Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Felinger Legacy

Seite 11 von 12 Zurück  1, 2, 3 ... , 10, 11, 12  Weiter

Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Aug 13, 2022 5:36 pm

Happy Ends


Während er Alana und Joyce durch die Flammen des Lagerfeuers beobachtete, dachte Tom darüber nach, wie seine Eltern damals den Übergang von Freundschaft zu Partnerschaft bewältigt hatten. Hatten sie auch mit diesen Unsicherheiten gekämpft? Wann welchen Schritt tun? Die erste Berührung, der erste Kuss, der erste Sex? Irgendwie bezweifelte Tom, dass Joni und Artjom langsam gewesen waren. Immerhin war ziemlich schnell Adeline gezeugt worden. Und seine Eltern waren auch ganz andere Personen als er und Joyce. Vor allem als Joyce. Nichtsdestotrotz wünschte sich Tom manchmal den Austausch mit seinen Eltern oder einen Rat. Doch dann machte er sich klar, dass er eher den Rat seines Großvaters oder der Vorstellung von einem elterlichen Rat haben zu wollen.
Felinger Legacy - Seite 11 05-07-12


Währenddessen steckten die Simas die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Toms Gesicht wurde weich und er lächelte Joyce glücklich an. Sie bemerkte seinen Blick und lächelte zurück. Tom spürte, wie sich ein Glücksgefühl in seiner Brust ausbreitete.
Dann sind wir halt langsam, dachte er, und denken über jeden Schritt nach. Es gibt keine Anleitung für uns. Nur uns.
Uko trat neben ihn und reichte ihm eine Flasche Limonade. Der Sulani grinste Tom breit an, sparte sich aber einen Kommentar. Davon hatte er in den ersten Wochen, nachdem Joyce und Tom ihre Beziehung öffentlich gemacht hatten, genug von sich gegeben. Die beiden Simos prosteten sich stumm zu und sahen in die Flammen. Die Simas hingegen unterhielten sich angeregt. Tom war froh darüber, Alana hatte vor kurzem wieder eine sehr dunkle Phase gehabt und war kaum aus dem Bett gekommen. Joyce hatte von sich aus Uko angeboten nach ihr zu sehen und sich um den Haushalt zu kümmern, während er arbeiten musste. Er hatte es zunächst nur zögerlich angenommen, weil er zum einen nicht ahnte, wie Alana dazu stehen würde und zum anderen Joyce nicht belasten wollte. Doch Joyce war noch widerstandsfähiger geworden, seit Tom und sie nicht mehr nur Freunde waren und hatte sich rührend um Alana gekümmert. Es schien die beiden Simas noch mehr zusammen zusammengeschweißt zu haben. Uko und Tom waren sich einig, dass sie sehr glücklich mit der Freundschaft ihrer Partnerinnen waren.
Felinger Legacy - Seite 11 05-07-13


Partnerin. Manchmal kam es Tom noch ganz komisch vor, das Wort zu denken oder gar zu sagen. Und doch war es perfekt so, wie es jetzt war. Er war glücklich in seiner Beziehung zu Joyce. Sein erster Entwurf für den Roman über Gabriel war fertig – noch ein paar Editierstunden und er würde es einem Verlag schicken. Außerdem hatte er schon Entwürfe für zwei weitere Romane erstellt. Joyce ging es gesundheitlich und psychisch so gut wie noch nie. Sie hatte Freude an ihren Gelegenheitsjobs und ihren Hobbys. Zu wissen, dass es ihr so gut ging, beruhigte Tom ungemein und stimmte ihn sehr zu zufrieden. Er fühlte sich so erfüllt und angekommen, wie noch nie in seinem Leben.
Genauso sehe er auch aus, merkte Uko in ihr Schweigen an. Tom sah überrascht von den Flammen zu seinem Freund. Konnte der etwa Gedanken lesen? Doch Uko sah ihn ehrlich erfreut an und wiederholte: „Du wirkst endlich im Leben angekommen und so, als hätte sich alles erfüllt, was du jemals wolltest.“
Tom grinste. Nickend erwiderte er: „Genauso geht es mir auch. Vielleicht nicht so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, aber so, wie es sein sollte.“ Er lachte kurz, als ihm ein Gedanke kam. „Wäre mein Leben ein Roman, so wäre diese Szene am Feuer ein Happy End für den Roman.“
Uko stimmte in das Lachen ein, so dass die beiden Simas fragend zu ihren Partnern sahen. Tom hob die Limoflasche und prostete den Simas zu: „Auf Happy Ends!“

Felinger Legacy - Seite 11 05-07-14
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Aug 14, 2022 8:00 pm

Lark

Aber eigentlich ist ja das, was nach dem Happy End passiert, das was vielleicht noch spannend wird! Oder? Gelegentlich dachte Tom an dieses Gespräch mit Uko am Feuer. Das war mittlerweile fast ein Jahr her. Sein Erstlingswerk „Someone to trust“ war ziemlich gut angekommen – natürlich hauptsächlich bei Leserinnen, die eine sanfte Romanze mit Happy End schätzten. Am liebsten hätte der Verlag, der den Roman veröffentlicht hatte, ein zweites Werk gleicher Machart von ihm erhalten, doch als er den Verantwortlichen den Entwurf und erste Kapitel von „Black Cat“ vorgelegt hatte, waren sie auch damit einverstanden. Kiras Anmerkungen und ihre Art sich auszudrücken hatten Tom dazu inspiriert, einen Roman aus Katzensicht zu schreiben – ohne die unglaubliche Wiedergeburtsnummer versteht sich. Er hatte sich an Kiras erstem Leben als Katze orientiert. Das Dorf in dem sie damals gelebt hatte, war in diesem Leben einem Staudamm gewichen. In seinem Roman war die Rahmenhandlung die Verhinderung des Baus einer Umgehungsstraße um das Dorf zu retten. Die Katze hatte darin natürlich eine elementare Rolle.
Mit „Black Cat“ war er noch nicht ganz fertig, aber seine persönliche Deadline lag noch vor der Deadline des Verlags. Tom wollte auf jeden Fall mit dem Roman fertig sein bevor das Baby da war.

Felinger Legacy - Seite 11 05-08-10


Das Baby. Manchmal sahen Joyce und er sich nach wie vor perplex an. Geplant war Nachwuchs nun wirklich nicht! Beide hatten allerdings auch keinen Gedanken an Verhütung verschenkt, nachdem sie sich gemeinsam auf STI hatten testen lassen. Tom war der fünfzig näher als der vierzig und auch Joyce war bereits Mitte vierzig. Da wurde man doch nicht mehr schwanger!
Wurde man – oder besser gesagt Sima – offensichtlich doch. Weil Joyce wusste, dass Tom ein gebranntes Kind war, hatte sie mit der Offenbarung der Schwangerschaft direkt mitgeteilt, einen Vaterschaftstest machen zu lassen, sobald das Baby da war. Daran hatte er nun gar nicht gedacht – und auch wenn Joyces Worte ihm zunächst einen Stich ins Herz versetzt hatten, sorgte er sich deswegen nicht wirklich.

Felinger Legacy - Seite 11 05-08-11


Felinger Legacy - Seite 11 05-08-12


Kurz nachdem sie die Schwangerschaft offiziell hatten feststellen lassen, waren Joyces Schwestern zu Besuch. Während sich Cassie und ihr Mann nur kurz bei Tom und Joyce auf den neusten Stand bringen ließen und dann die Kinder bei ihnen parkten um das Spa-Angebot ihres Hotels zu nutzen, verbrachten Isla, ihr Mann und ihr Sohn die ganzen Tage gemeinsam. Tom war diese Schwester wesentlich lieber. Sie kümmerte sich um ihren Sohn, die Neffen und Nichten und auch um Joyce, die jedoch noch sehr energiegeladen war.

Felinger Legacy - Seite 11 05-15-11


Dies hatte im zweiten Drittel der Schwangerschaft nachgelassen und Joyce musste viel liegen und sollte die Bewegungen einschränken. Wegen ihres Alters waren die Besuche beim Gynäkologen wesentlich häufiger und sie wurde in einem engen Raster betreut. In Absprache mit dem Vermieter nahm Tom kleinere bauliche Veränderungen vor, so dass er es Joyce so bequem wie möglich machen konnte. Das wichtigste wäre allerdings eine Standleitung zu Alana gewesen. Die war ein paar Wochen vor Joyce schwanger geworden – allerdings mehr als geplant. Dank Alanas und Ukos Ausführungen über Empfängnisplanung wusste Tom mittlerweile mehr als genug über den weiblichen Zyklus oder Spermienqualität als ihm lieb war. Natürlich hatten sie ihnen das alles erst erzählt nachdem Joyces ungeplant schwanger geworden war. Alana war eine übervorsichtige Schwangere, die kaum das Haus verließ und jede Vorsichtsmaßnahme ergriff, die sich auch nur im entferntesten anbot. Uko stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Felinger Legacy - Seite 11 05-08-13


Alana und Uko wussten bereits, dass sie einen Jungen bekommen würden. Mittlerweile warteten Tom und Joyce jeden Tag auf Ukos Anruf, dass bei Alana die Wehen eingesetzt hatten. Als der Anruf dann kam, war Joyce fast ein bisschen enttäuscht, dass sie nicht zu ihrer Freundin ins Krankenhaus eilen konnte, um ihr beizustehen. Dennoch freuten sie und Tom sich sehr als Uko am nächsten Morgen die Geburt von Kai verkündete. Alana und das Baby ging es gut. Joyce bestand darauf, dass sie in Krankenhaus fuhren, so dass sie persönlich gratulieren konnten. Das erwies sich im Nachhinein als glückliche Fügung, da sich das Baby der beiden entschied drei Wochen vor seinem errechneten Geburtstermin auf die Welt kommen zu wollen. So eilig es das Baby mit dem Beginn des Geburtsprozess hatte, so viel Zeit ließ es sich dann mit dem Abschluss und so dauerte es fast dreißig Stunden, bis Joyce und Tom das Baby in den Armen halten konnten.

Felinger Legacy - Seite 11 05-08-14


Mit dem Baby im Arm und die schlummernde Joyce im Blick, dachte Tom an das Gespräch mit Uko – über Erfüllung und das Gefühl angekommen zu sein. Er hatte nie erwartet, noch einmal Vater zu werden (auch wenn das Ergebnis des Testes noch ausstand, zweifelte Tom keinen Moment daran, dass das Baby seines war). Tom hätte nicht gedacht, dass es eine Steigerung seiner Gefühle geben konnte. Doch wenn er so Joyce und das Baby betrachtete, dann fühlte er sich glücklicher als jemals zuvor.

Felinger Legacy - Seite 11 05-08-15


Joyce regte sich und nachdem sie sich wach gestreckt hatte, streckte sie ihre Arme nach dem Baby aus. Tom reichte ihr das kleine Bündel Sim. Joyce lächelte ihn an. Dann deutete sie auf das Datenblatt, dass sie für die Geburtsurkunde ausfüllen mussten.
„Wenn du seinen Namen einträgst, möchte ich, dass du deinen Nachnamen aufschreibst.“ Bevor Tom etwas einwenden konnte, fuhr sie fort; „Dein Familienname hat eine lange Tradition. Es wäre doch schade, wenn er verloren ginge!“ Auf seinen unsicheren Blick hin ergänzte sie: „Keine Diskussion!“
Tom nickte. Joyce mochte vielleicht nichts von dem gelösten Beobachterfluch wissen, doch sie hatte verstanden, dass die Felingers etwas besonderes waren. Er lächelte sie an, nahm das Blatt und einen Stift und trug „Lark Felinger“ ein.
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Di Okt 25, 2022 7:06 pm

Generation 7 - Epilog


Tom nahm wieder und wieder das Telefon zur Hand und fand wieder und wieder eine Ausrede, seine Eltern anzurufen. Den Anruf schob er seit Larks Geburt vor sich her – und der Junge war nun schon anderthalb!
Das leise Greinen des zweiten Babys, ließ Tom auch dieses Mal das Telefon zur Seite legen. So ungeplant und überraschend Joyces erste Schwangerschaft mit Lark war – das eine zweite Schwangerschaft nur ein paar Monate nach Larks Geburt erfolgt war, war noch wesentlich ungeplanter und unerwarteter gewesen. Dass auch Alana kurz darauf ein zweites Mal schwanger geworden war, ließ Tom manchmal daran zweifeln, dass der ganze übernatürliche Humbug in den Aufzeichnungen seiner Vorfahren wirklich übernatürlicher Humbug war.

Felinger Legacy - Seite 11 05-15-12


Tatsächlich kamen ihm nach Larks Geburt daran immer häufiger Zweifel. Tom kam es manchmal so vor, als habe er als Kind und Jugendlicher eine offenere Einstellung zu dem Thema gehabt. Vielleicht hatte er auf Grund der Vernachlässigung durch seine Eltern aber auch nur etwas märchenhaftes in seinem Leben gebraucht und deswegen bereitwillig an Feen, Magier und all das geglaubt. Dann dachte er manchmal an diese komische Tomatensache, die ihm nach seinem Umzug nach San Myshuno so albern und unglaubwürdig vorgekommen war. Mit Joyces Burnout und schließlich dem zweiten Umzug nach Sulani hatte er eine ganze Weile gar nicht mehr daran gedacht. Wenn er die Aufzeichnungen seiner Vorfahren las, hatte er den ganzen übernatürlichen Kram einfach beiseite geschoben – er hatte schließlich ein Ziel vor Augen; das Schreiben der Geschichten, für die seine Vorfahren nur Vorlagen waren.

Aber was war, wenn doch etwas dran war? Vielleicht gab es eine jenseitige Welt, neben seiner diesseitigen Welt? Und vielleicht steckte seine Familie mit einem Fuß darin? Was wenn Lark oder Linnet etwas davon geerbt hatten? Mit Joyce hatte er das Thema nicht besprochen, auch wenn sie sonst allen Kummer und Sorgen teilten. Eine spirituelle Ader hatte Joyce trotz des Meditierens und des Yogas wirklich nicht, so dass er sich nicht ganz sicher war, wie sie seine Überlegungen dazu aufnehmen würde. Vor allem, wenn er ohne Beweise davon sprechen würde …
Felinger Legacy - Seite 11 05-15-13


Nachdem er seiner Tochter gewindelt hatte, setzte Tom Lark in den Hochstuhl und versorgte ihn. Joyce besuchte Alana, deren Tochter Lani ein rechtes Schreikind war. Kein Vergleich mit Kai oder mit den eigenen Kindern. Und obwohl das Leben mit zwei Kindern unter zwei beiden Familien alles abverlangte, kamen die beiden Simas unglaublich gut mit der Situation klar. Sie halfen sich oft gegenseitig. Die beiden Familien verbrachten so viel Zeit miteinander, dass man manchmal glauben konnte, sie seien eine große Familie.

Das lag natürlich auch zum Teil daran, dass weder Alana und Uko noch Tom und Joyce über Familie im engeren Sinne – zumindest auf Sulani – nicht verfügten. Joyces Geschwister kamen mittlerweile ein oder zwei Mal im Jahr für einen Urlaub auf die Insel, aber das glich natürlich nicht die restlichen Wochen aus, in denen man sich nicht sah. Und Tom sprach höchstens telefonisch mit seinen Eltern oder Adeline. Von Maeve hatte er seit Jahren nichts gehört. Nicht seit …
Felinger Legacy - Seite 11 07-10-10


Tom starrte Lark an, der hingebungsvoll an seinem Sandwich knabberte. Er hatte von Maeve nichts mehr gehört, seit Geshtinanna den Beobachterfluch gelöst hatte. Seitdem hatte sich Moonlight Falls abgekapselt und die meisten Menschen vergessen, dass es einen diesseitige und eine jenseitige Welt gab. Tom hatte Geshtinannas Aussage so viel Vertrauen geschenkt, dass er selbst auch nicht mehr an das Jenseitige gedacht hatte. Er hatte vergessen, dass sein Vater ein Fee war, sein Großvater ein Vampir und sich noch diverse andere Jenseitigen in seinem Stammbaum tummelten. Tom warf einen Blick auf Lark und riskierte einen kurzen Sprint ins Schlafzimmer um die Aufzeichnungen zu holen. Anschließend setzte er Lark, der sein Mahl beendet hatte, vor dessen Spielzeug und vertiefte sich in die Aufzeichnungen.
Felinger Legacy - Seite 11 07-11-10


Als Joyce nach Hause kam, schliefen die beiden Kinder schon und Tom sah sehr erschöpft aus. Auf ihre besorgte Nachfrage erklärte er: „Ich habe endlich meine Eltern angerufen.“
Die Sima nickte, drängte ihn aber nicht. Joyce hatte nachvollziehen können, dass Tom sich als Heranwachsender von seinen Eltern vernachlässigt gefühlt hatte und den Gram darüber nie verarbeitet hatte und deswegen keinen Kontakt zu ihnen suchte. Sie hatte dennoch vorgeschlagen, dass er sich mit ihnen in Verbindung setzte als sich Lark angekündigt hatte.
„Es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen möchte – meine Familie betreffend.“, sagte Tom schließlich. Er rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Das wird nicht ganz einfach werden – für mich – und ich fürchte, du wirst auch nicht alles verstehen können – oder wollen.“
„Na, dass sind ja mal ominöse Andeutungen!“ Joyce setzte sich neben ihn und umarmte ihn rasch. „Aber ich bin bereit mir alles anzuhören – wie schlimm kann es schon sein?“
„Hm, fangen wir damit an, dass mein Vater ein Fee ist...“
Felinger Legacy - Seite 11 05-07-15


Nach den ersten Sätzen hatte Joyce ihn Weile so angesehen, als sei seine schriftstellerische Natur mit ihm durchgegangen. Doch sie hatte ihn alles erzählen lassen und versuchte dem Gesagten Unvoreingenommen gegenüberzutreten. So ganz glaubte sie an diesen Jenseitigen Quatsch ja nicht, aber leise Zweifel regten sich ihr. Dann gab Tom ihr die Aufzeichnungen seiner Vorfahren – ein Sammelsurium an handschriftlichen, gedruckten, editierten Notizen, Tagebüchern, Zeichnungen und Bildern. Diese Überreste aus früheren Leben fesselten sie sofort und Joyce verbrachte den restlichen Abend und die ganze Nacht damit, alles zu sichten. Manches kam ihr aus Toms Romanen bzw. deren Entwürfen bekannt vor – minus den Jenseitigen Teil. Sie dachte an Alanas spirituelle Seite – ihre Freundin sprach von den Inselgeistern, als gäbe es sie wirklich und tat auch die Gerüchte über Meerleute nie ab. War da vielleicht wirklich etwas dran?
Viel dringender aber war die Frage, ob ihre Kinder etwas von dem jenseitigen Blut abbekommen hatten. Tom hatte zwar gescherzt, dass weder Larks noch Linnets Augen leuchteten und auch keiner Flügelchen hatte – aber so ganz trauten die beiden Sims dem Braten nicht. Wenn die Kinder etwas älter waren, würden sie Toms Eltern besuchen fahren um Klarheit darüber zu gewinnen.
Übernächtigt grinste Joyce Tom an. „Wir sind weit gekommen seitdem ich ‚Wir haben geschlossen‘ zu dir gesagt habe.“
„Du erinnerst dich an deine ersten Worte an mich?“
„Ich erinnere mich an alles.“ Sie klopfte auf die Aufzeichnungen. „Und wir werden uns gemeinsam mit unseren Kindern an alles andere erinnern – damit noch viele Generationen Felingers sich an Kira und Darrel erinnern.“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Okt 30, 2022 3:34 pm

Generation 8
Linnet Felinger


Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Okt 30, 2022 3:40 pm

Prolog

Ich kann mich noch gut erinnern, wann das erste Mal mein Interesse an Selvadorada geweckt wurde. Das war nachdem Lark die Küche bei seinem ersten Kochversuch abgefackelt hat und wir das halbe Haus renovieren mussten. Und nachdem ich aus dem Cheerleading-Team geflogen bin und eine Woche von der Schule suspendiert worden bin, weil der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen mir und einem Klassenkameraden explodiert ist und wir uns auf dem Schulhof geprügelt haben. Ja, ich weiß, nicht besonders ladylike. Aber wer hat jemals behauptet, dass ich eine Lady sei?

