Leben auf der Sonneninsel

Da überkamen mich nämlich scheußliche und doch altbekannte Schmerzen und gegen 18:21 Uhr hielt ich unseren ersten gemeinsamen Sohn in den Armen.

Wir nannten ihn Milan und Hans war einfach hin und weg. Natürlich Aina war ebenfalls sein Fleisch und Blut und Soraya hatte er als Tochter akzeptiert, aber Milan war nun mal die Krönung unserer Liebe. Wir kümmerten uns beide um ihn, ehe wir ihn schlafen legten. Nun hatten wir also zwei Kleinkinder und ein Baby zu versorgen, aber zu zweit würde uns das bestimmt gelingen!

Am nächsten Morgen schliefen Aina und Milan noch und ich war ebenfalls zu erschöpft um aufzustehen, also kümmerte sich Hans um Soraya. Er erzählte mir später was passiert war und ich war ziemlich erschrocken.

Hans hatte gerade Soraya gefüttert, als er Wilhelm durch das Fenster sehen konnte. Ich weiß nicht, was er hier wollte und Hans weiß es auch nicht.
Vielleicht wollte er nach seiner Tochter sehen, die er nicht einmal kannte? Oder aber er wollte mir einen Liebesbesuch abstatten. Allerdings schien er sich nicht zu trauen zu klingeln und das war mir ganz recht. So musste ich mich nicht mit ihm auseinander setzen. Ich hoffe, dass er uns in Ruhe lässt, er hat schon genug angerichtet und Soraya bekommt er bestimmt nicht!
Hans drückte Soraya während seines kurzen „Besuches“ fest an sich und mir ist es so auch viel lieber. Eigentlich braucht Soraya gar nicht erfahren, wer ihr richtiger Vater ist… Hans ist ein so viel besserer!
Zum Dank… und weil es mir wirklich Spaß machte, vergnügten wir uns bald darauf erneut im Bett.

Sollte daraus ein weiteres Kind entstehen, würde uns das wohl beide freuen. Wir strebten zwar beide nicht nach einer Großfamilie, hatten aber nichts gegen mehrere Kinder einzuwenden. Und eine wirkliche, gemeinsame Tochter wäre genauso wie ein weiterer Sohn einfach wunderbar!

Unsere Kinder entwickelten sich prächtig und so war unsere Woche einfach wundervoll! So konnte das Leben wirklich weitergehen.

Woche 3,2
Familie Schneider:
Helena Schneider
Niklas Schneider, Sohn von Helena und unbekanntem Vater

Helena Schneider:
Nun wohnte ich also allein bzw. nur noch mit meinem Sohn zusammen. Irgendwie fehlten mir Hans und die kleine Aina. Immerhin gab es jetzt zuhause niemanden mehr, der mich kontrollierte. Ich konnte zwar nicht weggehen, weil ich Niklas schlecht alleine lassen konnte, aber dafür konnte ich mir abends, wenn er schlief, beliebig viele Männer einladen… Gut, es blieb bei einem und dann war auch schon Niklas Geburtstag.

Er wuchs zu einem recht… nun er hatte recht viel von seinem Vater und leider nur wenig von mir geerbt, aber diese Tendenz konnte man ja schon bei ihm als Kleinkind sehen.

Niklas wollte dann auch unbedingt in Hans’ altes Zimmer einziehen, obwohl ich es ihm renovieren wollte. Er findet aber, dass schwarz irgendwie cool ist. Ich lasse ihm da vollkommenen Freiraum, er darf gerne tun und lassen was er will, dass habe ich früher auch gemacht und es hat mir nicht geschadet. Ein weiterer Vorteil ist, dass er ab morgen zur Schule gehen würde… und ich dann wieder Zeit für mich, meine Arbeit und meinen Spaß habe… Oh und da er ein intelligenter Junge ist, darf er ab jetzt die Einträge schreiben… sodass ich das nicht mehr machen muss!

Niklas Schneider:
Na gut… dann schreibe ich eben diese Berichte. Aber in einem hat sich Mutti verrechnet. Ich bin zwar jetzt ein schulpflichtiges Kind, mein Geburtstag ist aber auf einen Freitag gefallen und damit habe ich morgen und übermorgen erst einmal frei. Ob das nun meiner Mutti passt oder nicht ist mir doch egal. Übrigens hat die sich in letzter Zeit ziemlich oft übergeben, was voll eklig war, weil sie zu schlampig ist um das Klo selbst zu putzen und ich das jetzt machen darf und mittlerweile ist sie recht dick geworden.

