Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Felinger Legacy

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Felinger Legacy - Seite 2 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Mi Feb 10, 2016 10:45 pm

Ein neuer Job?

„So kannst du das nicht schreiben.“ Ich beugte mich über Darrels Rücken, entwendete seiner Hand die Maus und löschte ein paar Zeilen. „Du musst ihnen ja nicht unter die Nase reiben, was im ersten Leben alles falsch gelaufen ist.“
Darrel schon meine Hand sanft zur Seite, nahm die Maus und klickte auf „rückgängig machen“. Ich lehnte mich gegen seinen Rücken und machte ein ungehaltenes Geräusch.
„Es gehört nun mal zu mir.“ Darrel legte die Finger auf die Tastatur, schrieb jedoch nicht weiter. „Um zu erklären... um uns zu erklären, muss ich auch diese Dinge schreiben. Falls es überhaupt jemand außer uns lesen kann.“

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Bobby hatte einen seiner Laptops in der Küche aufgebaut. Er besaß keinen Internetzugang und war mit so viel Sicherheitssoftware gesichert, dass Fort Knox dagegen ein Witz war. Nachdem wir gegessen hatten, hatte Darrel begonnen seinen Teil der Geschichte aufzuschreiben. Bobby hatte abgewaschen und war dann mit Natalya ins Wohnzimmer gegangen um den Wohnungsmarkt zu prüfen. Ich schlich hinter Darrel auf und ab. Als er gesagt hatte, dass Bobby und Natalya ein Recht darauf hatten zu erfahren, was in meiner und Darrel Vergangenheit gelegen hatte, war ich davon ausgegangen, dass er eine bereinigte Version aufschreiben wollte. Oder es zumindest kürzen wollte. Doch Darrel schien alles haarklein aufzeichnen zu wollen.
„Ich bezweifle ohnehin, dass die beiden es lesen können.“ Er deutete mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer. „Warum sollten sich die Beobachter sich solche Mühe geben und erreichen, dass wir nichts aussprechen können und dann vergessen, dass wir es aufschreiben könnten.“
„Oder aufmalen. Zeichensprache.“, überlegte ich laut. „Sie könnten auch versuchen uns abzuhören. Damit müssten Natalya und du euch ja auskennen.“
Darrel brummte zustimmend, doch es klang wenig begeistert.. Er speicherte das Dokument ab, erhob sich und küsste sanft meinen Scheitel. „Ich möchte bestimmt nicht abgehört werden, wenn ich mit dir alleine bin.“, erklärte er heiser.

Felinger Legacy - Seite 2 Darrel15

Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schien. Darrel bemerkte es und lächelte vielsagend. Verlegen kicherte ich und legte meinen Kopf gegen seine Brust. Es erstaunte mich sein Herz so schnell schlagen zu hören. Dann hörte ich Schritte.
„Wir habe-...oh entschuldigung.“ Bobby lief rot an und sah verlegen zur Seite, während Darrel und ich einen Schritt auseinander machten. Wir tauschten einen kläglichen Blick.
„Kein Problem.“, sprach ich dann Bobby an. „Was gibt`s?
„Äh....“ Bobby musterte seine Fußspitzen. Dann straffte er die Schultern. „Kennst du die Stadt schon etwas Darrel? Wir haben ein paar Wohnungen rausgesucht, aber wissen nicht, ob die Lage und die Preise in Ordnung sind.“
In diesem Moment hätte ich ihn erwürgen können. Wegen so etwas profanem... Doch ich behielt meine Gesichtsmuskulatur einigermaßen unter Kontrolle. Darrel hatte sein Pokerface aufgesetzt. Inzwischen war Natalya an Bobby herangetreten. Sie erfasste die Situation mit einem Blick und seufzte. „Wir wollten euch nicht stören. Bobby und ich können alleine fahren.“
„Nein, nein. Das ist kein Problem.“, erwiderte Darrel. Er fuhr den Laptop runter. „Ich habe eh noch was in der Stadt zu erledigen.“ Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Ich lächelte, trat an ihn heran und flüsterte: „Und schließlich haben wir ein ganzes Leben Zeit.“ Darrel drückte mir einen weiteren Kuss auf den Scheitel. Ich erinnerte mich allerdings auch daran, dass wir diese Mal nur ein Leben hatten.

Etwas später saßen wir zusammen in Darrels Pickup. Bobby und Natalya hatten die Adressen einiger in Frage kommender Wohnungen aufgeschrieben. Darrel fuhr sie ab, aber er hatte in jeder Nachbarschaft etwas auszusetzen. Ich war froh, dass ich auf dem Beifahrersitz saß und so mein breites Grinsen vor Bobby und Natalya verstecken konnte. Sie ahnten es noch nicht, doch Darrel hatte sich offenbar fest vorgenommen, den beiden etwas auf die Sprünge zu helfen.
Darrel setzte uns schließlich im Stadtzentrum ab. Er hatte bereits angekündigt, dass er noch etwas zu erledigen hatte. Ganz kurz überkam mich Misstrauen. Er würde doch nicht in etwas illegales verstrickt sein? Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen als wir uns verabschiedeten, doch der kleine Zweifel nistete sich ein. Gemeinsam mit Natalya und Bobby erkundete ich trotzdem das Stadtzentrum. Sie machten keinerlei Anstalten mich auszufragen, sondern schienen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Wir waren alles andere als eine fröhliche Ausflugsgruppe.

Die Front eines Ladens machte mich ausfmerksam: Offenbar eröffnete ein neuer Bioladen, der noch dringend Angestellte suchte, die sich mit Lebensmittelns auskannten. Noch hatte der Laden nicht geöffnet, doch im inneren sah ich zwei Sims. Bobby war gerade in die Bibliothek gegangen, während Natalya im Drogeriemarkt nebenan ein paar persönliche Dinge kaufen wollte. Kurz entschlossen klopfte ich an die Fensterscheibe und machte mit meinem strahlendsten Lächeln auf mich aufmerksam.

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„Ja? Wir öffnen erst in einer Woche.“ Der Mann, der mir öffnete, musste in meinem Alter sein. Er klang ziemlich k.o.
„Ja, das hab ich gesehen. Aber ich hab auch euren Aushang gesehen.“, flötete ich freundlich. Es war zwar kein Restaurant, aber gerade war mir jeder (naja, fast jeder) Job recht.
Der zweite Sim kam zu uns. Er war etwas älter und wirkte im Gegensatz zu seinem Gefährten ziemlich entspannt.
„Willst du dich bewerben?“ Es klang freundlich, doch er musterte mich argwöhnisch. Ein Baseballshirt, Jeans und Boots waren vielleicht nicht das optimale Outfit für ein Bewerbungsgespräch. „Du kommst nicht von hier.“, fuhr der Ältere fort. „Dein Akzent sagt mir nichts.“

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„Ich bin aus Seutschland.“, erwiderte ich und versuchte nicht gekränkt zu sein. Bisher war ich immer der Meinung, dass man es meinem Simlisch nicht anhörte.
„Wirklich? Ich hätte eher Süden getippt. Sunset Valley oder so.“ Er wirkte nachdenklich. „Wo du schon mal hier bist. Warum willst du hier arbeiten?“
„Warum wollen die meisten Sims wohl arbeiten?“, fragte ich augenrollend. „Ich brauche einen Job.“ Ich sah keinen Sinn darin den beiden Honig ums Maul zu schmieren. Sie wirkten trotz ihres Misstrauens eher bodenständig und ehrlich. Warum sollte ich es nicht auch sein. „Ich bin ausgebildete Köchin, scheine in Simerika aber kein Glück bei der Arbeitssuche zu haben. Ich bin erst seit gestern in Riverview, aber euer Aushang ist mir direkt ins Auge gesprungen.“ War es wirklich erst gestern gewesen?!
„Gelernt in Seutschland?“, hakte der Ältere nach. Der jüngere Sim sah zwischen uns beiden hin und her und schien sich voll und ganz auf dessen Urteil zu verlassen.

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Horace

„Ja. Ich hab meine Zeugnisse und Unterlagen zu Hause. Ich kann sie euch mailen.“ Es war komisch, Darrels Haus als Zuhause zu bezeichnen. Ich hatte ja erst eine Nacht darin geschlafen. Aber es war dort wo Darrel war. Von mir aus hätte es auch eine Müllhalde sein können. Zuhause war wo Darrel war.
Ich musste einen dämlichen Blick aufgesetzt haben. Die beiden Männer stießen sich gegenseitig nachsichtig lächelnd an. „Bist du wegen der Liebe hergekommen?“, fragte der jüngere interessiert.
Ich wurde rot. „Oh, so offensichtlich?“
Beide kicherten und nickten.
„Tja, ähm.“, stotterte ich. „Ich bin Kira.“ Ich hielt den beiden nacheinander die Hand hin, die sie artig schüttelten. „Ich bin Horace, das ist Lucas.“, stellte der Ältere beide vor. „Uns gehört der Laden. Wir hoffen er kommt gut an.“
„Warum denn nicht? Bio ist doch voll im Trend.“
„Ja, aber hier auf dem Land...“ Lucas schüttelte den Kopf. „Wir werden sehen.“

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Lucas

Horace legte ihm die Hand tröstend auf die Schultern. Etwas an seiner Geste sagte mir, dass sie mehr als nur Geschäftspartner waren. „Lucas ist hier geboren worden und wollte so gerne wieder wohnen. Auch um sich um seine Eltern zu kümmern. In Hidden Springs hatten wir auch einen Bio-Laden. Der lief prima.“
Ich lächelte beiden aufmunternd zu. „Dann habt ihr also Erfahrung! Das klappt bestimmt. Besonders wenn ihr mich und mein umfassendes Wissen über Nahrungsmittel einstellt. Ich kann auch Rezepte aufschreiben, die könnte man den Einkäufen beilegen. Oh, und wenn ihr wollt verkaufen wir Biobackwaren.“ Ich deutete auf eine der Theken.

„Ähm.“, machte Lukas überfordert. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Darrel trat ein. Lukas hatte sie wohl nicht verschlossen.
„Ich hoffe du benimmst dich nicht daneben?“, fragte er lächelnd.
„Darrel!“, riefen die Männer und ich gemeinsam aus. Ich sah die beiden überrascht an. „Ihr kennt euch?“

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Darrel kam zu mir, drückte kurz meine Hand. „Lukas' Vater gehört die Autowerkstatt hier. Er hat mir den Pickup verkauft.“
Lukas verdrehte die Augen. „Er vergisst zu erwähnen, dass der Umbau des Ladens ohne ihn nicht möglich gewesen wäre!“ Er warf dramatisch die Hände in die Luft.
Horace ließ der derweil seinen Blick zwischen Darrel und mir schweifen. Er lachte leise. „Ah, Darrel dir ist klar, dass du die Herzen aller Singles in Riverview brichst?“
„Ist das so?“, fragte ich betont gelassen und funkelte Darrel an. Er hob abwehrend die Hände.
„Keine Sorge.“, beruhigte mich Horace sogleich. „Er hat eine blütenweiße Weste.“ Dann wechselten Lucas und er einen langen Blick. „Komm morgen nochmal vorbei, dann können wir uns über die Arbeitszeiten und dein Gehalt unterhalten.“
Ich strahlte die beiden an. Darrel sah nicht besonders glücklich aus, doch er machte gute Miene. Wir verabschiedeten uns und gingen zum Wagen, an dem Bobby und Natalya schon warteten.

Darrel hielt mich kurz zurück. „Kira, du musst das nicht tun.“
Ich wusste er meinte einen Job. Ich zog die Schultern hoch und machte ein unbestimmtes Geräusch.  Natürlich wäre es mir lieber zuhause zu bleiben und den ganzen Tag mit Darrel zusammen zu sein, aber so lange ich keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung hatte, würde das nicht gehen. Ich erklärte es Darrel.
„Du könntest mich heiraten.“, versuchte er es noch einmal.
Seufzend nickte ich. „Ja. Aber dann haben wir die Einwanderungsbehörde am Hals, die prüft ob es eine Scheinehe ist. Ich habe Bobby gefragt wie wasserdicht deine neue Identität ist. Er meint sie sei bombensicher, aber ich will nichts riskieren.“Ich sah ihn an und zwang mich zu einem Lächeln.
„Alles beim alten nicht? Du würdest alles tun um mich zu schützen?“, fragte er so leise, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen.
Ich lachte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Wie schön das meine Mühen nach so langer Zeit endlich bemerkt werden.“
Darrel ergriff meine Hand und sah mich intensiv an. Ich drückte seine Finger. „Du weißt, dass ich alles tun würde.“

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„Werd nicht so?“, zitierte er mich. „Darüber bin ich hinweg. Dank einer unglaublich nervigen kleinen Schwester...“
„Oh, erinnere mich bitte nicht daran. Ich kämpfe immer noch damit, dass wir es nicht mehr sind!“ Ich rollte mit den Augen. „Auch wenn unsere beiden Mitbewohner wirklich das beste Timing haben.“ Ich verschwieg, dass ich den Unterbrechungen bisher nicht gänzlich undankbar gegenüberstand. Obwohl ich tief in meinem Inneren wusste, dass ich Darrel liebte und unendlich glücklich und dankbar war, dass wir diese Chance bekommen hatten, war ich unsicher. Wieviel unsere Zuneigung zueinander hing von unserer Geschichte als Poppy und Basil ab? Was wenn er mich nicht attraktiv fand? Oder es einfach nicht klappte, weil was bisher nur ein Traum war, jetzt wahr werden konnte. Mit anderen Worten: Ich hatte Angst vor der Verwirklichung meiner Wünsche.
Meine Sorgen mussten sich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben. Darrel zog mich in eine Umarmung. „Alles wird gut, Kätzchen.“
„Das sagt Oma auch immer!“, murmelte ich in seine Weste. „Und hey, ich dachte ich bin die positiv Denkende von uns beiden?!“
Darrel küsste mein Haar. Er lachte leise. „Dieses Mal tragen wir die Last gemeinsam.“
„Was? Positiv zu denken?“ Ich boxte in seine Seite – sanft wie ich meinte, doch Darrel stöhnte auf.
„Wenigstens hast du deine fiese Rechte nicht verloren. Ein Grund weniger um den ich mir Sorgen machen muss.“ Er sah mich liebevoll an.
„Pfff, wenn sich hier einer Sorgen machen muss, dann bin das ja wohl ich! „Blütenreine Weste“ - ich hoffe nur, da hatte Horace auch recht mit.“
Darrel sah mich erschüttert an. „Glaubst du ernsthaft ich hätte dich betrogen?“
„Natürlich nicht! Ich mach' nur Spaß.“ Ich boxte ihn ein weiteres Mal, dieses Mal vorsichtiger und zog ihn zum Auto. Ich hoffte mein schlechtes Gewissen wegen Konrad zeichnete sich nicht auf meinem Gesicht ab.
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Felinger Legacy - Seite 2 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Feb 13, 2016 10:18 pm

Endlich

Horace und Lucas stellten mich auf einer Halbtags-Basis ein. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe nach einem Job als Köchin zu gucken, da beide sich auch bereit erklärten der Einwanderungsbehörde die nötigen Unterschriften zu leisten, die meinen Aufenthaltsgenehmigung zumindestens erst mal verlängern würden. Bis zur Eröffnung schob ich einige unbezahlte Überstunden, so dass wir den Laden rechtzeitig fertigstellen konnten. Darrel begleitete mich, denn in handwerklichen Dingen waren Horace und Lucas einfach hoffnungslose Fälle. Zwar hatte ich mir in der Zeit in Sanctuary die ein oder andere Fähigkeiten angeeignet, aber Darrel war einfach ein Naturtalent.

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Bobby und Natalya suchten immer noch Wohnungen, aber Darrel vereitelte jeden Versuch der beiden getrennte Apartments zu finden. Schließlich tat er zu Haus auf, das zu vermieten war und schlug den beiden vor eine WG zu gründen. Natalya war sofort Feuer und Flamme, aber Bobby legte Zurückhaltung an den Tag. Er hatte einen Job als Informatiker in der wissenschaftlichen Station gefunden. Natalya war ebenfalls dort angestellt, allerdings als Sicherheitskraft. Beide wollten den Kopf unten halten und sich nicht auf ihre Bridgeport-Dokumente und -zertifikate verlassen.

Es hatte sich bald herausgestellte, dass weder Bobby noch Natalya unsere Aufzeichungen lesen konnten. Aber Bobby war der Ansicht, dass man ein Muster darin erkennen konnte und der festen Überzeugung das es sich um einen Code handelte. Er schrieb ein Analyseprogramm, das er regelmäßig updatete und erneuerte. Er las sich durch so viele Fachzeitschriften und Bücher über Geheimcodes und Entschlüsselung, dass wir ihn kaum ohne ein Buch vor der Nase zu sehen bekamen. Natalya beschloss deswegen allein, dass sie gemeinsam das Haus mieten würden. Sie schob Bobby den Mietvertrag eines Tages einfach unter. Erst nachdem Natalya aufgebrochen war, wurde es ihm klar.

Er saß am Tisch, legte sein Buch weg und rang mit den Händen. Ich warf ihm einen schrägen Blick zu.
„Das war der Mietvertrag oder?“
„Yo.“ In Gedanken war ich beim Gebäck, dass ich zur morgigen Eröffnung des Ladens backen wollte. Da ich gerade den Salat für das Mittagsessen vorbereitete, musste ich mich jedoch zusammenreißen, denn Zimt und Zucker würden im Dressing nicht unbedingt auf viel Liebe stoßen. Wobei es definitiv auszuprobieren wäre, besonders bei einem Salat mit... Entschlossen schob ich die Gedanken weg und sagte zu Bobby: „Was ist das Problem?“

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Bobby hörte auf mit seinen Händen zu spielen, rückte die Brille zurecht und senkte den Blick. Er verweigerte eine Antwort.
„Natalya schnarcht nicht, macht ihren Teil der Hausarbeit immer äußerst gewissenhaft...“, begann ich aufzuzählen, auch wenn ich mit einiger Sicherheit wusste, dass es nicht an Natalyas Eigenschaften als Mitbewohnerin lag. Bobby starrte weiterhin den Fußboden an.
„Ich weiß, dass ihr gern allein sein wollt.“, sagte er schließlich.
„Ach Bobby, wir wollen euch ja auch nicht rausschmeißen!“, log ich. Tatsächlich war ich inzwischen so angespannt davon, dass Darrel und ich uns nicht näher gekommen waren, dass ich fürchtete zu explodieren. Ja, wir konnten uns umarmen und wir schliefen nebeneinander, aber es ergab sich einfach nicht mehr. Entweder kamen Bobby oder Natalya dazu oder wir waren einfach zu erschöpft. Neben der Arbeit im Laden renovierten wir unserem Haus weiter. Immerhin hatten wir das obere Bad gefliest und die Holzverkleidung im Flur auf Vordermann gebracht. Außerdem zeigte Darrel mir den Garten: Einen Apfelbaum hatte er gepflanzt.

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Ich zwang meine Gedanken in die Gegenwart zurück. „Also Bobby, raus mit der Sprache: Was ist das Problem.“ Ich probierte das Dressing, befand es für gut und stellte es beseite. Bobby machte keine Anstalten mir zu antworten. „Dann sag ich dir jetzt was das Problem ist: Du hast Angst mit Natalya zusammenzuziehen, weil du in sie verliebt bist.“ Ich sah ihn über die Schulter an. Bobby sah mich erschreckt an. „Oh, ich bin noch nicht fertig!“ Währenddessen hatte ich den Salat vermengt und stellte nun Dressing und Salat auf den Tisch. Ich setzte sich neben ihn. „Das ist wirklich nicht schlimm, Bobby. Ich finde es wirklich süß."

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„Süß?“, stieß er hervor. Ich legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
„Ja, weil Natalya genauso empfindet.“
Bobby war wie vom Donner gerührt. Er starrte mich sprachlos an. „Du musst dich irren.“, sagte er dann. Ich hörte Zorn in seiner Stimme.
„Bobby, ich will dich nicht auf den Arm nehmen!“
„Ach nein?“, fragte er. Er erhob sich ruckartig. „Das war...ist.“ Er brach ab, weil Natalya zurückkam. Offenbar war sie Joggen gewesen. Bobby stürmte an ihr vorbei. Sie sah ihm irritiert nach.

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„Ist er sauer wegen des Mietvertrags?“
Ich beeilte mich den Kopf zu schütteln. „Er ist sauer auf mich.“ Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe. „Ich fürchte ich bin ihm etwas zu nahe getreten.“
„So?“, fragte Natalya und verschränkte die Arme.
Ich schluckte. Sie würde Bobby bis aufs Blut verteidigen und ich hatte mich etwas ungünstig positioniert. „Ähm...also... Pass auf, ist dir eigentlich klar, warum Bobby so zögert mit dir zusammenzuziehen?“

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Sie sah mich nach wie vor scharf an, doch nun wurde ihr Blick etwas sanfter. Trotzdem schwieg sie und schüttelte nur den Kopf.
„Oh komm schon, du kannst nicht auch so blind sein!“, stöhnte ich.
„Auch so blind?“, echote sie. „Willst du damit sagen, Bobby hat es nicht bemerkt?!“
Nun war es an mir zu starren. „Ähm. Nein.“ Dann kicherte ich. „Deine Signale sind für ihn vielleicht ein bisschen ZU subtil.“
Natalya ließ die Schultern hängen. „Ich dachte ich wäre für ihn durchschaubarer.“ Sie begann die Kopfhörer ihres Smartphones aufzurollen. „Ich bin nicht wirklich erfahren was Beziehungen angeht.“
Ich machte ein unbestimmtes Geräusch. „Glaub mir, es wird nicht besser.“
„So?“ Sie musterte mich interessiert. Ich biss mir auf die Zunge und schwieg. Natalya forderte meinen Blick heraus. Als ich ihren Blick nur erwiderte und nicht antwortete, beschloss sie schließlich, etwas zu sagen. „Darrel ist mein Freund, Kira. Meine Loyalität liegt bei ihm. Ich kenne dich kaum und weiß nichts über dich. Ich hoffe dir ist klar, dass du es mit mir zu tun bekommst, solltest du Darrel verletzen!“ Das Funkeln in ihren Augen machte mir klar, wie ernst sie es meinte. Widerwillig musste ich lächeln. Es war wundervoll, dass Darrel in diesem Leben Natalya auf seiner Seite hatte.

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„Ich weiß Natalya. Und ich bin sehr froh darüber.“ Ich nickte ihr achtungsvoll zu. „Es gibt nichts in meiner Vergangenheit, was Darrel nicht weiß.“ Oh, außer diesen einen Kuss mit Konrad...
„Und nichts, was Kira nicht von mir weiß.“
„Argh, musst du dich immer so anschleichen?!“ Darrel hatte die Hintertür genommen. Ich sah ihn gespielt zornig an. „Wie lange lauscht du schon?“
„Ich habe nicht gelauscht.“, erwiderte er hoheitsvoll. Er ging ans Waschbecken und wusch sich die Hände. „Ich habe zufällig euer Gespräch mitbekommen. Aber nur weil Kira diese unnachahmliche Art hat „leise“ zu sein.“
Ich streckte ihm die Zunge raus. Er trocknete seine Hände ab, kam zu mir und fuhr durch meine Haare. „Aber sie hat mit einem Recht: Bobby hat nichts mitbekommen. Kira und ich können es lediglich sehen, weil wir es wi-... wir Außenstehende sind.“
Natalya sah zwischen uns hin und her. Dann seufzte sie. „Ich geh duschen.“ Mit hängenden Schultern schlich sie ins Badezimmer.
„Du kannst froh sein, dass dieses Mal auf deiner Seite ist.“, flüsterte ich. Ich gab mir dabei besonders viel Mühe leise zu sein.
Darrel grinste und küsste meinen Scheitel. „Ich weiß. Noch wichtiger ist mir aber, dass du auf meiner Seite bist.“
„Sonst hätte ich mich wohl nicht so angestrengt!“ Ich begann den Tisch zu decken. „Ist Bobby gegangen?“
„Er hat sich in die Scheune verzogen. Was hast du ihm gesagt?“
Ich erzählte es ihm. Er schüttelte den Kopf. „Du warst auch schon mal geschickter.“
„Vielleicht bin ich etwas aus der Übung.“ Ich zuckte mit den Achseln und schob den Auflauf, den es zum Salat geben sollte, in den Ofen. Dann ließ ich mich auf die Couch fallen. Darrel nahm den Geheim-Laptop, wie er ihn scherzhaft nannte und öffnete unser Textdokument.

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„Wo bist du gerade?“, fragte ich, während er sich im Schneidersitz auf den Boden niederließ.
„Hm...“, machte er. Er vermied meinen Blick und ich sah, wie sich eine leichte Röte auf seinen Wangen breit machte.
„Oh, das interessiert mich jetzt aber!“ Ich ließ mich von der Couch gleiten und griff nach dem Notebook. Darrel versuchte nicht mich aufzuhalten. Ich las die letzten Zeilen und wurde ebenfalls rot. An die Szene in meinen Schlafzimmer in Sanctuary erinnerte ich mich sehr gut...
„Du willst nicht meine Gedanken in diesem Moment wissen.“, sagte ich heiser. Darrel stellte den Laptop neben sich auf den Boden und streckte seine Beine aus. Ich glitt halb auf seinen Schoß und legte meine linke Hand auf seine Wange. Meine Selbstzweifel waren zumindest für diesen Moment wie weggeblasen.
„Eigentlich würde ich sie sogar ziemlich gerne wissen.“, erwiderte er ebenso rau. Er umfasste meine Hüften und zog mich näher.

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Natürlich kam in diesem Moment Natalya zurück. „Oh.“
Genervt unterdrückte ich ein Seufzen. Ich stand auf und reichte Darrel die Hand um ihm aufzuhelfen (nicht dass er meine Hilfe gebraucht hätte). Er drehte sich so geschickt zu Seite, dass Natalya nur seine Rückansicht zu sehen bekam. Sie bemerkte es wohl und hielt sich schnell die Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen.
„Ich hol Bobby.“, verkündete er rasch und schob sich an mir vorbei. Natalya starrte betont zur Decke. Mir fiel auf, dass sie ihr Haar noch nicht hochgesteckt hatte. In sanften Wellen fiel es ihr dicht ins Gesicht. Sie trug kein Makeup. Dadurch wirkte sie jünger. Außerdem trug sie nicht eines ihrer üblichen Tops, sondern einen gemütlich aussehenden Sweater. Auf Schuhe und Socken hatte sie verzichtet.

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„Jetzt fährst du wohl die stärkeren Geschütze auf?“, fragte ich während ich nach dem Auflauf sah.
Sie sah mich ehrlich erstaunt an. „Wie meinst du das?“
„Du hast wirklich keine Ahnung...“, murmelte ich. Natalya wirkte nicht so taff wie sonst und nicht nur jünger, sondern auch verletzlicher. „Ich hoffe nur die Jungfrau in Nöten Nummer zieht bei Bobby.“ Natalya hatte noch immer nicht begriffen, was ich meinte. „Egal.“
Sie wollte nachfragen, doch die Männer kamen in diesem Moment in die Küche. Bobby bemühte sich weder Natalya noch mich anzusehen, während Natalya seinen Blick suchte.
„Was liegt heute noch an?“, fragte ich beim Essen. „Ich muss gleich nochmal in den Laden. Die machen heute Bilder für die Zeitung.“
„Ich fahr dich. Ich hab noch was zu erledigen.“ Dabei grinste er. Ich musste lachen. Die Phrase „Ich hab noch was zu erledigen“ , hatte sich zum Glück aufgeklärt: Darrel hatte sich einen Ruf als Handwerker gemacht und half vielen Sims in Riverview bei Arbeiten am Haus. Im Gegenzug bekam er häufig Vergünstigungen. So hatte die Polsterei, deren Dach er neu gedeckt hatte, die Couchgarnitur neu bezogen. Für die Kacheln des oberen Bades hatte er einen Nachlass bekommen, weil er das Fahrrad des Sohnes des Ladenbesitzers repariert hatte. Darrel ging in diesen Tauschgeschäften völlig auf. Seit unserer Zeit in Santuary hatte auch für mich Geld seinen früheren Stellenwert verloren, doch mit Darrel Vorgeschichte war es noch etwas anderes. Wenn es nach ihm ging, würden wir ganz ohne Geld auskommen und Selbstversorger werden.
Darrel und ich wechselten schnell das Thema bevor Bobby und Natalya vorschlagen konnten uns zu begleiten. Schweigend beendeten wir unser Mahl. Ich verschwand im Badezimmer.

Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hatte ich mich für das Wollkleid entschieden, das ich zuletzt auf der Weihnachtsfeier (ja, DIESE Weihnachtsfeier) getragen hatte. Vielleicht brachte es ja Kussglück? Leise öffnete ich die Tür zum Badezimmer und spähte ins Wohnzimmer.

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Bobby und Natalya saßen auf der Couch. Bobby wirkte verlegen. Natalya sah unglaublich süß aus. Wenn Bobby das nicht sah, war er wirklich blind. Sie sprachen so leise miteinander, dass ich nicht hören konnte, was sie sagten. Natalya rückte näher an Bobby heran und legte sanft ihre Hand an seine Wange. Ich befürchtete einen Moment, er würde zurückzucken. Sie nahm seinen Arm, legte ihn um ihre Hüfte. Die Gesichter der beiden kamen einander immer näher und...

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Ein Schatten fiel auf den Spalt der Tür. Darrel drückte mich sanft zurück in Badezimmer und schloss leise die Tür.
„Du kleine Spannerin.“, schalt er mich grinsend.
„Sind die beiden nicht süß?“
Darrel grinste. Dann nahm er mein Gesicht in meine Hände. „Das beste daran ist, dass die beiden gerade abgelenkt genug sind, damit ich endlich ohne Unterbrechung tun kann, worauf ich seit langem warte.“

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„Dafür, dass du mich küssen willst, machst du ganz schön viele Wor-...“
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Beitrag  Akki Mo Feb 15, 2016 7:02 pm

Ein langer Weg

Es hatte einen kurzen peinlichen Moment gegeben, als Darrel und ich aus dem Badezimmer kamen und es dieses Mal WIR waren, die Bobby und Natalya in ihrer Zweisamkeit störten. Aber Darrel musste in zu einem Kunden und ich zum Laden. Ich meinte ein „Geschieht mir recht“ von Bobby gehört zu haben, aber ich mochte es mir auch einbilden.
Am Abend hatte Darrel immerhin ein Bett für uns aufgestellt. Er hatte es in der Schreinerei eines Bekannten selbst gebaut. Wir betrachteten es eine Weile. Dann wies ich auf die Holzpaneele.
„Erinnerst du dich an diesen einen Tag in Sanctuary so ungefähr neun Monate vor Gwyns Geburt?“, fragte ich seufzend.
Darrel nickte und rieb sich über das Gesicht. „Holzbett, Holzverkleidung.“
Ich nickte. „Und dein Haus ist nicht wirklich weniger hellhörig als Gobias' Haus.“
Darrel unterdrückte ein Seufzen und sah zur Decke. Schließlich seufzte er doch und lächelte mich an. „Erstens hast du leider recht. Zumindest in dieser Etage dürfte man etwas hören.“

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„Sag ich ja.“ Ich drehte ihm den Rücken zu und wechselte in meinen Schlafanzug.
Ich hörte sein leises Lachen. „Ich war noch nicht fertig, Kätzchen. Zweitens ist es nicht „mein“ Haus. Sondern unser Haus.“ Ich hörte seine Kleidung rascheln. Lächelnd legte ich meine Sachen zusammen.
„Rechtlich gesprochen bist du der Eigentümer.“, fuhr ich fort nachdem ich mich aufs Bett gesetzt hatte. Traumhaft! Ich hatte schon fast vergessen wie toll Betten waren. Zum Glück hatte ich nur ein paar Wochen im Schlafsack schlafen müssen. In Santuary waren es Jahre gewesen. Meine Gedanken mussten sich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben.
„Ich weiß dir war ein Bett wichtig.“, sagte Darrel. Er ließ sich ebenfalls aufs Bett nieder, nicht ohne mir einen raschen Kuss zu geben.
Ich lächelte ihn glücklich an. „Schon, aber ich hätte auch noch weiter im Schlafsack genächtigt – so lange dein Schlafsack neben meinem liegt.“
„Immer.“, versprach er mir und schlüpfte unter die Decke. Ich tat es ihm gleich und kuschelte mich an ihn.
„Wir haben schon mal in einem Bett geschlafen – ohne Konsequenzen.“, erinnerte ich ihn, als ich spürte wie er sich versteifte.
Darrel lachte. Er küsste mich sanft, drehte sich dann aber um. Ich sah auf seinen Rücken und hörte ihn sagen: „Da warst du noch meine Schwester. So willensstark bin ich dann doch nicht.“
„Das ist ein Argument.“, erwiderte ich seufzend bevor ich ihm ebenfalls den Rücken zu drehte.

Ein paar Wochen später zogen Natalya und Bobby aus. Wir waren alle glücklich darüber, auch wenn ich unsere gemeinsamen Mahlzeiten vermissen würde. Bobby und Natalya hatten ihr Haus schnell eingerichtet, weil sie nicht Darrels Anspruch hatten, alles selbst zu machen. Zwei, drei Trips ins Möbelhaus und es war fertig. Mir machte Darrels Tempo nicht das geringste aus. Es erinnerte mich an Santuary. Außerdem war das Geld knapp. Mein Lohn war in Ordnung, aber große Sprünge konnten wir damit nicht machen. Darrel bekam in den seltensten Fällen Geld, sondern meistens Tauschleistungen, so dass mein Gehalt meistens für anfallende Rechnungen wie Strom und Wasser eingesetzt wurde. Die Rücklagen, die Darrel aus seinem alten Leben mitgebracht hatte, waren durch den Kauf des Hauses und die ersten Anschaffungen aufgebraucht worden.