Felinger Legacy - Seite 11 10-27-10


Wie dem auch sei, Mom und Dad entschieden nach einem nicht besonders erfreulichen Gespräch zwischen uns, Erik und seinem Großvater und der sehr aufgebrachten Schulleiterin, dass ich in diesem Sommer Dad bei seinem Rechercheausflug nach Moonlight Falls begleiten sollte, damit in Ruhe Gras über die Sache wachsen konnte (oder Sand darüber wehen könnte).
Und so verbrachte ich einen Sommer an dem Ort, an dem mein Großvater lebte. Ich mag Moonlight Falls – von meinem Großvater mal abgesehen – nicht wirklich. Die Sonne scheint dort niemals richtig und da ich eine normalsterbliche Sima bin, wird mir auch grundsätzlich mit mehr Misstrauen begegnet als übernatürlichen Sims. Zwar kann ich durch das viertel Feenblut magische Wesen wahrnehmen, aber das reicht in den Augen der meisten okkulten Sims nicht aus, mich als vertrauenswürdig einzustufen. Naja, nach der Prügelei stuften mich meine Eltern auch nicht als vertrauenswürdig ein, also was soll`s?

Felinger Legacy - Seite 11 10-29-10


Zum Glück war mein Dad so in seinen Forschungen zu unserer Familie gefangen, dass ich ziemlich ungezwungen durch das Archiv stromern konnte, wenn ich nicht krampfhaft den einen Punkt in Moonlight Falls zu finden, an dem man genug Empfang hatte um mit der Außenwelt zu telefonieren. Dadurch konnten mein Bruder, unsere besten Freunde Kai und Lani und mein Busenkumpel Joey mich so halbwegs auf dem laufenden halten. Meine verzweifelten Versuche den Anschluss zu Zuhause nicht zu verlieren flachten etwas ab, als ich über die Aufzeichnungen meiner Vorfahren stolperte, die Dad für seine Recherche zu Rate zog.

Die Aufzeichnungen. Die Dinger waren in meiner Familie schon immer ziemlich wichtig, auch wenn ich das gelebte Leben von Sims, die schon lange tot waren, nun auch nicht so mega spannend fand, vor allem, weil dauernd diese Beobachter-Bedrohungen über ihnen lauerte. Man könnte meinen, Lark und ich wären besonders interessiert an unserer Familie, weil wir so weit von ihnen weg aufwuchsen und kaum Berührungspunkte mit den übrigen Felingern hatten (außer gelegentliche Besuche bei meinen Großeltern). Aber Lark interessierte sich weitaus mehr für die Insel, auf der wir geboren waren und ich wechselte meine Interessen zu diesem Zeitpunk häufiger als andere Teenager ihre Socken.

Felinger Legacy - Seite 11 10-29-12


Zumindest, bis ich die Aufzeichnungen fand. Die ganze Beobachtersache, die Wiedergeburtsmysterien und alles über übernatürliche Sims kannte ich zwar schon und auch im Groben, wie voin Daviy Felinger an meine Vorfahren an der Beseitigung des Beobachterproblems gearbeitet hatten, aber die Notizen von unseren Stammeltern über ihre Leben BEVOR sie Stammeltern wurden, hatte ich vorher noch nie zu Gesicht bekommen. Kiras Leben waren … hm, eher etwas langweilig. Darrels Leben hingegen waren spannend und actiongeladen! Ich war nie eine besondere Leseratte, aber in diesem Sommer verschlang ich Darrels Aufzeichnungen als hinge mein Leben davon ab. Ich war zwiegespalten: Bis Darrel und Kira in Sunset Valley wiederaufeinander getroffen waren, war Darrel wirklich ein Musterbösewicht. War es in Ordnung so fasziniert von ihm zu sein? Raub, Sabotage und Mord gehörten zu seinem Tagesgeschäft. Wenn Dad rausfand, dass ich Darrels Leben so spannend fand, wäre er vermutlich beunruhigter als wegen der Prügelei.
Bei all dem Bösen ließ Darrel in seinen Aufzeichnungen jedoch immer durchblicken, dass er seine Taten bereute und sein Seelenheil durch Kira ja irgendwie auch gerettet werden würde. Den Teil ließ ich schulterzuckend an mir vorbei ziehen – Romantik war eher etwas für den verträumten Lark, als für mich. Trotzdem wunderte ich mich, ob ein einzelner Sim jemanden so verändern konnte. Deswegen las ich Darrels Aufzeichnungen noch einmal und stolperte über sein Leben als Fälscher und Schmuggler in Selvadorada. Von dem Land hatte ich bisher noch nie etwas gehört, aber Erdkunde gehörte weder zu meinen bevorzugten noch zu meinen starken Fächern.  Mit Hilfe eines Atlas‘ (ganz old school) fand ich schließlich heraus, dass es ein winziges Land in Südsimerika. Während ich Darrels Erinnerungen analysierte und mich nebenbei über die Geschichte des Landes informierte, stellte ich fest, dass auch im bösen, kriminellen Darrel ein Körnchen des Mannes gesteckt haben musste, der später einmal mein Stammahn werden sollte. Und irgendwie legte das meine spätere Berufswahl fest.

Felinger Legacy - Seite 11 10-29-11
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Mo Okt 31, 2022 11:29 pm

Kapitel 1

Ein paar Wochen später war zwar Gras über die Sache gewachsen und meine Eltern sahen alles etwas entspannter, aber die Schulleiterin eröffnete das neues Schuljahr für mich mit dem klaren Hinweis, dass ich mich gefälligst an die Regeln zu halten habe, sonst … Sie führte das sonst nicht weiter ab, aber ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und versprach der liebste Sim der Welt zu sein. Dass meine Nemesis die Schule gewechselt hatte und nun auf ein Internat für reiche Kinder ging, spielte mir natürlich in die Hände. Ich komme für gewöhnlich mit allen Sims gut aus, so dass es keine Spannungen mehr gab.
Seit mein Interesse an der Geschichte Selvadoradas geweckt worden war, begann ich mich generell für Geschichte und – man glaubt es kaum – auch Erdkunde zu interessieren. Meine Lehrer und Eltern nahmen mein neu erwecktes Interesse am Unterricht wohlwollend war, auch wenn Lark unkte, dass es nicht lange anhalten würde, weil meine Begeisterung nie lange anhielt.

Felinger Legacy - Seite 11 10-30-10


„So wie das Klavier spielen. Drei Monate, dann war gut“, erinnerte er mich, als wir eines Abends gemeinsam Hausaufgaben machten. „Computer spiele, Gärtnern, Cheerleading,..“
„Das ist unfair, ich bin aus dem Team geworfen worden!“, unterbrach ich ihn. Ich schielte auf das neuste Foto von ihm und Kai, dass über unserem Schreibtisch hing. „Kann ja nicht jeder für immer die gleichen Interessen haben.“
Obwohl ich sicher bin, dass Lark genau verstand, was ich meinte und definitiv mehr Informationen haben wollte, ignorierte er meinen Seitenhieb. Er und Kai waren nur anderthalb Jahre älter als Lani und ich und wir vier waren seit wir auf der Welt waren befreundet und immer zusammen unterwegs. Manchmal waren wir uns nicht mal sicher, wer jetzt wessen Geschwister war, da unsere jeweiligen Eltern und vor allem, als wir kleiner gewesen sind, auch gerne mal durchgetauscht haben. Dann hatte Lani eine Woche bei uns und Lark in Lanis Bett geschlafen  oder ich hatte bei Hekekeias und und Kai bei uns übernachtet. Dad und Alana kochten auch immer so, dass man im Zweifel vier statt zwei Kinder satt bekam. Seit wir Teenager geworden waren, stöhnten sie aber darüber, dass wir ihnen die Haare vom Kopf fressen würden. An Lani konnte das nicht liegen, sie aß eher wie ein Spatz und war eine mäkelige Esserin. Die Jungs allerdings waren echte Scheunendrescher und man konnte dem Inhalt des Kühlschrankes beim Dahinschwinden zu sehen, wenn sie in der Küche waren.
Lark und ich setzten unsere Hausaufgaben schweigend fort – wenn er nicht darüber reden wollte, dann würde ich ihn nicht zwingen! Außerdem war Lark so stur, dass es eher einen Schneesturm auf Sulani geben würde, als dass er etwas tun würde, was er nicht wollte.

Felinger Legacy - Seite 11 10-30-11


Am nächsten Schultag bat ich meine Lehrerin, mir ein paar Hinweise für die Recherche über Selvadorada zu geben. Irgendwie endete es darin, dass ich ein Referat über den Unabhängigkeitskrieg dort halten würde. Das war zum Glück genau der Zeitraum, in dem sich Darrel dort aufgehalten hatte und ich hatte schon einiges darüber herausgefunden. Aber natürlich wollte die Lehrerin auch ein Exerpt, eine vernünftige Quellenangaba, yadayada … Wissenschaftspropädeutisches Arbeiten und so. Bleh! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht einen Gedanken an mein Leben nach der Schule verschwendet und nun sollte ich quasi auf Uni-Niveau arbeiten? Hallo? Ich bereute mein neugewonnenes Interesse an Geschichte schon fast. Als ich mich später bei Lani, Kai und Lark darüber ausließ und Lani ins gleiche Horn stieß wie Lark, dass ich eh nicht lange Ball bleiben würde, war ich fast bereit ihr zuzustimmen und einfach alles hinzuschmeißen. Doch ich erinnerte mich an Darrels Aufzeichnungen und tief in mir regte sich nicht nur deswegen Trotz. Ich alberte mit den dreien ein bisschen rum und beschloss dann, allen eine lange Nase zu zeigen und das wirklich durchzuziehen.

Felinger Legacy - Seite 11 10-30-12
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Fr Nov 04, 2022 7:05 pm

Kapitel 2

„Also, was meinst du?“ Erwartungsvoll sah ich Joey an.
„Ich weiß ja nicht was Kahananui davon hält, aber mir schwirrt der Kopf“, warf ein Klassenkamerad von Joey ein, der Joey wegen etwas anderes hatte sprechen wollen und deswegen unfreiwillig die erste Version meines Referates zu hören bekommen hatte.
Ich verdrehte die Augen. „Hat dich keiner gezwungen, es bis zum Ende anzuhören. Muss ja mega wichtig sein, was du von Joey willst.“
Mein bester Freund hatte bisher geschwiegen und warf dem anderen Jungen einen kurzen Blick zu, bevor er auf mein bisher noch handschriftliches Handout tippte. „Das muss definitiv getippt werden.“
„Sag mir etwas, das ich nicht weiß!“
„Ich weiß jetzt mehr über Selvadorada als ich jemals wissen wollte.“, meldete sich Joeys Klassenkamerad. „Aber,“ Er hob die Hände um zu verhindern, dass ich etwas erwidern konnte. „… das war interessanter als ich dachte.“ Dann grinste er „Schade, dass es nicht Prüfungsstoff ist“ Dann wendete er sich an Joey und bat ihn, sich mit ihm auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Joey war ein paar Jahre älter als ich und ursprünglich mal unser Babysitter gewesen. Er würde die Schule schon bald verlassen.

Felinger Legacy - Seite 11 10-27-11


Etwas später konnte Joey mit endlich ein Feedback geben, mit dem ich etwas anfangen konnte. Ich vergrub mich nach dem Unterricht noch eine Weile in der Schülerbibliothek, bevor ich den Fitnessraum der Schule nutzte und einem meiner neuen Hobbys nachging: Boxen. Zwar hatte ich mir fest vorgenommen, mein Interesse an Geschichte nicht wie immer nach ein paar Wochen zu verlieren, aber das hielt mich nicht davon ab, ab und an etwas Neues auszuprobieren.

Felinger Legacy - Seite 11 10-27-12


„Hallo Linnet. Kann ich dich kurz sprechen?“
Ich hoffte ich machte nicht das Gesicht, nach dem mir war. Mit einem gezwungenen Lächelns sah ich zu unserem Vertrauenslehrer.
„Hi Mr. Takeuchi. Was gibt`s?“
Aus dem Augenwinkel sah ich Larks fragendes Gesicht, das sagte: Was hast du jetzt wieder angestellt? Als ob ich so eine Rebellin wäre, die nur Flausen im Kopf hat! Bis auf die Sache letztes Schuljahr war ich vielleicht nicht der Lehrer Liebling, aber zumindest keiner dieser Sargnägel-Schüler. Ich war versucht meinem Bruder die Zunge raus zu strecken. Doch der gab schon seinem Bekannten ein Zeichen und überließ Mr. Takeuchi und mir den Tisch in der Mensa. Großartig…
„Ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir in diesem Schuljahr geht.“, begann der Vertrauenslehrer nachdem er sich gesetzt hatte.
„Äh...gut?“
„Ich bin etwas überrascht von dem … Zwischenfall gewesen, das muss ich ganz ehrlich sagen.“
Japp, dachte ich, kommt ja auch nicht dauernd vor, dass man sich geschlechterübergreifend prügelt. „Hehe, ich auch. Aber das Problem ist ja nicht mehr da.“ Als der Mr. Takeuchi nichts erwiderte fuhr ich fort: „Und keine Sorge, ich habe nicht da Bedürfnis noch jemand anderen zu verpügeln.“ Außer vielleicht meinen Bruder, weil er mich jetzt gerade nicht unterstützte, aber das fiel unter liebevollen Umgang unter Geschwistern oder?
Der Lehrer sah mich schockiert an und mir schwante, dass es vielleicht nicht die klügste Aussage gewesen ist. Mich erlöste die Glocke, die die Mittagspause beendete.
„Danke für das Gespräch, Mr. Takeuchi. Ich weiß, dass ich immer zu Ihnen kommen kann!“ Ich lächelte ihn mit meinen besten Welpenaugen an und versuchte harmlos auszusehen. „Sie sind echt ein guter Vertrauenslehrer.“
Lani, die in diesem Moment an uns vorbeiging, sah so aus, als wolle ihr Mittagessen den Rückwärtsgang einlegen. Hm, vielleicht ein bisschen dick aufgetragen? Ich winkte und hakte mich schnell bei Lani unter. „Rette mich!“, wisperte ich ihn Ohr.

Felinger Legacy - Seite 11 10-30-13


„Lini, du bist nicht mehr zu retten“, sagte Lani – dankenswerterweise, nachdem sie Mr. Takeuchi freundlich zu gewunken und mich aus der Mensa geleitet hatte.
„Kannst du nicht einen Sturm beschwören das nächste Mal, wenn er um die Ecke kommt?“
„Nein.“ Sie sah mich vorwurfsvoll an, als fände sie meine Idee ihre Meerleute-Magie für so etwas Profanes einzusetzen verwerflich. „Zumindest nicht in Innenräumen. Ich dachte du wärest besser über Magie informiert.“
Ich brach in Gelächter aus. Man konnte sich immer auf Lanis trockenden Humor verlassen. Dass sie,  Kai und ihr Vater Uko Meerleute waren, war Lark und mir schon immer klar gewesen. Großvater sagte, es läge an dem magischen Blut in unseren Adern, dass wir andere magische Wesen wahrnehmen konnten, auch wenn wir selber null magische oder übernatürliche Fähigkeiten hatten (es sei denn man sah Larks Sturheit als übernatürliche Fähigkeit an). Dad hingen – obwohl er mit einem Fee als Vater aufgewachsen war und seine ganze Kindheit von übernatürlichen Sims umgeben gewesen ist, war aus allen Wolken gefallen, als ihm das endlich mal aufgegangen ist. Alana machte sich immer noch darüber lustig, dass Dad das nie bemerkt hatte. Mom war für Übernatürliches etwa so empfänglich wie eine Seekuh für Quantenphysik. Sie akzeptierte das zwar auf einer theoretischen Ebene, aber selbst wenn Großvater mit seinen blauen Flügeln vor ihr stand, nahm sie das nicht wahr.
„Bist du bereit für das Referat?“ Joey zog träge Bahnen um mich. Ich ließ mich auf dem Rücken treiben und starrte in den blauen Himmel.
„Erde an Linnet! Muss ich dich abschleppen?“
„Hm? Abschleppen du? Du schaffst es nicht mal ein echtes Date für deinen Abschlussball zu finden, so dass ich mit dir gehen muss und dann willst du mich abschleppen?“
„Nicht nett, Linnet.“ Joey sah ernsthaft beleidigt aus. Ich musste zu geben, dass es ein Schlag unter die Gürtellinie war.
„Entschuldige. Das war wirklich nicht nett.“ Wenn er endlich mal meine Tipps für meine Geschlechtsgenossinnen umsetzen würde, hätte er aber vermutlich mehr Erfolg. Joey war chronisch schüchtern gegenüber anderen Mädchen. „Aber ich freue mich, mit dir gehen zu können!“

Felinger Legacy - Seite 11 10-27-13


„Ja klar.“ Er spritzte mit Wasser nach mir.
„Lass mich dir ein Eis kaufen und dann beantworte ich alle deine Fragen zu meinem Referat beantworten!“
Zwar folgte mir Joey zum Strand, aber ich meinte ihn entnervt flüsternd zu hören. „Als ob ich noch irgendetwas darüber wissen wollte...“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Nov 12, 2022 7:48 pm

Kapitel 3

Mein Vater hielt es genau zehn Minuten aus, mich NICHT zu fragen, was mir auf der Seele lag. Das war für seine Verhältnisse mega lange. Dad war immer schon ein Kümmerer gewesen. Er hielt es einfach nicht aus nichts zu tun, wenn jemand Unterstützung brauchte. Dass Teenanger nicht immer die dankbarsten „Opfer“ dafür sind, hatte er leidvoll während Larks und meiner Jugend erlernt.
Mein Tag hatte eigentlich bestens angefangen. Ich war motiviert aus dem Bett gesprungen und hatte überschwänglich unseren Dackel Ollie, den Nachfolger von Doris, geknuddelt. Im Gegensatz zu Doris nahm Ollie es nie übel, wenn man ihn wie ein Kuscheltier behandelte. So lange er sich dabei nicht bewegen musste, war er mit fast allem einverstanden.

Felinger Legacy - Seite 11 10-31-10


Lark, der das Backen für sich entdeckt hatte, hatte zum Frühstück Blaubeer-Bagels gemacht. Mittlerweile buk mein Bruder wirklich gut und Dad ließ ihn gerne das Frühstück zu bereiten. Alles in allem also ein super Start in den Tag! Dann sollte ich mein Referat halten.