Ich habe mit Onkel Hans geredet und der war gar nicht begeistert. Mama sei verantwortungslos und so… hat er behauptet. Keine Ahnung was verantwortungslos und Heißhunger miteinander zu tun haben, ist mir aber auch egal. Jedenfalls hat Onkel Hans mit Mama geschimpft, aber diese ist recht ruhig geblieben. „Ich werde schon mit einem weiteren Kind fertig. Niklas ist alt genug um sich weitestgehend selbst zu beschäftigen und ich alt genug um mich um ein Baby zu kümmern.“ „Wer ist denn der Vater?“, hat Onkel Hans dann gefragt. Aber da ist Mutter nur unruhig geworden und hat gesagt: „Ich brauch keinen Vater für meine Kinder!“ Und dann ist Onkel Hans schnaubend gegangen und ich habe mir meinen Teil gedacht. Erwachsene! Wirklich schlimm!
Na ja… eigentlich sind nur meine Verwandten so, die übertreiben es eben immer.
Es gibt nämlich auch andere, interessante Erwachsene… und mit denen unterhalte ich mich recht gerne.

Mama hat gemeint, ich habe eine beängstigende Tendenz zu älteren Frauen, dabei kann ich ja nichts dafür, wenn Wochenende ist und keine Kinder an unserem Grundstück vorbeilaufen. Mutti ist eh unausstehlich seit sie schwanger ist… und hat nie Zeit für mich und da beschäftige ich mich eben selbst.

Tzz… wenn ich nur schon so groß wäre, dass ich Rechnungen bezahlen könnte. Über ihrem ganzen Selbstmitleid hat Mutti nämlich genau das vergessen und dann kam der Gerichtsvollzieher.

Eigentlich ist der Typ echt cool mit seiner Laserpistole, und dass er Muttis Spiegel mitgenommen hat, fand ich auch, dass es ihr Recht geschah, aber dass er meine Lampe geklaut hatte, fand ich nicht so toll. Mutti hat sie zwar gleich wieder ersetzt, aber sie soll nächstes Mal lieber gleich die Rechnungen bezahlen, denke ich. Ansonsten finde ich den Beruf des Gerichtsvollziehers echt cool… ich glaube, dass will ich auch einmal werden, wenn ich größer bin. Dann habe ich auch so ne coole Pistole und kann den Leuten ihre Lampen wegnehmen. Oder den Kindern ihre Spielsachen. Das ist bestimmt lustig!

Dann hatte Mutti nachts starke Schmerzen.

Von ihrem Schreien bin auch ich aufgewacht. Eigentlich hat Onkel Hans gesagt, ich solle ihm anrufen, wenn das passiert, aber irgendwie war ich noch zu müde um daran zu denken. Na ja… Mutti hat es ja überstanden und lebt noch und ich habe jetzt einen Bruder.

Der ist voll klein und voll hässlich. Ich wollte gar keinen kleinen Bruder, aber Mutti sagt, man könne ihn nicht umtauschen. Das ist richtig doof! Aber gut, den will bestimmt eh keiner haben. Er heißt übrigens Martin und wurde Montagmorgens gegen 4:29 Uhr geboren. Mutti hat danach alle unsere Besitztümer verkauft, weil wir wohl umziehen. Toll… dann muss ich wenigstens mein Zimmer nicht mit diesem Stinker teilen…

Tja Montagmorgen sind wir dann umgezogen und ich sollte von da aus in die Schule. Allerdings hat mich beim Anblick unseres Hauses fast der Schlag getroffen.

Bei dem Haus werde ich wohl nie einen Klassenkameraden zu mir einladen können. Ich meine… warum hat Mutti ausgerechnet ein rosa Haus kaufen müssen?

Aber sie ist damit zufrieden und ich bin gleich nach drinnen um zum einen den Anblick loszuwerden und zum anderen zu schauen, ob es innen wenigstens gut aussieht… und nein… tut es nicht! Alles alt und kitschig und rosa oder blumig. Super… hier werde ich mich bestimmt vollkommen wohl fühlen -.- Wohl eher zum Gespött der Schule werden! Aber die Woche ist erst einmal um und ich muss mir vorerst keine Gedanken darüber machen!

