Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Die Gnadeninsel

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Beitrag  Chester Fr Jan 01, 2016 12:04 pm

Ich machte mich auf den Weg zu Mo. Nachdem ich vergessen hatte, mich bei Lilly nach den Möbeln aus dem Stadtzentrum zu erkundigen, konnte er mir sicher die Frage beantworten, ob es erlaubt war, sich davon zu nehmen, was man gebrauchen konnte.

Je näher ich seinem Haus kam umso schneller wurde mein Puls. Ich verspürte ein Gefühl, das man wohl am ehesten als angstvolle Euphorie bezeichnen konnte. Ich freute mich eindeutig, Mo wiederzusehen, aber ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Rückblickend hatte mir der Moment, indem er mich nach meiner Angst fragte, viel mehr Angst gemacht, als der Augenblick kurz vor der Kissenschlacht, in dem ich eigentlich Angst hätte haben sollen. Es war echt kompliziert und allein das Nachdenken über die Angst ließ meinen Adrenalinspiegel gewaltig ansteigen.

Als ich seine Hütte endlich erreichte, war die Anspannung kaum noch zu ertragen. Mit zittriger Hand klopfte ich an die Tür. Von drinnen hörte ich ein Geräusch, als ob etwas Schweres auf etwas Weiches plumpste. Aber ich erhielt keine Antwort. Ich klopfte erneut: "Mo? Bist du da? Hier ist Marly!" "Ich schlafe!", hörte ich seine Stimme. Hatte er sich jetzt echt gerade aufs Bett fallen lassen, um das nun behaupten zu können? "Du schläfst nicht", gab ich zurück. "Ich höre dich doch mit mir reden!" "Ich rede im Schlaf!", kam es von drinnen, gefolgt von einem übertriebenen künstlichen Schnarchen. Der Typ war völlig meschugge. Wütend stapfte ich davon.

Ich beschloss, mich nicht länger über Mos unmögliches Benehmen aufzuregen und so kehrten meine Gedanken schnell wieder zu Lilly zurück. Die schien ja ein recht lockeres und freizügiges Leben zu haben, Dienst an der Göttin hin oder her. Wusste sie wirklich nicht, wer der Vater ihres Kindes war? Konnten tatsächlich gleich 4 Männer dafür in Frage kommen? Hatte sie denn keine Angst vor der Geburt so fernab jeder medizinischen Hilfe? Ich überlegte angestrengt, wer wohl der Vater des Ungeborenen sein könnte. Zum einen sicher der mir noch unbekannte Rincewind McShad. Vermutlich war auch der Händler Freddy ein möglicher Kandidat.

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Konnte Mo... Ich versuchte das aufkommende Kopfkino zu unterbinden...

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Mit viel Mühe gelang es mir schließlich, den unbekleideten Mo wieder aus meinen Gedanken zu verbannen. Stattdessen fragte ich mich immer wieder, wer wohl der unbekannte 4. Mann sein konnte.
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Beitrag  Chester Di Jan 05, 2016 10:19 am

Als ich zu unserer Hütte zurückkehrte, konnte ich Kai nirgendwo entdecken. Ich schlich mich durchs Gebüsch zu Zenzi, aber auch dort war er nicht. Das Monster schien zu schlafen. Irgendetwas ließ es anders wirken als sonst. Lächelte das Biest etwa im Schlaf?

Ich vermutete, dass Kai noch einmal für Zenzi angeln gegangen war. Der Garten sah nicht so aus, als hätte er sich an diesem Tag schon darum gekümmert. Also übernahm ich das.

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Als ich nach etwa 1 - 2 Stunden meine Arbeit beendet hatte, war Kai noch immer nicht wieder aufgetaucht. Für gewöhnlich dauerte es nicht so lange, einen Fisch zu fangen. Er musste noch etwas anderes vorhaben. Nur was?

Es fing schon an zu dämmern und so stellte ich mich an den Herd und kochte eine Suppe für uns. Am Morgen hatte ich wieder ein paar Kräuter auf den Stufen gefunden, die fantastisch rochen, und ich gab sie dazu. Ich wollte mit dem Essen auf Kai warten und so ließ ich den Topf auf dem Herd stehen, wo die Suppe weiter vor sich hinköchelte. Während sie langsam aber sicher eine sämige Konsistenz annahm, dachte ich wieder einmal über unsere Situation nach.

Mit dem Projekt der Gnadeninsel sollte dieser Landstrich wiederbelebt werden. Wie hatte man sich das gedacht? Sollten wir 5 Sims (vielleicht auch 6, denn irgendwo musste es ja auch noch den ominösen 4. Mann geben) mit nur 2 Frauen, die Insel mit unserem Nachwuchs bevölkern? Lilly schien diesem Gedanken jedenfalls sehr aufgeschlossen, so viel stand fest. Ich hingegen war noch lange nicht bereit dazu. Nicht nur unsere unsichere Existenz ließ mich von dieser Vorstellung Abstand nehmen. Ich fühlte mich schlichtweg auch noch viel zu jung für Kinder. Kai war kaum älter als ich, aber er war so fixiert auf unser "erstes Mal", dass er die Gefahr, Eltern zu werden, scheinbar dafür in Kauf nahm. Zumindest brauchte ich hier auf der Insel keine Angst haben, dass er mich für eine andere verließ, die williger war. Es gab schlichtweg niemanden.