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Einen kleinen Bonus, denn ich von Horace und Lucas erhalten hatte, hatte ich jedoch still beiseite gelegt. Auf meinen Wunsch hatte Darrel an unserem Schlafzimmer einen kleinen Wintergarten angebaut, der vom Wohnzimmer aus erreichbar war. Ich hatte in Darrels Gegenwart lediglich ein bisschen von Pflanzen überwintern sprechen müssen und schon ein paar Tage später zeigte er mir seine Pläne. Bauen, basteln und tüfteln machte ihm Spaß und er bemühte sich mir jeden Wunsch bezüglich des Hauses zu erfüllen. Ich fragte mich, ob er ein schlechtes Gewissen hatte, weil das Haus noch unfertig war. Doch ich begriff schließlich, dass er unser Haus mit mir gemeinsam gestalten wollte. Es ließ mein Herz tanzen.

Am Abend des Umzuges von Bobby und Natalya hatte ich Bobby gebeten, Darrel noch etwas hinzuhalten, während Natalya und ich noch einmal zu unserem Haus fuhren.
Natalya hatte für mich aus dem Möbelhaus eine Staffelei und zwei hängende Sessel besorgt. Wir bauten sie gemeinsam auf, wobei wir uns gewissenhaft an die Aufhänganleitung für die Sessel hielten. War ja nicht auszudenken, was passieren konnte, wenn einer aus der Deckenverankerung riss. Anschließend schleppten wir noch ein Bücherregal und ein Beistelltischchen, die Darrel auf meinen Wunsch angeblich für das Schlafzimmer gebaut hatte, in den Wintergarten. Ich dekorierte den Raum noch mit ein paar Blumen und räumte Bücher ins Regal, während Natalya – sichtlich aufgedreht – zu ihrem neuen Zuhause fuhr. Ich grinste still vor mich hin. Dann betrachtete ich unser Werk. Ich war zufrieden. Die Staffelei sollte eine Überraschung für Darrel sein. Er hatte in Sanctuary oft gemalt. Im Gegensatz zu mir war er musisch begabt. Oma würde ihn lieben (sie sollte es besser).

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Während ich auf Darrel wartete, saß ich mit einem Buch einen der Sessel Probe. Ich konnte mich nicht wirklich auf den Inhalt konzentrieren – zu gespannt war ich auf Darrels Reaktion. Und darauf, was der Abend noch bringen würde...

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Ich musste halb weg gedöst sein, denn plötzlich stand Darrel im Raum. Er lächelte mich an. Rasch rieb ich mir die Augen und legte das Buch weg. Er setzte sich in den zweiten Sessel. Lange sah er sich im Raum um, sein Lächeln wurde breiter als er die Staffelei betrachtete. Schließlich streckte er seine Hand aus, ich ergriff sie und er sagte: „Danke.“
„Für dich immer.“

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Darrel stand auf und zog mich an meiner Hand zu sanft zu sich. Ich legte meine Hände um sein Gesicht und für einen Moment sahen wir uns nur in die Augen. „Ich liebe dich.“, flüsterte ich, fast überwältigt von der Intensität meiner Gefühle und Darrels Gefühlen in seinem Blick. Er küsste mich leidenschaftlich. „Ich liebe dich auch, Kätzchen.“ Ich war atemlos von diesem Kuss und drängte meinen Körper gegen seinen. Meine Lippen suchten seine. Darrel fasste mich sanft um die Taille und hob mich hoch. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Wir küssten uns wieder.
„Wir haben ein Bett.“, erinnerte er sich heiser und trug mich ins Schlafzimmer.
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Beitrag  Akki Mi Feb 17, 2016 7:49 pm

Wir werden darüber reden müssen

Unbegeistert scannte ich den Inhalt des Kühlschranks. Mir war nach einem Mitternachtssnack, denn bevor Darrel und ich im Schlafzimmer verschwunden waren, hatten wir zuletzt mittags bei Bobby und Natalya gegessen. Meine Gedanken waren jedoch nicht so ganz bei der Sache. Zum einen war ich noch glücklich betäubt von dem leidenschaftlichen Sex, zum anderen...Mein Blick wanderte zum Mülleimer. So leidenschaftlich und erregt Darrel auch gewesen war, er hatte (im Gegensatz zu mir) an Verhütung gedacht. Eigentlich sollte man diese Verantwortungsbereitschaft bei einem Simo schätzen, aber mich störte es. Wir hatten noch nicht über Kinder gesprochen – immerhin war ich diejenige, die jeden Versuch Darrels von Ehe zu sprechen abschmetterte. Aber irgendwie war es mir immer logisch erschienen, dass wir Kinder bekommen würden. Andererseits war die finanzielle Lage nicht rosig und das Haus noch unfertig. Es gab also Gründe, die dagegen sprachen. Dann wiederum hatte das in Sanctuary niemanden gestört.

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Heftig schloss ich den Kühlschrank. Der Gedanken an Sanctuary hatte mir die Augen geöffnet. Als unser Leben dort geendet war, war Darrels Sohn Corey gerade ein paar Jahre alt gewesen. Er hatte ihn zurücklassen müssen. Wie schon seinen Sohn Edmund in Bridgeport. Beide Male hatte er keinen Einfluss auf sein Verschwinden gehabt – wir waren ja quasi entführt worden. Ich kannte Darrel gut genug und wusste, dass ihn der Gedanken an die beiden Kinder ihm mehr zu schaffen machte, als er es sich jemals gestehen würde. Trocken schluckend ging ich zur Obstschale und nahm einen Apfel. Während ich ihn aß, musste ich daran denken, dass ich als Lethe wissentlich meine Familie verlassen hatte um den Riss im Raum-Zeit-Kontinuum zu reparieren, denn Darrel verursacht hatte. Lange war ich deswegen wütend auf Darrel gewesen. Aber der Sensemann hatte mir damals klar gemacht, dass ich so oder so gestorben wäre. Und wenn ich den Weg betrachtete, den Darrel und ich seitdem zurückgelegt hatten... Ich erinnerte mich ans Schlafzimmer und lächelte. Wie sehr ich ihn liebte...
„Kannst du nicht schlafen?“
Vor lauter Schreck ließ ich bald meine Apfelkitsche fallen. „Simmer, Darrel! Willst du das ich einen Herzinfarkt kriege?!“
Er sah mich erschrocken an und sofort bereute ich meine Worte. Zwar wusste er immer noch nicht, wie schlimm mein Zusammenbruch gewesen war, aber er machte sich dennoch Sorgen deswegen.
„Ich hab mich nur erschreckt. Als ich aufgestanden bin, hast du noch selig geschlafen.“ Ich warf die Kitsche in den Müll. Ganz kurz sah ich das in ein Taschentuch gehüllte Kondom. Wir würden darüber sprechen müssen. Darrel sah mich lächelnd und so glücklich an, dass ich entschloss es auf ein anderes Mal zu verschieben. Auf nackten Füßen – ich hatte mir nur rasch meine Unterhose und meine Sweatjacke gegriffen – tappte ich zum ihm und schloss ihn die Arme. „Soll ich dir helfen, wieder so selig zu schlafen?“, fragte ich kokett. Als Antwort zog Darrel mich fester an sich und küsste mich.

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In den nächsten Tagen ergab sich keine Gelegenheit, Darrel auf das Thema Verhütung anzusprechen. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass er das Thema auch um jeden Preis vermied. Da wir allerdings auch kaum aus dem Bett kamen, neigte sich seine Kondompackung schließlich auch dem Ende zu und ich konnte das als Aufhänger benutzen.
„Hast du eigentlich einen bestimmten Grund für … das?“ Darrel lag auf dem Bett und entspannte sich. Ich ließ mich neben ihn fallen und wedelte mit der fast leeren Präservativpackung. Meine Worte verband ich mit einem unschuldigen Lächeln.

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Darrel antwortete nicht sofort. Er starrte eine Weile an die Decke, dann sah er mich an. „Ich hab' mich schon gefragt, wann du mich deswegen ansprichst.“
„Wir müssen nicht jetzt darüber reden, aber wir werden darüber reden müssen.“
Darrel rieb sich über das Gesicht. Er drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf in die Hand. Mit undeutbarem Gesichtsausdruck musterte er mich. „Vermutlich wirst du mir nicht glauben, wenn ich finanzielle Gründe anführe?“
Ich schüttelte den Kopf. „Es ist wegen Edmund und Corey?“
Schmerz zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Wieder rieb er sich über das Gesicht. Rasch legte ich meine Hand auf seine. „Das ist in Ordnung, Darrel. Ich verstehe, dass du darunter leidest. Sie waren nicht meine Kinder, aber ich fühle mich deswegen auch furchtbar.“
Darrel legte den Arm um mich und zog mich an sich. „Unsere Leben als Basil und Poppy – beide Male – waren verrückter als alle anderen. Sie endeten so plötzlich und ich musste die Kinder zurücklassen. Sie waren noch so klein!“
„Das war nicht deine Schuld. Wir sind benutzt worden.“
Er küsste dankbar meinen Scheitel. „Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass ich … dass ich Edmund und Corey zurückgelassen habe.“
Mir ging auf, dass er die Namen der Jungen das erste Mal in diesem Leben benutzt hatte. Mein Herz wurde schwer. Tröstend umschlang ich ihn. „Es tut mir so leid.“, flüsterte ich in seine Haare. Wir hielten uns lange, doch schließlich bettete Darrel mich auf den Rücken und küsste meine Stirn.
„Ich weiß, dass Kinder für dich eine wichtige Rolle spielen. Aber ich habe Angst.“
„Dieses Mal wird nichts passieren, Darrel. Akki hat gesagt, die Beobachter lassen uns in Ruhe. Natürlich gibt es andere Unwägbarkeiten, immerhin könnte uns ein Meteor auf den Kopf fallen oder so, aber wir sind zu zweit.“ Er sah mich scheel an und ich lachte. „Ok, die Wahrscheinlichkeit für Meteoriten ist nicht sooo hoch. Aber es kann passieren. Ich hab's schon erlebt!“
Er küsste mich. Ich zog ihn über mich. Wir waren zwar nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen, aber immerhin hatten wir das Thema abgesprochen. „Nur Darrel? Können wir vielleicht anders verhüten? Ich will dich ohne Latex spüren.“
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Beitrag  Akki Mi Feb 17, 2016 10:20 pm

Mein Freund, seine Schwiegeroma und ich

„Bist du etwa aufgeregt?“ Amüsiert versuchte ich aus Darrels Gesichtsausdruck schlau zu werden. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Wir hatten noch etwas Zeit bevor wir Oma vom Flughafen abholen mussten. Es war Sommer geworden.
„Nicht direkt aufgeregt, aber...“ Er lächelte verlegen. Mein Herz flog ihm entgegen.
„Es ist nur so: Deine Oma ist – trotz all unseren Leben – offenbar ziemlich wichtig für dich. Ich hoffe sie ist nicht enttäuscht von mir.“
„Damit ich mich nicht umentscheide? Aaaaaaw Darrel, das ist ja süß.“ Ich warf mich in seine Arme. „Oma wird dich lieben. Und selbst wenn...“ Ich schob ihn auf Armlänge von mir fort. „Dass was wir erlebt haben und das was ich für dich empfinde...es ist größer als alles andere.“
„Ich weiß.“, erwiderte er rau. Sanft fasste er mein Kinn, hob es an und küsste mich. Obwohl wir inzwischen seit Monaten eine sehr intensive intime Beziehung führten, wurden meine Knie weich und ich drückte meinen Körper gegen ihn. „Ich liebe dich.“, flüsterte ich und ließ meine Hände über seinen Körper gleiten. Er stöhnte leise, schob meine Hände jedoch weg. „Wir müssen gleich los.“

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„Aaah, sei kein Spielverderber.“ Ich nestelte an seiner Hose. „Oma hat bestimmt Verständnis.“
Ich hätte nichts abtörnenderes sagen können, aber Darrel musste lachen. „Du würdest deiner Oma wirklich sagen: Oh sorry, wir sind zu spät, weil wir noch ne Runde gevö**** haben?“
Ich musste ebenfalls schmunzeln. „Vielleicht nicht. Wobei sie sehr...aufgeschlossen ist.“
Er küsste mich noch einmal – ganz züchtig – und meinte: „Ist trotzdem nicht die Art auf die ich bei ihr vorstellig werden will.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Dann halt nicht. Du weißt nicht, was dir entgeht.“
Darrel legte seine Hand auf meinen Hintern und schob mich sanft zur Tür. „Zum Glück weiß ich das sehr genau. Umso mehr bedauere ich, dass wir jetzt keine Zeit haben. Und jetzt ab zum Auto, sonst kann ich gleich nicht fahren.“ Er deutete nach unten.
Ich lachte. „Zum Glück haben wir ausprobiert ob man im Gästezimmer was hört.“
„Wir haben auch noch die Scheune.“
„Und das Auto. Oh, und die Dusche, aber ich traue der Duschkabinenwand nicht ganz. Wir sollten wirklich bald eine neue Dusche installieren und es dann ausprobieren.“
„Kira....lass es gut sein, bitte!“

Oma und Darrel verstanden sich auf Anhieb. Darrel probierte es einmal mit Mrs. Müller, was ihm einen schrägen Blick einbrachte, dann mit Henriette, wobei uns seine Aussprache Tränen lachen ließ und landete schließlich bei Henny. Oma hielt sich zum Glück zurück und machte keine anzüglichen Bemerkungen. Sie fand das Gästezimmer toll – aber sie hatte auch genaue Anweisungen gegeben, was sie brauchte: Ein hohes Bett mit einer harten Matratze und ein gut erreichbares Nachtlicht.

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Wir hatten eigentlich nicht sobald ein Gästezimmer einrichten wollen, sondern erst das Badezimmer und die Küche modernisieren wollen. Da das Kinderthema zunächst ruhte, waren Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer die Räume, denen unsere Aufmerksamkeit galt. Im Wohnzimmer hatten wir mittlerweile einen Fernseher und einen selbst gebauten Schachtisch. Unser Schlafzimmer verfügte endlich über Schränke und Kommoden, so dass wir nicht mehr aus dem Koffer leben mussten. Doch als Oma ihren Besuch ankündigte, hatten wir unsere Prioritäten geändert und einen der oberen Räume hergerichtet. Tatsächlich hatte Oma mir sogar etwas Geld überwiesen, so dass wir eine hervorragende Matratze für das von Darrel gebaute Bett kaufen konnten. Oma in einem Schlafsack übernachten zu lassen, kam nicht in Frage!

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Oma hatte sich ihre Begeisterung und ihre Neugierde erhalten. Sie erkundete mit uns Rieverview, fand es wundervoll Bobby und Natalya kennenzulernen – auch wenn sie den beiden eine Standpauke hielt, warum sie nicht dafür gesorgt hatten, dass ich mich während unseres „Roadtrips“ gemeldet hatte.

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Bobby stammelte daraufhin, während Natalya halb amüsierte, halb genervte Blicke zu mir schickte. Als wir später auf Bobbys und Natalyas Terrasse Dart spielten, entschuldigte ich mich bei ihr.
„Ich kann irgendwie verstehen, dass du deiner Oma nichts sagen willst.“, erwiderte Natalya. „Sie wirkt zwar unzerstörbar, aber sie ist nicht mehr die Jüngste.“

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„Ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen macht.“ Ich reichte Natalya die Pfeile. „Du bist dran.“
Selbstverständlich warf Natalya viel geschickter. „Hast du mit Darrel wegen deines....Schwächeanfalls gesprochen?“
„Ähm...“ Ich musterte meine Schuhspitzen. „Nee. Aber seitdem geht es mir auch viel besser!“
Natalya unterbrach sich und musterte mich lange im Halbdunklen. „Eigentlich bin ich dafür, dass du es ihm sagst, aber Bobby hat mir die Tage einen Artikel zu lesen gegeben. Es gibt wohl so etwas wie ein Broken-Heart-Syndrom. Wenn es das war, dann müsstest du jetzt ok sein.“
„Eine Stress-Kardiomyopathie?“, hakte ich nach.
„Du hast davon gehört?“ Natalya schien überrascht. „Und dann bist du selbst nicht darauf gekommen?“

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Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich zu erinnern, wann ich schon einmal davon gehört hatte. Es fiel mir schließlich ein und ich war froh, dass sich Natalya wieder ganz auf das Werfen konzentrierte. So sah sie den traurigen Ausdruck auf meinem Gesicht nicht. Jacob hatte mir in meinem Leben als Lethe mal davon erzählt.

Als wir später zuhause waren und Oma endlich im Bett (die Frau hatte definitiv zu viel Energie für ihr Alter!), sprach Darrel mich an.
„Was ist los, Kätzchen? Du wirkst traurig.“ Er streichelte liebevoll mein Schienbein.
„Ach...“, ich machte eine wegwerfende Handbewegung. Ich würde ihm bestimmt nicht sagen, dass ich heute an einen meiner Verflossenen gedacht hatte. Naja, an mehr als einen. Natalya hatte mich an Jacob erinnert, was mich daran erinnerte, dass in einer anderen Gegenwart Natalya und Bobby Terrys Eltern waren...
„Es ist nur....“, begann ich schließlich doch.

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„Es ist nur, dass uns manchmal unsere früheren Leben einholen?“, schlug Darrel freundlich vor.
Ich sah ihn überrascht an. „Ich vergesse immer, wie gut du mich kennst.“
Darrel lachte leise. „Ich kenne diesen Gesichtsausdruck, den du bekommst, wenn du an früher denkst.“ Er stütze sich hoch und schloss mich tröstend in seine Arme. „Ich bin für dich da.“
Erleichtert legte ich meinen Kopf an seine nackte Brust. Ich würde ihm nicht genau erzählen, an was und wen ich gedacht hatte, aber ich wusste, dass er mich verstand. Ging es ihm mit Edmund und Corey nicht genauso?

In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Erinnerungen stürmten auf mich ein. So sehr ich auch versuchte sie wegzuschieben, ich schaffte es nicht. Es war außerdem furchtbar heiß geworden, so dass ich schließlich aufstand, duschte und mir ein leichteres Nachthemd anzog. Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und warf mich auf einen Sessel um fernzusehen.
Oma schien auch nicht schlafen zu können, denn ich hörte recht bald die Treppe knarzen. Grinsend setzte sie sich neben mich. Sie nahm mir die Flasche ab, nahm einen tiefen Zug und gab sie mir zurück.

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„Du hättest fragen können.“
„Ach, ich wollte nur wissen, ob ich das Zeug immer noch nicht mag.“, gab sie lachend zurück. „Was ist los, Kira-Kind?“
„Nichts. Es ist nur so warm.“ Ich schaltete den Fernseher aus. „Und bei dir?“
„Naa, ich glaube dich hält nicht nur die Wärme ab.“
„Jaaa ... vielleicht.“ Ich nippte am Bier.
„Bist du glücklich, Kira?“

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Ein wenig verwundert sah ich sie an. Oma war stets direkt, aber dieses Mal übertraf sie sich selbst. Ich kicherte. „Du hältst nicht viel davon um den heißen Brei zu reden.“
„Das fällt dir erst jetzt auf?“ Sie zog die Augenbraue hoch. „Du kommst da ganz auf mich.“
Ich nickte. „Das stimmt. Aber um deine Frage zu beantworten...Ja, ich bin glücklich. Sehr.“ Es war die Wahrheit. Natürlich suchten mich die Erinnerungen an meine anderen Leben regelmäßig heim. Darrel ging es nicht anders. Aber davon abgesehen, fühlte ich mich glücklich, angekommen und geliebt.
„Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast? Mit ihm?“ Sie neigte den Kopf in Richtung Schlafzimmer. „Und mit deiner Arbeit? Du bist keine Köchin.“
„Ich fang mit der letzten Frage an.“ Ich stellte die inzwischen leere Falsche auf den Boden neben mich, so dass ich nicht meine bequeme Haltung aufgeben musste. „Ich arbeite zwar nicht in der Küche, aber der Job im Bioladen macht mir großen Spaß. Und ich backe für den Laden. Ist also fast so was wie Kochen, nur ohne eine nervenaufreibende Küchencrew.“
Oma nickte nur. Ihre Mundwinkel zierte ein hauchfeines Lächeln.

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„Und was Darrel angeht: Es ist anders als ich es mir vorgestellt habe, weil ich es mir gar nicht vorstellen konnte! Es ging nur darum ihn zu finden. Weiter habe ich nie gedacht.“ Auf Omas aufmunternde Geste hin fuhr ich fort: „Aber es ist gut und richtig so wie es ist. So soll es sein.“
„Argh, wenn ich mir dein süßes Grinsen so ansehe, muss ich doch noch meine Zuckermedikamente holen.“, ätzte Oma grinsend. „Eigentlich hätte ich mir die Frage auch sparen können. Es ist für Singles kaum aushaltbar in eurer Nähe. Auch wenn ihr glücklicherweise keines dieser Rosarote-Brille-Paare seid und euch dauernd Schätzi oder so nennt.“
Ich rollte mit den Augen, aber dann mussten Oma und ich lachen. Sie stand auf, klopfte meine Schulter und ging wieder ins Bett. Ich blieb noch einen Moment im Sessel sitzen und starrte ins Nichts. Dann grinste ich, erhob mich und brachte die leere Flasche weg. Als ich zurück ins Schlafzimmer ging, dachte ich, dass es wirklich nicht anders sein konnte und sein sollte. Ich war da wo ich hin gehörte – mit meiner Vergangenheit.
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Beitrag  Akki So Feb 21, 2016 3:53 pm

Ja

Oma blieb einige Wochen. Aus dem Frühsommer wurde der noch heißere Hochsommer. Oma flog an einem der heißesten Tage zurück nach Simropa - nachdem sie sich ausgiebig erfrischt hatte.

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Die Hitze verging langsam und mündete in einem goldenen Spätsommer und einem sonnigen Herbst. Wir feierten unser erstes gemeinsames Weihnachten (Regen, Regen, Regen), dann kam der Frühling. Wir hatten das obere und das untere Bad herrichten können und den Garten so weit ausbauen können, dass ich mein Gebäck ausschließlich mit selbst angebautem Obst belegen konnte. Wir kochten und legten überzähliges Obst und Gemüse ein und verkauften es ebenfalls im Laden. Der Frühling verging und ein neuer Sommer kam.

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Seit einem Jahr waren Darrel und ich nun vereint. Wir genossen jeden einzelnen Tag. Doch es gab auch diese klitzekleine Wolken – eine für Darrel, eine für mich: Er vermied das Thema Heirat, ich das Thema Kinder. Darrel wollte mich unbedingt heiraten. Es wunderte mich, denn wozu brauchten wir eine offizielle Urkunde darüber, dass wir zusammen gehörten? Seine Bedenken was Nachwuchs anging, konnte ich hingegen sehr gut verstehen. Aber ich verspürte das dringende Bedürfnis ein Kind zu bekommen und damit etwas bleibendes zu schaffen. Etwas von mir und Darrel, dass unseren Tod überdauern würde.

Es war ein besonders heißer Spätsommerabend in unserem zweiten Jahr in Riverview. Horace und ich hatten den Laden über die Mittagszeit geschlossen und dafür am Abend länger geöffnet. Die Klimaanlage lief auch Hochtouren und mir graute schon jetzt davor, den Laden zu verlassen und auf die immer noch warme Straße zu treten. Dass sich der Asphalt noch nicht verflüssigt hatte, grenzte an ein Wunder. So aber dampfte er die Hitze noch nach Sonnenuntergang aus. Die Tür öffnete sich und eine Stammkundin kam herein. Wir tauschten ein paar Nettigkeiten aus. Ich ignorierte das Vibrieren meines Smartphones, während ich sie bei der Auswahl ihres heutigen Einkaufs beriet. Erst als sie selbst nach ihrem Telefon griff, um mit ihrem Mann die existenzielle Frage „Zucchini oder Aubergine?“ auszudiskutieren, warf ich einen raschen Blick auf das Display. Darrel hatte versucht mich anzurufen und eine Nachricht mit der Bitte ihn zurückzurufen hinterlassen. Mein Herz schlug schneller und mir stieg ein Kloß in den Hals. Sofort beschlich mich ein schlechtes Gefühl. Darrel wusste, dass ich heute länger im Laden blieb – wir hatten darüber beim Mittagessen gesprochen.

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„Schlechte Nachrichten, Liebes?“ Die Kundin sah mich besorgt an. Sie war eine dieser älteren simerikanischen Damen, die jeden mit „Liebes“, „Darling“ oder „Honey“ ansprachen. Da wir uns seit bald einem Jahr kannten, war ich ihr in diesem Moment sogar dankbar.
„Ich bin nicht sicher.“, erwiderte ich. „Haben Sie sich entschieden?“
„Aaach, Greg will beides nicht im Auflauf! Ich schau mich noch ein bisschen um, bevor ich mich endgültig entscheide.“ Sie zwinkerte mich an. „Wie wär's wenn Sie prüfen, ob's wirklich schlechte Nachrichten sind?“
Dankbar warf ich ihr eine Kusshand zu und wählte Darrels Nummer.
„Hey. Du hast angerufen...Was gibt’s?...Du bist WO?!“

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Mein Herz krampfte sich zusammen und ich befürchtete einen Moment, dass sich die Szene aus meinem Apartment in Bridgeport wiederholen würde. Ich tastete mit der freien Hand nach der Kasse und stützte mich ab. Horace kam aus dem Lager und sah mich besorgt an. Ich musste laut geworden sein.
„Kira?“, hörte ich Darrel am Telefon sagen. „Du verstehst das falsch. Mir ist nichts passiert. Ich wollte dich nur bitten mich am Krankenhaus abzuholen.“
„Ich. Bring. Dich. Um.“, stieß ich erleichtert hervor, auch wenn ich noch nicht ganz begriffen hatte, was passiert war. „Ich komm' sobald ich hier fertig bin.“
Horace gab mir mit einem Wink zu verstehen, dass ich sofort fertig war. Ich dankte ihm, raffte die Zutaten für einen Salat ohne Zucchini und Aubergine zusammen, nahm eines der fertigen Dressings aus dem Regal und drückte alles der Kundin in den Arm. „Bei dem Wetter würde ich eher einen Salat vorschlagen.“ Im Hinausgehen verabschiedete ich mich und rannte zum Auto. Da an diesem Tag selbstgemachtes Eis für den Laden transportiert hatte, hatte ich Darrel am Sägewerk abgesetzt. Er half zurzeit dort aus. Als er mir gesagt hatte, dass er im Krankenhaus war, hatte ich Horrorvisionen von der großen Kreissäge bekommen... Mir wurde sofort schlecht und ich musste mich zusammennehmen, bevor ich den Wagen startete und ausparkte. Darrel hatte gesagt, es ginge ihm gut. Er würde mich nicht anlügen.

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Ich parkte im Halteverbot, vergaß beinahe abzuschließen und schaffte es schließlich ohne weitere Unfälle zum Eingang des Krankenhauses. Ich zwang mich zum Durchatmen und fasste mich etwas. Seit wann war ich so hysterisch. Ach ja, seit ich wusste, dass Darrel und ich nur dieses eine Leben hatten …
„Hey … du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ Darrel stand so urplötzlich neben mir, dass ich beinahe aus der Haut fuhr.
„Du willst wirklich, dass ich einen Herzinfarkt bekomme.“, murmelte ich, während ich in seine Arme glitt. „Bitte ruf mich nie wieder mit den Worten „Ich bin im Krankenhaus“ an!“

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Darrel strich über meinen Rücken. „Schsch.“, machte er. „Es tut mir leid. Ich muss selbst etwas neben mir gestanden haben. Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Was zum Teufel ist denn passiert?“ Ich atmete tief ein und aus. Wir ließen einander los. Darrel strich sich die Haare aus der schweißnassen Stirn.
„Lass uns nach Hause fahren. Ich hasse Krankenhäuser. Ich erzähl's dir unterwegs.“
„Außerdem hat das Auto eine Klimaanlage. Oh, und ich steh im Halteverbot.“
Darrel legte lachend dem Arm um mich. Ich bemühte mich, ihm nicht zu zeigen wie sehr mich sein Anruf aus der Bahn geworfen hatte.

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Im Sägewerk hatte es einen Unfall gegeben. Einer der Arbeiter war mit dem Arm in die große Säge geraten. Nur dem geistesgegenwärtigen Handeln des Vorarbeiters und Darrels war es zu verdanken, dass er seinen Arm nicht verlieren würde. Sie hatten ihn abgebunden, Eis darum gelegt und ihn ins Krankenhaus gebracht. Da Darrel die selbe Blutgruppe hatte, hatte er im Krankenhaus Blut gespendet.
„Jack wird’s überleben. Ob er seinen Arm wieder voll benutzen kann, wissen die Ärzte noch nicht.“ Wir waren inzwischen zuhause angekommen. Ich nötigte Darrel zu einem großen Glas Wasser und Eiscreme mit Pfirsichkompott. Er war tatsächlich etwas blass, auch wenn sie ihm im Krankenhaus Traubenzucker und Limonade gegeben hatten.Ich ärgerte mich darüber, dass sie sich nicht besser um ihn gekümmert hatten, aber dann erinnerte ich mich daran, dass das Krankenhaus in Riverview ziemlich klein und notorisch unterbesetzt war. Jacks Verwundung und die Hitzeopfer würden es in ein Irrenhaus verwandelt haben.
„Ist er nicht gerade Vater geworden?“, fragte ich und schmuggelte noch ein Löffelchen Kompott auf Darrels Teller.
Er nickte düster. „Der Vorarbeiter will morgen eine Sammlung starten. Er ist der Alleinverdiener und die Krankenhausrechnung wird hoch.“
Ich nickte und dachte an das Krankenversicherungssystem in Seutschland. Es war nicht perfekt, aber gar keine Versicherung zu haben war noch schlechter. Für Darrel und mich hatte ich auf eine Versicherung bestanden, auch wenn die Summen horrend waren und längst nicht alle medizinischen Eventualitäten abgedeckt waren. Ich hatte noch ein Notfallkonto, auf das ich jeden Monat etwas Geld überwies. Der Unfall im Sägewerk führte mir vor Augen, wie wichtig solche Notgroschen sein würden. Wenigstens war die Gemeinschaft in Riverview sehr gut und eng. Man half einander.
„Kira, mir ist nichts passiert.“, sprach Darrel mich an. Offenbar war ich wieder in mein abwesendes Starren gefallen. Er legte seine Hand auf meine.
„Ich weiß.“, erwiderte ich schließlich. „Aber es könnte dir auch etwas passieren.“ Ungewollt traten mir die Tränen in die Augen. „Das hättest auch du sein können.“
„Ich war es aber nicht. Du weißt, dass ich vorsichtig bin. Ich lass' dich nicht allein.“ Er erhob sich und zog mich in eine Umarmung. „Es sei denn es fällt uns doch ein Meteorit auf den Kopf, dann wird’s schwierig.“

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Gegen meinen Willen musste ich schmunzeln. Dann sah ich ihn ernst an. „Frag mich noch mal.“
Zuerst sah er mich irritiert an, dann küsste er mich lachend. „“Was? Es muss erst jemandem halb der Arm abgesägt werden, bevor du einwilligst mich zu heiraten?“
Ich boxte ihm in die Seite. „Definitiv ein bessere Grund als eine Namensänderung oder eine Greencard!“
Darrel rieb sich die Seite. „Wie du meinst...“ Dann sah er mich ernst an.
„Jetzt frag einfach, aber spar' dir bitte das auf die Knie fallen und Ring rausholen.“
Darrel seufzte. „Manchmal...“ Dann küsste er mich rasch. „Willst du mich heiraten?“
Nun gab ich ihm einen Kuss, grinste und sagte: „Ja.“

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Wir heirateten im Herbst. Am Abend nach unserer Trauung – kurz und sachlich auf dem Standesamt, nur begleitet von Bobby und Natalya – hatten wir eine kleine Feier bei uns. Ich war froh, dass wir die Trauung endlich hinter uns hatten. Im Vorfeld waren wir gleich dreimal bei der Einwanderungsbehörde, wo wir mit endlosen Fragerunden gequält wurden. Nach dem dritten Treffen hatten wir den Beamten endlich überzeugt, dass wir keine Scheinehe eingehen und so eine Greencard erschleichen wollten.

Oma wäre gern gekommen, aber meine Eltern hatten Lennard bei ihr abgeliefert bevor sie in zwei unterschiedliche Flieger zu zwei unterschiedlichen Konferenzen aufgebrochen waren. Ich hatte ihr vorgeschlagen, mit Lennard zu kommen, aber Oma hatte versprochen Lennard jeden Tag zu seinen Frühförderungskursen zu bringen. Normalerweise war Oma ja immer dafür die Regeln zu brechen. Aber sie war so glücklich, dass ihre Tochter ihr ihren Sohn anvertraute, dass sie brav und folgsam war.

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Unsere Feier war mehr ein fröhliches Zusammenkommen in der Küche. Immer wenn wir Besuch hatten endeten wir alle in der Küche, nur im tiefsten Winter zog man das Wohnzimmer und seinen Kamin vor. Ich fragte mich, ob es nicht sinnvoller wäre in der Küche einen Kamin zu installieren. Doch selbst in den neuen Planungen für eine Küche, war kein Kamin vorgesehen. Darrel arbeitete bereits an den neuen Küchenschränken. Einen neuen Herd hatten wir schon in der Scheune stehen. Es war ein antikes Stück, dass noch ein bisschen Zuwendung und Liebe brauchen würde. Viel Zuwendung und Liebe. Ich schob den Gedanken daran weg und konzentrierte mich auf Suppe, die ich auf dem gegenwärtigen Herd erwärmte.