Woche 3,2
Familie Spirentelli:
Haushaltsmitglieder:
Corvin & Dorette Spirentelli, Ehepaar
Adam Spirentelli (Kind), Sohn
Belinda Spirentelli (Kind), Tochter
Clemens Spirentelli (Kleinkind), Sohn
Daniel & Emil Spirentelli (Kleinkinder), Söhne, Zwillinge

Adam Spirentelli:
Weil Clemens noch zu klein zum Schreiben ist und Belinda keine Lust hat, werde ich eben vorerst schreiben was so alles passiert. Und das ist wie schon einmal gesagt mal wieder eine ganze Menge bei uns Spirentellis. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass wir mittlerweile fünf Kinder sind! Zu Beginn dieses Wochenabschnittes war allerdings alles wie zuvor. Bell und ich, wir mussten in die Schule gehen, Papa zur Arbeit und Mutti blieb daheim bei unseren drei Kleinen.

Allerdings denke ich, dass es für Bell, Papa und mich in der Schule wesentlich entspannter war wie für Mama. Zwar sind wir mittlerweile schon sieben Schüler, aber das ist wesentlich weniger anstrengend wie zuhause drei Babys (Mama sagt, es seien eigentlich bereits Kleinkinder… was aber laut ihr noch anstrengender wie Babys wären…) versorgen zu müssen. Denn so wie hier schlafen die drei natürlich nur äußerst selten alle zugleich und na ja… das alle zugleich schlafen hat einen Nachteil: Sie wachen auch alle gleichzeitig auf!

Zum Glück spielen sie dann meistens recht friedlich mit dem Spielzeug.

Nur wenn sie alle drei Hunger haben oder in die Windeln machen (Clemens kann zwar schon lange aufs Töpfchen, aber wenn er gerade mit Spielen beschäftigt ist, „vergisst“ er es gerne mal), ist Mama mehr als ausgelastet.
Arme Mama. Da bin ich ja fast lieber in der Schule. Dass es jetzt endlich richtig schneit, finde ich übrigens super, dass ich trotzdem in die Schule muss, weniger gut. Papa macht zum Glück einen „lebensnahen Unterricht“ (so nennt er das) und wir durften zusammen einen Schneemann bauen. Ab morgen bin ich dazu zu alt, dann gehöre ich zu den Teenagern (*ENDLICH!!!*)

Als die Schule (endlich) aus war, habe ich gleich meine Hausaufgaben gemacht. Denn dann muss ich sie nicht nach meinem Geburtstag machen und darauf hätte ich nämlich auch gar keine Lust! Clemens würde mit mir älter werden, er zu einem Schulkind, ich zu einem Teenager… und dann war es endlich, endlich so weit:

Clemens als der Jüngere durfte als erster feiern und wurde zu einem Schulkind, das morgen mit Bell seinen ersten Schultag haben würde.

Danach war ich dran und überließ also quasi meinem kleinen Bruder meinen Platz in der Grundschule…

…um selbst in die Oberstufenklasse zu gehen!

Natürlich nahm ich mir vor Mutti und Vati mit den Kleinen sehr viel zu helfen. Zwar war Clemens ja nun aus dem gröbsten raus, aber die Zwillinge waren allein anstrengend genug.

Gleich nach meinem Geburtstag machte ich mich also daran für meine Eltern und meine Geschwister etwas zu kochen…

Na ja… wie man deutlich sieht, misslang es mir. Bell, die mir netterweise hatte helfen wollen um Mutti und Vati zu überraschend, war wohl selbst zu perplex um sich in Sicherheit zu bringen. Dank unseres Rauchmelders steht der Wohnwagen allerdings noch und meine Eltern haben es auch recht gut aufgenommen. Vati hat gelacht und gesagt, ich solle nächstes Mal besser aufpassen und Mutti hat ebenfalls schmunzelnd das verbrannte Essen entsorgt und mir aufgetragen den Herd zu putzen mit der Bemerkung, dass ich doch nächstes Mal lieber mit etwas leichterem anfangen sollte… wie zum Beispiel belegten Broten und das man Kochen eben nicht nur aus Büchern lernt. Meine Eltern sind in solchen Angelegenheiten echt entspannt… da habe ich richtig Glück gehabt.