In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Plötzlich wusste ich, wer der unbekannte 4. Mann war. Ich kannte ihn besser, als mir gerade lieb war. Und ich glaubte zu wissen, wo er sich momentan aufhielt.
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Beitrag  Chester Di Jan 05, 2016 10:23 am

In meiner Geistesgegenwart nahm ich noch die Suppe vom Ofen, bevor ich, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Haus stürmte und am Wasser entlangrannte. Nach wenigen Minuten hatte ich mein Ziel erreicht.

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Ich blieb stehen und lauschte... Nichts. War er etwa neben ihr eingeschlafen, während ich zuhause auf ihn wartete? Lautlos, wie ich glaubte, schlich ich mich aufs Boot und legte mein Ohr an die hölzerne Wand.
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Beitrag  Chester Di Jan 05, 2016 10:26 am

"Suchst du mich?", hörte ich eine Stimme. Aber es war nicht Kais und sie kam auch nicht aus dem Inneren der Hütte. Immer noch wütend und verletzt kletterte ich die wackelige Leiter hinauf aufs Oberdeck. Lilly saß dort in einem Schaukelstuhl. Ihre neue Kleidung ließ ihren Bauch wie eine Kugel erscheinen.

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Trug sie wohlmöglich Kais Kind unter dem Herzen? Ich kam mir so dumm vor, dass ich mich bisher geziert hatte. In diesem Moment wäre ich zu allem bereit gewesen, wenn ich dafür die Zeit hätte zurückdrehen können.

"Ist Kai bei dir?", fragte ich hektisch. "Tut mir leid, Marly", antwortete sie. "Ich habe ihn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen. Was ist mit dir los?" 'Sie hatte ihn heute den ganze Tag noch nicht gesehen...?' Bisher hatte mir niemand auch nur angedeutet, dass sie sich überhaupt kannten. Was hatte Kai mir noch alles verschwiegen? Ich fühlte mich zunehmend in meinem Verdacht bestätigt. Erstaunlicherweise führte es dazu, dass mein Blutdruck wieder sank, denn nichts war schlimmer als Ungewissheit. "Ist Kai der Vater deines Kindes?", rang ich mich durch. Lilly schloss die Augen und legte die Hände aneinander. "Das weiß nur die Göttin." Das beantwortete zumindest eine andere Frage und bestätigte meine Grundannahme, dass Kai nicht gewartet hatte, bis ich bereit sein würde. Ich fühlte mich verletzt, fragte mich aber gleichzeitig, ob ich das Recht dazu hatte.

"Du hast also mit meinem Freund....?" Ich konnte es nicht einmal aussprechen. Aber Lilly wusste, was ich hatte fragen wollen. Ihre Antwort war schwammig und gleichzeitig eindeutig: "Die Göttin verlangt Verschwiegenheit von ihren Dienerinnen." Diese Entspanntheit brachte mich wieder auf die Palme. Ich ballte die Fäuste, um mich zu beherrschen und weil ich sowieso nicht wusste, was ich dazu sagen sollte. "Sei nicht wütend auf mich, Marly. Ich tue niemandem weh." "Du hast mir wehgetan", jammerte ich. "Nicht ich bin es, die dir Kummer bereitet. Das wirst du später einsehen." Sie hatte Recht. Vielleicht war ich sogar selbst verantwortlich für das, was passiert war.

Das brachte mich zu meinem eigentlichen Problem zurück: Kai war verschwunden. "Hast du eine Idee, wo Kai sein könnte?", fragte ich deshalb. "Als ich heute morgen ging, wollte er sich um Zenzi kümmern. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen." "Wer ist Zenzi?" Lilly war irritiert. Kai hatte ihr wohl nicht von dem Monster erzählt. Wahrscheinlich hatten sie sich andere Dinge zugeflüstert. "Zenzi ist eine gigantische Pflanze (fast hätte ich Blume gesagt, aber das traf es wirklich nicht), die bei uns im Garten wächst. Sie sieht ein bisschen aus wie eine Kuh und frisst gerne Fisch."