„… und bis auf Mrs. Johnson hat keiner zugehört!“
Es hatte nur dreißig Sekunden gedauert, bis ich meinem Dad mein Herz ausschüttete. „Da steckte so viel Arbeit drin, Dad und keinen hat‘s interessiert. Bob ist sogar eingeschlafen!“
„Ach Lini, das tut mir sehr leid. Ich weiß, wie sehr du dich reingehängt hast.“, versuchte Dad mich zu trösten. Er stand auf uns holte mir einen der Blaubeer-Bagels vom Frühstück. Mehr um nicht mehr reden zu müssen als aus Appetit oder Hunger, knabberte ich an dem Gebäck. „Und Mrs Johnson hat mein Referat auch nicht richtig wertgeschätzt. Die wollte doch ein anspruchsvolles Referat, aber ich glaube ich hab zu viel gemacht.“

Felinger Legacy - Seite 11 10-31-11


„Man kann nicht zu viel machen!“
Ich zuckte mit den Schultern und dachte darüber nach, Ollie meinen Blaubeer-Bagel zu geben, aber wir hatten eine strikte Hunde-kriegen-nichts-vom-Tisch-Regel. Auch wenn ich genau genommen gerade nicht an einem Tisch saß, Mom würde mir einen ewig langen Vortrag halten, sollte sie es jemals herausfinden.
„Hat es dir Spaß gemacht das Referat vorzubereiten?“, hakte Dad nun nach.
„Schon. Und ich wollte dann ja auch erzählen, was ich alles herausgefunden habe!“ Ich stellte den Teller auf die Couch neben mich. „Aber wenn dann keiner zuhört, macht das auch keinen Spaß mehr.“
Außerdem hatte ich Dad noch nicht erzählt, was nach der Schule passiert war. Ich hoffte nur, keiner hatte gesehen, wie ich Hinata eine verpasst hatte, weil er überhaupt nicht aufhören wollte sich über mich lustig zu machen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir alleine im Gang gewesen sind, aber wer wusste das schon? Hinata war so ein mega Angeber und bildete sich viel auf seine harte Footballer-Schale ein, der würde vermutlich dicht halten. Von einem Mädchen verprügelt zu werden, dass einen halben Kopf kleiner und zehn Kilo leichter war, würde sich außerdem auch nicht wirklich gut machen oder? Da hatte Erik einen wesentlichen besseren Kamp geliefert! Vielleicht sollte ich meine Energie mehr ins Boxen investieren …

Felinger Legacy - Seite 11 10-31-12


Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Dads Frage nach meinem Interesse an Selvadorada beinahe nicht hörte. Mittlerweile war ich zu dem Entschluss gekommen, dass mein Vater sicher nichts dagegen hatte, dass ich mehr für meine Vorfahren interessierte und so beschrieb ich ihm, wie Darrels Aufzeichnungen über sein Leben in Selvadorada gestolpert war.
„Darrel war zu dem Zeitpunkt nicht der Darrel, der unser Stammvater werden sollte“, gab mein Vater am Ende meines Berichts zu bedenken. Seine Stirn lag in Falten und er nagte an seiner Oberlippe.
„Das weiß ich doch! Aber er hat nicht komplett die böse Nummer durchgezogen in diesem Leben.“
„Er hat historische Fälschungen geschmuggelt.“
„Jaaaaa, schon, aber ...“ Ich verdrehte die Augen. Dad klang beinahe so, als würde ich auch anfangen wollen selvadoradanische Schmuckstücke zu fälschen. Da musste er sich keine Sorgen machen: Meine Kunstnote sprach dagegen. „Später hat er das Geld und seine Schmuggelrouten benutzt um die Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterstützen.“
„Das klingt ja beinahe so, als würdest du ihn verehren.“

Felinger Legacy - Seite 11 10-31-13


Ich konnte mein eifriges Nicken so gerade noch aufhalten. Stattdessen versuchte ich vage den Kopf schief zu legen. Ich musste zu geben, dass ich fast schon ein bisschen für Darrel schwärmte. Ging das? Wenn ich mein eigenes Verhalten in Bezug auf meinen Stammahn mit dem Verhalten von Joey, wenn er mal wieder verknallt war, verglich, war da was dran: ich hatte versucht alles über Darrel herauszufinden, was ich konnte und zwar nicht nur aus seiner Zeit mit Kira, sondern auch davor. Und mein Interesse am selvadoradanischen Unabhängigkeitskrieg hing ursprügnlich wesentlich mehr mit Darrel als mit der Geschichte des Landes zusammen. Aber irgendwie war das auch spannend, vor allem, wenn man die vielen verschiedenen Ereignisse und Personen bedachte, die damals zusammenwirkten. Die Arbeit an meinem Referat hatte mir zum ersten Mal aufgezeigt, dass Geschichte nicht nur die langweilige Abfolge von Daten war, sondern ein vielschichtig und verwoben. Diese Erkenntnis kam mir unter dem kritischen Blick meines Vaters, der mich wahrscheinlich schon im Knast sah, weil ich in Darrels Fußstapfen treten würde.
„Ich bin vielleicht davon fasziniert, wie aus einem Sim, der so böse“ Ich setzte das Adjektiv in Gänsefüßchen, „gewesen ist, auf einmal so ein toller Simo werden konnte, wie er nach Kiras Meinung war.“ Das klang unverfänglich genug. „Keine Sorge, an seiner kriminellen Karriere bin ich gar nicht so sehr interessiert. Außer in diesem Leben ist das auch alles eher unappetitlich.“
Dad starrte mich irritiert an und fragte sich vermutlich nicht zum ersten Mal, ob alle Teenager irre waren.
„Im Unabhängigkeitskrieg war er ja auch nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Da haben so viele Sims mitgewirkt! Leute, von denen man auch nie erwarten würde, dass sie sich einbringen. So wie Darrel auch. Wusstest du zum Beispiel, dass die spätere Justizministerin von Selvadorada als kleines Kind Kurierin für die Unabhängigkeitsbewegung egwesen ist? Die Frau hat insgesamt ein so mega spannendes Leben.“ Während ich sprach, bemerkte ich, dass mich offensichtlich nicht nur Darrels Leben faszinierte. Ich musste lachen. „Weißt du was? ich studiere einfach Geschichte und spezialisiere mich auf die selvadoradanische Unabhängigkeit. Dann werde ich Professorin und Leute bezahlen mich dafür, dass ich darüber spreche.“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Dez 17, 2022 7:11 pm

Kapitel 4

Meine letzten Jahre an der Highschool verflogen nur so. Ich begleite Joey zu seinem Abschlussball. Zu unsere Verwunderung wurde er zum Ballkönig – und ich zum Narren gekrönt. Da es gar nicht mein Abschlussball gewesen war, hätte man mich eigentlich nicht wählen können, aber die Sache mit Erik und vielleicht noch die ein oder andere schräge Zeichnung am Whiteboard oder Stinkkapseln in Hinatas Spind mögen ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Joeys Jahrgang diese Regel ignorierte.


Felinger Legacy - Seite 11 10-27-14


Während Joey von da an im Fischrestaurant, das seine Familie betrieb, jobbte, legte ich mich mehr ins Zeug, damit ich mit einem guten Abschluss von der Schule gehen konnte und mich an meiner Wunschuni bewerben konnte. Am liebsten wäre ich natürlich direkt in Selvadorada an die Uni gegangen, aber das war höchstens als Auslandsemester drin. Alternativ bot sich Britchester an, deren historische Fakultät international bekannt war und außerdem eine sehr gute Abteilung für Südsimerikanische Geschichte hatte. Allerdings hatte Britchester eine ziemlich hohe Latte für die Aufnahmebedingung, also musste ich büffeln. Für ein Stipendium konnte ich mich nicht bewerben – nach meinem Rauswurf bei den Cheerleadern wollte mich kein Club mehr aufnehmen. Sportstipendien oder ähnliches waren unmöglich. Sulani selbst vergab keine Stipendien und so musste ich darauf hoffen, dass meine Eltern genug in Larks und meine Ausbildung investiert hatten. Spoiler: Sie hatten. Dad hatte das Gros seiner Tantiemen für uns Kinder angelegt, so dass wir relativ komfortabel zur Uni gehen konnten.
Als Kind hatte ich mich oft gefragt, warum wir in dem kleinen Haus wohnten und Lark und ich uns ein Zimmer teilen musste, obwohl Dad doch ganz ordentlich verdiente. Seine Bücher, die auf unserer Familiengeschichte basierten, verkauften sich alle ausnehmend gut, wobei ich persönlich die amüsanten Geschichte aus Kiras Sicht als Katze am unterhaltsamsten fand und die tragische Geschichte von Lace am langweiligsten. Komischerweise hatte sich das Buch am besten verkauft. Lani meinte, das liege an der dramatischen Liebesgeschichte und bekam dabei fast feuchte Augen. So trocken ihr Humor war, je älter wir wurden, desto romantischer wurde sie. Bleh …

Felinger Legacy - Seite 11 10-28-10


Inzwischen war ich ganz dankbar, dass Dad und Mom nicht in ein neues Haus investiert hatten, sondern das Geld für Lark und mich angelegt hatten. Sich um uns zu kümmern und uns die besten Chancen zu ermöglichen war für die beiden eine ziemlich große Sache. Irgendwann hatte ich verstanden, dass beide selbst nie das Gefühl hatten, dass ihre Eltern sich besonders um sie gekümmert hätten. Mom sprach fast nie über ihre Eltern und Dad äußerte sich eher neutral über seine, auch wenn er zu seinem Vater einen engeren Kontakt pflegte, nachdem meine Großmutter gestorben war.
Wie dem auch sei, ich wurde zu einer richtigen Streberin. Der Vertrauenslehrer gab nach einigen Monaten auch endlich auf, mit mir sprechen zu wollen. Da Waschlappen-Hinata mit Joey zusammen abgegangen war, brauchte ich auch keine Stinkkapseln mehr und Zeit das Whiteboard zu verunstalten hatte ich auch nicht mehr. Zwar hatte ich seit Beginn der Highschool spanisch, die Schuljahre aber immer so gerade eben mit einer vier abgeschlossen. Da in Selvadorada spanisch die Amtssprache war und viele historische Dokumente noch nicht übersetzt worden waren, musste ich notgedrungen mein Spanisch aufpolieren. Daneben noch herausragende Noten in den anderen Fächern zu erreichen, war ein Fulltime-Job!

Felinger Legacy - Seite 11 10-28-11


Dad sah meine Bestrebungen mit gemischte Gefühlen, dass war ihm anzusehen: Oft genug beobachtete er mich, die Stirn in Falten gelegt und an der Oberlippe knabbernd. Als Mom einmal meinte, ich erinnere sie in meiner Zielstrebigkeit an Kira, als die sich darauf vorbereitete Seutschland zu verlassen, schien das Dad noch mehr zu beunruhigen. Er hatte sich noch nicht so ganz von dem Gedanken verabschiedet, dass ich auf Darrels Spuren wandeln würde…

Ein Jahr bevor Lani und ich unseren Abschluss machten, beendeten Lark und Kai die Schule. Lark war immer der Ruhigere und Besonnenere von uns beiden gewesen. Er tat keiner Fliege etwas zu leide und ihn zu erzürnen war selbst für mich als kleine Schwester ein Ding der Unmöglichkeit. Lark war auch voll uns ganz ein Kind Sulanis, obwohl unsere Eltern erst spät dorthin gezogen waren. Genau wie Kai verspürte Lark eine tiefe Verbundenheit zu der Insel und so wunderte es niemanden, dass er und Kai sich sofort für Stellen bei der örtlichen Naturschutzbehörde bewarben. Etwas irritierter zeigte sich vor allem Mom, als sich Lark nach dem Abschluss den kompletten Arm tätowieren ließ. Im Gegensatz dazu begann er mehr Wert auf seine Frisur zu legen. Es schien, dass in ihm doch ein kleiner Workaholic steckte, denn während ich für meine letzten Prüfungen lernte, wurde Lark schon zum Assistenten des Behördenleiters ernannt. Kai, der seinen Job auch ernst nahm, aber nicht so ehrgeizig war, arbeitete fröhlich ein paar Stufen unter ihm und freute sich, wenn er draußen unterwegs sein konnte.

Felinger Legacy - Seite 11 10-30-14


„Willst du eine Wette abschließen?“ Ich blickte zu Lani, die neben mir schaukelte und dabei so viel Enthusiasmus hineinlegte, wie es fast volljährigen jungen Damen eigentlich nicht zu Gesicht stand. „Worauf?“ Sie klang fast etwas atemlos, ihre Wangen waren gerötet. Tja, auch zum Schaukeln brauchte man die richtige Technik…
Ich deute ins Wasser zu unseren Brüdern. „Wann sie zusammen ziehen und sich offiziell machen.“
Lani erwiderte nichts, aber ich konnte sehen, dass sie meine Worte missbilligte. Lani war vermutlich der größte Fan von Lark und Kai, obwohl ich hätte wetten können, dass sie selbst ein bisschen in Lark verschossen war. Mir war es herzlich egal mit wem sich mein Bruder – oder mein Freund Kai – einließ, aber ein bisschen Lästern hatte noch keinem geschadet oder? Lark und Kai wussten schließlich, dass ich sie liebte.
Ich wollte gerade Lani beruhigen und ihr genau das mitteilen, als sie sagte: „Ich glaube, sie wollen sich ein Grundstück am Stand angucken. Zumindest habe ich sie darüber sprechen hören.“ Sie grinste. „Willst du immer noch wetten?“
Ich winkte ab und wünschte den beiden innerlich alles Glück der Welt, bevor ich Lani zeigte, wie man richtig schaukelte.

Felinger Legacy - Seite 11 10-31-14


Der Schulabschluss kam dann schneller als gedacht und auf einmal stand ich mit meinem Vater in einem der Studentenheime in Britchester. Ich hatte es geschafft! Selbst die Schulleiterin und der Beratungslehrer schienen sich ernsthaft zu freuen, als ich als Jahrgangsbeste die Abschlussrede halten durfte. Vermutlich schrieben sie es ihrem pädagogischen Handeln zu, dass auch einer kleinen Querulantin noch etwas geworden war. Dass ich an die renommierte Britchester Universität gehen würde, wurden beide nicht müde zu betonen, so als es sei es ihr Erfolg und nicht meiner.


Felinger Legacy - Seite 11 11-01-10


Dad und Joey begleiteten mich, damit ich den Umzug auf das Unigelände gut meistern konnte. Ich war ganz froh, dass Joey mitgekommen war, denn so konnte er meine schweren Sachen schleppen und Dad konnte ich mehr an die Organisation schicken. Auch wenn er immer noch sehr fit war und jeden Tag schwimmen und laufen ging, wurde Dad nicht jünger.

Felinger Legacy - Seite 11 11-03-10


Abends zog sich Dad ins Hotel zurück, während Joey und ich das Gelände erkundigten. Wir landeten in einer Kneipe und ich war ziemlich geflashed von der ganzen Umgebung. Es gab so vieles zu entdecken! Der Barkeeper verkaufte uns leider nur alkoholfreie Cocktails, weil ich noch nicht einundzwanzig war, aber trotzdem kam ich mir ziemlich erwachsen und cool vor. Joey fühlte sich etwas fehl am Platz, weil alle um uns herum über die Uni und so sprachen. Joey hatte keinerlei akademischen Ambitionen, aber trotzdem schien ihn das Ganze etwas einzuschüchtern. So verabschiedete ich mich am nächsten Tag etwas zwiegespalten von ihm und meinem Vater. Mir war klar, dass Zuhause das Leben ohne mich weitergehen würde. Lani, Joey, Lark und Kai würden sich weiterhin jeden Tag sehen und unser Leben weiterleben, während ich ins Ungewisse trat und einen Weg beschritt, der aus einer fixen Schwärmerei für Darrel entstanden war. Ich hätte nicht gedachte, dass mich Heimweh packen würde, vor allem nicht nachdem ich erst vierundzwanzig Stunden von Zuhause weg war, doch als ich den beiden zum Abschied zu winkte, war mir fast zum Heulen.


Felinger Legacy - Seite 11 11-03-11
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Dez 25, 2022 10:46 am

Kapitel 5

Mein Heimweh hielt einige Tage an und ich musste mich sehr zusammen nehmen nicht vor meiner Zimmernachbarin Julie zu heulen. Julie war schon im zweiten Semester und ziemlich extrovertiert. Sie war schnell mit ihrer Meinung und noch schneller damit sie kundzutun. Feingefühl war nicht gerade ihre Stärke und wenn Joey glaubte, ich wäre manchmal nicht nett, würde er vor Julie geradezu erschrecken. Als ich ihr erzählte, dass ich auf Sulani lebte, meinte sie nur, dafür sei ich ganz schon blass. Ob meiner Studienwahl sagte sie mir eine Karriere als Taxifahrerin voraus. Es dauerte ein paar Wochen bis ich begriff, dass Julie es nicht wirklich böse meinte, sondern einfach sehr (zu!) direkt war. Und zynisch. Und ein Morgenmuffel. Aber irgendwie gewöhnten wir uns relativ schnell aneinander und freundeten uns im Laufe des ersten Semesters an.

Felinger Legacy - Seite 11 11-04-10


Julie war weder Lani noch Joey oder Kai, aber ich schätzte sie bald sehr. Sie selbst trank keinen Kaffee, war aber immer bereit mir einen Kaffee mitzubringen und sah großzügig über meinen riesigen Vorrat an Eiskaffee-Dosen im gemeinsamen Mini-Kühlschrank hinweg. Kaffee war mein Getränk der Wahl geworden, nachdem ich ihn in meinem Abschlussschuljahr entdeckt hatte. Als Gegenleistung versorgte ich Julie mit Lakritz für das sie eine fast schon ungesunde Vorliebe hatte. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass zu viel Lakritz schädlich sei, aber Julie konterte stets mit Hinweisen auf meine Kaffeesucht.


Felinger Legacy - Seite 11 11-03-12


Wie ich befürchtet hatte gab es ziemlich viele Ablenkungen an der Uni und beinahe hätte ich im ersten Sermester einen Kurs nicht bestanden, weil ich total vergessen hatte, eine Semesterarbeit zu schreiben. Mit Julies Hilfe – die von „Wege der Zivilisation“ zwar null Ahnung hatte – literweise Kaffee und tütenweise Lakritz schaffte ich es noch so gerade eben die Arbeit fertigzustellen. Das Ergebnis war nicht zufriedenstellend und der Dozent machte mich in der Sprechstunde ziemlich runter. Ich hörte seinem Lamento mit viel gespieltem Einverständnis zu – ich wusste, dass die Arbeit Mist war, aber er konnte gar nicht genug davon hören, wie mistig ich sie selber fand. Hätte ich nur etwas mehr Zeit investiert, wäre die Arbeit mega geworden! Ich versprach Besserung und gelobte, in Zukunft zuverlässiger zu sein.
„Worte bringen mir nichts, Ms. Felinger! Unsere Fakultät ist weltbekannt und wir können nicht dulden, dass sich Studenten nicht bemühen.“
„Das sehe ich auch total ein!“ Ich grinste und setzte ein Pokerface aus. „Professor Rheinfrank, wir wollen die Uni ja nicht in einem schlechten Licht da stehen lassen. Wie wäre es, wenn Sie mir eine Woche mehr Zeit geben. Wenn die Arbeit dann nicht den Ansprüchen genügt, wiederhole ich den Kurs.“
Der Professor wusste ob meiner Impertinenz (oder meines Mutes, aber seinem säuerlichen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es eher die Impertinenz) erst einmal nicht zu sagen. Dann nickte er aber langsam.
Unnötig zu sagen, dass mein erster Weg nach de Sprechstunde in den Supermarkt führte, wo ich zwei Kilo-Dosen Lakritz und zwei Paletten Eiskaffee erstand. Julie würde mich umbringen!
„Du willst mich verarschen?!“, waren denn auch ihre ersten Worte.

Felinger Legacy - Seite 11 11-04-11


„Nö, eigentlich nicht.“ Ich wedelte mit der Dose Lakritzbärchen mit Salz, die sie besonders gerne aß. „Ich brauche auch nur deine Querverweismagie für … hm, sagen wir einen Nachmittag?“ Wenn man Julie den Auftrag gab im digitalen Katalog der Bibliothek nach Querverweisen zu suchen, ging sie in ihrem Element auf. Sie studierte Informatik, aber eigentlich war sie selbst ein wandelnder Algorithmus.
„Zwei Kilo Lakritz für einen Nachmittag?“ Sie zog die Augenbrauen hoch und ihre Nasenlöcher wurden riesig, als sie die Luft einzog. „Es ist etwas faul im Staate Dänemark...“
„Ein Kurs in englischer Literatur und du musst Simspeare zitieren.“ Ich ließ meine Augen rollen und meinte: „Vielleicht erklärst du dich ja auch zum Korrekturlesen bereit. Und zum Layouten.“
„Und übernehme deinen Putzdienst oder was?“ Sie stemmte die Fäuste in die Hüfte und ihre Nasenlöcher wurden noch größer.
Lächelnd deutete ich auf die Salzlakritzbärchen in meiner einen Hand und die Lakritzmünzen in meiner anderen. „Ich hab die Woche auch Mülldienst...“
Julie seufzte. „Du beutest meine Sucht aus!“
„Ich würde das Gleiche für dich tun!“
Sie schnappte sich die beiden Dosen und verstaute sie in ihrem Schreibtischschrank. „Du weißt wo dein Laptop an- und ausgeht. Deine Hilfe wäre keine große.“
„Wahr. Aber wenn du noch mal einen Literaturkurs nimmst oder du in einer Prüfungsphase einen Dauerleitung zum Supermarkt bräuchtest, wäre ich deine Frau. Man kann nicht nur fachlich helfen.“
Sie stimmte mir zu und lachte: „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du noch mit allen Unverschämtheiten an dieser Uni durchkommen wirst?“

Felinger Legacy - Seite 11 11-03-13


Eine Woche später reichte ich mit einem sehr guten Gefühl meine überarbeitete Seminararbeit ein und erwartete mit Spannung das Urteil. Das „Warum nicht gleich so?“ mit der unter die Arbeit gekrakelten Note „Sehr gut“ erinnerte mich zwar an das enttäuschende Erlebnis mit dem Referat in der Schule, aber den Kurs dann doch mit der besten Note abzuschließen, tröstete mich darüber. Aus lauter Übermut belegte ich im Folgesemester gleich zwei Kurse bei Professor Rheinfrank. Dieses Mal arbeitete ich von Anfang an auf eine gute Note hin und wurde entsprechend belohnt. Professor Rheinfrank schien sich ab da an sehr zu freuen, wenn ich in seinen Seminaren auftauchte. Er bat mich gelegentlich als Tutorin für Erstsemester zu arbeiten, so dass ich sogar noch über ein zusätzliches Einkommen verfügte.
In den Semesterferien fuhr ich meistens nach Hause und knüpfte an die alten Freundschaften an. Mit Lani, Kai und Lark sprach ich nur gelegentlich während des Semesters telefonisch, während Joey und ich fast täglich einen Videoanruf führten. Julie brannte darauf ihn kennenzulernen, nachdem ich ihr ein Foto von Joey gezeigt hatte und sie ihn tatsächlich als „süß“ bezeichnete. Ich dachte aus dem Alter, in dem man Jungs als „süß“ bezeichnet, seien wir schon raus, aber jeder wie er mag…

Felinger Legacy - Seite 11 11-04-12


Lark und Kai waren tatsächlich zusammengezogen und hatten ein hübschen Häuschen weiter draußen. Mein Bruder stieg in der Behörde immer weiter auf, während sein verträumter Partner immer noch am liebsten Schildkrötenbabys beim Schlüpfen beobachtete oder Delfine zählte. Die beiden wirkten aber so glücklich miteinander, dass es selbst Lani manchmal zu viel wurde. Sie war ganz froh, dass Kai nicht mehr Zuhause wohnte und sie das Kinderzimmer für sich hatte, während sie sich von Job zu Job durch die ersten Jahre nach der Highschool probierte ohne so richtig zu wissen, was sie wollte.

