Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Akkis Sunset Valley

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Akkis Sunset Valley  - Seite 2 Empty Re: Akkis Sunset Valley

Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 7:35 pm

Später hatten sich Lethe und Ashley eine Quizshow angesehen. Wieder war Lethe für eine Überraschung gut: Ohne zum Teil auch nur die Antwortmöglichkeiten abzuwarten, gab sie wie aus der Pistole geschossen die Antworten bis hoch zur Millionen-Dollar-Frage!
„Woher weißt Du das nur?“, hatte Ashley verblüfft gefragt. „Ich habe in den letzten Wochen ja gesehen, dass Du viel im Internet oder in Lexika liest, aber …“
Lethe hatte daraufhin nur verlegen mit den Schultern gezuckt, bevor sie erwidert hatte: „Manche Sachen lese oder höre ich und dann weiß ich: Ach, das ist das und das.“ Erneutes Schulterzucken. „Leider erstreckt es sich nicht auf meine Persönlichkeit. Erst heute Morgen habe ich festgestellt, dass ich Bananen auf nüchternen Magen gar nicht mag. Mir ist so schlecht gewesen, als litte ich unter Morgenübelkeit.“ Als ihr klar wurde, was sie da eben gesagt hatte, runzelte Lethe nachdenklich die Stirn. „Dabei dürfte ich diesen Vergleich gar nicht ziehen können.“
Ashley hatte ihr schweigend zugehört und nur manchmal genickt (Jacob hatte erst vor kurzem verwundert festgestellt, wie positiv sich Lethe auf Ashleys Verhalten auswirkte). Nun fragte sie vorsichtig: „Du kannst Dich also wirklich an nichts erinnern?“
Lethe schien ihr dieses Nachbohren nicht übel genommen zu haben, denn sie hatte Ashley wahrheitsgemäß geantwortet: „Ich weiß gar nichts. Und selbst bei so Sachen wie morgendliche Bananen bin ich nicht sicher, ob das früher auch schon so war. Oder ob es ein neues Phänomen ist.“
„Ist das nicht … beängstigend?“
Daraufhin hatte Lethe zunächst geschwiegen, bevor sie mit bitterem Lächeln erwiderte, dass Ashley sich keine Vorstellung davon machen konnte, wie beängstigend es war.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 7:36 pm

Ihre Joggingrunde unterbrach Ashley, als sie noch nicht besonders weit gelaufen war. Sie hielt an, weil sie an das jüngst verkaufte Grundstück kam. Nach dem Verkauf hat es noch lange brach gelegen und niemand hatte jemals den Käufer gesehen. Nun jedoch standen eine winzige, an ein Dixie-Klo gemahnende Hütte, ein kleiner umzäunter Bereich und ein Feuerkorb auf dem Gelände.
„Hallo!“, rief Ashley den Mann an, der neben dem Feuerkorb stand. Er trug ein einfaches schwarzes T-Shirt und eine abgeschnittene Armyhose. Schuhe hatte er keine an. Sein Gesicht stand im krassen Gegensatz zu dieser Mischung aus Outdoor und Military-Look: Er hatte ein sorgenzerfurchtes Gesicht mit einer dicken Brille und sah älter aus, als er vermutlich war. Sein braunes Haar war schütter und er sah fast schon anorektisch aus.
„Oh hallo.“ Der Mann setzte ein freundliches Lächeln auf und kam näher. „Hi, ich bin Mycroft. Mycroft Teitel.“
„Ich bin Ashley Sanders.“ Ashley hatte nach der Volljährigkeit den Namen Aldridge mit der Begründung, dass sie Initialen A.A. bedenklich sein, abgelegt. „Willkommen in Sunset Valley.“
Mycroft lächelte erfreut. Dann bemerkte er Ashleys Joggingdress und beeilte sich, ihr einen Saft anzubieten. Ashley wunderte sich, dass sein Kühlschrank nicht in der kleinen Hütte, sondern davor stand. Aber vermutlich wäre die Hütte schon voll, würde der Kühlschrank darin stehen.
„Haben die Bauarbeiter Verzug?“, fragte Ashley nachdem sie am Saft genippt hatte.
„Baurarbeiter?“ Irritiert rückte Mycroft seine dicke Brille zurecht. „Ach so! Weil hier kein Haus steht, meinen Sie?“
Ashley nickte. Im Gegensatz zu Lethe hatte sie ihre Gesichtsmuskulatur hervorragend unter Kontrolle und zuckte nicht einmal mit den Mundwinkeln, obwohl ihr nach einem unverschämten Grinsen war.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 7:48 pm