"Ihr habt eine Laganaphyllis Simnovorii im Garten?" Lilly sprang auf und wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr entspannt. Schneller als man mit ihrem dicken Bauch vermutet hätte, kletterte sie die Leiter hinunter und lief los. Ich hinterher.
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Beitrag  Chester Di Jan 05, 2016 10:36 am

Als wir unsere Hütte erreicht hatten, waren wir beide außer Atem. "Kai", rief ich, "bist du da?" Keine Antwort. Stattdessen wollte Lilly wissen: "Wo ist die Laganaphyllis?" Ich zeigte ihr die Stelle im Gebüsch. "Ich glaube, sie schläft", flüsterte ich. "Das klingt nicht gut", flüsterte Lilly genauso leise zurück. "Das klingt gar nicht gut. Die Laganaphyllis schläft eigentlich nie, außer..." "Außer...?" "Außer, sie ist richtig, richtig satt. Und das ist sie nur, wenn..." "Wenn...?" Lilly antworte nicht. Stattdessen arbeitete sie sich langsam durch das Gebüsch, bis wir schließlich vor Zenzi standen. "Oh meine Göttin...", entfuhr es ihr und dieses Mal vergaß sie sogar die Hände aneinander zu legen und die Augen zu schließen. "Was für ein gigantisches Exemplar..." Langsam streckte sie die Hand aus und zog vorsichtig an Zenzis Euter. Etwas Milch tropfte heraus. "Das sieht nicht gut aus", flüsterte sie mit belegter Stimme, "das sieht gar nicht gut aus. Wenn der Euter gefüllt ist, bedeutet das..." Sie machte ein paar vorsichtige Schritte rückwärts, bis sie wieder aus Zenzis Reichweite war.

"Das bedeutet was?", wollte ich wissen. Konnte sie sich nicht etwas klarer ausdrücken? "Was ist mit dieser Leguanis Simdingsbums?" "Laganaphyllis Simnovorii", verbesserte Lilly. "Ist doch egal, wie das Ding heißt." Ich war mehr als ungeduldig. "Es ist nicht so ganz egal." Lilly machte schon wieder eine Pause. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Carnivoren fressen Fleisch. Simnivoren..." "Du meinst sie frisst Sims?", stellte ich entsetzt fest und machte ein paar Schritte zurück, obwohl ich eigentlich schon längst aus Zenzis Reichweite war. "Das muss ich Kai sagen. Dann wird er dieses Monster endlich aus unserem Garten entfernen." "Ich denke, das weiß er schon." Lilly legte eine Hand sanft auf meine Schulter. Ich starrte sie mit offenem Mund an, als die Erkenntnis in meine Gedanken gelang. Dann stürmte ich ins Haus, wo ich in Tränen ausbrach.

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Lilla versuchte, mich zu trösten, aber sie hatte keinen Erfolg damit.

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Beitrag  Chester Mi Jan 06, 2016 5:15 pm

Die folgenden Tage durchlebte ich wie im Nebel. Ich konnte nicht schlafen, obwohl ich es zu jeder Tages- und Nachtzeit versuchte. Doch sobald ich mich hinlegte und die Augen schloss, bekam ich Panik, Zenzi könnte sich ans Haus anschleichen und mich fressen. Dann musste ich sofort aufstehen und nachsehen, ob sie sich wohlmöglich bewegt hatte, was sie natürlich nicht tat. Sie war eine Pflanze. Aber ich konnte in diesen Tagen einfach nicht klar denken. Obwohl ja eigentlich die ganze Gnadeninsel ein Gefängnis war, fühlte ich mich zum ersten Mal richtig gefangen. Jedoch nicht auf der Insel, sondern auf dem Grundstück. Lilly hatte mir angeboten, ein paar Tage auf ihrem Boot zu wohnen. Doch ich lehnte ab. Zum einen wollte ich sie bei ihrem Dienst an der Göttin nicht stören, zum anderen hoffte ich immer noch, alles sei ein Irrtum und Kai käme plötzlich wieder zurück. Nie hätte ich mir verziehen, wenn ich dann nicht da war, um ihn vor Zenzi zu warnen, bevor sie ihn fraß.

Ich aß und trank kaum, ich kam nicht mehr aus meinem Schlafanzug heraus, der Garten war mir schnuppe. Ab und zu angelte ich, um Zenzi zu füttern, damit sie nicht noch jemanden fraß und sei es auch nur eine der außergewöhnlichen Katzen oder Hunde, die über die Insel streiften. Ansonsten bewegte ich mich nur vom Bett, in dem ich wach lag, zum Klo und wieder zurück. Auf einem dieser Marathons (es fiel mir tatsächlich schwer, den kurzen Weg zurückzulegen) stand Mo plötzlich vor mir und machte Faxen.

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"Welch hübsches Outfit", begrüßte er mich mit näselnder Stimme. Dabei breitete er die Arme wie ein schwuler Modeschöpfer aus und guckte, als würde er mich bewundern. Es machte mir nichts aus. Was er sagte, perlte einfach an mir ab. "Und diese überaus ansehnlichen Pflanzen... Züchten wir jetzt Trockenblumen?" Langsam ließ ich meinen Blick neben mich gleiten und blickte auf das tote Gemüse. Es sah so aus, wie ich mich fühlte: alt, ausgetrocknet, nutzlos, für niemanden mehr wichtig. Beim Anblick meines pflanzlichen Spiegelbildes begann ich, zu schluchzen. Jeder Ton schmerzte in meiner ausgetrockneten Kehle.
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Beitrag  Chester Mi Jan 06, 2016 5:23 pm

Mo nahm mich in die Arme. Er hielt mich sehr fest und gab dem Schluchzen und meiner Trauer so Grenzen. Sein Griff wurde lockerer, als ich mich etwas beruhigte. Sanft wiegte er mich hin und her. Dann küsste er mich zärtlich auf die Stirn.