Felinger Legacy - Seite 11 11-03-14


Zum Ende meines Grundstudiums war es dann endlich so weit: Ich konnte für ein Semester nach Selvadorada gehen und an der dortigen Uni studieren. Unnötig zu sagen, dass ich gespannt war wie eine Flitzebogen!
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Mi Dez 28, 2022 3:53 pm

Kapitel 6

Bevor ich nach Selvadorada aufbrach, verbrachte in den Sommer auf Sulani. Meine Eltern freuten sich ein Loch in den Bauch, mich wieder bei sich zu haben. Obwohl ich in den bisherigen Semesterferien immer mal wieder mehrere Wochen am Stück Zuhause gewesen war, hatte ich selten die ganze Zeit dort verbracht, weil ich genauso viel Zeit an der Uni geblieben war. Nachträglich stellte sich ein schlechtes Gewissen bei mir ein. Meine Eltern waren nicht die Jüngsten und seit Lark ausgezogen war vermutlich auch oft alleine.

Felinger Legacy - Seite 11 11-03-15


Als ich mit meinem Bruder darüber sprach, lachte er nur. „Mom ist gerne nur mit Dad und Ollie im Haus oder macht Spaziergänge. Davon abgesehen schmeißt sie mindestens einmal im Monat eine Kava-Party und da kommt mittlerweile die halbe Insel.“ Er sagte es nicht ohne Stolz.  „Und Dad geht jeden morgen joggen und trinkt dann seinen Kaffee an der Bar und redet dort mit Onkel Uko. Alana und er sehen Mom auch fast jeden Tag.“
Lark zuckte mit den Schultern. „Du siehst, kein Grund sich Sorgen zu machen.“
„Klingt eher so als sei ich überflüssig.“
„Nein, nein Lini, so darfst du es auch nicht sehen. Die beiden vermissen dich schon und würden dich gerne auch hier auf der Insel sehen.“ Entweder weil er wirklich an unsere Eltern dachte, oder weil er mir etwas Gutes tun wollte, fuhr er fort: „Vielleicht kannst du ja nach deinem Abschluss wieder hier herziehen.“
„Sulani hat genug Taxifahrer.“
Lark bedachte mich mit einem irritierten Blick. Ich winkte ab und wendete meinen Blick aufs Meer. Im Gegensatz zu Lark war ich nicht so fest verwurzelt auf Sulani, aber ich musste zu geben, dass ich meine Heimat nach wie vor vermisste, wenn ich an der Uni war. Andererseits vermisste ich auch die Uni, wenn ich hier war. Das Lernen, der akademische Austausch gefielen mir. Und das mich dort nicht jeder und seine Mutter kannten. Ich war erst seit ein paar Tagen auf der Insel und hatte seitdem schon meine ehemalige Schulleiterin, Waschlappen-Hinata und gefühlt meine halbe Abschlussklasse getroffen. Außerdem einen Haufen Leute aus dem Kindergarten, der Grundschule, dem Supermarkt, der Bibliothek und der Arztpraxis, die mich alle kannten seit ich ein Kleinkind gewesen bin. Irgendwie was das ganz nett, aber ich kam nicht umhin mich gelegentlich etwas beobachtet zu fühlen. Oder auch sehr …

Felinger Legacy - Seite 11 11-03-16


Larks Worte ließen mich die nächsten Tage sehr grübeln. Klar, auf dem Campus oder in unserem Wohnheim, kannte ich auch viele Leute zumindest vom Sehen, aber es war nicht ganz so … familiär. Und wenn mich da einer beim Flirten, Tanzen oder betrunken sah – so what? Selbst Professor Rheinfrank hatte mich schon beim Poussieren in der Karaokenacht in der Studentenkneipe gesehen – ich dafür seine schmerzhafte Version von „Take on me“ vernommen. Unser beider Reaktion auf den anderen: Ein Nicken oder ein kurzer Gruß. Und man sah großzügig über so etwas hinweg. So wie ich über Julies Männerbesuch über Nacht oder sie über meinen Panikschwangerschaftstest, der zum Glück negativ war. Hier auf Sulani? Puh… Die meisten Sulanis waren keine Lästermäuler im bösartigen Sinne, aber mein Bruder, meine Eltern oder meine Freunde würden jeden Auftritt in der Karaokebar mithören – oder eine sehr genau Schilderung vernehmen. Zum Glück gab es hier keine Karaokebar. Und aufs Rumpoussieren würde ich wohl ein paar Wochen verzichten können…

Felinger Legacy - Seite 11 11-02-10


Davon abgesehen – was sollte ich mit meinem Master in Geschichte bitte hier? Sulani hatte keine Uni, nur ein kleines Community College, das keine Geschichtskurse anbot. Und bevor ich freiwillig an die Schule zurückging und dort Teenagern Geschichte beibrachte, würde ich einen Besen fressen. Dann wäre ich am Ende noch eine Kollegin vom Vertrauenslehrer! Nee, danke! Meine Jobauswahl war mit meinem Fach beschränkt genug, da musste ich mich nicht noch regional beschränken. Ich würde vermutlich nicht wieder nach Sulani ziehen, wenn ich mit dem Studium fertig war.
Diese Erkenntnis kam mir auf einer Party bei Uko und Alana. Ich sprach mit meinem Cousin Stuart, der zu Besuch war. Er erkundigte sich nach meinem Studium und schließlich fragte auch er, ob ich nach dem Abschluss wieder auf die Insel ziehen würde. Ich blieb in meiner Antwort vage und lenkte das Thema auf die Länge seines Besuchs. Als er genauso vage blieb und einen unsicheren Blick zu Alana schielte, musste ich mir ein Grinsen verkneifen und holte uns stattdessen einen neuen Becher Kava.

Felinger Legacy - Seite 11 11-05-10
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Fr Dez 30, 2022 11:34 pm

Kapitel 7

Kurz bevor ich nach Selvadorada aufbrechen sollte, schleppte Joey mich zu einer Party bei einem Bekannten. Angeblich sollte seine derzeitige Angebetete dort auftauchen und Joey wollte  … keine Ahnung, was er wollte, er würde ja doch nicht den Mund aufbekommen. Vielleicht sollte ich ihn doch Julie vorstellen. Die würde das Reden für beiden übernehmen.
„… und dann bleibst du einfach du selbst.“
Bevor wir ins Haus gingen, sprach ich Joey Mut zu. Er konnte ihn gebrauchen … Ich sprach leise, denn andere Gäste gingen an uns vorbei und musste Joey nicht noch mehr blamieren, als er es selbst tat. Aus dem Augenwinkel sah ich ein mit vage bekanntes Gesicht, doch bis mein Hirn geschaltet hatte, war der Simo bereits im Eingang verschwunden.
„War das etwa Erik?!“
Joey zuckte mit den Schultern. „Ja, kann sein. Der ist im Sommer doch öfter hier.“
Und ich hatte ihn bisher nie gesehen. Doch ich sparte mir Joey darauf hinzuweisen. Er sah mich eh schon so an, als habe ich mich im Ton vergriffen. Ich verscheuchte den Gedanken an Erik, der sich besser in einer Prügelei schlug als Waschlappen-Hinata, und konzentrierte mich stattdessen auf Joey. „Bereit?“
„Nein.“ Er ließ sich trotzdem von mir ins Haus ziehen.

Felinger Legacy - Seite 11 11-06-10


Joey schlug sich besser als befürchtet, so dass ich ihn irgendwann aus den Augen ließ und mir etwas zu trinken suchte. Zum Glück war es keine reine Kava-Party. Ich mochte das entspannende Getränk dann und wann im familiären Rahmen, aber auf einer Party war mir mehr nach Alkohol – oder Kaffee, falls ich fahren musste. Das würde auf Sulani aber nie passieren, es sei denn ich würde nach dem Abschluss doch zurückkommen und eine Taxilizens erwerben…
Da Joey sich mittlerweile zu amüsieren schien, ließ ich meinen Blick schweifen, um die männlichen Exemplare unserer Spezies zu begutachten. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, während meines Aufenthaltes auf Sulani nicht zu flirten oder auf Tuchfühlung zu gehen, aber so langsam merkte ich, dass ich diese Art des Kontaktes doch vermisste.
Als ich endlich einen viel versprechenden Kontakt gefunden hatte und unser Gespräch, in noch viel versprechendere Richtungen ging, bemerkte ich aus dem Augenwinkel wieder einen blonden Schopf und musste mich zwingen, damit mein Gesichtsausdruck nicht meine Gedanken widerspiegelte. Erik-ich-prügele-mich-auch-mit-Mädchen-und-zwar-besser-als-Waschlappen-Hinata. Ich fand, ignorieren hatte etwas früher am Abend ganz gut funktioniert, also konzentrierte ich mich wieder auf mein Gegenüber und zauberte ein hinreißendes Lächeln auf mein Gesicht (zumindest hoffte ich das).
Blondie – äh Erik, schien das Memo, das ich ihn ignorierte und er das gefälligst auch tun sollte, nicht bekommen zu haben. Ganz im Gegenteil – der nahm den Austausch zwischen mir und ...tja, der Name war mir schon wieder entfallen, aber seine Locken waren großartig! - ziemlich genau wahr. Bleh, wie war das noch mit dem beobachtet werden auf Sulani?!

Felinger Legacy - Seite 11 11-06-11


„Linnet.“ Er sagte es wie einen Gruß. Ich blinzelte kurz zu Erik rüber und erwiderte „Erik.“, bevor ich meinem Lockenkopf weiter schöne Augen machte.
„Kann ich dich kurz sprechen?“
War der hartnäckig oder bekam er nicht mit, dass ich ihn ignorierte?!
Lockenkopf war jetzt etwas irritiert und sah zu Erik. Dann erhellte sich sein Gesicht.
„Dude, schön dich zu sehen!“ Er umarmte Erik und wollte weiter plappern. Außer zum Locken tragen war der Kopf nicht für viel gut...
Erik unterbrach ihn freundlich und tauschte ein paar Nettigkeiten aus, bevor er auf mich deutete. „Ich leih mir Linnet ganz kurz aus.“
Und damit ergriff er meine Hand und zog mich durch das Wohnzimmer in einen Flur. Hatte der einen Todeswunsch? Als wir das letzte Mal in Streit geraten waren, hatte ich ihn ganz schön verprügelt. So blaues Auge- und aufgeplatzte Lippe-Style (ok, die aufgeplatzte Lippe hatte ich). Worum war es da eigentlich gegangen? Es war nicht so, als wäre ich von Anfang an unfreundlich zu Erik gewesen. Ich erinnerte mich noch, wie Lani und mich irgendein Erwachsener gebeten hatte, zu dem neuen Mitschüler freundlich zu sein. Er habe gerade seine Eltern verloren und lebte nun bei seinem Großvater. Ausgerechnet bei dem alten Butterfield, dem Hotelmogul, dem das größte Hotel hier auf der Insel und noch viele weitere weltweit gehörten. Kein Sulani mochte Butterfield, aber der Junge tat ihnen allen leid. Ich glaube, ich hatte versucht, nett zu Erik zu sein. So ganz sicher bin ich mir nicht mehr, aber ich bin – laut Joey – ja oft nicht nett (meistens will ich dann gar nicht nicht nett sein). Ich erinnere mich nur noch, dass wir uns irgendwann gegenseitig ziemlich beleidigt hatten. Meine Worte richteten sich gegen seinen furchtbaren Großvater und Eriks privilegierte Herkunft (verwöhntes Mistblag!), während er unser kleines Haus und die vermeintliche Arbeitslosigkeit meiner Eltern ansprach. Bleh, so dumm, wenn man heute zurückdenkt. Ich wusste doch, dass mein Dad Schriftsteller war und seine Bücher sich gut verkauften. Und Mom arbeitete aus Spaß und für befreundete Sulanis. Wir hatten genug, uns ging es gut! Warum stachen seine Worte dann so? Mittlerweile war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich mit seinen Worten meine Eltern beleidigt sah und es das war, was mich so wütend – und irgendwann explosiv gemacht hatte.


Felinger Legacy - Seite 11 11-06-12


Erik sah sich kurz um, ließ meine Hand dabei nicht los und führte mich schließlich in ein weiteres Zimmer. Mit ruhigen Bewegungen schloss er die Tür hinter uns.
Ich spürte wie es schon wieder in mir brodelte und holte tief Luft, um Erik etwas Unnettes an den Kopf zu schmeißen, doch er wies mit dem Kopf zurück ins Wohnzimmer.
„Du weißt schon, dass Locke nur eins im Kopf hat?“
„Äh, ja?! Das war ja Ziel der ganzen Interaktion.“ Ich verdrehte die Augen. Wenn Blondie jetzt meinte mich großväterlich behandeln zu müssen, war ein blaues Auge sein kleinstes Problem.
Erik zog die Augenbraue hoch – ja, genau eine und ich fühlte mich an Kiras Schilderung von Darrels Fähigkeit, genau eine Augenbraue hochziehen zu können erinnert. Ich hatte das – bis zu diesem Moment – immer ziemlich ansprechend gefunden. Jetzt erzürnte es mich.
„Ich glaube, da kannst du was Besseres haben.“
Ich konnte mich so gerade zurückhalten, nicht nach Luft zu schnappen und bevor ich richtig denken konnte, erwiderte ich: „Meldest du dich etwa freiwillig?“

Felinger Legacy - Seite 11 11-06-13
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Jan 01, 2023 8:29 pm

Kapitel 8

Woah, manchmal sollte man doch denken, bevor man sprach. Eriks Augenbraue wanderte noch ein Stück weiter nach oben und ich hätte ihm am liebsten sein überhebliches Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Er machte einen Schritt auf mich zu. Hob mein Kinn mit zwei Fingern an. Und küsste mich.
Erik küsste wesentlich besser, als jeder andere Sim. Sein überlegenes Grinsen hatte sich Blondie leider verdient.
„Sag einfach stop“, murmelte Erik, während er seine Arme um mich legt.
„Ich mache nie einen Rückzieher,“ erwiderte ich atemlos. „Ich bin gespannt, ob sich das hier lohnt.“
Er lachte heiser
.


Felinger Legacy - Seite 11 11-06-14


Und so führte das eine zum anderen – was soll ich sagen? Als Erik sich vor mir ins Wohnzimmer zurückstahl, hatte ich einen „Physical“-Ohrwurm. Erik schlug sich nicht nur in einer Schlägerei besser als jeder andere Simo zuvor.
Bleh …  Hatte ich das gerade wirklich gedacht. Und viel wichtiger, hatte ich das gerade wirklich getan? Bevor ich ernüchternde Schlussfolgerungen ziehen konnte, öffnete sich die Tür und Joey warf suchende Blicke um sich. Als er mich sah, atmete er erleichtert auf.


Felinger Legacy - Seite 11 11-06-15


„Man, ich dachte schon, du hast mich sitzen lassen!“ Er musterte mich von oben bis unten – ich musste noch reichlich derangiert aussehen. Schnell glättete ich meine Kleidung und band meine Haare neu zusammen.
„Alles ok?“, fragte Joey, der mich genau beobachtete.
Und obwohl er mein bester Freund war und mich vermutlich besser kannte, als ich mich selbst, beschloss ich mein kleines Intermezzo für mich zu behalten. „Klar. Ich hab mich nur etwas ausgeruht.“
Und obwohl das nun wirklich nicht zu mir passte, nickte Joey nur.
„Und bei dir? Wie läuft‘s mit ...“
Doch Joey winkte ab und murmelte etwas von Friendzone. Tja, im Westen nichts Neues … Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Mach dir nichts draus, sie ist hohl wie eine taube Nuss.“
Das munterte Joey nicht wirklich auf, aber er schien sich in sein Schicksal zu fügen, als ich ihn kurz darauf zurück zum eigentlichen Partygeschehen und der Bar leitete. Ich ignorierte sämtliche Blondschöpfe und betrank mich mich Joey.

Felinger Legacy - Seite 11 11-06-16


Den Rest meiner Ferien auf Sulani verbrachte ich brav. Blondie sah ich nicht mehr und ich mied es, über ihn nachzudenken oder mich zu erkundigen. Wenn Lark sich über das Butterfield-Hotel aufregte, hörte ich angestrengt weg, auch wenn ich die Essenz seiner Worte mitbekam: Das Hotel kaufte immer mehr Gelände auf und Lark sah das Naturschutzgebiet in Gefahr. Ich ließ ihn wüten, ohne dem ganzen viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Mi Jan 04, 2023 5:02 pm

Kapitel 9

Schließlich war es so weit und ich reiste nach Selvadorada. Am Flughafen wurde ich mit ein paar anderen Austauschstudenten abgeholt und in unser Wohnheim gebracht. Es drangen so viele Eindrücke auf mich ein, dass ich gar nicht wusste, wo mir der Kopf stand. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich zurecht fand und dann begann schon das Semester. Die Uni stellte jedem von uns einen Studenten aus Selvadorada zur Seite.
So lernte ich Jovan kennen. Er war einer der positivsten, freundlichsten und begeisterungsfähigsten Simos, die ich je kennenlernte. Sein freundlichen Wesen nahm jeden – sogar mich – schnell für sich ein. Ich begann ihn schnell richtig zu mögen.

Felinger Legacy - Seite 11 12-17-10


Jovan studierte Archäologie und spezialisierte sich auf die Blütezeit der Hochkultur der Omniscaner. Das war wirklich weit vor „meiner“ Zeit, aber ich hatte trotzdem einen Kurs darin belegt und so ließ ich mich fast genauso sehr davon faszinieren, wie von der Unabhängigkeitsbewegung, der Darrel angehört hatte. Jovan nahm mich mit auf die Ausgrabungsstätte der Uni, auf der auch Studenten buddeln durften. Das vorsichtige Freilegen von Artefakten war spannend und ich musste mich zwingen, nicht spontan meinen Master zu wechseln.
Mit Jovan verstand ich mich das ganze Semester über prächtig und ich hätte mir durchaus vorstellen können, mit ihm etwas mehr als nur Freunde zu sein. Doch er gab mir null Signale, die in diese Richtung gingen. Dem Studium auf spanisch zu folgen, war fordernd genug, so dass ich tatsächlich gar keine Anstrengung in dieser Hinsicht, weder bei Jovan noch bei anderen Simos, unternahm. Als ich Julie davon am Telefon berichtete, schwor sie, dass ich krank sein müsste, aber ich war einfach nur zu angestrengt vom Studium.

Felinger Legacy - Seite 11 12-17-11


Während ich in Britchester mittlerweile zu den besten Studenten gehörte und quasi Professor Rheinfranks Lieblings- und Vorzeigestudentin war, musste ich in Selvadorada schon ein bisschen mehr leisten. Da ich unbedingt ein zweites Mal dorthin wollte, gab ich mein Bestes. Ich kam nicht dazu, mich auf Darrels Spuren zu begeben und außer den üblichen Touristenattraktionen, die mit der Unabhängigkeit in Verbindung standen, und meinen Kursen, kam ich kaum damit in Berührung. Zwar fragte ich Jovan Löcher in den Bauch, aber es stellte sich heraus, dass ich mehr über die Unabhängigkeitsbewegung wusste als er als Einheimischer. Wir profitierten beide sehr von dem Wissen des anderen.
Nach ein paar Wochen gabelte ich eine streunende Katze auf dem Marktplatz auf. Hätte ich in Britchester einen Streuner ins Wohnheim geschmuggelt, wären die Samtpfote und ich achtkant rausgeflogen, aber in Selvadorada ging man damit wesentlich entspannter um. Zwar gab es ein offizielles Haustierverbot im Wohnheim, aber keiner kümmerte sich darum, dass die Hälfte aller Studenten eine Katze, einen Vogel (oftmals im doppelten Sinne) oder auch exotischere Mitbewohner hatte. Shelby, wie ich meine Streunerin nannte, lebte sich schnell ein und wich mir kaum von der Seite, wenn ich Wohnheim war. Sie kam mir oft entgegen, wenn ich nach der Uni heimkam und begrüßte mich maunzend. Bei dem Gedanken, sie zurücklassen zu müssen, brach mir schon im Vorhinein das Herz.