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Als die Gäste gegangen waren und wir die Küche in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt hatten, nahm Darrel mich in die Arme.
„Mrs. Kira Felinger.“, sprach er mich an.
„Mhm. Ich weiß immer noch nicht wie du auf diesen Nachnamen gekommen bist.“
„Ich dachte das wäre offensichtlich. Für Dich zumindest.“ Auf meinen irritierten Blick hin fuhr er fort: „Es ist die Kontraktion von felis niger. Schwarze Katze.“
„Oh...aber eigentlich müsste es felis nigra heißen. Felis ist Feminin.“
Darrel umarmte mich und murmelte. „Klugscheißerin.“
„Das hab ich gehört!“ Ich machte mich von ihm los. Darrel griff nach mir und kitzelte mich. Ich versuchte mich zu wehren, doch Darrel war größer und stärker. Schließlich zog er mich in seine Arme. „Ich liebe dich.“

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Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen raschen Kuss. „Ich liebe dich auch, Darrel.“
„Warum warst du jetzt doch bereit mich zu heiraten?“, fragte Darrel nachdem wir uns schmusend und küssend ins Schlafzimmer vorgearbeitet und uns umgezogen hatten. Warum wir uns überhaupt die Mühe machten uns Nachtwäsche anzuziehen, blieb mir allerdings schleierhaft...
„Damit du daran denkst, dass du eine arme kleine Frau zuhause sitzen hast, wenn du dich einer Säge oder so näherst.“, erwiderte ich sarkastisch. Er warf mir einen scheelen Blick zu. „Darrel, ich mach' Witze...naja, vielleicht ist ein bisschen was wahres dran. Aber … ich weiß, dass es dir wichtig ist. Mir ist egal, ob wir ein Zertifikat darüber haben oder nicht. Du bist mein Mann, mein Partner. Mein Seelenverwandter. Dazu brauch ich keine Urkunde.“ Er unterbrach mich, indem er mich in seine Arme zog und küsste.
„Mir geht es auch so.“, sagte er nachdem sich unsere Lippen getrennt haben. „Aber dies ist unser letztes Leben und das will ich mit dir auch offiziell leben.“ Mit der Hand fuhr er die Kontur meines Gesichts nach. „Außerdem...ich hätte ungern einen anderen Nachnamen als unsere Kinder.“
Mit großen Augen sah ich ihn an. „Darrel! Meinst du das wirklich?“
„Ich habe lange darüber nachgedacht. Edmund und Corey zurückzulassen … Ich werde sie vergessen und sie werden immer einen Platz in meinem Herzen haben.“ Darrel zog mich noch enger an sich. „Ich liebe dich und ich will Kinder mit dir. Kinder, die etwas von dir und von mir haben.“
„Das heißt dann wohl ja.“, erinnerte ich mich trocken an meine Frage. Er verdrehte die Augen.
„Du bist unmöglich, Kira.“
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Beitrag  Akki Di Feb 23, 2016 11:19 pm

Kitty

Als Oma uns im nächsten Frühling zum zweiten Mal besuchte, konnten wir ihr die frohe Nachricht überbringen, dass sie im Herbst Uroma werden würde. Sie war außer sich vor Freude. Umso mehr, als sie erfuhr, dass auch Natalya und Bobby, die Oma quasi adoptiert hatte (sie telefonierte fast häufiger mit Natalya als mit mir), ebenfalls ein Kind erwarteten. Seit ihrem Auszug waren die beiden langsam aber stetig ihren Weg als Paar gegangen. Inzwischen hatten sie sich sogar zu einem gemeinsamen Schlafzimmer vorgearbeitet.

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Natalya war erleichtert, dass sie nicht allein durch die Schwangerschaft gehen musste. Sie war ein nervöses Wrack. Bobby, der versuchte das ganze wissenschaftlich anzugehen, war keine große Hilfe. Ich nahm Natalya unter meine Fittiche. Sie konnte nicht verstehen, wie Darrel und ich so gelassen sein konnten. Nun, wir hatten schließlich beide jede Menge Übung – wenn auch nicht zusammen. Darrel machte kein großes Getue um mich, auch wenn ich ihn oft dabei erwischte wie er mich beobachtete. Er nahm jede Geste, jeden Gesichtsausdruck und jedes Wort zur Kenntnis, aber er kannte mich gut genug, dass er mir nicht auf den Geist ging. Wir machten beide mehr Aufstand um Natalya, um sie in so viel Liebe und Zuneigung zu hüllen, um ihre Ängste und Angespanntheit zu beruhigen. Darrel sprach auch lange mit Bobby. Er war ängstlich und hatte versucht seine Furcht hinter kühler Logik zu verbergen. Ich erinnerte mich nicht daran, dass es in seinem anderen Leben auch so gewesen war, aber da war ich zunächst nur eine Katze und hatte es vielleicht nicht bemerkt.  Nach dem Gespräch mit Darrel schien Bobby erleichterter. Er kümmerte sich mehr um Natalya und begann sich ernsthaft auf das Baby zu freuen. Ich fragte mich wie viel dieses Kind mit ihrem Kind aus dem anderen Leben teilen würde. Immerhin hatte Bobby kein Teleskop und von Alienentführungen hatte ich auch noch nichts gehört. Da musste ich mir wenigstens keine Gedanken um einen bestimmten Halbalien machen...

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Worüber wir uns Gedanken machen mussten, war ein Name. Da wir beide so lange gelebt und so viele Kinder gehabt hatten, war es nicht so einfach einen gefälligen Namen zu finden, den wir entweder noch nicht vergeben hatten oder mit dem wir nichts unangenehmes verbanden. Wir entschieden uns – im Gegensatz zu Natalya und Bobby – das Geschlecht schon vor der Geburt bestimmen zu lassen. So mussten wir uns nur um den Namen für ein Geschlecht Sorgen machen.
„Du bekommst einen Urenkel.“, berichtete ich Oma nach dem letzten Ultraschall. „Ja, alles ist in Ordnung. Der Arzt ist sehr zufrieden mit uns. …. Ja, sicher. … Wir haben uns noch nicht endgültig entschieden. Wir wollen sicher sein, schließlich muss der Kleine sein ganzes Leben mit dem Namen rumlaufen! Da nennt man sein Kind nicht einfach was-weiß-ich Horst-Dieter oder so. … Ja...Ich dich auch.“

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Als ich auflegte, hörte ich Darrel schmunzeln. „Horst-Dieter?“ Er hatte sich Seutsch von Oma und mir beibringen lassen und seine Aussprache hatte sich immens verbessert.
„Ganz bestimmt nicht!“, sagte ich entschieden. „Oma ist so aufgeregt, ich mache mir fast ein bisschen Sorgen deswegen. Sie wird nicht jünger.“
„Henny ist unverwüstlich.“, beruhigte er mich. „Sie wird nicht ewig leben, aber sie wird sich vermutlich weigern, vor der Geburt ihres Urenkels zu sterben.“
„Ja. Jonas wird seine helle Freude mit ihr haben.“ Ich lehnte mich gegen Darrel. „Was uns wieder zurück zu dem Namensproblem führt. Und nein, Horst-Dieter steht nicht zur Diskussion!“

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Kurz vor der Niederkunft konnten wir endlich die Renovierung der Küche beenden. Durch die Schwangerschaft und die notwendigen Ausgaben hatten wir uns dagegen entschieden, neue Fliesen zu legen. Wichtiger war die Anschlüsse zu erneuern und die Küchenmöbel rechtzeitig aufzubauen. Herzstück der Küche war der antike Ofen, der dank Darrels Einsatz wieder wie neu glänzte. Überhaupt hatte er sich selbst übertroffen. Schweren Herzens hatten wir uns vom Küchensofa verabschiedet. Doch wir bedachten jetzt schon den Platz für Damians Hochstuhl. Ja, wir hatten uns auch endlich auf einen Namen einigen können.

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Das war auch gut so, denn kurz darauf setzten die Wehen ein. Ein paar Tage später konnten Damian und ich von Darrel nach Hause gebracht werden. Damian war ein pflegeleichtes Baby – im Gegensatz zu Natalyas und Bobbys Sohn Jeremy, der ein paar Tage später zur Welt kam. Die beiden taten mir fast ein bisschen leid: Darrel und ich als erfahrene Eltern wären mit einem Quengler wie Jeremy wahrscheinlich besser klar gekommen. Doch trotz durchwachter Nächte wollten die beiden ihr Söhnchen auf gar keinen Fall mehr hergeben. Bobby nahm sich einen Monat Urlaub um jeden Tag bei Natalya und Jeremy zu sein. Er liebte den Kleinen abgöttisch. Selbst verständlich hätten Darrel und ich Damian auch nicht mehr hergeben. Ich hatte für jedes meiner Kinder einen Platz in meinem Herzen und jedes dieser Kinder war etwas Besonderes. Doch ich kam nicht umhin, in Damian noch etwas mehr zu sehen als in den Kindern vor ihm – er war das Produkt von Darrel und mir. Wenn man bedachte, dass wir einst Erzfeinde gewesen waren, fand ich er ist wirklich etwas Besonderes...

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Damian war knapp drei Monat alt, als wir zu Beginn des Winters ein merkwürdiges Paket erhielten. Ich konnte den Poststempel nicht entziffern und zögerte zunächst es zu öffnen. Es war etwa so groß wie ein Wasserkasten, aber sehr leicht. Ich schüttelte es sanft, hörte aber nur Füllmaterial rascheln. Ein Absender stand natürlich auch nicht darauf. Mit der Hoffnung, dass es schon keine Bombe sein würde, nahm ich es mit in die Küche und öffnete es vorsichtig.
Als erstes fiel mir ein handgeschriebener Brief in die Hände. Ich überflog ihn rasch. Meine Augen wurden immer größer und mein Herz begann schneller zu schlagen. Schließlich ließ ich den Brief sinken und fluchte herzhaft. Sobald Damian älter wurde, musste ich mir das dringend abgewöhnen!
Im Paket war eine Puppe. Ich erkannte die Art von Puppe und zusätzlich stand in dem Brief noch, was uns erwartete. Seufzend nahm ich die Puppe und ging ins Schlafzimmer. An der Tür hielt ich inne. Darrel sang Damian leise vor. Natürlich war es nicht die selbe Stimme wie in Sanctuary, aber seine Sprachmelodie hatte sich erhalten. Und natürlich war Darrel auch in diesem Leben musikalischer als ich in allen Leben zusammen. Manchmal fand ich die Verteilung von Talenten ungerecht... Ich lauschte eine Weile und wischte mir dann verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Hey.“, unterbrach Darrel meine Gedanken. „War was wichtiges in der Post?“
„Sozusagen.“ Ich kam in den Raum und präsentierte ihm die Puppe.

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„Nicht gerade eine Schönheit.“, bemerkte er.
Ich hielt der Puppe die Ohren zu. „Hör nicht auf das, was der böse Onkel sagt!“ Ich seufzte und begann dann zu erklären: „Die Puppe hat Akki geschickt. Sie ist mit ihrer Strafe offenbar durch und untergetaucht. Sie schrieb, dass sie nicht mehr über ihren Aufenthaltsort sagen könne, aber sie sich bemühe uns auf dem Laufenden zu halten und und weiterhin beschützen will.“
„Ja. Genau. Wir wissen wie es beim letzten Mal geendet ist.“, bemerkte Darrel grimmig.
„Denk' nicht darüber nach. Sie ist gewiss, dass wir sicher sind. Allerdings....“ Mein Blick wanderte zwischen Damian und der Puppe hin und her. „Es sieht so aus, als würden die Beobachter spätestens in Damians Generation versuchen wieder die Kontrolle zu erlangen.“
Ich wusste nicht wie ich es Darrel schonender hätte beibringen können. Als ich Akkis Brief in der Küche gelesen hatte, hatte sich mein Magen zusammengezogen und ein dicker Kloß in meinem Hals gebildet. Ich wertete es als gutes Zeichen, dass mein Herz nur ein bisschen schneller geschlagen hatte. Ich war wütend geworden. Doch dann hatte ich mich beruhigt. So lange Darrel und ich lebten würden wir Damian beschützen und ihm. Ich gab nicht viel auf Akkis Hilfe oder ihre Beteuerungen, aber sie schien weiterhin auf unserer Seite zu sein. Sie wollte auch für Damian und eventuelle weitere Kinder da sein. Oder zumindest aus ihrem Exil helfen...
Ich konnte an Darrel Gesicht sehen, was er dachte. Er war wütend und würde am liebsten zu den Beobachtern marschieren und ihnen den Garaus machen. Ich wäre sofort mit ihm gegangen! Doch dann beruhigte sich sein Ausdruck und sah lange auf Damian nieder, der mit wachem Blick zu mir sah.
„Und die Puppe?“ Darrels Stimme klang kontrolliert, doch ich wusste wie angespannt er war.
„Erinnerst du dich daran, dass Peanut ursprünglich ein imaginärer Freund war?“

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Darrel nickte. Seine Kiefermuskeln mahlten. Ich hatte ihn lange nicht mehr so durcheinander gesehen. Sanft legte ich meine Hand auf seinen Arm und produzierte ein aufmunterndes Lächeln. „Diese Puppe kann zu einem imaginären Freund werden. Wenn Damian sie ins Herz schließt und es schafft durch seine Zuneigung einen Lebensfunken in der Puppe zu entzünden, dann kann die Puppe ein Eigenleben entwickeln. Und Damian könnte sie später zu einem richtigen Sim machen. Akki will, dass sie ihm zur Seite steht und ihn beschützt.“
„Peanut war auch mal so eine Puppe?“, fragte Darrel nachdem er lange geschwiegen hatte. Er wiegte Damian sanft hin und her. Dabei ließ er die Puppe nicht aus den Augen. Ich nickte.
„Bist du sicher, dass sie von Akki kommt?“
„Ja. Der Stil in ihrem Brief ist identisch mit dem Stil aus den Unterhaltungen. Ich kann sie förmlich vor mir sehen, auch wenn ich nicht weiß wie sie aussieht.“
„Traust du ihr?“

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Dieses Mal überlegte ich lange, bevor ich antwortete. Ich sah auf unseren süßen, unschuldigen Sohn nieder und dachte darüber nach, was in Santuary geschehen war. Ich dachte an das Telefonat, dass ich mit Akki vor fünf Jahren geführt hatte. Damals hatte ich gedacht, sie wäre aus meinem Leben verschwunden.
„Akki ist vielleicht nicht die geschickteste und sehr von ihrer Helferrolle überzeugt, aber sie hat nie etwas getan, was uns geschadet hat. Zumindest nicht absichtlich. Sie meint es gut und sie ist ehrlich. Ich vertraue ihr.“
Darrel bettete Damian in seiner Armbeuge um. Dann fuhr er sich mit der Hand über den Kiefer. „Ich bin zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Ich mag Akki nicht, aber ich glaube sie will uns wirklich helfen.“ Er sah die Puppe kritisch an. „Gut. Damian kann die Puppe haben. Wenn sie seinem Schutz dient...“ Er brach ab und sah mich traurig an. Ich drückte seine Schulter. „Zuallererst werden wir Damian schützen. Wir werden dafür Sorgen, dass er sich zu wehren weiß und die Beobachter nicht einlässt. Wenn uns die Puppe dabei helfen kann – umso besser!“
Darrel beugte sich vor uns gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Ich kicherte leise. „Nur sollten wir der Puppe nicht einen so dämlichen Namen geben.“
Das brachte auch Darrel zum Lachen. „Da hast du recht. Er tat mir immer leid deswegen.“ Er warf einen Blick auf die Puppe. „Sie ist fast schwarz. Was hältst du von Kitty?“
„Kitty?“
„So wie wir dich als schwarze Katze genannt haben. Passend zu Felinger.“
Ich sah die Puppe an und nickte. „Kitty. Ok.“ Ich legte die Puppe in Damians Kinderbett. „Auch wenn ich immer noch meine, dass es Felingra heißen müsste...“
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Beitrag  Akki Fr Feb 26, 2016 4:44 pm

Zurück nach Seutschland

Es kam wir ein Déjà-vu vor. Wieder stand ich vor Omas Wohnung und wieder ließ mich der Hausmeister ein, da Oma nicht zuhause war. Seufzend stellte ich meine Reisetasche in den Flur und machte mich rasch im Bad frisch. Der lange Flug steckte mir in den Knochen. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen machten das Reisen noch anstrengender. Ich setzte mich vor der Couch auf den Boden nachdem ich ein Feuer im Kamin entzündet hatte. Der Frühling ließ in Seutschland noch auf sich warten. Während ich auf Oma wartete starrte ich in die Flammen und ließ mir die letzten Wochen durch den Kopf gehen.

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Ich hatte im Laden von dem Unglück in Sindien gehört. Da ich in einem Kundengespräch war, hatte ich dem Radiobericht keine allzu große Aufmerksamkeit gewidmet. Doch irgendwie ließ mich der Bericht nicht los. Als ich heimkam, warf ich einen Blick ins Internet. War im Radio noch von einem  Unglück die Rede gewesen, so fanden sich jetzt neue Erklärungen: Es könnte ein Anschlag auf das Büro einer Hilfsorganisation gewesen sein. Meine Erinnerung kam zurück....
Darrel kam wenig später mit Damian von seinem Besuch bei Bobby und Natalya wieder. Er sah mit einem Blick, dass etwas nicht stimmte. Er nahm den schlafenden Damian aus dem MaxiCosi und brachte ihn in sein Bett. Kurz darauf kam er mit dem Babyphon in der Hand zurück in die Küche.
„Was ist passiert?“
Ich deutete auf den Bildschirm des Laptops. „Ich erinnere mich an den Anschlag.“
Darrel beugte sich über mich und überflog den Newsticker.

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„Ich habe davon im Geschichtsunterricht gehört. Hätte er nicht eigentlich schon vor - ich weiß nicht dreißig Jahren? - passieren müssen?“
„In deiner Zeitlinie. Ja. In meiner Zeitlinie passt es.“ Ich erinnerte ihn daran, dass unsere Rückkehr in unsere ersten Leben die Zeitlinien durcheinander gebracht hatten, da ich eigentlich dreißig Jahre älter war. „In meiner Zeitlinie passierte der Anschlag, als ich Mitte zwanzig war.“ Darrel kannte mein Alter.
Er nickte verstehend und rieb sich über seinen Unterkiefer. „Es gibt nichts was du hättest dagegen unternehmen können.“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das weiß ich.“ Ich fuhr mir durch die Haare. „Meine Mutter ist bei dem Anschlag umgekommen.“
Mit großen Augen sah die Liebe meiner Leben mich an. Er griff meine Hand und drückte sie bevor er mich vom Stuhl in eine Umarmung zog. „Es tut mir so leid!“
„Ach.“, sagte ich und suchte Trost an seiner Schulter. „Ist ja nicht so, dass ich besonders an ihr hängen würde. Habe ich damals auch nicht. Aber … vielleicht hätte ich sie warnen können?!“
Darrel streichelte meinen Rücken. Nach einer Weile erwiderte er: „Ich fürchte es gibt nichts, was du hättest tun können.“
„Aber vielleicht hätte ich etwas tun müssen!“
Er schob mich auf Armlänge von sich weg und sah mich ernst an. „Kira, nein. Du konntest daran nichts ändern. Erinnerst du dich an das was der Sensemann gesagt hat? Als Fawn starb?“
Wie könnte ich das vergessen? Sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Darrel zog sich wieder an mich. „Nicht Kätzchen. Das ist vorbei. Aber erinnere dich: Wenn das Todesdatum feststeht, dann kann man nichts daran ändern!“ Er klang gefasster als ich es erwartet hatte. Wir hatten in diesem Leben nie über Fawn gesprochen.
„Davon abgesehen – hast du vor den Nachrichten von heute jemals an den Anschlag erinnert?“

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Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen aus den Augen.
„Wie hättest du deine Mutter dann warnen können? Und hätte sie überhaupt auf die gehört?“
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Nein. Sie hätte mir nicht geglaubt. Und ich hätte es ihr vermutlich eh nicht sagen können. Wir können ja nicht über die Vergangenheit sprechen.“
„Siehst du?“ Er küsste meinen Scheitel. „Ich verstehe, dass es dich aufregt und du durcheinander bist. Ich bedaure die Opfer und mein Mitgefühl gilt den Angehörigen. Aber wir hätten es nicht verhindern können. Nicht mit den Einschränkungen, die uns auferlegt sind.“ Er entließ mich aus der Umarmung, suchte ein Taschentuch und reichte es mir. „Ich hätte nicht erwartet, dass sie manche Dinge aus unseren ersten Leben wiederholen. So vieles ist anders!“
Nachdem ich mir geräuschvoll die Nase geputzt hatte, nickte ich. „Mir geht es auch so. Ja, Natalya und Bobby haben sich trotzdem gefunden, aber viel früher als beim ersten Mal. Und ihr erstes Kind heißt nicht John. Und Bobby ist nicht von Aliens entführt worden.“ Das „Noch nicht“ sparte ich mir – wer wusste schon ob ihm das nicht noch blühte. „Vielleicht wussten die Sensemänner nicht, wie sie so viele Sims, deren Todesdatum heute sein sollte und die sich dort aufgehalten haben, auf einmal einkassieren sollen. Also musste der Anschlag wieder passieren.“ Mir war nicht nach Galgenhumor, aber es half mir etwas.

Das war vor zwei Wochen gewesen. Einige Tage später erhielt ich einen Anruf von Oma. Entgegen ihrem ansonsten sonnigen Gemüt und ihrer unzerstörbaren guten Laune, war sie in Tränen aufgelöst. Da ich den Anruf erwartet hatte, konnte ich gefasster damit umgehen. Ich versuchte sie möglichst zu beruhigen und buchte noch am selben Abend einen Flug nach Seutschland. Darrel bot an mich zu begleiten, aber ich wollte Damian nicht alleine zurücklassen. Es war schlimm ohne die beiden zu fliegen.

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Omas Rückkehr riss mich aus meinen Gedanken. Sie sah schlecht aus und älter als ich sie in Erinnerung hatte. Wortlos stand ich auf und nahm sie in den Arm.
„Keine Mutter sollte ihr Kind begraben müssen.“, sagte sie schließlich. Sie richtete sich auf und strich ihre Kleidung glatt. „Nicht mal, wenn sie so ein schlechtes Verhältnis zu ihrem Kind hat. … hatte.“ Dann musterte sie mich. „Wie geht es dir?“

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Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht sicher. Um ehrlich zu sein, seit ich in Riverview bin, habe ich kaum Kontakt zu ihr gehalten. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft wir telefoniert haben. Sie schien auch nicht besonders an meiner Heirat oder Damian interessiert zu sein.“ Ich führte Oma zur Couch. „Aber ich habe mich genauso wenig für ihr Leben interessiert. Es tut mir leid, dass sie so früh und dann so sterben musste. Und ich habe Mitgefühl mit dir, Vater und Lennard.“ Ich warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Wie kommt ihr klar?“
Oma schien sich wieder gefangen zu haben. Sie nickte bevor sie antwortete: „Ich schlage mich durch. Isabellas und mein Verhältnis war immer noch angespannt, aber seit Lennards Geburt haben wir wieder mehr Kontakt gehabt. Sie hat mir immer noch meinen Lebenswandel übel genommen.“

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Oma war immer ein Freigeist gewesen. Nach der Schule war sie mit anderen Künstlern durch Simropa gereist und einen unsteten Lebenswandel geführt. Sie war früh schwanger geworden und ich hatte meine Mutter einmal sagen hören, dass sie sicher wäre, dass Oma nicht einmal wusste wer ihr Vater sei. Oma hatte Isabella bei ihren eigenen Eltern abgeliefert und hatte noch eine Zeitlang ihr Leben wie zu vor geführt. Bevor Isabella jedoch in den Kindergarten gekommen war, war Oma zurück nach Seutschland gekommen und hatte ihre Tochter zu sich genommen. In eine Kommune. Sie blieben dort bis Isabella auf die weiterführende Schule ging. Erst danach hatte sich Omas Leben etwa stabilisiert, auch wenn sie weiterhin eine unkonventionelle, alleinerziehende Künstler-Mutter blieb.

Felinger Legacy - Seite 2 Kira_o12

„Dein Vater funktioniert auf Autopilot.“, fuhr Oma fort. „Lennard scheint seine Mutter bisher noch nicht zu vermissen.“
„Hat sie es wieder so gemacht wie bei mir?“
Oma nickte. „Für sie hat die Arbeit immer im Vordergrund gestanden. Sie hat Lennard geliebt und wollte bestimmt nur sein Bestes, wie auch Daniel. Aber du weißt, wie sich das bei deinen Eltern äußert.“
Ja, das wusste ich: KiTa von Geburt an, Frühförderung, eine meistens körperlich abwesende Mutter und ein meistens geistig abwesender Vater. In einem waren sie sich allerdings einig: Leistung und ein „ordentliches“ Leben inklusive „ordentlicher“ Beruf waren die wichtigsten Punkte in ihrem Leben und dem ihrer Kinder. Ich seufzte.
„Ganz genau!“ Oma stand auf. „Kaffee? Ich glaube ich lebe im Moment von dem Zeug.“
Ich erhob mich ebenfalls und musterte sie erneut. „Pass auf dich auf ja? Es hilft nichts, wenn du dich gleich neben sie legst.“
Das brachte mir einen schrägen Blick ein, doch schließlich lachte sie. „Keine Sorge. Ich will mindestens hundert werden. Mit Kaffee. Und Zucker. Und Milch. Und all den ungesunden Dingen die das Leben lebenswert machen.“ Während sie zur Küchenzeile ging, fuhr sie fort: „Das ist allerdings etwas, dass ich nicht vermissen werde: Isabellas ständiges Genörgel wegen meiner Gesundheit.“
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Beitrag  Akki So Feb 28, 2016 12:40 pm

Lennard

Oma und ich zogen in den nächsten Tagen vorübergehend bei meinem Vater ein. Er brauchte Unterstützung bei der Organisation der Beerdigung und Lennards Versorgung. Oma hatte Recht: Vater lief mehr oder weniger auf Autopilot. Er wirkte wie ein Roboter und brachte kaum mehr als zwei Worte über die Lippen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nie klar gewesen, wie sehr mein Vater an meiner Mutter gehangen hatte. Er litt unter ihrem Verlust und ich hatte großes Mitleid mit ihm. Ich musste an Darrel denken und das trieb mir die Tränen in die Augen. Wir telefonierten jeden Tag und er schickte mir Unmengen an Bildern von Damian. Trotzdem vermisste ich die beiden schmerzhaft. Ich hoffte, dass ich die Beerdigung bald hinter mich gebracht hatte.

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Der einzige Lichtblick war Lennard, der inzwischen drei Jahre alt war. Selbstverständlich konnte er sich nicht an mich erinnern, aber er mochte mich auf Anhieb. Schon nach dem ersten Tag bat mein Vater mich, Lennard nachts mit zu mir ins Zimmer nehmen. Es war offensichtlich, dass er das Kind nicht um sich haben konnte ohne an seine Frau zu denken. Und Lennard war in der Nähe meines Vaters sehr angespannt. Er schien zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Wie Oma schon bemerkt hatte, schien er seine Mutter nicht zu vermissen. Aber er war es ja auch gewöhnt, dass sie selten da war. Lennard würde sehr viel besser zurecht kommen als mein Vater.

„Henny, kannst du mit Lennard bitte ins Wohnzimmer gehen? Ich muss etwas mit Kira besprechen.“, bat mein Vater Oma am Abend vor der Beerdigung nachdem wir gegessen hatten. Oma nahm ihren Enkel wortlos auf den Arm und verließ das Esszimmer. Sie warf mir einen kurzen Blick zu. Ich hoffte nur, Vater würde mich nicht bitten auf der Beerdigung eine Rede zu halten -  ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.

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„Kira, als Isabella … als Isabella und ich uns entschieden haben, Lennard zu bekommen haben wir notariell festgelegt, dass du die Vormundschaft bekommst, sollte uns etwas passieren.“, eröffnte er mir.
Ich zog die Augenbrauen steil in die Höhe. Ich fragte mich, wann sie mir das mitteilen wollten. Wahrscheinlich nie – es sei denn der Fall der Fälle trat ein. „Du lebst noch.“ Das war eine Feststellung und sie war nicht besonders feinfühlig.
Vater nickte langsam. Die Trauer hatte seine Falten noch vertieft und er sah so viel älter aus als er war. „Ja. Aber ich...ich weiß nicht wie ich mich um Lennard kümmern soll!“
„Du hast dich doch auch um mich gekümmert, wenn Mutter nicht da war. Und ich schätze bei Lennard war es bisher nicht anders.“ Mir schwante etwas.
Abermals nickte er. „Als du klein warst, war ich jünger. Isabella kam immer zurück. Jetzt kehrt sie niemals zurück.“
Ich griff über den Tisch und drückte mitfühlend seine Hand. „Es tut mir so leid, Vater.“

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Er starrte auf meine Hand, dann erwiderte er kurz und kraftlos den Druck. „Ich weiß einfach nicht wie es weitergehen soll. Bitte, kannst du Lennard nicht zu dir nehmen?“
Behutsam zog ich meine Hand zurück und versuchte meine Gesichtsmuskulatur unter Kontrolle zu halten. „Vater, Lennard ist kein Möbelstück, das mein einfach in der Verwandtschaft verteilen kann, wenn es nicht mehr passt. Er ist dein Sohn! Meinst du nicht, dass er dich braucht?“ Es kostete mich große Mühe meine Stimme ruhig und kontrolliert zu halten. „Oma ist auch hier. Sie kommt hervorragend mit Lennard klar und kann dir in der ersten Zeit helfen.“
„Wärst du so herzlos und ließest deinen Bruder im Strich?“ Obwohl er mir in den letzten Tagen wie ein Roboter vorgekommen war, war er nun gegenwärtig genug um auf mein schlechtes Gewissen zu setzen.
Selbstverständlich würde ich Lennard nicht im Stich lassen. Ich hatte ihn sofort in mein Herz geschlossen und mir graute vor dem Moment meiner Abreise. Erst recht jetzt, wo ich wusste, dass mein Vater Lennard nicht wollte...

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„Du willst ihn nicht.“ Grimmig sah ich ihn an.
Es brauchte eine Weile, bis Vater antwortete. „Ich will das beste für ihn. Das bin nicht ich und nicht das Leben, das ich ihm bieten kann.“ Er klang besiegt. Seine Stimme war brüchig und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er weinte.
Schweigend wendete ich den Kopf ab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Inzwischen wäre es mir fast lieber, er hätte mich gebeten eine Trauerrede zu halten.
Nach einer Weile hörte ich meinen Vater sich schnäuzen, dann räusperte er sich. Ich hob den Kopf und sah ihn an.
„Es wäre das Beste für Lennard. Selbstverständlich werde ich Unterhalt bezahlen, aber du würdest die Vormundschaft und alle Entscheidungsbefugnisse erhalten.“ Er war wieder ganz der Beamte.

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„Hast du mal daran gedacht, dass ich im Simerika wohne? Dass ich verheiratet bin und selbst einen Sohn habe?“ Er wollte mich unterbrechen, doch ich hob die Hand. „Du glaubst vielleicht, dass du jetzt nicht weißt wie du mit Lennard umgehen sollst oder glaubst, dich nicht um ihn kümmern zu können. Was ist in ein paar Monaten? Nächstes Jahr? In zehn Jahren? Wenn dir dann auf einmal einfällt, dass du doch noch mal Vater spielen möchtest, kommst du dann und reißt Lennard wieder aus seiner gewohnten Umgebung?“
„All das habe ich bedacht. Wenn du ihn zu dir nimmst, dann komme ich nur um ihn zu besuchen. Nicht um ihn dir wegzunehmen.“
„Verdammt noch mal! Hier geht es nicht um mich! Es geht um einen kleinen Jungen!“, entfuhr es mir.
Doch Vater fuhr – scheinbar ungerührt – fort: „Die eingangs erwähnte notarielle Verfügung legt fest, dass du die Vormundschaft erhältst, wenn auch nur einer von uns beiden stirbt oder pflegebedürftig wird.“

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„Großartig. Einfach nur großartig.“, murmelte ich und fuhr mir durch die Haare. Ich sah über den Tisch zu meinem Vater.
„Du solltest mit deinem Mann sprechen.“, beendete er unser Gespräch.
Wie ein kleines Kind, das fortgeschickt wird, erhob ich mich gehorsam und verließ das Esszimmer. Ich bemühte mich leise die Treppe hochzugehen, schloss vorsichtig die Tür zum Gästezimmer, warf mich aufs Bett und schrie meine Frustration in das Kissen.

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Meine Telefonrechnung in diesem Monat würde ungeahnte Höhe erklimmen. Darrel und ich sprachen fast zwei Stunden. In Riverview war es mitten am Tag, so dass Darrel irgendwann sein Headset einklemmte, damit er gleichzeitig mit mir sprechen und sich um Damian kümmern konnte. Wir waren beide der Meinung, dass meine Eltern mit ihrer verkorksten Einstellung besser kein zweites Kind hätten kriegen sollen. Aber wir waren auch der Meinung, dass Lennard nichts dafür konnte und mehr verdient hatte.