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"Was ist passiert, kleine Meerjungfrau?", flüsterte er leise und hielt mich weiter im Arm. "Kai...", schluchzte ich erneut. "Hat er dir weh getan?", wollte Mo wissen. Er sprach weiterhin leise und sanft, aber ich merkte, wie sich sein Körper anspannte. "Die Laganaphyllis Simnovorii hat ihn gefressen." Ich wunderte mich selbst, wie leicht der Name über meine Lippen kam. "Ups", kam es von Mo und es hörte sich fast erleichtert an, "ich hoffe, du hast nicht zugesehen." Ich riss mich aus seiner Umarmung und schlug mit meinen Fäusten immer wieder so fest auf ihn ein, wie ich nur konnte. Er stand lange einfach nur da und ließ es über sich ergehen. Schließlich packte er mich und drückte mich so fest an seinen Körper, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich fühlte mich wie in einem Schraubstock. "Hey, schscht. Tut mir leid. Is' mir so rausgerutscht", flüsterte er kaum hörbar in mein Ohr. Mein Körper erschlaffte und er ließ locker. Erneut berührten seine Lippen mein Haar. Ich spürte seinen Atem heiß auf meiner Haut und hörte seinen schweren Atemzüge.
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Beitrag  Chester Mi Jan 06, 2016 5:25 pm

Ich weiß nicht, wie lange wir so standen. Es können Stunden gewesen sein, vielleicht auch nur Sekunden. Aber zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich geborgen und beschützt. Mo mochte ein Idiot sein, zuweilen gemein und zynisch, aber er würde mich gegen alles Böse, das da kommen mochte, verteidigen, das spürte ich in diesem Moment ganz genau. Plötzlich überkam mich eine ungeheure Müdigkeit. "Ich muss dringend schlafen", hauchte ich. "Könntest du bleiben, bis ich eingeschlafen bin?" Er antwortete nicht, nahm aber meine Hand und führte mich ins Haus.

Ich hatte die Augen noch nicht ganz geschlossen, da war ich auch schon eingeschlafen. Irgendwann wachte ich kurz auf. Es war dunkel. Nur das Licht einer Kerze erleuchtete schwach und flackernd den Raum. Mo saß mit dem Rücken zu mir am Tisch und las. Ein beruhigendes und warmes Gefühl durchströmte mich bei seinem Anblick, mit dem ich schnell wieder einschlief.

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Beitrag  Chester Sa Jan 09, 2016 6:51 pm

Als ich am nächsten Tag wach wurde, stand Mo am Herd und kochte Brei. Ich setzte mich in meinem Schlafsack auf. "Du bist noch hier", stellte ich fest. "Sieht so aus. Ich muss mich doch wenigstens davon überzeugen, dass du anständig frühstückst." Er rührte beinahe zärtlich den Brei im Topf um. "Warum bist du gestern eigentlich gekommen?", fragte ich. Er zog ein Bündel getrockneter Kräuter aus der Tasche und grinste mich an. Dann bröselte er etwas davon in den Topf. Ich hatte mir schon gedacht, dass er die Kräuter regelmäßig auf unsere Stufen gelegt hatte. Wer sonst sollte so etwas tun? Aber es zu wissen, war ein schönes Gefühl und ich musste lächeln.

Nach dem Frühstück ging Mo nach Hause, um die Katzen zu versorgen. Damit verdiente er sich seinen Lebensunterhalt.

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Sie waren sehr ungewöhnlich in der Farbgebung und vermehrten sich, nach Mos Aussage, mit wenigen seltenen Ausnahmen nur hier auf der Gnadeninsel. Er fütterte sie an, bot ihnen im Winter ein Dach über dem Kopf und verkaufte die Jungtiere, wenn sie ausgewachsen waren, an Freddy. Auf dem Festland waren sie der letzte Schrei.

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Beitrag  Chester Sa Jan 09, 2016 6:53 pm

Ich war sehr erleichtert, als Mo am Mittag wieder zu mir zurückkehrte. Er hatte einen Stapel Holzbretter, den er mühsam hinter sich herzog und einen riesigen Lolli mitgebracht. "Ich muss austesten, welchen Aktionsradius die Laganaphyllis hat", sagte er und marschierte mit dem Lolli direkt auf Zenzi zu. Er hielt ihr den Lutscher hin und wartete, bis sie zuschnappte. Im letzten Moment
machte er einen Schritt rückwärts. Zenzi schnappte ins Leere. Wieder bot er ihr den Lolli an, wieder schnappte sie.