Es wurde dann mit dem Essen doch etwas später, aber immerhin saßen wir alle zusammen am Esstisch.

Clemens erzählte von irgendwelchem Spielzeug, mit dem er nun nicht mehr spielen würde und das er an die Zwillinge vererbt hat. Viele behaupten wir seien laut und unerzogen, und zumindest ersteres stimmt häufig. Wenn man auf einem großen Grundstück mit vielen kleinen, schreienden Kindern wohnt, wird man automatisch lauter und gewöhnt sich das Schreien an. Auch das Essen war nie schweigsam, aber immer durfte einer erzählen und der Rest hörte zu. Das war weniger Erziehung als vielmehr Respekt vor den Familienmitgliedern! Danach mussten Bell und Clemens ins Bett. Ich war laut meinen Eltern jetzt alt genug um etwas länger aufzubleiben. Wenn ich es nicht zu sehr strapazierte, konnte ich solange aufbleiben wie ich wollte.
Ich ging allerdings ebenfalls recht bald ins Bett, mein Geburtstag und das Feuer hatten mich angestrengt. Aber es war ein toller Donnerstag.
Am Freitagmorgen war Clemens schon ganz aufgeregt. Immerhin sollte er heute seinen allerersten Schultag haben. Dank Bell und mir machte er sich aber nicht allzu viele Sorgen, immerhin wusste er einiges bereits aus unseren Erzählungen und er musste ja auch nicht allein zur Schule fahren so wie ich damals.

Während wir also in der Schule waren, hatte Vati frei und unterstützte Mutti mit den Zwillingen. Die beiden sind wirklich sehr unterschiedlich und lieben sich doch so absolut… auch wenn man es nicht immer meinen kann…

Zum Beispiel wenn Daniel mal wieder versucht, Emil die Flasche zu klauen, was dieser gar nicht lustig findet. Es ist ja nicht so, dass wir genug Fläschchen haben… aber Daniel macht so etwas gerne.

Allerdings sind das nur kurze Momente, die letzten Endes die Liebe der beiden nur stärkt.

Und wer dieses Bild sieht, wird nicht an der Liebe zweifeln. Übrigens ist es auffällig wie gleich die beiden lachen. Wer auf diesem Bild wer ist, weiß ich nicht. Ich habe sowieso Probleme die beiden auseinander zu halten und konnte es bei dem ersten Bild nur, weil Daniel nun einmal etwas fieser ist wie Emil und Emil bisher nie auf die Idee kam seinem Bruder etwas wegzunehmen. Aber wie gesagt: Sie sind ein Herz und eine Seele.

Als ich von der Schule nach Hause kam, sah ich gleich nach den beiden und traf auch meine Eltern dort an.

Sie versuchten den beiden gerade das Laufen beizubringen, natürlich parallel, weil einer sich sonst vernachlässigt fühlte und wie man gut sehen konnte, schien meine Mutter erneut schwanger zu sein. Die Zwillinge waren noch nicht einmal alt genug um allein das Töpfchen zu benutzen und schon wieder sollte Nachwuchs kommen?

Andererseits… ich liebe alle meine Geschwister und so ein Baby ist echt süß! Deswegen machte es mir auch absolut nichts aus die beiden zu hüten, während meine Eltern ein wenig Zeit miteinander verbrachten und nebenher Essen kochten für die Kleinen, was ich lieber vorerst nicht mehr tat.

Ich selbst konnte dabei nämlich sowieso gut Hausaufgaben machen… und das ruhige Schlafen der Kleinen half mir noch dabei.

Als Bell und Clemens dann aus der Schule zurückkamen, waren beide recht zufrieden. Beide wohl vor allem, weil endlich Wochenende war, obwohl Bell das Lernen an sich eigentlich mochte.

Da Clemens kein ganz so eifriger Lerner war, half ich ihm bei den Hausaufgaben. Auch Bell versuchte uns zu unterstützen. Einmal mehr zeigte sich, dass wir Spirentellis eben zusammenhalten. Danach spielten wir dann noch ein wenig zusammen. Ich wusste, dass Maggie heute ihren Geburtstag hatte und zu einem Teenager heranwuchs und ich nahm mir fest vor, sie gleich anzurufen und einzuladen.

