Traumwald

So große die anfängliche Freude war, so groß, oder fast so groß ist jetzt seine Verzweiflung. Trotzdem hat er nach wie vor nicht die Absicht, Happy und Erik über die Gefahr, in der die Drillinge geschwebt hatten, zu informieren. Seinen Tod verdankt er der Tatsache, dass er auch damals viel zu viel wußte, noch mehr ahnte, und seinen Mund nicht halten konnte. Er hofft, dass der böse Zauber ganz unspezifisch auf alle Geisterkinder wirkt und nicht speziell für Happys oder seine Nachkommen auf den Weg gebracht wurde. Happy oder gar Erik könnten sich gar nicht verstellen, bei einem Clown hingegen schaut niemand je hinter die Maske und er wird schnell für albern oder gar dumm gehalten.



Seine offizielle Version, die er auch Happy und Erik gegenüber vertritt, lautet, dass er selbstverständlich schon immer vorhatte, jede Chance zu nutzen und wieder Fleisch auf die Rippen zu bekommen und dass er natürlich von Erik und Happy dasselbe geglaubt habe. Er wollte allen nur ein großes Geschenk zur Feier des Geburtstages der Drillinge machen.

Happy und Erik glauben ihm, und versuchen ihn mit allen Mitteln zu trösten, weil er so verzweifelt ist, dass sie sich nicht verwandelt haben. Sie stört ihr Geisterdasein gar nicht, auch wenn sie gut nachvollziehen können, dass es für Agnes, Belinda und Circe so viel einfacher sein wird, Freunde zu gewinnen. Happy kann sich nur zu gut an ihre eigene Außenseiterrolle erinnern, die nur dadurch gemildert wurde, dass sie die Tochter der berühmten Agnes Knautschgesicht war. Diesen Vorteil haben ihre Drillinge nicht, und damit ist es so bestimmt viel besser für die Mädels.


(Jetzt habe ich zwar keine Geisterkinder mehr, aber ich kann jetzt endlich wieder normal zwischen den Familien wechseln, ohne dass die ABCs ihrer Tante ins Irgendwo folgen und nicht mehr aufzufinden sind.)

HAUSHALT BIRKENHAIN

Rose Birkenhain und Quarz Birkenhain
(Weide Birkenhain lebt mit Wolfgang Kennedy zusammen)
Topas Birkenhain
Alabaster Birkenhain
Feuerdorn Birkenhain
Meteor Birkenhain
Flammendes Käthchen Birkenhain

Quarz ist unsicher und durcheinander. Er hat bei seinen Ausflügen in die Berge noch nie Hinweise auf Steinlauscher gefunden. Es müsste doch irgendwo hier noch welche geben? Auch wenn sein Volk klein war, so schnell hätte es nicht verschwinden können.

Er hat sich sogar schon in ein Flugzeug gesetzt und China erkundet, aber auch dort, ebenso wie in Frankreich nicht der kleinste Hinweis auf Steinlauscher!

Quarz weiß, die Zeit wird knapp. Topas wird in den nächsten Wochen die Schule beenden und nur wenige Jahre später ist auch Alabaster so weit. Wenn er bis dahin keine Angehörigen seines Volkes gefunden hat, werden auch diese beiden, genau wie seine Älteste Weide, einen normalen Sim heiraten.

Aber er wünscht sich doch so sehr, dass seine Kinder zum Erhalt seines Volkes beitragen!

Quarz bespricht sich mit dem Direktor der Schule und erhält die Erlaubnis, Alabaster für vier Wochen vom Unterricht zu befreien und sie zu einem längeren Auslandsaufenthalt in der Wüste mitzunehmen.

Alabaster ist zwar überrascht, aber da sie sich in der Schule ohnehin fast nur noch langweilt, da ihr "Wissen" förmlich zufliegt, sie scheint über eine fotographisches Gedächtnis zu verfügen, packt sie willig ihren Koffer und folgt ihrem Vater in die Wüste.

Dort bemerkt sie allerdings schon bald, welches Ziel Quarz verfolgt.

Als einige Bewohner der Wüstenei Quarz erkennen, immerhin ist er mitlerweile ein sehr bekannter Musiker, und ihn um ein kleines Konzert bitten, nutzt Alabaster die Chance sofort und setzt sich ab.

Sie hat ein Zelt und genügend Vorräte dabei. Der Weg ist lang, beschwerlich und vor allem sehr, sehr staubig aber endlich sitzt sie zu Füßen der Sphinx. Ein Traum wird für sie wahr, und sie ..... macht Hausaufgaben.

Quarz ist unglaublich erleichtert, als es ihm gelingt, Alabaster telefonisch zu erreichen. Sofort macht er sich auf den Weg zur Sphinx. Abends am Lagerfeuer ringt er sich immerhin zu dem Zugeständnis durch, dass Alabaster ihn nicht auf all seinen Exkursionen begleiten muss, sondern sich auch allein im Camp aufhalten, und den kleinen Wüstenort erforschen darf.

Nach dieser Vereinbarung verfliegt der Rest des Urlaubs im Nu. Leider hat Quarz auch hier keine Spuren seines Volkes gefunden. Jetzt hat er nicht die geringste vorstellung mehr, wo er noch suchen kann.

Rose hat Quarz Abwesenheit genutzt, und sich oft mit Marlene und Merlin unterhalten. Sie ist fast jeden Nachmittag mit ihren jüngsten Kindern Meteor und Flämmchen zu ihrer Freundin Marie gegangen. Dort haben ihre Kinder mit Ariadne gespielt und Rose konnte ganz nebenbei auch Marlene und Merlin besser kennenlernen.

Sie ist auf jeden Fall mit ihren zukünftigen Schwiegerkindern einverstanden und irgendwie wird auch Quarz sich mit der Wahl seiner Kinder abfinden.

Nach seiner Rückkehr ist Quarz mehr als geschockt! Das ist die Freundin von Feuerdorn?! Steinbruch und Lawinenstau, spinnt der Junge? Im Vergleich zu dieser Sima sind Marlene und Merlin ja lupenreine Diamanten! Er wird auf jeden Fall keine weiteren Reisen unternehmen, sondern lieber seine Familie im Auge behalten.



So eine streitsüchtige und ungehobelt freche Person möchte er nun bestimmt nicht in der Familie haben!

FAMILIE MERKWÜRDIG

Marie Merkwürdig und Otto Merkwürdig
Merlin Merkwürdig
Marlene Merkwürdig Merlin u. Marlene sind Zwillinge (unecht)
Ariadne Merkwürdig

Mit zwei Erwachsenen Kindern, einem Kleinkind und einem Baby sollte das Leben doch sehr viel einfacher werden, aber irgenwie klappt das nicht. Ihre Großen haben Probleme, denn ihre Partner sind noch nicht erwachsen. Sie telefonieren fast nur noch mit ihnen, weil sie bei ihnen zu Hause nicht mehr wirklich willkommen sind. Alabaster hat nach ihrem letzten Besuch im Hause Merkwürdig ganz schön viel Ärger bekommen, weil sie sich nach Sonnenuntergang nicht gleich auf den Weg nach Hause gemacht hat.



Marie ist immer noch ziemlich sauer auf Quarz. Der kann einfach nicht verkraften, dass seine Kinder irgendwann eigene Wege gehen und eigene Entscheidungen treffen. Na gut, da tut sie ihm vielleicht Unrecht, er verträgt nur nicht, dass sie sich an untalentierte Sims binden, wobei talentierte Sims für ihn Steinlauscher und eventuell noch Schmetterlingstänzer sind. Völlig ignorant der Kerl. Immerhin hat sie sich mit Rose wieder vertragen, auch wenn sie zur Zeit fast nur telefonischen Kontakt haben.

Rose hatte gerade Geburtstag und gehört damit auch zu den "Grauen", obwohl ihre Haarfarbe gleichgeblieben ist. Wann es wohl bei ihr soweit ist? Rose ist ja nur ein paar Jährchen älter als sie. Komisch, von all den Einschränkungen und Zipperlein, die mit dem fortschreitenden Alter einher gehen, spürt sie noch gar nichts. Das lässt sich mit ihrer gesunden Lebensweise kaum erklären, denn Rose lebt mindestens genauso gesund. Sie muss wohl entsprechende Gene haben.