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Mir stockte der Atem bei dem gefährlichen Schauspiel. Gleichzeitig bewunderte ich Mos Reaktionsgeschwindigkeit. Dann wich er plötzlich nicht mehr zurück und wedelte stattdessen mit der Süßigkeit vor dem riesigen Maul der Laganaphyllis herum. "Was zum Teufel machst du da?!", schrie ich ihn an. "Ich ärgere sie ein wenig. Ich finde, das hat sie verdient", rief er zurück und machte weiter. Wütend stapfte ich zu ihm und nahm ihm den Lutscher aus der Hand. "Oh, ich wusste nicht, dass du ihn wolltest", flaumte er mich an, während er der Laganaphyllis den Rücken zuwandte. Obwohl der Lolli hier auf der Insel einem kleinen Schatz gleichkam, warf ich ihn auf den Boden und ging zu dem Bretterstapel. "Was hast du damit vor", fragte ich immer noch wütend, aber auch neugierig. "Wir werden einen Zaun um die Laganaphyllis bauen", hörte ich ihn irgendwo hinter mir antworten. Als ich mich umdrehte, saß er auf dem Boden und leckte genüsslich an dem Lutscher. Hinter ihm fauchte und schnappte Zenzi. Ich hoffte inständig, dass er sich außerhalb ihrer Reichweite befand. "Ok", sagte ich so ruhig wie möglich, um mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr er mich mit seinem kindischen Verhalten provozierte, "fangen wir an." Sofort stand er auf, steckte die klebrige Süßigkeit in seine Jackentasche, kam zu mir und sagte: "Fangen wir an."
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Beitrag  Chester Sa Jan 09, 2016 7:06 pm

Wir begannen damit, das Gebüsch um Zenzi herum abzuholzen. Dazu mussten wir sie allerdings zunächst füttern, damit wir ungefährdet arbeiten konnten. Am nächsten Tag fingen wir an, den Zaun zu errichten. Mo hatte erneut Latten angeschleppt, aus denen er eigentlich einen großen Katzenschuppen hatte bauen wollen. Ich teilte ihm mein schlechtes Gewissen mit, aber er meinte, die Katzen könnten auch in sein Schlafzimmer ziehen.

Nach 3 Tagen harter Arbeit war der Zaun endlich fertig.

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Mo hatte auch ein Vorhängeschloss für das Tor mitgebracht und ich ließ den Schlüssel tief in meine Tasche gleiten. So schnell würde Mo keine Gelegenheit mehr erhalten, die Laganaphyllis zu ärgern, auch wenn sie es tatsächlich verdient hatte. Aber auf keinen Fall wollte ich auch noch Mo an die simfressende Pflanze verlieren.

Der Zaun verschaffte mir nun wieder den Freiraum, das Grundstück zu verlassen. Das, die harte Arbeit an dem Zaun und Mos Leichtigkeit brachten wieder Leben in meine geschundene Seele. Ich pflanzte neues Obst und Gemüse im Garten, putzte die Hütte und kochte. Schließlich fiel mir Lilly wieder ein. Wieso hatte sie in den letzten Tagen nicht nach mir gesehen? Ich begann, mich zu sorgen. Hoffentlich ging es ihr und dem Baby gut...
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Beitrag  Chester Do Jan 14, 2016 8:07 pm

Da ich das Grundstück endlich wieder verlassen konnte, beschloss ich, meinerseits nach Lilly zu sehen. Bevor ich klopfte, horchte ich wieder an der dünnen Holzwand. Diesmal jedoch nicht, um zu lauschen, was darin vor sich ging, sondern um auszuschließen, dass ich sie bei ihrem Dienst an der Göttin störte. Da ich keine verdächtigen Geräusche wahrnahm, machte ich mich bemerkbar. Kurz darauf kam Lilly und öffnete die Tür. Sie sah tatsächlich etwas kränklich aus, hatte aber ein Lächeln auf den Lippen. "Komm herein", flüsterte sie, "ich will dir etwas zeigen."  Ich bemühte mich, ebenfalls leise zu sein und folgte ihr ins Innere des Bootes wo ich auch sogleich entdeckte, warum sie nur flüsterte.

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"Darf ich vorstellen: Norik." "Er ist wunderschön", bestätigte ich ihr. Der Kleine lächelte uns an. Ich war sofort verliebt in den kleinen Kerl. "Du darfst ihn ruhig hochnehmen", schlug Lilly vor. Da konnte ich einfach nicht widerstehen.

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Es fühlte sich toll an, so ein kleines Wesen im Arm zu halten und ich begann zu bedauern, dass Kai und ich nun keine Kinder mehr bekommen konnten. Vielleicht würde ich nie Mutter werden. Die Männerauswahl auf der Insel war ja bisher nicht besonders groß. Ich suchte in Noriks Gesicht nach bekannten Zügen, aber ich konnte keine Ähnlichkeit mit Kai feststellen. Er hatte Lillys Hautfarbe und die Wimpern schienen meerblau zu sein, wie Lillys Haare. Sein Gesichtchen war....eben ein Babygesicht. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Ohren des Kleinen genauer unter die Lupe nahm und irgendwie erleichtert feststellte, dass sie nicht ungewöhnlich spitz waren. Einfach nur Ohren eben.
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Beitrag  Chester Do Jan 14, 2016 8:10 pm