Als es bereits Dunkel wurde, kam ich endlich dazu. Die Kleinen waren nämlich alle zusammen beschäftigt, denn Bell hatte mir zuliebe ihre Brüder dazu animiert mit ihr den größten Bauklötzchenturm der Welt zu bauen! Damit ich Zeit hatte um Maggie anzurufen, denn Bell weiß als einzige von meinen Gefühlen für sie… die mit meinem Eintritt in das Teenageralter nicht weniger geworden sind. Meiner Schwester kann ich vertrauen, sie würde niemals jemandem davon erzählen, sie ist sowieso verschwiegen und Geheimnisse kann sie wie kein zweiter Sim hüten.

Ich rief also sogleich Maggie an und hatte sogar das Glück mit Maggie sprechen zu können. Bei ihr weiß man das nie… sie ist so oft nicht zuhause oder anderweitig beschäftigt, aber heute gab mir Hein sogleich Maggie. „Alles Gute zum Geburtstag!“, sagte ich fröhlich und ich hörte Maggies mittlerweile erwachseneres Lachen. Ich versuchte mir sie als Jugendliche vorzustellen… aber es gelang mir nicht. „Kann ich noch vorbei kommen?“, fragte ich. Maggie druckste herum. „Es ist doch schon recht spät… und Carola schläft und…“ Ich war enttäuscht und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich hörte wie Maggie mit jemand am anderen Ende der Leitung diskutierte und auch, dass sie dabei immer lauter wurde. Dann ertönte plötzlich das Freizeichen… sie hatte aufgelegt, ohne sich zu verabschieden. Ich hätte mir vielleicht Sorgen gemacht, wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass sie das öfters tat. Und mich damit unheimlich verletzte. Sie zeigte mir sehr deutlich, dass sie mich nicht liebte und dennoch konnte ich nicht aufgeben… Auch wenn sie mir immer und immer wieder die kalte Schulter zeigte…

Ich versuchte mir meine Trauer und Wut nicht anmerken zu lassen und lief einfach ein wenig spazieren. Wäre nicht Winter, wäre ich zu den Pflanzen gegangen und hätte mich um diese gekümmert, da es aber leider Winter war, blieb mir als Beschäftigung nur das Aufpassen auf meine kleinen Geschwister und ich konnte gerade einfach nicht den fröhlichen, großen Bruder spielen.
Gegen 10 Uhr kam ich wieder zurück. Mutti sah mich besorgt an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte nicht reden… Also setzte ich mich in unseren Wohnwagen und las ein wenig. Die Kleinen schliefen alle schon selig und meine Eltern waren ebenfalls bereits im Bett, denn Emil und Daniel schliefen noch lange nicht durch und so waren meine Eltern um jede Minute Schlaf froh…

Erschrocken fuhr ich plötzlich hoch. Ich musste eingeschlafen sein, zumindest fühlte ich mich so. Ich legte also das Buch weg und entschied, ins Bett zu gehen. In diesem Moment hörte ich erneut ein schwaches Klopfen und mir war klar, dass mich das auch eben geweckt hatte. Ich war hier draußen aufgewachsen und hatte nie Angst vor der Dunkelheit gehabt, deshalb ging ich auch jetzt einfach zur Tür ohne viel Nachzudenken. Ich meine… ein Mörder würde wohl kaum klopfen?
Als ich sah, wer mich da besuchte, keuchte ich erst einmal erstaunt auf.