„Ich schlafe unter freiem Himmel. Deswegen bin ich hergekommen. Hier, schauen Sie.“ Er führte sie zu dem abgezäunten Bereich, in dem ein Bett stand.
„Ich bin in der glücklichen Lage mich zurückziehen zu können und ich will nicht mehr diesen ganzen Stadtmief ertragen.“
„Ferner als hier können Sie dem Stadtmief gar nicht kommen.“, merkte Ashley mit Grabesstimme an, was ihr ein Lachen von Mycroft eintrug.
„In Ihrem Alter kann man das vielleicht nicht so sehr nachvollziehen.“ Mycroft schätzte seine Gesprächspartnerin auf vermutlich zwanzig Jahre jünger. „Vermutlich halten Sie mich für verrückt.“
„Sie kennen meinen Onkel Robby nicht!“ Ashley deutete auf das Haus von Robby und Fran, das auf der Anhöhe hinter Mycrofts Haus lag. „Naja, zum Aussteigen eignet sich Sunset Valley gut.“
„Aussteigen? So habe ich das noch gar nicht gesehen.“ Er dachte kurz nach. „Aber da haben sie vermutlich Recht. Ich bin ein Aussteigen!“ Er zwinkerte vergnügt und Ashley lächelte zurück. Vielleicht hatte Mycroft einen Hau weg, aber trotz dessen und seines verbrauchten Aussehens war er Ashley irgendwie sympathisch.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 7:49 pm

Die junge Frau blieb noch eine viertel Stunde und berichtete Mycroft wo er Lebensmittel kaufen konnte, bevor sie weiterlief.
Mycroft sah ihr schmunzelnd nach. Sie war vermutlich das jüngste Kind einer wohlhabenden Familie, denn obwohl sie ein sympathisches Mädchen war, umgab sie die Aura einer verwöhnten Göre.
Kopfschüttelnd löste sich Mycroft aus seinen Überlegungen und suchte seine Angelausrüstung unter dem Bett hervor. Mit wenigen Schritten war er am Meer und warf die Rute aus.
‚Endlich!“, dachte er, als der Schwimmer auf die Wasseroberfläche fiel. Endlich konnte er angeln. Seit seiner Kindheit hatte er nicht mehr in Ruhe angeln können. Damals war ihm das Angeln immer als höchste Form der Entspannung vorgekommen. Viel zu lange hatte er dem nicht nachgehen können.
Die Rute ruckte und Mycroft beeilte sich die Leine einzuholen. Am Hacken zappelte eine winzige Anchovy.
„Na, da ist mir ja eine Menge Petri Heil beschert.“, lachte er den kleinen Fisch an, bevor er ihn vorsichtig vom Hacken löste und ins Meer zurück warf.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 8:17 pm

Mycroft verbrachte den ganzen Vormittag am Strand und nach dem anfänglichen Misserfolg mit der mickrigen Anchovy, zog er bald einen Fisch nach dem nächsten heraus. Zufrieden brachte er seine Beute zurück zu seiner „Küche“ - einer Arbeitsplatte und dem Kühlschrank, wo er die Fische ausnahm und im Kühlschrank verstaute. Beliebig viele Fische konnte er nicht lagern. Selbst gekühlt hatten sie nur eine begrenzte Lagerdauer. Vielleicht sollte er die geangelten Fische einfach wieder ins Meer zurück werfen, wenn der Kühlschrank voll war? Oder er klopfte mal beim lokalen Supermarkt an und versuchte den Fisch dort zu verkaufen.
‚Und schon hat der Kapitalismus wieder!’, dachte Mycroft stöhnend. Er schüttelte den Kopf und rechnete zum wiederholten Mal im Kopf nach, wie lange er noch mit seinem ersparten auskommen würde. Dann zuckte er die Schultern. Der Supermarkt war vermutlich die geschicktere Option. Ewig würde er nicht aus dem Sparstrumpf leben können. Seufzend räumte er den letzten Fisch bis auf ein ordentliches Steak weg und zündete das Feuer an um dort das Fischsteak zu grillen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 8:18 pm