Marie ist sehr überrascht, das ausgerechnet Merlin sich als Profisportler hat anwerben lassen. Bei seinen Talenten stehen ihm so viele andere Berufe offen .... Merlin registriert ihre Verwunderung sehr wohl und erklärt ihr, dass Quarz immer noch nicht mit der Beziehung zwischen Alabaster und ihm einverstanden ist und er deswegen möglichst schnell viel Geld verdienen möchte, um für sie beide ein Heim einrichten zu können. "Quarz hat sich in den Kopf gesetzt, dass zwischen Alabaster und mir nur eine kleine Verliebtheit im Spiel ist, aber keine tieferen Gefühle. Er glaubt felsenfest daran, dass seine Tochter einmal einen Steinlauscher heiraten wird. Abgesehen davon, dass er sich auf dem Holzweg befindet was unsere Gefühle füreinander betrifft, hast du schon mal irgendwo einen weiteren Steinlauscher gesehen? So groß ist Traumwald ja nun auch nicht, dass sich hier noch eine ganze Siedlung von Steinlauschern verstecken könnte ....?"



Marie schüttelt nachdenklich den Kopf. Damals, bei ihren Streifzügen mit Max haben sie nur Rose und Quarz gefunden. Wenn es mehr wie sie gegeben hätte, Max hätte garantiert Spuren von ihnen gefunden. Wo sind die beiden also hergekommen?

Marie sagt Merlin nur, dass sie noch nie eine Spur von anderen Steinlauschern oder Schmetterlingstänzern gesehen hat. Dann geht sie in ihren Gemüsegarten und rupft energisch Unkraut.

Woher stammen Rose und Quarz? Wie sind sie hierher gekommen? .......... Woher stammen Max und sie selbst? Wie sind sie hierher nach Traumwald gekommen? Alles dreht sich in ihrem Kopf und sie findet einfach keine Lösung, aber wie ein Hund, der die Witterung eines Knochens aufgenommen hat, beißt sie sich an diesem Problem fest. Sie spürt genau, dass sie eine ganz wichtige Fährte aufgenommen hat.



Otto, der andere Schichten hat, weil er während Maries Mutterschutz gleich zweimal befördert wurde, kommt inzwischen von der Arbeit. Er geht ins Kinderzimmer, knuddelt Ariadne durch, liest ihr noch eine kleine Gutenachtgeschichte vor, füttert und wickelt Lutz und geht langsam, mit ungutem Gefühl in den Garten zu Marie. Er ist groß und stark. Er ist mutig, sogar manchmal verwegen. Nichts kann ihn schrecken. "Ich schaffe das. Ich schaffe das. Alles wird gut" sagt er sich immer wieder leise vor.

Er küsst die verschwitzte Marie zur Begrüßung, drückt ihr ein Glas Wasser in die eine Hand und nimmt die andere, um sie zu einem lauschigen Plätzchen im Garten zu führen. Sie setzen sich auf die Stühle.



"Erinnerst du dich an die Märchen von Simsherade? Eine Geschichte beginnt, verästelt sich und wächst wie ein Baum. In die Höhe und in die Tiefe. So eine Geschichte hat ihren Anfang viele Generationen vor meiner Geburt. So erklärt es sich, dass sie sich mitlerweile kaum noch fließend und folgerichtig erzählen lässt. Dennoch möchte ich heute einen Anfang wagen.

Soweit die Aufzeichnungen zurückreichen, sind alle Simos in meiner Familie zauberkundig gewesen. Aber schon der Begriff Familie trifft es nicht richtig, denn jeder Simo hatte nur einen Sohn und an den hat er sein Wissen weitergegeben. Die Geschichten der Simas, die diese Jungen geboren hatten, wurde nie überliefert, gesichert scheint nur zu sein, dass es auch nie Töchter gab.

So wuchs das Wissen von Generation zu Generation, gleichzeitig zogen sich die Simos mehr und mehr von den übrigen Sims zurück. Nur für die "Brautschau", und was sie darunter verstanden sind eher traurige Geschichten, verließen sie überhaupt noch ihren Turm hoch in den Bergen.