„Maggie!“ Ich lief rasch die Treppe nach unten und zu Maggie. Wir umarmten uns und ich sah sie an. Sie war noch hübscher geworden. „Was machst du denn hier? Ganz allein und in der Dunkelheit?“ Maggie lachte nur. „Ach komm Adam. Was soll mir schon passieren? Der Vorteil dieser süßen Insel ist doch, dass man hier alle kennt. Da wird mir schon keiner auflauern…“ Plötzlich verdüsterte sich ihr Blick. „Und ich konnte eben nur jetzt kommen!“, sagte sie. Ich nickte und nahm es eben so hin. Maggie war geheimnisvoll und mir war durchaus bewusst, dass sie mich aus einem großen Teil ihres Lebens ausschloss. „Du siehst wirklich gut aus!“, stellte ich überflüssigerweise fest, nur um das Thema zu wechseln. „Danke!“, sie lächelte mir schelmisch zu. Ich fühlte mich seltsam. Eigentlich hatte ich mich in ihrer Nähe immer total wohl gefühlt… aber irgendwie lag heute Nacht eine Spannung zwischen uns. Die Luft schien fast zu knistern und obwohl es sehr kalt war und sogar ein wenig Schnee lag, war mir fast zu heiß. Maggies schelmisches Lachen war mittlerweile verschwunden. Auch sie schien plötzlich die Spannung zu bemerken. „Äh… ähm… magst du herein kommen?“, fragte ich schließlich vorsichtig, als die Spannung unerträglich wurde. Maggie schüttelte den Kopf. „Ich… ich kann nicht lange bleiben. Lass uns lieber zu eurem Teich gehen… ich liebe ihn!“ Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass ich sie liebe, aber es kamen einfach keine Worte aus meinem Mund. Sie setzte sich in Bewegung und ich sah ihr kurz nach, dann nahm ich all meinen Mut zusammen. Ich hielt sie an der Schulter fest und drehte sie zu mir her. Sie sah mich überrascht an und ehe sie sich von dieser Überraschung erholen konnte, beugte ich mich vor und küsste sie.

Sie stand stocksteif da und ich ließ sofort von ihr ab. Fragend sah ich sie an. Sie wandte den Blick ab. Mein Herz schlug schneller, zu schnell. Es hatte ihr nicht gefallen. Sie liebte mich nicht… es waren die schlimmsten Minuten die ich jemals erlebt hatte. „Maggie?“, fragte ich schließlich zaghaft, weil ich ihr Schweigen nicht mehr ertrug. Nun hob sie den Blick und sah mich an.

„Adam… ich… du… ich… ich muss jetzt gehen!“ „Nein!“, sagte ich sofort und verzweifelt. „Maggie… es tut mir Leid! Ich wollte das nicht, ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen!“ Maggie sagte nichts mehr, sondern drehte sich einfach um. „MAGGIE!“, rief ich ihr hinterher. Sie drehte sich noch einmal um, aber sie blieb nicht stehen und ich blieb zurück… mein Leben hatte keinen Sinn mehr!

Langsam kroch die Kälte meine Beine hoch. Ich hatte sie lange nicht gespürt, war einfach nur dagestanden und hatte der verschwindenden Maggie nachgesehen, selbst als sie schon mehrere Simsstunden nicht mehr zu sehen war und bestimmt längst in ihrem warmen Bett lag. Nun spürte ich die Kälte umso stärker, ich fing richtig an zu zittern. Ich fragte mich, wie lange man wohl brauchte um zu erfrieren? Dann hörte ich ein Schreien und mir war klar, dass einer der Zwillinge aufgewacht sein musste. Ich riss mich von dem Anblick des vereisten Teiches los und machte mich auf den Weg zu den beiden. Maggie mochte mich nicht lieben, aber ich durfte dennoch mein Leben nicht leichtfertig beenden. Ich würde meiner Mutter, meinem Vater und meinen Geschwistern damit viel zu viel Kummer machen. Ein letzter Blick fiel auf den Teich, den Maggie so liebte, dann ging ich in die Hütte und hob Emil aus seinem Bettchen. Er stank ziemlich, also wickelte ich ihn. Danach knuddelte ich ihn und sagte leise: „Du bist mein kleiner Glücksbringer. Ich glaube, wenn du nicht gerade jetzt losgeschrien hättest…“ Ich ließ den Satz unvollendet, legte Emil wieder in die Wiege und wartete bis er schlief. Dann schleppte ich mich in unsere Schlafhütte und legte mich in mein Bett. Nur langsam tauten meine verfrorenen Zehen und Finger wieder auf und es tat ziemlich weh. Aber all dieser körperliche Schmerz war nichts gegen den Schmerz den ich in mir empfand.

Am nächsten Tag lief ich gleich nach dem Aufstehen einfach los. Ich konnte niemandem unter die Augen treten und so rannte ich schnell von unserem Grundstück. Ich hörte Bell mir irgendetwas hinterher rufen, aber ich hielt nicht an. Erst nachdem ich einige Zeit gerannt war, wurde ich langsam langsamer. Überrascht erkannte ich ein neues Gebäude auf der Sonneninsel. Eine Rollschuhbahn. Mir war alles recht um mich von meinen Gedanken abzulenken, also ging ich schnell dorthin und hinein.