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„Und schließlich ist es nicht so, als hättest du etwas gegen große Familien … aaah...ich wusste ich hätte ein Tuch zum Bäuerchen machen über die Schulter legen sollen.“
„Man könnte meinen, dass du das inzwischen gelernt hast.“ Ich sehnte mich so sehr nach den beiden. Das lange Telefonat tröstete mich nur ein bisschen. „Ich werde ein paar Tage länger bleiben müssen, bis ich alles geregelt habe.“ Mir graute jetzt schon vor den Gängen zum Jugendamt, dem simerikanischen Konsulat und wer-weiß-was-noch alles auf mich zu kam. „Darrel, ist es wirklich ok für dich? Tun wir das richtige?“
Ich hörte ihn kurz mit Damian sprechen, der natürlich nur mit Gluckslauten antworteten konnte. „Ja Kätzchen. Es ist gut so. Ich weiß nicht, ob es das richtige ist, aber Lennard hat eine Familie verdient, die ihn will. Er ist nicht die erste verlorene Seele, die du einsammelst. Wir kümmern uns um den Jungen und sorgen für ihn wie für Damian.“ Ich hörte wie er durch das Haus ging. „Und Damian bekommt so früher ein Geschwisterchen als geplant. Einen älteren Bruder.“
„Ich liebe dich.“, sagte ich spontan. „Ich wünschte ich wäre bei euch.“

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„Es dauert nicht mehr lang. Setz' einfach bei den Ämtern deine Krallen ein. Wart' mal kurz....So jetzt bin ich ganz dein. Damian ist in der Schaukel und ist wie immer begeistert von dem Mobile.“ Kurz darauf ertönte die Kindermusik aus dem Lautsprecher der Schaukel. Die hatte ich eigentlich nicht vermisst. „Ich liebe dich auch Kätzchen. Kopf hoch. Wir kriegen das schon hin! Wenigstens musst du dich dieses Mal nicht mit einem Teenager prügeln.“
Ich musste lachen, als ich an Neo und Charis dachte, die wir bei uns ins Sanctuary aufgenommen hatten. Darrel hatte recht: Lennard wäre nicht die erste verlorene Seele, die wir aufnahmen.

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„Mit der verlorenen Seele meinte ich nicht die Kinder, Kira.“ Wie immer hatte Darrel meine Gedanken gelesen. Selbst auf die Entfernung. Vielleicht hatte ich aber auch nur wieder laut gedacht.
„Ich meinte mich. Du hast mich gefunden und gerettet.“
„Du weißt schon, dass das voll kitschig klingt?“ Kaum hatte ich das ausgesprochen, da biss ich mir auf die Unterlippe.
Doch Darrel lachte nur. „Und mir vorwerfen, eine Greencard wäre ein unromantischer Grund zum heiraten!“
„Darauf wirst du noch rum reiten wenn wir alt und grau sind...“
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Beitrag  Akki So Feb 28, 2016 7:55 pm

Abschied und Aufbruch

Ich suchte im Gesicht meines Vaters nach einem Anzeichen für Zufriedenheit oder Überlegenheit, als ich ihm später am Abend unsere Entscheidung mitteilte. Doch seine Mimik verriet nichts, als er sich bedankte. Wir würden am Tag nach der Beerdigung die nötigen Schritte in die Wege leiten.
Oma nahm die Nachricht zwiegespalten auf. Auf der einen Seite war sie froh, dass Lennard so zu einem fürsorglichen Familienleben kam, auf der anderen Seite bedeute es, dass sie von ihren beiden Enkeln getrennt war. Doch ein gewisses Funkeln in ihren Augen sagte mir, dass Oma noch einen Weg finden würde um das zu ändern.
Nach der Beisetzung fand eine Trauerfeier im Gemeindehaus statt. Ich verabschiedete mich relativ bald und benutzte Lennard als Ausrede. Mit Oma im Schlepptau, trafen wir bald in meinem Elternhaus ein. Wir legten Lennard zu seinem Mittagsschlaf in mein Bett und begannen Kaffee zu kochen und Schnittchen zu machen. Vater hatte angedeutet, dass der ein oder andere nach der Feier noch hier auftauchen würde.

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Tatsächlich kam Vater wenig später mit einigen anderen Sims. Die meisten kannte ich noch aus meiner Kindheit: Enge Freunde oder Nachbarn meiner Eltern. Ich entdeckte Alriks Mutter und beeilte mich, Land zu gewinnen. Lennard war inzwischen wach deswegen ging ich nach oben und wickelte ihn frisch. Er sprach sehr gut und lief ohne Probleme, aber die Sache mit dem Töpfchen erschloss sich ihm nicht so richtig. Die Pampers war doch viel bequemer! Kein lästiges Ausziehen, kein kalter Töpfchensitz...
„Lennard, du bist doch schon ein großer Junge. Da brauchst du die Windel doch nicht mehr!“
„Bin ich groß?“
„Im Vergleich zu Damian, ja.“
„Wer ist das?“
„Damian ist mein Sohn und er ist noch ganz klein. Möchtest du mit zu mir kommen und ihn kennenlernen?“ Ich war nicht sicher, ob und wie ich Lennard klar machen konnte, dass er in Zukunft bei uns leben würde.
„Ja!“ Lennard sprang vom Töpfchen und wollte mit runter gelassener Hose losmarschieren.
„Nicht so schnell!“ Ich fing ihn auf, bevor er sich lang machte. „Das ist eine lange, lange Reise. Die müssen wir erst vorbereiten.“
Er wartete geduldig bis ich ihn angezogen hatte. „Mit Auto?“
„Mit dem Auto und mit dem Flugzeug.“

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Er machte große Augen und steckte sich den Daumen in den Mund. Dann strahlte er, rannte zu seinem Bücherregal und holte ein Bilderbuch. Es war über Flugzeuge. „Flugzeug!“
Ich war erstaunt wie präzise und gut er sich ausdrückte. Offenbar hatten die Frühförderungskurse doch etwas gebracht. Ob er sie vermissen würde in Simerika? Darrel und ich hatten einfach nicht die Zeit und das Geld ein Kleinkind an mehreren Tagen in der Woche durch die Gegend zu fahren. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mehr davon hielt, mich selbst mit den Kindern zu beschäftigen als andere dafür zu bezahlen.

Nachdem ich Lennard zweimal das Flugzeug-Buch vorgelesen hatte, traute ich mich mit seiner Unterstützung wieder nach unten. Die meisten waren schon gegangen. Vater saß mit Alrik und seinen Eltern auf der Couch. Ich nickte ihnen freundlich zu. Vater und Alriks Eltern erhoben sich und verabschiedeten sich. Zögerlich ließ ich mich mit Lennard auf dem Arm neben Alrik auf die Couch.

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„Ich möchte dir mein Beileid zum Tod deiner Mutter ausdrücken.“, sagte er etwas steif.
„Danke.“ Lennard zappelte und rutschte von meinem Schoß. Ich gab ihm das Spielzeugauto, dass wir mitgebracht hatten.
„Wie geht es dir?“, fragte Alrik. Ich hatte nicht wirklich Lust auf Smalltalk mit ihm, aber ich hatte mich ja selbst neben ihn gesetzt.
„Gut. Danke. Und dir?“
„Gut. Danke.“ Er sah auf meine Hände. „Ich hab gehört, du seist verheiratet.“ Auf mein Nicken hin fuhr er fort. „Du trägst gar keinen Ring.“

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Ich lachte leise. „Bloß nicht. Den würde ich dauernd bei der Gartenarbeit oder beim Kochen verlieren. Darrel trägt nicht gerne Ringe, die stören ihn beim Arbeiten. Also haben wir uns dagegen entschieden.“
„Ich kann mich dich gar nicht bei der Gartenarbeit vorstellen.“ Alrik rückte seine Brille zurecht und grinste spitzbübisch. „Früher hast du dich nicht gerade für die Natur interessiert. Und jetzt züchtest du Rosen?“
„Rosen? Um simmers willen.“ Ich kicherte. „Nein, wir pflanzen Obst und Gemüse an.“
Bald waren wir in ein freundschaftliches Gespräch verstrickt. Es war nicht länger unangenehm mit ihm zu sprechen, erst recht nicht, als ich erfuhr, dass er sich auch vor kurzem verlobt hatte. Es hatte mich schon gewundert, dass er rasiert, frisiert und mit einem richtig zugeknüpften Hemd aufgetaucht war. Irgendjemand musste ihm also geholfen haben.

Felinger Legacy - Seite 2 Kira_a10

Die nächsten Tage waren noch stressiger als vor der Beerdigung. Mit den seutschen Behörden gab es keine größeren Schwierigkeiten, außer den üblichen Verzögerungen. Ein Problem war, ein Visum  für Lennard zu bekommen. Ein unbefristet Visum war undenkbar und das bedeutete, ich müsste regelmäßig mit ihm zurück nach Seutschland. Ich hatte inzwischen eine Greencard, aber da Darrel und ich erst anderthalb Jahre verheiratet waren, konnte ich noch nicht die Staatsbürgerschaft beantragen. Die Dame aus dem Konsulat war zunächst reichlich unwirsch und entnervt, aber schließlich drückte ich auf die Tränendrüse und erzählte ihr, dass Lennard seine Mutter bei dem Attentat verloren hatte und mein Vater aufgrund seiner Trauer einfach nicht in der Lage war sich um ihn zu kümmern. Das stimmte sie tatsächlich milder und gemeinsam konnten wir nach einer Lösung suchen. Schließlich fanden wir eine Lösung: Darrel und ich würden Lennard adoptieren müssen. Als simerikanischer Staatsbürger erhielten alle Kinder von Darrel – so sie nicht ohnehin in Simerika geboren waren – eine Greencard und konnten später die Staatsbürgerschaft beantragen. Damit wäre Lennards Einreise und sein Aufenthaltsstatus geklärt.

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Darrel erklärte sich dazu bereit, sofern mein Vater einverstanden war. Dieser erbat sich nicht einmal Bedenkzeit, sondern veranlasste sofort die Einleitung des Adoptionsverfahrens. Es ging viel Papierkram hin und her, aber endlich konnte ich Lennard nehmen und mit ihm nach Simerika fliegen. Insgesamt war ich fast zwei Monate von Darrel und Damian getrennt und ich wusste nicht, wie lange ich es noch aushalten konnte. Lennard hatte sich sehr an mich gewöhnt und schien nicht von meiner Seite – beziehungsweise von meinem Arm – weichen zu wollen. Er war unglaublich anhänglich geworden und ich fürchtete den Moment in dem er realisierte, dass er mich würde teilen müssen.

Felinger Legacy - Seite 2 Kira_s10

Doch diese Befürchtung stellte sich als unbegründet heraus. Mit großen Augen sah Lennard seinen kleinen Neffen an. Ganz andächtig sagte er immer wieder „Baby. Baby Damian.“. Vorsichtig streichelte er Damians Köpfchen, zuckte aber etwas ängstlich zurück als dieser unkoordiniert nach ihm patschte. Wir erklärte ihm, dass Damian das noch nicht konnte, weil er so klein war.
„Und ich bin groß.“, stellte er mit einer anbetungswürdigen Mischung aus seutsch und simlish fest. Ich hatte langsam begonnen mit im simlish zu sprechen – nur um festzustellen, dass er in eine zweisprachige KiTa gegangen war und simlish gut verstand.
„Ja, du bist groß.“, erwiderte Darrel und kitzelte ihn, während er ihn in sein Bettchen legte. Wir hatten ein zweites Gitterbettchen in unser Schlafzimmer gequetscht, denn ich brachte es nicht übers Herz ihn oben alleine schlafen zu lassen.

Felinger Legacy - Seite 2 Lennar12

Lennard überlegt kurz, dann streckte er die Ärmchen nach Darrel aus. „Dann geh ich jetzt Töpfchen.“
Rasch verbarg ich mein Lachen in Damians Bauch. Der prustete los, weil ich ihn dabei mit der Nase kitzelte.
„Ok, dann geht’s noch mal aufs Töpfchen für den großen Jungen.“, erwiderte Darrel seelenruhig. Er war so wunderbar mit beiden Jungs. Lennard hatte ihn zu Beginn etwas irritiert angeguckt. Ich hatte ihm zwar von meinem Mann erzählt, aber so ganz begriffen über was ich sprach hatte Lennard es zunächst nicht. Doch nach ein paar Stunden hatte er sich akklimatisiert und war Darrel genauso aufgeschlossen gegenüber wie mir.
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Beitrag  Akki Fr März 04, 2016 6:40 pm

Natalyas Verdacht

Bobby und Natalya waren hinreichend überrascht, dass wir so plötzlich zwei Kinder hatten. Die beiden bekamen kaum eine ruhige Minute – Jeremy blieb ein forderndes Kind. Bobby arbeitete nun von zuhause aus, während Natalya sich jeden Morgen zur Polizeistation aufmachte. Der örtliche Polizeichef war auf sie aufmerksam geworden und hatte sie gebeten, ihren Dienst als Sicherheitskraft zu kündigen und als Streifenpolizistin zu arbeiten. Die Bezahlung war sehr viel besser und Natalya war Polizistin mit Herz und Seele. Gelegentlich brachten sie Jeremy zu uns, wenn es nötig war, dass Bobby doch ins Büro fuhr.
„Ich versteh' einfach nicht wie ihr das schafft.“ Natalya sah vielsagend auf das Baby in meinen Armen. Ihr eigener Sohn Jeremy lag friedlich in MaxiCosi zu unseren Füßen. „Ein Kleinkind UND ein Baby.“

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Ich zuckte mit den Schultern. „So schwer ist es nicht. Lennard ist ja schon sehr selbstständig und Damian pflegeleicht.“ Erneut zuckte ich mit den Achseln. „Wir haben einfach Glück.“ Und jahrzehntelange Erfahrung, dachte ich amüsiert.
Natalya bemerkte das Zucken in meinen Mundwinkeln und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du dich über mich lustig machst?!“
„Ich bitte dich!“ Beleidigt zog ich einen Schmollmund und legte Damian ins Kinderbettchen. „Ich konnte ja auch schon mit Lennard üben, als er geboren worden ist. Du und Bobby wurdet ins kalte Wasser geschmissen.“
Die Erklärung war mehr als dürftig, aber die Erwähnung meines Bruders lenkte Natalya ab. „Wie hat er sich denn eingewöhnt?“
„Ziemlich gut, würde ich sagen. Er vermisst meine Eltern nicht wirklich. Und er LIEBT Darrel. Da könnte ich glatt eifersüchtig werden.“
„Hm.“, machte Natalya und sah mich lange prüfend an. Ich bemerkte den argwöhnischen Blick und zog die Augenbrauen hoch.
„Ich...nimm's mir nicht übel...Ist Lennard dein Kind?“, brachte sie schließlich leise hervor.
Ich sah sie eine geschlagene Minute verwirrt an. „Wir haben ihn adoptiert, also ja.“

Felinger Legacy - Seite 2 Nataly11

„Du weißt was ich meine.“
Langsam nickte ich. „Ich kann verstehen, dass du auf diesen Gedanken kommst. Meine Eltern waren schließlich nicht die jüngsten, als sie ihn bekommen haben und es war zu der Zeit, als ich mich langsam auf den Umzug nach Simerika vorbereitet habe. Aber nein. Er ist – genetisch – mein Bruder. Rechtlich ist er durch die Adoption Darrels und mein Kind.“
Sie musterte kurz ihre Fußspitzen, bevor sie erneut mich musterte. „Ich muss es wissen. Wegen Darrel. Ich will nicht,...“
„Dass er verletzt wird.“, beendete ich ihren Satz. „Ich weiß das, Natalya. Aber ich versichere dir, dass Lennard mein Bruder ist.“ Ich versuchte meine Gesichtsmuskulatur unter Kontrolle zu halten, doch ich war wütend. An Natalyas Blick sah ich, dass man es mir anmerkte. Ich atmete einmal tief durch und fuhr fort: „Wenn er mein Kind wäre, hätte ich ihn erstens nicht zurückgelassen und zweitens Darrel davon erzählt.“ Ich hob ihren MaxiCosi hoch und reichte ihn ihr. „Ich glaube Bobby wartet schon auf dich.“
Natalya sah mich betrübt an. Sie setzte an etwas zu sagen, doch ich drehte mich von ihr weg und verließ das Schlafzimmer.

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Bobby und Darrel unterhielten sich im Wohnzimmer. Darrel sah zu mir, als ich das Schlafzimmer verließ. Er zog die Augenbraue hoch. Warum hatte ich meine Mimik nie im Griff? Natalya folgt mir wie ein begossener Pudel. Ich nahm Lennard, der vor der Couch gespielt hatte und verkündete, ihn baden zu wollen. Etwas einsilbig verabschiedete ich mich von Bobby und Natalya.

Als ich später nach unten kam, waren die beiden gegangen. Darrel saß auf der Couch und las.
„Was hat Natalya dir getan?“, fragte er, nachdem ich ihm Lennard auf den Schoß gesetzt hatte. Ich ließ mich neben ihn fallen und behauptete: „Nichts.“
„Na klar. Deswegen hast du sie auch angesehen, als wolltest du die Krallen ausfahren. Es hat nicht viel gefehlt und du hättest gefaucht.“
„So schlimm?“
Darrel lachte leise. Lennard kuschelte sich an. Ihm fielen schon fast die Augen zu. Darrel sah ihn liebevoll an, bevor er mir zunickte.
Entnervt sprang ich auf und marschierte ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Darrel folgte mir mit Lennard.
„Ach...Natalya ist der Meinung, deine persönliche Leib-  na eher Herzwache zu sein.“ Ich nahm Damian aus seinem Bettchen. Er war noch hellwach. Darrel setzte Lennard auf unser Bett und ich legte mich mit dem Säugling daneben. Wie immer betrachtete Lennard fasziniert das Baby.
„Möchtest du das weiter ausführen?“, fragte Darrel, während er aus seiner Jeans schlüpfte.
Ich schüttelte den Kopf. „Später.“

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Nachdem Darrel sich umgezogen hatte, kuschelten wir noch eine Weile mit den Kindern, bevor wir sie in die Betten legten und uns ins Wohnzimmer zurückzogen.
„Natalya verdächtigt mich, Lennards leibliche Mutter zu sein.“, erklärte ich dort. „Und sie würde mir die Augen auskratzen, wenn es so war wäre. Ihre Loyalität dir gegenüber ist...fast schon krankhaft.“
Darrel nahm mich in den Arm. „Mach dir keinen Kopf. Sie ist immer so beschützend gegenüber ihren Freunden. Sie würde dich genauso verteidigen.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Ich war selbst überrascht davon, wie bitter ich klang.
Darrel küsste mich. „Vergiss es einfach.“
Ich sah ihn nachdenklich an. „Du glaubst nicht...?“
Das brachte Darrel so herzhaft zum lachen, dass ich Sorge hatte, die Jungs könnten aufwachen.
„Kätzchen, du hättest es mir erzählt. Und außerdem hättest du nie ein Kind zurückgelassen – wenn du nicht dazu gezwungen wärst.“ Er sah mich so lange liebevoll an, bis ich seufzte.
„Das stimmt. Aber es trifft mich, dass Natalya so was von mir denkt!“
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Beitrag  Akki So März 06, 2016 10:45 pm

Date Night

„Vielen Dank, dass ihr Jemmy heute noch mal nehmt! Natalya und ich brauchen wirklich mal eine Auszeit.“
Darrel hatte Jeremy bereits auf dem Arm. Ich verdrehte die Augen, aber Bobby stand zum Glück mit dem Rücken zu mir. Er und Natalya waren zu einem Date verabredet. Ich fand das reichlich blöde, schließlich waren sie verheiratet und wohnten zusammen. Aber bitte, des Sims willen ist sein Himmelreich... Natalyas und mein Verhältnis hatte sich in den letzten Jahren als Achterbahnfahrt entpuppt. Mal waren wir die besten Freundinnen, dann standen wir kurz vor einem Krieg. Sie machte mir das Leben nicht leicht. Mehr als einmal gab sie mir zu verstehen, dass sie vermutete, ich würde Darrel den Dolch in den Rücken rammen. Ich versuchte es zu ignorieren. Meist verging ihre Laune recht bald wieder und sie war die süße, freundliche Natalya, die ich von früher kannte.
„Wir würden ja anbieten, dass wir euch auch mal einen freien Abend verschaffen, aber...“ Bobby brach ab und sein Blick wanderte zu der Szene vor dem Kamin. Ich kicherte leise.

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Vor dem Kamin saßen – bis auf eins – unsere Kinder und spielten. Der Altersunterschied zwischen Lennard und Damian schien perfekt, so dass wir mit dem nächsten Kind auch zwei Jahre gewartet hatten. Wir hatten allerdings nicht damit gerechnet, Zwillinge zu bekommen. Unsere Familienplanung wurde vollends durcheinander geworfen, als ich nur wenige Monate nach der Geburt von Katrina und Derek erneut schwanger geworden war. Unser Nesthäkchen David war gerade drei Monate alt.  

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(vorne Damian, dahinter der blonde Schopf Derek, Lennard, dahinter Katrina)

Felinger Legacy - Seite 2 David_10

Obwohl wir quasi Profis waren, hätten wir unsere Meute ohne die Hilfe von Oma nie bewältigt. Kurz nachdem wir Lennard adoptiert hatten, war Oma nach Riverview gezogen. Als Künstlerin hatte sie ein besonderes Visum erhalten, das lediglich daran gebunden war, dass sie regelmäßig an Kunstausstellungen und Workshops teilnahm.

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Die Wohnsituation wurde langsam etwas eng. So lange David noch bei uns im Raum schlief, war es nicht so schlimm. Die Zwillinge teilten sich einen Raum und Lennard hatte darauf bestanden, dass Damian mit ihm einen Raum teilte – auch wenn er zweieinhalb Jahre jünger war und noch im Gitterbett schlief. Für Oma hatten wir die obere Etage der Scheune ausgebaut, so dass sie sich dort zurückziehen konnte. Das tat sie allerdings nur zum schlafen. Oma liebte es die Kinder um sich zu haben und es kam mehr als einmal vor, dass SIE bettelte die Kinder noch nicht ins Bett bringen zu müssen.

Felinger Legacy - Seite 2 Oma_tw10

Wenn David und die Zwillinge größer wurden, mussten wir uns die Zimmeraufteilung noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wir hatten vier Jungs in verschiedenen Altersstufen, aber nur ein Mädchen.

Felinger Legacy - Seite 2 Oma_tw11

Lennard hatte bereits nach ein paar Monaten begonnen, Darrel und mich mit „Papa“ bzw. „Mama“ anzusprechen. Mein Vater sprach zwar einmal in der Woche mit Lennard über Skype und kam einmal pro Halbjahr zu Besuch, aber die beiden entfernten sich immer weiter von einander. Ich wollte Lennard nicht unter Druck setzten zu Vater Kontakt zu halten und dieser schien mit seinem eigenen Leben – woraus auch immer das bestand – beschäftigt genug zu sein. Sämtliche Versuche, mit ihm über Lennard zu sprechen und ihn mehr an unserem Leben teilhaben zu lassen, verliefen im Sande.

Felinger Legacy - Seite 2 Lennar13

„Bis später!“ Bobbys Verabschiedung riss mich aus meinen Gedanken. Darrel setzte Jemmy zu den anderen Kindern. Alle unsere Kinder hatten von Akki eine Puppe erhalten. Mit den Puppen für die Zwillinge war sogar eine für Lennard gekommen, auch wenn Akki der Meinung war, dass er aufgrund seines Alters keine enge Bindung mehr aufbauen würde. Lennard spielte wirklich nicht oft mit seiner Puppe. Er benutzte die meistens, um den kleineren Kindern etwas vorzuspielen oder eine Geschichte zu erzählen.

Felinger Legacy - Seite 2 Damian10
(Damian, Katrina, Derek)

Felinger Legacy - Seite 2 Kat_fl10

Ich winkte Bobby nach und ging in die Küche. Die Kinder hatten schon gegessen, aber Darrel, Oma und ich noch nicht. Das war ein weiteres Problem, dass wir noch in Angriff nehmen mussten: Der Küchentisch war zu klein. Bisher saß nur Lennard mit am Tisch. Sobald Damian und die Zwillinge auch mit an den Tisch kamen, würden wir einen größeren Tisch brauchen. Darrel beschäftigte sich schon eine ganze Weile damit. Er hatte verschiedene Ideen zu Papier gebracht, bisher hatten wir uns aber noch nicht entscheiden können.

Felinger Legacy - Seite 2 Oma_ki13

„Eigentlich hat Bobby recht.“, meinte Oma während Darrel Suppe verteilte.
„Womit?“
„Ihr könntet auch mal einen Abend nur für euch haben!“
Darrel und ich wechselten einen Blick und lachten los. „Klar Oma – wir lassen dich mal eben mit fünf Kindern allein und gehen feiern.“, sagte ich schließlich und zeigte ihr einen Vogel.
„Ich war schon mit den Kids allein.“, erinnerte mich Oma.
„Ja, als sie Mittagsschlaf gehalten haben und ich für eine halbe Stunde weg war.“ Ich deutete mit dem Löffel auf Darrel. „Darrel war in der Scheune und hat deine Dusche repariert. Das zählt wohl kaum.“
Darrel lachte leise in sich hinein. Er schielte über seinen Suppenteller zu mir und sah so, wie ich zum zweiten Mal an diesem Abend die Augen verdrehte.
„Ich mein' ja nur.“, grummelte Oma. „Sonst bleibt eure Beziehung hinterher auf der Strecke! Ich habe erst neulich in diesem Elternmagazin gelesen, ...“
„Oooooma!“, unterbrach ich sie. „Ich hab dich schon dreimal gebeten, diesen Schund, den Natalya abonniert hat, nicht zu lesen!“
„Pff...da stehen nützliche Dinge drin!“
„Da stehen Dinge drin, die meine Mutter gemacht hätte!“

Felinger Legacy - Seite 2 Oma_de10

Oma sah beleidigt drein, musste mir aber zustimmen: „Vielleicht. Manchmal. Aaaber...“
Ich rollte mit den Augen und rührte meine Suppe mehrfach um. Darrel beteiligte sich nicht an dem Gespräch, aber aus den Augenwinkel sah ich, dass er sich königlich amüsierte.
„Kira-Kind, ich mein ja nur. Nicht alles da drin ist Müll. Und der Hinweis, dass auch Eltern ein Privatleben haben sollten und sich mal Zeit für sich nehmen sollten, ist doch richtig!“
„Unserem Privatleben geht’s gut. Frag die Dusche!“
Nun verschluckte Darrel sich an seiner Suppe. Oma und sich sahen ihn an. Sie war mit der Erwähnung der Dusche offenbar überfordert. Ich war mit Omas Generve wegen kinderfreier Zeit überfordert. Nachdem Darrel sich erholt hatte, wechselten er und ich einen langen Blick.
„Henny, es ist wirklich lieb von dir. Aber du machst dir umsonst Sorgen.“, sagte er endlich. Er täschelte ihr Hand. „Bei uns ist es eben anders. Und wir haben – auch dank deiner Hilfe – genug Zeit für uns.“
„Eben. Und wir haben nie gedatet, also seh' ich gar nicht ein, warum wir jetzt damit anfangen sollten.“, fügte ich hinzu.
Darrel schlug sich die Hand vor den Kopf und murmelte etwas, dass verdächtigt nach „Manchmal, Kira, solltest du deine Klappe halten“ klang.
Omas Augen wurden so groß wie Untertassen. „Nie gedatet?“, echote sie und sah verstört zwischen uns hin und her. Ich verfluchte mein flottes Mundwerk – jetzt würde sie nie Ruhe geben!

„Du siehst schön aus, Mama.“ Lennard schlich zum Kühlschrank. Ich hatte den Verdacht, dass er sich einschleimen wollte, damit ich ihm erlaubte, länger aufzubleiben. Oma würde es ihm eh durchgehen lassen. Dabei ging Lennard seit ein paar Wochen in die Vorschule und musste morgens früh raus. Jeden Tag gab es auf ein neues Theater: Lennard ging zwar gern, aber Damian war beleidigt, weil er nicht mit durfte. Die Zwillinge schlossen sich meist aus Sympathie an.

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„Danke, Schatz. Bist du nachher brav, wenn wir unterwegs sind?“
Lennard warf einen Blick über die Schulter, der so viel hieß wie: Ich bin immer brav!
Ich grinste ihn an und wuschelte durch sein Haar als er mit einem Joghurt an mir vorbei marschierte. „Ich weiß, du bist der Beste.“
„Dann kann ich heute – nur heute! - eine halbe Stunde länger aufbleiben?“
Ich seufzte. Dann grinste ich erneut – ein bisschen hinterhältig vielleicht. Lennard konnte noch nicht die Uhr lesen und ein besonders gutes Zeitgefühl hatte er ebenfalls nicht. Ich müsste nur auf Omas Zeitgefühl setzten.... „Na gut, aber kein Gejammer' morgen früh, wenn du aufstehen musst! Und auch nur ausnahmsweise!“
„Ganz bestimmt nicht!“, rief er begeistert aus, während ich mir vornahm von Oma das Versprechen abzunehmen, dass er nur fünfzehn Minuten länger aufbleiben durfte und sie schummeln sollte.

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„Bist du fertig?“ Darrel kam in die Küche. Lennard grinste ihn begeistert an und machte auch ihm ein Kompliment. Jetzt wusste ich auch, wie er durch den Kindergarten und die Vorschule kam – er wusste wie er Leute manipulieren konnte. Bisher hatte er das noch nicht bei uns ausprobiert, aber ich vermutete Oma war eins seiner beliebtesten Opfer. Die geschummelte halbe Stunde würde ich mir abschminken können...
„Verrat mir noch mal, warum wir das hier machen?“, fragte ich Darrel etwas genervt. „Auch wenn ich zugeben muss, dass du gut aussiehst.“ Ich musterte ihn von oben bis unten und lächelte.
„Weil du wahnsinnig geworden wärst, wenn Oma noch eine Woche länger wegen eines Dates genervt hätte.“, antwortete Darrel. Er gab mir einen raschen Kuss. „Du siehst toll aus.“
Lennard machte genervte Geräusche und ich fuhr ihm nochmal durch sein Haar. „Nanana, sonst gibt’s doch keine halbe Stunde länger.“
„Bin schon still!“
Auf dem Weg zum Auto erklärte ich Darrel meinen Plan aus einer halben Stunde eine viertel Stunde zu schummeln. Er lachte sich fast tot – mit Oma konnte man so etwas vergessen. „Wir können froh sein, wenn die Kids im Bett sind, wenn wir wiederkommen.“
Ich seufzte als ich mich auf den Beifahrersitz setzte. Mir taten jetzt schon die Füße von den hohen Schuhen weh.

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Ein paar Stunden und einen gar nicht mal so schlechten Actionfilm später, machten Darrel und ich uns auf den Heimweg. Wir hatten noch im Diner gegessen. Oma würde tot umfallen, wenn sie erfuhr, dass wir nicht im Bistro waren, aber das hatte schon zu. Außerdem war nichts gegen das Diner, Burger und Fritten einzuwenden.
„Soo...wie hat dir der Abend gefallen?“, fragte ich auf dem Weg zum Auto. Ich versuchte nicht zu auffällig zu humpeln. Warum hatte ich mir von Natalya diese Schuhe aufschwätzen lassen?
Darrel antwortete nicht sofort, sondern sah vielsagend auf meinen Gang.
„Die Schuhe bringen mich um!“, sagte ich gequält.
Darrel grinste und zog mich an sich. „Armes Kätzchen.“ Nach einem Kuss fuhr er fort: „Ich habe die Zeit mit dir genossen.“
„Klingt einschränkend.“
„Nun, mir wäre Zeit, die wir GANZ allein verbringen können lieber.“
Ich kicherte und boxte ihn. „Du denkst immer nur an das eine.“
Er lachte. „Hm, ausgerechnet gerade gingen meine Gedanken gar nicht in diese Richtung. Und wir haben ja unsere Dusche...“ Wir küssten uns. „Ich dachte eigentlich mehr an Ruhe und...“
„...Orte wo du nicht immer nach möglichen Gefahren durch andere Menschen suchst?“ Natürlich hatte ich bemerkt, dass er das Kino und das Diner scannte und jeden Sim mit einem prüfenden Blick bedachte.

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„Und ich dachte, meine leichte Paranoia würde dir nicht auffallen.“, ätze er grinsend
„Darrel, dazu kennen wir uns zu lange.“
Ich spürte wie er mich hoch hob. „Ich weiß, Kätzchen. Falls uns Oma nochmal auf die Nerven geht, dann verbringen wir unser Date einfach woanders. Wir suchen es uns selbst aus.“
„Hauptsache ich kann flache Schuhe tragen!“
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Beitrag  Akki Mo März 07, 2016 4:19 pm

Glücklich

Auch wenn es inzwischen einige Jahre her war, dass sie mich verdächtigt hatte, Lennards leibliche Mutter zu sein, stand ich beständig unter Natalyas Beobachtung. Inzwischen knabberte es sehr an mir. Bei allem was ich tat – ob es meine Arbeit im Laden war, mit den Kindern oder in der Interaktion mit Darrel – fühlte ich mich von ihr beobachtet. Selbst wenn sie gar nicht da war. Unser Verhältnis, das vor allem während unseren Schwangerschaften mit Damian und Jeremy und kurz danach sehr gut war, hatte sehr gelitten. Ich glaubte nicht, dass es außer Darrel jemand bemerkte. Und Natalya bemerkte ganz sicher nicht, wie sehr sie mir auf die Zehen trat.
Darrel und ich hatten kein zweites „klassisches“ Date gehabt. Wir waren beide nicht der Typ dafür. Aber wir nutzen die zunehmende unabhängigkeit der Kinder – Lennard war immerhin schon in der Schule, Damian in der Vorschule und die drei kleinen im Kindergarten – um zusammen durch Riverview und die Umgebung zu stromern. In den weiten Feldern, auf denen man selten anderen Sims begegnete, konnten wir uns ein bisschen so fühlen wie in Sanctuary.