Das mag an Informationen über die ferne Vergangenheit meiner Familie erst einmal reichen." Otto schluckt. Er hat einen trockenen Hals. Ruckelt sich noch einmal auf dem Stuhl zurecht, hält sich mit seinen Augen an einem Stern fest und fährt fort:

"Jetzt will ich dir von meinem Vater erzählen.

Sein Vater, mein Großvater, war ein ruhiger, zuweilen sogar sanfter Sim. So erklärt es sich, dass er der Mutter meines Vaters gestattete, in einer kleinen Hütte, die sie sich selbst gebaut hatte, am Fuße des Turmes zu leben.

Mein Vater konnte also zwischen allen Übungen, Arbeiten und Lektionen, die er von meinem Großvater aufgetragen bekam, ab und zu seine Mutter besuchen. Meine Großmutter muß eine kluge, starke aber auch sehr liebevolle Sima gewesen sein und so lernte mein Vater etwas völlig neues: Auch Simas verfügen über Wissen, sie machen das Leben angenehm und ...... sie lieben auf eine ganz andere Weise. So fügte er dem uralten, überlieferten Wissen viele neue und überraschende Ein- und Ansichten hinzu.

Ich glaube, dass schon lange kein Junge so glücklich und zufrieden auf dem Turm in den Bergen aufgewachsen ist.

Leider wurde meine Großmutter schwer krank, bevor mein Vater noch Erwachsen war.

Sie wünschte sicht sehnlichst, vor ihrem Ende noch einmal das Meer zu sehen, und stark und eigensinnig wie sie war, schnürte sie ihr Bündel und machte sich auf den Weg.

Jeder Simo aus meiner Familie durfte erst die Berge verlassen und andere Sims treffen, wenn er Erwachsen war, und so war es für meinen Großvater selbstverständlich, dass sein Sohn im Turm blieb und er selbst sah keinen Grund seine eigenen Studien zu unterbrechen, nur um meine Großmutter auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Er gab ihr einen Stärkungtrank und sehr leichte, gehaltvolle Nahrung für den Marsch und sagte ihr, sie würde das Meer sehen."

Otto schluckt wieder, muss husten. Die Worte sträuben sich, aus seiner Kehle zu kommen. Marie drückt ihm ihr Wasserglas in die Hand, in dem sich noch ein kleiner Rest befindet. Er leert das Glas. "Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Mein Vater bricht die Regeln und folgt ein paar Tage später den Spuren seiner Mutter. Er will ihr helfen das Meer zu sehen.



Und sie schaffen es. Wenig weiß ich über das wie, nur dass es sehr beschwerlich gewesen sein muß und mein Vater unglaublichen Respekt vor dem Mut und der Kraft meiner Großmutter bekommen hat. Sie haben das Meer erreicht und meine Großmutter ist zufrieden gestorben.

Am Ufer des Meeres hat mein Vater ihr ein Grab errichtet.

In diesen Tagen hat mein Vater sich für immer verändert. Der Marsch, das Meer und die tiefe, innige Liebe seiner Mutter haben eine Sehnsucht in ihm geweckt, die seine Vorfahren als unnütz abgetan haben: Er wollte von einer Sima geliebt werden.

Wie wenig er wirklich über Liebe wußte, dass es auch ein Nehmen und Geben ist, zeigt sich daran, dass er mir den Namen meiner Großmutter nicht sagen konnte, auch nicht woher sie urprünglich kam, wer ihre Familie war. Sie hatte ihm wohl Geschichten erzählt, aber er hatte als Kind alles was er von ihr hörte als Märchen abgetan und konnte dann später nicht mehr zwischen Wahrheit und Märchen unterscheiden.

Und in dieser Situation, mit der Sehnsucht nach etwas Unbekannten und seinem Kummer über den Verlust seiner Mutter sah er meine Mutter.

Aber davon werde ich dir erst morgen abend erzählen."

Still sitzen Marie und Otto nebeneinander und schauen in die Sterne. "Komm, es ist Zeit zu schlafen und zu träumen" Marie nimmt Ottos Hand und kehrt mit ihm zurück ins Haus. Auf ihrem Platz am Eßtisch steht noch ein von Marlene zubereiteter Salat. Das erkennt sie sofort, weil nur Marlene daran denkt, dass sie lieber Thunfisch als Schafskäse mag. Was für eine verrückte liebe Tochter Otto und sie doch haben. Marie setzt sich hin und ißt, während Otto schnell duscht und sich schlafen legt.