Am nächsten Tag spazierte Mycroft durch Sunset Valley und besuchte auch den Supermarkt, wo er abmachte, dass er dem Supermarkt Fisch verkaufen würde. Die Stadt – oder vielmehr das Dorf – war in den letzten Jahren gewachsen, doch eigentlich lebten hier nur drei Familien, die ziemlich weit verzweigt waren. Er selbst war wohl einer der wenigen Neuzugänge in der letzten Zeit. Vor einem anderen Haus allerdings stand ein Umzugswagen, aus dem ein sehr kräftiger, sehr blonder Mann Möbel schleppte. Mycroft war zu Arbeitszeiten zwar nie ein besonders geselliger Mensch gewesen, doch Sunset Valley war schließlich ein Neubeginn! Also ging er mit einem offenen Lächeln auf den jungen Mann zu und begrüßte ihn.
Shane Michaels würde in einem Gesprächskreis über Literatur (oder über jedes andere eher akademische Thema) vermutlich untergehen wie ein Amboss, aber er hatte einen freundlichen, offenen Charakter. Mycroft lud ihn zum Abendessen ein und Shane war mehr als begeistert, dass er in seiner neuen Heimat so freundlich begrüßt wurde und sagte ohne Bedenken zu. Dann schleppte er mit törichtem Grinsen ganz alleine eine ziemlich sperrige Couch ins Haus. Mycroft sah ihm sprachlos nach; der Knabe war wirklich kräftig! Dann beeilte er sich nach Hause zu laufen, er wollte einen der frischen Fische zubereiten und langsam in der heißen Asche des Feuerkorbes garen.
Shane kam am frühen Abend und er hatte einen Bärenhunger mitgebracht. Mycroft war erleichtert, dass er zu dem Fisch noch Kartoffeln zubereitet und einen Fruchtsalat als Nachtisch gemacht hatte. Shane aß als hätte er wochenlang nichts zu sich genommen. Doch er sparte nicht mit Lob für Mycrofts Kochkünste und Mycroft schenkte ihm einen der weiteren Fische, den Shane mit kindgleichem Lächeln annahm.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 9:26 pm

Shane Michaels freute sich noch am nächsten Morgen über die Bekanntschaft mit dem netten Mycroft Teitel. Sogar einen Fisch hatte er ihm samt Zubereitungsanweisungen geschenkt! Shane wollte dies als gutes Zeichen deuten und holte sich die Zeitung herein, um sie beim Frühstück zu lesen.
Natürlich dauerte das Lesen der Zeitung viel länger als das Essen seiner Pfannkuchen. Shane war sehr stolz darauf, gut lesen zu können, aber gut lesen bedeutete nicht schnell lesen zu können. Bedächtig, aber beharrlich arbeitete sich Shane durch das Lokalblatt und stieß schließlich auf den Aufruf an Hobbysportler sich für eine Art „Casting“ für die sich im Aufbau befindliche Footballmannschaft zu melden. Strahlend notierte sich Shane die Adresse und den Termin. Das war ja ein wirklich guter Start in Sunset Valley! Erst hatte er eine nette Bekanntschaft gemacht und nun hatte er die Chance doch noch in einer Footballmannschaft zu spielen! Nun wurde es Zeit sich den Nachbarn vorzustellen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 9:27 pm

Gut aufgelegt und mit seinem allerfreundlichsten für Zahnpastawerbung geeignetem Lächeln ging er die paar Schritte zum Nachbarhaus und betätigte den Klingelknopf. Von drinnen hörte er die fröhliche Stimme eines Kleinkindes und eine ruhige Frauenstimme. Nach kurzer Zeit öffnete eine junge Frau die Tür.
„Hallo?“, sagte sie mit fragendem Unterton. Auf ihrer Hüfte balancierte sie einen schwarzhaarigen Jungen, der Shane interessiert musterte.
Shane seinerseits betrachtete sein Gegenüber neugierig. Die Frau hatte langes glänzendes Haar, dessen kastanienroter Ton in der Morgensonne schimmerte. Sie hatte ein schmales, längliches Gesicht, in dem grüne Augen hellwach in die Welt schauten. In diesen grünen Augen bemerkte Shane schließlich eine Frage und so beeilte sich Shane sich vorzustellen.
„Hi, ich bin Shane Michaels. Ihr neuer Nachbar.“
„Ich bin June Thomas. Und das ist mein Sohn Jeremy.“ – „Jemmy!“, berichtigte der Knirps sie und zeigte mit dem Finger auf sich. June verdrehte die Augen und bat Shane hinein. Eigentlich hatte sie wenig Lust den neuen Nachbarn zu bewirten. Ihre Tochter Helena war endlich schulpflichtig, so dass sie nur durch Jeremy ans Haus gebunden war. Zwar liebte June ihre Kinder, aber sie brachten ihr Leben so aus dem Tritt! Man konnte sich einfach nicht darauf verlassen, dass der vorgefertigte Plan einzuhalten war. Ein aufgeschlagenes Knie, eine volle Windel oder ein aus unerfindlichen Gründen quengelndes Kind machten einem häufig einen Strich durch die Rechnung. In die Bibliothek hatte sie Jeremy früher ab und zu mitnehmen können, aber inzwischen langweilte er sich trotz mitgebrachten Spielzeugs sehr schnell und so konnte June nicht lange am Stück an ihren Romanen arbeiten. Aus diesem Grund hatte sie sich schließlich doch einen Laptop gekauft und begonnen gelegentlich daheim zu schreiben. Gerade heute hatte sie einen richtigen Schreibfluss gehabt und nun stand da dieser neue Nachbar, der sie anstarrte und vermutlich erwartete, dass sie ihn den ganzen Vormittag unterhielt.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 9:28 pm

„Was treibt sie nach Sunset Valley?“, fragte June nachdem sie Jeremy auf den Boden gesetzt hatte, wo er sich inzwischen mit seinem Teddy beschäftigte.
„Die Häuser sind hier so billig.“, antwortete Shane ehrlich und sah sich verstohlen um. Das Haus war nicht besonders groß, aber sehr ordentlich, fast schon pedantisch. June warf ihm für diese Antwort einen schrägen Blick zu und stellte die Kaffeemaschine an. Unter ihrem spöttischen Blick wand sich Shane, doch er konnte ihm nicht ausweichen und deswegen erwiderte er ihn mit der ihm eigenen törichten Offenheit. Schließlich musste June ihre Aufmerksamkeit den Kaffeetassen zu wenden, so dass Shane erlöst wurde. Er kniete sich rasch neben Jeremy nieder und neckte seinen Teddy. Jeremy ging auf das Spiel ein und nahm den Teddy fröhlich als Schlaginstrument um Shane damit zu hauen. Lachend erwehrte sich dieser den wenig schmerzhaften Schlägen und kitzelte das Kleinkind aus Rache.
Sprachlos sah June dem kichernden Jeremy und dem töricht drein lächelnden blonden Riesen zu. Jeremy war zwar aufgeschlossener als Helena, aber sie hatte ihn selten so unbefangen mit einem Fremden interagieren sehen. Shane bemerkte schließlich ihren Blick und sprang schuldbewusst auf. Beschwichtigend lächelte June und reichte ihm eine Kaffeetasse.
„Nehmen Sie Milch oder Zucker?“
„Nein danke, Mrs. Thomas.“ Er ließ sich auf eine einladende Geste von June auf die Couch sinken und nahm einen vorsichtigen Schluck des frisch aufgebrühten Kaffees.
„Haben Sie einen Job hier?“, fragte June. ‚Was für eine dümmliche Frage!’, dachte sie und versteckte sich schnell hinter ihrer Tasse. Aber Shane schien die Frage gar nicht so dümmlich zu finden, sondern erklärte mit glänzenden Augen, dass er zu einem Training der neuen Footballmannschaft gehen wollte. Er hoffte dort eingestellt werden zu können und Profi zu werden.
„Wenn das nicht klappt, suche ich mir einen anderen Job.“ Er sah zwar etwas unglücklich drein, fuhr aber optimistisch fort: „Ich kann hart arbeiten!“
Das glaubte June ihm mit Blick auf seine herkulischen Oberarme. Vermutlich könnte er ihre Couch mit June und Jeremy, der neben sie gekrabbelt war, mit links hochheben.
„Ich arbeite im Moment von zuhause aus.“ Zu ihrer Verwunderung stellte June fest, dass sie aus dem Nähkästchen zu plaudern begann. „Ich bin Schriftstellerin. Normalerweise arbeite ich in der Bibliothek, doch solange Jeremy noch so klein ist, schreibe ich daheim.“
Shanes Gesicht nahm einen ehrfürchtigen Ausdruck an und June erzählte ihm was sie schrieb: Science Fiction-Romane, meistens in Trilogieform, die mit schöner Regelmäßigkeit Bestseller waren. Jeremy begann sich zu langweilen und turnte über seine Mutter hinweg auf Shane zu. Der lauschte ehrerbietig Jeremys Mutter und schaukelte den vergnügt quietschenden Jungen auf den Knien.
Am späten Nachmittag verabschiedete sich Shane höflich und musste sich dazu sanft von Jeremy freimachen, der seinen neuen Spielgefährten gar nicht loslassen wollte. Als June die Tür hinter Shane schloss, wurde June konsterniert gewahr, dass sie den Vormittag genossen hatte.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 10:17 pm

Ein paar Tage später hatte Shane einen Amateurvertrag mit dem lokalen Footballteam in der Tasche. Er lud Mycroft ein um sich für das Abendessen zu revanchieren und ein bisschen zu feiern. Mycroft nahm die Einladung gerne an und so stellte sich Shane am frühen Nachmittag an den Herd um ein Stew zuzubereiten.
Vielleicht lag es an dem billigen Herd oder den alten Gasleitungen im Haus, aber als Shane für einen Moment das Stew vor sich köcheln ließ um sich umzuziehen, geriet der Herd in Brand. Nur in Unterwäsche schnappte sich Shane den kleinen Feuerlöscher, den er im Schlafzimmer aufbewahrte und begann das Feuer zu löschen. Gleichzeitig informierte der Feuerlöscher die Feuerwache. Doch bevor die Feuerwehr endlich bei Shane ankam, hatte er das Feuer bereits gelöscht. Deswegen kontrollierten die Feuerwehrleute nur rasch alles und gaben die Küche frei, bevor sie den enttäuschten Shane mit den verkohlten Überresten seines Stews verließen. Zeit ein neues Stew zukochen blieb ihm nicht. Was sollte er seinem Freund nur vorsetzten?
In diesem Moment schellte es. Shane schlüpfte rasch in seine Jogginghose und öffnete die Tür. Davor stand June, die ihn besorgt musterte.
„Hey, ist alles in Ordnung? Ich habe eben den Löschzug wegfahren sehen.“, fragte sie.
„Mir ist der Herd beim Kochen in Flammen geraten.“, erklärte Shane bekümmert. „Und mein Stew ist auch hinüber. Heute Abend bekomme ich Besuch von Mr. Teitel.“ Er seufzte tief. „Können Sie mir vielleicht die Nummer von einem Pizzaservice geben?“
June klopfte ihm freundlich auf die Schultern. „Ich habe eine bessere Idee. Ich habe noch eine Menge tiefgekühlter Gerichte die mein Bruder gemacht hat. Ich kriege kaum Helenas geliebtes Wassereis in meiner Truhe unter. Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn Sie sich was aussuchen.“
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 10:18 pm