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Es war auf einem dieser Ausflüge als Darrel mich auf Natalya ansprach.
„Wie schlimm ist es zwischen euch?“
Ich seufzte und genoss das Gefühl seiner warmen Hände um meine eisigen Finger.
„Es geht dir nahe Kätzchen.“, merkte er an, als ich nicht antwortete.
„Ja.“, beschied ich schlicht. Ich ließ seine Hände los und fuhr mir durch die Haare, bevor ich meine Hände in die Taschen meiner Jacke rammte.
„Als Oma heute morgen vorgeschlagen hat, dass wir ein Doppel-Date mit Bobby und Natalya haben sollten, sahst du so aus, als wolltest du sie erwürgen.“
Normalerweise war ich gegenüber Darrel immer offen mit meinen Gefühlen und er musste sie mir nicht einzeln aus der Nase ziehen. Doch ich zögerte mit ihm über Natalya zu sprechen. Sie war seine Freundin und ihr Verhalten resultierte letztlich aus ihrem Bedürfnis ihn zu schützen.  Das konnte ich verstehen, schließlich wollte ich das auch. Natalya hatte nur keine Ahnung, wie weit ich gehen würde um Darrel zu schützen und ihm das Leben zu ermöglichen, dass er verdient hatte. Ungebeten stiegen die Bilder von Fawns Tod in Sanctuary vor meinem inneren Auge auf.

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Darrel legte sanft seine Hand an mein Kinnd und schob es hoch, so dass er mir in die Augen sehen konnte. „Du bist doch sonst nicht so schweigsam.“
„Es tut mir leid Darrel. Ich fühle mich von Natalya ständig beobachtet und bewertet. Als würde ich in ihren Augen nichts richtig machen! Es geht so weit, dass...“ Ich wollte meinen Blick senken, doch Darrel schob mein Kinn erneut sanft, aber nachdrücklich hoch.
„So weit, dass?“, hakte er nach.
Seufzend fuhr ich fort: „So weit, dass ich mich frage, ob du wirklich glücklich bist. Ob unser … ob dein Leben so ist, wie du es dir vorgestellt hast. Mit den Kindern und Oma und dem Haus und … Ich habe nur diesen Nebenjob und du reißt dir den Arsch in der ganzen Nachbarschaft auf, damit wir die Rechnungen bezahlten und für die Ausbildung der Kids sparen können. Und die Schwiegeroma bei sich wohnen zu haben und meinen Bruder als dein Kind anzunehmen und ...“ Mir waren die Tränen in die Augen gestiegen und ich wollte sie mir aus den Augen wischen, doch Darrel kam mir zuvor und küsste sie weg.
„Das, mein Kätzchen, ist das dümmste was du jemals von dir gegeben hast.“ Er lachte leise und zog mich an sich. „Ich lebe genauso, wie ich es will. Ich kann tun und lassen was ich will und habe – außer dir und den Kindern gegenüber – keine Bindungen. Und diese Bindung ist die, die ich will. Ich will dich. Ich will jedes einzelne unsere Kinder – einschließlich Lenny. Und Oma.“ Er schob mich auf Armeslänge von sich und sah mich fest an. „Wir haben keine Geldsorgen. Auf unserem Konto ist ausreichend Geld um die Rechnungen für die nächsten Jahre zu bezahlen und für die Kinder ist auch gesorgt.“

Felinger Legacy - Seite 2 Kira_d25

„Aber...“
„Kein aber, Kätzchen. Ich werde mit Natalya sprechen. Schließlich ist mir schon vor unserem Gespräch aufgefallen, dass du unglücklich wirkst.“ Er strich über meine Wange. „Und das ist etwas das ich nicht will. Ich will, dass du glücklich bist.“
„Ich bin glücklich. Nur Natalya...“ Ich seufzte abermals. „Sprich nicht mit ihr. Ich schaff das schon allein. Irgendwie.“
Er schmunzelte. „So wie du es in den letzten Jahren einfach ertragen hast? Du hast nie mit ihr darüber gesprochen oder?“
„Ich hab's versucht.“ Ich legte meine Arme um ihn. Die Kälte kroch langsam meinen Körper hoch. „Sie sagt immer nur, dass sie dich beschützen will. Und dagegen kann ich schlecht was sagen!“
„Ich muss schon eine bedauernswerte und hilflose Figur abgeben, dass gleich zwei Frauen sich überschlagen mich zu beschützen.“

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Ich boxte ihn unsanft in den Rücken. „Du weißt wie ich es meine!“
„Ich weiß wie weit du gehen würdest.“ Er klang mit einem Mal sehr ernst. Er strich über meinen Rücken und wir schwiegen eine Weile. „Dich an meiner Seite zu haben, ist jeder Schutz, den ich brauche.“ Er küsste meinen Scheitel. „Ich rede mit Natalya. Denn manchmal brauchst auch DU Schutz.“
Ich hob überrascht den Kopf und sah ihn irritiert an. Darrel lachte leise. Mir lief ein Schauder über, der nichts mit der Kälte zu tun hatte. „Ich liebe dich. Und ich liebe es wenn du lachst.“
Er lächelte mich an und gab mir einen raschen Kuss. „Ich liebe dich, Kätzchen. Ich fürchte nur manchmal, dass du nach all der Zeit vergessen hast, dass du nicht allein gegen die Welt und die Beobachter stehst. Du hast immer für andere gekämpft. Lass mich einen Teil deiner Last tragen.“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Ich bin glücklich, dass ich dich habe.“
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Beitrag  Akki Mo März 14, 2016 5:07 pm

Ein klärendes Gespräch

„Können wir kurz reden?“
„Simmer, was ist mit euch Leuten? Wollt ihr mich dauernd zu Tode erschrecken?“ Ich war aus der Haut gefahren, als Natalya mich ein paar Wochen später auf unserer zugeschneiten Auffahrt abpasste.
„Entschuldige.“

Felinger Legacy - Seite 2 K_drau10

Ich warf ihr einen schrägen Blick zu. Es war ein paar Wochen her, dass ich mit Darrel über Natalya gesprochen hatte. Mir war nicht wohl dabei gewesen, dass er mit ihr reden wollte. Ich war es gewohnt meine Kämpfe selbst auszufechten. Welches Bild entstand denn schon dabei, wenn mein Ehemann angerannt kam und ihr sagte, dass ich von ihrem Verhalten getroffen war? Trotzdem ließ ich ihn gewähren. Ich vertraute Darrel. Wenn er der Meinung war, dass es half, bitte.
„Was gibt’s?“, fragte ich unschuldig. „Oh, wenn es um Schimpfwörter geht: Jemmy hat die nicht von mir!“

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„Du ziehst immer alles ins Lächerliche.“, beschwerte Natalya sich. Sie sah mich nachdenklich an. „Darrel hat mit mir gesprochen.“
Ich nickte nur.
Natalya musterte für einen Moment ihre Schuhspitzen. „Ich kenne dich nicht so gut wie Darrel. Er ist mein Partner gewesen und er ist mein Freund. Du bist auf dem Nichts aufgetaucht und ihr beide habt eine Beziehung...“ Sie breitete etwas hilflos die Hände aus. „Ich verstehe sie nicht. Bobby versteht sie nicht. Ich glaube, nicht mal Henny versteht sie. Ich sehe nur, dass du auf einmal da warst und Darrel sich verändert hat. Er war immer schweigsam und zurückhaltend. Hat mehr beobachtet als gehandelt. Er ist ein anderer Mensch.“
Ich hörte an ihrer Stimme, dass das nicht notwendig eine schlechte Entwicklung war. Ihre nächsten Worte bestätigten mich: „Ich finde es gut, wie er sich entwickelt hat. Er wirkt nicht mehr so getrieben. Aber weil ich nicht einschätzen kann, wer du bist, was du bist und warum du auf einmal aufgetaucht bist, habe ich die Sorge, dass du ihn verletzt und zerstörst.“
Wow, ich hätte nicht gedacht das einmal so klare Worte von ihr zu hören bekam. Ich sah zum Himmel und spürte neue Schneeflocken auf meinem Gesicht. Lächelnd musste ich daran denken, wie Darrel und ich uns beide mit der Zeit verändert hatten. Wir waren einen weiten Weg gegangen, bevor wir angekommen waren.

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„Ich kann dir niemals sagen, was ich für Darrel bin und was er für mich ist. Was wir aneinander angetan haben und was wie einander Gutes getan haben.“, sagte ich nach einer Weile. Ich hatte mir meine Worte gut überlegt. Natürlich klang das mysteriös, aber so konnte ich ihr etwas mitteilen, ohne das meine Maulsperre sich aktivierte. Vieles wäre so viel einfacher, wenn wir einfach darüber sprechen könnten. Aber nichts ist jemals einfach...
„Ich kann dir lediglich sagen, dass ich für Darrel Wohlergehen über Leichen gehen würde. Im Zweifel über meine eigen.“ Ich sah Natalya mit einem Mal so scharf an, dass sie fast erschrocken zurückgewichen wäre. „Er ist mein ein und alles. Und ich würde es vorziehen, wenn du deine Zweifel in Zukunft für dich behältst. Wenn du mit mir nicht klar kommst: Es zwingt dich keiner mich zu besuchen.“
Wir sahen einander fest in die Augen.

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„Das sind harte Worte.“, stellte Natalya fest, nachdem sie sich geräuspert hatte.
„Es sind nicht nur Worte, Natalya.“ Ich versuchte meine Gesichtszüge zu glätten und brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Ich mag dich Natalya. Ich weiß deine Loyalität zu schätzen. Aber du solltest meine Loyalität und Liebe NIEMALS unterschätzen.“
Wir standen einander gegenüber, unser Atem bildete weiße Wölkchen in der kalten Winterluft.
„Darrel hat es mir ähnlich erklärt.“, erwiderte Natalya schließlich. „Er klang dabei nur nicht so hart.“
Ich musste lachen. Wenn mir jemand vor ein paar Jahren erklärt hätte, dass ich als härter als Darrel empfunden werden würde, ich hätte diesen Sim für verrückt erklärt. Natalya sah mich irrtiert an. Ich zwang mich ruhig durchzuatmen und freundlich zu lächeln. Vielleicht war es inzwischen wirklich so, dass Darrel der sanftere von uns war. Er hatte definitiv sensible Antennen. Nicht nur für mich, sondern auch für unsere Mitmenschen.
„Natalya, habe ich in den vergangenen Jahren jemals etwas getan, dass Darrel verletzt hat?“ Ich war mit dem Thema noch immer nicht durch. Vielleicht glaubte Natalya jetzt, mir vertrauen zu können, doch wie sah es in ein paar Jahren aus?
Als sie den Kopf schüttelte, fuhr ich fort: „Und ich werde es nicht tun. Diese Zeiten sind vorbei.“
„Heißt das...heißt das, es gab eine Zeit in der du es getan hast?!“ Sie ballte die Fäuste und ihr Blick sagte: Hab' ich's doch gewusst!

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„Wer sagt, dass nur ich ihn verletzt habe?“, merkte ich sanft an. Ich sah erneut gen Himmel. Die Flocken fielen sanft und leise zu Boden. Ich dachte an die Zeiten vor Poppy und Basil. Wir hatten uns mehr als nur verletzt...
„Er hat dich verletzt?“
Dingdingding, die Kandidatin hat hundert Punkte! Ich sagte jedoch nichts, sondern lächelte nur. Natalya hatte es zwar gesagt, aber sie sah mich ziemlich ungläubig an. Hatte sie nicht vor ein paar Minuten selbst zugegeben, dass Darrel sich zum positiven verändert hatte? Sie kannte sein altes Selbst. Sie musste wissen, dass er ein harter Mann gewesen war. Langsam machte sich diese Erkenntnis auf ihrem Gesicht breit.
„Woher kennt ihr euch? Wie lange kennt ihr euch?“, hauchte sie.
„Länger als du dir vorstellen kannst.“ Ich war überrascht, dass ich das hatte sagen können. Natürlich hielt mein Glück nicht an. „Wir waren....argh, Maulsperre... hm...Wir...“ Ich brach ab. „Geht nicht.“
Mein Gegenüber nickte langsam. „Das Problem hatte Darrel auch.“ Sie machte einen zögernden Schritt auf mich zu und drückte mich rasch. „Er konnte nichts über die Länge eurer Beziehung sagen, nur, dass ihr euch an einem dunklen Ort kennengelernt habt.“
„Du hast keine Ahnung...“, murmelte ich. Doch ich lächelte Natalya freundlich an.
„Ich verstehe das nicht.“ Sie klang frustriert und rammte ihre Hände in die Jackentaschen. Ich lachte. „Oh, glaub mir. Da bist du nicht allein. Lass' uns reingehen und was Warmes trinken.“

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Sie sah mich überrascht an. Manchmal musste ich ihr sehr wetterwendisch vorkommen.
„Sind wir...?“
„Alles ist gut, Natalya. So lange du verstehst, dass dein Verdacht unbegründet ist und deine Zweifel mich verletzten.“
Wir gingen langsam nebeneinander zum Haus. Der Schnee knirschte unter unseren Sohlen.
„DAS verstehe ich.“ Sie nahm die Hände aus den Taschen und gestikulierte wild. „Nachdem Darrel mit mir gesprochen hat, hab ich versucht, mich in deine Lage zu versetzten. Ich wäre wohl mehr als sauer, wenn du meine Gefühle und Aufrichtigkeit für Bobby anzweifeln würdest.“
Endlich hatte sie es verstanden! Ich seufzte tief und grinste dann.
„Es tut mir leid, Kira.“ Sie streckte mir die Hand entgegen. Ich schlug ein und drückte sie fest.
„Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht bis an dein Lebensende verfolge, solltest du ihn verletzten!“, flüsterte sie mir zu. Ich drückte ihre Hand noch einmal fest, beugte mich vor und zischte etwas rauer als beabsichtigt: „Eher würde ich sterben.“ Sie ließ erschrocken meine Hand los. Während ich die Stufen zur Haustür hoch ging, blieb sie überrascht im Schnee stehen. Als ich die Tür öffnete, warf ich einen Blick über die Schulter und bedeutete Natalya mit einem Blick mir zu folgen. Mit einer Mischung aus Überraschung, Ernst und vielleicht einem Hauch Angst sah sie mich aus ihren ausdrucksstarken blauen Augen an. Dann nickte sie langsam. „Ich verstehe, Kira.“
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Beitrag  Akki Do März 17, 2016 6:13 pm

Wie die Zeit vergeht

Seit auch die drei Kleinen in den Kindergarten gingen, hatte Oma sich eine neue Vormittagsbeschäftigung gesucht. Nachdem sie sich eine Woche über die Langeweile beschwert hatte, die sie vormittags zu ertragen hatte – ich ging in den Laden und Darrel war ebenfalls unterwegs – hatte Darrel sie eines Morgens mit den Kindern ins Auto geladen und sie am Seniorenzentrum abgesetzt. Zunächst hatte sie Zeter und Mordio geschrien, aber nach ein paar Tagen hatte sie neue Freunde gefunden. Nicht alle älteren Sims waren so langweilig und angestaubt, wie sie zunächst befürchtet hatte. Sie freundete sich besonders mit einer neu zugezogenen Dame names Liz an. Liz war einige Jahre jünger als Oma und ich hatte ein bisschen der Verdacht, dass Oma sie als Tochter adoptiert hatte. Ich kannte sie aus dem Laden. Sie machte einen zurückhaltenden und leicht reservierten Eindruck auf mich, aber ich hatte lange genug gelebt um unter ihrer kühlen Oberfläche eine verletzte Seele zu erkennen. Oma – die sonst gerne klatschte – machte gelegentlich Andeutungen, dass Liz kein einfaches Leben gehabt hatte und trotz ihres Alters einen Neustart in Riverview suchte.

Felinger Legacy - Seite 2 Oma_li10

Damian und Lennard waren trotz ihres Altersunterschieds unzertrennlich. Lennard hatte zwar auch einige Schulfreunde, die immer gern zu uns kamen, aber meistens verbrachte er seine Nachmittage und Wochenenden mit Damian. Sie spielten zusammen im umgestalteten Garten oder in dem Baumhaus, dass Darrel für die Kinder gebaut hatte. Zu Beginn hatten Darrel und ich das Baumhaus auch benutzt, aber ein paar Splitter und Davids Umzug ins zweite Kinderzimmer später, verlegten wir uns nach Jahren doch wieder auf Sex im Bett (wesentlich bequemer!).

Felinger Legacy - Seite 2 Damian11

Die Zwillinge waren ebenfalls meist im Doppelpack anzutreffen. Derek war etwas zurückhaltender als Katrina, die schon als Kleinkind eine Hoppla-hier-komm-ich-Einstellung hatte. Es schien ihr nichts auszumachen, das einzige Mädchen zu sein. Allerdings benahm sie sich auch meist wie ein weiterer Junge. Derek und sie banden aber auch David in ihre Spiele ein. Vielleicht lag es an dem geringen Altersunterschied oder daran, dass David der cleverste von den Kindern war, doch man bemerkte kaum einen Unterschied zwischen den dreien.

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Bis auf Lennard spielten die Kinder hingebungsvoll mit den Puppen. Darrel und ich waren uns sicher, dass zumindest Damian schon auf einer höheren Stufe mit Kitty war. Er schleppte die Puppe nur noch selten durch die Gegend, doch sie tauchte an den merkwürdigsten Orten auf. Wenn Damian allein spielte und sich unbeobachtet fühlte, dann konnte man sehen, dass er mit einem unsichtbaren Freund interagierte. Akki schien recht behalten zu haben. Ich fragte mich nur, wie Damian Kitty zum Leben erwecken sollte – und wo wir einen weiteren Bewohner unterbringen sollten.
Felinger Legacy - Seite 2 Kitty10
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Beitrag  Akki Fr März 18, 2016 9:22 pm

Ein unerwartetes Wiedersehen

Ich winkte Horace zu, während er sein Auto rückwärts aus der Einfahrt bugsierte. Darrel hatte unseren Pickup heute gebraucht und deswegen hatten Horace und Lucas mich mit in den Laden genommen. Ich hielt kurz am Briefkasten, doch entweder hatten wir heute keine Post bekommen oder Oma hatte sie schon reingeholt. Ich grinste. Oma liebte es, wenn sie nachmittags die Kinder alleine hatte. Sie bedauerte fast, dass ich in Zukunft nicht mehr im Laden stehen würde. Doch mir war die Zeit mit den Kindern und Darrel zu wichtig. Außerdem war der Garten mir mit einer Arbeitsstelle langsam über den Kopf gewachsen. Deswegen hatten Darrel und ich beschlossen, dass ich nun zuhause blieb. Mit dem Haushalt, dem Garten und den Kindern hatte ich ausreichend Beschäftigung. Unsere Ernte war mittlerweile so reichlich, dass ich einen großen Teil im Laden verkaufen konnte. Ein Einkommen war – zusammen mit den Handwerkjobs, die Darrel annahm – also gesichert. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich mir um unsere finanzielle Situation Sorgen gemacht hatte, doch inzwischen sah es sehr gut aus. Wir mussten uns nicht sorgen.
Während ich zur Haus ging, erinnerte ich mich daran, dass Lennard übers Wochende bei seinem Schulfreund war. Ein Kind weniger im Haus! Er wurde immer selbstständiger und kam langsam aber sicher in die Vorpubertät. Erneut musste ich grinsen. Lennard war pflegeleicht und freundlich. Zwar ließ er sich weder von Oma noch von mir so sehr knuddeln und herzen, wie es noch vor einem dreiviertel Jahr der Fall gewesen war, doch bisher neigte er noch zu keinen pubertätsbezogenen Tobsuchtsanfällen. Ich war mir sicher, dass wir mit ihm eine entspannte Zeit haben würden. Er war klug, liebenswert und verantwortungsbewusst. Ob die anderen Kinder auch so sein würden? Ich schüttelte den Kopf als meine Hand die Klinke berührte. Jedes Kind war anders und jedes Kind wurde anders erwachsen. Schnell schluckte ich die beginnende Melancholie herunter. Warum nur wurden Kinder so schnell groß?

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Ich war überrascht, dass Oma Besuch hatte. Rasch begrüßte ich Liz. Sie erwiderte meine Begrüßung auf ihre zurückhaltende Art.
„Liz hat sich nicht so gut gefühlt.“, erklärte Oma, nachdem wir uns gesetzt hatten. „Da habe ich ihr angeboten, zu uns zu kommen. Damit sie nicht so allein ist.“
„Ein Todestag...“, murmelte Liz.

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Ich schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Das tut mir leid. Kann ich irgendwas tun?“
Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang ihr gründlich. Ich hörte die Kinder oben spielen. Dies schien Liz etwas auszumuntern.
„Kinder sind so lebensbejahend.“, brachte sie hervor.
Ich nickte langsam. Es war klug von Oma gewesen, Liz einzuladen. Ein Haufen Kinder vertrieben leicht die Erinnerung an Tod und Verfall. Man nahm das Leben und die Zukunft besser wahr...
Wir sprachen ein wenig über die Kinder. Liz und Oma hatten zusammen mit den Zwillingen gespielt und David vorgelesen. Unser Jüngster liebte es, vorgelesen zu bekommen.

Felinger Legacy - Seite 2 Liz_om11

Ich hörte Darrel die Auffahrt hochfahren. Damian, der im Garten gespielt hatte (vermutlich mit seiner unsichtbaren Freundin Kitty), lief ihm entgegen und begrüßte ihn. Ich hörte seine aufgeregte Stimme und lächelte. Mir fiel auf, dass Liz mich musterte und ebenfalls lächeln musste. Wir nickten einander in stillen Einvernehmen zu.
Damian stürmte durch die Vordertür, die Wangen glühend vor Freude. Er platzte fast vor Aufregung.
„Mom! Mom! Dad hat...“ Er brach unvermittelt ab, sah über seine Schulter – ein sicheres Zeichen, dass Kitty etwas gesagt hatte. Damian zwang sich, seine Aufregung niederzukämpfen, doch sein Grinsen erreichte mindestens hundert Watt. „Dad kommt hinten rum. Ich geh' mir die Hände waschen!“ Damit flitzte er die Treppe hoch. Ich kicherte. Offenbar führte Darrel irgendwas im Schilde, wollte aber erst mit mir sprechen, bevor Damian es verraten konnte.
Wenig später hörte ich die Hintertür. Darrel kam durch die Küche ins Wohnzimmer.
Auf seinem Arm hatte er eine schwarze Katze.

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„Hey, Kira. Hallo Oma!“ Er bemerkte Liz, der er noch nicht begegnet war und nickte ihr zu.
Vermutlich hatte es außer mir keiner gemerkt, doch ich fühlte, dass Darrel etwas an Liz irritierte. Die schwarze Katze in seinen Armen lenkte ihn jedoch ab. Sie versuchte sich zu befreien, fauchte dabei aber nicht nicht. Darrel zwang sich zu grinsen und suchte meinen Blick.
Ich schnaubte. „Wirklich?“
„Ich hab sie Poppy genannt.“, erwiderte er und streichelte das Tier. Die Katze beruhigte sich augenblicklich, während ich erneut schnaubte.
„Das ist nicht dein Ernst?!“
„Sie streunt seit ein paar Tagen am Sägewerk herum. Ich dachte, wir nehmen sie zu uns.“ Sein Blick flackerte zu Liz und wieder verspürte ich seine Irritation. Ich folgte seinem Blick nicht, sondern konzentrierte mich auf die Katze. Innerlich wollte ich lauthals loslachen.
„Sie hat mich an Poppy erinnert.“, brachte Darrel schließlich hervor und grinste aus vollem Herzen.

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„Das war ja klar.“, murmelte ich. Ich erhob mich, stellte mich behutsam neben meinen Mann und hielt der Katze meine Hand hin. Sie schnupperte vorsichtig und ich streichelte sie langsam. Die Katze musterte mich kurz, dann schnurrte sie. Ich nahm sie Darrel ab und wollte gerade etwas sagen, als ich hörte wie Liz sehr urplötzlich aufstand.
„Blake?“, hauchte sie ungläubig.

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Darrel riss die Augen auf. Ich warf einen Blick über die Schulter, musterte Liz, die genauso überrascht wie Darrel aussah. Oma sah von Liz zu Darrel und versuchte herauszufinden, was vor sich ging. Ich starrte Liz eine Weile intensiv an, dann winkte ich Oma zu. „Kannst du mal sehen was die Kids machen, Oma?“
Es schien für den Bruchteil einer Sekunde, als wollte sie mir widersprechen, doch dann erhob sie sich und ging rasch zur Treppe. Ich fasste die Katze etwas fester und ging in Küche, nachdem ich Darrel kurz an der Hand berührt hatte. Was ging hier vor?

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In der Küche schaltete ich das Radio an, damit Darrel und Liz ein bisschen Privatssphäre hatten. Küche und Wohnzimmer trennten keine Tür, doch wir hatten einen Vorhang, den ich einhändig zu zog. Poppy schien es in meinem Arm bequem zu finden, sie blieb ganz ruhig. Ich unterdrückte ein Kichern. Poppy! Das hatte Darrel natürlich mit voller Absicht gemacht! „Dann schauen wir mal, ob ich was zu fressen für dich finde.“

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Liz starrte den Mann vor sich an. Konnte es wahr sein? Ihr Herz wummerte heftig in ihrer Brust und sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Ein Kind, das sich vor sie gestellt hatte, das versucht hatte sie zu beschützen. Ein Teenager, der nicht länger nur aushielt, sondern sich wehrte...Ein Leichenwagen, der vor der Bruchbude hielt, in der sie hausten. Ein freundlicher Polizist, der sich mit dem Teenager unterhielt, während ein paar Sanitäter sich um ihren gebrochenen Arm kümmerten. Sie, wie sie den Teenager anschrie und von sich stieß...
„Blake?“, fragte sie noch einmal, nachdem die Erinnerung verblasst waren. „Blake?“ Erneut kamen ungewollt Bilder. Eine Beerdigung, Jahre später. Polizisten in Uniform, die einem der ihren das letzte Geleit erwiesen.
Der Mann räusperte sich. Sie musterte sein Gesicht. Er sah gut aus. Älter als sie ihn Erinnerung hatte, natürlich. Er trug die dunklen Haare länger, einen Hauch von Bart. Oben hörte sie ihre Freundin Henny mit den Kindern lachen. Seine Kinder...

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„Momma?“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Liz brach in Tränen aus und warf sich an seine Brust.
„Kannst du mir jemals verzeihen?“, weinte sie, während er etwas zögerlich die Arme um sie schloss. Er roch nach Holz und einem milden Aftershave. Er war ein erwachsener Mann. Nicht länger das Kind, das sie von sich gestoßen hatte, das sie verlassen hatte, nachdem es bei der Verteidigung ihres Lebens den Mann getötet hatte, den sie glaubte zu lieben.
„Es gibt nicht zu verzeihen.“, sagte ihr Sohn. Er klang sogar anders. So selbstbewusst, liebevoll. Nicht düster, unsicher. Sanft schob er sie von sich und betrachtete ihr Gesicht. Sie dachte an Henny, die lebensfrohe, lebenshungrige Henny. Ihre Enkelin, die im Bioladen arbeitete. Kira war freundlich uns zugewendet – auch wenn sie Haare auf den Zähnen hatte. Die Kinder...
„Und hier dachte ich, Riverview wäre am Ende der Welt.“, sagte Darrel leise lachend. „Sieht so aus, als hätten sie recht, wenn sie sagen, die Welt wäre ein Dorf.“

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Liz starrte ihn an. Ihr Sohn machte keine Witze. Er war düster, brütend, immer im Kampf mit seinen inneren Dämonen. Er sah ihre Überraschung und lachte noch einmal. „Sie sind fort, Momma.“
„Du bist tot.“, sagte sie ungläubig.
Darrel sah sie lange an, dann grinste er. „Blake Lamargue ist tatsächlich tot. Heute seit elf Jahren. Ich habe das Datum nicht vergessen.“
„Ich habe dich beerdigt, ohne dich jemals um Verzeihung bitten zu können.“ Sie strich sich eine Träne von der Wange. „Ich konnte dir nie sagen, dass es mir leid tut.“
Langsam schloss er seine Mutter in die Arme. Darrel beruhigte sein eigenes schlagendes Herz. Er hörte Kira in der Küche mit der Katze reden. Eine Woge voller Liebe glitt aus seinem Herzen über seinen ganzen Körper.

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„Es ist in Ordnung. Wir waren beide an einem dunklen Ort damals. … Dieser Mann hat dich jahrelang manipuliert und missbraucht. Du warst nicht du selbst.“
Sie nickte an seiner Schulter. „Ich habe nach deinem Tod eine Therapie gemacht. Mich verbindet nichts mehr mit...Lucien Lamargue. Ich habe meinen Mädchennamen angenommen.“ Sie spie den Namen voller Verachtung aus. Darrel war überrascht. Nachdem er in der körperlichen Auseinandersetzung seinen eigenen Vater getötet hatte, hatte er diesen Namen nicht mehr gehört. Den Ekel und Abscheu in der Stimme seiner Mutter, nahm er befriedigt war. Damals war sie sicher gewesen, ihren Mann mehr zu lieben als ihr Kind. Er hatte lange Zeit gebraucht um ihr zu verzeihen und Verständnis für ihr Verhalten aufzubauen. Seine Gedanken schweiften zu Kira. Ohne sie hätte er selbst nach all den Jahren nicht erreicht, ohne Zorn an seine Eltern zu denken.

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„Du bist tot.“, wiederholte seine Mutter und berührte ungläubig sein Gesicht. „Ich verstehe das nicht.“
Darrel lächelte sie freundlich an. „Nachdem was in Bridgeport passiert ist, war es nötig. Und ich brauchte einen Neuanfang. Ich bin nicht mehr Blake Lamargue. Schon lange nicht mehr. Ich bin Darrel Felinger.“

Sie hörten Henny Damian etwas nachrufen, der wenig später die Treppe herunter rannte. Er sah seinen Vater irritiert an, weil er Miss Tanner im Arm hielt. Dann blickte er sich um,
„Wo ist die Katze, Dad? Darf ich sie streicheln?“
Sein Vater lachte. „Komm her, Großer.“ Damian gehorchte und sein Vater wuschelte ihm durch die Haare. „Deine Mom macht sich gerade mit der Katze bekannt. So lange kannst du dich mit deiner Großmutter bekannt machen.“ Er schob den Jungen vor sich. „Momma, das ist Damian. Unser Zweitältester.“

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„Aber, Dad. Ich kenn Miss Tanner doch schon!“ Trotzdem streckte er ihr die Hand entgegen.
Liz wischte sich mit der linken Hand noch einmal die Tränen aus dem Gesicht. Mit der rechten Hand schüttelte sie ihrem Enkelsohn die Hand.
„Du kannst Liz zu mir sahen. Oder Grandma.“
Damian strahlte sie an. Oma Henny war super. Eine zweite Großmutter zu haben, war bestimmt cool!
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Beitrag  Akki Sa März 19, 2016 9:18 pm

Großmütter

Obwohl ich das Radio angestellt hatte und der Vorhang die Geräusche aus dem Wohnzimmer etwas dämpfte, hatte ich das Gespräch zwischen Liz und Darrel in großen Teilen mitbekommen. Poppy machte sich hungrig über eine Dose Thunfisch her. Ich hatte in meinem Smartphone schon eine Einkaufsliste notiert. Wir brauchten einen Kratzbaum, ein Katzenklos, Streu, Futter... Ich holte ein paar Zutaten aus dem Kühlschrank und begann das Abendessen zuzubereiten.
Der Vorhang wurde beiseite geschoben und Darrel kam in die Küche. Er lächelte, doch hinter seinem Lächelns sah ich die leisen Anzeichen von Stress.

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„Hey.“
„Hey.“ Er kam zu mir und schlang die Arme um meine Hüfte, während ich Gemüse schnitt. Ich hatte mich erinnert, wie er mit seiner Mutter auseinander gegangen war. Darrel hatte es mir in Sanctuary erzählt. Sein Vater war ein schlechter Mann, der ihn und seine Mutter geprügelt hatte. Als Teenager war Darrel dazwischen gegangen und hatte in einem Kampf seinen Vater geschubst, der so unglücklich gefallen war, dass er gestorben war. Ich unterdrückte ein Schnauben. Geschah ihm recht! Ich fand, dass das Aufwachsen in dieser giftigen Atmosphäre einen großen Teil dazu beigetragen hatte, dass Darrel sich zu dem Mann entwickelt hatte, der er einmal gewesen war. Seine Mutter hatte ihn danach verstoßen...Was bedeutete es, dass sie jetzt hier auftauchte?

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„Alles okay?“ Ich schon das Brettchen und das Messer von mir und drehte mich in Darrels Umarmung um. Intensiv musterte ich seine Züge und suchte nach Hinweisen über seine Verfassung.
Darrel küsste meinen Scheitel und dann meine Nase. Ich kicherte, als seine Bartstoppeln mich kitzelten. Darrel grinste und fuhr fort, arbeitete sich von der Nasenspitze über die Wangen zu meinen Lippen.
„Ja. Alles okay.“, antwortete er schließlich. „Ich hätte nicht erwartet sie ... meine Mutter noch einmal zu sehen.“ Er rieb sich über den Kiefer.
„Ist es wirklich okay?“, hakte ich nach.

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„Ja.“ Er ließ mich langsam los und bückte sich, um die Katze zu streicheln. „Ist es okay, dass ich Poppy gebracht habe?“
Schnaubend wendete ich mich wieder der Arbeitsplatte zu. „Dass ausgerechnet DU mal eine Katze – noch dazu eine schwarze! - anschleppst, hätte ich nicht gedacht.“
Er lachte. Hinter ihm kamen Henny, Liz und Damian in die Küche. Damian schnatterte auf die beiden älteren Frauen ein. Henny grinste, während Liz ein wenig sprachlos zwischen uns anderen hin und her sah. Darrel beugte sich vor und gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange. „Was soll ich tun? Ich liebe schwarze Katzen.“

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Die Kinder gewöhnten sich schnell daran, eine zweite Großmutter zu haben. Liz war zunächst zurückhaltend, aber sie schloss die Kids schnell ins Herz. Wir hatten uns mit ihr und Henny zusammen gesesetzt und die Notwendigkeit besprochen, nichts über Darrels Leben als Blake Lamargue zu offenbaren. Da Liz den Namen ebenfalls abgelegt hatte, war es kein Problem, dass sie trotzdem offen seine Mutter sein konnte. Außer Bobby und Natalya wusste in Riverview niemand von der Bridgeport-Geschichte. Henny und Liz waren mehr als bereit darüber zu lügen. Sie würden alles tun um ihre Kinder und Enkel zu schützen.

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Das Verhältnis zwischen Darrel und Liz war gut. Sie war wesentlich zurückhaltender als er und schien immer wieder überrascht darüber, wie sehr er sich verändert hatte. Eines Tages kam sie zu mir in die Küche, drückte mich und bedankte sich. Ich lächelte nur.

Kurz bevor die Zwillinge in die Schule kamen, beschlossen Oma und Liz, gemeinsam einen Bungalow zu mieten. Oma bekam mehr und mehr Probleme mit den Treppen in unserem Haus und den Treppen zu ihrem Studio in der Scheune. Liz wohnte zur Untermiete bei einem Paar, dass ihr winziges Einlieger-Appartment nun für ihre Tochter brauchten. Als in der Straße, in der Bobby und Natalya mit Jeremy und ihrem zweiten Sohn Vincent lebten, der Bungalow frei wurde, mieteten die beiden älteren Damen das Haus.

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Damit unsere Kinder bei ab und zu auch bei ihren Omas schlafen konnten, baute Darrel auf der Garage noch ein kleines Kinderzimmer und ein zweites Bad an. Liz konnte noch ohne Probleme Treppen steigen, aber so lange die Kids nicht bei ihnen übernachteten, waren beide Simas froh, dass alles andere ebenerdig war.

Kaum war Oma aus dem Haus kündigte sich bei uns ein Nachzügler an...
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Beitrag  Akki Mo März 21, 2016 10:58 pm

Und da waren's plötzlich sechs

„Hast du Kopfschmerzen?“
Darrel nahm die Hände von den Schläfen und drehte sich ertappt zu mir um. Etwas verlegen grinste er mich an. „Ein bisschen.“
„Armer Darrel.“, bemitleidete ich ihn wenig enthusiastisch. „Warum? Willst du eine Tablette?“
Er schüttelte den Kopf.

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„Lass mich raten, warum du Kopfschmerzen hast.“ Ich legte die Hand ans Kind und machte ein ernsthaftes Gesicht. „Im Haus rennen fünf Kinder herum, von denen vier einen unsichtbaren Freund  haben, mit dem sie sich in normaler Lautstärke unterhalten. Alle. Gleichzeitig. Durcheinander.“ Mein ernster Gesichtsausdruck wich einem gequälten Grinsen. „Das fünfte Kind ist ein Sportfanatiker, der am liebsten zu wummernden Beats Fitnessübungen macht. Stundenlang. Lautstark. Im Wohnzimmer.“ Darrel grinste ähnlich gequält. „Dann haben wir noch eine sehr gesprächige Katze, die – egal wie oft man sie bespielt, streichelt, füttert, bürstet – grundsätzlich der Meinung ist, dass sie zu wenig Liebe bekommt und lautstark auf diesen Missstand aufmerksam macht.“ Ich deutete auf die Katze, die es sich auf der Wohnzimmercouch gemütlich gemacht hatte und dabei mehr Platz verbrauchte, als ihr aufgrund ihrer Größe eigentlich vermochte. Sie maunzte. „Dazu kommt, dass unsere Jüngste nur in der Schaukel zu dieser unerträglichen Kindermusik schlafen kann.“

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„Nicht zu vergessen eine Frau, die wie ein Wasserfall redet.“
Ich sah ihn säuerlich an. Er grinste noch breiter und fuhr fort: „Man könnte fast meinen, DU seist diejenige mit Kopfschmerzen.“
Ich schüttelte vehement den Kopf – was dann doch beinahe zu Schmerzen führte. Im Nacken. „Nee. Ich wusste auf was ich mich einlasse.“
Seufzend begann Darrel erneut seine Schläfen zu massieren. „Ja, da wusstest du definitiv mehr als ich.“ Er warf einen Blick zu Baby Kara (wann waren wir eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, allen Kinder Namen mit unseren Anfangsbuchstaben zu geben?). Sie lag warm eingemummelte in besagter Schaukel und schlief selig. Ausnahmsweise ohne Musik. Welche süße Stille …

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„Versteh mich nicht falsch!“, merkte Darrel an, nachdem er mich kurz gemustert hatte. Offenbar sah er mir wieder an, was ich dachte. Ich war ein wenig beunruhigt, dass die Kinder auf seinen Nerven trapsten. „Ich liebe die Kinder und ich bin froh um ihren Trubel. Manchmal ist es nur ein kleines bisschen viel!“
Ich stieß ein tiefen Seufzer aus. „Wem sagst du das?! Und weißt du was? Es wird nicht besser, wenn sie alle Teenager sind! Warte bis die Hormone durch sie rauschen. Besonders bei Kat. Stell dir vor, wie es wird, wenn sie ihre Brüder stundenlang aus dem Badezimmer aussperrt um sich zurecht zu machen, Herzchen in ihre Hausaufgaben malt und ihre Unterschrift als Mrs. Soundso übt.“ Während sie als Kleinkind eher eine „von den Jungs“ war, legte Katrina seit sie zur Schule ging ein wesentlich mädchenhafteres Verhalten an den Tag.

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Katrina & Charlie (Ich hab zwischenzeitlich die Alterseinstellungen angepasst. Irgendwie sind die IFs der Zwillinge dabei schon zum Teen geworden.)

„Danke, jetzt fühle ich mich so viel besser.“, äzte mein Mann. „Können wir sie und Kara nicht einfach in der Scheune einsperren, bis sie dreißig sind?“
„Keine gute Idee, es sei denn du willst da Überwachungskameras aufbauen. Wir beide wissen schließlich am besten, zu was man die dunklen Ecken in der Scheune am besten nutzen kann. Und wie man sich rein und raus schmuggelt. Außerdem: Jungs sind nicht so viel einfacher als Mädchen in dem Alter.“
„Ja, aber Jungs hatte ich dem Alter schon! Und ich war selber einer.“

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Derek & Liri

„Lang, lang ist's her.“ Dann stutzte ich kurz. „Keine Tochter?“
Darrel nickte. „Die einzigen beiden Töchter, die ich je hatte, waren Cait, die nicht mit mir aufgewachsen ist und Elaine. Wir wollen beide nicht über Elaine sprechen oder?“
„Hm.“ Ich legte wieder meine Hand an mein Kinn. Dann nahm ich sie runter und stützte sie in die Hüfte. „Nein. Wollen wir nicht.“ Dann lachte ich leise. „Armer Darrel. Das ist ja eine völlig neue Erfahrung für dich!“ Ich musste mich zwingen nicht bösartig zu kichern. „So gesehen sind deine Kopfschmerzen völlig verständlich.“
„Dein mitgefühl ist Balsam für meine Seele.“ Darrel klang ein wenig beleidigt, so dass ich zu ihm ging und ihn in die Arme schloss.

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David & Izzy

„Ich zieh' dich nur auf. So schlimm wird es nicht.“ Das „hoffentlich“ stieß ich als Stoßgebet lautlos gen Himmel. „Du bist großartig mit den Mädels. Und den Jungs. Und der Katze.“
„Poppy, ihr Name ist Poppy. Nicht Katze.“ Darrel grinste mich an. Er wusste wie sehr ich hasste, dass unsere Katze Poppy hieß. Ich gönnte ihm den Triumph für ein paar Sekunden, bevor ich ihm in die Seite boxte. „Hm, mit der Frau bin ich wohl nicht so großartig.“, murmelte er und rieb sich die Stelle, an der ich ihn getroffen hatte.
„Klar, deswegen war die Frau auch nur viermal von dir schwanger.“
Felinger Legacy - Seite 2 Damian12
Damian & Kitty
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Beitrag  Akki Di März 22, 2016 7:53 pm

Experimente

„Mach' das noch mal!“, forderte David konzentriert von Ian. Sein älterer Bruder sah ihn säuerlich an, dann nahm er die Puppe aus dem Puppenhaus und wiederholte das Spiel. Kara sah ihn mit großen Augen an und brabbelte etwas in ihrer unverständlichen Kleinkindsprache.
„Interessant.“, bemerkte David und notierte etwas in sein Notizbuch.
„Bist du jetzt fertig? Ich will noch Hausaufgaben machen.“ Damian legte die Puppen zurück ins Puppenhaus, was bei Kara zu einer bebenden Unterlippe und tränenüberlaufenden Augen führte. „Ian! Puppe!“, forderte sie mit zitterndem Stimmchen.
„Du hast keine Hausaufgaben. Wir bekommen nie Hausaufgaben vor einem Feiertag.“, erinnerte David ihn mit ruhiger Stimme. Endlich sah er von seinen Notizen auf und lächelte seine Geschwister an. „Aber ich hab' was ich brauche. Ich spiele mit Kara weiter.“

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„Oh Simmer sei dank!“ Damian sprang schneller auf, als Kara verstand und streichelte der Kleinen über den Kopf. „Dave spielt mit dir weiter. Komm Kitty!“ Dann suchte er das Weite. Er flitzte an mir in der Küche vorbei. Ich begann in Gedanken bis zehn zu zählen. Bei drei angekommen, begann Karas Gebrüll. „Iiiiiiiiiaaaaaaaaaan!“
„Oh, pscht, Kara. Ich spiel' doch mit dir. Hier, guck: Mama Puppe und Papa Puppe...“ Doch Karas Geschrei machten seine nächsten Worte unverständlich. Ich legte das Messer außer Reichweite und wischte mir die Hände an.
„Du weißt schon, dass Kara so nicht mit den Puppen spielt?“, fragte ich David amüsiert.
Hoheitsvoll erwiderte: „Ian weiß schon, dass ich nicht Dave genannt werden will?“ Er warf die Puppen genervt ins Puppenhaus. Kara sah ihn empört an und wollte einen neue unverständliche Tirade starten, doch David begann einfach sie zu kitzeln. Das lenkte sie Kara stets erfolgreich ab. Ich grinste die beiden an. „Lies' ihr einfach was vor. Von mir aus auch ein Comic. Ich bin am Kochen.“

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„Ich koche.“, korrigierte er mich. „Die Verlaufsform...“
„Ja, ich weiß, DAVE!“, erwiderte ich weiterhin grinsend. David sah mich beleidigt an. Ich zwinkerte ihm rasch zu und seine Miene wurde sanfter.
„Ok, Mom. Ich kann ihr ja auch die Ergebnisse meiner Untersuchung vorstellen.“
„Tu das, Schatz. Ich bezweifle allerdings, dass Kara den Wert deiner Erkenntnisse zu schätzen weiß. Auch wenn die im Moment dein bevorzugtes Studienobjekt ist.“ Ich ging zurück in die Küche. David folgte mir wenig später mit Kara auf dem Arm. Er setzte sie auf den Boden und gab ihr ihren Teddybären, den sie ihrer Puppe vorzog. Akki hatte auch Kara eine Puppe geschickt, aber als einziges der Kinder schien sie kaum Interesse daran zu haben. Der Teddy von Oma Liz hingegen war ihr bevorzugtes Spielzeug.
„Kara hört nicht zu.“
„Ich hab' dich gewarnt.“ Ich reichte ihm ein Stück Karotte. „Warum erzählst du mir nicht, was du herausgefunden hast.“
Seine Augen begannen zu glänzen und er sah mich freudig an. „Alscho...“ Auf meinen erhobenen Zeigefinger schluckte er das Stück Karotte, das er abgebissen hatte, eilig herunter. „Also, ich glaube, dass man anhand von Karas Sprache einen Weg zur Entschlüsselung eurer Aufzeichnungen finden kann.“

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In Gedanken überlegte ich mir drei neue Wege Bobby zu ermorden. Darrel und ich hatten seit Jahren nicht mehr an unsere Aufzeichnungen über unsere früheren Leben gedacht. Bis uns Bobby eines Tages – vor den Kindern – daran erinnert hatte. Sein Programm war all die Jahre gelaufen und hatte versucht die Texte zu entschlüsseln. Wirklich erfolgreich war es trotz Bobbys stetiger Bemühung nicht gewesen. Immerhin hatte das Programm die unleserlichen Buchstabenreihen in – wahrscheinliche – Satzeinheiten aufgesplittet. Die Kids waren zunächst alle sehr interessiert an diesem mysteriösen Text. Doch nachdem ein jeder von ihnen (mit Ausnahme von Kara) versucht hatte, es zu lesen und daran gescheitert war, hatten sie das Interesse verloren. Bis auf David. Er hatte sich von Bobby einen Crashkurs im Programmieren geben lassen und sich linguistische Fachbücher aus dem Netz bestellt und versuchte nun offline und online den Code zu knacken. Manchmal machte der Siebenjährige mir Angst...
„Okaaaay.“, erwiderte ich und versuchte mir nicht in die Finger zu schneiden.
„Die Laute, mit denen Kara die meiste Zeit über kommuniziert, haben einen bestimmten Bedeutungsgehalt.“

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„Wirklich?“
„Mom. Hörst du mir „wirklich“ zu?“ David stand neben mir, die linke Hand in die Hüfte gestützt, die rechte mit der angebissenen Karotte anklagend auf mich gerichtet.
„Hey, nicht mit angebissenen Karotten auf Sims zeigen!“ Ich grinste. „Ja, ich höre dir zu, David. Ich bin nur nicht sicher, worauf deine Theorie hinausläuft.“
Er nahm die Hand herunter und knabberte nachdenklich auf der Karotte herum, bevor er erwiderte: „Wenn ich es schaffe aus dem Code Laute zu identifizieren, die Karas Lauten entsprechen, dann kann ich einen Teil übersetzten.“
„Und warum denkst du, dass es entsprechende Laute in dem Text gibt?“
„Nun, Kara ist euer Kind. Es ist euer Text über euer frühes Leben. Kara ist in einem frühen Stadium ihrer Sprachentwicklung...“ Er verstummte, offenbar der Meinung, dass es sich von selbst verstand.
„Ich sollte das Wissenschaftsmagazin kündigen. Und das Bildungsprogramm im Kabel...“, murmelte ich leise. David zog die Augenbraue hoch. Das konnte er genauso gut wie sein Vater. „Schatz, das mit dem frühen Leben ist nicht so  ganz … adäquat.“ Ich fragte mich ob mein Zögern vor „adäquat“ aus der Maulsperre oder dem Wunsch vor meinem Sohn nicht vollkommen ungebildet zu erscheinen und deswegen dieses Wort zu wählen resultierte.
„Wie meinst du das?“ Knackend kaute er auf dem letzten Rest Karotte.
„Du denkst, damit ist unsere Kindheit gemeint oder vielleicht die Zeit vor euch.“
Er nickte kauend. „Ja, nun...argh...du hast mitbekommen, dass dein Dad und ich über manche Sachen nicht reden können. Wir wissen auch nicht warum.“ Das war nicht ganz richtig, aber David auch noch über die Beobachter zu informieren und damit wer-weiß-was für Interesse in ihm zu wecken, erschien nicht angebracht. Dazu kam natürlich die Frage, ob wir gegenüber den Kindern überhaupt über Beobachter sprechen KONNTEN. Über Wiedergeburt und frühere Leben konnten wir es nicht. „Ich kann das nicht präzisieren. Aber in dem Text steht höchstens in den ersten paar Zeilen etwas über unsere Kindheit.“
„Also kann ich diesen Teil eventuell mit Karas Hilfe übersetzten.“, entgegnete David stur. Er warf einen Blick zu seiner Schwester, die hingebungsvoll am Ohr ihres Teddys kaute. „Meinst du ich kann ihr lesen beibringen?“
Bewusst langsam legte ich das Gemüse zur Seite, ging zur Spüle und wusch das Messer ab, bevor ich es zurück in den Messerblock außerhalb von Kindereichweite steckte. „David. Kara ist vierzehn Monate alt. Sie spricht noch nicht einmal vernünftig simlisch und du willst sie lesen lehren?“
„Eben! Noch spricht sie Kara-Sprache! In ein paar Monaten ist das Fenster zu!“ Unter meinem skeptischen Blick wurde er etwas unsicher. „Okaaaay. Vielleicht hast du recht. Kara ist noch zu klein.“ Nachdenklich rieb er sich den Hinterkopf. „Ich sollte einfach alles aufnehmen, was sie sagt und die Daten später auswerten!“
„Eine gute Idee.“, stimmte ich zu. „Übrigens, was macht dein anderes Experiment?“
„Der Trank für Izzy und die anderen?“

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Nachdem wir Kitty benannt hatten, war es uns bei den anderen Kindern schwergefallen auch Namen zu wählen, so dass wir es ihnen selbst überlassen hatten, ihre Puppen zu bennennen – mit leichter Manipulation in Richtung „vernünftiger“ Namen (wobei man über Kitty wirklich streiten konnte). Derek hatte seine Puppy Liri genannt, Kats Puppe hörte (ihr zufolge) auf den Namen Charlie und David rief seine Izzy (was nach Darrels Theorie auf einen Abend mit Oma vor dem TV und einer dämlichen Arztserie folgte). Nur Karas Puppe war zurzeit noch namenslos. Und so wie sie sie missachtete, würde das auch so bleiben. Ich fragte mich ob das irgendwelche Folgen für sie oder die Puppe haben würde? Akki hatte sie als Schutz geschickt. Gegenüber Darrel behauptete ich, Karas Unabhängigkeit von der Puppe wäre ein Zeichen dafür, dass sie den Schutz nicht brauchte sondern selbst auf sich aufpassen würde. Sicher war ich mir dessen nicht …
„...als nächstes wird Ian es mit der neuen Formulierung versuchen.“
Erschrocken stelle ich fest, dass ich David nicht zugehört hatte. Er schien es nicht zu bemerken, deswegen nickte ich zustimmend. Er lächelte selig und begann dann leise mit Izzy zu sprechen. Hoffentlich verriet sie mich nicht!
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Beitrag  Akki Mi März 23, 2016 10:16 pm

Hormone

„Danke, Dad! Ich dachte schon ich versteh' das nie.“ Kat drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Er drückte sie einmal kurz und lächelte. Kat grinste und begann ihre Mathematik-Hausaufgaben einzupacken.
„Duuhuuu, Dad?“
Ich konnte Darrel förmlich zusammenzucken sehen – obwohl ich im Wohnzimmer hockte und die Katze bürstete. Ich weigerte mich immer noch sie Poppy zu nennen.
In der Küche hatte Darrel Katrina offenbar bedeutet fortzufahren.
„Aaalso...gestern als Anita da war. Da bist du ja extra in die Scheune gegangen um da zu malen, obwohl du und Oma immer der Meinung seid, dass das Licht da schlechter als im Wintergarten ist.“

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„Derek wollte im Wintergarten malen.“, wendete Darrel ein.
„Weil du es ihm angeboten hast.“ Katrina war ungerührt. „Hat Liri Charlie erzählt und der hat's mir erzählt.“
Es war manchmal, als würden wir in einem Haus voller Spione leben! Immerhin hatten wir die Kinder überzeugen können, ihre unsichtbaren Freunde nicht absichtlich rum schnüffeln zu lassen. Unabsichtlich passierte es natürlich – hoppla?! Oops?! - dauernd. Manchmal stellte ich mir vor, Akki langsam über dem Feuer zu rösten …
„Worauf willst du hinaus?“

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„Nun ja....du und Mom sagt, es ist nicht okay, wenn wir hinter euch her spionieren. Aber du bist Len und Anita gefolgt. Ist das nicht...“ Sie suchte nach dem richtigen Wort.
„Doppelmoral.“, bot ihr Zwilling Derek an, der bisher still am Küchentisch gelernt hatte.
„Ja genau. Doppelmoral!“
Nun sah ich Darrel vor meinem inneren Auge nicht nur zusammenzuckend, sondern auch schwitzend. Fast bekam ich etwas Mitleid mit ihm.
„Es ist etwas anderes, wenn ich mich sichtbar im selben Raum aufhalte wie Len und Anita als wenn ihr eure nur für euch sichtbaren Freunde bittet, anderen Sims heimlich zu folgen.“

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Daumen hoch für Darrel! Er schlug sich gut. Sein sicheres Auftreten gegenüber Erwachsenen stand oft im krassen Gegensatz zum Verhalten gegen über den Kindern. Sie konnten ihn viel zu leicht manipulieren. Oder er täuschte uns alle und ließ sich manipulieren. Manchmal war ich da nicht ganz sicher.
„Außerdem habe ich als euer Vater auch Verantwortung und muss gelegentlich sicher gehen, dass ihr keinen Unfug macht.“
„Also eigentlich bist du ja nicht Lens Vater.“, wusste Kat dagegen zu halten.
Danke Vater, dachte ich. Mein Vater hatte seit ein paar Monaten intensiveren Kontakt zu Lennard und hatte ihn auf seine unnachahmliche Art daran erinnert, dass er adoptiert war. Zum Glück war Lennard ein sich seiner selbst und unserer Liebe sicherer Junge, der damit gut umgehen konnte. Zumal wir es ihm nie verheimlicht hatten. Die jüngeren Kinder hatten es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst und die Ansprache meines Vaters vor versammelter Mannschaft hatte zu einiger Verwirrung, Nachfragen und Tränen geführt. Inzwischen hatten sich alle Gemüter beruhigt, auch wenn Lennard dazu übergegangen war und mit Kira und Darrel anzusprechen. Ich hoffte, er tat es um sich erwachsener und unabhängiger zu fühlen.

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„Er hat ihn adoptiert.“, warf Derek ein. Das war typisch für ihn: Ein Gespräch verfolgen und nur gelegentlich etwas einzustreuen. Seine Einwürfe hatte allerdings meistens Hand und Fuß.
„Das stimmt. Und damit sind eure Mutter und ich nicht nur eure, sondern auch Lens Erziehungsberechtigte.“
„Also quasi doch Eltern.“, folgerte Katrina.
Eine kurze Stille trat ein und ich nahm an, dass Darrel zustimmend genickt hatte.
„Und welchen Unfug könnten Len und Anita in der Scheune machen? Außer beim Domino zu betrügen.“, fragte Katrina nun. Oh süße Unschuld...
Ich versuchte erfolglos ein Lachen zu unterdrücken, als Darrel erklärte: „In diesem Fall heißt Unfug, etwas, dass sie später bereuen würden....“ Er brach ab und ich nahm die Katze und ging in die Küche.
„Darrel, sie sind vierzehn. Mehr als ein Kuss passiert da nicht.“ Hoffentlich!
„Ach so was...“ Kat wedelte angewidert mit der Hand. „Da hättest du früher kommen müssen. Das haben sie schon hinter sich.“

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Irritiert wechselten Darrel und ich einen Blick.
„David sagt, es hat was mit Hormonen zu tun.“, informierte Derek seine Schwester. Er überlegte einen Moment bevor er sein Vokabelheft zu klappte.
„Ich frag' mich, von wem er das hat.“, zischte Darrel mir durch den halbgeöffneten Mund zu. Ich zuckte unschuldig die Achseln. War es meine Schuld, dass David clever, intelligent und wissbegierig war? Und Izzy uns bei „dem Gespräch“ mit Len belauscht hatte, was ernsthafte Fragen von Davids Seite zur Folge hatte? So kam es, dass unser jüngster Sohn vor seinen älteren Geschwistern aufgeklärt wurde. Natürlich hatte irgendjemand – sprich: die unsichtbare Spionfraktion in unserem Haus – gepetzt und wir hatten alle Kinder aufklären müssen. Früher als gedacht.

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„Oh, das was ihr uns erklärt habt?“ Eigentlich hatten wir die naturwissenschaftliche Seite nur David (auf seine vehemente Nachfrage) erklärt und den anderen Kindern die kinderfreundliche Was-passiert-wenn-ich-älter-werde-und-mein-Körper-sich-verändert- Rede gegeben. Inklusive auf die Frage, wo die Babys herkommen in zwei Varianten.
Darrel und ich nickten.
„Also das mit dem Küssen hat was mit Hormonen zu tun?“, hakte Kat noch einmal nach. Als wir erneut nickten, schüttelte sie sich. „Puh, dann hoffe ich, die Hormone lassen sich bei mir noch Zeit!“
„Und ich erst!“, murmelte Darrel.
„Nee Charlie, dich küss' ich bestimmt nicht!“, sagte Katrina empört in die Luft. Sie schnaubte und stürmte aus der Küche.

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„Das klärt wenigstens die Frage, ob Charlie ein Mädchen oder ein Junge ist.“, flüsterte ich Darrel zu.
„Warum sollte er ein Mädchen sein?“, fragte Derek, der viel zu gut hörte (wenn er wollte). „Außerdem können Mädchen auch Mädchen küssen.“ Er sah uns ernst an und fast erwartete ich ein Diversitätsansprache von ihm zu bekommen.
„Klar. Und da ist nichts schlimmes dran!“, beeilte ich mich zu sagen.
„So lange beide einverstanden sind.“, fügte Darrel hinzu.
Derek zuckte mit den Achseln. „Ich versteh' ohnehin nicht, was das alles soll. Mit dem Küssen.“ Er legte den Kopf schief, lauschte. Dann nickte er. „Nach Liris Meinung müssen EURE Hormone sehr aktiv sein.“
Ich spürte, wie ich sehr langsam sehr rot wurde. Ein kurzer Seitenblick verriet mir, dass es Darrel nicht anders erging.
„Warum?“, fragte Kat, die sich entschieden hatte zurück in die Küche zu kommen. Vermutlich hatte sie Charlie im Bad eingesperrt. Das versuchte sie manchmal, wenn sie sich von ihm geärgert fühlte. Es half nichts, er konnte sich irgendwie teleportieren. Ein genervter Blick von Kat über ihre Schulter verriet mir, dass er es wieder getan hatte.
„Na, weil sie sich DAUERND küssen.“
Hoffentlich meinte Liri wirklich nur küssen …
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Beitrag  Akki Do März 24, 2016 2:25 am

Du hast ein Date...

Eins, zwei, drei... Irritiert hielt ich beim Durchzählen inne. Dann stöhnte ich entnervt auf. „Ian! Kat! Wo zum Simmer steckt ihr schon wieder?!“ Ich drehte mich um, bedeutete Len den Schulbus anzuhalten und rannte in die Scheune. Wie erwartet stand Kat am Chemietisch, während Ian Gitarre spielte.
„Habt ihr mal auf die Uhr geguckt? Der Bus ist da!“ Ich stemmte die Hände in die Hüfte und atmete schnaubend aus. Da bemühte man sich jahrelang die Morgenroutine so zu gestalten, dass gemeinsam gefrühstückt wurde und trotzdem alle Kinder gewaschen und angezogen mit gepackter Schultasche in den Schulbus steigen konnten und dann so was...
„Ian, dass du dich in Musik verlierst ist ja nichts neues, aber wozu hast du dir einen Alarm ins Smartphone einprogrammiert, der dich an den Schulbus erinnert?“ Überrascht stellte ich fest, dass er noch nicht einmal angezogen war. Ergo würde er auch kein Handy in der Hosentasche haben. „Simmer, Damian!“ Hoffentlich hatte er sich wenigstens die Zähne geputzt. Beim Frühstück war er zumindest anwesend gewesen.
„Bin schon auf dem Weg, Mom!“ Er lächelte entschuldigend und machte sich linkisch auf den Weg ins Haus um sich anzuziehen. Ich hoffte, dass Kitty ihm Feuer unterm Hinter machte. Sonst würde er auf halbem Weg wieder vergessen, was er im Haus wollte.
Währenddessen hatte Kat die Chemikalien weggeräumt und ihre Schutzbrille und den Labormantel ausgezogen. „Sorry Mom.“
„Jaja, jetzt trödel' nicht noch weiter!“

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„Ich war aber dran!“ Sie deutete auf den Chemietisch. Mit Akkis letztem Päckchen zu Karas Geburt war auch der Hinweis gekommen, dass die Kinder selbst einen Trank am Chemietisch brauen mussten, um ihre Freunde real zu machen. Sie stürzten sich mit Feuereifer ans Experimentieren. Nach anfänglichem gedankenlosen Herumprobieren, kleineren Explosionen und heftigen Rangeleien um die Vorherrschaft am Chemietisch, hatte Len für die Kinder einen Plan erstellt, wer wann an den Chemietisch durfte. Er selber nahm sich aus – wie erwartet hatte er mit seiner Puppe keine Beziehung aufbauen können. Es schien im nichts auszumachen. Außerdem hatte er mittlerweile eine Freundin und das war spannender als imaginäre Freunde (zumindest für Darrel und mich – und spannend dabei nicht im Sinne von positiver Aufregung sondern im Sinne von ängstlichen Befürchtungen).
„Du bist nachher auch noch dran! Ich dachte ihr habt Tage und nicht Stunden ausgemacht...Simmer, egal. Wo ist deine Tasche?“
Kat sah mich beleidigt an, nahm ihren Rucksack und stolzierte Richtung Tür. „Im Gegensatz zu Ian vergesse ich nicht alles.“
Ich musste wider Willen grinsen und brachte Kat so zum Lächeln. Sie winkte und rannte zum Bus, während ich einmal kurz durchatmete und zurück ins Haus eilte um Ian anzutreiben.

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Er kam mir auf halbem Weg entgegen – ohne Schultasche und mit falsch zugeknöpften Hemd.
„Bin schon weg, Mom!“
„Aber...“, wollte ich ihn aufhalten, doch er rannte an mir vorbei. Nur um plötzlich stehen zu bleiben, eine Kehrtwende hinzulegen und zum Haus zurück zu rasen. Die Tür ging wie von Zauberhand auf und seine Schultasche schwebte in der Luft. Damian riss sie an sich, murmelte einen Dank und rannte zum Bus, dessen Fahrer mittlerweile ungeduldig hupte. In Gedanken nahm ich mir vor, ihm bei der Tour am Nachmittag ein paar süße Brötchen zu geben. Der arme Mann verlor wahrscheinlich jeden Morgen ein paar Haare mehr wegen unserer Kinder – und er hatte schon eine Halbglatze. Ich trottete zu Haus, dessen Tür weiterhin offenstand. „Danke, Kitty.“ Mir war als hörte ich ein leises Lachen …


Am Nachmittag konnte ich den Busfahrer mit süßen Brötchen und selbstgemachter Marmelade besänftigen. Überraschenderweise äußerte er Verständnis. Er hatte zwar nur zwei Kinder (inzwischen erwachsen), aber er erinnerte sich gut an die morgendliche Hektik. Len bekam meine Bestechung mit.
„Wenn ich ein Auto hätte, konnte ich Damian morgens zur Schule mitnehmen.“
Ich warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Träum' weiter. Du hast mich ach und Krach deine Führerscheinprüfung bestanden. Bis Darrel sagt, wir können dich ohne seinen Beistand auf die Straße entlassen, kommst du nicht an irgendein Steuer.“

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„Boaaah. Wie lange muss ich mir das eigentlich noch anhören?“
„Ich weiß nicht? Bis einer der anderen es schafft sich so dämlich anzustellen?“, schlug ich vor.
„Manchmal bin ich froh, dass du meine Schwester und nicht meine Mutter bist.“ Er klopfte mir auf die Schulter. Wir hatten zur Zeit ein merkwürdiges Verhältnis. Lennard fühlte sich nicht mehr als Kind, aber auch noch nicht wirklich als Erwachsener. Er kam wesentlich besser mit mir im Schwesternmodus klar, als im Muttermodus. Das beinhaltete Spott und Hohn. Er kam damit klar und schien unsere Streitereien zu genießen. „Übrigens hab' Ian heute ein Date besorgt. Falls er sich noch daran erinnert...“
Ich starrte Lennard an. Manchmal war der Schwesternmodus ganz schlecht. „Du hast meinem Baby ein Date besorgt? Spinnst du?“
„Kira, er ist kein Baby. Er ist dreizehn.“

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„Und was macht ihn damit nicht zu meinem Baby?“, murmelte ich.
„Kizzy hat gefragt, ob ich was tun kann. Sie mag ihn, seit sie mit ihm im Schulorchester spielt.“
„Kizzy? Kizzy wer?“
„Kizzy Joy. Eine von den vielen Joy-Kindern.“
„Die Joys haben nur sechs Kinder. Wie wir.“
„Ich zähle nicht.“
„Du zählst wohl. Oh, und was ist mit den IFs?“ Die Abkürzung hatte Len selbst eingeführt.
Er sah mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. „Kira...man nennt das nicht umsonst imaginäre Freunde!“
Ich zuckte mit den Schultern. „Wir sind ohnehin vom Thema abgekommen. Warum zum Simmer verschacherst du mein Kind?!“
„Ich verschachere ihn doch nicht!“
„Wer verschachert wen?“ Ian war unbemerkt zu uns in die Küche gekommen. Er hatte seinen üblichen leicht abwesenden Gesichtsausdruck. Seine Finger waren wie immer tintenverschmiert und sein Hemd immer noch falsch zugeknöpft.

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„Du hast am Samstag ein Date, Mann!“, gratulierte Len seinem Neffen strahlend. „Du kennst doch Kizzy? Aus dem Orchster? Sie spielt...egal irgendein Instrument.“
„Irgendein Instrument?“ Damians sonst so ruhige und abwesende Miene änderte sich augenblicklich. „Len, du hast keine Ahnung von Musik im Allgemeinen und einem Orchester im Besonderen.“ Er schnaubte und murmelte noch etwas. „Sie spielt Klarinette.“
„Du Glücklicher!“, rutschte es Len heraus. Ich boxte ihm in die Seite. „Au!“
Zum Glück war Ian zu unschuldig und zu abgelenkt um Lens Anspielung zu verstehen. Ich warf Len ein paar böse Blicke zu und wandte mich dann an Ian. „Schätzchen, wenn du dich nicht mit Kizzy treffen möchtest, dann musst du das nicht. Und außerdem ist das kein Date. Ihr datet nicht, bevor ihr nicht mindestens dreißig seid!“ Ich drohte grinsend mit dem Finger. „Falls Dad fragt, dann ist das ein Treffen. Im Zweifel als Lerngruppe.“
„Respekt, Sis!“, lachte Len, während Ian verwirrt aus der Wäsche guckte.
„ 'Sis' mich nicht.“ Ich sah noch einmal zu Ian, der flüsternde Worte mit Kitty tauschte.
„Ich kann hingehen.“, sagte er schließlich laut, aber mit fragendem Unterton. „Ich will ja nicht, dass Len Ärger mit Kizzy bekommt.“
Dieser zeigte ihm beide Daumen hoch. Ich zog eine Schnute. Ob ihnen die Ähnlichkeit der Namen – Kitty und Kizzy – aufgefallen war?


„Wie war dein … äh Treffen?“, fragte ich einige Tage später meinen Ältesten. Er lag auf der Couch, die Nase tief in ein Notenblatt vergraben. In einem Ohr steckte der Ohrstöpsel seines Smartphones. Der zweite Teil des Kopfhörer baumelte neben Ian. Ich griff danach und lauschte.
„Ich konnte Beethoven nie leiden.“, sagte ich.
„Das ist Chopin!“, erwiderte Ian bestürzt. Er sah mich an, als hätte ich ein Verbrechen begannen.
„Ich weiß!“, log ich schamlos. „Ich wollte nur deine Aufmerksamkeit.“

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Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass er mir nicht glaubte. Aber Ian war zu freundlich und harmoniebedürftig um das Thema weiterzuverfolgen. „Was gibt’s denn?“
„Wie war dein Treffen?“, wiederholte ich. Auf seinen fragenden Ausdruck hin präzisierte ich: „Mit Kizzy? Heute morgen? Im Jugendzentrum?“
Erkenntnis machte sich langsam auf seinem Gesicht breit. Er war immer so geistesabwesend. Wenn seine Noten nicht durchschnittlich gut gewesen wären, würde ich mir ernsthafte Sorgen machen.
„Ok, glaube ich.“
„Hast du dich wohl gefühlt?“
Er nickte und lächelte leicht. „Wir haben an den Arcadegeräten gezockt und uns über Musik in Computerspielen unterhalten. Kizzy ist nett.“ Bei seinen letzten Worten zog er etwas die Stirn kraus. „Ich glaube, ich hab sie gelangweilt. Weil ich NUR über Musik gesprochen hab.“

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„Tja, manchmal muss man sich etwas zurücknehmen.“, erwiderte ich vorsichtig.
„Mhm.“ Er spielte mit seinen Kopfhörern. „Es hat schon irgendwie Spaß gemacht mal mit jemand anderem was zu unternehmen. Der auch noch was von Musik versteht.“ Er grinste mich an. „Kitty findet es auch gut.“
„Kitty oder Kizzy?“ Nun war ich verwirrt. Ian starrte mich wie ein Spiegelbild an. Dann deutete er in Luft neben sich. „Kitty.“ Er lauschte. „Oh...wow mir war gar nicht aufgefallen, wie ähnlich die Namen klingen.“ Er kicherte, wobei seine Stimme kikste. Er sprache leise mit Kitty und ich begann mich zu wundern, ob Kitty auch ein normaler Teenager war. Und was das bedeutete...
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Beitrag  Akki Do März 24, 2016 9:56 pm

Noch immer kein Trank

Als ich mich erhob und meinen Rücken streckte, merkte ich nicht zum ersten Mal, dass ich älter wurde. Das rumkrebsen im Garten auf den Knien wurde immer anstrengender. Vielleicht sollte ich mir gepolsterte Knieschoner kaufen. Und mir Massagen verschreiben lassen... Ich nahm den Korb mit den Paprikaschoten, die ich eben geerntet hatte und trug ihn zu den Tomaten. Durch die großen Fenster der Scheune konnte ich Ian am Chemietisch sehen. Keins der Kinder hatte bisher einen Durchbruch erzielt – egal wie sicher sich David wähnte die richtigen Chemikalien bestimmt zu haben. Er hatte die Untersuchung des Textes inzwischen zurückgestellt und sich ganz auf die Herstellung des Trankes verschrieben. Er hielt nach, wie welche Chemikalien gemischt wurden, schrieb seitenlange Versuchsbeschreibungen und unterstützte seine Geschwister nach bestem Wissen. Es würde ihm nichts ausmachen, wenn einer der anderen vor ihm Erfolg hatte – wichtig war für ihn die Erreichung des Ziels.

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Neben Damian stand Kara an der Werkbank. Ich seufzte – nicht nur wegen meiner schmerzenden Knochen, sondern vor allem wegen des Anblicks der Sechsjährigen mit einem Lötkolben. Ich war nicht glücklich mit ihrem Interesse an der Werkbank und allem Mechanischem. Sie kam ganz und gar auf Darrel was das betraf. Dieser stand zum Glück hinter Kara um im Notfall einzugreifen. Kara durfte nicht allein an die Werkbank. Für sie war das eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, denn die anderen durften auch allein an den Chemietisch. Da half kein Argumentieren und kein Erklären. Kara war zwei Tage so unerträglich, dass Darrel ihr schließlich erklärte, mit diesem Verhalten dürfe sie gar nicht an die Werkbank. Das brachte sie zur Räson.

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Zu sagen, Kara war verwöhnt, wäre ein bisschen untertrieben. Als jüngste – und dann auch noch mit fast sechs Jahren Abstand zu David, hatte sie immer viel Aufmerksamkeit bekommen. Darrel und ich versuchten zwar, es nicht ausufern zu lassen, aber Nesthäkchen sind immer etwas Besonderes. Zumal ihre älteren Geschwister sie als Kleinkind auch verwöhnt hatten (von Oma und Liz ganz zu schweigen). Die Jungs waren zwar manchmal von Kara angenervt, aber sie beherrschte diesen Augenaufschlag, der ihre Brüder gleich einem Kommando zwang ihr zu Diensten zu sein. Bei Katrina funktionierte das nicht. Die beiden Mädchen zickten sich gelegentlich an, aber meistens hielten sie Frieden. Sie teilten sich ein Zimmer, während alle Jungs inzwischen im größeren Kinderzimmer schliefen. Darrel und ich machten uns Sorgen, dass die Kinder unter der Zimmersituation litten, aber selbst Len hatte kein Problem damit. Im Zweifel gab es immer noch die Scheune als Rückzugsort.
Jungenzimmer
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Lennards und Dereks Bett
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Leseecke
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Damians und Davids Bett

Mädchenzimmer
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Felinger Legacy - Seite 2 Mzi210
Felinger Legacy - Seite 2 Mzi310


„Ach Mist.“, hörte ich Ian in der Scheune fluchen. „Deeeeee!“ Derek hatte im Gegensatz zu David kein Problem mit einem Spitznamen. Auch wenn er es vorzog Derek genannt zu werden. „Du bist dran.“ Offenbar waren sie von Tagen wieder in einen Stundenrhythmus gewechselt.
„Wieder nichts?“, fragte Kara mitfühlend. Sie stieg von ihrem Hocker, den sie benötigte um an der Werkbank arbeiten zu können. „Danke Dad! Können wir nachher noch was weiter basteln?“
„Nachher kommen Liz und Henny um auf euch aufzupassen, während eure Mutter und ich ausgehen.“ Er strich ihr über den Kopf. „Sorry, Prinzessin. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Prinzessin! In der Tat...
„Dad, findest du nicht, wir sind alt genug allein zu bleiben?“, fragte Derek, während er von Damian den Labormantel übernahm.
Ich hörte Darrel nicht direkt antworten, konnte mir aber seinen Gesichtsausdruck vorstellen. „Vielleicht will er ja auch, dass wir auf Oma und Granny aufpassen?!“, schlug Ian in einem Anfall von Geistesgegenwart vor. Dass oder Kitty hatte es ihm eingeflüstert.
„Gut erkannt, Ian.“ Darrel klopfte seine Schulter und verließ lachend die Scheune. Er zwinkerte mir zu und begann mir ihm Garten zu helfen.

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„Meinst du wirklich?“, fragte Kara mit großen Augen ihren Bruder.
Der sah sie irritiert an. Offenbar hatte er schon vergessen, was er gesagt hatte. Derek schnaubte nur und begann Chemikalien zusammen zu schütten.
„Kara, will Buddy nicht mit dir spielen?“, wechselte Ian schließlich das Thema. „Kitty sagt, sie sieht ihn nie.“
„Liri auch nicht.“
Kara hatte endlich ihre Puppe benannt. Sie trug sie oft durch die Gegend, was mich irritierte. Die anderen Kinder hatten mit dem Eintritt in Schulalter ihre Puppen selten getragen und begonnen mit ihnen in ihrer IF-Form zu sprechen und spielen. In diesen Moment waren ihre Puppenkörper übrigens wie vom Erdboden verschwunden.
„Äääh.“, sagte Kara und trat hektisch von einem Bein aufs andere. Sie sah sehr unwohl aus. Mit einer unauffälligen Handbewegung wollte ich Darrel auf sie aufmerksam machen, doch er beobachtete die Kinder schon.
„Er ist...schüchtern! Sehr schüchtern. Und er hat Angst vor den Großen!“ Selbst auf die Entfernung konnte ich sehen und hören, dass sie sich das ausdachte. „Ähm...ich muss los.“ Damit entwischte Kara ihren Brüdern und lief schnell zum Haus. Darrel und ich senkten schnell die Köpfe, betont in unsere Arbeit vertieft, doch Kara sah weder nach links noch nach rechts.
„Sie lügt.“, stellte Derek ungerührt fest.
„Was?“ Ian hatte seine Gitarre geholt und bereits einen Akkord angeschlagen.


Am nächsten Morgen kam Kara früher zum Frühstück als die anderen. „Morgen Mom.“
„Hey Kara.“ Ich gab ihr einen raschen Kuss und fragte sie nach ihrem Frühstückswünschen. Wer als erster kam, durfte das Frühstück bestimmen.
„French Toast.“, bat sie begeistert. Kara war selten die erste. Meist waren es Derek oder Katrina, die beide für Pfannkuchen stimmten.
„Alles klar.“ Ich begann das gewünschte zuzubereiten, während Kara sich an den Tisch setzte und Löcher in die Luft starrte.
„Kara, möchtest du über etwas reden?“, fragte ich vorsichtig. Mit Blick über die Schulter fuhr ich fort: „Vielleicht über deine Puppe?“
Aus der Kehle meiner Jüngsten entrang sich ein abgrundtiefer Seufzer. „Wenigstens sagst du Puppe!“
Ich sah sie irritiert an und sie seufzte abermals. Darrel hatte vorgeschlagen, dass wir gegenüber Kara das Thema Puppe bzw. Buddy vorsichtig angehen sollten.
„Mom, die anderen sind so sicher, dass die Puppe echt ist! Aber es ist nur eine Puppe!“
„Mhmm.“
„Sie fragen immer Buddy dies oder Buddy das.“
„Und deswegen … ähm biegst du die Wahrheit über Bu-...die Puppe gegenüber den anderen?“
Sie sah auf die Tischplatte. „Ich lüge sie an.“
„Mhmm.“, machte ich erneut und richtete eine Portion für Kara an. „Du weißt, was dein Dad und ich von Lügen halten.“
Im Seufzen wollte Kara an diesem Morgen wohl einen neuen Rekord aufstellen. Ich stellte ihr den Teller hin und sah sie erwartungsvoll an. Ihre Unterlippe bebte leicht.
„Kara?!“

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„Lügen ist nicht in Ordnung. Nur in absoluten Notfällen.“, sagte sie schließlich. Natürlich seufzend.  „Aber Mom, das ist ein Notfall!“
„Warum glaubst du das?“
„Weil die anderen sonst gemein zu mir sind. Weil ich das Puppenspiel nicht mitmache!“
„Das nimmst du zumindest an. Len macht es auch nicht mit. Sind die anderen gemein zu ihm?“
„Nein.“
„Und glaubst du dein Dad und ich würden es akzeptieren, wenn ihr Kinder unter einander zu gemein wäret?“
„Nein.“
„Siehst du? Kein Grund wegen einer Puppe zu lügen.“
„Ich HASSE diese Puppen.“, stieß sie hervor. „Sie sind unheimlich und hässlich und … und … doof!“
Oje, das war heftiger als ich erwartet hatte. „Meinst du deine Puppe oder die der anderen?“, fragte ich vorsichtig.
„Meine. Alle.“ Sie verschränkte die Arme und schob den Teller von sich. Statt bebender Unterlippe war jetzt zorniger Blick angesagt. „Sie finden immer alles raus und petzen!“
„Das hab ich auch schon festgestellt.“, murmelte ich zu mir selbst. Ich warf einen Blick auf das Frühstück, befand die Menge für ausreichend und ging zum Tisch. Ich zog Kara von ihrem Stuhl, setzte mich selbst und nahm sie auf den Schoß. „Wenn du nicht mehr lügst und den anderen erklärst, dass du keine Beziehung zu deiner Puppe aufgebaut hast, dann kannst du die anderen bitten, ihre Puppen zurückzuhalten.“
„Wer soll sich zurückhalten?“ Kat kam mit Derek und David im Gefolge in die Küche. „Oh...French Toast.“ Sie klang enttäuscht. David hingegen zuckte die Schultern. Er war genügsam und aß sprichwörtlich alles was auf den Tisch kam.
„Kara möchte euch etwas sagen.“ Damian war zwar noch nicht unten, aber vermutlich würde er die Hälfte des Gesprächs ohnehin nicht verfolgen sondern in Gedanken eine Opfer spielen oder eine Partitur schreiben.
„Muss ich?“, fragte Kara mit ihrer besten Kleinmädchenstimme. Ich nickte. Sie seufzte. Das Kind würde definitiv „Die Seufzende“ als Titel bekommen.
„Buddy ist nicht echt.“, murmelte sie leise. Auf einen ermunternden Blick von mir, wiederholte sie das.
Die anderen drei wechselten einen Blick. Derek und David nickten schließlich nur und sahen dann Katrina erwartungsvoll an. Sie nickte ebenfalls. „Das wissen wir.“
„Was?!“ Kara sprang von meinem Schoß auf und starrte ihre älteren Geschwister zornig an.

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„Beruhige dich. Und wolltest du nicht noch etwas hinzufügen?“ Ich ging zur Kaffeemaschine und sah sie erwartungsvoll an.
Kara verschränkte empört die Arme. „Nein!“
„Kara!“ Ja, Kaffee war definitiv angesagt.
„Sie wissen es doch eh!“
„Kara, entschuldige dich bei deinen Geschwistern, dass du sie angelogen hast.“
Die anderen drei sahen zwischen uns her wie Zuschauer bei einem Tennisspiel.
„Nein!“
„Dann kannst du es vergessen in dieser Woche noch einmal an die Werkbank zu gehen.“
Kara schnappte empört nach Luft und wurde rot im Gesicht. Warum musste Darrel heute morgen so früh zum Sägewerk? Er kam mit ihren Launen wesentlich besser klar als ich.
Katrina wollte etwas sagen, doch sie hielt sich zurück. Sie hielt kurze Zwiesprache mit Charlie und nickte still.

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Kara starrte mich ungläubig an. Sie war kurz davor mit dem Fuß aufzustampfen oder davon zu stürmen. Ich sah sie eisern an. Schließlich brach sie ein. Sie sah auf den Boden und murmelte eine Entschuldigung. Ihre Geschwister beeilten sich sie anzunehmen – keiner begann gerne seinen Morgen mit solchen Szenen.
Lennard und Damian kamen kurz darauf in die Küche. „Haben wir was verpasst?“, fragte Len, als er die Gesichter der anderen sah.
„Kaum.“, meinte David. „Kara hat endlich gesagt, dass sie wegen Buddy gelogen hat und sie hat sich entschuldigt.“
„Ah. Okay.“ Len setzte sich neben Kara und grinste sie an. „Willkommen im Club der IF-Losen.“
Sie sah ihn schmollend an und stocherte in ihrem Frühstück. Len klopfte ihr auf die Schulter. „Kopf  hoch, Zwerg.“
„Nenn mich nicht so!“
Die anderen vier kicherten. „Lass dich nicht ärgern, Kara.“
„Kinder, Kara hat sich entschuldigt und es ist in Ordnung, dass sie keinen IF hat. Aber sie fürchtet, dass eure IFs ein bisschen zu neugierig auf Karas Leben sind.“ Ich nippte am Kaffee und bedeutete Kara jetzt ihre Bitte hervorzubringen.
„Ja.“ Kara nickte. „Bitte lasst sie nicht in meinen Sachen rum schnüffeln.“
„Uh, hier nimmt sich jemand viiiiiel zu wichtig.“, sagte Katrina zu niemand bestimmten.
Lennard schnaubte. „Das sagt die richtige.“

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„Izzy schnüffelt nicht herum.“, verteidigte David seine IF.
„Niemand schnüffelt oder spioniert.“, warf Derek ein. Er sah zu Kara und nickte ihr zu.
Katrina sah Lennard böse an, dann warf sie ihren schweren Zopf über die Schulter und sah ihre kleine Schwester ebenso böse an. „Keine Sorge, Zwerg. Unsere FREUNDE wollen sich auch gar nicht mit dir abgeben.“
Die beiden Mädchen starrten sich gegenseitig an, und nur Damians verwirrtes: „Warum gibt es eigentlich French Toast?“, vermied den Ausbruch eine Zickenkriegs.
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Beitrag  Akki Do März 31, 2016 7:15 pm

Es bleibt Hoffnung

Ich legte meinen Kopf schief und lauschte. Nichts. Stille. Keine Stimmen, kein Getrampel aus dem Obergeschoss, keine schlagenden Türen...
„Oh Simmer, wenn es noch leiser wäre, könnten wir den Schnee fallen hören.“, stieß ich hervor und ließ mich neben Darrel auf die Couch fallen. „Hm, vielleicht übertreibe ich.“
Er grinste und legte den Arm um mich. „Ich verstehe, was du meinst. Kaum zu glauben, dass wir heute Abend das Haus ganz für uns allein haben! Das ist das erste Mal seit ….“
„Nein! Sprich es nicht aus! Sonst fühl' ich mich so alt.“
Er war mir einen schrägen Blick zu und zog die Augenbraue hoch.
Lennard war seit ein paar Wochen in Seutschland zu Besuch bei Vater. Er hatte die Highschool abgeschlossen und würde bald anfangen an einem College in der Nähe von Appaloosa Plains zu studieren. Er hatte dort ein Sportstipendium bekommen. Appaloosa lag zum Glück nicht so weit entfernt von Riverview, so dass er im Notfall in paar Stunden zu Hause sein konnte.
Die anderen Kinder (und die Katze!) waren an diesem Abend bei Liz. Henny war Anfang des Jahres gestorben. Eines Morgens war sie einfach nicht mehr aufgewacht. Auf Grund ihres hohen Alters konnte man wirklich nicht behaupten, dass ihr Tod überraschend gekommen wäre, aber wir waren trotzdem alle sehr mitgenommen. Oma war einfach eine Marke für sich. Sie war immer da und sie von heute auf morgen zu verlieren riss ein großes Loch in unsere Familie. Nach einigen Monaten hatten wir alle gelernt damit umzugehen, auch wenn ich mich oft dabei erwischte bei einem bestimmten Anblick, Geruch oder Geräusch an Oma zu denken. Manchmal tat ich es mit einem Lächeln, manchmal mit Tränen in den Augen.

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Liz fühlte sich in ihrem Bungalow ziemlich einsam. Im Sommer hatte Darrel deswegen auf einem Teil unseres Grundstückes den alten Getreidespeicher zu einem Wohnhaus umgebaut. Diese Woche war Liz dort eingezogen. So konnte sie jederzeit zu uns kommen ohne das Gefühl haben zu müssen, bei uns zu wohnen (das wollte sie nun wirklich nicht) und wir konnten ein Auge auf die alte Sima haben, ohne ihr das Gefühl zu geben, ein Pflegefall zu sein.
Der Getreidespeicher hatte so viele Zwischenetagen, dass neben dem Erdgeschoss, in dem Liz' Schlafzimmer, ein Bad und ein Wohnbereich mit Küchenzeile untergebracht waren, noch eine Fernsehetage und zwei Etagen mit Gästeschlafzimmern entstanden waren. Die Kids wollten heute einen Filmmarathon mit einem Haufen Junkfood, Limonaden und Popcorn veranstalten, um ihre Großmutter in die Geheimnisse von Comic-Verfilmungen einzuweihen. Ich bedauerte Liz etwas, aber nicht so sehr, als dass ich Scham gehabt hätte, ihr die Katze auch noch aufs Auge zu drücken. Ich fand, Darrel und ich hatten uns einen Abend ohne Anhang verdient!

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Als es klopfte, war ich entsprechend angesäuert.
„Wenn das eins DEINER Kinder ist ...“, drohte ich Darrel, als er mich sanft zur Seite schob um die Tür zu öffnen.
„Erstens würden sie nicht klopfen und zweitens habe ich Momma verboten sie nach Einbruch der Dunkelheit nach draußen zu lassen. Nicht so lange Wölfe in der Gegend gesichtet werden.“
Ich versuchte meine Augenbraue so spöttisch hochzuziehen wie er es zu tun pflegte, aber ich bezweifle, dass es mir gelang. Die Erwähnung der Wolfsichtung jagte mir allerdings einen Schauder über den Rücken. Die Berichte reichten von einem Wolf bis zu einem ganzen Rudel, von wilden Bestien, die das Vieh angriffen hatten zu einem durchreisenden Paar, das sich weit möglichst von Sims entfernt hielt. Wenn es kluge Tiere waren, würden sie bei der letzten Strategie bleiben...
„Mach dir keinen Kopf wegen des Wolfs.“ Darrel hatte mein kurzes Zittern bemerkt und wartete mit dem Türknauf in der Hand. „Wahrscheinlich ist er harmlos und hat mehr Angst vor uns als wir vor ihm haben müssen.“ Damit öffnete er die Tür – und erstarrte.

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Vor unsere Haustür stand ein halbnacktes, barfüßiges Mädchen mit einer merkwürdigen Haarfarbe und leuchtenden Augen. Und damit meine ich nicht leuchtende Augen vor Begeisterung oder so. Sondern wortwörtlich leuchtend.
„Ihr müsst euch wirklich keine Sorgen vor dem Wolf machen!“, platzte das Mädchen hervor. Der zentimeterhohe Schnee, der sich trotz Schneeschippens schon wieder auf der Veranda angesammelt hatte und die eisigen Temperaturen schienen ihr nichts auszumachen. Darrel war am ganzen Körper erstarrt. Seine Muskeln waren angespannt und ich wusste, er würde jeden Moment los schellen können, bereit zum Angriff. Das Mädchen wirkte nicht wirklich wie eine Bedrohung, aber leuchtende Augen bei Sims sind immer ein Warnhinweis. Ich musterte sie. Sie war klein, erschreckend dünn und wirkte wie ein unterernährter Hundewelpe. Das Hemd, das sie trug, kam mir sehr bekannt vor...
„Ist das Darrels Hemd?“
Das Mädchen sah verlegen an sich herunter, während Darrel mir einen seiner Wirklich-Kira?-Blicke zu warf.
„Ähm...ja...Sorry. Ich wollte nicht nackt hier auftauchen. Es hing in der Scheune.“
Nackt...leuchtende Augen....
„Kira, ich schätze da hast du deinen Wolf.“ Darrel entspannte sich etwas und verschränkte die Arme vor der Brust. Er versuchte die Kleine nieder zu starren.
„Guck sie hier drin weiter böse an. Es wird kalt, wenn die Tür die ganze Zeit offen steht.“ Das brachte mir einen weiteren Wirklich-Kira?-Blick ein, doch Darrel machte den Weg frei und das Mädchen trat ohne Scheu ein. Sie sah sich kaum im Raum um, musterte dafür umso mehr Darrel und mich.
„Wer bist du?“, fragte ich während Darrel gleichzeitig wissen wollte: „Was willst du?“
Das dünne Ding grinste breit. „Ich bin Akki!“

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Die Eröffnung, dass die kleine Werwölfin Akki sei, traf Darrel und mich mehr als unerwartet. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Kiefer ein paar Zentimeter tiefer fiel – und erst mal dort verharrte. Aus Darrels bösen Starren wurde ein ziemlich ungläubiges Starren. Dann trat er neben mich an die Couch und setzte sich plötzlich.
Das Werwolf-Mädchen grinste noch einen Ticken breiter und ging zum Kamin. Sie hinterließ feuchte Fußspuren auf dem Holzboden und dem Teppich. Nachdem sie kurz ins Feuer gestarrt hatte (weiterhin grinsend), hockte sie sich hin und drehte den Kopf zu uns. „Yay, ich hätte nie gedacht, euch einmal so überraschen zu können.“
Sie hatte mich wirklich auf dem kalten Fuß erwischt – und Darrel käsiger Gesichtsfarbe zufolge ihn genauso. Ich nahm seine Hand und drückte sie beruhigend.
„Wir sind wirklich geschockt.“, begann ich schließlich, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Wobei ich unsicher war, ob ich über die Tatsache, dass ein halbstarker Werwolf vor unserem Kamin hockte oder ihre Behauptung, Akki zu sein, geschockt war.
„Ich weiß! Ich war es auch...“, plauderte sie.
Darrels Gesicht nahm langsam wieder seine natürliche Bräune an. Erneut spannte sich sein ganz Körper und er nahm das Mädchen scharf in den Blick. „Wir wissen nicht, ob sie lügt. Sie könnte auch eine Beobachterin sein.“
„NEIN!“, rief sie mit solcher Vehemenz aus, dass mir die Ohren schallten. Sie sprang auf und tigerte unruhig hin und her. Dann blieb sie abrupt stehen und begann zu reden...

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„So viel zu unserem ruhigen Abend allein.“ Ich ließ mich auf unser Bett fallen und massierte meine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. Darrel setzte sich neben mich. Still nahmen wir einander bei der Hand und schwiegen, während wir unseren Gedanken nachhingen.
Das Werwolf-Mädchen hatte uns überzeugen können, dass sie wirklich Akki war. Ihr Wissen über uns, Sanctuary, die Puppen und so vieles andere hätte sie nur von uns oder Akki erhalten können. Wir hatten niemanden davon erzählt (wir konnten es ja nicht) und ich war sicher, dass Akki selbst unter Folter nichts darüber preisgegeben hatte. Außerdem entsprach ihr Verhalten so sehr der Akki, die in Chats und Briefen kennengelernt hatte.

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„Ihre Strafe war wirklich hart.“, begann Darrel schließlich.
Ich nickte still. Akki hatte diesen Teil nur sehr langsam und widerstrebend berichtet. Nachdem Sanctuary aufgeflogen war, hatte man sie verurteilt und bestraft. Sie hatte ihre Strafe inzwischen hinter sich gebracht – und hätte eigentlich sterben sollen. Doch obwohl man sie ihrer Kräfte beraubt hatte, hatte sie es vollbracht ihre Essenz in den sterbenden Körper einer kleinen, neugeborenen Werwölfin zu produzieren.
„Und das sind die guten Nachrichten!“ Akkis Stimmung wechselte plötzlicher als das Wetter im April. „Nicht nur, dass ich jetzt ein ziemlich cooles Leben habe und ein übernatürliches Wesen bin...hm, technisch gesehen war ich das vorher auch, aber...“ Sie hatte unseren Blick bemerkt und sich zurückgenommen. „Die guten Nachrichten...Ihr werdet zwar in ein paar Jahrzehnten sterben, aaaber!“ Sie grinste noch breiter als sie es zuvor schon getan hatte. „Aaaber – die Essenz eines Sims stirbt nie! Sie ist unsterblich. Jeder von uns wird wiedergeboren! Nicht so, wie ihr es gewohnt seid, aber...“ Sie begann wild mit den Händen zu diskutieren und erklärte uns das Konzept, nachdem das Leben von uns Sims aufgebaut war. Es verursachte mir mehr als einen Knoten im Gehirn. Das was einen Sim ausmachte – seine Essenz – war demnach unsterblich. Sie gelangt in den Körper (ob bei der Zeugung oder erst bei der Geburt, da war Akki sich nicht sicher drüber) und macht damit den Sim und sein Leben aus. Wenn er stirbt, dann verlässt die Essenz den Körper und geht (sofort? Nach einer kurzen oder einer langen Zeit? Auch das wusste Akki nicht) in einen neuen Körper über. In der Regel werden dabei die Erinnerungen an das vorige Leben gelöscht. Manch Sim verspürt vielleicht noch einen Nachhall – und manche gehen durch die Manipulation der Beobachter einen Deal mit dem Sensemann ein und verlieren ihre Erinnerungen nicht. Wie Darrel und ich.
Ich drückte Darrels Hand noch etwas fester und wandte mich ihm zu. „Etwas gutes hat ihr Besuch: Wir wissen, dass wir nie endgültig sterben. Wir müssen uns nur im nächsten Leben finden ohne zu wissen, dass es den anderen gibt.“

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„So wie du es sagst, klingt es wirklich einfach.“ Darrel wirkte mitgenommener als ich. Doch er drückte meine Hand und versuchte sich schließlich in einem Lächeln. „Es gibt Hoffnung.“
„Schön, dass fast zwanzig Jahre mit mir in diesem Leben endlich auf dich abfärben!“ Ich hauchte einen Kuss auf seine Wange.
„Du reibst mir die Sache mit Hoffnung schon eine Weile länger unter die Nase.“ Er zog mich zu sich und ich schlang meine Arme um ihn.
„Hoffnung ist auch das einzige was bleibt.“, sagte ich etwas steif. „Akki hat uns eröffnet, dass sich eins unserer Kinder mit den Beobachtern auseinander setzen muss. Sie werden versuchen in sein oder ihr Leben einzudringen und es zu manipulieren. Sie wollen ein neues Spielzeug.“
Darrel strich langsam meinen Rücken. Ich kämpfte sehr mit mir, nicht in hemmungsloses Schluchzen zu verfallen. Es war eine Sache, sich selbst diesen hinterhältigen Monstern ausgesetzt zu sehen, aber zu wissen, dass das eigenes Kind in ihre Fänge geraten könnte...
Darrel machte beruhigende Geräusche, doch ich wusste, dass er für mich stark war. Ich spürte seine Anspannung, seine Wut und seine Angst. Ich war Akki dankbar, dass sie gewartet hatte, bis die Kinder nicht da waren, bevor sie diese Nachrichten überbracht hatte.

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Und ja, es gab Hoffnung. Nicht nur für Darrel und mich, sondern auch für die Kinder. Zum einen waren die Beobachter gezwungen, wirklich nur ein Kind (und jeweils ein Kind seiner Nachfahren) zu belästigen. Zum anderen würden wir als Familie dieses Kind selbst auswählen können. Zehn Generationen lang. Dann mussten die Beobachter von uns ablassen. Wir und unsere Nachkommen hatten die Aussicht, dass in ein paar hundert Jahren kein Felinger mehr von den Beobachtern gequält werden konnte und der Felinger, der sich der Beobachter erwehren musste, konnte von unserer Familie ausgesucht werden. Es war nicht viel. Aber es war eine Hoffnung.

Außerdem konnten wir auf Akki zählen. Sie hatte es sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht den Felingers zur Seite zu stehen. Für unsere Kinder hatte sie dafür die IFs geschickt. Und sie würde ihr Leben lang daran arbeiten, den Beobachtern Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Akki hatte zwar noch keine Ahnung wie, aber sie war mehr als entschlossen. Sie sah sich als Guerilla-Kämpferin gegen die Beobachter und ihre Strafe hatte sie nicht gebrochen, sondern umso entschlossener gemacht. Ihre Wiedergeburt als Werwölfin würde sich sicherlich als hilfreich erweisen. Als Werwölfin (selbst als so ein dürres, schwächliches Wölfchen wie sie es war), war sie langlebig und widerstandsfähig. Dazu kam, dass sie eine echte Werwölfin war (weswegen sie den Begriff Wolf vorzog). Sie war eine reinblütige, geborene Wölfin und kein bedauernswerter Sim, der von einem Wolf mit dem Lykantropie-Virus gebissen wurde.  Das bedeutete, dass sie nicht gezwungen war bei Vollmond als Wesen zwischen Wolf und Sim herumzugeistern, sondern sich willentlich jeder Zeit in einen Wolf verwandeln konnte. So war sie auch zu uns gekommen: Als Wolf (als ziemlich magerer und wenig furchteinflößender Jungwolf). Akki gehörte außerdem einer der bedeutendsten Familien in Moonlight Falls an. In Moonlight Falls hatten die Beobachter keinen Einfluss. Es war wie ein blinder Fleck für sie. Akki erklärte, dass es an der Magie und den übernatürlichen Wesen dort lag. Uns alle nach Moonlight Falls umzusiedeln wäre natürlich viel zu einfach: Als normale, diesseitige Sims konnten wir nicht dort einreisen. Moonlight Falls war ein Zufluchtsort für Übernatürliche und sehr strikt in seinen Einreiseregularien. Selbst wenn wir uns einen Vampir oder einen Lykantropie-Wolf suchen würden, um uns von ihnen beißen zu lassen, würden wir als „neue“ Übernatürliche nicht unbedingt dort hinziehen können (und gegen Vampire habe ich was, danke nein!). Moonlight Falls war sehr isoliert und hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrung mit normalen Sims gemacht und war deswegen so restriktiv. Sie ließen nur „echte“, d.h. geborene Übernatürliche einreisen. Ich war ziemlich sicher weder einen Wolf, eine Hexe, einen Vampir, eine Fee oder einen Geist geboren zu haben (wahrscheinlich gab es noch ein paar mehr übernatürliche Wesen, die ich nicht auf dem Plan hatte). Dieser Ausweg war uns also versperrt. Aber Akki hatte die Erlaubnis ihrer Eltern sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Sie versprach uns Hilfe und Unterstützung. Sie musste zurück zu ihrer Familie aber sie würde mit unserem Erben Kontakt aufnehmen und ihm oder ihr beistehen.

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„Kira?“ Darrel schob mich ein Stück von sich weg. Seine dunkelgrünen Augen sahen mich intensiv an. Der Schmerz und die Wut darin waren zwar noch da, aber es schimmerte etwas anderes durch.
Ich lächelte schwach, als er meine Hand nahm und sie küsste.
„Kira, jedes unserer Kinder ist großartig. Jedes Kind hat seine Geschwister, Akki und uns, die ihm beistehen. Jedes Kind hat Hoffnung.“
Mein Lächeln wurde stärker und ich nahm nun seine Hand und küsste sie. „Und wir haben sie auch.“
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Beitrag  Akki Fr Apr 01, 2016 11:05 am

Interludium (Teil I)

Man hörte nur das Knistern des Feuers im Kamin. Die Kinder sahen sich untereinander fragend an, wechselten hilflose Blicke und suchten Rat in den Augen ihrer Eltern. Akki zwang sich nicht ungeduldig mit mit den Fingern auf ihrem Unterarm zu tippen. Darrel, Kira und sie hatten den Kids gerade eröffnet, dass einer von ihnen mit der Einflussnahme von eine übermächtigen Fraktion rechnen musste. Es half nicht, dass keiner der drei präzisieren konnte, wer dahinter steckte, warum sie es taten und warum es ausgerechnet einen von ihnen traf. Mit der Maulsperre der Eltern hatten sie bereits Erfahrung gemacht, aber dass es auch dieses fremde, seltsame Mädchen betraf, das ihre Eltern besser zu kennen schien, als sie es von rechts wegen sollte, war unheimlich.

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„Bullshit.“, sagte schließlich Derek. Er saß zusammengesunken auf einem der Küchenstühle, den er ins Wohnzimmer gezogen hatte.
Seine Familie und Akki sahen zu ihm. Derek rollte mit den Augen. „Bullshit.“, wiederholte er.
„Hey, keine Schimpfwörter.“, wies Kira ihn zurecht.
„Nicht dein bester Kommentar.“, sagte seine Zwillingsschwester trocken. Kat hatte Kara die Hand auf die Schulter gelegt und ihr beruhigend den Rücken gestreichelt.
Derek zog es vor, nicht darauf zu antworten, sondern sah zu seinem Vater. „Dad, wir sind wirklich aus dem Alter raus, in dem man uns Geschichten auftischen kann. Ich verstehe ja, dass ihr uns vor der ach so bösen Welt beschützen wollt, aber das ist...Bullshit.“

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Darrel hatte seinem Sohn aufmerksam zugehört. Er antwortete nicht sofort, sondern tauschte einen langen Blick mit Kira aus. Die Kinder kannten diese Blicke, mit denen ihre Eltern scheinbar mehr kommunizierten als es schien. Gerade als Darrel antworten wollte, ergriff David das Wort.
„Derek, auf den ersten Blick würde ich dir zustimmen.“ Er lächelte seinen Bruder verständnisvoll an. „Aber es scheint mehr dran zu sein.“
Derek murmelte etwas von wegen unerträglicher Neugier, aber sein jüngerer Bruder ignorierte ihn und fuhr fort: „Denk an die IFs.“ Dann sah er zu seinen Eltern. „Hat es etwas mit euren Aufzeichnungen zu tun?“
„Ihr habt eure Geschichte aufgezeichnet?“, erkundigte sich Akki, bevor Darrel oder Kira antworten konnten. Ihr gefiel Davids Art zu denken.

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„Ja. Nachdem wir erfolglos versucht haben darüber zu sprechen, haben wir es mit Schreiben ausprobiert.“ Kira zuckte mit den Achseln. „Es kann keiner lesen.“
„Interessant.“ Akki legte den Finger an die Lippen. „Kann ich es sehen?“
„Hallooo? Haben wir gerade nichts wichtigeres zu besprechen?“ Kat nahm die Hand von Karas Schulter und sah sich in der Runde um. Ihr Vater nickte, aber Damian war schon von seinem Platz zwischen Darrel und Akki aufgesprungen, um die Aufzeichnungen zu holen. Akki hatte gemerkt, dass der Älteste sich sehr unwohl fühlte und nach Angst roch. Sie wunderte sich, ob es an ihr lag (obwohl sie den Kindern nicht einmal mitgeteilt hatten, dass sie ein Wolf war) oder ob die Situation ihn unter Stress setzte. Akkis ausgeprägter Geruchssinn nahm war, dass sich auch Damians IF aus dem Raum entfernt hatte. Sie konnte die IFs nichts sehen, aber ihre Nase nahm sie sehr wohl war. Es waren vier: Kitty, Charlie, Liri und Izzy. Kara hatte keinen IF. Akki warf dem Kind einen kurzen Blick zu. Sie roch noch schlimmer nach Angst und Unsicherheit als ihr Bruder. Aber sie war auch die Jüngste. Bisher hatte sie noch nie schlimme Erfahrungen gemacht. Leise seufzend wandte Akki ihre Aufmerksamkeit dem Rest der Familie zu.

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Katrina war unzufrieden, dass das Gespräch unterbrochen war. Ein Teil von ihr stimmte (mehr aus Gewohnheit) Derek zu: Bullshit! Aber war die Tatsache, dass sie alle IFs hatten nicht ein Hinweis darauf, dass etwas Merkwürdiges im Gange war? Und dieses Mädchen, Akki, war definitiv nicht normal! Ihre Augen leuchtend auffällig und die Haare... Kat musterte sie vorsichtig aus dem Augenwinkel. Akki schien einen siebten Sinn dafür zu haben und warf ihr ein wölfisches Grinsen zu.
In diesem Moment kam Damian zurück und reichte Akki die Kladde. Er zog sich an die Wand zurück und knabberte nervös an seinen Fingernägeln. Sie blätterte sie rasch durch, zog hier und da eine Augenbraue hoch. „Der Teil in... argh, ihr wisst was ich meine...entspricht nicht ganz meinen Erinnerungen.“
Darrel zog einen Augenbraue hoch und warf ihr einen spöttischen Blick zu, während Kira schnaubte.

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„DU kannst es lesen?“, fragte David aufgeregt.
„Ja.“ Akki zuckte mit den Schultern. „Aber natürlich wusste ich vorher schon … das meiste.“ Akki starrte auf die Kladde nieder. „In den Aufzeichnungen steckt der Schlüssel. Wenn ihr sie versteht, könnt ihr herausfinden, was wir euch nicht sagen können.“
„Wunderbar!“, äzte Derek. „Wir können es nicht lesen!“
Wieder räusperte sich David. Als alle Augen auf ihn gerichtet waren, atmete er ruhig durch. „Tatsächlich stimmt das nicht ganz.“
Aufgeregt begannen alle durcheinander zu sprechen. Alle bis auf Darrel und Kira, die einen langen Blick austauschten. Kira bereute es sehr, nicht neben Darrel zu sitzen und aus seiner Berührung Kraft schöpfen zu können. Der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass es ihm nicht anders ging.

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Langsam beruhigten sich die jüngeren Sims und David konnte fortfahren. „Onkel Bobbys Software konnte Sätze identifizieren und ich bin ziemlich sicher, dass die Einteilung stimmt. Ich kann nicht wirklich etwas lesen, aber ich bin mir sicher einige Wörter übersetzt zu haben.“ Er ging zu Akki und ließ sich die Kladde geben. Er suchte eine bestimmte Seite heraus, zeigte sie seiner Mutter und deutete auf eine bestimmte Stelle, die für Kira ein Wort, für ihn nur ein Haufen sinnloser Buchstaben war. „Steht da „Fuck“?“
Kira zuckte etwas zusammen und sah schuldbewusst drein. „Ähm … Ich … ja.“ Sie biss sich verlegen auf die Lippe und wurde tatsächlich etwas rot, als Derek sie nachmachte: „Hey, keine Schimpfwörter!“

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David ignorierte das und strahlte übers ganze Gesicht. „Ich wusste es!“ Er klopfte begeistert auf die Kladde und nahm dann seinen Platz wieder ein.
Stille machte sich einmal mehr breit, bevor Damian seinen Mut zusammennahm und fragte: „Wir müssen also einen von uns bestimmen, der sich diesem … diesem Problem stellt?“
Kira, Darrel und Akki tauschten ein paar Blicke aus und nickten dann traurig.
„Warum nur einer? Wenn diese Fraktion sich in unser Leben einmischen will, warum dann nur bei einem? Den wir auch noch bestimmen können?“, hakte Derek nach. Er schien immer noch nicht überzeugt zu sein.
Akki übernahm es zu antworten: „Sie würden am liebsten auf euch alle einwirken. Es gibt aber noch andere Parteien, die ein kleines bisschen Einfluss nehmen konnten und so sind die … die … argh. So ist diese böse Partei gezwungen sich auf einen von euch auserwählten zu beschränken.“ Sie verschränkte die Arme und warf sich in der Couch zurück. „Simmer, das ist so frustrierend!“

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„Du hast keine Ahnung...“, murmelte Kira.
„Ist das wie bei Dornröschen?“, piepste Kara. „Die letzte Fee konnte den Fluch der bösen Fee abschwächen.“
„Hervorragender Vergleich!“ Akki beugte sich begeistert vor und strahlte Kara an.
„Wir wissen, dass du was für Märchen übrig hast.“ Darrels tiefe Stimme triefte vor Sarkasmus. Er hielt sich in diesem Gespräch sehr zurück und wünschte sich nichts sehnlicher als ein Leben ohne Beobachter für seine Kinder. Er und Kira wollten kein Kind auswählen, dieses Kreuz zu tragen. Besonders nicht ohne die Kinder einzuweihen. Daher waren sie an diesem Morgen zu dem Gespräch mit Akki zusammengekommen. Die Kinder begannen leise miteinander zu reden.

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„Ich werde es übernehmen.“, sagte schließlich David laut. Er sah seine Geschwister der Reihe nach an. „Wir sind uns alle einig, dass Kara zu kl-... zu jung ist. Derek glaubt nicht daran und wird sich deswegen mit Händen und Füßen dagegen wehren. Ian – so sehr ich dich liebe und schätze – aber du würdest es vergessen. Wenn Kitty nicht wäre, würdest du vergessen zu atmen. Kat.“ Er sah seine schwarzhaarige Schwester an. „Ich weiß, du würdest es ebenfalls übernehmen und für uns andere deine eigenen Wünsche zurückstecken, aber...“ Er grinste schief. „Als Schauspielerin wirst du nicht viel Zeit haben für die Übersetzung.“ Er bemerkte, dass ein erleichterter Gesichtsausdruck über ihr Gesicht huschte. David wendete sich seinen Eltern zu. In den Augen seiner Mutter standen Tränen, doch sie hielt den Rücken gerade und sah ihn aufmunternd an. Der Gesichtsausdruck seines Vaters war schwerer zu deuten. Mit den Jahren hatte er gelernt, dass sein Vater – so freundlich, fröhlich und sorglos er die meiste Zeit über wirkte – eine sehr nachdenkliche und melancholische Seite hatte. David legte den Kopf schief und hörte eine leise Stimme hinter sich.

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„Er ist stolz auf dich. Gleichzeitig hat er Angst.“ Eine weiche, wattierte Hand klopfte seine Schulter. „Aber hey! Du hast mich. Ich sorg' schon dafür, dass alles glatt läuft!“
David sah über seine Schulter in Izzys Puppengesicht. „Du sorgst wohl eher dafür, dass ich in Schwierigkeiten gerate.“, erwiderte er grinsend. Er griff nach der Hand der lebensgroßen Puppe und drückte sie kurz.
„Hey, dafür bin ich da!“
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Beitrag  Akki So Apr 03, 2016 1:45 pm

Überleitung (Teil II)

Das leise Vibrieren ihres Smartphones – eines der wenigen in Moonlight Falls – lenkte Akkis Aufmerksamkeit von ihren Hausaufgaben ab. Sie zögerte kurz, bevor sie ihr Simlish-Buch zu klappte und nach dem Telefon griff. Mobile Telefone waren in Moonlight Falls nicht verboten – die Stadt hatte sogar ein eigenes Mobilnetz – aber die meisten übernatürlichen Sims sahen keinen Sinn darin. Viele hatten andere Möglichkeiten der Kommunikation. Kontakte nach außen gab es nur selten. Akki war eine der wenigen Ausnahmen, die nicht nur Sims außerhalb von Moonlight Falls schützenden Grenzen kannte, sondern auch mit ihnen Kontakt hielt. Wobei auch ihr Bekanntenkreis sehr eingeschränkt war. Ihre Kontaktliste im Smartphone umfasste nur drei Leute: Kira, Darrel, und David. Bevor Akki über den Touchscreen wischte um die Nachricht zu lesen, dachte sie an ihren letzten Tag in Riverview.

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Nachdem David sich bereit erklärt hatte, Erbe zu sein, hatte sie bald aufbrechen müssen, weil sie ihren Eltern versprochen hatte den Besuch so kurz wie möglich zu gestalten. Ihre Eltern verstanden genauso wenig wie Kiras und Darrel Kinder was vor sich ging, aber sie waren sich darüber im Klaren, dass Akki kein normales Wolfkind war. Sie hätte ihre Geburt als kleinstes und schwächstes Kind von Vierlingen beinahe nicht überlebt. Sie war immer klein und schwächlich geblieben, aber ihr Verstand arbeitete anders. Sie war stets hellwach und schien schneller zu begreifen als ihre Wurfgeschwister. Dazu kam, dass sie ihre Eltern ziemlich bald nach den Beobachtern fragte. Dass es Beobachter gab, war zwar kein Geheimnis in Moonlight Falls, aber man sprach nur hinter vorgehaltener Hand von ihnen. Der Schutz der übernatürlichen Bewohner war die wichtigste Aufgabe von Moonlight Falls. Gefahr drohte zum einen von normalen Sims und zum anderen von den Beobachtern, denen es ein Dorn im Auge war, dass sie die Stadt nicht unter Kontrolle hatten. Akkis Familie, der führende Wolfclan, bildete gemeinsam mit den wichtigsten Familien der anderen übernatürlichen Arten den Rat der Stadt, der die Stadt und ihre Einwohner schützte. Alle teilten eine starke Abneigung gegen die Beobachter (und normale Sims, aber ersteres grenzte an Hass). So war es für Akki ein leichtes gewesen, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie dieser normalen Familie im fernen Riverview helfen musste. Sie ließen Akki die IF-Puppen verschicken und schließlich sogar nach Riverview reisen. Ihre Eltern wussten, dass Akki außergewöhnlich war. Ihr Hass auf die Beobachter war besonders stark ausgeprägt und das bereits seit einem Alter, in dem ihre Geschwister noch nicht einmal ahnten, dass es die Beobachter gab.

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Akki warf einen letzten Blick auf ihre Hausaufgaben (den Schulbesuch und das Lernen ersparten ihre Eltern ihr trotzdem nicht) und öffnete ihren Messenger.
Die Nachricht stammte von David. Seit er sie an diesem letzten Tag verabschiedet hatte, hielten sie regelmäßig Kontakt. Er war noch so jung und doch schon so verantwortungsbewusst. Sie hatten noch allein in der Scheune gesprochen an diesem letzten Tag. Beiden Teenagern war klar, dass sie eine andere Zukunft erwartete als seine (oder was das anging: ihre) Geschwister. Während Akki wusste, dass sie nie den Platz als Anführerin ihres Clans übernehmen werden könnte und stattdessen weiterhin mit den sterblichen Sims arbeiten würde um den Beobachtern so viele Knüppel wie möglich zwischen die Beine zu werfen, stand David ein schwereres Leben als seinen Geschwistern bevor. Das Gefühl etwas besonderes zu sein verband die beiden jungen Sims. Dank Akki wusste David inzwischen, wer ihn bedrohte.

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Akki klebte an der Fensterscheibe und sah mit ihren leuchtenden Augen nach draußen. David nahm sich die Zeit das Mädchen genau zu mustern. Sie war furchtbar dünn, ihr Körperbau wies kaum die Kurven auf, die Mädchen normalerweise so anziehend und attraktiv machten. Ihr Gesicht war nicht wirklich schön, aber es war apart und machte sie interessant. Er fragte sich, ob sie ihre Haare gefärbt hatte oder ob es ihre natürliche Farbe war. Wenn ja, warf das neue Fragen auf: Welcher Sim hatte in diesem Alter so weiße Haare und dazu Strähnchen in lila und türkis? Sie mussten gefärbt sein, zumindest die Strähnchen. Als sie sich räusperte, merkte er, dass sie ihre Aufmerksamkeit von dem Schneetreiben draußen auf ihn zugewendet hatte.

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„Ich finde es sehr tapfer und aufopferungsvoll, dass du dich freiwillig gemeldet hast.“, merkte Akki an. Ihre Stimme passte kaum zu ihrem schmalen, kleinen Körper. Sie war tief und voll.
David zuckte mit den Achseln und verlagerte sein Gewicht etwas. Er hatte sich ins Gästezimmer in der Scheune zurückgezogen. Selbst Izzy hatte ihn nicht begleitet. Sie hatte die Eröffnung, dass er in Zukunft mit einer unbekannten Fraktion kämpfen musste, gut aufgenommen und ihm versprochen, ihm zur Seite zu stehen. Daran zweifelte David auch nicht. Er wusste, er würde sich immer und überall auf Izzy verlassen können.
„Ich könnte es keinem der anderen aufdrücken.“, sagte er schließlich, nachdem er und Akki sich lange angesehen hatten. „Wie könnte ich Ian dazu zwingen? Oder Kara und Kat in Gefahr bringen? Und Derek...“ Er brach ab und zog eine Grimasse. Es hatte ihn nicht überrascht, dass sein älterer Bruder sich so ablehnend verhalten hatte. Derek war nicht besonders fantasievoll – trotz seiner Verbindung zu Liri. Es wunderte David immer wieder, dass Derek ein kreativer Zeichner war, aber andererseits vollkommen logisch und kalkulierend ans Leben heranging. Das würde man eher von David erwarten, der immer alles in Frage stellte und den Dingen auf den Grund gehen wollte. Er war von Natur aus neugierig und wissbegierig. Trotzdem fiel es ihm viel leichter als all seinen Geschwistern sich etwas derartig übernatürliches vorzustellen wie eine übermächtige, unsichtbare Macht, die ihre Familie auf dem Zug hatte. Vermutlich lag es daran, dass er ein Träumer war.

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Akki nickte langsam. „Ich verstehe dich.“ Sie fuhr sich durch die Haare und trat an das Bett auf dem David saß. „Zeig mir noch mal deine Überlegungen zu dem Trank.“ Sie nahm das Notizheft von ihm und überflog seine Kalkulationen. Zu seiner Überraschung schien Akki – im Gegensatz zu seinen Geschwistern – mit den Zahlenkolonnen und den chemischen Formeln etwas anfangen zu können. Ian, Derek und Kat hatten immer nur planlos darauf gestarrt und dann die Chemikalien nach seinen Anweisungen zusammengemischt. Akki runzelte die Stirn und tippte dann auf eine bestimmte Tabelle. „Da ist der Fehler. Du musst die Mischung bei konstant neunundzwanzig Grad halten.“
Er griff nach dem Heft, rechnete nach und nickte erstaunt. „Du hast recht! Das erklärt auch die Beobachtungen, die ich gem-...“
„Das ist es!“, unterbrach ihn Akki. „Die Beobachtungen!“ Sie sah ihn aufgeregt an. Ihre Stimme vibrierte vor Aufregung Emotionen. „David, wie nennt man jemanden, der Beobachtungen macht?“

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Er sah sie irritiert an. „Beobachter. Oder Beobachtenden, wenn du das Partizip meinst.“
Sie versuchte etwas zu sagen, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Die Maulsperre, die seine Eltern so regelmäßig befiel, schien auch bei Akki wieder aufzutreten. Sie machte ein frustriertes Geräusch, das verdächtig nach einem Knurren klang. Doch dann nickte sie. „Das erste Worte. Das …  sind …  sie.“ Der letzte Satz kam merkwürdig stockend.
David verstand zunächst nicht was sie meinte, doch dann traf ihn die Erkenntnis mit aller Macht. Akki ließ sich neben ihn auf das Bett fallen und sah erschöpft aus. David streckte die Beine aus und stützte den Kopf in die Hand. „Beobachter? Das sind sie? Die Fraktion, die sich in mein Leben einmischen will?“
Akkis Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Sie wirkte gleichzeitig traurig und erzürnt. Wer oder was auch immer diese Beobachter waren, Akki hatte nichts für sie übrig.
David unterdrückte ein Seufzen und warf ihr einen Blick zu. „Jetzt haben sie immerhin einen Namen. Beobachter.“
Die beiden jungen Sims schwiegen einen Moment und hingen ihren Gedanken nach.

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„Mit was muss ich rechnen?“, fragte er schließlich. Das beschäftigte ihn schon seit ihnen von der Bedrohung erzählt worden war.
Sein Gegenüber hob die Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Ein abfälliges Schnauben folgte. „Und ich bezweifle, dass ich es dir mitteilen könnte, wenn ich es wüsste.“
„Wird mich diese Maulsperre auch betreffen? Wenn ich jemandem davon erzählen will? Mit Izzy konnte ich darüber sprechen.“
Wieder hoch Akki die Schultern. „Ich nehme an, dass du mit deinen Geschwistern, deinen Eltern und Izzy darüber sprechen werden kannst. Mit anderen Sims? Ich bezweifle es.“
„Mit meinen Kindern?“ Der Gedanke Kinder zu haben, kam David furchtbar absurd vor. Er war doch selbst noch ein Kind! Selber eine Familie zu gründen und ein Vater zu sein, lag so weit in der Zukunft.

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„Ich weiß es nicht.“, wiederholte Akki. Sie sah frustriert aus. „Es könnte alles so einfach sein, wenn Kira, Darrel und ich sprechen könnten!“ Dann legte sie ihre Hand auf seine. Obwohl sie nach wie vor nur in ein dünnes Hemd seines Vaters gehüllt war und es nicht allzu warm in der Scheune war, war ihre Hand warm. „David, du bist nicht allein. Ich kenne deine Eltern lange und gut genug, dass ich weiß, sie werden so lange sie können alles tun werden, um dir zu helfen. Du hast Izzy und du hast auch mich.“
David sah auf ihre kleine Hand, die auf seiner lag. Obwohl er in dieser absurden Situation steckte und sich seine Zukunft so düster zeichnete, wurde ihm mit einem Mal bewusst, dass er noch nie einem Mädchen so nah gewesen war. Langsam begannen sich seine Wangen zu röten. Akki kicherte leise, so als würde sie es bemerken. Sie tätschelte seine Hand und zog sie dann weg. David starrte auf den Boden und hoffte, dass die flammende Röte auf seinen Wangen schnellstmöglich verging. Als Akki sich erhob, sprang er ebenfalls auf. Er atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sich traute sie anzusehen. Ihr Gesicht war vollkommen ruhig und fast schon ausdruckslos. Doch in ihren leuchtenden Augen bemerkte er ein amüsiertes Funkeln. Einmal mehr wunderte er sich über das Mädchen. Sie mochte vielleicht Damians Alter haben oder etwas älter sein. Und doch hatte er den Eindruck sich mit einer Erwachsenen zu unterhalten. Einer reifen Erwachsenen, nicht so wie Lennard, der trotz seine Volljährigkeit nur Flausen im Kopf hatte und von seiner Mutter mit Recht als unreif bezeichnet wurde. Davids Verlegenheit verflog. Er konnte Akki dankbar zu lächeln.

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„Sie haben recht, wenn sie sagen, dass ich eine Tagträumerin bin.“, schalt sich Akki selbst und las endlich die Nachricht. Die Erinnerung an das Gespräch mit David hatte ihre Gefühl, dass er der Richtige war, noch einmal bestätigt. Er war jung, aber er war clever, reflektiert und ruhte in sich selbst.
„Hey Akki. Post ist angekommen! Vielen Dank für die Unterlagen. Können wir telefonieren?“, schrieb David.

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Nachdem David den richtigen Trank hergestellt hatte und die Kinder ihre IFs real gemacht hatten, hatte Akki (mithilfe ihrer Eltern) falsche Geburtsurkunden und Zeugnisse aus Moonlight Falls für Izzy, Kitty, Charlie und Liri hergestellt und an die Felingers geschickt. Damit waren die vier nicht nur real, sondern konnten auch mit einer Identität durchs Leben gehen. Zwar besagten die Geburtsurkunden, dass alle Mütter und Väter unbekannt waren und die jungen Sims von ein und derselben Familie (einem Seitenzweig von Akkis eigener Familie, der bis auf einen alten, senilen Onkel ausgestorben war) adoptiert worden waren, aber sie waren legal. Als Erziehungsberechtigte hatten Kira und Darrel Liz eingetragen, die die vier bei sich im ehemaligen Getreidespeicher aufgenommen hatte.
Akki sah in der App, dass David noch online war. Sie wählte seine Nummer und lauschte dem knackenden Rauschen der Leitung. Nur weil es hier ein Mobilnetz gab, hieß es nicht, dass es gut war.

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„Akki?“ Seine Stimme klang etwas hohl, doch Akki wusste, dass es an der Leitung lag.
„Hallo David.“
„Danke, dass du anrufst.“
Es folgte eine sekundenlange, unangenehme Stille, wie sie schon mal bei Teenagern unterschiedlichen Geschlechts entstand. Akki musste grinsen.
„Was gibt’s?“, erkundigte sie sich schließlich.
„Ich glaube, sie waren da.“

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Alarmiert ruckte Akkis Kopf hoch. Sie wusste, dass sich ihre Nasenlöcher weiteten und bemerkte wie ihre Fangzähne länger wurden. Mit Mühe und Not unterdrückte sie ein tiefes, grollendes Knurren. Sie zwang sich tief ein und auszuatmen. Als sie die Kontrolle über ihre Wolfsgefühle wieder hatte, bat sie um eine Erläuterung.
Am anderen Ende der Leitung hörte sie David ebenfalls tief einatmen. „Bevor dein Pakte angekommen ist, hat mich ein Mann angesprochen. Er sah ganz gewöhnlich aus. Vielleicht etwas zu gewöhnlich. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern WIE er ausgesehen hat. Ein Sim, der in der Masse untergeht, über den man nicht näher nachdenkt.“
Grimmig nickte Akki. Das passte.
„Er wusste von Izzy und den anderen.“ Davids Stimme überschlug sich fast, aber Akki nahm an, dass es mehr mit dem Stimmbruch zusammenhing, als mit Angst. David neigte nicht zu Panik. „Er bot mir an, ihnen legale Papiere zu besorgen und sich darum zu kümmern, dass alles rechtens ist. Dafür wäre ich ihm einen Gefallen schuldig.“
Um Akkis Magen ballte sich eine kalte Faust. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Beobachter so früh aktiv werden würden.
„Wie hast du reagiert?“

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„Ich hab ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren.“ Sie könnte trotz der schlechten Leitung hören, wie David trocken schluckte. „War das richtig?“
Akki bemerkte, dass sie während des gesamten Telefonats durch ihr Zimmer getigert war. Abrupt hielt sie inne und starrte missmutig an die Wand. Als sie David ihren Namen sagen hörte, bemerkte sie, dass sie ihm eine Antwort schuldig geblieben war. Sie seufzte. „Ich denke schon.“ Sie fuhr sich mit ihrer freien Hand durch das Haar. „Du hast nichts falsch gemacht.“ Hoffte sie. „Ich schätze es ist so wie bei unseriösen Telefonanrufen. Auf keinen Fall etwas Bejahendes sagen.“ Sie wusste selbst wie wenig hilfreich das klang. Hoffentlich flippte David nicht aus.
„Mh.“, machte er. „Er wirkte sehr unzufrieden mit meiner Antwort. Aber er ist dann gegangen, ohne ein weiteres Wort. Ich habe ihm seitdem nicht gesehen und auch nicht bemerkt, dass jemand mir folgt.“
„Gut.“ Verzweifelt suchte Akki nach Worten, die David beruhigen oder aufmuntern würden. „Hast du es deinen Eltern erzählt?“

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Zu ihrer Erleichterung lachte David. „Ja, direkt nach dieser Begegnung. Dad musste Mom fast einsperren, damit sie sich nicht auf die Suche nach diesem Mann macht. Er selbst ist dann schon gucken gegangen. Hat nichts gefunden. Ich schätze er hat sich in Luft aufgelöst.“
„Du hast keine Ahnung, wie richtig du damit liegst.“, murmelte Akki mehr zu sich selbst. „Haben sie sich beruhigt?“
„Oberflächlich ja. Sie wollen nicht, dass wir uns Sorgen machen.“ David dachte kurz nach. „Dad hat das ganze Gelände mit Bewegungssensoren ausgestattet und eine neue Alarmanlage installiert. Er hat Tante Natalya gebeten, nach dem Mann zu schauen. Aber meine Beschreibung ist nicht wirklich hilfreich.“
Akki sparte sich einen Kommentar über die Hinfälligkeit dieser Maßnahmen. Nichts davon würde die Beobachter aufhalten. Aber wenn es die Felingers nachts schlafen ließ...
„Ich glaube, du kannst beruhigt sein. Du hast dich richtig verhalten.“, sagte Akki nach kurzer Bedenkzeit. Diese Annäherung war stümperhaft und offensichtlich. Andererseits mussten die Beobachter sich David direkt nähern. Er musste sie einlassen – wie man einen Vampir in sein Haus einladen musste, damit er es betreten kann (Was lediglich ein Aberglaube war, wie Akki wusste. Sie kannte keinen Vampir, der nicht einfach so ein fremdes Haus betreten konnte, wenn er es wollte. Natürlich gab es den ein oder anderen Zauber, aber auf die Gastfreundlichkeit der Bewohner war nun kein Vampir angewiesen um in ihr Heim zu gelangen).

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Am anderen Ende der Leitung atmete ein erleichtertet David auf. Er tauschte noch ein paar Nettigkeiten mit Akki aus und beendete dann das Gespräch. Er zeigte Izzy, die die ganze Zeit still neben im gestanden und mitgehört hatte, die Daumen hoch. Sie lächelte.
„Simmer sei dank.“, sagte sie. Dann klopfte sie David freundlich auf die Schulter. „Diese Hürde hätten wir geschafft.“
David lächelte schwach. „Du weißt, dass du nichts damit zu tun haben musst...“, begann er vorsichtig.
Izzy rollte die Augen. „Oh vergiss es! Du bist mein bester Freund. Ich bin dein IF. Ich bin da um auf dich aufzupassen.“ Erneut klopfte sie seine Schulter.
„Und ich frage mich manchmal, ob darin nicht die eigentliche Gefahr liegt. Wenn dein Aufpassen so endet wie in der Bio-Stunde gestern...“
Izzy kicherte teuflisch. „Ein bisschen Fischrogen im Gesicht hat noch keinem geschadet.“
David schüttelte den Kopf über Izzy, musste dann aber lachen. Sie hatte es einfach faustdick hinter den Ohren. „Wer weiß, vielleicht ist Rogen ja die Abwehrmaßnahme schlechthin.“
Izzy grinste noch breiter. „Das ist die richtige Einstellung!“ Dann stemmte sie die Hände in die Hüften. „So was stellen wir jetzt an?“ Sie nahm David an der Hand und zog ihm aus dem Zimmer.
Er hatte keine Ahnung was der Nachmittag noch bringen würde – oder der Rest seines Lebens, was das betraf – aber er wusste, so lange Izzy etwas dazu zu sagen hatte, würde es nicht langweilig werden.
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