Felinger Legacy - Seite 11 12-17-12


Viel zu schnell ging das Semester um und ich würde zurück nach Hause reisen. Ich kaufte Shelby tonnenweise Katzenminze, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen und redete mir ein, dass Straßenkatzen Überlebenskünstler seien.
Doch ich hatte nicht mit Jovan gerechnet. Hinter meinem Rücken hatte er ein paar Fäden gezogen und präsentierte mir wenige Tage vor meiner Abreise eine Ausfuhrgenehmigung für Shelby. Ich sah ihn sprachlos an.
„Du hast sie so ins Herz geschlossen und sie mag dich auch so sehr.“ Er deute auf die Katze, die auf meinen Füßen saß und ihren Kopf an meinem Schienbein rieb. Jovan nicht aus den Augen lassend, streichelte ich Shelbys Kopf. „Du sollst sie mitnehmen können, ja?“
Mir fielen tausend Gründe ein, warum ich Shelby nicht mitnehmen konnte, aber eigentlich wollte ich sie mitnehmen! Julie und ich hatten schon abgemacht, dass wir im kommenden Semester in eine WG statt in ein Wohnheim ziehen wollten. Soweit ich wusste, hatte sie nichts gegen Katzen – zumindest nichts, was nicht mit einer Laktitzinfusion zu beheben war.
Jovans Blick ruhte auf mir und mir wurde klar, dass ich noch nicht entgegnete hatte. Ich strahlte ihn an. „Das ist  … ehrlich mir fehlen die Worte!“ Kam auch nicht alle Tage vor… Jovan lächelte und in diesem Moment bedauerte ich, dass ich nichts unternommen hatte, um ihm näher zu kommen. Er war wirklich attraktiv und hatte ein großes Herz. Meines machte einen kleinen Hüpfer und ich wurde auf einmal verlegen.
„Vielen Dank!“, brachte ich schließlich hervor und musterte meinen Knie. Shelby begann an meinen Schnürsenkeln zu kauen.
Jovan atmete erleichtert auf. „Du freust dich, ja?“
„Oh ja! Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht!“ Ich ergriff seine Hand und drückte sie. Jovans Lächeln wurde breiter. Er warf einen Blick auf unsere Hände. Seine Augen leuchteten und er beugte sich näher zu mir.
Shelby sprang auf meinen Schoß und drückte ihren Kopf gegen unsere Hände. Das Knistern, das gerade zwischen uns entstanden war, wurde von einer Ladung Fell beruhigt und wir mussten beide kichern – in einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung.


Felinger Legacy - Seite 11 12-17-13


„Und so bin ich an Shelby gekommen.“
Lani sah mich. Sie wirkte etwas enttäuscht, dass die Romanze, die sich vor ihrem inneren Augen schon entwickeln zu schien, so sang- und klanglos zum Erliegen gekommen war.
Ich zuckte mit den Schultern. „Was soll ich tun? Jovan ist meilenweit entfernt.“
„Stuart und ich haben auch ein Jahr eine Langzeitbeziehung geführt, bevor er nach Sulani gezogen ist.“
„Jaaa.“ Und ich hatte mir regelmäßig anhören können, wie schwer das doch war. Nun, wenigstens jetzt schienen die beiden sehr glücklich zu sein. Beide arbeiteten zusammen in einem Musikstudio und wohnten bei Onkel Uko und Alana. Absoluter Horror bei den Eltern bzw. Schwiegereltern in spe wohnen zu müssen, wenn man mich fragte, aber das tat zum Glück keiner. Aber Lani und Stuart sind glücklich, ging mir durch den Kopf, als ich sah, wie sich Lanis Gesicht erhellte, als sie eine Nachricht von Stuart las. Ich warf einen Blick zu meiner Katze und dachte an Jovan.

Felinger Legacy - Seite 11 12-17-14
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So März 19, 2023 11:43 am

Kapitel 10

Mein Masterstudium verging gefühlt wesentlich schneller als mein Bachelorstudium. Ich war konzentriert bei der Sache und mittlerweile so organisiert, dass ich schon zu Beginn eines Semesters eine To-Do-Liste mit den wichtigsten Terminen anlegte und ohne viel Stress durch die Kurse segeln konnte. Mit Jovan verband mich mittlerweile ein intensiver E-Mail-Austausch. Ich meinte zwischen den Zeilen zu lesen, dass er durchaus an einem Wiedersehen interessiert zu sein schien, so dass es mich nicht wunderte – aber trotzdem wie blöde freute – dass er mich mit einer Rose begrüßte, als ich das nächste Mal nach Selvadorada reiste. Das war in den Ferien vor meiner Abschlussprüfung und ich war nur für zwei Wochen dort. Wieder wandelte ich nicht auf Darrels Spuren, dafür aber umso mehr auf Armors Pfaden …

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-10


Im Gegensatz zu Lani machte mir eine Fernbeziehung nichts aus. Ich war ganz gerne allein mit Shelby. Julie wohnte offiziell zwar noch mit mir zusammen, aber sie hatte seit längerem einen Freund, bei dem sie meiste Zeit war. Da sie bereits die Uni abgeschlossen hatte, sahen wir uns wesentlich weniger häufig, auch wenn wir uns jeden Abend – egal was war – schrieben. Julies Nachrichten und Joeys Anrufe waren ein fester Bestandteil in meinem Tagesaublauf, daran änderte auch Jovans und unsere Beziehung nichts. Sollten wir zufällig facetimen, wenn Joey anrief, ging Joey vor, auch wenn ich versuchte es verbindlich zu halten. Jovan schien das gar nicht wahrzunehmen, aber gelegentlich meldete sich mein schlechtes Gewissen. Bei meinen Freunden – vielleicht mit Ausnahme von Joey, was aber auch an seinem mangelndem Erfolg auf dem Gebiet lag – ließen die Kontakte zu mir und den anderen nach, seit sie feste Beziehungen hatten. Selbst Julie und ich schrieben eben nur noch, statt stundenlang zusammen auf der Couch zu sitzen und zu quatschen oder um die Häuser zu ziehen. Für die anderen waren ihre Partner ein Stück wichtiger und ich hatte dafür Verständnis. Aber ich nahm auch wahr, dass ich es nicht so hielt und nun wunderte ich mich, ob ich die Beziehung zu Jovan vielleicht nicht so ernst nahm.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-11


Meinen Master schloss ich mit Bestnote ab (alles andere hätte mich auch endlos gefuchst) und ich hatte bereits einen Arbeitsvertrag als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Professor Rheinfrank, bei dem ich auch meine Doktorarbeit über die Bedeutung der Schmuggelrouten in der Unabhängigkeitsbewegung von Selvadorada schreiben würde. Natürlich hatte ich dafür einen längeren Aufenthalt in Selvadorada geplant, den ich mir durch die Arbeit bei einer Ausgrabung finanzieren würde. Man verdiente da weiß Simmer nicht viel, aber die Unterkunft und Verpflegung war inklusive und man hatte die Wochenenden frei. Ich buddelte echt gerne im Sand und hatte ein gutes Auge entwickelt, Artefakte im Dreck ausfindig zu machen und freizulegen. Und natürlich hatte Jovan mir die Stelle besorgt. Und natürlich würde er auch dort arbeiten. Er strebte zunächst keinen Doktor an, aber er wollte unbedingt eine tolle Entdeckung machen. Und er freute sich, gleich mehrere Monate mit mir Zelt an Zelt verbringen zu können. Schweren Herzens gab ich Shelby bei Julie ins Pflege, die mit ihrem Freund während meiner Abwesenheit das Haus hüten würde. Wenn ich nach einem halben Jahr wiederkommen würde, würden Julie und ihr Partner sich ein eigenes Haus suchen und ich wäre offiziell die einzige Mieterin. Tatsächlich freute ich mich schon darauf.
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So März 19, 2023 11:59 am

Kapitel 11

Sechs Monate.
Sechs Monate im Dreck wühlen, Artefakte freilegen, katalogisieren. Sechs Monate zelten unter freiem Himmel, im Dschungel, umgeben von wilden Tieren, Insekten. Sechs Monate nächtigen auf unbequemen Luftmatratzen und auf denen „Gymnastik“ weniger Spaß machten. Sechs Monate in denen Jovan jeden Tag um mich war und seine gute Laune und Fröhlichkeit mir schon so ein bisschen auf die Nerven gingen. Bleh, so gut gelaunte Sims konnten einen umbringen mit ihrer Fröhlichkeit. Aber irgendwie war er auch so gewinnend dabei, dass meine Ungeduld selten länger als ein paar Minuten anhielt. Zwar machte mein Herz selten so einen Hüpfer wie damals, als er mir ermöglicht hatte, Shelby mit nach Hause zu nehmen, aber ich war ihm sehr zugeneigt.
Jovan hatte mir bereits viel von seinem Bruder erzählt. Wenn Jovan schon so ein Gutsim und die pure Freundlichkeit war, musste der Knabe schon eine Steigerung ein, so wie Jovan von ihm schwärmte: intelligent, freundlich, loyal. Die beiden waren gemeinsam auf einem Internat unterrichtet worden. Jovans Bruder würde uns bei der Ausgrabung bald unterstützen. Er machte irgendwas mit Computern (nach wie vor wusste ich, wo das Ding anging, Papier war viel geduldiger) und hatte extra für Jovan eine Software weiterentwickelt mit der man Ausgrabungsstellen vermessen und die Funde einfacher katalogisieren konnte. 3D-Modelle konnte das Programm auch berechnen und an einen 3D-Drucker angeschlossen auch ausdrucken lassen. Klang ganz interessant, aber das Archäologie mehr ein Hobby als eine Berufung war, hörte ich nur mit halbem Ohr zu.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-12


Zumal ich mittlerweile eine der Schmuggelrouten in der Nähe unserer Ausgrabung lokalisiert hatte. Das wäre für meine Neugier hinsichtlich Darrels Zeit hier und für meine kommende Doktorarbeit wichtig. Und so überzeugte ich Jovan, mich eines Wochenendes mit Campingausrüstung in den tiefsten Dschungel zu begleiten und den Weg zu einem alten Omniscan-Tempel zu suchen. Dort hatte Darrel Freiheitskämpfer und Waren versteckt. Außerdem sprach er in seinen Aufzeichnung von einem geheimen Bericht, den er dort hinterlegt hatte. Er machte nur vage Andeutung, aber Kira hatte an einer Stelle dazu geschrieben, dass es zu dem passe, was Jonas gesagt habe. Super mysteriös!
„Allein für diese Aussicht lohnt sich der Ausflug, ja?“ Jovan ließ den Blick schweifen und ergriff meine Hand.
Ein Wasserfall. Ja, es war schon ein Naturschauspiel, aber wenn mich nicht alles täuschte mussten wir noch ein ganzes Stück weiter nach Osten wandern. Ich wollte gerade nach der Karte in meiner Hosentasche greifen, als Jovan mich plötzlich in einen sehr leidenschaftlichen Kuss zog. Ich war etwas überrascht, sonst war er mehr so von der Blümchensex-Fraktion, aber der Wasserfall schien ihn zu beflügeln und mit blieb tatsächlich die Luft weg. Dann sah er mir tief in die Augen.
„Linn, mein Herz.“
Der hatte es aber auch mit seinen Herzenssachen. Mit schoss durch den Kopf, dass er mir vermutlich seine Liebe gestehen würde. Es ließ mich seltsam kalt.
Als die Worte denn auch tatsächlich erfolgten, lächelte ich ihn an und küsste ihn überschwänglich zurück, um einer direkten Antwort entgehen zu müssen. Ich ließ eins das andere folgen – ob wir jetzt hier Rast machten oder später, war nun auch egal. Besser als ihm eine Antwort geben zu müssen …

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-13


Als wir weiterzogen, wurde der Dschungel dankenswerterweise so dicht, dass wir uns mit den Macheten durchschlagen mussten und kaum Luft zum Reden hatten. Ich legte ein strammes Tempo vor und Jovan hatte seine liebe Mühe mitzuhalten. Als wir schließlich am Tempel ankamen, blieb ihm einmal mehr die Luft weg und er wusste gar nicht, wo er anfangen sollte, Fotos und Aufzeichnungen zu machen. War das die Entdeckung, auf die er gewartet hatte? Ich parkte Jovan an einer vielversprechenden Stelle und schlug vor, dass er eine Probeausgrabung beginnen sollte, während ich einen guten Platz für unser Zelt suchen würde. Er schien alles um sich herum zu vergessen – den Wasserfall, sein Liebesgeständnis, die Tatsache, dass wir im tiefsten Dschungel waren – und begann seine Ausrüstung zu sortieren.
Ich wartete einige Minuten um sicherzustellen, dass Jovan vertieft genug war, um mein Verschwinden nicht zu bemerken, bevor ich zielstrebig einen der geheimen Eingänge aufsuchte, von denen Darrel geschrieben hatte. Über die Jahre hatte ich fast alles darüber auswendig gelernt und so fand ich den Eingang trotz der seit Ewigkeiten wuchernden Vegetation schnell. Mit ein paar Handgriffen schaltete ich den Weg frei und verschloss die Tür sorgsam hinter mir.
Erst als ich die Luft mit einem Mal ausstieß, fiel mir auf, dass ich sie angehalten hatte. Der Gang vor mir wurde nur durch meine Taschenlampe erleuchtet. Es roch ein bisschen abgestanden, aber wesentlich weniger alt und muffig, als ich es erwartet hatte. Die allgegenwärtigen Geräusche des Dschungels waren wie abgeschnitten und ich hörte nichts als meinen eigenen Herzschlag.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-14
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Di März 21, 2023 8:11 pm

Kapitel 12


Das Klopfen meines Herzens beschleunigte sich, als mir bewusst wurde, dass ich mutterseelenallein in einem uralten, geheimen Zugangstunnel zu einem noch viel älteren Tempel stand. Zwar hatte ich die Möglichkeiten den Tempel zu betreten und zu verlassen auswendig gelernt, aber plötzlich wurde  mir doch ein bisschen mulmig zu mute. Vielleicht hätte ich Jovan mitnehmen sollen? Aber dann hätte ich ihm das Geheimnis verraten müssen…
„Reiß dich zusammen, Linnet“, sprach ich mir selber Mut zu. „Du bist eine Felinger, eine direkte Nachfahrin von Darrel und Kira. Also Arschbacken zusammenkneifen!“ Meine Stimme hallte von den Wänden wieder und nahm eine fast schon gespenstische Klangfarbe an. Urgs...
Ich atmete noch einmal tief ein und aus, dann begann ich mich langsam voran zu tasten. Meine Lampe schalte ich in den niedrigsten Modus, um den Akku zu schonen.

Die Gänge waren leer und schmucklos. Trotzdem bewunderte ich das Mauerwerk, dass die Omniscaner hinterlassen hatten. Fugenlose, glatte Wände leiteten mich in einen Raum, in dem wie erwartet drei Wächterfiguren mit Speeren und Schilden standen. Ich leuchtete den Raum aus und suchte nach Hinweisen, dass ich im richtigen Raum war. Ja, unten in einer Ecke fand sich eine klitzekleine Markierung. Da hier keine Wettereinflüsse vorlagen, war sie nicht verwittert, nur etwas Staub hatte sich abgesetzt. Mit den Fingern fuhr ich die Markierung langsam nach und in meinem Kopf hörte ich Darrels Stimme – zumindest so, wie ich sie mir vorstellte – der beschrieb, wie er diesen Tunnel ursprünglich genutzt hatte, um Kunstgegenstände zu lagern, die er gewinnbringend ins Ausland geschmuggelt hatte bevor er sich der Unabhängigkeitsbewegung angeschlossen hatte. Kiras Kommentare dazu waren, dass er da schon seinen guten Kern gehabt haben musste. Wie jedes Mal, wenn ich über die Gegensätzlichkeit der verschiedenen Leben von Darrel nachdachte, musste ich schließlich mit den Schultern zucken. Ich würde meinen Vorfahren, so sehr ich ihn bewunderte, nie verstehen können. Aber hier, hier hatte er einst gestanden, so wie ich jetzt, und hatte diese Markierung in die Wand geritzt. Wow.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-15


Mich haute wirklich nicht viel von den Socken (spontan würde mir nur eine Sache einfallen, über die ich seit Längerem nicht nachgedacht hatte und das war das Intermezzo mit einem bestimmten blonden Simo), aber als plötzlich eine Stimme ertönte, wäre ich fast in Ohnmacht gefallen. Ich fuhr herum und ließ dabei fast die Lampe fallen. Doch ich sah niemanden. Mein Herz, dass andächtig still geworden war, als ich an Darrel gedacht hatte, begann so heftig zu schlagen, dass ich dachte, es spränge mir gleich aus der Brust.
Die Stimme ertönte erneut, aber ich verstand die Worte nicht. Schließlich identifizierte ich die Sprache aber als eine uralte Form des Omniscanischen. Etwas beruhigt zwang ich mich entspannt zu atmen. Der Tempelwächter. Darrel hatte ihm spanisch beigebracht und ich hoffte, erinnerte sich nach all den Jahren noch daran …
„Hey, ich bin eine Nachfahrin von..“, begann ich.
„Joooo, Schwester, alles klar!“ Die Stimme wechselte so schnell ins Spanische, dass mein Herz erneut drohte aus meiner Brust zu hüpfen. Bleh, ich würde hier noch einen Herzinfarkt erleiden.
„Ich erkenne dich. Der Weg ist für dich frei – wenn du die richtigen Kombinationen kennst, versteht sich, Schwester.“
„Ähm … ok?“ Ich trat an die Wächterfiguren heran. „Woran hast du mich erkannt? Und was hat es mit der Schwester auf sich?“
„Deine Essenz.“ Als würde das alles erklären. Ich zuckte mit den Schultern – Darrel, Kira und Jonas hatten es irgendwie auch immer mit der Essenz. Und tatsächlich war es mit ein Grund, warum ich hier war.
„Meine Essenz?“
„Ja, sie ist wie die, von dem, der vor dir hier war. Dein Vatervater.“
„Tatsächlich etwas mehr als Vatervater.“ Ich bewegte vorsichtig die Glieder der Figuren, um sie so anzuordnen, wie Darrel es notiert hatte.
„Ich weiß, Schwester.“
„Schwester?“, erinnerte ich an meine zweite Frage.
„Alle Sims sind Brüder und Schwestern.“
Ähm ja. Erzähl das mal den Sims, die sich überall auf der Welt die Birne einschlugen. Das tat ich … ok, gelegentlich auch.
„Schwester, ich weiß auch, was du suchst und ich habe nachgedacht.“
So ganz sauber tickt der Tempelwächter nicht, ging mir durch den Kopf.
„Ich finde es gut. Und deswegen werde ich auch dafür sorgen, dass die da oben es nicht rausfinden.“
Ich hielt in der Bewegung inne und sah mich um. Der Wächter war körperlos, dass wusste ich, aber ich hätte ihn jetzt wirklich gerne angesehen, einfach um einen Halt zu haben, während ich das Gefühl hatte, dass sich plötzlich alles drehte. Die da oben?!? Sämtliche Alarmglocken schrillten los.
„Ich … ich dachte“ Ja, was dachte ich eigentlich? Dass die Tomatenstory meines Vaters alle Probleme gelöst hatte?
„Ich dachte, die Beobachter-Bedrohungen sei erledigt?“ Ich schaffte es meine Stimme fest klingen zu lassen und fuhr mit meiner Arbeit fort, als habe ich nicht so eben eine Hiobsbotschaft erhalten.
„Keine Sorge, Schwester.“ Der Tempelwächter materialisierte ich als Lichtball über meinem Kopf. Es war so hell wie eine kleine Sonne und ich erinnerte mich, dass Darrel es genauso beschrieben hatte. Ich schaltete meine Taschenlampe aus und brachte das letzte Fingerglied in Position.
Schwerfällig und knirschend schob sich die Wand, die keine war, zur Seite und gab den Blick auf eine Treppe, die nach unten führte frei. Mit meiner persönlichen Sonne im Gefolge betrat ich die erste Stufe.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-16