Als Marie nach ihrem Kontrollgang durch Ariadnes und Lutz Zimmer ins Schlafzimmer kommt, schnorchelt Otto schon leise vor sich hin. Er scheint völlig erschöpft zu sein. Marie hat ein banges Gefühl. Seine Geschichte bisher war schon traurig genug, aber was jetzt noch kommt, dass bereitet ihr ein großes Unbehagen. Ihr Magen grummelt, weil sie so spät gegessen hat. Blödsinn, er grummelt, weil sie Angst hat, vor dem was sie noch hören wird.

Wenn Ottos Vorfahren alle Zauberer waren, ist er also auch einer? Sie hat nie etwas davon bemerkt .... und wenn, warum nicht? Ihr dreht sich der Kopf.

Aber das ist nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass sich Probleme auf Probleme häufen. Kommt Zeit, kommt Rat und auch im Schlaf klären sich viele Dinge. So legt sie sich auf die Seite und schließt die Augen. Wenig später spürt sie noch, wie Otto seine Arme um sie schlingt und sie mit einem behaglichen Laut an sich zieht. Wie fast in jeder Nacht kitzelt sie sein Atem am Ohr und darüber schläft sie ein.

Am nächsten Morgen haben Otto und sie gemeinsam Dienst. Marie macht sich wieder mit den Dienstplänen vertraut, lernt zwei neue Kollegen kennen, die auch miteinander verheiratet sind, und bosselt ein wenig an der Werkbank. Der Tag ist etwas langweilig, aber das ist ja nur positiv, ein Tag an dem es nicht brennt, ist ein guter Tag für dei Bewohner von Traumwald.

Marlene hatte vorerst ihren Halbtagsjob im Wellnesscenter behalten. Aber Merlins Überlegungen leuchten ihr ein. Ordentlich Geld verdienen, damit sie und Topas möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen können.

Marlene grübelt. Sie braucht immer eine Weile, um sich auf neue Situationen einzustellen. Unbekanntes ängstigt sie schnell. Aber wo liegen ihre Stärken? Gitarrespielen. Wenn sie ihre Gitarre in den Händen hält, kann um sie herum jedes Waschbecken überlaufen, das kümmert sie gar nicht. Und sie kann jeden Sim um den Finger wickeln, wenn sie nur will. Normalerweise will sie das gar nicht, denn ihre Finger braucht sie zum spielen aber sie könnte ja mal eine Außnahme machen ....



Und so steht Marlene eines späten nachmittags im Garten der Birkenhains uns spielt Gitarre. Erst sind alle sprachlos, aber dann wippen sie vergnügt zum Takt der Musik. Auch Quarz kann sich nicht halten, und schnippt unauffälig mit den Fingern. Marlene lächelt vermitzt. Ihr zukünftiger Schwiegervater hängt am Haken, jetzt muss sie nur noch langsam und vorsichtig die Leine einziehen. Für Übermorgen hat sie mit dem Manger von Quarz Band einen Probetag vereinbart, aber da sieht sie gar keine Probleme, Quarz war der letzte auf ihrer Liste, zu allen anderen Bandmitgliedern hat sie schon Kontakt aufgenommen, und sie von ihrem Können überzeugt. Also wird sie als Mitglied der Traumwald-Kombo eine Menge Geld verdienen und gleichzeitig wird Quarz sie nicht mehr übersehen können und sich unweigerlich mit ihr anfreunden.

Vergnügt zwinkert sie Alabaster, der Freundin ihres Bruders zu, lächelt ihren Topas heimlich zärtlich an und geht in Zukunftsträume versunken nach Hause. Das Leben ist herrlich!

Dort angekommen stellt sie fest, dass sie den Geburtstag von Lutz vergessen hat. Ihre Eltern sind immer noch ziemlich angesäuert, weil sie die Kleinen einem leider unfähigen Babysitter überlassen hat. Als Marie und Otto von der Arbeit kamen, war der Fernseher kaputt, der PC war heiß, der Kühlschrank fast leer, die Windeln der Kleinen übergelaufen, der Teppich auf dem Ariadne gesessen hatte naß, die Gitterstäbe von Lutz Bettchen angekaut, weil er so einen großen Hunger hatte ......und und



Immerhin ist er ein kleiner Sonnenschein und hat sich relativ schnell beruhigen lassen.

Trotzdem ist es spät am Abend als sich Marie, Otto, Merlin und Marlene am Eßtisch treffen und ihre Arbeitszeiten absprechen. Die Erleichterung ist groß, als sie feststellen, dass bei einigermaßen vernünftiger Planung auf den Babysitter verzichtet werden kann. Gleichzeitg wollen sich alle vier bei Freunden und Bekannten umhören, wer einen guten Babysitter empfehlen kann, damit im Notfall jemand zur Verfügung steht.



Völlig übermüdet sinken alle in ihre Betten. Die geplante Fortführung des Gespräches zwischen Otto und Marie wird stillschweigend auf den nächsten Tag verschoben.

Auch am nächsten Tag gibt es einen Geburtstag, Ariadne ist ein Schulkind. Und wen bringt sie von der Schule mit nach Hause? Meteor Birkenhain! Der hat ihr den ersten Schultag sehr erleichtert, denn er geht schon in die dritte Klasse.



Ariadne hat leichte Bedenken, ob sie jetzt um ihr Leben fürchten muss, weil sie und Meteor befreundet sind, obwohl auch sie, genau wie ihre Geschwister, völlig talentlos ist. Meteor beruhigt sie. Er mag seine n Vater sehr: "Papa ist total lieb. Wenn Alabaster nicht immer so rumzicken würde, gäbe es gar kein Problem mit Papa. Aber die gefällt sich glaub ich in der Rolle der verfolgten Liebenden. Echt blöd, sag ich dir. Wenn wir heiraten, sag ich`s meinem Vater einfach, und gut ist."

Beide werden mit einem Mal puterrot. Marie, die beim Kochen mit einem Ohr bei ihnen war, rettet die Situation, in dem sie, ganz misstrauische Mutter, sich genau zeigen lässt, was die Kinder bisher geschafft haben. Kurz darauf schickt sie Meteor nach Hause, sie möchte nicht, dass er erst im Dunkeln dort ankommt.

Ariadne und Lutz sind gerade im Bett, als Merlin aufgeregt rein stürmt. "Wir haben ein Haus gemietet. Es ist ein absolutes Schnäppchen und genau passend für uns!"

"Wer uns?" fragen Otto und Marie gleichzeitig. "Marlene, Topas und ich" kommt die Antwort wir aus der Pistole geschossen. "Setzt dich erst mal und dann erzähle ganz in Ruhe. Topas ist doch noch nicht erwachsen, dass lässt Quarz doch bestimmt nicht zu."

"Doch, er ist wohl erwachsen. Vorhin, vor einer Stunde! Heute morgen hat er Marlene von der Schule aus angerufen, und ihr erzählt, dass er spüren kann, dass er heute altert. Dann hat Marlene mich angerufen und erzählt, dass unten an der Strandpromenade in der Nachbarschaft von Weide und Wolfgang ein Haus zu mieten ist. Ich bin dann in der Mittagspause los, und habe den Mietvertrag unterschrieben. Wir können heute noch einziehen, ist das nicht toll?"



"Marlene ist vorhin zu den Birkenhains gefahren, um Topas abzuholen. Wir treffen uns gleich in unserem neuen Haus. Ein Kühlschrank ist vorhanden, und die Nacht verbringen wir eben auf Luftmatratzen, wenn die Betten nicht schnell genug aufgestellt werden können."

Draußen hupt schon der Möbelwagen vor der Tür und ehe Otto und Mare überhaupt ihrer Überraschung Herr geworden sind, leben in ihrem Haus mit einem Mal nur noch vier Sims. So wenige sind sie noch nie gewesen, es kommt ihren alles richtig leer und viel zu groß vor.

"Tröste dich, wir gewöhnen uns bestimmt schnell daran, ein wenig mehr Ruhe und Platz zu haben" meint Otto. Dann holt er tief Luft: "Ich weiß, du bist müde, trotzdem möchte ich unser Gespräch von vorgestern fortsetzen. Ich will ich dir von meiner Mutter erzählen." Nach einem kurzen Atemzug fährt Otto fort: "Sie hatte meinen Vater beobachtet, und weil ihr gefiel was sie sah, kam sie aus dem Meer, um sich mit ihm zu paaren.

Verblüfft schaut Marie Otto an. Was für eine merkwürdige Wortwahl.



Ich meine es so, wie ich es sage. Meine Mutter gehört einer sehr seltenen Spezies an. Bei ihnen gibt es nur weibliche Nachkommen und um sich fortzuplanzen, suchen sie sich einen Simo, der ihnen gefällt und ihren Anforderungen entspricht.

Die längste Zeit ihres Lebens verbringen sie mit den Singenden Fischen auf dem Meer. Sie leben in einer engen Gemeinschaft mit ihnen zusammen, die schon fast einer Symbiose gleich kommt. Jede von ihnen hat die Verpflichtung, sich wenigstens einmal im Leben fortzupflanzen und an Land zu bleiben, bis ihre Tochter ein Teenager ist. Dann kehren sie gemeinsam ins Meer zurück. Diese Verpflichtung nehmen sie sehr ernst, dennoch ist ihre Spezies vom Aussterben bedroht, weil immer auch welche von ihnen verunglücken, ohne eine Tochter geboren zu haben. Trotzdem ist kaum eine von ihnen bereit, länger an Land zu leben, um noch eine weitere Tochter zu gebären.

Meine Mutter hatte sich vorgenommen, wenigstens zwei Töchter zu bekommen, weil sie sich große Sorgen machte, wer die Singenden Fische vor den grausamen Mördern, den Fischern, schützen würde, wenn ihre Art wirklich aussterben würde.

Ihre Verwandten wussten von dieser Absicht und so kam es, dass keiner sie vermisste oder suchte, als es eigentlich für sie an der Zeit gewesen wäre, wieder ins Meer zurückzukehren.

Aber ich greife vor.

Zurück zum Strand. Dort stand mein Vater und sah diese wundersame Sima aus dem Wasser heraussteigen. Er verliebte sich augenblicklich in sie und wollte sie besitzen.

Er war ein Zauberer. Sie hatte gar keine Chance gegen ihn. Er belegte sie mit einem Liebeszauber und unter diesem verriet sie ihm auch, dass sie nur Töchter von ihrer Art gebären könnte. Mein Vater tat ihr gegenüber so, als wäre es ihm gleich, aber in Wirklichkeit wollte er selbstverständlich einen Sohn, wie alle seine Vorfahren vor ihm.

Er baute ein Haus am Meer, damit sie und ihre zukünftige Tochter dort leben könnten, gleichzeitig aber band er meine Mutter immer fester an sich, so dass sie fast willenlos wurde. In diesem Zustand war es ihm möglich, auf ihre Natur Einfluß zu nehmen.

Neun Monate später wurde ich geboren. Der Sohn eines Zauberers und einer Meersima. Nur die Augenfarbe habe ich von meiner Mutter geerbt, haut- und Haarfarbe von meinem Vater. Ich war ein ganz gewöhnliches Kind. Welche Bedeutung dieses Erbe für mich hatte, sollte sich erst sehr viel später zeigen.
Als ich 10 Jahre alt war, bekam ich eine Schwester und als ich 16 war, wurde Felix geboren."

Lutz heftiges Geschrei reißt Otto aus seiner Konzentration. "Heute bin ich dran" meint er zu seiner Ehesima, die bereits aufgesprungen ist.



Marie schaut kurz bei Ariadne vorbei und macht sich bettfertig. Sie versucht wach zu bleiben, aber es gelingt ihr nicht. In dieser Nacht liegt Otto mit dem Kopf auf ihrer Schulter und hält sie fest umschlungen. Was auch immer noch kommen wird, im Augenblick fühlt sie sich Otto enger verbunden als je zuvor.

In der Frühe erhalten sie einen Telefonanruf von Marlene. Ziemlich aufgeregt teilt sie ihnen mit, dass sie Großeltern werden!



Marie legt nachdenklich lächelnd den Telefonhörer auf. Ihre kleine, süsse, ein wenig konfuse Tochter wird Mutter! Das ist kaum zu glauben. Sie ist froh, dass mit Topas und Merlin zwei sehr vernünftige Simos der werdenden Mutter zur Seite stehen.

Trotzdem wird sie gleich heute abend ihrer Tochter einen Besuch abstatten und sich vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Otto und sie werden wohl doch an ihre Ersparnisse gehen müssen, um die Kinderzimmermöbel für ihr Enkelkind zu kaufen.

(Zwei Kinder, die ausziehen, und alle Ersparnisse sind weg! Marie konnte im Buchladen die Rechnung nicht bezahlen, dadurch habe ich das erst gemerkt! Und die "Kinder" haben an die 100.000 auf dem Konto, trotz der Ausgaben für das Haus. Das ist ungerecht *grummel*)

Bei ihrem Antrittsbesuch schaffen es Otto und Marie nicht einmal bis ins Haus. Ein Anruf von Rose Birkenhain bringt sie dazu, sich aufzuteilen, um Alabaster oder Quarz oder beide zu suchen.

"Alabaster ist wütend davon gestürzt, weil Quarz ihr verboten hat, sich jeden Tag bis spät abends bei Merlin rumzutreiben. Dabei geht sie doch regelmäßig zur Arbeit, macht ihre Hausaufgaben und hilft auch im Garten. Sie treibt sich doch wirklich nicht rum. Diese beiden Dickschädel sind derartig aneinander gerasselt, ich mache mir richtig Sorgen."



Marie hat ihr Handy fast sofort auf laut gestellt. Auch Merlin, der seine Eltern ins Haus bitten wollte, hat alles mitgehört. "Ich nehme den direkten Weg durch den Park".

Marie ist dagegen, aber Otto greift ein: "Du bist der Besonnenste von uns. Marie läuft links herum und ich rechts." Merlin läuft schon mit großen Schritten los. Marie würde Otto am liebsten an die Kehle springen aber bevor sie noch viel sagen kann, packt Otto sie an den Schultern. "Wieso habe ich eigentlich die roten Haare und nicht du? Du bist so ein schrecklicher Hitzkopf! Marie, Merlin ist groß und stark, lass ihn seine Angelegenheiten selber regeln, hab doch Vertrauen!"

Marie steht immer noch kurz vor der Explosion, das kann Otto an dem Wahnsinnstempo sehen, mit dem sie die Straße hinunterjagt und links um die Ecke verschwindet. Er ruft seiner schwangeren Tochter Marlene zu: "Bleib ruhig, es wird alles gut!" Dann macht er sich mit raumgreifenden Schritten auf den Weg. Er geht davon aus, das er Quarz locker abfangen kann, immerhin ist der Weg aus den Bergen hinunter für einen alten Simo kein Pappenstiel und er selbst ist einer der schnellsten Läufer in ganz Traumwald.



Da hat er aber Quarz Kräfte ziemlich unterschätzt. Aber immerhin hat sich der alte Simo auf dem langen Weg hinunter in den Ort längst beruhigt und möchte sich eigentlich nur noch mit seiner Tochter vertragen. Was kann denn Alabaster dafür, dass Quarz Angst um die Zukunft der Steinlauscher hat?

Als er Merlin sieht, wird er sofort langsam und geht auf ihn zu. "Alabster ist mir weggelaufen." Merlin nickt nur. "Sie will ungedingt zu dir." Quarz schaut Merlin traurig und ernst an: "Liebst du sie wirklich? Wirst du auf sie warten, bis sie das Alter wechselt?"



Merlin nickt nicht nur, er sagt deutlich und energisch: "Ja. Ich liebe sie. Ich werde auf sie warten, aber ich werde sie nicht beeinflussen. Wenn sie einen anderen Simo mehr lieben sollte als mich, werde ich sie sofort gehen lassen, das verspreche ich dir!" Er streckt die Hand aus, und Quarz ergreift sie ohne zu zögern.

Merlin sieht seine Mutter und seinen Vater. Sie haben sich völlig unauffällig auf eine Bank gesetzt und versuchen angrstrengt, nicht zu sehr zu ihm und Quarz herüberzuschauen.