"Wie hast du ihn zur Welt gebracht", musste ich Lilly unbedingt fragen. Sie sah mich mit großen Augen an: "Das weißt du nicht...? Hattest du keine Hohepriesterin, die dir erzählt hat..." "Meine Mutter", unterbrach ich sie hastig, bevor sie mir genauer beschreiben konnte, wie man Kinder zeugte und gebahr, "meine Mutter hat mich aufgeklärt. Aber ich meine, wer hat dir geholfen? Ist jemand vom Festland gekommen? Warst du in einem Krankenhaus?" "Was sollte ich in einem Krankenhaus?" Lilly schien aufrichtig verwirrt. "Ich war doch nicht krank..." "Warst du denn ganz allein? Hat dir niemand geholfen?" Ich mochte mir das kaum vorstellen. "Wer sollte mir denn helfen", war ihre Antwort, "und wie? Man hockt sich hin, wenn es soweit ist, und presst, bis es draußen ist." "Oh, so einfach...", mehr wusste ich dazu nicht zu sagen.

Ein wenig plagte mich das schlechte Gewissen. Während ich mich meiner Trauer tagelang hingegeben hatte, musste Lilly ganz allein mit der Geburt und dem Neugeborenen zurecht kommen. Die Niederkunft war nicht spurlos an ihr vorbeigegangen, auch wenn sie es als Kleinigkeit hinstellte. Sie wirkte schon etwas mitgenommen. Und das Hausboot sah auch nicht gerade aus, als hätte sie in den letzten Tagen Zeit zum aufräumen gefunden.

Lilly nahm mir den Kleinen ab. Während sie ihn stillte, machte ich mich über den Abwasch her und putzte ein wenig herum.

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"Und wie geht es dir, Marly?", fragte Lilly schließlich. "..., ...." Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, wusste aber nicht so recht, was ich antworten sollte. "..., ..." Irgendwie hatte ich bei all der Trauer und Angst keine Zeit gefunden, darüber nachzudenken, wie ich mich fühlte. "Mo und ich haben einen hohen Zaun um die Laganaphyllis gebaut", antwortete ich deshalb ausweichend. "Oh, den verrückten Mo hast du auch schon kennengelernt", war ihre Reaktion. "Ist er wirklich verrückt oder sagst du das nur so?", harkte ich nach. "Keine Ahnung, was mit ihm ist." Lilly zuckte mit den Schultern. "Auf jeden Fall ist er ziemlich gagga. Aber harmlos.
...
Glaube ich zumindest."
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Beitrag  Chester Sa Jan 16, 2016 6:35 pm

Mo besuchte mich am nächsten Tag wieder. Dieses Mal hatte er keine Bretter dabei. Der Zaun war ja auch fertig. Stattdessen überreichte er mir einen Korb mit Blumen. Als ich mir die Pflanzen ansah, merkte ich, dass sie nicht einfach abgeschnitten waren. Mo musste sie ausgegraben haben. Ich hielt ein Büschel hoch und sah ihn fragend an.

"Ich dachte,...", begann Mo zögernd. "Also vielleicht möchtest du...." Er suchte angestrengt nach Worten. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Er überraschte mich immer wieder und manchmal hatte ich das Gefühl, von einer Sekunde zur nächsten einen anderen Sims vor mir zu haben. "Es wäre sicher gut, wenn du einen Platz hättest, an dem du dich an deinen Freund erinnern kannst, wo du mit ihm redest und so....., dachte ich...." "Ja", gab ich schnell zurück. Das Thema schien ihm sichtlich unangenehm. "Das ist eine gute Idee." Und so verbrachten wir den Rest Tages damit, eine Gedenkstätte für Kai zu errichten. Auf der anderen Seite des Grundstückes, fernab von Zenzi.

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Beitrag  Chester Sa Jan 16, 2016 6:37 pm

Auch an den folgenden Tagen kam Mo "zu Besuch". Nachdem ich ihm von dem gemütlichen Bett in der Wohnung der Polizeistation berichtet hatte, meinte er, wir müssten die Hütte unbedingt ausbauen. Wir erweiterten die Plattform und bauten zwei neue Räume an. Der eine wurde mein Schlafzimmer, indem wir tatsächlich das riesige Bett aufstellten.

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Den anderen statteten wir, wie damals mit Kai geplant, als Plumpsklo aus. Mo baute auch eine Dusche ein, die über eine Handpumpe mit Meerwasser betrieben wurde. Nun hatte ich endlich ein Badezimmer.
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Beitrag  Chester Sa Jan 16, 2016 6:39 pm

Das Erkunden weiterer Gebäude der Insel setzte ich erst einmal aus. Ich brauchte etwas Zeit für mich. So begann ich, wieder ausschweifend zu tauchen. Ich konnte zwar nicht mehr unbegrenzt unter Wasser bleiben, wie es mir noch als Meermädchen möglich gewesen war, hatte jedoch die Fähigkeit ungewöhnlich lange im Meer die Luft anhalten zu können.

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Beitrag  Chester Sa Jan 16, 2016 6:40 pm

Schon bald gebar Lilly ein weiteres Baby. Der Dienst an der Göttin brachte wohl oder übel ständigen Nachwuchs mit sich. Diesmal war es ein kleines Mädchen, das sie Fionella nannte.