„Die Beobachter-Bedrohungen ist eigentlich behoben“, bestätigte der Wächter.
„Aber?“
„Schwester, die sind nie zufrieden. Die meisten Nicht-Sims, die in unseren Welten rum geistern, sind nicht zufrienden. Ihr Sims ja auch nicht immer.“
Richtig viel Sinn machten seine Worte nicht. Vor allem machten sie mir Angst – ein Gefühl, das ich extrem selten verspürte.
„Es könnte sein, dass sie euch immer noch im Auge behalten. Sollte dein Vorhaben gelingen, werden sie vermutlich aufmerksam werden.“
Wir waren am nächsten Rätsel angekommen und ich zückte mein Notizbuch. Zwar hatte ich alles auswendig gelernt, aber wenn ich hier Mist baute, würde es tödlich enden.
„Hast du auch Ratschläge neben deinen ganzen düsteren Voraussagen?“
Es schien mir, als kicherte der Wächter. „Ich hätte einen für dein Privatleben.“
„Und woher zum Simmer weißt du was über mein Privatleben?“ Ich hielt in meinem Tun inne und stemmte die Arme in die Hüfte. „Das geht dich auch mal so gar nichts an!“
„Wie du meinst, Schwester. Du machst ja eh, was du willst.“
Während ich die Schalter auf den Feuerschalen hoffentlich in der richtigen Reihenfolge betätigte, wunderte ich mich, woher ein körperloses Tempelwächter, den ich seit ein paar Minuten kannte, so viel über mich zu wissen schien. Vielleicht war das ja auch nur ein Trick von ihm?
„Liegt an deiner Essenz Schwester. Ich kann die lesen und damit dein Leben.“
„Ja, ne, ist klar.“ Ich warf meiner kleinen Sonne einen schrägen Blick zu. „Ich meinte aber eher Ratschläge bezüglich du weißt schon wem.“ Ein bisschen creepy war der schon. Als nächstes würde er vermutlich fragen, ob er mein bester Freund sein könnte – eine Frage, die mich immer maßlos peinlich berührte, wenn sie von anderen Sims kam (und irgendwie meinten ein Haufen Leute regelmäßig das fragen zu müssen).
Doch der Wächter fuhr ungerührt fort: „Sollten sie sich bewegen kannst du eh nichts machen, als zu reagieren. Du wirst schon einen Weg finden. So ganz frei können sie eh nicht handeln.“
Die Feuerschalen flammten mit einem Mal auf. Puh, alles richtig gemacht! Eine weitere falsche Wand öffnete sich und gab den Blick auf eine Truhe frei. Meine Wächter-Sonne und ich gingen darauf zu.
„Wahrscheinlich würden sie gegen dich und andere Felingers so wie so nichts tun.“
Ich schob den schweren Deckel der Steintruhe zu Seite. Die Truhe war leer. Bis auf ein kleines, ledergebundenes Buch. Mit angehaltenem Atem nahm ich es heraus, bevor ich den Deckel zurück schob.
„Aber wenn es dir gelingt, die Essenzen von Kira und Darrel wieder zusammenzusetzen, so dass sie wiedergeboren werden können, dann werden die Beobachter zumindest extrem neugierig, Schwester.“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Fr März 24, 2023 9:09 pm

Kapitel 13

„Es ist unglaublich, wie unberührt diese Stelle ist!“
Noch vollkommen betäubt von meinem Ausflug in den Tempel – und dem Gespräch mit Sunny, wie ich den Wächter in Gedanken getauft hatte – war ich zurück zu Jovan gestolpert, Darrels Notizbuch fest in der Innentasche meiner Weste verstaut.
Jovan schien mich nicht im geringsten vermisst zu haben, dabei war ich stundenlang im Tempel unterwegs gewesen. Danach hatte ich noch schnell das Zelt aufgebaut, damit Jovan sich nicht wunderte, wo ich mich die ganze Zeit herumgetrieben hatte. Meine Sorge schien aber völlig überflüssig, Jovan war gefesselt von seiner Probegrabung.
„Woher wusstest du, wie wir diese Stelle finden?“
„Hab ich im Tagebuch eines Schmugglers gelesen. Als ich für meine Doktorarbeit recherchiert habe.“ Es war doppelt nicht gelogen: Neben Darrels Aufzeichnungen hatte ich noch eine andere Quelle gefunden, in der auf diesen Tempel Bezug genommen wurde. Und auf Darrel. Und im Gegensatz zu den Aufzeichnungen meiner Familie war diese Quelle nicht geheim und ich plante sie für meine Doktorarbeit auszuschlachten. „Es war mehr eine wilde Vermutung – du weißt, man kann sich nicht immer auf alle Quellen verlassen.“
Jovan machte ein paar zustimmende Geräusche und vertiefte sich wieder in seine Probegrabungen. Neben ihm lag ein Notizblock, auf dem er schon verschiedene Überlegungen notiert hatte. Jovan würde alles tun, um an dieser Ausgrabung teilhaben zu können.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-17


Ich war erleichtert, dass der Fund ihn so sehr ablenkte. So konnte ich meinen eigenen Gedanken nachhängen. Das neu gefundene Notizbuch von Darrel sollte viele Thesen zur simlischen Essenz enthalten und es mir ermöglichen, die Essenzen meiner Vorfahren ausfindig zu machen und ihnen zu ermöglichen, wiedergeboren zu werden. Wenn man  an die Aufzeichnungen von Kira und Darrel heranging, ohne die ganze Zeit an die Beobachter-Problematik zu denken, wie meine Vorfahren, stellte man recht schnell fest, dass sie ziemlich viele Hinweise über die Essenzen hinterlassen hatten. Darrel traute ich zu, dass es Absicht war, bei Kira war ich mir nicht so ganz sicher …

Als ich angefangen hatte, die Aufzeichnungen zu lesen, war ich zunächst nur von Darrel und seiner Zeit als Schmuggler fasziniert. Je älter ich und je geübter ich bei der Recherche und Analyse von Quellen  geworden war, desto mehr fiel mir auf, was es alles zwischen den Zeilen zu lesen gab und wie viel sich versteckte. Übrigens nicht nur bei Darrel und Kira. Aber ein Rätsel nach dem anderen…
Ich bereitete uns etwas zu essen zu und zwang Jovan eine Pause zu machen. Während er sein Essen geistesabwesend in sich rein schaufelte, sprach er ohne Punkt und Komma. Ich lächelte. Seine Begeisterungsfähigkeit war wirklich herzerwärmend und machte ihn so liebenswert.
Liebenswert. Ich dachte über das Wort nach, während Jovan weitersprach.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-18


Jovan ließ sich nur schwer vom Tempelgelände losreißen, aber er wusste, dass wir wieder zurück mussten – vor allem, damit er unsere Entdeckung bekannt machen konnte. Ich hatte keinerlei Bedenken – Sunny würde den geheimsten Teil des Tempels gut sichern und den größten Schatz, das Notizbuch, hatte ich ohnehin gesichert. Aber auch das Außengelände und der obere Teil des Tempels würden archäologische Sensationen beinhalten, die die Selvadoradaner gerne wieder entdecken durften. Den Rückweg über bestritt Jovan fast allein das Gespräch und ich steuerte nur die ein oder andere Überlegung hinzu. Mein Schweigen schien Jovan nicht zu stören und ich war froh, meine Gedanken für mich behalten zu können.
Nachdem wir zurückgekehrt waren und ich Jovan noch davon überzeugen konnte, dass wir uns frisch machten, standen wir auch schon im Zelt des Ausgrabungsleiters. Jovan platzte wie ein Kind mit dem Fund heraus und die folgenden Stunden schilderten wir, wie wir den Ort gefunden hatten und was wir bereits dokumentiert hatten. Ich überließ Jovan das Reden und erklärte nur brav den Ursprung meiner Vermutung. Kurz darauf brach hektische Betriebsamkeit aus. Ich zog mich zurück und überließ alles weitere Jovan und dem Ausgrabungsleiter.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-19


Am nächsten Tag hatte sich die Aufregung schon etwas gelegt, auch wenn Jovan und der Ausgrabungsleiter morgens in die Stadt gefahren waren, um dort Anträge und ähnliches in die Wege zu leiten. Da es inzwischen Montag war, ging ich zu dem mir zugewiesenen Grabungsabschnitt und machte mich an die Arbeit. Ich vertiefte mich in die Ausgrabung und versuchte es als Meditation zu verstehen und alle Gedanken, die wie ein wild gewordener Bienenschwarm in mir schwirrten, zur Seite zu schieben.
Ich war ziemlich erfolgreich mit meiner Therapie. Am Abend hatte ich das Gefühl, dass ich das schon alles in den Griff bekommen würde. Egal, was mich mit Jovan, den Essenzen oder den Beobachtern noch erwartete. Oh, und meine Doktorarbeit würde ich auch schnell nebenbei schreiben…
„Linn!“ Jovans Stimme schallte über den Ausgrabungsplatz.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie es dunkel geworden war. Die meisten anderen hatten schon aufgehört zu arbeiten.
Ich winkte Jovan, der wild winkend vor unseren Zelten stand und übers ganze Gesicht strahlte. Dann räumte ich meinen Arbeitsplatz auf und deckte alles ab, bevor ich zu Jovan ging. An unserem Tisch saß eine weitere Person und ich erinnerte mich, dass Jovans Bruder an diesem Tag anreisen sollte. Großartig, zu einem völlig überdrehten Jovan noch einer von der Bagage …
Jovan begrüßte mich mit einem stürmischen Kuss auf den Mund, bevor er mich zu seinem Freund herumdrehte. „Linn, ich freu mich so, dass du endlich ...“

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-20
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa März 25, 2023 12:50 pm

Kapitel 14

„Erik.“
„Linnet.“
Wir nickten einander zu und ich dachte, dass der liebe Simmer ein schrägen Sinn für Humor haben musste.
Jovan brauchte ein paar Atemzüge, um sich zu fangen. „Ihr kennt euch?!“
Ich nickte, während Erik erklärte, dass wir kurzzeitig auf Sulani zusammen zur Schule gegangen waren. Kein Wort von der Prügelei  - oder unser Wiedersehen auf der Party vor ein paar Jahren.
„Ich wäre nur nicht darauf gekommen, dass deine Linn Linnet sein könnte.“
„Und dass dein „Bruder“ eher ein Bro statt eines richtigen Bruders ist.“
Doch Jovan grinste nur wie ein Honigkuchenpferd. Er schien sich ehrlich zu freuen, dass wir uns kannten, so als wären Erik und ich alte Freunde. Ich erklärte mich bereit, das Essen aus dem Hauptzelt zu holen, so dass sie beiden erst mal in Ruhe quatschen konnten. Und ich den Bienenschwarm im meinem Kopf zur Ruhe bringen konnte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-21


Als ich etwas später mit Fleischspießen, Brot und Sauce zurückkam, waren die beiden Simos in ein angeregtes Gespräch vertieft. Erik sprang auf und nahm mir das Tablett ab, so dass ich den Tisch decken konnte. Er beglückwünschte mich zur Entdeckung des Tempels. Ich winkte ab.
„Worüber habt ihr gesprochen?“, erkundigte ich mich.
„Jovan und ich haben überlegt, wie wir Cyriacus am besten für die neue Ausgrabung einsetzen können.“ Auf meinen fragenden Blick hin, fuhr Erik fort: „Cyriacus ist die Software, die ich für Archäologen weiterentwickelt habe. Es gab vorher schon Scanneranwendungen und Katalogisierprogramm, aber meine Software führt die verschiedenen Funktionen zusammen und lässt sich auf den meisten Tablets oder Smartphones installieren, weil ich die Speicherfunktion optimiert habe.“
Ich nickte, als ob ich ihn verstehen würde und schob meinen Spieß auf dem Teller herum. „Kommt dein Interesse daran nur durch deine Freundschaft zu Jovan?“
Besagter Freund sah strahlend zwischen uns hin und her.
Erik nickte. Er sah zu Jovan und lächelte ihn an. „Jovan hat mein Neugier auf die omniscanische Kultur geweckt, als er in der Schule angefangen hat, sich dafür zu begeistern. In den Ferien haben wir das erste mal eine Ausgrabungsstelle besucht und da fiel mir schon auf, dass man bestimmt digitale Unterstützungsmöglichkeiten entwickeln kann.“
„Natürlich gab es die schon, ich habe das Rad nicht neu erfunden. Ernsthaft damit beschäftigt habe ich mich aber erst nach der Schule damit.“
„Erik hat ein Start-Up für 3D-Anwendungen.“
Das hatte Jovan mir schon ein paar Mal erzählt, also nickte ich. Die Simos erklärten mir, wie die Cyriacus-Softare funktionierte, aber ich verstand nur die Hälfte und gab mir auch keine Mühe, es zu verstehen. Erik schien es zu bemerken, denn er warf mir einen verständnisvollen Blick zu, während sich Jovan in den Vorteilen und Möglichkeiten der Anwendung für die neue Ausgrabung erging. Eriks Blick irritierte mich maßlos. Als hätte ich gerade nicht genug im Kopf…

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-22


Da ich das Essen geholt hatte und Erik sein Gast war, brachte Jovan das Geschirr zurück, so dass Erik und ich einen Moment allein waren. Wir sahen uns schweigen an und ich überlegte fieberhaft, ob und was ich sagen sollte. Alles war einfacher, als wir uns geprügelt hatten.
„Möchtest du lieber Linn genannt werden als Linnet?“, fragte Erik schließlich wie aus heiterem Himmel.
Ich starrte ihn an und musste dann über die Absurdität der Situation lachen. Wie wahrscheinlich war es bitte, dass ausgerechnet Erik und ich uns im Dschungel über den Weg liefen? So irritiert wie ich zunächst geguckt haben musste, so irritiert sah nun Erik zu mir. Doch dann zuckten seine Mundwinkel, so als sei ihm der gleiche Gedanke wie mir gekommen. Als er ebenfalls lachen musste, verstummte ich und mir wurde klar, dass ich Erik noch nie lachen gehört hatte. Es passte besser zu ihm, als ich es vermutet hatte.
Bevor wir weiter sprechen konnten, kam Jovan zurück. Er freute sich, dass wir uns amüsierten und bald erzählten die Simos von ihrer Zeit auf dem Internat. Einen Teil der Geschichten kannte ich schon von Jovan, doch mir war nie klar gewesen, dass sein Kompagnon Erik gewesen war. Ich beobachtete die Simos während ihren Erzählungen genau. Auch Erik schien Jovan ehrlich zugetan zu sein und ich bekam ein bisschen das Gefühl, dass die beiden sich wirklich als Familie begriffen. Das irritierte mich im ersten Moment, weil es nicht zu dem Bild passte, dass ich mir bisher von Erik gemacht hatte. Kurz schweiften meine Gedanken zu unserer Begegnung auf der Party. Als Erik mich genau in diesem Moment ansah, wäre ich vermutlich knallrot geworden, wenn ich zum Erröten neigen würde.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-23


Etwas später am Abend verabschiedete ich mich in mein Zelt mit dem Hinweis hundemüde zu sein. Ich hörte die beiden noch weiter am Tisch sitzen und in Erinnerungen schwelgen, während ich Joey schrieb. Unseren täglichen Anruf hatten wir bereits morgens getätigt, aber ich musste ihm unbedingt schreiben, dass Erik hier war. Von dem kleinen Party-Intermezzo wusste er zwar nach wie vor nichts, aber er erinnerte sich gut an die Prügelei. Unnötig zu sagen, dass Joey mich inständig bat, keinen Streit anzufangen, weil er keine Lust hatte mich im südsimerikanischem Knast zu besuchen.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-24


„Linnet.“ Eriks Stimme war so leise, dass ich ihn kaum hörte. Sein Schatten zeichnete sich vor meinem Zelt ab.
Ich unterdrückte ein Seufzen und kroch zum Eingang. „Was ist?“ Ich warf einen Blick nach draußen und sah mich um. Erik war allein. Er hockte sich vor den Eingang und blickte mich ernst an.
„Ich will nicht Jovans Herz brechen.“ Er leckte sich die Lippen und fuhr fort: „Deswegen wäre es besser, wenn wir unsere Vergangenheit für uns behalten würden.“
„Was? Ich darf ihm nicht erzählen, wie ich dich verprügelt habe?“
Eriks Augenbraue stieg in die Höhe und erinnerte mich an die Party – als hätte ich nicht eh verstanden, was er meinte. Sein Blick hielt den meinen fest. Bevor er sprechen konnte, sagte ich:„Keine Sorge. Ich behalte es für mich.“
Erik lächelte erleichtert und zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass ich ihm die Sorge um Jovans Herz abnahm und sein Mitgefühl mich irgendwie tief im Inneren berührte. War Erik so empathisch oder war er ein Soziopath, der das nur erfolgreich vorspielen konnte?
„Danke … Linn.“
„Ich mag Linnet lieber,“ rutschte es mir heraus.
Erik grinste. „Irgendwie dachte ich mir das.“ Er erhob sich. „Schlaf gut, Linnet. Wir sehen uns morgen.“

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-25
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa März 25, 2023 11:57 pm

Kapitel 15

Und wir sahen uns jeden Morgen für eine ganze Woche. Und jeden Mittag und jeden Abend. Ich war ein bisschen verwundert, dass Erik sich neben Jovan an die Ausgrabungen setzte und ihm professionell zu arbeitete. Ich ließ die beiden Simos die meisten unserer Gespräche bestreiten und fand heraus, dass die Freundschaft der beiden wirklich sehr eng war und auch Jovans Familie Erik quasi adoptiert hatte. Von seiner eigentlichen Familie war allerdings nie die Rede.
Nach der Woche war dem Antrag, eine neue Ausgrabung am Tempel zu beginnen, stattgegeben worden. Das war für Selvadorada-Verhältnisse sehr schnell und ich fragte mich, wer da seine Hände im Spiel hatte. Eriks Besuch neigte sich auch dem Ende zu. Er würde noch einen ersten Scan der neuen Ausgrabung machen und das Programm vor Ort einrichten. Für Jovan war klar, dass er und ich die Ausgrabungsstelle für die restliche Zeit meines Aufenthalts die Stelle wechseln würden. Und warum auch nicht? Vielleicht würde ich noch einmal mit Sunny sprechen können…
Dann allerdings tat Jovan etwas, dass ich überhaupt nicht erwartet hatte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-26


Er machte mir einen Antrag. Ich starrte den Ring mit dem riesigen Diamanten an und suchte nach Worten, während Jovan mich erwartungsvoll ansah.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-27


Was zum Simmer sagt man in so einer Situation? Ach ja, entweder ja oder nein… Bleh…
„Jovan.“ Ich legte meine Hand auf seine und zog ihn hoch. Mit seinem liebevollen Blick sah er mich weiterhin vollkommen ahnungslos an. Eriks Worte kamen mir in den Sinn, dass er Jovans Herz nicht brechen wollte. Ich schluckte und zwang mich zu sprechen.
„Jovan, ich kann das nicht. Ich bin nicht bereit für eine feste Bindung … und … und ich glaube, wir sind nicht die richtigen Sims für einander.“
Es dauerte einen Moment, bis Jovan meine Worte verstand. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch er schloss ihn wieder. Er sah auf den Ring, dann zu mir und schließlich senkte er den Kopf wie ein Hund, den man getreten hatte. Fieberhaft überlegte ich, was ich noch sagen konnte, um meine Worte weniger schlimm zu machen oder ihnen den Stachel zu nehmen. Aber wie konnte ich das tun?

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-28


„Ich verstehe.“, sagte Jovan, bevor ich die richtigen Worte gefunden hatte. „Dann ist es aus?“
Ich nickte nur, ein dicker Kloß in meinem Hals verhinderte, dass ich sprach.
Jovan atmete zitternd ein. Er mied meinen Blick und steckte den Ring in seine Hosentasche. Er blieb noch einen Moment stehen, so als habe der Korb, den ich ihm gegeben hatte, seine Motorik lahmgelegt. Doch dann drehte er sich im Zeitlupentempo und schlich zum Camp zurück.
Ich fand meine Stimme wieder. „Es tut mir leid, Jovan.“
Er blieb kurz stehen und wendete den Kopf halb zu mir, ohne sich jedoch ganz umzudrehen. Als ich nichts weiter zu sagen hatte, senkte der den Kopf wieder und setzte seinen Weg vor.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-29


Ich drückte mich durch die Schatten ins Camp zurück und vermied es anderen Sims zu begegnen, als ich beim Ausgrabungsleiter vorstellig wurde, um ihm mitzuteilen, dass ich auf der alten Ausgrabungsstelle bleiben wollte. Nachdem er das (dankenswerterweise ohne weitere Fragen) abgesegnet hatte, versteckte ich mich in meinem Zelt. Erst als ich sicher war, dass um mich herum alles schlief, verließ ich mein Zelt, um mich im Waschzelt bettfertig zu machen. Gerüchte machten hier schnell die Runde und ich hatte keine Lust mich zu rechtfertigen, warum ich diese Prachtexemplar von Simo nicht genommen hatte. Wie sollte jemals jemand verstehen, dass ich mir keine dauerhafte Partnerschaft vorstellen konnte? Erst recht nicht Jovan, so liebenswürdig, zugeneigt und fröhlich er war. Vielleicht war das ja auch das eigentliche Problem. Er war so anders als ich – und auf Dauer konnte das nicht gut gehen!
„Linnet.“
Eriks leise Stimme jagte mir einen Heidenschreck ein. Nicht nur, dass er mich überrascht hatte, ich ahnte, was jetzt kommen würde …

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-30


Doch bevor ich meine Arme verschränken und böse gucken und etwas nicht Nettes sagen konnte, fragte Erik: „Wie geht es dir?“
Ich starrte Erik einfach nur an. Dann zuckte ich mit den Schultern. „Solltest du nicht bei Jovan sein?“
„Er schläft.“ Erik zeigte mit dem Kinn zu Jovans Zelt. „Willst du zum Waschzelt? Ich begleite dich.“
Obwohl mit tausend pampige Antworten durch den Kopf gingen mit denen ich ihn sicher vergraulen würde, hielt ich den Mund und ließ zu, dass Erik mich zum Waschzelt begleite. Irgendetwas sagte mir, dass er mich alleine gelassen hätte, wenn ich darum gebeten hätte.


Felinger Legacy - Seite 11 12-25-31


„Auch wenn du diejenige bist, die Schluss gemacht hast, geht eine Trennung nicht spurlos an einem vorbei.“, nahm Erik das Gespräch wieder auf, als wir am Waschzelt angekommen waren. „Ihr seid lange zusammen gewesen.“ Erik schob die Hände in die Hosentaschen und sah zum Sternenhimmel. „Und du wirst deine Gründe haben, warum du seinen Antrag abgelehnt hast.“
„Wusstest du, dass er mir einen Antrag machen will?“
Erik nickte. „Und ich habe ihm davon abgeraten.“ Rasch hob er die Hände.
Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht gut genug für deinen Bruder, hm?“
Erik sah wieder zum Himmel und lächelte in sich hinein. „Das nicht.“ Er warf mir einen kurzen Blick zu „Du machst nur nicht den Eindruck, als würdest du bereit für eine solche Bindung sein. Oder auch nur der Typ dafür.“
Mit einem Mal war mir zum Heulen zumute und ich verspürte wieder den Kloß im Hals. Ich erinnerte mich an Jovans Liebesgeständnis vor ein paar Wochen und dass ich nie etwas ähnliches gesagt hatte. Ich mochte Jovan. Ich mochte ihn wirklich gern, aber ich konnte mir nicht vorstellen, mein Leben mit ihm zu verbringen.
„Und wie ich Jovan kennen, hat er das Thema vorher auch nie nur angeschnitten. Und ihr habt bisher eine Fernbeziehung geführt. Da wäre ein zu großer Schritt.“
Mir entrang sich ein Schluchzen und musste mir wohl oder über eingestehen, dass mir nicht nur zum Heulen zu mute war, sondern dass ich schon heulte. Erik nahm mich wie selbstverständlich in den Arm und rieb mir den Rücken, während ich über das Ende meiner ersten echten Beziehung weinte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-32


„Danke“, sagte ich, nachdem ich mich ausgeheult hatte. „Bitte pass auf Jovan auf, ja?“
„Das werde ich.“ Erik musterte mich. „Pass du auf dich auf.“
„Du weißt, dass ich mich ganz gut zur Wehr setzen kann.“ Ich hielt ihm meine Faust unter die Nase und grinste. Erik grinste zurück und stieß mit seiner Faust gegen meine. „Ich weiß, Linnet.“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So März 26, 2023 8:53 pm

Kapitel 16

Die restlichen Monate auf der Ausgrabungsstelle verliefen ohne weitere Aufregung. Die Gerüchte und die hinter meinem Rücken ausgetauschten Informationen und Lästereien verstummten bald. Aus dem was ich mitbekam, ließ ich mir nicht nur einen attraktiven, intelligenten und rundherum tollen Simo, sondern auch noch den Erben einer reichen und einflussreichen Politikerfamilie entgehen. Joey und ich waren uns einig, dass ich da noch mal Glück gehabt hatte. Feinfühligkeit war nicht gerade meine Stärke und ich wäre da vermutlich ziemlich angeeckt.

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-33


Auf dem Rückweg machte ich einen Abstecher nach Sulani. Ich beobachtete meine Eltern, Onkel Uko und Alana, aber auch Lark und Kai sowie Lani und Stuart. Irgendwie wirkten alle für sich wesentlich mehr als ein Paar und sich zugetan. Ich konnte mir Jovans Part in diesem Teil gut vorstellen, aber ich selbst sah mich in keinem der anderen. Lani meinte, ich habe nur noch nicht den richtigen Sim gefunden, Joeys Urteil hingegen war vernichtend: ich sei nicht nett genug. Ich fand mich eigentlich gar so unnett, aber ich musste mir einen gewissen Tunnelblick attestieren, der mich selten das wahrnehmen ließ, was links und rechts von mir oder mit mir geschah. Und vielleicht mangelndes Feingefühl dann und wann…

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-34


Die Trennung von Jovan ließ mich nicht nur meine eigene Romatikeinstellung hinterfragen. Ich wunderte mich auch, ob ich eine schlechte Tochter oder eine schlechte Freundin sei. Joey hatte schon oft unter mir zu leiden … Deswegen versuchte ich, während meines Aufenthalts mein bestes Selbst zu präsentieren. Ich verbrachte viel Zeit mit meinen Eltern und Freunden und versuchte, mich selbst etwas hinten anzustellen.
Ich glaube, es gelang mir ganz gut, aber ich kehrte mit einem sehr erschöpften Gefühl zurück nach Britchester. Meine Selbstzweifel waren leider nicht ganz verschwunden und kochten erneut hoch, als Julie mich in unserem Haus begrüßte.
Sie hatte sich in den sechs Monaten sehr verändert: Unter den Augen hatte sie tiefe und dunkle Ringe, ihr üblicherweise leicht spöttischer Gesichtsausdruck war verschwunden und sie hatte Gewicht verloren. Sie sah scheiße aus. So scheiße, wie man nicht nach ein zwei durchmachten Nächten aussah, sondern so richtig, mein-Leben-läuft-in-die-verkehrte-Richtung-scheiße.
„Was brauchst du?“, fragte ich deswegen als erstes nachdem wir uns begrüßt hatten.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-10


Das trieb Julie die Tränen in die Augen und ich schrieb gedanklich eine Einkaufsliste mit Kaffee, Lakritz, Augenmasken und ähnlichem. Doch als Erstes führte ich sie zur Couch und legte ihr den Arm um die Schultern. Shelby schlich sich vorsichtig an, so als habe sie in den sechs Monaten vergessen, wer ich war. Am liebsten hätte ich mit Julie zusammen geheult. Irgendwie lief mein Leben gerade auch nicht so, wie ich es mir wünschte.
Julie rückte schließlich mit der Sprache heraus: Ihr toller Freund, mit dem sie ja schon ein gemeinsames Leben geplant hatte, hatte sie die ganzen Monate hintergangen und eine Affäre mit seiner Vorgesetzten gehabt. Julie hatte schon vor Monaten bemerkt, dass etwas im Busch war, was ihr total auf den Magen geschlagen war und sie nicht mal mehr Lakritz gegessen hatte. Erst vor ein paar Tagen hatte sie die Affäre aufgedeckt und den Typen achtkantig rausgeworfen.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-11


„Aber warum hast du mir denn nichts erzählt? Ich wäre früher aus Sulani nach Hause gekommen“, rutschte mir schließlich heraus, nachdem sie mit ihrer Schilderung fertig war.
Julie zuckte mit den Schultern. „Du warst so lange weg und deine Familie hat dich bestimmt auch vermisst. Ich wusste ja, dass du bald wieder da sein würdest.“
Warum zum Simmer war eigentlich jede Person um mich herum rücksichtsvoller als ich? Erst Erik, der mich getröstet hatte, obwohl ich seinem besten Freund das Herz gebrochen hatte, dann Julie, der man den Kummer wirklich ansah. Wenn ich‘s recht bedachte, schien auch Joey irgendetwas aufzufressen, aber er hatte abgestritten, dass er Sorgen hatte und ich hatte nicht weiter nachgehakt, weil ich ja auch meinen Eltern und den anderen Aufmerksamkeit schuldig war.
„Es tut mir so leid, Julie.“ Ich nahm sie in die Arme und schob dafür sogar Shelby zur Seite. „Wir kümmern uns jetzt erst mal nur um dich. Sag mir, was ich dir Gutes tun kann?“
„Hast du dir einen südsimerikanischen Parasiten eingefangen oder was?“
Ich war erleichtert ob ihrer Taktlosigkeit. „Oh Simmer und ich dachte schon, du bist ganz kaputt.“ Ich drückte ihre Schulter. „Aber ernsthaft. Sag mir, was du brauchst.“
Sie nickte langsam und der kurz aufblitzende Spott verschwand wieder. „Zeit. Ich glaube vor allem Zeit. Und offene Ohren.“
„Krieg ich hin. Lakritz auch?“
Das löste immerhin ein leichtes Lächeln aus. Dann kündigte ich an Kaffee kochen zu wollen und unsere Vorräte zu prüfen. In der Küche musste ich langsam ein- und ausatmen. Der Typ war einfach ein Arsch! Doch so richtiger Zorn wollte sich bei mir nicht entwickeln, weil ich mich selbst sah: Saß Jovan jetzt auch so auf irgendeiner Couch und sah aus wie ein Häufchen Elend? Musste Erik auch Lakritz kaufen und seinem Freund geduldig zur Seite stehen? Wahrscheinlich tat er das wesentlich besser als ich.

Felinger Legacy - Seite 11 01-02-10
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So März 26, 2023 9:01 pm

Kapitel 17

Es dauerte ein paar Wochen, aber Julie schien sich langsam zu erholen. Sie war noch immer nicht ganz die Alte, aber immerhin ließ sie regelmäßig einen bissigen Spruch ab. Ich versuchte diesen Herzschmerz nachzuvollziehen, so gut ich konnte. Ja, ich war auch traurig gewesen, als ich mit Jovan Schluss gemacht hatte, aber es war meine Entscheidung gewesen. Julie hatte ihren Freund wirklich geliebt und er hatte ihr Vertrauen so missbraucht und ihre Gefühle mit Füßen getreten.
Mittlerweile teufelte sie gelegentlich über den Typen und ich sah das als positives Zeichen an. Auch begann sie sich nach meiner eigenen Trennung zu erkundigen, was ich zum Glück runter spielen konnte. Um meiner selbst Willen tat mir mein Herz nicht weh, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Jovan. Ich sah ja an Julie, was eine Trennung anrichten konnte, auch wenn ich Jovan wenigstens nicht betrogen hatte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-12


Meine Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin war wesentlich anspruchsvoller als ich gedacht hatte. Dass ich einem Haufen ahnungsloser, fauler und dummer Erstsemester einen Repetitionskurs in simerikanischer Geschichte geben musste, weil südsimerikanische Geschichte eben dieser Abteilung untergeordnet war, kotzte mich zu Beginn des Semesters total an. Professor Rheinfrank war als Doktorvater genauso anspruchsvoll wie vorher auch. Zum Glück war ich so strukturiert, dass ich die Gespräche mit ihm immer ganz gut überstand. Er forderte Spitzenleistungen und die sollte er auch von mir bekommen.
Joey und ich telefonierten weiterhin jeden Abend, aber ich kam nicht dahinter, was ihn umtrieb. Ich merkte, dass er unglücklich war. Als ich ihm genau das sagte, war er zunächst sprachlos und ich befürchtete, dass ich mal wieder etwas nicht Nettes gesagt habe. Doch nachdem er sich etwas erholt hatte, stimmte er mir zu. Was ihn aber so unglücklich machte, konnte er nicht benennen und das Thema vertiefen wollte er auch nicht. Ich versuchte ihm zu signalisieren, dass ich für ihn da war und ihm helfen wollte, aber ich war nicht sicher, ob die Nachricht ankam. Ich war ja nicht eben ein Musterbeispiel für eine gute Freundin…

Felinger Legacy - Seite 11 12-26-10


Die Nachricht war angekommen: In einer ungewöhnlich spontanen Aktion setzte Joey sich in einen Flieger und stand wenige Stunden später mit einem Seesack vor Julies und meiner Tür.
„Brennt die Insel?“, fragte ich, nachdem ich mich halbwegs von der Überraschung erholt hatte.
„Linnet, jetzt halt jetzt mal für ein paar Minuten den Mund und lass mich einfach motzen.“ Wow, das war so gar nicht Joeys Art, aber irgendwie gefiel es mir. Ich streckte den Daumen nach oben und zog ihn ins Haus.
„Du wusstest immer, was du willst und du hast es einfach immer gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Dich hat nie gestört, wem du damit auf die Füße trittst oder vor den Kopf stößt.“
War das nicht beides dasselbe? Wohlweislich hatte ich mich mit Kaffee versorgt und nippte an dem heißen Getränk, um eine bissige Antwort zu vermeiden.
Aber Joey schien gar nicht auf eine Beteiligung meinerseits zu hoffen, denn er sprach ohne Punkt und Komma weiter. „Und ich denk mir immer: Wenn du das jetzt so machst, ist dein ältester Bruder traurig. Dein zweiter Bruder sauer. Der dritte guckt dich wieder an, als hättest du ihn maßlos enttäuscht. Und was sollen die Leute denken?“
Er sah zu meiner Kaffeetasse und ich deutete seinen Blick als Bitte um eine eigene Tasse. Während ich ihm Kaffee einschenkte und Milch und Zucker raus suchte – bisher hatte Joey maximal Cappuccino trinken sehen, verfiel er in Schweigen und sah grübelnd auf die Tischplatte. Ich erinnerte mich an meine Selbstzweifel und fragte mich, ob das eine Lebenskrise war und Joey jetzt genauso in einer steckte. Für eine Midlife-Krise waren wir noch zu jung – oder gehörte das jetzt eigentlich noch zum Erwachsen werden dazu? Bevor ich den Gedanken weiterverfolgen konnte, nahm Joey den schwarzen Kaffee und trank die Tasse in großen Zügen leer. Der Tag brachte eine Überraschung nach der nächsten …

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-35


„Ich habe keine Lust mein Leben lang die gleichen Fischgerichte zu kochen, die schon meine Großeltern zubereitet haben und dabei immer höflich, freundlich und respektvoll zu sein, auch wenn der blöde Tourist sich zum dritten Mal in einer Woche daneben benimmt oder der lokale Alki mal wieder das Klo vollgekotzt hat. Und ich es wieder sauber machen muss, weil ich ja der Jüngste bin. Und immer nur nach den Vorgaben meiner Brüder zu leben. Gefühlt von jedem Mädchen auf der Insel einen Korb bekommen zu haben. Und nicht den Mund aufzubekommen, egal gegenüber wem.“
„Klappt doch gerade ganz gut“, rutschte es mir heraus. Auch wenn ich seinen Ausbruch sehr überraschend fand, kam ich nicht umhin es gut zu finden.
„Und weißt du wie lange ich dafür gebracht habe? Den Mut zu finden, meinen Brüdern einfach die Kündigung hinzuschmeißen und mich in einen Flieger zu setzen und hierhin zu kommen und dir das zu sagen?“
„Deine Maßstäbe oder meine?“
„Linnet! Nicht nett!“
Ich biss mir auf die Lippe, er hatte doch darum gebeten, nicht unterbrochen zu werden und ich war wieder ganz mein unnettes Selbst.
„Aber egal“, fuhr Joey fort, bevor ich eine Entschuldigung herausbringen konnte. „Ich werde einfach selbst etwas weniger nett sein und mir ein Beispiel an dir nehmen.“

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-13


Mir fielen einige Gründe ein, warum er das nicht tun sollte. „Joey, du bist die Gutherzigkeit in Person und ein rund um toller Simo. Warum solltest du so ein unempathischer, egozentrischer Sim wie ich werden wollen?“
„Weil mich sonst immer alle nur ausnutzen!“, polterte er los. Er knallte die leere Kaffeetasse auf den Tisch und schien sich mindestens genauso sehr wie ich darüber zu erschrecken. Er starrte die Tasse an, die auf wundersame Art und Weise heil geblieben war. Dann wendete er mir den Blick zu. „Warum unempathisch und egozentrisch? Du bist zwar manchmal … nicht nett, aber du bist meine beste Freundin und hast immer Mitgefühl mit mir gehabt und du bist immer für mich da.“ Seine plötzlicher Zorn schien mit einem Mal verraucht und ich sah nur wirkliche Zuneigung in seinem Blick. Joey log bei so etwas nicht und empfand mich offenbar als bessere Freundin als ich mich selbst.
„Meinst du das ernst?“
Er legte die Stirn in Falten. „Wie kommst du denn auf was anderes?“
Ich überlegte, ob ich ihm von meinen Zweifeln berichten sollte, doch dann schüttelte ich den Kopf. Darüber konnten wir ein anderes Mal reden. Joeys Krise war jetzt gerade wichtiger. „Ist egal, reden wir später drüber. Vorneweg: Du kannst so lange bleiben wie du willst.“

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-14


Wir hörten die Tür. Julie war von der Arbeit nach Hause gekommen. Ups, die sollte ich vielleicht vorher fragen oder?
„Wir sind in der Küche!“, rief ich, damit sie vorgewarnt war, dass wir Besuch hatten.
Joey und ich hörten, wie Julie ihren Schlüssel in die Schlüsselschale warf und ihre Schuhe von den Füßen kickte. Leise war sie dabei nicht, aber ich war das gewöhnt. Joey warf einen neugierigen Blick Richtung Wohnzimmer.
„Julie, das ist Joey.“
Julies Gesicht erhellte sich. Ich hatte ihr viel von Joey erzählt und ich erinnerte mich noch gut an ihre ersten Kommentare.
„Der ist in echt ja noch viel süßer als auf den Fotos!“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Apr 01, 2023 7:00 pm

Kapitel 18

„Ich bin doch kein Hundewelpe!“ Joey verschränkte die Arme vor der Schulter und sah Julie mit gerunzelten Augenbrauen an. Ich war hin und hergerissen zwischen Applaus, weil er etwas Linnet-mäßiges gesagt hatte und dem Hinweis, dass er so tatsächlich wie ein knautschiger Hundewelpe aussah. Am klügsten war es wohl, den Mund zu halten…
Julie legte den Kopf schief. „Ich mag Hundewelpen.“ Sie deutete auf Shelby, die ihr um die Beine strich. „Zum Glück denkt die Katze, sie sei ein Labrador.“
Joeys Gesicht verfinsterte sich weiter, aber ich merkte, dass er sich dafür ganz schön anstrengen musste. Normalerweise würde er einen solchen Kommentar einfach weg lächeln, egal wie unangemessen er ihn fand. Applaus war wohl angebracht.
Julie, die Joeys Miene keine Aufmerksamkeit schenkte, setzte sich zu uns an den Tisch. „Ich habe neuen Tratsch!“ Manchmal war sie ganz die Alte…
„Dein Prof“, sie wendete sich an Joey, „Professor Rheinfrank, Linnet hat dir sicher von ihm erzählt? … also Frau Professor ist ausgezogen.“ Julie schloss eine lange Schilderung über das, was sie auf dem Campus erfahren hatte an. Sie hatte vor wenigen Wochen angefangen, in der Verwaltung der Uni zu arbeiten, nachdem sie ihren Job im gleichen Unternehmen wie ihr Ex gekündigt hatte. Dadurch war sie immer bestens informiert. Ich lauschte Julie mit halbem Ohr und wunderte mich, dass sie trotz des eigenen Herzschmerzes ausgebreitet über das Privatleben von Professor Rheinfrank sprechen konnte.
„Hast du irgendetwas davon mitbekommen?“
Joey schnaubte. „Vermutlich nicht.“
Nun war es an mir, böse zu gucken. „Nicht nett, Joey.“
Er bemühte sich seinen finsteren Blick von eben wieder auszusetzen, aber seine Mundwinkel zuckten verdächtigt. Ich musste grinsen. Joey würde nie so unnett wie ich werden, aber er machte ein paar Schritte in die richtige Richtung. Hoffentlich war es wirklich das, was er wollte…
„Recht hat er aber“, sprang Julie Joey zur Seite und nickte ihm zu. „Der Prof und du seid nicht eben befreundet oder so was und dann bekommst du selten mit, was bei anderen abläuft.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Er ist mein Professor und mein Doktorvater, nicht mein echter Vater.“
Julie und Joey tauschten einen Blick aus. Dafür, dass sie sich ganze zehn Minuten kannten, schienen sie sich, was mich anbelangte, einig. Vielleicht war mehr an der unempathisch Sache dran, als Joey eingestanden hatte.
„Julie, Joey kann doch bei uns bleiben …?“, wechselte ich rasch das Thema.
„Auf jeden Fall! Ich mag ...“
„Hundewelpen, ja, ja.“, fuhr Joey dazwischen. Er versuchte gar nicht mehr böse zu gucken und wirkte mit einem Mal sehr müde.
„Ich mag IHN!“, korrigierte Julie ihn sanft, bevor sie eine Runde Laktitz für uns holte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-15