Es waren nur wenig Sims da, und keinen davon kannte ich. Ich merkte, dass das Laufen mich hungrig gemacht hatte und fand in der Küche alle Zutaten für Hotdogs. Ich bereitete gleich mehrere vor und stellte die Teller auf den Tisch. Sofort setzten sich zwei ältere Sims zu mir, ein Mann und eine Frau. Wir unterhielten uns kurz, aber es war mehr oberflächliches Gerede. Genau das, was ich jetzt brauchte. Diese Sims kannten mich nicht und stellten keine komischen Fragen, wie ich sie wohl erwarten konnte, wenn ich nach Hause kam. Ich blieb den ganzen Morgen und einen Teil des Mittags dort, ehe ich mich langsam auf den Heimweg machte.
Zuhause fand ich meinen Vater, Bell und Clemens beim gemeinsamen Lernen in unserem Wohnwagen.

Es war ein hübsches Bild. Mutti schlief, die Schwangerschaft nahm sie ein wenig mit, wenn auch lange nicht so sehr wie die Schwangerschaft mit den Zwillingen. Ich wollte rasch wieder verschwinden, aber Bell hatte mich bereits gesehen.
Die Lehrer beschrieben meine Schwester immer als schüchternes, liebes Mädchen. Gegenüber Fremden war sie auch recht schüchtern, aber sobald man sie näher kennen lernte, legte sie diese Schüchternheit ab. Ich kannte sie sehr gut… dementsprechend nahm sie bei mir kein Blatt vor den Mund. Sie sprang auf und sagte: „Da bist du ja endlich! Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Was war denn los? Du bist einfach abgehauen!“ „Nix war los!“, sagte ich und wollte wieder hinaus. „Du verschwindest jetzt nicht einfach so!“, rief Bell mir zu. Ich musste kurz lächeln, die Kleine war wirklich klasse. Kein Wunder, mit fünf Brüdern musste sie sich ja irgendwie durchsetzen… „Erst sagst du mir was los ist! Ich habe dich gestern noch mit Maggie…“ Mein Gesicht versteinerte sich wohl deutlich sichtbar, jedenfalls brach Bell sofort ab. Ich ging hinaus und sah aus den Augenwinkeln, dass Vati Bell aufhielt, sodass sie mir nicht folgte.

Draußen holte ich erst einmal tief Luft. Die kalte Luft füllte meine Lungen und ich atmete sie wieder aus. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam wieder. Ich durfte nicht allen meinen Schmerz so deutlich zeigen. Ich nahm mir vor, ihn ganz, ganz tief unten in meinem Herzen zu begraben. Ich ging zu unserem Teich und schaute das zugefrorene Wasser an. Genauso eine Eisschicht wollte ich um meine Liebe zu Maggie legen… dass sie nicht mehr hervorkam. Sie würde wohl immer ein Teil von mir bleiben, aber ein Teil, den niemand kennen brauchte…

Abends aß ich dann gemeinsam mit Mutti und den Kleinen zu Abend. Vati konnte leider nicht mitessen, denn normalerweise gab es bei uns mindestens eine gemeinsame Mahlzeit am Tag. Mit zwei Kleinkindern war das aber nicht immer möglich, umso glücklicher war ich, dass Mutti mit uns aß.

Wir unterhielten uns lange Zeit über ganz unverfängliche Dinge. Wir Kinder waren bereits im Schlafanzug, weil es schon recht spät war und Mutti erzählte den Kleinen eine Geschichte aus längst vergangener Zeit. Ich kannte die Geschichte bereits… erinnerte mich sogar daran, obwohl ich damals, als sie mir erzählt worden war, jünger gewesen war wie jetzt Clemens. Und ich wusste, worauf die Geschichte hinauslief. „Und deshalb sind Freunde so wichtig! Man braucht nicht hundert Freunde, schon ein guter Freund reicht aus. Dennoch spricht natürlich nichts gegen mehrere Freunde!“,endete Mutter. Ich seufzte. Maggie war so lange meine beste Freundin gewesen und ich hatte mal wieder alles kaputt machen müssen… Ob ich es wohl schaffte, wenigstens unsere Freundschaft zu erhalten? Ich hoffte es doch sehr… Aber es würde nie wieder wie früher werden, denn ich wollte leider mehr wie sie...