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Ein wenig enttäuscht war ich, dass es mich doch sehr an Mo erinnerte. War er nun Vater? Seit das Bad fertig war, hatten wir uns kaum noch gesehen und ich überlegte, ob das an Fionella lag. Andererseits traf ich ihn nie bei meinen Besuchen auf Lillys Hausboot. Vielleicht hatte er einfach viel Arbeit mit den Katzen.

Auch Lilly hatte alle Hände voll zu tun. So verbrachte ich auch bei ihr viel Zeit und unterstützte sie beim Windelwechseln...

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und der Bespaßung des kleinen Norik, der mittlerweile schon ziemlich gewachsen war.

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Beitrag  Chester So Jan 17, 2016 10:29 am

Auf einem meiner Besuche bei Lilly lernte ich auch endlich Freddy kennen, der für den Warenaustausch zwischen Gnadeninsel und Festland zuständig war. Zum Glück befanden sich die beiden gerade nicht in einer "verfänglichen Situation", sondern führten ein Verkaufsgespräch. Ich war jedoch nicht sicher, ob das nicht vielleicht auf das Gleiche hinauslief. Freddy schien allerdings ein netter Kerl zu sein. Er trank mit uns noch einen Tee und wir quatschten eine Weile. Er mochte Lillys Bilder und versuchte offensichtlich auf dem Festland einen guten Preis dafür herauszuschlagen. Lilly benötigte zurzeit einige neue Dinge, denn sie war schon wieder schwanger. Freddy versprach, alles zu besorgen.

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Beitrag  Chester So Jan 17, 2016 10:31 am

Als er sich nach meinem Leben auf der Insel erkundigte, erzählte ich ihm von meinen Tauchgängen, die mittlerweile einen wichtigen Teil meines Tages ausmachten. Im Wasser fühlte ich mich einfach wohl. Wenn ich tauchte, ließ mich die farbenfrohe Unterwasserwelt alle Probleme für eine Zeit vergessen.

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Freddy hörte aufmerksam zu und schlug dann vor, ich sollte für ihn Fische, Muscheln und Wasserpflanzen sammeln. Auch die konnte er auf dem Festland verkaufen. In der Regel konnte er nicht viel dafür bezahlen, aber er beschrieb mir auch einige wertvolle Unterwasserbewohner und versprach, dafür einen guten Preis zu erzielen.

Ich hatte endlich eine Aufgabe, die mir nicht nur die langen einsamen Tage verkürzte, sondern auch Geld einbrachte und somit mein Hobby zu meinem neuen Beruf machte. Von nun an war ich Tiefseetaucherin.
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Beitrag  Chester So Jan 17, 2016 10:36 am

An diesem Tag blieb ich noch lange bei Lilly. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ihr bewusst war, weshalb sie ständig schwanger wurde. Zudem war zu erwarten, dass es immer so weiter gehen würde, wenn sie ihren Dienst an der Göttin nicht aufgab. Wo wollte sie die ganzen Kinder nur unterbringen und wie ernähren? Was, wenn doch mal eine Geburt schief lief und sie die Kinder allein zurückließ... Wer sollte sich um so viele Kinder kümmern, wenn niemand wusste, wer der Vater war? Doch sie zuckte nur mit den Schultern, schloss die Augen und legte die Hände aneinander. "Die Göttin kümmert sich um ihre Dienerinnen." Ich hoffte, die Göttin wusste, was von ihr erwartet wurde.

Ich war ziemlich gestresst und genervt von Lillys Blauäugigkeit, als ich bei Einbruch der Nacht heimkehrte. Eigentlich wollte ich nur noch in mein Bett. Aber es war bereits besetzt. Kai war zurückgekehrt.

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Beitrag  Chester Di Jan 19, 2016 4:36 pm

Im ersten Moment war ich mit der Situation völlig überfordert. Sollte ich etwas sagen? Sollte ich besser davonlaufen, solange Kai noch schlief? Sollte ich Hilfe holen? Oder mich einfach daneben legen und abwarten, ob ich am nächsten Morgen wieder erwachen würde? Was machte der Tod aus einem geliebten Menschen?

Während ich ratlos vor dem Bett stand und die schlafende, durchscheinende Gestalt anstarrte, erwachte Kai. Als er mich sah, verzog sich sein Gesicht zu einer Fratze und er schwebte auf mich zu. Ich war starr vor Angst und konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Kurz vor mir kam er schwebend zum Stillstand. "Habe ich dich erschreckt?", grinste er breit. Mein Mund war staubtrocken. Ich konnte keinen Laut herausbringen. Meine Gedanken überschlugen sich. War Kai schon immer fies gewesen? Oder hatte der Tod seinen Charakter verändert?

"Marly, mach nicht so ein Gesicht", sagte er lachend und versuchte mich zu kitzeln. Ich konnte seine Berührung spüren, aber mir war nicht zum Lachen zumute. "Es war doch nur ein Spaß. Komm, erzähl mir wo du herkommst und was du die ganze Zeit ohne mich angefangen hast." "Ich komme von Lilly und habe die ganze Zeit versucht, alleine zu überleben", antwortete ich mechanisch. Kai nahm meine Hand und zog mich nach draußen. Ich folgte ihm wie ein willenloser Hund. "Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?", wollte er wissen. "Es ist gar nicht so einfach, hier zu erscheinen. Es kostet mich echt viel Kraft." "Doch", gab ich zurück, "natürlich freue ich mich. Es ist nur so unerwartet. Wirst du jetzt hier bleiben?" Er nahm meine Hände. "Leider nein, es ist mega anstrengend hier zu sein. Lass uns die kurze Zeit genießen. Bevor ich wieder verschwinde." Dann zog er mich zu sich und küsste mich.

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Ich konnte ihm nicht länger böse sein. Dafür, dass er gestorben war, konnte er nichts. Und dass er mich so erschreckt hatte verzieh ich ihm in Anbetracht der Tatsache, dass er die Strapazen, bei mir zu sein, in Kauf nahm, obwohl es scheinbar äußerst anstrengend war.
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Beitrag  Chester Di Jan 19, 2016 4:39 pm

Wir verbrachten fast die ganze Nacht gemeinsam im Freien. Ich erzählte ihm viel von meinen Erlebnissen aus der Zeit ohne ihn. Irgendwann stellte ich erstaunt fest, dass ich unbewusst alles, was mit Mo zutun hatte, ausließ. Zum Glück stellte Kai auch nicht viele Fragen, woher beispielsweise das Holz für den Anbau stammte und wer mir dabei geholfen hatte.

Irgendwann, als wir gerade im Sand saßen und in die Sterne schauten,...

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... merkte ich, wie sich Kai neben mir einfach auflöste. Plötzlich war er weg. Ich hatte nicht einmal Zeit, zu fragen, ob er irgendwann wiederkommen würde.
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Beitrag  Chester Sa Jan 23, 2016 8:27 am

Während ich Kai gegenüber Mo nicht mit einer Silbe erwähnt hatte, drängte es mich, andererseits Mo von Kais Erscheinen zu berichten. Also ging ich am nächsten Tag zu seiner Hütte. Doch er schien nicht zuhause zu sein. So verbrachte ich den Tag mit Tauchen. Ich wusste nicht so recht, was ich da eigentlich alles fing, aber ich hoffte, dass etwas Wertvolles dabei sein würde. Auf dem Heimweg lagerte ich direkt alles in einem Glasbassin am Handelsposten.

Ich hatte mir gerade ein Brot gemacht und wollte es, eingemümmelt in mein Bett, mit einem Buch dazu verspeisen, als ich Mo durch den Regen laufen sah. Barfuß...

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Schnell öffnete ich die Tür. "Lässt du einen nassen Mann in dein Haus?", begrüßte er mich. Ich drückte ihm ein Handtuch in die Hand, holte einen zweiten Teller aus dem Schrank und schmierte ein weiteres Brot.
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Beitrag  Chester Sa Jan 23, 2016 8:29 am

Einen Moment aßen wir schweigend. Das war einer der Vorzüge, die Mo hatte: Es gab keine peinliche Stille. Es war immer ok, nicht zu reden.

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"Was hättest du getan, wenn Kai, und nicht die Laganaphyllis, Schuld an meiner Trauer gewesen wäre?", versuchte ich das Thema, das mir auf der Seele brannte, vorsichtig anzuschneiden. "Ich hätte ihn vermutlich erledigt", sagte er emotionslos. "Aber das hat ja die Laganaphyllis schon für mich gemacht." Ich sparte mir meine Empörung. Mittlerweile war ich an Mos merkwürdige Äußerungen gewöhnt. Vermutlich war er einfach nur ehrlich und direkt. Vielleicht sollte ich das auch einmal versuchen: "Er ist wieder da."

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Während ich mich betont genussvoll über mein Brot hermachte, hörte ich, wie Mo das Brot aus der Hand fiel und er schwer an seinem Bissen schluckte.
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Beitrag  Chester Sa Jan 23, 2016 8:30 am

"Was meinst du mit ,Er ist wieder da'? Hat ihn die Laganaphyllis doch nicht gefressen?" "Keine Angst. Du musst ihn nicht erledigen, er ist schon tot", foppte ich ihn nun meinerseits. "Aber gestern lag er plötzlich als durchscheinender Geist in meinem Bett."

Information angekommen und abgespeichert. Scheinbar nichts, über das es sich lohnte, weiter zu reden. Mo schwieg, holte sich einen Becher Wasser und aß weiter sein Brot. Als wir fertig waren, nahm er meine Hand und zog mich nach draußen. Es war wie ein Déjà-vu. Ich folgte ihm wie ein willenloser Hund. Fast erwartete, ich, dass auch er stehenbleiben und mich küssen würde, aber er zog mich weiter und wir ließen und an exakt derselben Stelle nieder, an der ich am Abend zuvor mit Kai in die Sterne geschaut hatte.

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