Shanes Gesicht erhellte sich. „Das ist sehr nett!“ Er folgte June ins Nachbarhaus, wo er sich kurz mit Colin Thomas, Junes Mann bekannt machte, Jeremy war im Garten und bekam deswegen den Besuch von Shane nicht mit. Helena saß am Küchentisch und machte Hausarbeiten. Sie lächelte Shane freundlich an. Vor ein paar Tagen hatte er mit ihr Ball gespielt und war dabei viel geduldiger als ihr Vater, den es immer ärgerte wenn sie den Ball nicht weit genug warf oder ihn nicht fangen konnte.
June und Shane beugten sich über die Tiefkühltruhe. Nach einigem Hin und Her entschieden sie, dass Shane Bolognese-Sauce mitnehmen würde. June drückte ihm außerdem selbstgemachtes Limetteneis in die Hand. Freudestrahlend bedankte sich der junge Mann und ging eilig heim um die Sauce aufzutauen.
„Der hellste ist Mr. Michaels nicht.“, stellte Colin Thomas fest, nachdem die Tür hinter Shane ins Schloss gefallen war. Er erntete ein Stirnrunzeln seiner Frau. „Guck nicht so. Ich glaube kaum, dass er über die Grundlagen des Lesen und Schreibens hinausgekommen ist!“ Er sah, dass Helena ihm lauschte und wies sie an ihre Hausaufgaben weiterzumachen. „Damit Du über die Grundlagen hinauskommst, mein Kind!“
„Mr. Michaels ist sehr nett. Jeremy mag ihn.“, verteidigte June zu ihrer eigenen Verwunderung den Nachbarn. „Ihm würde ich vorbehaltlos Jeremy und Helena für einen Abend anvertrauen!“
„So?“ Colin grinste seine Frau an. „Dann kannst Du ja endlich Deinen Widerstand aufgeben und mit mir ins Kino gehen!“
June stockte, da hatte sie sich ja in eine missliche Lage gebracht! Sie hasste es ins Kino zu gehen und hatte bisher immer vorgeschoben, dass sie Jeremy und Helena nicht einem Babysitter überlassen wollte. Ihre vielen Geschwister wollte sie auch nicht zum aufpassen einspannen, die hätten schließlich genug um die Ohren.
„Wir können es ja mal ausprobieren.“, gab June zögerlich nach. Vermutlich würde Colin es über seinen Job als Journalist sowieso vergessen.
Am nächsten Tag brachte Shane die säuberlich gespülten Gefrierdosen zusammen mit einem Blumenstrauß zu June zurück. Sie plauderten über das Abendessen, bei dem Mycroft und Shane einen vergnügten Abend verbracht hatten.
„Mycroft verkauft im Supermarkt auch selbstgefangene Fische. Die schmecken sehr gut.“, machte Shane Werbung für seinen Freund.
June schmunzelte. „Ich weiß. Der Supermarkt gehört meinen Geschwistern und mir. Wir haben ihn von meinem Vater geerbt.“
Shane machte große Augen und June schämte sich ein bisschen für die Angeberei. Dann erwachte Jeremy aus seinem Mittagsschlaf und Shane musste mit dem Jungen und seinem geliebten Teddy spielen. Als Helena etwas später heimkam, wurde Jeremy von seiner Mutter gebadet und Shane beschäftigte sich mit Junes stiller Tochter. Wie im Flug verging der Nachmittag und als Colin heimkam, war sein Nachbar noch immer im Haus. Vergnügt rieb sich Colin die Hände und spannte seinen Nachbar zu Junes Erschütterung als Babysitter für das kommendes Wochenende ein. Shane war sichtlich erfreut seinen Nachbarn einen Gefallen zutun und so musste June am Wochenende mit ihrem Mann ins Kino gehen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 03, 2010 10:19 pm

„So, jetzt wird geschlafen, Kumpel.“ Shane hob Jeremy in sein Gitterbett und streichelte das weiche Haar des Kleinen. Jeremy wollte protestieren, er würde lieber noch weiter mit Shane und Helena spielen, doch er war so müde, dass ihm schon die Augen zufielen.
Helena durfte noch ein bisschen aufbleiben, saß aber schon im Schlafanzug auf der Couch.
„Möchtest Du ein Video gucken oder soll ich Dir was vorlesen?“
„Kannst Du denn lesen?“, fragte Helena und biss sich sofort auf die Lippen. Das war nicht sehr höflich!
Doch Shane nahm es ihr nicht übel. „Ja. Ich war auch in der Schule.“
„Dad sagt, Du bist nicht besonders helle.“, vertraute Helena ihm an. „Aber Mommy meint, Du wärst ein sehr netter Mann.“
Shane ließ sich nicht anmerken, dass ihn Colins Kommentar verletzt hatte. Er wusste, dass er nicht besonders klug war, aber es aus dem Mund eines Kindes zu hören, kränkte ihn.
„Ich sehe das aber wie Mommy. Ich mag Dich!“, plapperte Helena derweil weiter. Das heiterte Shane etwas auf. Schließlich zog er auf gut Glück ein Kinderbuch aus dem Regal und begann Helena vorzulesen. Zu deren Überraschung las er wirklich sehr gut, wenn auch ziemlich langsam. Seine freundliche Stimme ließ sie schläfrig werden, so dass sie nichts dagegen einzuwenden hatte, dass Shane sie eine halbe Stunde später ins Bett brachte.
Als ihre Eltern heimkamen, schliefen beide Kinder selig. Shane saß auf der Couch und sah sich mit ausgestelltem Ton eine alte Footballübertragung an. Er machte sich Notizen, denn er analysierte die Spielzüge dieses vergangenen Spiels.
Colin nahm seine ordentliche, an Schulkinder gemahnende Schrift mit einem Augenbrauenzucken zur Kenntnis und verabschiedete sich schnell von Shane, bevor er ins Badezimmer verschwand. June bedankte sich überschwänglich bei Shane und brachte ihn zur Tür. Sie merkte, dass ihn etwas bedrückte, doch auf ihre Nachfrage schüttelte der blonde Riese nur den Kopf und wünschte ihr eine gute Nacht.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 6:06 pm

‚Das ist so albern.’, dachte Lethe als sie den Stift ablegte. Sie musterte ihre handschriftliche Liste und war versucht das Blatt vom Schreibblock zu reißen und zerknüllt in den Mülleimer zu schmeißen.
Jacob hatte angeregt, Lethe solle eine Liste machen in der sie notierte, was sie mochte und nicht mochte. Vielleicht sollte sie sogar Tagebuch schreiben, denn es könnte ihre Erinnerung anregen. Die Tagebuch-Idee hatte Lethe sofort verworfen, nachdem sie ein Schulheft mit „Lethes Tagebuch“ beschriftete hatte. Die Vorstellung diese Heftchen mit Einträgen wie „Liebes Tagebuch! Heute habe ich zum Frühstück Waffeln gegessen.“, war einfach undenkbar! Natürlich hatte Jacob mehr im Sinn gehabt, dass sie ihre Gefühle, Stimmungen oder Träume notierte. Das Tagebuch sollte ihr helfen ihre Gedanken zu ordnen. Doch wenn sie ihre Gedanken ordnen wollte, dann ging Lethe in den Garten und kümmerte sich um die Pflanzen. Sie war vielleicht keine „Pflanzenflüsterin“ wie etwa Brian, der ältere Bruder ihrer Mitbewohner (Lethe hatte gesehen wie er eine fast tote Pflanze einfach durch gutes Zureden und liebevoll Pflege wieder zum Blühen gebracht hatte), aber der Garten gedieh unter ihren Händen. Dafür waren ihr die Geschwister sehr dankbar, denn keiner von ihnen gärtnerte besonders gerne.
Seufzend blickte sie wieder auf die Liste. Sie hatte zwei Spalten, eine für ihre Vorlieben, die zweite für ihre Abneigungen. Bisher stand nicht viel in den Spalten. Bei den Vorlieben standen Lethes Lieblingsfarbe (grau) und ihr Lieblingsessen (Hot Dogs). Bei Abneigungen hatte sie nur morgendliche Bananen vermerkt.
„Was schreibst Du da?“ Ashley beugte sich über Lethes Schulter. Wie es ihre Art war kümmerte sie sich nicht um die Privatssphäre der Freundin. Sie zog das Blatt vom Block und las aufmerksam die drei Begriffe.
„Ein bisschen mager.“, urteilte Ashley. Sie nahm einen Stift und kritzelte etwas dazu.
„Was soll das Ash!? Das ist meine Liste.“, protestierte Lethe und riss Ashley das Blatt aus der Hand. Diese hatte bei Abneigungen noch Gladys notiert. Bei Vorlieben hingegen stand nun Jacobs Name.
Lethe errötete. „Ashley!“
Die junge Frau kicherte. „Was denn? Du magst Gladys wirklich nicht! Und seit sie meinem Bruder eine Baby angehängt hat … .“ Ihre Miene verdüsterte sich und Lethe beeilte sich auf das Thema Gladys zu vertiefen.
„So übel ist sie glaube ich gar nicht. Sie scheint Jonathan wirklich zu mögen. Auf das Baby freuen sich beide!“
„Jonathan vielleicht, aber Gladys will ihn bestimmt nur an sich binden!“
„Um so berechnend zu sein ist Gladys nicht clever genug.“, erwiderte Lethe. Sie faltete das Blatt mit der Liste ordentlich zusammen und schob es in ihre Jeanstasche.
Akkis Sunset Valley  - Seite 2 Screen11
In diesem Moment betrat auch Jacob die Küche. Er hatte Lethes letzten Satz gehört und zog die Nase kraus. „Ashley, Du verdirbst Lethe! Sie ist viel gehässiger seit ihr beiden so eng befreundet seit.“, warf er seiner Schwester grinsend vor. Lethe errötete erneut und klopfte verstohlen auf die Jeanstasche. Die Liste war sicher.
„Bist Du etwa glücklich das Jonathan zu unserem ehemaligen Hausmädchen zieht und mit ihr ein Kind bekommt?“, fragte Ashley streitsüchtig. Sie verschränkte die Arme und musterte ihren Bruder streng.
Jacob erwiderte zunächst nichts sondern ging zum Kühlschrank. Er steckte den Kopf hinein und durchsuchte die Vorräte nach einem kleinen Snack. Dabei schmunzelte er still vor sich hin, denn Gladys hatte sich an diesem Vormittag von ihm untersuchen lassen. Der Ultraschall hatte einige interessante Neuigkeiten gebracht.
„Du solltest nicht so versnobt sein, Ash.“, verteidigte derweil Lethe das junge Paar. „Sie arbeitet doch längst nicht mehr für den Haushaltsservice. Davon abgesehen ist es ja nichts Anrüchiges als Haushaltskraft zu arbeiten!“
„Nicht anrüchig?!“ In gespieltem Entsetzen riss Ashley die Augen auf. „Halloooo. Du hast doch die Uniform gesehen. Das ist ein ganzer Verband von Heiratsschwindlern. Die sind nur darauf aus, arme unbedarfte Männer aufzureißen und sie anschließend auszusaugen!“
Jacob verdrehte der Milch gegenüber die Augen. Warum musste Ashley nur so übertreiben?
„Ich glaube kaum, dass Du Jonathan als unbedarft bezeichnen musst. Er arbeitet für den Geheimdienst.“, sagte Lethe nüchtern und räumte das Schreibzeug weg. Da sie mit dem Rücken zu den Geschwistern stand, bemerkte sie deren entsetzte Blicke nicht. Erst als sie sich wieder umdrehte und die beiden sie ein bisschen fassungslos anschauten, dämmerte ihr, dass ihre Äußerung unbedarft gewesen war.
„Ähm. Ist noch Milch da?“, versuchte sie die Situation zu überspielen.
„Woher weißt Du das?“, fragte Ashley. „Das solltest Du eigentlich NICHT wissen.“
Lethe zuckte mit den Schultern. Das war wieder die große Frage. Woher. Woher hatte sie das Wissen, Jonathan gleich am ersten Abend als Agenten zu identifizieren? Der Anzug, der Habitus. Und dann seine ungewöhnlichen Arbeitszeiten.
Die Geschwister tauschten einen langen, nachdenklichen Blick.
„Also IST er Geheimdienstler.“, stellte Lethe fest. