Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Felinger Legacy

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Beitrag  Akki Do Okt 24, 2019 5:59 pm

Noch mehr Elefanten

Wir sprachen nicht viel in dieser Nacht. Am nächsten Morgen frühstückten wir wie gewohnt, ohne "uns" zu thematisieren und ich verabschiedete Artjom ins Büro. Kaum war das Geräusch seines Wagens nicht mehr zu hören, erschien Sean in der Ecke. Er hatte einen auffallend neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Allerdings zuckte sein Mundwinkel verräterisch.
„Sean.“
„Joni.“
„Wenn du uns beobachtet hast, ruf' ich die Sensefrau und lass dich sofort abholen“
Beschwichtigend hob er die Arme. „Keine Sorge, das musste ich nicht.“ Dann fügte er wie in einem Nachsatz hinzu: „Würde ich auch nicht tun.“

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Da mir keine passende Erwiderung einfiel, nippte ich an meinem Kaffee. Schließlich seufzte ich. War ja nicht so, als sei Artjoms und mein Elefant der einzige im Raum gewesen.
Seans Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung zu gehen. Still nickte er mir zu. „Ich wusste, dass ich sterben muss. Das wird Artjom dir schon mitgeteilt haben. Nachdem Maeve auf der Welt war, habe ich begonnen … Vorsichtsmaßnahmen für sie zu treffen.“
Ich verbat mir jede Unterbrechung, sondern versuchte aufmerksam zu zuhören.
Sean hob den Kopf und starrte die Decke an. „Als ich erfahren habe, dass ich an diesem Tag sterben muss, hätte ich mir nie ausgemalt, dass ich einmal ein Kind haben würde, um das ich mir Sorgen machen muss.“ Er biss sich auf die Lippen, so als wolle er verhindern zu viel preiszugeben. Das war ganz der Sean, den ich kannte!
„Aber Maeve ist nun mal da und sie ist für mich ein Geschenk gewesen.“ Er lächelte melancholisch. „Ich konnte mir niemand anderen als dich vorstellen für Maeve. Du hast als einzige verstanden – vielleicht sogar manches mal besser als ich – was in mir vorgegangen ist. Ich hoffe, du kannst dieses Verständnis – und diese Liebe – für meine Tochter aufbringen.“

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Mit der Hand wischte ihr mir eine Träne von der Wange. In meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Sean schwebte zu mir und drückte meine Schulter. Seine Berührung erschien noch leichter als zuvor. Dann sah er sich im Wohnzimmer um. Langsam entspannten sich seine Züge und er lächelte.
„Als du das erste Mal von Artjom gesprochen hast, war ich sehr erleichtert, dass du jemanden gefunden hast, der dich unterstützt, wenn ich nicht bei dir bin. Aber ich hätte damals nicht gedacht, dass ich veranlassen werden, dass er der Vater meiner Tochter wird.“
Wie konnte er das so fest und nonchalant sagen? Die Zukunft seiner Tochter nach dem eigenen Tod zu planen? So einfach davon sprechen, sein eigenes Kind nicht aufwachsen zu sehen und stattdessen andere Sims als ihre Eltern einzusetzen?
„Friede, Joni.“ Dieses Mal hatte Sean mich gelesen und meine Gedanken erraten. „Ich hatte jahrelang Zeit mich damit zu arrangieren, sterben zu müssen. Was Maeve angehrt … Vom positiven Schwangerschaftstest an, habe ich begonnen für Maeve vorzusorgen.“ Er lächelte. „Als wir uns in Moonlight Falls getroffen haben und ich erfuhr, dass du Artjom soweit vertraust, ihn von den Beobachtern zu erzählen, war mir klar, dass ich ihn in meine Planung einbeziehen sollte.“ Sein Lächeln wurde zu einem Schmunzeln. „Vielleicht war es dir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, aber Artjom und du waren damals schon untrennbar.“
Nachdenklich nickte ich. „Nur, dass ich nie in diese Richtung gedacht habe.“ Ich nahm einen Schluck Kaffee, der mittlerweile eher lauwarm war. „Aber warum hast du uns nie erzählt, dass du ...“
„Sterben musst?“ Er schüttelte den Kopf. „Was hätte das gebracht? Nur Kummer und Sorgen.“
„Die du so allein getragen hast.“

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Seine kühle Hand nahm meine und drückte sie leicht. „Joni, du hast alle anderen Sorgen und allen anderen Kummer mit mir getragen, auch wenn du es vielleicht nie so empfunden hast. Das konnte ich dir nicht antun.“ Dann ließ er meine Hand los und strich mir eine neue Träne von der Wange. „Und ich habe dir – euch – nicht mitgeteilt, dass ihr für Maeve sorgen sollt, weil ich verhindern wollte, dass du darüber einen Nervenzusammenbruch bekommst.“
Meine Tränen versiegten augenblicklich und ich sah ihn beleidigt an. Er schmunzelte.
„Kleine Stinker? Sabbernd, vollgerotzt?“, erinnerte er mich.
„Nicht zu vergessen zerbrechlich und ohne Anleitung.“ Ich stellte die Kaffeetasse ab und rieb mir mit den Fäusten die Augen. „Oh Sean.“
Wieder berührte mich seine fast durchsichtige Hand federleicht. „Ich weiß Joni.“
Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. „Ich werde immer für Maeve da sein. Ich … wir werden sie wie unser eigenes Kind großziehen.“
„Genau das hat Artjom auch gesagt.“
Trocken schluckte ich. Sean sah mit einem nachsichtigen Lächeln zu mir, während er ein bisschen mehr durchsichtig wurde.
„Bei eurem Gespräch hätte ich ja zu gern Mäuschen gespielt.“
„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Sein Lachen hallte noch eine Weile nach, auch nachdem er ganz verschwunden war.

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Beitrag  Akki Do Okt 24, 2019 6:22 pm

Umgerannt und aufgefangen

Den restlichen Tag über versuchte ich meinen Kopf beschäftigt zu halten, auch wenn es vieles gab, über das ich mir Gedanken machen sollte. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf durch eine Überladung explodieren würde. Also konzentrierte ich mich auf das Ausräumen meines Zimmers und die Kündigung diverser Verträge und ließ mein Unterbewusstsein an den harten Nüssen knacken.
Als Artjom nach Hause kam, begrüßten wie uns zunächst etwas verlegen. Beide schienen wir nicht genau zu wissen, wie wir uns verhalten sollten. Dann zuckten wir synchron die Schultern und grinsten, bevor wir unsere Routine aufnahmen, die sich in vielen Jahren des Zusammenlebens etabliert hatte.
Ich hatte bereits gekocht und so aßen wir gemeinsam, während Artjom mir von seinem Tag erzählte. Dann berichtete ich von Sean. Artjom lauschte aufmerksam und hielt währenddessen meine Hand. Wie ich es schon oft beobachtet hatte, strich er sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken. Ich lächelte. Kein Wunder, dass Bobby uns für ein Paar gehalten hatte!

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Nachdem wir aufgeräumt hatten und Artjom sich umgezogen hatte, setzten wir uns ins Wohnzimmer. Wieder trat dieser Moment verlegener Stille ein, in der wir beide nicht so recht wussten, wie wir uns verhalten sollten.
„Ich hab mein Simder-Profil gelöscht“, platzte es nach einigen Sekunden aus mir heraus.
Artjom starrte mich zunächst irritiert an, dann lachte er. „Simmer, Kaninchen, du bringst manchmal Sachen!“ Vergnügt blitzten seine blauen Augen auf und mein Magen schien ungewöhnlicherweise einen Hüpfer zu machen.
„Ich dachte, das wäre wichtig.“
Artjoms Augen funkelten vor Amüsement. „Es zu löschen oder es mir zu sagen?“
„Artjoooom!“
„Schon gut, Kaninchen.“ Er deutete auf sein Handy, dass einträchtig neben meinem auf dem Couchtisch lag. „Mein Profil ist schon sein ein paar Wochen gelöscht.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“ Schmollend wollte ich die Unterlippe vorschieben, doch ich konnte nicht anders als breit und selig zu lächeln.

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„Ich liebe es, wenn du so lächelst.“ Artjom lächelte ebenfalls.
„Das ist so kitschig“, sagte ich, doch es klang wenig überzeugend. Tatsächlich hüpfte mein Magen – oder war es vielleicht mein Herz? – noch einmal.
„Weißt du“, begann Art und deutete auf unsere Mobiltelefone. „Ich hab‘ am Anfang geglaubt, dass Liebe Sex nur in die Quere kommen kann.“
„Deswegen die Daterei? Und Simder?“
Er nickte. „Ich habe dir gestern gesagt, dass ich vom ersten Augenblick spürte, dass du etwas besonderes bist - vor allem nachdem wir unser erstes Missverständnis aus dem Weg geräumt hatten. Ich war vom ersten Augenblick an in dich verliebt.“
Mit einem Finger schob der die Handys auf dem Tisch ein Stück zur Seite. „Aber ich wusste damals kaum etwas über Beziehung, Liebe oder Sex.“ Er schmunzelte. „Ich wusste ja nicht einmal, ob ich auf Simos oder Simas stehe. Also habe ich meine Gefühle für dich – unter andere Bedingungen gestellt, so kann man es wohl formulieren. Und mich ausprobiert.“
„Und dafür gesorgt, dass ich das auch kann“, erkannte ich.
Er nickte und faltete die Hände auf dem Schoß. „Auch wenn du da offenbar nicht so unerfahren warst, wie du den Anschein machtest.“
Es war an mir, schelmisch zu grinsen (zumindest versuchte ich das). Doch dann sah ich ihn ernst an. „Art, das war wahrscheinlich das fairste, was jemals irgendjemand für mich getan hat.“
Er schien überrascht. Ich lächelte nachsichtig. Wie unbedarft ich damals gewesen war! Ich wäre nie im Leben bereit gewesen für eine ernsthafte Beziehung. Wie sehr hätten Art und ich vor eine Wand laufen können?
„Hättest du dich damals anders verhalten, säßen wir heute nicht hier“, stellte ich fest.
Der Fee stand auf und zog mich an sich.
„Nachdem du mich beim ersten Mal umgerannt hast, hast du mich danach nur noch aufgefangen.“
„Und ich plane, es den Rest meines Lebens zu tun.“

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Beitrag  Akki Do Okt 24, 2019 8:33 pm

Moms Trauer

Als ich am nächsten Tag wieder in Riverview angekommen war, eröffnete ich meinen Eltern, dass Artjom und ich planten, her zu ziehen. Dad schien nicht überrascht, doch Mom hatte wieder diesen verstörten Gesichtsausdruck. Es kam erst Leben in sie, als ich erwähnte, einen Makler zu beauftragen, ein Haus für uns zu suchen.
„So ein Unfug!“ Sie griff fahrig nach ihrer Kaffeetasse. Dad warf ihr einen besorgten Blick zu. „Natürlich zieht ihr zu uns.“
Ich wollte Einspruch erheben, doch Mom fuhr fort: „Falls du es vergessen hast: Du bist die Erbin der Felingers. Das Grundstück ist dir mit der Volljährigkeit überschrieben worden.“
„Ist es?“
Dad wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab und kam zu uns an den Tisch. „Ayah, vielleicht möchten Joni und Artjom nicht mit ihren Eltern, Onkeln und einem Cousin zusammen leben.“ Er zwinkerte mir rasch zu. „Ihre … ähm WG hat doch bisher funktioniert. Willst du sie mit den Eltern des einen belasten?“
Mir wurde klar, dass ich meinen Eltern mitteilen sollte, dass wir nicht länger nur eine WG bildeten. Das Gespräch mit Mom vor ein paar Monaten kam mir in den Sinn. Der Kaffee schmeckte auf einmal schal. Schnell schon ich den Gedanken ganz weit von mir weg.

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Moms Gesichtsausdruck war unlesbar. Sie nippte an dem Kaffee und sah lange Dad an. „Das mag sein“, sagte sie schließlich. „Aber Joni hat doch keine Ahnung von Kindern. Sie wird Hilfe brauchen.“
„Besten Dank.“ In meiner Stimme klang Zorn mit. Hatte sich mich nicht erst vor kurzem für meine Reife gelobt? Und nun erschien es, als würde sie mich für absolut inkompetent halten.
„Und mit der Trauer um Sean und der Organisation der Beerdigung – das kannst sie doch gar nicht allein schaffen.“ Es war, als wäre ich vom Erdboden verschwunden, während Mom auf Dad einredete.
Dad sah Mom irritiert an. Sein Blick wanderte kurz zu mir, dann nahm er Mom die Kaffeetasse ab und drückte ihre Hände.
„Ich sitze genau hier“, warf ich ein, als Dads Berührung Moms Litanei beendete. Doch die beiden beachteten mich gar nicht. Überrascht stellte ich fest, dass Mom weinte. Dad nahm sie in die Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken.
Verwirrt stand ich auf und stellte unsere Tassen in die Spüle. Was hatte ich denn jetzt schon wieder angerichtet?
„Es tut mir leid, dass ich ihr das angetan hab.“

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Mein Kopf ruckte herum, doch ich konnte Sean nicht sehen, nur seine Stimme hören. Seit unserem Gespräch am Vortag, hatte er sich rar gemacht.
„Oh“, machte ich. Natürlich trauerte Mom auch um Sean! Sie hatten immer ein inniges Verhältnis gehabt, verbunden durch ihre Fähigkeit Geister zu sehen. Und Mom hatte es immer sehr bereut, dass sie Sean nicht in unsere Familie holen konnte. Möglicherweise machte sie sich sogar Vorwürfe … Ungebeten traten mir selbst Tränen in die Augen. Ich ging zu meinen Eltern und umarmte Mom ebenfalls. Mir fehlten die Worte, sie zu trösten. Aber mir wurde klar, dass alles was sie getan hatte, dem Wunsch entsprang wenigstens ihr Kind – ihr anderes Kind – zu beschützen und bei sich zu haben. Ich hatte mir nie Gedanken darum gemacht, ob es meine Eltern traf, dass ich ans andere Ende des Landes gezogen war. Die Tränen kullerten über meine Wangen und rasch rieb ich mein Gesicht in Moms Pulli.
„Es tut mir so leid“, hörte ich Sean sagen und meinte seine Hand tröstend auf meiner Schulter zu spüren.
„Ich weiß“, erwiderte ich zu Sean, Mom und Dad gleichzeitig mit jeweils einer unterschiedlichen Bedeutung.
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Beitrag  Akki Fr Okt 25, 2019 8:09 pm

Interludium

Geshtinanna teleportierte sich an die Grenze zu Moonlight Falls. Wie sie erwartet hatte, saß ein bestimmter Vampir im Gras und starrte in den Himmel. Sie wusste, dass er sie bemerkt hatte, doch sie wartete, bis er sie begrüßte.
„Ich frage mich immer, welcher Stern es wohl ist.“ Begrüßungen waren definitiv überbewertet.
Geshtinanna machte ein nachdenkliches Geräusch, bevor sie sich neben ihn ins Gras gleiten ließ.
„Selbst jetzt nach… “ Ein bitteres Lachen folgte. „Ich habe aufgehört die Jahrzehnte zu zählen.“
Sie unterließ es, ihn darauf hinzuweisen, dass es sich eher um Jahrhunderte handelte, seit sie ihn aus einer Parallelwelt von einem anderen Stern geholt hatte. Die aufkommenden Schuldgefühle unterdrückte sie ebenfalls. Hatte sie nicht noch vor Kurzem die Vorteile eines Körpers gelobt? Mitleid und Reue zu empfinden war eher hinderlich.



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Der Vampir riss sich vom Anblick der Sterne los und sah zu Geshtinanna. „Kein Standardmodell heute?“
Verwirrt sah sie an sich herunter, um überrascht festzustellen, dass sie in ihrem eigentlichen Körper aufgetaucht war. „Im eigenen Körper fühlt man sich doch am wohlsten“, erwiderte sie nonchalant.
Wieder lachte der Vampir bitter. „Ich würde dir gern zustimmen, aber das kann ich nicht mehr nachvollziehen.“
Die Schuldgefühle stiegen wieder in ihr auf. Entschlossen verschränkte Geshtinanna die Arme vor dem Körper. Sie hatte ihm damals einen Handel angeboten, er war ihn eingegangen. Warum schien er es jetzt zu bereuen?
Der Vampir sah wieder zum Himmel. „Ich schätze, ich habe es mir selbst zu zuschreiben“ Er seufzte. „Vergossene Milch, sagt man, oder?“
Geshtinanna blieb ihm eine Antwort schuldig und sah ebenfalls zum Himmel.
Unvermittelt reichte der Vampir ihr eine Tomate, die sobald sie erschienen war, zu Stein wurde.
„Konnte ich wenigstens einen Unterschied bewirken?“
Sie lächelte und ließ die versteinerte Tomate vor sich in der Luft schweben. Dann sah sie zu dem Vampir, der eigentlich kein Vampir war. Der Vampir, der keiner war, der eigentlich nicht hierher gehörte und der doch eine tiefe Verbindung zu den Felinger hatte. Sie nickte ihm zu. Ein schmales Lächeln zeigte sich auf Jamies Gesicht.
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Beitrag  Akki So Okt 27, 2019 7:29 pm

Umbaumaßnahmen?

Moms Gesichtsausdruck als entschlossen zu bezeichnen, war mehr als untertrieben. Sie hatte sich einen Bleistift hinter das Ohr geklemmt und trug einige Rollen Architektenpapier in die Küche.
„Wir bauen die Scheune um“, verkündete sie.
„Tun wir?“ Dad sah vom Herd zu uns. Ich zuckte die Schultern, als er mich ansah.
„Du hast vollkommen recht: Wir können nicht erwarten, dass Joni wieder zu uns zieht.“ Sie nickte mir zu. „Aber wir könnten die Scheune umbauen. Wir brauchen sie nicht, der IMBA-Keller ist längst geschlossen. Kira und Darrel haben auch jahrelang darin gelebt, alle Anschlüsse sind vorhanden. Die Elektrik habe ich damals mit Luke erneuert, nachdem wir das Haus gebaut haben,...“
Sie wollte fortfahren die Vorteile aufzuzählen, doch schien sich daran zu erinnern, dass Dad und ich im Raum standen. Erwartungsvoll sah sie mich an.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich würde gerne erst mit Art darüber sprechen.“ Trotz allem konnte ich nicht einschätzen, wie er dazu stehen würde, nur dreißig Sekunden von meinen Eltern entfernt zu wohnen. Wie stand ich eigentlich dazu?
„Natürlich würde es einen separaten Eingang geben und ihr wärt vollkommen autonom. Nur Nachbarn sozusagen.“ Dad sprach mit ruhiger Stimme und auch wenn ich die Adressatin war, sah er Mom dabei sehr ernst an.
Die setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Natürlich.“
Sie rollte die Baupläne der Scheune aus und beschwerte die Enden mit Kaffeetassen. Neugierig geworden kam ich zu ihr. Gucken kostet ja nichts oder?
Mit dem Bleistift tippte sie ins Erdgeschoss. „Ein Schlafzimmer können wir unten einbauen. Oben ist genug Platz, dass wir mindestens ein weiteres Schlafzimmer und ein Kinderzimmer bauen können. Mit Trockenbau ist das schnell gemacht.“

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Rasch warf ich einen Blick zu Küchenuhr, berechnete meinen Fluchtweg und ließ möglichst nonchalant fallen: „Wir brauchen nur ein Schlafzimmer.“ Schnell machte ich mich auf den Weg zur Tür. „Ich muss jetzt zu Maeve. Danach treffe ich mich noch mit Roxanne, also wartet nicht mit dem Essen auf mich.“

Ich hörte Moms überraschte, unartikulierte Geräusche, die entfernt an Sprache erinnerten, und Dads Lachen, als ich mir im Flur meine Jacke nahm und sie im Laufen anzog. Kichernd schloss ich die Haustür hinter mir. Ich war in einer albernen Laune. Leise hörte ich Sean neben mir lachen.
„Ich wünschte du hättest Ayahs Gesichtsausdruck sehen können.“
„Die Geräusche haben mir gereicht.“ Ich grinste in die Richtung aus der Seans Stimme gekommen war, bevor mich das Gespräch vor ein paar Monaten einholte. Rasch erzählte ich Sean davon, bevor er sich wieder vom Acker machen konnte.
Sein Geist erschien im Auto neben mir. Ich war mittlerweile so daran gewöhnt, dass ich keinen Unfall baute. Da ich aus dem Augenwinkel seine Miene nicht deuten konnte, nutzte ich ein Stoppschild, um ihn zu mustern. Sein geisterhaftes Gesicht war ausdruckslos. Ich biss auf meine Unterlippe, sah nach rechts und nach links und fuhr langsam weiter.
„Ich will mir im Moment noch gar keine Gedanken darum machen“, sagte ich. „Ich möchte mich auf Maeve konzentrieren. Aber …“ Seufzend brach ich ab.
„Aber du bist die Felinger-Erbin und MUSST irgendwann ein Kind bekommen.“
„Ein diesseitiges noch dazu.“

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Sean legte mir die Hand auf meine, die auf dem Schaltknüppel lag. „Ezekiel ist ein Magier.“
Irritiert sah ich zur Seite. Dass der Kleine kein Werwolf war, wussten wir ja. Aber ob er diesseitig oder jenseitig war, hatte sich bisher noch nicht raus gestellt.
„Die Möglichkeit besteht“, erwiderte ich vorsichtig, nachdem mir klar geworden war, dass er mir Hoffnung machen wollte.
„Es ist so.“ Er drückte meine Hand. Dann löste er sich auf.
Schnaubend stieß ich Luft zwischen meinen Zähnen aus.
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Beitrag  Akki Fr Nov 01, 2019 5:47 pm

Airhockey

Roxanne zu sehen und mit ihr Airhockey zu spielen, war so viel Normalität, dass es mir fast unwirklich vorkam. Sie hatte nur kurz gefragt, wie es mir ging, danach hatten wir einen großen Bogen um Seans Tod gemacht. Sie erzählte mir von ihrer Arbeit auf dem Stützpunkt und wie es mit Kelsey lief. Tatsächlich dachten beide darüber nach zusammen zu ziehen.
„Meinen Eltern fällt es schwer. Seit Mom im Ruhestand ist, dreht sich ihre Welt nur noch darum Daddy und Mick zu versorgen.“ Roxanne verdrehte die Augen. „Dad befürchtet, dass sie in ein Loch fällt, wenn wir ausgezogen sind.“
„Oh Simmer, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht.“ Als ich Roxannes fragenden Blick sah, berichtete ich ihr von meinen eigenen Umzugsplänen.
Sie strahlte mich an. „Ich freue mich, dass du zurück kommst.“
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Ihre ehrliche und bedingungslose Freude trieb mir Tränen der Rührung in die Augen. Roxanne legte mir den Arm um die Schulter und lächelte. Sie brauchte keine Worte. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich mich auch freute, wieder mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
„Wir können Spiele-Dates verabreden“, sagte ich, nachdem ich meine Emotionen einigermaßen unter Kontrolle hatte.
Sie sah mich verständnislos an. „Bist du etwa schwanger?“
Mir wurde klar, dass ich es vorausgesetzt hatte, dass meine alte Clique schon wusste, das ich (wenn alles gut ging) Maeve zu mir nehmen würde. Schnell klärte ich das Missverständnis auf. Sie sah mich mit großen Augen an und legte den Kopf schief.
„Ich … wusste nicht, dass Sean und du so engen Kontakt gepflegt habt.“ Sie sagte es ohne Vorwürfe. „Ich hätte wenn überhaupt gedacht, dass er Kennard die Verantwortung übertragen würde. Dass er für Eventualitäten vorsorgt, passt zu Sean. Passte...“


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Langsam nickte ich. Roxanne und Sean hatten keine enge Beziehung gehabt, aber sie war eine aufmerksame Sima, die vermutlich mehr mitbekommen hatte, als sie durchblicken ließ. „Sean und ich waren …“ Schulterzuckend brach ich ab. Ich konnte es nicht in Worte fassen. Um meine Unsicherheit und Trauer zu überspielen, beeilte ich mich Roxanne noch die anderen Neuigkeiten, mit denen ich meine Eltern so überfallen hatte, mitzuteilen.
Sie grinste verschmitzt. „Und das hast du ganz tapfer allein mit dir ausgemacht, hm? Ohne „wie ein kleines Kind angerannt zu kommen“?“ Sie klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Dann legte sie den Airhockey-Schläger zur Seite. „Ich muss zur Toilette. Kommst du mit?“
Als wir zur Toilette gingen, sah ich im Augenwinkel Sean, der mir zu lächelte. Langsam begann ich mich zu fragen, ob Sean vorausgesehen hatte, dass seine Entscheidungen Maeves Zukunft in unsere Hände zu legen, mich so glücklich machen würde. Denn das war mir im Gespräch mit Roxanne über den Umzug und Artjom aufgegangen: Ich war glücklich.
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Beitrag  Akki So Nov 03, 2019 1:43 pm

Abschied 1

Langsam fielen die Schneeflocken zu Boden. Es war beileibe nicht der erste Schnee. Musste ich von der Scheune zum Haus meiner Eltern, schlüpfte ich Gummistiefel und warf mir eine Jacke über. Zum Glück war inzwischen alles in der Scheune – in unseren Haus – fertiggestellt, so dass ich diesen Weg selten auf mich nahm. Ich riss meinen Blick von den Schneeflocken fort und sah nach Maeve, die selig in ihrem Bettchen schlummerte. Zu Beginn der Woche hatte das Gericht endlich entschieden: Artjom und mir wurde das Sorgerecht zugesprochen. Schon am nächsten Tag hatte ich sie von den Pflegeeltern abgeholt. Art hatte direkt nach der Gerichtsverhandlung zurück nach Twinbrook gemusst, da er mitten in einer wichtigen Gerichtsverhandlung, der letzten für die Kanzlei in Twinbrook, war. Nach dem bevorstehenden Schneeflockenfest würde er nicht mit nach Twinbrook zurückkehren und stattdessen seinen Resturlaub aufbrauchen, bevor er seine neue Stelle bei der Staatsanwaltschaft in Riverview antrat.

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Ich schüttelte den Kopf. Kaum zu glauben, dass erst wenige Wochen vergangen waren. Und doch was so viel passiert. Mir kam es wie gestern vor, dass ich Seans Nachricht gelesen hatte.
Sean. Erneut schüttele ich den Kopf. Er war mein ständiger Begleiter, auch wenn er sich nicht immer zeigte oder mit mir sprach. Oft ließ er mich ihn kurz sehen, wenn er mir seine Zustimmung signalisieren wollte oder um mich mit eine federleichten Hand zu trösten.
Ich warf noch einen Blick auf Maeve und schlich mich dann aus dem Raum.

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Maeves Zimmer lag im Obergeschoss, neben einem kleinen Arbeitszimmer. Es gab noch zwei weitere, bisher nicht genutzte, Räume und ein Badezimmer. Im Erdgeschoss hatten wir eine Wohnküche, ein weiteres Bad und unser Schlafzimmer. Wie immer grinste ich still vor mich hin, als ich ins Schlafzimmer kam. Mom hatte nach meiner Eröffnung vor einigen Wochen das Thema Schlafzimmer und die Implikationen eines gemeinsamen Schlafzimmers nicht mehr erwähnt, sondern einfach mit einem Schlafzimmer geplant. Ich war sicher, ihr Schweigen Dad zu verdanken zu haben.

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Obwohl es schon fast Mittag war, hatte ich es bisher noch nicht geschafft mich umzuziehen. Maeve beanspruchte meine ganze Aufmerksamkeit, zumal ich mich weigerte wegen jeder vollen Windel, jeden Schluckaufs oder jeden nicht enden wollenden Gebrülls bei meinen Eltern zu melden. Jetzt schlummerte sie hoffentlich lang genug für mich zu duschen. Oder um mir zumindest die Zähne zu putzen.

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Tatsächlich schaffte ich beides und noch mehr. Mit einer Tasse Kaffee setzte ich mich auf die Couch. Ich ertappte mich, scheel zu grinsen. Ich war zum verrückt werden glücklich.
„Joni.“
„Sean.“
Breit lächelte ich ihn an. Er erwiderte es, doch es lag Wehmut darin. Stumm nahm ich seine Hand, die noch kühler und leichter erschien als sonst.
„Es wird Zeit“, nahm ich an. Wir hatten seit seinem Tod nicht davon gesprochen, dass er nur begrenzt hier sein würde. Die Gewissheit, dass sich unsere Wege endgültig trennen würden, ließ meinen Magen zu einer harten Kugel werden.
„Ja.“ Seine Erwiderung war ein Flüstern. Seine Hand verließ die meine und strich mir eine Träne von der Wange. Die Berührung war noch leichter als ein Windhauch.
„Wenn ich noch länger bleibe – ohne ein Ziel – dann werde ich zu einem der verirrten Überbleibsel, die den Übergang nicht finden.“ Er lächelte, diesmal ohne Wehmut. „Ich habe fast abgeschlossen, was ich wollte. Maeve ist bei euch. Es wird ihr gut gehen.“
Ich nickte, unsicher ob meine Stimme halten würde. Doch Sean fuhr schon fort: „Es gibt nur noch eins zu tun.“ Zwar war er ein Geist, doch es war als würde er schwer ein- und ausatmen.

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„Hör‘ jetzt bitte einfach nur zu“, bat er mich dann. Nervös schob er seine Brille hoch und knete die Finger. „Nachdem wir damals miteinander geschlafen haben, hatte ich die feste Absicht, mit Nakisha Schluss zu machen. Ich konnte so nicht weitermachen. Nicht wegen Nakisha, sondern wegen dir. Wegen mir … wegen uns.“
Ich öffnete den Mund, erinnerte mich dann aber an seine Bitte und nahm stattdessen einen Schluck Kaffee.
„Als ich mit Nakisha zusammengekommen war, war ich sicher, dass du nichts für mich empfinden würdest. Ich hatte das Gefühl, dass es dich glücklich machen würde, wenn ich mit ihr zusammen war. Doch nachdem wir die Nacht miteinander verbracht hatten, war ich mir dessen nicht mehr sicher.“
Ich hielt mich an meiner Kaffeetasse fest, als sei sie meine Rettungsleine und biss mir heftig auf die Lippen.
„Als ich unser Versteck verließ, wurde ich angehalten.“ Sein Blick schweifte in die Ferne. „Es war ein Beobachter, das wusste ich sofort. Deine Eltern und Asher hatten uns eindringlich davor gewarnt. Anstatt auf der Stelle umzudrehen, blieb ich wie angewurzelt stehen und so hörte ich, was er zu sagen hatte.“

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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Abschied 2

Beitrag  Akki Mo Nov 04, 2019 8:51 pm

Abschied 2

Obwohl ich ihn nicht unterbrechen wollte, entrang sich mir ein Wimmern. Sean sah zu mir.
„Ich habe sein Angebot nicht angenommen. Sonst säße ich jetzt nicht hier.“ Sanft wischte er eine neue Träne fort.
„Er teilte mir mit, wann ich sterben würde – und das meine Frau eine Rolle dabei spielen würde. „Ihr Leben ist danach auch zu Ende“, das waren seine Worte. Seine nächsten Worte, das Angebot, alles zu verhindern, wenn ich dafür spionierte, hörte ich damals kaum. Als ich unser Versteck verlassen hatte, schwebte ich auf Wolke sieben und machte mir Hoffnungen, auf ein Leben mit dir, mit einer Familie ...“
Es war zu viel für mich. Mit einem erstickten Schluchzen ließ ich die Kaffeetasse fallen und warf mich in Seans Schoß. Er strich mir beruhigend den Rücken. Seine Stimme war voller Liebe, als er weitersprach: „Wie hätte ich jemals ruhigen Gewissens meinen Gefühlen für dich nachgehen können, wenn ich wusste wie endlich alles war? Die nebulöse Formulierung des Beobachters ließ zumindest den Gedanken zu, dass du – falls du meine Frau werden solltest – ebenfalls zu Tode kommen würdest.“
„Also hast du Nakisha geopfert.“ Ich rieb mir die Tränen aus dem Gesicht und sah Sean von unten an. Ich fühlte – nichts.
„Man kann es so sehen. Ich blieb zunächst mit ihr zusammen, um mich von dir zu distanzieren. Um zu verhindern, dass wir uns jemals näher kamen. Als sich Nakishas Verfassung abzuzeichnen begann, und sich ihre Familie immer mehr von ihr abwendete, beschloss ich, meine verbliebene Zeit darauf zu verwenden, für sie da zu sein. Auch wenn es für sie … schlecht enden würde. Sollte es nicht ihr Todestag sein, würde ihr nichts passieren, dachte ich zunächst. Man konnte die Androhung des Beobachters so deuten, dass ihr Leben mit ihrem Partner endete.“
Er strich über meine Stirn.

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„Ich habe mich oft gefragt, ob ich ihr Unrecht tue, indem ich bei ihr blieb. Hätte sie vielleicht ein glücklicheres Leben haben können, wenn wir kein Paar gewesen wären?“ Schulterzuckend fuhr er fort: „Auch wenn du es kaum glaubst, wir haben ihren Zustand oft besprochen. Ich habe ihr Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie ohne mich zurecht kommen würde. Ich habe ihr die Zukunft – die ich ja gut zu kennen glaubte – gedeutet. Nakisha wollte nichts anderes, als bei mir zu bleiben. Selbst in ihren klaren Phasen – in denen sie sehr reflektiert ist – wollte sie nichts davon wissen. Das Schicksal habe uns zusammengeführt und würde uns nicht trennen, hat sie oft gesagt.“
Ein kleiner Teil wollte ihm vorwerfen, dass es eine bequeme Ausrede für ihn war. Nakisha musste so verzweifelt gewesen sein, dass sie sich an Sean klammerte. Hatte er sie ausgenutzt? Ich konzentrierte mich ganz auf Nakisha, um nicht über die andere Offenbarung nachzudenken.
„Kurz vor … meinem Tod wurde mir klar, dass es zu einer Eskalation kommen würde. Deswegen installierte ich die Kamera. Deswegen wehrte ich mich nicht.“
Ich setzte mich auf. Fest presste ich die Fäuste gegen meine Augen, um die Tränen zurück zu drängen. Sean erhob sich von der Couch und schwebte vor mir. „Ich war nicht sicher, ob ich dir das alles mitteilen sollte. Artjom fand, du habest ein Recht darauf.“

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„Artjom“, echote ich verwirrt.
Sean nickte. „Ich habe es ihm alles erzählt. Ich musste es los werden. Ich wählte ihn zu meinem Beichtvater.“ Er legte seine Hand an mein Gesicht. „Ich habe in dem Gespräch mit ihm auch verstanden, dass du längst deinen Gefühlen für mich entwachsen warst. Das ist gut.“ Er lächelte. „Ich habe nie aufgehört dich zu lieben, und ich bin glücklich, dass Artjom und du eure Gefühle für einander akzeptieren konntest.“
Mir schoss das Gespräch auf dem Weg zum Flughafen durch den Kopf, bei dem ich zum ersten mal geäußert hatte, Sean nicht mehr auf diese Art zu lieben. Sean schien meine Gedanken zu erraten. Er nickte. Sein Lächeln wirkte nicht mehr wehmütig, nicht traurig, sondern erleichtert.
Ich stand auf und nahm ihn stumm in den Arm. In mir stritten verschiedene Gefühle. Ein Teil von mir war wütend, weil Sean mir das alles ausgerechnet jetzt vor die Füße warf. Ich bemitleidete Nakisha und fühlte mich schuldig ihr gegenüber. Ein anderer Teil war unendlich traurig.
„Du hast dein eigenes Glück, deine Partnerschaft und Nakishas geopfert“, sagte ich. „Für mich.“

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Er drückte mich fest an mich. „Es war kein Opfer.“ Langsam ließ er mich los. Seine Hand hob mein Kinn an. „Joni, du bist unschuldig an all dem. Ich möchte, dass du glücklich bist. Ich habe nie etwas anderes gewollt.“
Mit der Faust wollte ich gegen seine Brust schlagen, doch er wurde langsam weniger fest. Tränen schossen in meine Augen. „Das wollte ich für dich doch auch!“
„Ich weiß. Und das hat mich glücklich gemacht.“ Er deutete zur Decke. „Es macht mich glücklich, dass Maeve bei dir ist. Bei dir und Artjom. Dass er an deiner Seite ist, macht mich glücklich.“
Er lächelt. Ich starrte ihn an.
„Ihr seid für einander bestimmt – und ich weiß, dass du das furchtbar kitschig findest.“ Er schmunzelte. „Er liebt dich mehr als alles andere.“
„Ich ihn auch“, konnte ich herausbringen.
„Gut.“ Sean lächelte. „Und damit ist meine Aufgabe erfüllt.“ Er wurde kaum sichtbar. „Ich sehe noch ein letztes Mal nach Maeve.“
„Sean!“
Er hob die Hand zu einem letzten Gruß. „Du solltest deinen Kalender konsultieren. Fehlt diesen Monat nicht etwas?“ Damit löste er sich auf. „Lebe wohl Joni.“

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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Unbewusst

Beitrag  Akki So Nov 10, 2019 4:10 pm

Unbewusst

„Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, Joni Felinger“, sagte ich zu mir selbst, um mich aus meiner Erstarrung zu befreien. Alles in und an mir fühlte sich taub an. „Erstens, du brichst sofort zusammen und rollst dich heulend auf dem Boden zusammen oder … oder.“ Ich biss mir heftig auf die Unterlippe. Tränen liefen über mein Gesicht. Fast war ich geneigt, meine Eltern her zu rufen, damit sie sich um Maeve kümmerten, während ich mich im Bett verkroch.
Nein! Entschlossen zog ich die Nase hoch und wischte mir mit dem Handrücken durchs Gesicht. Ich konnte mich nicht mehr so gehen lassen, ich hatte Maeve, um die ich mich kümmern musste. Mechanisch nahm ich meine Kaffeetasse und befüllte sie wieder, bevor ich die benutzten Fläschchen von Maeve zu spülen und abzukochen begann. Die Stille im Raum machte mich verrückt, also schaltete ich das Radio ein. Ich fand einen Sender, der fröhliche Countrymusik spielte. Laut sang ich mit, bei jedem Wort gurgelten mir Tränen und Schluchzer in der Kehle.
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Etwas später erwachte Maeve. Sie war generell kein quengeliges Kind, aber an diesem Tag schien sie in sich selbst zu ruhen und mit der Welt in Einklang zu sein. Sie lächelte mit der Ruhe eines Buddhas an. Mir schoss durch den Kopf, wie sehr ich Kinder bisher abgelehnt hatte. Wie wenig es „klick“ zu machen schien. Doch als Maeve mich ansah, jede meiner Bewegung verfolgte und dabei das Gefühl von Geborgenheit auszustrahlen schien, musste ich unter meinen Tränen lächeln. Rasch beugte ich mich über ihr Bett, um sie herauszunehmen und drückte sie an mich.
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Mich nur unterbewusst mit Seans Worten zu beschäftigen, schien zu wirken. Ich versorgte sie, räumte etwas auf, bevor ich einknickte und doch die Dienste meiner Eltern in Anspruch nahm – vorgeblich um einkaufen gehen und arbeiten zu können. Tatsächlich schaffte ich es ein paar Kommentare auf meinen Social Media Kanälen abzuarbeiten, einen fixen Gedanken für einen meiner Alltagscomics zu skizzieren und eine halbe Seite zu kolorieren, bevor ich wie von der Tarantel gestochen ins Auto sprang und so schnell es die verschneiten Straßen zu ließen in die Stadt zu fahren.


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Natürlich bediente in der ersten Apotheke, die ich aufsuchte, eine ehemalige Klassenkameradin. Ich nahm Abstand von meinem eigentlich Einkauf und besorgte stattdessen Hustenbonbons. Ich beeilte mich aus der Apotheke zu kommen, um sämtlichen Fragen nach meinem Befinden oder Tratsch über Sean und Nakisha vorzubeugen.
In der nächsten Apotheke hatte ich mehr Glück – was auch gut war, denn wir hatten nur die zwei.
Ich warf den Papierbeutel mit meinem Einkauf auf den Beifahrersitz, schnallte mich an, aber startete den Wagen nicht. Langsam begann es dunkel zu werden. Artjom war mittlerweile bestimmt auch schon auf dem Weg nach Riverview.
Ich nahm mein Handy aus der Jackentasche und starrte einen Moment auf den dunklen Bildschirm, bevor ich ihn entsperrte. Während ich in der Apotheke gewesen war, hatte Artjom mir tatsächlich geschrieben, dass er gut gelandet war und nun auf dem Weg nach Hause war. Das schrieb er tatsächlich: nach Hause. Trotz allem spürte ich, wie sich dieses dämliche, selige Lächeln auf meinem Gesicht breit machte und mein Magen (oder Herz oder was auch immer) hüpfte. Dann fiel mein Blick auf die Papiertüte. Mit einer Grimasse schrieb ich Artjom zurück: Fahr vorsichtig! Ich freu‘ mich auf Dich!
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Mom und Dad schienen fast ein bisschen enttäuscht, dass ich ihnen Maeve so schnell wieder abnahm. Noch vor kurzem hätte ich über ihr Verhalten mit den Augen gerollt und es schulterzuckend abgetan. Doch nun lächelte ich milde, als Dad mir das Baby reichte. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Dad warf mir einen fragenden Blick zu und tippte mit dem Finger an seine eigenen Augen. Ich zuckte mit den Schultern. Dad nickte und drückte mir beim rausgehen kurz die Schulter. Mom sprach mich zum Glück nicht auf meine verheulten Augen an. Sie schien mit den Gedanken ganz wo anders.
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Maeve entspannte Stimmung schien zum Glück von Dauer zu sein, so dass ich keine Schwierigkeiten hatte, sie zu baden und zu füttern. Vor ein paar Monaten hätte ich nicht gewusst, was ich stundenlang mit so einem Würmchen anfangen sollte, aber mittlerweile kam es mir so vor als renne die Zeit. David kam rüber. Er war am Anfang etwas enttäuscht gewesen, dass Maeve noch so klein war, dass man mit ihr noch nicht spielen konnte. Mittlerweile war es sein größter Spaß ihr Grimassen zu schneiden. Manchmal ließ er ihr Spielzeug in der Luft schweben oder verschwinden und wieder auftauchen. Das Baby war unendlich fasziniert von ihm. Nachdenklich betrachtete ich ihn bei einem seiner Tricks. Im Gegensatz zu seinem Vater oder Felix hatte er von klein auf magisches Potential gezeigt. Er schien wesentlich natürlicher damit umzugehen als Asher und Felix,  für die Magie mit Disziplin gleich zu kommen schien.
Als David bemerkte, dass ich ihn beobachtete, lächelte er. Ich erwiderte es langsam und setzte mich neben ihn.
„Wie machst du das?“
„Magie?“ Er runzelte die Stirn. „Das ist schwer zu erklären. Besonders dir, weil du kein Magier bist. Ich kann es nicht mal richtig Dad erklären.“
Ich nahm keinen Anstoß an seinen Worten.
„Vielleicht … hm, es ist für mich so normal! So, wie einen Arm zu bewegen. Tatsächlich ist es so ein bisschen wie mit Artjoms Flügeln.“
Er schien meinen perplexen Gesichtsausdruck nicht wahrzunehmen, während er Maeves Teddy durch die Luft schweben ließ. Einfach so, ohne darüber nachzudenken.
„Ich hab ihn nämlich gefragt, wie das funktioniert“, nahm der Junge unser Gespräch wieder auf. Der Teddy schlug Salti. „Er konnte es mir kaum erklären, aber dann hat er gesagt, er bewegt sie genauso wie ich meinen Arm oder ein Bein.“ Der Teddy landete sanft neben Maeve. „Unbewusst! So hat er das genannt.“ Er wendete sich mir zu, um zu sehen, ob ich ihn verstand.
Das tat ich nicht, aber ich nickte trotzdem. „Ich kann nicht behaupten, dass nachzuvollziehen – eben weil ich kein Magier bin, oder Flügel hab. Aber die Analogie zu einem anderen Körperteil versteh ich schon.“
„Analogie?“
Hm, an meiner Kommunikationsfähigkeit mit Kindern musste ich noch arbeiten!
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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Willkommen Zuhause

Beitrag  Akki So Nov 10, 2019 6:12 pm

Willkommen Zuhause

Es war spät, als Artjom nach Hause kam. Weil David darum gebettelt hatte, hatte ich mit ihm, meinen Eltern, Asher und Josiah zu Abend gegessen. Obwohl ich wirklich viel Wert darauf legte, dass die Scheune ein separater Haushalt war und ich nicht jeden Tag bei meinen Eltern und Onkeln auf der Matte stehen wollte, genoss ich das Essen. Es lenkte mich gehörig von den Ereignissen des Tages ab.
Anschließend brachte ich Maeve ins Bett und zog mich auf die Couch zurück. Kelsey hatte uns zum Einzug eine seiner fünf Spielekonsolen vermacht (Roxanne sah überhaupt nicht ein, warum man mehr als eine brauchte und hatte ihn „gebeten“ seinen Bestand vor dem Umzug zu reduzieren). Um meine Gedanken weiter zu beschäftigen, legte ich ein Jump‘n Run ein.
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Artjom fand mich fluchend etwas später auf der Couch. Es schien ihn königlich zu amüsieren, wie ich den Bildschirm beschimpfte.
„Sag‘ jetzt nichts falsches“, warnte ich ihn als er ansetzte etwas zu sagen.
„Ich freu‘ mich auch, dich zu sehen.“
Ich warf den Controller neben mich auf die Couch und sprang ihm fast in die Arme. Trost suchend drückte ich mich an ihn.
„Sean ist gegangen“, nahm er an.
Ich nickte und rieb mein Gesicht in sein T-Shirt. Ich wusste nicht was und wie ich etwas sagen sollte, ohne nicht zusammenzubrechen. Artjom strich mir über den Rücken.
„Ich weiß, Kaninchen“ sagte er, als sich die Tränen einen Weg suchten und ich schluchzen musste. Er ließ mich weinen und versuchte den Fluss meiner Tränen nicht zu beruhigen, so als wüsste er, dass ich alles rauslassen musste. Der kleine wache Teil in mir, war ihm dafür unglaublich dankbar.
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Ich weiß nicht, wie lange ich weinte, doch irgendwann hörten wir Maeve über das Babyphon wimmern. Ich wischte mir fahrig durchs Gesicht und wollte schon zur Treppe eilen, als Artjom mich zurückhielt.
„Ich mach das schon.“ Er gab mir einen raschen Kuss. Wenig später hörte ich ihn über das Babyphon sanft mit Maeve sprechen. Das trieb mir neuerliche Tränen in die Augen – nicht so sehr der Trauer, sondern der Rührung.

Ich schalt mich einen Narren, wischte mir noch einmal über das Gesicht und ging Richtung Badezimmer. Als ich an meinem Nachttisch vorbeikam, blieb ich stehen. Dunkel erinnerte ich mich daran, letzten Monat eine Pille übrig gehabt zu haben. Damals hatte ich mir keine großen Gedanken darüber gemacht. Einmal vergessen war doch nicht so schlimm oder? Und Artjom war schließlich der größte Verfechter von Kondomen. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass wir beim ersten Mal wirklich an alles andere als an Kondome gedacht hatten. Mit offenem Mund schlug ich mir vor die Stirn. Das durfte doch nicht wahr sein!
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Toilettenspülung, Händewaschen, Spiegelbild prüfen, seufzen, Gesicht waschen, abtrocknen. Mechanisch führte ich eins nach dem anderen aus. Ich sah auf den Timer meines Handys und seufzte abermals. Für ein paar Sekunden konnte ich mir einreden, dass der Test sicherlich negativ ausfallen würde. Eine vergessene Pille! Dann kamen mir Seans Worte in den Sinn. Ich war nicht nur ein oder zwei Tage überfällig …
„Joni?“
„Komme! War aufm Klo!“, rief ich durch die Tür, nur um direkt zusammenzucken. Wenn Artjom Maeve gerade wieder in den Schlaf gewiegt hatte, würde meine Stimme sie bestimmt wecken.
Ich lauschte einen Moment, aber es blieb still. Ich betätigte unnötigerweise noch einmal die Toilettenspülung und wusch mir abermals die Hände. Das Handy piepte und ich sah auf den Test.
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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Bescheuerte Fragen

Beitrag  Akki Mi Nov 13, 2019 5:03 am

Bescheuerte Fragen

Artjom lächelte mich an als ich wieder ins Wohnzimmer kam. Mein Mag- ach, scheiß drauf, mein Herz! - hüpfte wieder. Ich erwiderte sein Lächeln und umarmte ihn, bevor ich ihm einen langen Kuss gab.
„Maeve ist fast sofort wieder eingeschlafen“, berichtete Artjom.
„Und da sag noch einmal Babys sind keine Stimmungskiller.“ Ich versuchte böse zu gucken, doch Artjoms breites Lächeln ließ mich wissen, dass er vermutlich „knuffig“ aus.
„Wo wir gerade dabei sind...“, begann ich möglichst neutral. Dann verließ mich mein Mut und ich starrte meine Fußspitzen an.
„Sei mir nicht böse, aber nach dem höllischen Verkehrsstress, bin ich heute eher für Kuscheln.“
Wie ein Mondkalb starrte ich ihn an. Er schien meinen Blick nicht zu bemerken, sondern rieb sich mit geschlossenen Augen die Lendenwirbelsäule. Als er sie öffnete und ich immer noch wie Cartooncharakter glotzte, legte er irritiert den Kopf schief. „Hab ich was Falsches gesagt?“
Ich öffnete in der schlechten Imitation eines Fisches mehrfach meinen Mund und schloss ihn wieder. Dann schüttelte ich den Kopf und nahm seine Hand.
„Alles in Ordnung?“

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„Kannst du dich erinnern, dass du mich immer ermutigt hast, zusätzlich zur Pille ein Kondom zu benutzen?“
Etwas verwundert schien er schon zu sein, aber er nickte. „Du weißt nie, was ein anderer hat.“ Dann lächelte er. „Aber nachdem wir die Laborergebnisse letzte Woche bekommen haben, können wir darauf verzichten.“ Er stockte kurz und sah mich unsicher an. „Wir sind doch exklusiv?“
Als stünde das außer Frage! Sprachlos sah ich ihn an. Er war vollkommen ahnungslos. Was brachten die Kindern in Moonlight Falls eigentlich bei?
Mein Gesichtsausdruck musste besorgniserregend gewesen sein. Artjom nahm meine Hand – wieder strich sein Daumen über meinen Handrücken, er musste das unbewusst machen – und hob mit der anderen Hand mein Kinn an. „Wir haben nie wirklich darüber gesprochen...“

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„Wah, natürlich sind wir exklusiv!“, unterbrach ich ihn hektisch, als ich den Kummer in seiner Stimme hörte. Was wollte mir dieser Tag eigentlich noch vor die Füße werfen? „Darum geht es auch gar nicht! Wir brauchen aber neue Laborergebnisse.“
Er war nun vollkommen verwirrt.
„WirhabenbeimerstenmalkeinsgenommenundirgendwannindemganzenChaoshabeichdiePilleeinmalvergessen.Nureinmal!“ Ich sprach so schnell, dass ich mich verhaspelte und selbst in meinen eigenen Ohren kein Sinn entstehen wollte. Artjoms Gesichtsausdruck wurde immer besorgter. Oh Simmer, was tat ich ihm eigentlich gerade an? Der arme Kerl…
Ich atmete tief ein und wiederholte langsamer, was ich gesagt hatte. Als sich immer noch kein Verständnis abzeichnete, schob ich hinterher, dass ich überfällig war. Und das der Test positiv war.
Artjom war für den Bruchteil einer Sekunde erstarrt, dann lächelte er. Er streichelte meine Wange und grinste dann, bevor er in seine Tasche langte.
„Eigentlich wollte ich deine Eltern bitten, Maeve morgen Abend zu nehmen.“
Nun war ich es, die ihn verständnislos ansah. Hallo? Ich hatte ihm gerade mitgeteilt, dass ich schwanger war und er sprach von unserer Wochenendgestaltung?

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„Und was vom Chinesen zu holen, damit wir zusammen im Bett essen können, bevor ich dich frage, ob du meine Frau werden willst.“ Während er sprach, war er vor mir auf die Knie gegangen. Das Mondkalb in mir war zurück und ich glotzte wieder dämlich.
Artjom reckte mir seine Hand entgegen und sah mich erwartungsvoll an. Mein Blick wanderte von ihm zu dem Ring, den er in der Hand hielt.
Nach allen Ereignissen des Tages, schien mein Hirn zu kapitulieren. Es fuhr einfach mal ganz runter und ich starrte (nach Arts Aussage) eine geschlagene Minute ins Nichts. Der Not-Reboot schien aber Wirkung zu zeigen, als ich endlich wieder denken konnte.
„Was für eine bescheuerte Frage! Natürlich!“
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Beitrag  Akki Fr Nov 15, 2019 8:56 pm

Interludium



Felicia warf die letzte Akte zurück in den Manila-Ordner, den Geshtinanna ihr gegeben hatte. Sie sah auf das braune Papier und schnaubte. Hätte ihr jemand zu Lebzeiten gesagt, dass Beobachter und Senseleute über analoge Akten in Papierform kommunizierten, hätte sie gelacht. Andererseits hatte sie zu Lebzeiten weder an die eine noch an die andere Fraktion geglaubt …
Kurz verweilten die Gedanken der Sensefrau bei ihrem Tod und den Konsequenzen. Sie warf die Kapuze ihres Mantels zurück und befühlte ihr Gesicht. Entgegen der landläufigen Meinung, waren die Senseleute unter ihren Mänteln keine Skelette. Tatsächlich sah sie genauso aus wie zu Lebzeiten. Die dünnen, skelettartigen Hände? Illusion. Ein kleines Detail, dass alle Sims denken ließ, man habe es bei einer Senseperson auch optisch mit dem personifizierten Tod zu tun.
Rasch schüttelte Felicia den Kopf und streifte die Kapuze wieder über. So wenig wie sie Skelette waren, so wenig waren sie emotional. Das wäre für ihre Aufgabe eher hinderlich. Die Gefühle der Sims, die sie abholten und derer, die sie betrauerten, drangen selten an eine Senseperson. Felicia war da keine Ausnahme. Sie erinnerte sich daran, mitzufühlen. Aber wenn sie ihrer Aufgabe nachging, bemerkte sie selten etwas. Allerdings hatte so ziemlich jede Senseperson eine Achillesferse. Felicia hatte eine Kollegin, die jedes Mal zusammenbrach, wenn sie ein Kätzchen holen musste. Ein anderer war gerade längere Zeit in eine andere Abteilung versetzt worden, nachdem er bei einem Anschlag viele Sims abgeholt hatte. Burnout war nicht ungewöhnlich, auch wenn es meist erst nach Jahrhunderten auftrat.

Felicias Achillesferse waren die Felingers – so wie zuvor Jonas‘ Achillesferse alles was mit Kira und dann besonders Lace zusammenhing gewesen war. Widerwillig lächelte Felicia. Es war einer dieser Momente, in denen die Gefühle doch durch die Taubheit der Sensefrau drang. Sie nahm den Manila-Ordner und beschloss einen Sim aufzusuchen, dessen Zeit noch nicht gekommen war. Nur zum Reden, versteht sich.
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Beitrag  Akki So Nov 17, 2019 4:48 pm

Schneeflockenfest

Das Schneeflockenfest in diesem Jahr kam mir wie ein Spießrutenlauf vor. Am Tag zuvor hatten Artjom und ich den kurzfristigen Termin beim Arzt wahrgenommen, der das Testergebnis bestätigte. Dass wir heiraten wollten oder Nachwuchs erwarteten, hatten wir bisher noch niemandem verraten. Wir waren ein Paar und es war das erste gemeinsame Familienfest. Das war komisch genug. Dazu Moms und Jamies Geschichte … Vielleicht litt ich auch einfach etwas unter Paranoia nach den vergangenen Wochen.
Bis zu seinem endgültigen Umzug hatte Artjom fast jedes Wochenende in Riverview verbracht. Mit Dad kam er blendend aus – es gab kein einziges Verhör von ihm. Aber Dad war schon immer ein guter Sims-Kenner. Zwischen Mom und Art war es eher – schräg. Art sah seinem Vater alles andere als ähnlich, das wusste ich von Fotos. Aber irgendwie war Mom merkwürdig in seiner Umgebung. Mein zukünftiger Ehesimo (auch dieser Gedanke musste sich erst setzen) schien ebenfalls gehemmt in ihrer Nähe. Normalerweise kam Artjom mit allen Sims aus. Jeder mochte ihn auf Anhieb. Es war nicht so, das Mom ihn ablehnte, aber … es war einfach komisch.

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Meine Onkel fanden Artjom liebenswert, David, Kennard und Kristen kamen gut mit ihm aus. Felix – nun ja, Felix war schon immer ein Thema für sich und er und Artjom blieben sehr höflich und oberflächlich. Tai und Artjom fanden sofort einen Draht zu einander, was sowohl Felix als auch ich mit einem ähnlich ungläubigen Blick bemerkten (einer der seltenen Momente, in denen wir uns mal einig waren). Tai war so sachlich, logisch und manchmal etwas unempathisch, Artjom genau das Gegenteil.

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Trotzdem schien uns die Familie genau zu beobachten. Jeder auf seine Art. Wie kamen wir mit Maeve aus, wie gingen wir miteinander um? Als wäre Art nicht schon öfter hier gewesen! Aber wie gesagt: Das erste gemeinsame Familienfest. Und er war nicht mehr nur zu Besuch.

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„Bin ich paranoid oder starren uns alle an?“, flüsterte ich Artjom kurz zu, als wir für einen Moment allein waren.
Beruhigend lächelte er mich an uns nahm meine Hände. „Du bist paranoid.“ Mit dem Kopf nickte er zu seinen Flügeln. „Ich weiß, dass sich alle freuen, gemeinsam das Fest zu feiern. Sogar deine Mutter, auch wenn sie und ich nicht so recht warm werden.“
Tatsächlich nahm mir das etwas Sorge. Als Fee war Artjom besonders empathisch. Er gab mir einen raschen Kuss auf die Wange und wisperte, dass die Hormone mich vermutlich noch empfindlicher sein lassen würden. Ich quittierte seinen Kommentar mit einem Boxhieb in die Seite. „Du bist doof.“

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Etwas später nahm mich Kennard in der Küche beiseite. Er musterte mich von oben bis unten. Mit fielen seine müden Augen auf. Gleichzeitig sah er glücklich aus.
„Ezekiel hält euch auf Trab.“, schloss ich, bevor er etwas sagen konnte.
„Ugh, du hast keine Ahnung.“ Sein Blick wanderte kurz zu zu Artjom, der Maeve hielt. „Naja, vielleicht doch.“
„Sie ist ziemlich entspannt.“ Ich legte den Kopf schief. „Wie geht es dir davon abgesehen?“
Ihm war bewusst, dass ich wegen Seans Tod fragte. Wir hatten nicht viel Zeit gehabt darüber zu sprechen. Seit ich Moms Zusammenbruch vor einiger Zeit mitbekommen hatte, versuchte ich mich daran zu erinnern, dass ich nicht die einzige war, die trauerte.
Kennard ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Dann erklärte er langsam mit sehr kontrollierter Stimme, dass er lerne zu akzeptieren, dass sein bester Freund nicht mehr war. Es fiel ihm sichtlich schwer, die Fassung zu behalten. Ich nahm seine Hand und drückte sie kurz, auch damit ich nicht in Tränen ausbrach. Für einen kurzen Moment überlegte ich, Kennard in einen Teil von Seans und meinem Geheimnis einzuweihen, damit er verstand, warum ich in den letzten Momenten bei ihm war und warum Maeve zu mir gekommen war. Doch da lächelte Kennard und drückte meine Hand wieder.
„Ich bin froh, dass er dich hatte.“, sagte er weniger traurig als zu vor. Dann sah er sich rasch um, als wolle er sich versichern, dass uns niemand zu hörte. „Du weißt, dass Kristen, Pops und ich es riechen können?“ In seinen Worten schwang Amüsement mit.

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Schmollend schob ich die Unterlippe vor. Artjom hatte es am Morgen angedeutet, dass die Werwölfe meine Schwangerschaft möglicherweise wahrnehmen würden.
Kennard mustere mich abermals. Es gelang mir ein Lächeln auf mein Gesicht zu zwingen. „Behaltet es noch etwas für euch, ok?“
Er nickte und fragte, ob es in Ordnung sei zu gratulieren oder … Nun boxte ich meinen Cousin. „Du bist doof.“ Danach grinste ich wie ein Honigkuchenpferd. Oh, es war mehr als in Ordnung zu gratulieren.
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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Töchter

Beitrag  Akki Do Nov 21, 2019 9:05 pm

Töchter

Irritiert legte ich den Kopf schief und lauschte. Ganz sachte schob ich meinen Bürostuhl vom Schreibtisch Richtung Tür und kippte dann die Lehne nach hinten. Inzwischen hatte ich einige Erfahrung in diesem Manöver, so dass ich (meistens) keinen Unfall baute. Erleichtert sah ich beide Mädchen zusammen am Puppenhaus sitzen. Maeve spielte hingebungsvoll mit ihrer Lieblingspuppe und war dabei ganz in Gedanken versunken. Adeline hingegen …

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Die kleine Fee hatte sich gerade auf den Pampershintern fallen lassen und schob missmutig die Arme vor dem Körper zusammen. Ich rollte mit den Augen. Als mein Unterbewusstsein registriert hatte, dass ich die Kinder nicht hörte, war mir klar gewesen, dass etwas im Argen lag. Maeve war der geringere Grund für Sorge. Mit ihren vier Jahren war sie das ausgeglichenste Kind, das ich kannte. Sie war freundlich und liebevoll, nahm niemanden irgendwas übel. Roxanne meinte letzthin, dass Riverview eine Geburtenschwemme hätte, wären alle Erstgeborenen wie Maeve – jeder würde sofort einen ganzen Stall davon haben wollen. Nicht, dass Maeve nicht auch ihre Momente hatte – sie waren nur selten und jeder Idiot (sogar ich) konnte den Grund herausfinden. Bei Adeline gelang mir das nicht immer. Ich redete mir ein, dass sie als Fee sämtliche Schwingungen im Haus mitbekam und sensibel darauf reagierte. Artjom lachte mich aus und sagte ziemlich deutlich, dass sie eine kleine, unzufriedene Mistbiene sei. Natürlich um sie kurz darauf zu herzen und zu knuddeln und mit Melonenstückchen zu füttern, obwohl es kurz vor dem Abendessen war. Das tat er mit Maeve auch, aber da machte es mir nichts aus. Vermutlich weil Maeve beim Abendessen nicht mit ihrem Brei werfen würde, nachdem sie keinen Hunger hatte …

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Alles in allem kamen wir gut mit den Mädels zurecht. Während meiner Schwangerschaft mit Adeline hatten mit Artjom und die anderen viel abgenommen, auch wenn ich kaum unter Schwangerschaftsproblemen gelitten hatte. Unangenehmer war es für Asher und Josiah, die David früher als erwartet die Sache mit der Männerschwangerschaft erklären mussten.


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Dass Adeline eine Fee war, stellte sich erst nach der Geburt heraus. Als Säuglinge hatten Feen nicht direkt Flügel, es umgab sie mehr ein konstantes Glitzern. Nachdem die herangewachsen war, bildete Adeline Flügelchen, die genauso blau waren, wie die ihres Vaters. Auch ihre Augen waren blau, während die schwarzen Haare von ihrem Großvater Jamie stammen mussten. Mom war nicht begeistert - zunächst. Ich fürchtete eine Weile, dass sie Adeline ablehnen würde. Doch mittlerweile liebte sie ihre Feenenkelin heiß und innig, genau wie Dad. Beide Mädchen wurden unendlich von ihnen verwöhnt. Bei mir war Mom da weniger zimperlich – sie unterließ es selten mich auf meine Verpflichtung einen diesseitigen Erben zu gebären hinzuweisen.

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Adelines erstes Quengeln ließ mich ins hier und jetzt zurückkehren. Doch bevor sie richtig loslegen konnte, hörten wir unten die Haustür.
„DADDY!“, schrien die Mädchen unisono. Manchmal hatte ich das Gefühl es mit zwei von Pawlows Hunden zu tun zu haben, so gut waren sie auf das Geräusch der Haustür abgerichtet.
Adeline vergaß zu quengeln. Sie flatterte mit den Flügeln, so dass sie wackelig auf ihre Beine zu stehen kam. Maeve legte ordentlich ihre Puppe ins Puppenbett und rollte sie über die Seite um den Schwung zu nutzen um zum Stehen zu kommen. Auf beiden Gesichtern war ein breites Grinsen zu sehen.
Prustend lachte ich los – die beiden anzuschauen war einfach köstlich! Natürlich hatte ich nicht bedacht, dass ich immer noch halb in meinem Bürostuhl lag ….
RUMS!
„Daddy, Mommy ist mal wieder hingefallen.“

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Später am Abend, als die Mädchen in ihren Betten lagen, ging ich die Post durch. Ein paar Rechnungen, Werbung, … dann fiel mir ein Brief des Jugendamts in die Hände. Für einen kurzen Moment setzte mein Herz aus. Das konnte nichts Gutes heißen! Nachdem wir die Vormundschaft für Maeve erhalten hatten, hatte wir kaum noch Kontakt mit dem Amt gehabt. Warum meldeten sie sich jetzt aus heiterem Himmel? Kurz überlegte ich, Artjom zu rufen, damit er den Brief öffnete und mir schonend bei brachte, was drin stand. Doch dann schüttelte ich den Kopf und riss dem Umschlag entschlossen auf. Rasch überflog ich den Inhalt. Ein großes Fragezeichen machte sich auf meinem Gesicht breit. Kurz darauf wechselten sich Wut und ein leises Gefühl von Freude ab. Mit dem Brief in der Hand ging ich in unser Badezimmer, wo Artjom sich bereits die Zähne putzte. Er schielte mich über die Zahnbürste fragend an. Nachdem ich ihm den Brief reichte, klappte ich den Toilettensitz herunter und lungerte mich darauf.

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Mit der einen Hand putzte Artjom sich die Zähne zu Ende, während er in der anderen Hand den Brief hielt und ihn las. Dann spuckte er endlich den Schaum ins Waschbecken. Er wollte etwas sagen, und obwohl mich wirklich interessierte, was er zu sagen hatte, konnte ich meine eigenen Gefühle nicht länger beherrschen. „Lass uns das bitte machen, am besten heute noch! Aber wie kann sie das nur tun? Immerhin ist...“
Weiter kam ich nicht, denn Artjom schloss meinen Mund mit einem minzig-frischem Kuss. „Eins nach dem anderen, Kaninchen“, sagte er dann.
Schmollend schob ich die Unterlippe vor. Ich setzte an zu antworten, doch diesmal kam Art mir zuvor.
„Natürlich adoptieren wir Maeve. Heute wird schwierig, die Ämter haben schon zu. Aber gleich morgen früh leiten wir alles in die Wege. Was Nakishas Entscheidung betrifft ...“ Er zuckte mit den Schultern und begann sein Hemd aufzuknöpfen. „Die letzte richterliche Entscheidung ist, sie die nächsten Jahrzehnte in der Anstalt zu belassen. Es ist von ihr nur fair gegenüber Maeve, ihr auch gerichtlich und namentlich eine Familie zu geben.“
Fair war alles andere, was mir in Bezug auf Nakisha einfiel. Trotzdem nickte ich und sprang vom Toilettensitz auf – zumindest war das mein Plan. Natürlich stolperte ich über meine eigenen Füße und vielleicht auch den Duschvorleger.

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Wie üblich fing Artjom mich auf. Sein leises Lachen ignorierte ich und schob mein Gesicht in sein halbgeöffnetes Hemd. Tief sog ich seinen Geruch ein. „Ich liebe dich“, sagte ich in seine Haut.
„Hm, ich schätze du hast gesagt, dass du mich liebst.“ Er legte seine Arme um mich küsste meinen Scheitel. „Ich liebe dich auch.“

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Am nächsten Tag leiteten wir wirklich alles in die Weg um Maeve zu adoptieren. Ich schob alle negativen und zweifelnden Gedanken an Nakishas Entscheidung ihre Tochter zur Adoption freizugeben beiseite. Für mich und Artjom machte das Stück Papier, dass wir einige Monate später in der Hand hielten, keinen Unterschied. Maeve war unser Kind, unsere älteste Tochter. Dass einzige, was das Stück Papier einfacher machte, war der Umgang mit Ärzten und Institutionen, zumal wir Maeves Nachnamen in Felinger ändern ließen. Keiner stellte mehr in Frage, dass sie unser Kind war. Wenn Maeve im kommenden Jahr in den Kindergarten und die Vorschule kommen würde, würde auch keiner dumme Fragen stellen, warum sie einen anderen Nachnamen als ihre Eltern hatte. Und natürlich würde uns das noch eine ganze Weile von dem unangenehmem Gespräch befreien, dass wir früher oder später führen müssten…
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Felinger Legacy - Seite 9 Empty Interludium – Auf eine Tasse Tee 1

Beitrag  Akki Sa Nov 23, 2019 5:10 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 1
Jamie starrte die Senseperson an. Nach all den Jahren, nein Jahrzehnten hatte er schon nicht mehr damit gerechnet …
„Keine Sorge, ich bin nicht hier, um dich abzuholen“, ertönte eine unverkennbar weibliche Stimme. Die Senseperson warf ihre Kapuze zurück. „Ich will mit dir über Geshtinanna sprechen.“ Felicia grinste. „Ich hab Tee mitgebracht.“
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Beitrag  Akki Fr Nov 29, 2019 1:06 pm

Umzug

Ein paar Tage, nachdem wir „den Wisch“, wie ich das Adoptionspapier fortan bezeichnete, erhalten hatten, bat ich Mom auf einen Kaffee herüber zu kommen, während die Mädchen ihren Mittagsschlaf hielten. Sie und Artjom gingen mittlerweile wesentlich herzlicher miteinander um. Nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass Mom ihm etwas übelnahm. Entweder, dass er Jamies Sohn war oder, dass er ein Fee war und unsere Tochter deswegen auch.
Doch um Jamie, Feen oder nicht Feen sollte es bei diesem Gespräch gar nicht gehen. Stattdessen bat ich Mom, mit Art und mir zu überlegen, wann und wie wir Maeve mitteilen sollte, dass wir nicht ihre biologischen Eltern waren. Mom und Asher waren von einer Großcousine aufgezogen worden, Grammy Ruth, die vor ein paar Jahren gestorben war. Sie hatte den Zwillingen erst im Teenageralter erzählt, wer ihre eigentlichen Eltern gewesen waren. Nun, wenigstens mussten wir Maeve nichts von magischen Zeugungen und ehemaligen Sensemännern erzählen. Die deine-Mutter-hat-deinen-Dad-umgebracht-Sache war natürlich viel einfacher … nicht.

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Und vielleicht nicht das passende Thema fürs erste Gespräch. Mom wollte nicht schlecht über Ruth sprechen, aber sie ließ schon durchblicken, dass sie sich gewünscht hätte, schonender auf diese Offenbarung vorbereitet worden zu sein. Letztlich, so schloss sie, gäbe es aber vermutlich kein allgemeingültiges Rezept. Wir sollten auf unser Gefühl hören…
Ich fand das Gespräch fruchtbar, auch wenn es mich wurmte, keine direkte Anleitung erhalten zu haben. Ich würde es Artjom überlassen, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Die Mädchen und er waren ohnehin unzertrennlich und er hatte immer ein gutes Gespür für ihre Bedürfnisse.

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Ich begleitete Mom noch hinüber. Sie war sehr still, was nicht ungewöhnlich für sie war, aber sie wirkte müde und erschöpft. Üblicherweise sprühte sie vor Energie. Vorsichtig erkundigte ich mich nach ihrem Befinden.
Mom grinste schief. „Deine Eltern sind nicht mehr die Jüngsten, Joni. Wir werden älter.“ Sie warf einen Blick über die Schulter zur Scheune. „Adam und ich haben darüber nachgedacht mit euch zu tauschen.“
Ich machte ein wenig intelligentes Gesicht und ein dazu passendes Geräusch. Mom deutete zum Haus. „Nachdem Asher und Josiah mit David nach Moonlight Falls gezogen sind, ist das Haus für uns viel zu groß. Ich hab mit Asher gesprochen, er hält es auch für vernünftig. Tatsächlich hat er den alten Getreidespeicher zurückgekauft, so dass er und Josiah dort wohnen können, wenn sie zurückkehren.“
Langsam machte es bei mir klick. „Ihr wollt, dass wir das Haus nehmen und in die Scheune ziehen.“
Mom sah mich belustigt von der Seite an. Freundlicherweise sparte sie sich einen Kommentar zu meiner langen Leitung. „Die Zimmer oben sind etwas klein geraten.“ Es klang fast entschuldigend. „Da haben Maeve und Adeline kaum Platz, besonders wenn sie in die Schule kommen. Außerdem … außerdem braucht ihr ja irgendwann noch mehr Platz, nicht wahr?“
Dieses Mal war meine Leitung kurz. Wie könnte sie es auch nicht sein? Mom erinnerte mich regelmäßig daran, dass Adeline als Fee nicht meine Erbin sein konnte und deswegen ein diesseitiges Baby her musste. Ich unterdrückte mein Augenrollen nicht wie so oft, schluckte aber eine Antwort runter.
Mittlerweile waren wir am Haus angekommen. Mom musterte mich. Sie hatte mein Augenrollen mitbekommen, dass wusste ich. Deswegen erwartete ich einen Kommentar von ihr. Doch stattdessen nahm sie mich rasch in den Arm. „Ich lieb dich, Joni.“
Überrascht stotterte ich eine Erwiderung. Mom lächelte milde und ich ging verwirrt in die Scheune zurück.

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Die Renovierungsarbeiten begannen kurz darauf. Mom stürzte sich mit Feuereifer darauf. Dad scherzte manchmal, sie hätte Architektin oder Innenausstatterin werden sollen. Obwohl Mom so energiegeladen an das Projekt heranging, bemerkte ich doch, wie das Alter ihr zusetzte. Auch Dad merkte man sein Alter langsam an. Mom schien jedoch schneller zu erschöpfen und längere Ruhephasen zu brauchen als Dad, der nach wie vor einhändige Klimmzüge machte, Halbmarathon lief und stundenlang den Trainingsdummy verprügelte. Nacheinander natürlich…

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Neben meinen Eltern alterten natürlich auch alle anderen. Mick, Roxannes Sohn, ging mittlerweile zur Schule. Die Spiele-Dates, die Roxanne und mir vorschwebten, kamen seltener zu Stande als wir gehofft hatten. Roxanne arbeitete sich beharrlich die Dienstleiter hinauf. Sie und Kelsey waren zusammengezogen (mit vier statt fünf Konsolen) und schienen als kleine Familie sehr glücklich. Mick und Kelsey kamen hervorragend miteinander aus. Roxannes Mutter war wider erwarten nach dem Auszug von Kind und Enkel nicht durchgedreht. Tatsächlich übernahm sie danach viele Ehrenämter in der Stadt. Wenn man etwas brauchte oder einen Handwerker suchte, war Mrs. Moffet die Person, zu der man gehen musste. Sie kannte jeden und alles!

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Mit Maeve sollte auch Ezekiel in den Kindergarten kommen. Er kam blendend mit meinen Töchtern aus und war wesentlich häufiger zu Gast als Mick. Wenn Sean recht hatte, war er ein Magier, doch davon merkte man zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Als Kristen das zweite Mal schwanger wurde, hatten wir Eze noch häufiger zu Gast. Kenny floh ganz gern mit dem Jungen zu uns, wenn Kristen einen Putzanfall bekam oder einfach mit schlechter Laune durchs Haus tigerte. Gelegentlich stieß in diesen Tagen Tai dazu, die das erste Mal schwanger war und trotz (oder vielleicht gerade wegen) ihrer analytischen Art häufig vor Felix Reißaus nahm, der die Schwangerschaft sehr wissenschaftlich anging. Viel lieber beschäftigte sich Tai dann mit Maeve (Adeline machte Tai zu schnell klar, was sie wollte, wann sie es wollte und was sie nicht wollte – ich ließ Tai im Glauben, dass Ade die Ausnahme war).

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Wenn ich nicht der Verwandtschaft Obhut gewährte, meine Töchter großzog oder an meinen Comics arbeitete, verbrachte ich die meiste Zeit mit Artjom. Das hatte sich nicht geändert, auch wenn wir mittlerweile seltener ausgingen. Riverview bot dazu weniger Möglichkeiten und wir ließen die Mädchen nicht gerne zu häufig bei meinen Eltern. Artjom hatte sich nachgerade zu einem häuslichen Simo gewandelt. Er stattete mich immer noch gerne aus, ging gern mit mir Tanzen, Essen oder ins Kino, aber er malte genauso gern mit Maeve, tollte mit Ade durchs Haus oder las den Mädchen vor. Er schreckte vor dem Backen von Geburtstagskuchen nicht zurück, putzte das Badezimmer ohne zu murren und schaffte es den Stress seines Jobs im Büro zu lassen. Als ich ihn einmal fragte, womit ich einen so perfekten Mann verdient hatte, lachte er nur.
„Weil du die perfekte Frau bist, die mir meinen Platz im Leben gibt.“

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Beitrag  Akki Sa Dez 07, 2019 9:59 pm

Neue Räume

Mom hatte bei der Renovierung alles gegeben. Für Dad und sich hatte sie die Scheune zu einem hübschen Altenwohnsitz hergerichtet. Dads Fitnessgeräte fanden dort ihren Platz genau wie Moms Staffelei und ein kleines Gästezimmer mit dem alten Etagenbett, das sich schon länger in unserem Besitz befand als ich auf der Welt war.

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Ein anderes Erbstück, bzw. zwei, fanden ebenfalls ihren Platz: Die alten Hängesessel, die meine Vorfahrin Kira angeschafft hatte, wurden von Artjom, der sich auf Anhieb in sie verliebte, zum Restaurator gebracht. Mom installierte sie anschließend in der Küche, die auch endlich neue Möbel und Geräte erhielt. Allerdings konnte Artjom die Sessel nicht oft genießen, denn Maeve und Adeline liebten es sich darin zu fläzen oder zu spielen.

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Artjom und mein Schlafzimmer befand sich in meinem alten Zimmer – das war mir wesentlich lieber, als das Schlafzimmer meiner Eltern zu übernehmen, neue Einrichtung und Tapeten hin oder her. Ihr Zimmer übernahm Maeve, die ganz leise und mit großen Augen danach gefragt hatte, als wir den Kindern von dem Umzug berichteten. Ich glaube, es war das große Badezimmer, mit der riesigen Wanne, dass sie überzeugte. Adeline war es egal, welches Zimmer sie bekam. Sie hielt es ohnehin nie lange an einem Ort aus. Mom renovierte für sie das alte Zimmer von Asher und Josiah. Das ehemalige Zimmer der Zwillinge wurde das Arbeitszimmer. Wir teilten das Wohnzimmer etwas anders auf, als es meine Eltern und Onkel genutzt hatten. Der alte Teetisch von Akki samt Service wurde an meine entfernte Cousine Zoe Lace verschenkt. Das letzte Zimmer, Davids ehemaliger Raum, wurde zunächst als zusätzliches Spielzimmer für die Mädchen genutzt.

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Beitrag  Akki Sa Dez 07, 2019 10:03 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 2

Mit der Sensefrau Tee trinken … Jamie fiel genau eine Person ein, die nur einen trockenen Kommentar dafür gehabt hätte. Oder einen sehr verwirrenden. Rasch schüttelte er den Kopf, um sie aus dem Sinn zu bekommen. Komisch, nach der Geschichte mit Ayah hatte er eigentlich gar nicht mehr an diese andere Sima gedacht und nun kam sie ihm ungebeten in den Sinn.
„Nur damit ich das richtig verstehe.“ Felicia spielte mit ihrer Sense. Als sie die nervöse Handlung bemerkte, zuckte sie mit den Schultern und ließ ihr Arbeitsgerät verschwinden. „Geshtinanna hat dich aus einer Parallelwelt nach hier geholt. Damit du versteinerte Tomaten herstellst, die sie dann versteckt, um damit die Felingers zu schützen?“
„So ungefähr. Nur dass es nicht nur eine Parallelwelt, sondern ein Paralleluniversum war – d.h. ich bin nicht vom Planten Erde gekommen und Geshtinanna hat die Tomaten nicht selbst versteckt, sondern dafür hatte sie auch einen … Handlanger?“
Schnaubend griff Felicia nach ihrem Tee. „Das hat sie ja alles fein geplant.“
Einträchtig nippten der Vampir und die Sensefrau ihren Tee, beide wirren Gedanken nachhängend.
„Und wie lange sie es geplant haben muss ...“
Felicia sprach mehr zu sich selbst, das wusste Jamie, und doch erwiderte er: „Du musst in deinen Überlegungen die parallelen Universen, die unterschiedlichen Zeitebenen und das alles berücksichtigen. Sonst hätte der Reset nicht funktioniert. Und auch Akkis Zuflucht nicht, ohne die es den Reset nicht gegeben hätte. Und damit die Felinger-Familie nicht.“
„Hm.“ Felicia nickte. Sie musterte den Vampir ausgiebig. „Was genau hat dich dazu bewegt einer fremden Beobachterin in eine andere Welt … äh ein anderes Universium zu folgen.“
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Beitrag  Akki So März 22, 2020 3:58 pm

Kaputt

Maeve und Adeline entwickelten sich großartig. Maeve blühte in der Schule richtig auf. Sie war immer noch ein stilles und zurückhaltendes Kind, aber ihre Wissbegier lockte sie oft genug aus der Reserve. Sie hatte noch vor der Einschulung Lesen und Schreiben gelernt und verbrachte ihre Freizeit am liebsten mit beidem. Zu meiner Verwunderung begann sie eine intensive Brieffreundschaft mit David. Der war mittlerweile im Teenageralter und raubte seinen Vätern und Lehrern in Moonlight Falls den letzten Nerv. Sein Talent für Magie ging mit einer gewissen Risikobereitschaft einher, was Asher und Josiah schlaflose Nächte bereitete. Umso mehr wunderte, aber erfreute es uns gleichzeitig, seine Bereitschaft sich in langen Briefen mit der kleinen Maeve auszutauschen. Es verging kaum ein Tag, an dem kein Brief ins Haus flatterte oder Maeve einen Brief in den Postbriefkasten warf.

Adeline ging mittlerweile zur Vorschule, die sie mit einem Wort beschrieb: langweilig! Sie lernte nicht besonders gerne und zeigte selten Anstrengungsbereitschaft. Lieber tobte sie. War Maeve ruhig, war sie wie ein kleines Duracellhäschen. Die alte Ballettstange von Asher wurde rausgesucht und Dad tat sein möglichstes die kleine Fee auszupowern.

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Artjom war bei der Staatsanwaltschaft mittlerweile sehr erfolgreich. Ich hatte ihn nur ein oder zweimal vor Gericht gesehen. Jedes Mal war ich beeindruckt und glühte vor Stolz. Jedes Mal war es ziemlich schwer es bis nach Hause zu schaffen …

In langen Gesprächen hatten wir das Thema „drittes Kind“ immer wieder verschoben, bevor wir nach Maeves Einschulung auf Verhütungsmittel verzichteten. Wo eine einzige Nacht gereicht hatte, um Adeline zu zeugen, dauerte es fast ein Jahr, bis ich eine erneute Schwangerschaft feststellte.

In den folgenden neun Monaten war ich ein einziges Wrack. Sowohl körperlich als auch seelisch setzte mir diese Schwangerschaft sehr zu. Vielleicht lag es am höheren Alter, aber ich hatte sehr mit Übelkeit und Schmerzen zu kämpfen. Jeden Tag ging mir im Kopf umher, ob das Kind eine Fee oder ein diesseitiger Sim sein würde. Mom hatte das Thema nicht mehr verbal angeschnitten, aber ihre Blicke reichten mir. Würde Baby Nummer 3 eine Fee sein, würde ich schleunigst wieder schwanger werden müssen, um einen Erben zu produzieren. Der Gedanke ängstigte und stieß mich ab. Innerlich wütete ich ob dieses Drucks – mir und dem Ungeborenen gegenüber. Zwar hatten sich die Beobachter seit dem Zwischenfall im Gemeinschaftsgarten nicht mehr gemeldet, aber durch ihre Existenz war ich überhaupt in der Situation.

Die körperlichen Beschwerden und mein seelischer Zustand, machten mich unausstehlich. Ich stritt oft mit meiner Mutter, deren unausgesprochene – und vielleicht von mir auch nur eingebildete – Erwartungshaltung mich sehr dünnhäutig machte. Zudem beobachtete sie Maeve sehr genau, als wolle sie herausfinden, ob sie auch Geister sehen konnte. Eines Tages machte ich meinem Ärger Luft und warf ihr an den Kopf, Teil von Seans Unglück gewesen zu sein. Sie hatte ihn von Anfang an zum Geisterjäger ausgebildet. Er hatte gar keine andere Wahl als in ihre Fußstapfen zu treten. Ob er das wollte oder nicht, schien niemanden zu interessieren.

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Mom starrte mich danach sprachlos und mit leerem Gesichtsausdruck an, bevor sie sich auf der Stelle umdrehte und das Haus verließ. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, was ich gesagt hatte. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Kurz wollte ich mich zu einem Ball zusammenrollen und heulen, doch dann schluckte ich mein Schluchzen herunter und suchte Dad, damit er sich um Mom kümmern konnte. Ich gestand ihm, was ich getan hatte und erwartete Enttäuschung und Wut. Doch er klopfte mir nur auf die Schulter und wies mich lediglich ob meiner Wortwahl und meines Tons zurecht. Keine Strafpredigt der Welt hätte mich mehr beeindrucken können.

Am nächsten Tag bat ich Mom um ein Gespräch. Sie wollte, dass Dad dabei blieb. Ich brachte eine schlichte Entschuldigung hervor, die sie akzeptierte. Dann bat ich sie, Maeve mit Geistern in Ruhe zu lassen – selbst wenn sich herausstellen sollte, dass sie sie sehen konnte. Mom nickte stumm. Sie und Dad sahen sich kurz an, dann rang sie sich ein Lächeln ab. Wir sprachen danach nie wieder davon, aber ich hatte das Gefühl, dass es unsere Beziehung sehr verschoben hatte. Sie ging bald wieder herzlich und liebevoll mit mir um, aber ich hatte das Gefühl, etwas kaputt gemacht zu haben. Etwas, das sich nicht reparieren ließ.
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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:00 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 3

„Ein Paralleluniversum.“ Für einen kurzen Moment überlegte Jamie Felicia abblitzen zu lassen. „Ich habe auf Lunar Lakes einen großen Fehler gemacht. Ein Verbrechen verübt. Ausgerechnet an der Sima, die ich ...“ Er brach ab. Vielleicht hätte er doch besser geschwiegen.
Felicia legte den Kopf schief.
Jamie hatte sich derweil entschieden, doch weiterzusprechen: „Mit den Jahren bin ich zu der Einsicht gekommen, dass Kira – das war die Sima damals – es wahrscheinlich nie so empfunden hat, sondern meine eigenen Schuldgefühle mich dazu trieben wegzulaufen und Geshtinannas Angebot anzunehmen.“
„Kira? So wie in Kira … äh... Kira?“
Jamie starrte die Sensefrau verwundert an. Sollte sie seine Kira kennen? Natürlich musste hier irgendwo eine Parallelkira existieren, doch er hatte sie nicht gefunden.
„Woah“, machte Felicia und hielt sich die Hände vor den Mund. „Hrmpf. Sie hat es dir nicht gesagt oder?“ Sie fragte sich, warum Jamie das nicht gesehen hatte! Er wusste von Akkis Zuflucht und von dem Reset, von den Felingers und alles andere – aber das Kira die Stammmutter der Felingers war, hatte er nicht mitbekommen?
Die Irritation des Vampirs wuchs von Sekunde zu Sekunde. Doch noch bevor Felicia ihm erklären konnte, was sie meinte, erschien Geshtinanna vor den beiden Sims.
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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:03 pm

Kind Nummer 3

Der einzige, den mein Verhalten in der Schwangerschaft nicht beeindruckte, war (wie immer) Artjom. Jede Grille nahm er mit einem Lächeln hin. Er massierte Schultern und Füße, brachte mir alles, was ich wollte (egal um welche Uhrzeit) und strich Wogen glatt, die mein Verhalten aufwarf. Er war auch der einzige, dem ich meine Ängste mitteilte.

Das waren die seltenen Momente, in denen er seine lebensfrohe Art beiseite schob. An seinen geballten Fäusten konnte ich die Knöchel weiß hervortreten sehen.
„Kaninchen, ich wünschte, ich könnte die Beobachter einfach in Luft auslösen. Und die ganze Felinger-Erben-Sache gleich mit.“ Obwohl sein Tonfall so kontrolliert war, spürte ich seine Unruhe. Und tatsächlich half es mir mehr als alle Worte zu wissen, dass er in dieser Hinsicht genauso fühlte. Ich war nicht allein.

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Abgesehen von der Beobachtersache und dem Druck freute sich Artjom sehr auf das Baby. Ich war immer etwas hin und hergerissen. Was, wenn das Baby wieder eine Fee war? Würde ich es deswegen weniger lieben? Und wenn es diesseitig war, würde ich es anders behandeln, weil es mein Erbe sein würde? Was war mit meinen Töchtern? Würden sie darunter leider müssen? Die zweite Geige spielen müssen?
Doch Artjom wurde nicht müde auch diese Sorgen zu zerstreuen.
„Ich verstehe deine Sorgen und deinen Kummer, Kaninchen. Doch ich kenne dich auch in- und auswendig. Du wirst dieses Baby genauso lieben wie Maeve und Adeline. Du wirst – egal ob es einen okkulten Status hat oder nicht – die Mädchen nicht vernachlässigen und du wirst versuchen alles Unheil, allen Druck und allen Kummer von den dreien fernzuhalten.“
Bei den Worten „okkulter Status“, begannen direkt meine inneren Alarmglocken zu schrillen. „Oh mein Simmer, es könnte auch ein Vampir sein. Was we-...“
Artjom unterbrach mich mit einem Kuss. Seine Lippen vibrierten vor unterdrücktem Lachen. „Stopp, stopp, stopp, Kanichen“, beeilte er sich danach zu sagen. Er strich über meinen Bauch. „Versuch gar nicht erst darüber nachzudenken.“
Ich wollte protestieren, doch Art sah mich so ernst und bestimmt an, dass die Widerworte mir im Hals stecken blieben. Ich atmete bewusst ein uns aus. Art hatte Recht – warum sich jetzt schon sorgen? Das konnte ich noch ausreichend, wenn das Baby erst mal da war.



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Thomas Felinger war ein Winterkind. Es hatte wieder gefühlte Tonnen von Schnee gegeben, die uns bis in den Frühling erhalten bleiben sollten. Als die Wehen einsetzten, war Vollmond. Mom litt unter akuter Schlaflosigkeit, Dad hatte einen Hexenschuss, Maeve war ungewöhnlich unruhig, während Adeline mit einer dicken Erkältung und trotz des vitalisierenden Effekts, den der Mond auf Feen hatte, stiller als als sonst. Selbst Artjom schien etwas nervös.
Und das war das einzige, was an Thomas und seiner Geburt ungewöhnlich war. Die Geburt dauerte nicht ungewöhnlich lange oder kurz, es traten keine Komplikationen auf und unser Sohn war so gewöhnlich, so diesseitig, wie er als Felinger nur sein konnte. Und wie Artjom es vorausgesagt hatte, traten alle meine Sorgen und Ängste in den Hintergrund, kaum dass mir dieses verquollene, verschrumpelte Häufchen Sim überreicht wurde.

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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:07 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 4


„Hast du nicht irgendetwas zu tun? Rentner? Alte Haustiere? Unfallopfer?“ Geshtinanna verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Felicia an.
„Wow, und da sagen die Sims wir Senseleute wären unempathisch...“, murmelte Felicia. Ihre Sense erschien aus dem Nichts. Sie schulterte sie. „Weißt du Geshtinanna, ich wäre ja fast mit an Bord gewesen, aber so lange du deinen Verbündeten nicht die ganze Wahrheit erzählst, bleibe ich lieber außen vor.“
„Ganze Wahrheit?“, echote Jamie, der zwischen den beiden Simas hin und her sah.
Geshtinanna sah zu Jamie. „Jamie – Richard … ich verspreche dir, dir sofort zu erklären, was Felicia meint – aber vorher muss ich euch beide bitten, mir zu zuhören.“
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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:11 pm

Thomas

Kaum kam ich mit Tom nach Hause, konnte ich mich schon fast von meinem Sohn verabschieden. Wenn nicht eines der Mädchen darum bettelte, ihn auf der Couch im Arm halten zu dürfen, kamen Mom oder Dad um ihren Enkel zu herzen. Artjom schien einen sechsten Sinn für Toms Bedürfnisse zu haben, denn der Kleine gab kaum einen Ton von sich, da war sein Vater schon zur Stelle.
„Wenn das so weitergeht, wird aus Tom ein verwöhntes kleines Nesthäkchen“, beschwerte ich mich Roxanne.
Sie machte ein genervtes Geräusch. Kurz fragte ich mich, ob ich mich zu oft beschwerte. Doch dann fuhr sie fort: „Glaub mir, ich weiß wie du dich fühlst.“ Sie verlagerte das Gewicht ihre Tochter Corinne, die nur ein paar Monate jünger als Thomas war. „Nur wenn Madame mal wieder durch die Gegend getragen werden will, weil sie sonst die ganze Stadt zusammen brüllt, bin ich gut genug.“ Sie warf einen giftigen Blick zu Kelsey, der vollkommen ahnungslos mit Mick und den Mädchen Konsole spielte.
Ich kicherte. „Soll ich sie dir abnehmen? Tom ist zum Glück nicht so moserig.“
Roxannes Gesichtsausdruck sprach Bände – sie sah so aus, als wollte ich das Baby entführen. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. Ihr Lid zuckte nervös. „Neinein, schon gut. Ich halt sie gerne.“
Ich ersparte meiner Freundin einen Kommentar über schizophrenes Verhalten. Corinne war oft genug anstrengend. Es erinnerte mich manches Mal an Adeline in dem Alter. Eigentlich war meine Tochter noch immer anstrengend ...

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Tatsächlich sprang die kleine Fee in diesem Moment von der Couch auf und verkündete, dass das Spiel langweilig sei. Sie sprintete nach draußen. Maeve legte seufzend ebenfalls den Controller zur Seite und kam zu uns. Freundlich erkundigte sie sich nach Corinnes Wohlbefinden. Roxanne erging sich sofort in Lobpreisung über ihre Tochter, so dass ich ein Augenrollen unterdrücken musste. Klang ich auch so langweilig, wenn ich von meinen Kindern sprach?

Adeline stürmte schon wieder zurück ins Haus und beschwerte sich, dass es allein im Sandkasten auch langweilig sei. Maeve grinste und schob ihre Brille mit einem Finger zurück. Die Geste erinnerte mich stets an Sean, so dass ich jedes Mal schlucken musste, wenn sie es tat. Dann sah das Mädchen auf ihre Armbanduhr.
„Eine Minute und vierundfünfzig Sekunden. Ein neuer Rekord“, stellte sie fest. Sie warf ihrer Schwester einen freundlichen Blick zu und fragte Mick, ob er auch mit kommen wolle.

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Kaum hatten die drei Kinder sich getrollt, hörte ich ein leises Gluckern aus dem Babyphon. Das war meine Chance! Mom hatte gesagt, sie wolle einen Mittagsschlaf machen, Dad arbeitete im Garten und Artjom war noch im Gericht. Roxanne war zu sehr mit Corinne beschäftigt und sollte mir Kelsey in die Quere kommen, dann Gnade ihm Simmer … Ich war schon fast im Kinderzimmer angekommen, als ich Roxanne eine Entschuldigung zu rief.

Ich riss die Tür vielleicht ein bisschen zu heftig auf und stürzte über die Teppichkante. Mit einem lauten Plumps landete ich auf dem Boden.
„Nix passiert!“, ließ ich die Welt wissen. Ich rappelte mich auf und sah erwartungsvoll zum Kinderbett – nur um meine Mutter zu sehen.

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Mom sah mich besorgt an. „Hast du dir was getan?“
„Mittagsschlaf?“, fragte ich einsilbig nach.
Mom wies lächelnd auf den alten Schaukelstuhl. Dabei wiegte sie Thomas, der vergnügte Geräusche von sich gab. „Aber jetzt muss ich mich um die Wäsche kümmern. Kannst du ihn nehmen?“
„Klar.“, erwiderte ich und hoffte man hörte meine Verzweiflung nicht zu sehr.
Mom schien zum Glück unempfindlich gegenüber meiner Stimmung. Sie reichte mir das kleine Bündel Sim. Wieder einmal fiel mir auf, wie alt sie aussah. Ich wollte schon etwas sagen, aber Mom schüttelte den Kopf, so als ahne sie, in welche Richtung meine Gedanken gingen.
„Thomas ist so ein hübsches, liebes Baby.“, sagte sie, bevor sie den Raum verließ.

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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:13 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 5

Geshtinanna skizzierte den Plan, den sie vor langer Zeit in Gang gesetzt hatte.
„Und die Sims, die die Talismane platzieren? Vielleicht sollten wir ein Meeting abhalten, damit wir alle wissen mit wem wir es zu tun haben.“ Unbewusst hatte sich Felicia längst dafür entschieden, Geshtinanna zu helfen, auch wenn die Beobachterin nicht alle Karten offenzulegen schien.
„Sie werden noch zu uns stoßen.“ Als sie bemerkte, dass die kryptische Formulierung nichtssagend war, ergänzte Geshtinanna: „Sie haben noch nicht entdeckt, dass sie diese Reisen unternehmen können, deswegen rekrutiere ich sie erst später.“
„Und das weißt du jetzt schon, weil…?“
„Weil ich mich aus der Zukunft besuche und mir diesen ganzen Plan erkläre.“
„Mein Kopf schmerzt“, war alles was Felicia noch dazu einfällt.
„Ist das nicht durch ein Zeitparadox unmöglich?“, warf Jamie ein.
„Pff.“ Die Beobachterin klang ziemlich undamenhaft. „Hallooo? Ich habe dich aus einer anderen Zeit und einem anderen Raum geholt. Akki hat Sims aus verschiedenen Parallelwelten in einer versteckten Tasche alle Welten zusammengeführt und du kommst mir mit einem Paradox?“
Der Vampir sah zur Sensefrau. „Mein Kopf schmerzt auch.“
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Beitrag  Akki So März 22, 2020 4:14 pm

Interludium – Auf eine Tasse Tee 6

Nach all dem Gerede über Zeit- und Raumreisen, Tote und wiederbelebte Sims, Sims mit bunter Haut, Sims ohne Jahreszeiten, mit Jahreszeiten, ohne Tiere, mit Tieren und Welten, in denen es nur etwa 150 verschiedene Einrichtungsgegenstände gab, sahen Felicia und Jamie wirklich so aus, als bräuchten sie eine Kopfschmerztablette. Geshtinanna ließ zwei Gläser mit Alka-Seltzer vor den beiden Sims erscheinen.
Während die beiden danach griffen, fuhr Geshtinanna fort: „Was ich dir nicht gesagt habe, Jamie – oder Richard?“
„Jamie.“
„Jamie.“ Sie nickte wohlwollend. „Ich habe dir nicht gesagt, was mit der Kira in diesem Universum ist.“
Felicia sah sehr interessiert auf den Boden ihres Glases. Jamie war mit einem Mal hellwach. Er sah zu Geshtinanna, die ihn erwartungsvoll musterte.
Doch dann schüttelte der Vampir den Kopf. „Ich habe nie danach gefragt, Geshtinanna.“ Er legte den Kopf in den Nacken und rieb sich die Nasenwurzel. „Und wenn ich‘s recht bedenke, will ich‘s auch gar nicht wissen.“
Felicia holte kurz Luft, um etwas zu sagen, als ihre SmartWatch einen Alarmton von sich gab.
„Ruft die Arbeit?“, fragte Geshtinanna beiläufig.
Felicia nickte. Sie setzte die Kapuze auf und schulterte ihre Sense. Es graute ihr schon seit einiger Zeit vor diesem Termin. Sie hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, einen Kollegen einspringen zu lassen.
„Was? Musst du nicht los?“
Felicia unterdrückte das Bedürfnis, Geshtinanna die Zunge raus zu strecken. Stattdessen wendete sie sich zu Jamie.
„Danke für deine Gastfreundschaft.“
„Äh...gerne?“
Bevor sie sich aufmachte, informierte Felicia Jamie: „Ich muss Ayah abholen.“
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