Wir lebten uns schnell in eine Routine zu dritt ein. Hatte ich vor meinem Aufenthalt in Selvadorada noch gedacht, dass ich es begrüßen würde, allein mit Shelby zu wohnen, so sehr genoss ich es Julie und Joey bei mir zu haben.
Auf dem Pfad zu einem unnetteren Joey, machte der meistens einen Schritt vor und zwei zurück. Er konnte einfach nicht dauerhaft wie ich sein. Nach ein paar Monaten gestand er sich und uns das endlich ein. Julie tröstete ihn, dass er vielleicht nicht unnetter geworden sei, aber sie das Gefühl habe, dass er sich nicht mehr alles bieten ließ: von anderen Sims nicht, von mir nicht und erst recht von Julie selbst nicht.
Das war vielleicht die größte Überraschung: Joey, der sonst in Gegenwart der meisten Simas vor Schüchternheit verstummte, gab Julie in einer Tour Kontra. Sie mochte es, ihn zu piesacken und ärgern. „Hundewelpe“ fiel regelmäßig in unserem Haushalt und Joey ging jedes Mal hoch wie Brausepulver. Und jedes Mal setzte er sich mit Worten zu Wehr und irgendwann begriff ich, dass es Julies Methode war, Joey zu mehr Munition im Umgang mit anderen Sims zu verhelfen. Wer sich gegen Julie durchsetzten konnte, brauchte vor anderen Sims keine Sorge mehr zu haben.
Joey hatte einen Job bei einem Caterer gefunden und arbeitete als Privatkoch für wechselnde Haushalte. So ganz schien er vom Kochen nicht wegzukommen, aber es schien ihm mehr Spaß zu machen in den Küchen fremder Leute zu kochen und dabei jede Woche etwas Neues zu lernen. Er unterhielt Julie und mich mit den absurdesten Geschichten von seinen Aufträgen.
Da ich selbst immer noch an mir arbeitete, versuchte ich anderen Sims gegenüber etwas offener zu sein. Ich schaffte es, mit Professor Rheinfrank in Gespräche, die nichts mit Geschichte zu tun hatten, zu kommen. Ich erinnerte mich noch gut an die Karaokenacht und knüpfte daran die Unterhaltung an. Zum Glück schien ihm die Trennung jegliche Lust auf Karaoke genommen zu haben, aber wir begannen auf der Arbeit freundschaftlicher miteinander umzugehen.
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki Sa Apr 01, 2023 7:07 pm

Kapitel 19

Auf Sulani ließ ich mich ebenfalls häufiger blicken. Das lag an meinem Selbstoptimierungsprogramm und an den vielen Familienfeiern, die in kürzester Zeit anstanden. Lark und Kai hatten schon vor einiger Zeit geheiratet, aber auch Linnet und Stuart liefen in den Hafen der Ehe ein. Runde Geburtstage unserer Eltern hatten große Feierlichkeiten zur Folge. Und schließlich baten sich Lark und Kai ein Familienwochenende aus, an dem sie eine Mitteilung zu machen hatten. Aus Gesprächen mit Lani hatte ich eine ungefähre Ahnung, und so wunderte es mich nicht, als Lark und Kai verkündeten, dass sie ein Kind adoptieren wollten. Sie hatten lange über den Schritt nachgedacht und noch viel länger den behördlichen Hürdenlauf mitgemacht, bis sie für das Adoptionsverfahren zugelassen wurden. Nachdem sie den Bescheid bekommen hatten, luden sie uns ein, um es uns mitzuteilen. Alle waren vollkommen aus dem Häuschen und selbst mir gelang es, mich für die beiden zu freuen. So ganz konnte ich den Kinderkriegen-Kram nicht nachvollziehen (auch Lani redete schon von nichts anderem mehr), aber ich nahm wahr, wie glücklich es Lark und Kai und auch unsere Eltern machte.

Felinger Legacy - Seite 11 12-29-10


Am nächsten Morgen beim Frühstück merkte meine Mutter, dass der alte Butterfield das Zeitliche gesegnet hatte.
„Wann denn das?“, fragte ich, mehr um Konversation zu machen, als aus echtem Interesse.
„Heute früh. Habe ich gerade erst bei Simtagram gelesen. Du weißt, wie schnell hier Neuigkeiten die Runde machen.“ Mom schenkte mir Kaffee nach. „Aber er lag schon länger im Krankenhaus. Und von all seinen Enkeln hat es genau einer geschafft, sich hierher zu begeben und ihm auf den letzten Weg beizustehen. Er ...“ Sie brach sehr plötzlich ab und fragte, was ich mittags essen wolle.
Obwohl ich noch nicht meine gewöhnliche Menge Kaffee intus hatte, brauchte ich nicht lange um zwei und zwei zusammen zu zählen. Der einzige Enkel, der gekommen war, musste Erik sein und Mom erinnerte sich noch gut daran, wie wir uns geprügelt hatten. Vermutlich wollte sie mich nicht aufregen.
„Ach, ich wollte heute eine Runde um die Insel machen und mal hier und da vorbeischauen.“ Das war nicht einmal gelogen: Ich hatte Joey versprochen nach seinen Brüdern zu sehen. Er sprach gelegentlich mit ihnen am Telefon, aber so richtig glaubte Joey ihnen nicht, dass sie alleine zurecht kamen.  „Wartet mit dem Essen nicht auf mich, ich besorg mir unterwegs was.“

Felinger Legacy - Seite 11 12-25-36


Mein erster Weg führte mich dann auch zum Fischlokal der Familie. Es war noch geschlossen, aber ich sah Joeys Brüder im Inneren und klopfte an. Obwohl ich nie viel mit den Simos zu tun gehabt hatte, dauerte es nicht lange und sie fragten mir Löcher in den Bauch. Sie schienen ernsthaft um ihr Nesthäkchen besorgt zu sein und waren beruhigt, dass er sich in Britchester wohlzufühlen schien. Sie wussten allerdings nicht so recht, wie sie mit ihm und seinem Verlassen der Insel umgehen sollten – das hatte zuvor noch keiner aus der Familie getan. Einen Ersatz für Joey zu finden war mittlerweile gelungen, auch wenn die junge Sima, die im Laufe des Gesprächs dazustieß, noch vieles lernen musste, was Joey schon während seiner Kindheit und Jugend aufgeschnappt hatte.
Als ich das Lokal verließ, hatten sich die  Kahananui-Brüder gerade zum Face-Timen verabredet und ich wünschte Joey in Gedanken ein erfolgreiches und heilsames Gespräch. Ich machte mich auf schnellstem Weg auf zum Butterfield-Bungalow nachdem ich einen Anruf getätigt hatte.
Wie ich es erwartete hatte, lagerte eine kleine Meute Journalisten vor dem Zaun, der das Gelände umgab. Zum Glück war keiner von denen auf der Insel aufgewachsen und kannte die Schleich- und Trampelpfade, die wir Kinder erkundet hatten, sobald wir laufen konnten. Unbemerkt schlich ich mich in den hinteren Bereich des Grundstücks. Der Bungalow war abgedunkelt, die meisten Jalousien heruntergelassen. Bevor der alte Butterfield hier eingezogen war, hatte der Bungalow lange leer gestanden und wir Kinder hatten öfter hier gespielt. Ich schlich zur Hintertür, vergewisserte mich, dass keiner der Journalisten mir gefolgt war, und schlüpfte hinein. Obwohl ich mich leise eingeschlichen hatte, war mein Eindringen nicht unbemerkt geblieben.

„Linnet.“
„Erik.“ Ich schaffte vollkommen selbstsicher zu klingen, auch wenn ich mich langsam zu fragen begann, was ich hier tat. Ich setzte ein Lächeln auf. „Ich dachte, du brauchst vielleicht Beistand.“ Ach ja, Beileid wünschte man ja auch. „Und ich wollte dir mein Beileid ausdrücken.“ Ich musterte ihn. „Ich hatte einen Rasierer mitbringen sollen.“
Erik starrte mich eine Weile an, bevor er sich mit der Hand durchs Gesicht fuhr. Er schien selbst überrascht über den Bart zu sein, den er vorfand. „Die Stoppeln sind wohl nicht überzeugend.“
„Wir wissen beide, dass deine Überzeugungskraft mehr in der Horizontalen liegt.“ Kam hatten die Worte meinen Mund verlassen, schlug ich mir entsetzt die Hand vor den Mund. Das war so ziemlich das taktloseste, was ich jemals gebracht hatte.
Aber Erik musste lachen. „Es ist ein Wunder, dass du nicht öfter in Prügeleien verwickelt bist.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich fürchte auch da bist du anderen meilenweit voran.“ Wieder hätte ich die Worte am liebsten in meinen Mund zurück gestopft. Ich musste sein Ego ja nicht noch mehr streicheln… Ich musterte meine Fußspitzen und für einen Moment senkte sich Stille über uns.
„Ich weiß, ich bin vielleicht nicht die Person, die du jetzt um dich haben willst, und ich kann gehen, wenn du willst, aber ansonsten, wenn du etwas brauchst… “.
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Akki So Apr 02, 2023 9:19 am

Kapitel 20

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, wie er reagieren würde und warum ich überhaupt auf die Idee gekommen war, dass es klug sei, Erik aufzusuchen. Als er auf meine Worte nichts erwiderte, zählte ich innerlich bis zwanzig, bevor sich mich zwang, ihm zu zu nicken, bevor ich mich umdrehte und den Bungalow verlassen wollte.
„Kannst du mir einfach ein bisschen Gesellschaft leisten?“, fragte Erik leise, als meine Hand gerade die Türklinke berührte. Überrascht drehte ich mich um. Dann nickte ich. „Mit oder ohne Ton?“
„Kannst du ohne Ton?“
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Erik mich ziemlich gut einschätzen konnte. Bleh, von den paar Malen, die wir miteinander gesprochen (und das eine Mal mehr) hatten. Oder war ich so leicht zu lesen?
„Wenn ich mir viel Mühe gebe.“
„Sei einfach du selbst. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, sich die ganze Zeit zu verstellen.“
„Ich glaube nicht, dass ich das könnte.“ Ich folgte Erik in die Küche. „Soll ich uns Kava machen?“, fragte ich, als ich eine Kava-Schüssel erblickte. „Und bevor du fragst: ja, das kann ich.“
Doch Erik nickte nur und setzte sich an die Theke, während ich begann Kava anzurühren.
„Ich mochte meinen Großvater nicht besonders.“ Eriks Worte in unsere gemeinsame Stille hinein, klangen fast ein bisschen gespenstisch.
„Wundert mich nicht.“
Er nickte zustimmend. „Er war ein egozentrischer Narzisst – etwas dass er mit seiner Tochter, meiner Mutter geteilt hat.“ Er sah zur Decke. „Bis zum Tod meiner Mutter hatte er tatsächlich zehn Jahre lang nicht mit ihr gesprochen, weil sie es gewagt hatte, seinen Plänen für ein Hotel auf Isla Paradiso zu widersprechen. Er hat sie nicht aus dem Unternehmen geworfen, aber er hat sie mit totaler Missachtung gestraft.“
„Kann für eine Narzisstin nicht gut gewesen sein.“
„Man unterscheidet zwischen verschiedenen Typen von Narzissten. Meine Mutter war definitiv eine vulnerabel-fragile Narzisstin. Die Zurückweisung ihres Vaters hat sie sehr explosiv gemacht, was die Ehe meiner Eltern ruiniert hat.“
Ich schenkte uns Kava ein und setzte mich neben Erik.
„Mein Großvater war ein ganz offener Narzisst. Wahrscheinlich ist er deswegen auch so erfolgreich geworden. Wenn es nicht kümmert, wen man links und rechts verletzt und nur am eigenen Vorkommen interessiert ist, ist man sehr erfolgreich.“
Joeys Worte schossen mir durch den Kopf: „ Du wusstest immer, was du willst und du hast es einfach immer gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Dich hat nie gestört, wem du damit auf die Füße trittst oder vor den Kopf stößt.“
Bleh, hieß das, dass ich auch eine Narzisstin war? Ich verschluckte mich fast an meinem Kava.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-16


„Keine Sorge Linnet, du bist keine Narzisstin.“ Es schien als würde er meine Gedanken lesen können.
Ich verdrehte die Augen. „Hobby-Psychologe oder was?“
„Fünfzehn Jahre Therapie um mein verkorkstes Leben in den Griff zu bekommen.“ Er lächelte als erinnerte er sich an etwas Schönes. „Begonnen hat es tatsächlich mit einer Voraussetzung für die Aufnahme an dem Internat, auf das mein Großvater mich geschickt hat. Ich wollte nicht dorthin und so habe ich direkt gesagt, dass der Grund warum mein Großvater mich anmeldet, die Prügelei mit einem anderen Schüler war. Das die Schule nicht abgeschreckt.“
„Die Schule war ein Glücksgriff für dich“, schloss ich aus seinen Worten.
Lächelnd nickte er. Er sah mich an. „Vielleicht war es auch ein Glücksgriff, dass du mir eine verpasst hast, sonst wäre ich nicht dort gelandet.“
Mit gerunzelter Stirn nippte ich am Kava. Erik lächelte nachsichtig und erklärte: „Die Streitereien mit dir haben mir ermöglicht all die aufgestauten Emotionen rauszulassen.“
„Quasi ein Stellvertreter-Krieg?“
„Wenn du so willst, ja. Ich hatte ziemlich schnell raus, welche Knöpfe ich bei dir drücken musste, um dich zu provozieren.“
Und nicht nur welche Knöpfe mich provozierten, dachte ich und wäre rot geworden, würde ich zum Erröten neigen.
„Allerdings hätte ich selbst damals nicht damit gerechnet, dass du mir einen Kinnhaken verpasst. Oder dass ich auf die glorreiche Idee komme, zurückzuschlagen.“
„Wenn du jetzt mit, man schlägt keine Mädchen kommst, baller ich dir noch mal eine. Das ist so sexistisch...“
„Unsere Prügelei ist also im Sinne der Gleichberechtigung für dich gewesen?“
Ich zuckte mit den Schultern. Bevor ich mir eine Antwort zurechtlegen konnte, vibrierte Eriks Smartphone. Er verzog das Gesicht, sichtlich abgeneigt den Anruf entgegen zu nehmen, aber sein Gesicht erhellte sich, als er die Anrufer-ID sah. Ich nickte ihm zu, den Anruf entgegen zu nehmen und verdrückte mich ins Badezimmer.

Felinger Legacy - Seite 11 12-27-17


Als ich wiederkam, hatte Erik seinen Anruf beendet.
„Hast du Jovan Bescheid gesagt?“, fragte Erik nahezu sanft.
Ich nickte, nicht sicher, ob ich eine verträgliche Antwort herausbekommen würde.
„Das kann nicht einfach gewesen sein. Danke.“
„Ach weißt du, seinen Ex anzurufen – den man eiskalt abserviert hat – ist doch eine meiner leichtesten Übungen.“ Bleh, ich sollte mehr den Mund halten üben…
Erik lächelte. Konnte er eigentlich alles weg lächeln?
„Wie gehts Jovan denn mittlerweile?“, fragte ich. Als ich Jovan früher am Tag angerufen hatte, musste ich mehrfach auf Wahlwiederholung drücken, weil ich immer nur die Mailbox erreicht hatte. Ich hätte auch keine Lust einen Anruf meiner Ex nach einem missglückten Antrag und monatelanger Funkstille entgegen zu nehmen. Nach dem fünften missglückten Anruf war ich auf die Idee gekommen, ihm eine Nachricht zu schreiben, dass er bitte annehmen sollte, weil es um Erik ging. Tatsächlich rief Jovan dann selbst zurück und ich beeilte mich ihm mitzuteilen, dass Eriks Großvater gestorben war und er bestimmt für Beistand dankbar wäre. Jovan bedankte sich für die Nachricht und ich war froh, dass ich das Gespräch beenden konnte.
„Es geht im besser.“ Erik verstummte und ich hatte den Eindruck, dass er noch etwas hinzufügen wollte, sich dann aber anders entschied. „Er steigt jetzt gerade in den Flieger.“
„Prima.“ Genauso hatte ich es mir vorgestellt. „Schön, dass eure Bromance mehr Bestand hat als Jovans und meine Beziehung.“ Bevor Erik etwas darauf sagen konnte, winkte ich ab. „Das sollte nicht so bitter klingen.“
„Das habe ich auch nicht so empfunden.“ Er stellte unsere leeren Kava-Becher in die Spüle und ließ Wasser ein. „Jovan und du hätten auf die Dauer ohnehin nicht funktioniert.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, plötzlich fühlte ich mich in die Defensive gedrängt. Erik registrierte meine abwehrende Haltung mit einem leichten Lächeln und begann die Becher zu spülen. „Das ist nicht deine Schuld, Linnet. Ihr passt einfach nicht zusammen. Jovan hätte dir auf Dauer nicht gut getan.“
Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich hätte gewettet, dass jeder sagen würde, ich wäre nicht gut für Jovan. Gut genug. Zu bissig, zu unempathisch, zu … unnett. Warum sollte man also denken, dass jemand für mich nicht gut sei? Ich war doch resilient oder? Es wurmte mich, aber schließlich fragte ich Erik, was er meinte.
„Jovan ist herzensgut. Wenn er jemandem zugetan ist, gibt er einem das letzte Hemd.“
Ja, großartig. Nicht das, was ich hören wollte.
„Und er mag grandiosen Gesten und kann nicht verstehen, dass das nicht für jeden etwas ist.“
„Wie einen Heiratsantrag zu machen, wenn man noch nicht einmal über‘s Zusammenleben gesprochen hat?“
Erik grinste. „Eben das.“ Er wollte fortfahren mit seiner Erklärung, aber sein Smartphone vibrierte abermals. „Das ist mein Anwalt. Er bahnt sich gerade den Weg durch die Meute.“ Er warf mir einen fragenden Blick zu. „Wie bist du an denen vorbeigekommen?“
Ich versuchte eine Augenbraue hoch rutschen zu lassen und überlegen zu grinsen. „Ich habe meine Wege.“ Dann nickte ich zur Hintertür. „Und die nutze ich jetzt auch, um mich aus dem Staub zu machen. Es gibt sicherlich vieles, dass du mit deinem Anwalt besprechen musst.“
Er nickte und schob die Hände in die Hosentaschen. „Danke, Linnet.“
Ich nickte schlicht, auch wenn es der am ehrlichsten klingende Dank war, den ich jemals erhalten hatte. Ich hob die Hand zum Gruß und öffnete die Tür. Dann drehte ich mich noch einmal um. „Und vergiss bitte nicht, dich zu rasieren. Der Künstlerlook steht dir nicht.“
Akki
Akki
Familiensim

Anzahl der Beiträge : 2655
Ort : Niederrhein
Anmeldedatum : 09.02.08

Nach oben Nach unten

Felinger Legacy - Seite 11 Empty Re: Felinger Legacy

Beitrag  Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Seite 11 von 12 Zurück  1, 2, 3 ... , 10, 11, 12  Weiter

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten