängste triggern? Joyce schien jedoch große Freude an Doris im Allgemeinen zu haben. Die Hündin war zum Glück sehr gelehrig und schien genauso viel Spaß am Training zu haben wie ihr neues Frauchen.

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Beitrag  Akki So Jul 17, 2022 5:12 pm

Im Vergleich zu den Vorfahren




Vielleicht war es von Anfang an die falsche Herangehensweise mit Kira und Darrel anfangen zu wollen. Nachdenklich las Tom die wenigen Absätze, die er zu den Stammeltern der Familie geschrieben hatte. Dann nahm er ein schlichtes Notizbuch, das Aufzeichnungen über das Leben von Gabriel enthielt. Er grinste. Vielleicht lag es an seinem neuen Wohnort, aber er vermutete, dass er Gabriels Geschichte besser beschreiben konnte. Sein Vorfahr hatte einige Jahre auf Isla Paradiso gelebt. Sulani kam dem ziemlich nahe, auch wenn es im Pazifik und nicht im Atlantik lag. Doch dann runzelte Tom die Stirn und warf das Notizbuch zurück zu den anderen in die Schublade zurück. Er stöhnte entnervt auf und rieb sich das Gesicht. Ja, vielleicht konnte er Gabriels Geschichte als erstes schreiben, aber sich damit zu beschäftigen, war ihm im Moment doch ein bisschen nah am eigenen Leben.
Zwar war er nicht direkt aus einer Beziehung davon gelaufen wie Gabriel, und er litt auch nicht unter Paranoia. Den Kontakt zu seiner Familie hatte er auf ein Minimum reduziert – so wie Gabriel, auch wenn dieser andere Gründe gehabt hatte Aber Tom war auch auf eine Insel gekommen und lebte nun in einer freundschaftlichen WG mit einer Sima.  Und er wusste schließlich wie das für Gabriel und Nell ausgegangen war.

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Tom lehnte sich mit seinem Schreibtischstuhl zurück und starrte die Decke an. Joyce tat es so gut sich hier aufzuhalten. Die dunklen Augenringe waren fast verschwunden und sie schien endlich erholsame Nächte zu haben. Sie äußerte in ihren Gesprächen immer seltener, dass sie sich überfordert fühlte. Auch die Traurigkeit wich immer mehr. Trotzdem nahm sie Toms fürsorgliche Art weiterhin an. Doch je besser es ihr ging, desto mehr Aufgaben übernahm sie im Haushalt, so dass sie sich bald gut eingespielt hatten. Er und Joyce funktionierten einfach gut zusammen.
Aber mussten sie deswegen gleich als Liebespaar enden? So gerne er gelegentlich eine Romanze sah oder las, für sich selbst hatte Tom nach dem Tanja-Desaster und der Erlösungen von dem Beobachter-Fluch das Thema Liebe eigentlich abgeschlossen. Er fühlte sich eigentlich ganz wohl so, wie es jetzt war. Daran trug Joyce natürlich einen großen Anteil.
Felinger Legacy - Seite 10 04-22-11


Seine Gedanken wanderten zu seinen Eltern. Die hatten auch jahrelang als Freunde zusammen gelebt, bevor sie sich ihrer Liebe zueinander bewusst geworden waren (oder sich es eingestanden hatten, da war Tom nicht ganz sicher). Natürlich hatte er davon nur von Adam oder Jonis Cousins etwas gehört, seine Eltern hatten nie Zeit gehabt, ihrem jüngsten Kind etwas über sich zu erzählen. Oder das Kind etwas über sich erzählen zu lassen.
Tom fluchte leise und richtete sich im Sessel auf. Hatte er nicht noch vor ein paar Monaten zu Joyce gesagt, dass er langsam lernte damit umzugehen? Er dachte an Adam und versuchte die Enttäuschung und den Ärger über seine Eltern mit den schönen Erinnerungen an seinen Großvater auszugleichen.
Seine Gedanken wurden von Doris, die ins Zimmer stürmte, unterbrochen. Der Hund sprang kurz an ihm hoch, wie um ihm mitzuteilen, dass sie wieder da war. Dann rannte sie aus dem Zimmer und kam mit Joyce im Schlepptau zurück.

Felinger Legacy - Seite 10 04-23-13


„Ist was passiert?“, fragte Joyce nachdem sie einen kurzen Blick in sein Gesicht geworfen hatte.
Tom schüttelte den Kopf. Joyce runzelte die Stirn, so als glaube sie ihm nicht. Das erinnerte Tom daran, dass sie aufmerksam und empathisch genug war, seine Stimmung mitzubekommen.
„Ich habe nur kurz an meine Eltern gedacht. Ist schon ok“, erklärte er also.
„Wirklich? Du musst mich nicht schonen. Was liegt dir auf dem Herzen?“
Tom unterdrückte ein Seufzen. Das, was ihm wirklich auf dem Herzen lag, konnte er nicht mit ihr besprechen und über seine Eltern wollte er nicht sprechen. Er warf einen Blick zu Gabriels Notizbuch. Dann lächelte er Joyce an und schloss die Schublade, in der die Notizbücher lagen, entschlossen. „Ist schon ok, wirklich.“ Er sprang von seinem Stuhl auf und zog Joyce an der Hand aus seinem Zimmer. „Lass uns zum Strand gehen. Deine Sonnenbräune braucht Auffrischung!“
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Beitrag  Akki Mo Aug 01, 2022 4:43 pm

Einklang

Hatte Joyce in San Myshuno noch jede Anregung, ein Hobby zu ergreifen, entsetzt abgelehnt, schien sie langsam Gefallen daran zu finden, Dinge auszuprobieren oder wiederzuentdecken. Sie besorgte sich ein gebrauchtes Keyboard und nahm die Klavierstunden wieder auf, zu der sie ihre Mutter früher genötigt hatte. Ohne eine anspruchsvolle Mutter und den Druck, ein Instrument lernen zu müssen, im Hintergrund, fand sie Spaß daran, auf den Tasten zu klimpern und sich langsam neue Lieder beizubringen. Ihre kreative Ader, die sie bisher eher verleugnet oder ignoriert hatte, kam auch darin zum Ausdruck, dass sich anfing zu malen.
Joyce begann außerdem Yoga zu machen und zu meditieren. Sie äußerte gegenüber Tom, dass sie sich noch klar darüber werden musste, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollte. Ihre Ersparnisse würden nicht ewig reichen, auch wenn das Haus sehr günstig und die Lebenshaltungskosten erstaunlich niedrig waren.

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Das lag auch an dem Nutzgarten, den Tom bereits wenige Tag nach ihrer Ankunft auf Sulani angelegt hatte. Die fruchtbare Erde der vulkanischen Insel und das milde, sonnige Klima sorgten bald für reiche Ernten, so dass sie kaum Gemüse und Obst kaufen mussten. Tom war sich sicher, dass der grüne Daumen in der Familie lag. Hatten nicht schon Kira und Darrel erfolgreich Obst und Gemüse angebaut? Seine Mutter hatte viel Freude an der Gartenarbeit gehabt, auch wenn Tom sich daran nur schemenhaft erinnerte. Nachdem Maeve verschwunden war, war der Garten der Familie verwildert, obwohl er selbst mit Adam gelegentlich versucht hatte, ihm zu seiner alten Pracht zu verhelfen.


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Der Tagesablauf der beiden Sims hatte sich schon bald eingespielt. Joyce begann ihren Tag mit Yoga, bevor sie mit Tom zusammen frühstückte und danach gemeinsam den Haushalt besorgten. Anschließend kümmerte Joyce sich um Doris, während er sich für ein paar Stunden an den Laptop setzte und versuchte Gabriels Geschichte aufzuschreiben. Er kam damit immerhin besser voran, als mit Kira und Darrel. Danach gingen sie gemeinsam mit Doris spazieren, bevor sie in der Mittagshitze ausruhten oder am Strand entspannten. Joyce spielte Keyboard oder malte, wenn der frühe Nachmittag begann und Tom kümmerte sich um seinen Garten, bevor er sich noch einmal an den PC setzte. Meistens blieben sie nach einem gemeinsamen Abendessen noch lange wach und unterhielten sich. Gelegentlich gingen sie aus oder sahen gemeinsam einen Film an.

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„Von mir aus könnte es ewig so weitergehen“, sagte Joyce eines Abends. „Ich fühle mich wohl so, aber ich weiß, dass meine Ressourcen das nicht für immer zulassen werden.“ Sie deutete mit den Finger auf die Anrichte, wo die Kontoauszüge lagen, die sie frisch ausgedruckt hatte. „Irgendwann werde ich mir einen Job suchen müssen.“
Tom war überrascht, wie wenig gestresst sie dabei klang. Sollte sie endlich über den Berg sein? Sie waren seit einem dreiviertel Jahr auf Sulani und es war das erste Mal, dass Joyce etwas in diese Richtung äußerte. Aber würde sie es schaffen, eine Arbeit anzunehmen und nicht direkt wieder in eine Abwärtsspirale zu geraten. Trotzdem wollte er sie nicht demotivieren und so fragte er: „Schwebt dir schon etwas Bestimmtes vor?“
„Etwas, das Geld bringt und nicht direkt meine Seele auffrisst“, erwiderte sie lakonisch. „Ich will einen Job, keinen Beruf.“
„Aber sollte es dich nicht auch irgendwie… ich weiß nicht, erfüllen?“
Joyce musterte ihn lange und schien angestrengt nachzudenken. „Hat dich der Militärdienst erfüllt?“
„Erfüllt ist vielleicht der falsche Ausdruck. Aber ich hatte den Eindruck das Richtige für mein Land und auch für mich und meine Entwicklung zu tun.“
„Und es hatte nichts damit zu tun, dass dein Großvater Soldat war? Familientradition sozusagen?“
Für einen Moment lag Tom auf der Zunge zu erwidern, dass es wohl eher Familientradition war, sich in seine beste Freundin zu verlieben, aber er verdrängte den Gedanken so schnell wie er gekommen war. Er grinste schief. „Vielleicht. Ich habe gesehen, was für einen guten Simo es aus ihm gemacht hat. Möglicherweise hat es dazu beigetragen.“ Dann verging ihm das Grinsen. Hatte er wirklich gerade „verliebt“ gedacht? Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
Doch Joyce schien es zum Glück nicht wahrzunehmen. Sie streckte sich und gähnte. „Den Anspruch habe ich nicht mehr an einen Job. Ich möchte Geld verdienen, damit ich so weiterleben kann wie jetzt: ohne den ständigen Druck, ohne Ansprüche von außen. Im Einklang mit mir, wenn du so willst.“
Sie stand auf, streckte sich ein weiteres Mal und erklärte dann, sie werde zu Bett gehen. Tom wünschte ihr eine gute Nacht und starrte ihre geschlossene Zimmertür noch minutenlang an.


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Beitrag  Akki Fr Aug 05, 2022 7:07 pm

Grübeleien

In den nächsten Wochen versuchte Tom krampfhaft, den Gedanken an seine mögliche Verliebtheit zu verdrängen. Er wollte sich gar nicht erst damit beschäftigen, ob er romantische Gefühle für Joyce hegte oder nicht. Überraschenderweise half es ihm, Gabriels Geschichte voranzutreiben. Wenn er den Aufzeichnungen von Gabriel selbst und seiner Tochter Lace trauen konnte, hatte Gabriel lange nicht verstanden, wie er über Nell dachte. Er fand sogar ein paar bissige Kommentare über Nell und Gabriel von Kira, die diese kurz vor ihrem Tod nieder gekritzelt haben musste. Sie sprach von Tomaten auf den Augen und Blindheit. Kiras Kommentare erheiterten Tom unermesslich. Ihre eigenen Aufzeichnungen musste sie wieder und wieder gelesen und neu kommentiert haben. Auch in den Aufzeichnungen von Darrel, David und Gabriel hatte sie Anmerkungen hinterlassen. Tom stellte sich vor, dass sie eine ziemliche Kodderschnauze gehabt haben musste. Ob er sie gemocht hätte? Vermutlich hätte sie ihm ziemlich deutlich die Meinung darüber gegeigt, dass er seine eigenen Gefühle ignorierte.

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Dass ihm viel durch den Kopf ging, blieb von Joyce nicht unbemerkt. Sie versuchte, ihn dazu zu bewegen, sich ihr zu öffnen, aber er schob es immer auf seine Arbeit. Sie schien von seinen Antworten nicht überzeugt zu sein, aber sie drängte ihn auch nicht, mehr zu erzählen. Das war einfach nicht ihre Art.
Auch wenn Tom versuchte, nicht über seine Gefühle nachzudenken, geschah es immer häufiger, dass er sich fragte, wie Joyce zu Beziehungen stand. Er wusste, dass sie während ihres Studiums mal einen Freund gehabt hatte, aber sie sprach nie über den Simo oder die Beziehung. Einen romantischen Film mit ihr zu sehen war ausgeschlossen – sie schien sich immer fremd zu schämen, wenn irgendetwas auch nur entfernt romantisches auf dem Bildschirm geschah. Tom wunderte sich, ob sie wohl jemals sein Buch (sollte es irgendwann mal fertig werden) lesen würde. Das war ja eine Romanze.

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Joyce waren auch Komplimente über ihr Aussehen entweder ziemlich egal oder unangenehm. Selbst wenn eine andere Sima bei ihren seltenen Zusammentreffen mit anderen Sims erwähnte, dass sie Joyces Bluse oder ihre Friseur hübsch fand, sah sie so aus, als würde sie am liebsten im Boden versinken. Dabei war sie wirklich attraktiv, vor allem seit die Augenringe verschwunden waren und sie etwas Farbe bekommen hatte. Da sie mittlerweile auch viel häufiger lächelte, hatte sie kaum mehr etwas mit der verkniffenen Tierärztin aus San Myshuno zu tun.
Und vielleicht lag es auch daran, dass sie mit sich selbst im Einklang war, wie sie es formuliert hatte. Tom war unsicher, wie sie reagieren würde, wenn sich etwas ändern würde – sei es nun ein neuer Job oder eine Veränderung in der Beziehung zu ihm. Würde sie das aus der Bahn werfen? Würde sie ihre neu gefundene innere Ruhe verlieren? Andererseits konnte man sie ja auch nicht ewig in Watte packen und verhindern, dass sie an neuen Aufgaben wuchs. Zumindest nicht hinsichtlich des Jobs. Was ihn betraf … Er war nicht wie die Generationen vor ihm gezwungen eine Familie zu gründen. Er musste nicht für den Fortbestand der Felingerlinie sorgen. So lange er zumindest mit Joyce leben konnte, sah er keinen Grund, seine Gefühle über ihr Wohlergehen zu stellen.

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Nachdem er zu dieser Erkenntnis gekommen war, fiel es ihm etwas leichter, zu akzeptieren, dass zwischen ihm und Joyce nur eine Freundschaft existierte. Sie schien nicht an anderen Beziehungen interessiert und so gab sich Tom damit zufrieden, dass sie miteinander lebten. Er begann ihre gemeinsamen Aktivitäten wieder mehr zu genießen. Joyce schien ebenfalls aufzufallen, dass er nicht mehr so häufig grübelte, was ihre Stimmung ebenfalls weiter hob.
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Beitrag  Akki Fr Aug 05, 2022 7:12 pm

Neue Freunde

Im Laufe des Jahres freundete sich Tom mit einem Nachbarn an. Nach einigen erfolglosen Versuchen seinen unaussprechlichen sulanischen Vornamen auszusprechen, ging Tom dazu über ihn einfach nur Uko zu nennen. Uko und seine Frau Alana lebten nur ein paar Minuten zu Fuß von Joyce und Tom entfernt.
Uko war ein freundlicher und offener Sim, der gerne unter anderen Sims war. Er arbeitete in einem der kleinen Hotels im nächsten Ort als Simo für alles. Tom fand es leicht mit Uko über das Inselleben zu sprechen und lernte von ihm allerhand über die örtlichen Bräuche und Rituale. Seine unkomplizierte Art machte es Uko sogar leicht, mit Joyce ins Gespräch zu kommen. Befreit von dem Stress ihrer Praxis und der daraus resultierenden Häufigkeit von intersimlischen Aktionen, schien Joyce nichts dagegen zu haben, wenn Uko vorbeikam oder sich ihnen in der örtlichen Bar anschloss.

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Es dauerte eine Weile, bis Tom und Joyce auch Alana kennenlernten. Auf den ersten Blick eine verschmitzte und zu Späßen aufgelegte Sima, wusste Tom aus Gesprächen mit Uko, dass Alana seit Jahren mit Depressionen zu kämpfen hatte. Wenn sie in einer depressiven Phase steckte, fiel es ihr schwer das Haus zu verlassen.
Tom bewunderte Uko für seinen Umgang mit Alanas Problemen. Nachdem sie sich angefreundet hatten, sprach der Sulani offen darüber und auch, wie belastend es für ihn als Partner an manchen Tagen war. Tom konnte das nur zu gut nachvollziehen! Seit ihrem Umzug ging es Joyce zwar wesentlich besser, aber er konnte sich noch gut an das Gefühl der Hilflosigkeit erinnern. Gelegentlich hatte auch Joyce einen dunkleren Tag, aber es war kein Vergleich zu der Zeit in San Myshuno oder zu Alanas Phasen.

Felinger Legacy - Seite 10 04-25-11


Da unausgesprochen war, dass Tom nicht über Alana mit anderen Sims sprach, teilte Tom mit Uko Joyces Burnout. Der andere Simo war ein aufmerksamer Zuhörer, der sich (trotz der eigenen Erfahrung) dankenswerterweise mit Lösungsvorschlägen zurückhielt. Genau das brauchte Tom (und Uko umgekehrt genauso): Jemanden, der einfach zuhörte und einem ein offenes Ohr schenkte. Es tat Tom sehr gut, sich seine Sorgen und seine Hilflosigkeit einfach von der Seele reden können und er spürte, dass es Uko genau so ging.

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Nach einigen Monaten war es ausgerechnet Joyce, die vorschlug, Uko und Alana zu einer Kava-Party einzuladen. Tom und Joyce waren einmal mit Uko zu einer öffentlichen Kava-Party in der Nachbarschaft gegangen und Joyce hatte Gefallen an dem entspannenden Getränk gefunden. Schon am nächsten Tag hatte sie sich eine Kavaschale gekauft und mit Ukos Hilfe ihre Kava-Künste nach und nach verfeinert. Schließlich war der Sulani zufrieden mit ihren Fähigkeiten und verlieh ihr feierlich das Zertifikat „orginal sulanisches Kava“. Joyce glühte vor Stolz.

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Tom hatte seiner Freundin nie von Alanas Depressionen erzählt, deswegen war er zunächst skeptisch, ob sie die Einladung annehmen würde. Aber Uko meinte, sie habe eine gute Phase zur Zeit und so konnten die vier Sims einen Termin ausmachen.
Alana und Joyce verstanden sich auf Anhieb. Kaum hatten die beiden Simos sie einander vorgestellt, verfielen sie in ein Gespräch über Kava, das sie schließlich zum Kochen und Essen im allgemeinen führte. Es überraschte Tom, dass Joyce sich so angeregt mit einer anderen Sima unterhielt, auch wenn Alana den Großteil der Unterhaltung bestritt. Ein Blick zu Uko verriet ihm, dass auch dieser überrascht war. Dann grinsten beide Simos zufrieden.

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Beitrag  Akki So Aug 07, 2022 6:20 pm

Sie zu sehen

Joyce und Alana sahen sich von da an häufig, mal mit den Simos, mal ohne. Alana arbeitete in einer kleinen Logistikfirma, die sulanische Güter exportierte. Darüber kannte sie gefühlt die halbe Insel – und keiner ahnte, wie es wirklich in ihr aussah. Dadurch, dass sie aber so viele Leute kannte, konnte sie Joyce den ein oder anderen Gelegenheitsjob verschaffen. Von denen gab es auf Sulani erstaunlich viele und nach der ein oder anderen Aufräumaktion, erfolgreichem Möbelrücken oder Gartenpflege, hatte sich Joyce sogar einen guten Ruf erarbeitet. Manchmal riefen sie wildfremde Sims an und buchten Joyce. Aufräumen und Sortieren machten Joyce erstaunlich viel Spaß.

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Tom beobachtete ihre Gelegenheitsjobs mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seiten entsprachen die Gelegenheitsjobs genau Joyces Vorstellung, aber sie musste so häufig mit wechselnden Sims arbeiten. Natürlich war es kein Vergleich mit der Praxis, aber sie war introvertiert und brauchte immer eine Weile, um sich von sozialen Interaktionen zu erholen. Da sie aber nie mehr als ein oder zwei Jobs in der Woche erledigte, schien Toms Sorge unbegründet. Seit Joyce sich mit Alana angefreundet hatte, kam es Tom sogar manchmal so vor, als würde sie seine Fürsorge anstrengend finden.
Es waren kleine Gesten, wie ein Augenrollen oder ein betontes Ausatmen. Es brach Tom jedes Mal das Herz – er wollte doch nur dafür sorgen, dass es ihr gut ging! Bevor sie Alana kennengelernt hatte, hatte sie nie so reagiert. In seinen weniger großartigen Momenten, war Tom schlichtweg eifersüchtig auf die blonde Sima. Dann schalt er sich einen Narren – die Freundschaft tat Joyce gut und wenn er Uko glauben konnte, galt das ebenso für Alana. Der Sulani war richtiggehend erleichtert, dass seine Frau eine Freundin gefunden hatte. Zwar war Alana mit vielen Sims bekannt, aber sie fühlte sich keinem der Sims wirklich verbunden und es strengte sie in ihren depressiven Phasen unglaublich an, mit anderen Sims zu interagieren. Mit Joyce schien sie diesen Kummer nicht zu haben, und so dauerte es nicht lange, bis sie Joyce von ihren Depressionen erzählte.

Felinger Legacy - Seite 10 05-07-11


Joyce grübelte eine ganze Weile über Alanas Zustand nach, bevor sie sich entschloss, mit Tom darüber zu sprechen.
„Vielleicht liegen wir deswegen so auf einer Wellenlänge,“ schloss sie ihren Bericht. „Mein Burnout ist zwar kein Vergleich mit lebenslangen Depressionen, aber ich habe das Gefühl, sie versteht mich besser als es sonst jemand tut.“
Tom musste viel Willenskraft aufbringen, um jegliche Reaktion auf Joyces Worte zu unterdrücken. Es war wie ein Stich ins Herz und es dauerte einen Moment, bis Tom dem Gefühl einen Namen geben konnte: Eifersucht. Er strich die Tagesdecke seines Bettes, auf dem sie saßen, bewusst langsam glatt, während er versucht ein Lächeln – oder wenigstens einen freundlichen Ausdruck auf sein Gesicht zu zwingen.
„Tom.“ Joyces Hand legte sich über seine Hand. Das erlöste Tom von seinem krampfhaften Versuch, weil er nun überrascht aus der Wäsche guckte. „Ich mag mich von Alana verstanden fühlen, weil sie auch psychische Probleme hat. Aber ohne dich hätte ich es nie geschafft, meine Probleme anzugehen und zu meistern.“ Sie nahm seine Hand in ihre beiden Hände und drückte sie fest. „Es geht mir jetzt gut und das verdanke ich dir. Aber...“ Sie unterbrach sich, seine Hand immer noch in ihren, und schien nach Worten zu suchen. Ihr Blick war auf seine Hand gerichtet, so als scheute sie sich ihn anzusehen. Toms Eifersucht auf Alana wurde vor einer akuteren Sorge verdrängt: Joyces Augenrollen, das betonte Ausatmen – ging er Joyce etwa so sehr auf die Nerven, dass sie ihm nun mitteilen würde, dass sie ausziehen wollte? Oder gar die Freundschaft kündigen würde? Um sein Herz legte sich eine eiskalte Hand.
Während Tom es langsam mit der Angst zu tun bekam, schien Joyce endlich die Worte gefunden zu haben, die sie gesucht hatte. Zwar behielt sie eine Hand in ihren Händen, aber sie sah auf und suchte seinen Blick.
„Ich will nicht, dass du dir immer Sorgen machen musst um mich. Ich bin nicht mehr mitten im Burnout und ich bin nicht fragil.“ Ihr Blick wurde weich. „Ich liebe es, wie du dich um mich kümmerst und ich liebe es, mit dir zu reden und Zeit zu verbringen. Aber ich will nicht, dass du in mir immer nur die Kranke siehst, um die dich kümmern musst.“

Felinger Legacy - Seite 10 04-25-12


Ihr Worte trafen Tom tief und er war kurz davor, ihr seine Hand zu entziehen. Die Luft war ihm knapper geworden als bei jeder Übung in ABC-Schutzkleidung oder beim freien Tauchen. Er fühlte sich an Tanjas Geständnis, dass Chloe nicht seine Tochter sei, erinnert. Der Boden war ihm damals unter den Füßen weggezogen worden.
„Hör mir zu, Tom,“ Joyces eindringlicher Tonfall und das Drücken ihrer Hände, holten Tom ein bisschen ins Hier und Jetzt zurück. Es kümmerte ihn nicht länger, ob sein Gesicht zeigte, dass er verletzt war. Eigentlich wollte er nur noch weg …
„Ich will, dass du mich als Sima siehst.“
Als Sima sehen?
Tom starrte Joyce wie ein Mondkalb an. Seine Ohren hatten zwar ihre Wort vernommen, aber einen Sinn konnte sich Tom nicht so richtig darauf machen.
Sein Gesichtsausdruck musste Joyce verunsichert haben. Sie ließ seine Hände los, sprang auf und marschierte im Zimmer auf und ab. „Ich habe immer das Gefühl, dass du mich wie eine deiner Pflanzen siehst, die besonders konstante Pflege braucht. Nicht zu viel von diesem und jenem und bloß keine Veränderungen!“
Sie musste von einer der Zimmerpflanzen sprechen – die Nutzpflanzen waren sehr widerstandsfähig. Aber die Dieffenbachie war ziemlich zickig… Tom schüttelte wie betäubt den Kopf. Es ging hier doch nicht um den Apfelbaum, die Dieffenbachie oder eine der Grünlilien! Was hatte Joyce doch gleich gesagt? Er solle sie als Sima sehen?
Joyce stellte ihr Rumgetigere ein und ließ sich neben Tom zurück auf das Bett fallen. Es war ihr  anzusehen, dass sie auf eine Äußerung Toms wartete. Doch dessen Hirn hatte den Verarbeitungsprozess noch immer noch nicht so recht abgeschlossen.  Tom war klar, dass er so langsam eine Antwort – oder zumindest seine Stimme – finden sollte. Joyces Miene wurde langsam panisch.
Nun war es Tom, der Joyces Hand in seine nahm. Er strich mit dem Daumen über ihren Handrücken und suchte ihren Blick. Für einen Moment spielte er in Gedanken mit verschiedenen Formulierungen – die alle das Potential hatten, eine großartige Antwort – oder eine katastrophale – zu sein. Dann lächelte er.
„Ich mag dich. Und du bist die einzige Sima, die ich sehen will.“

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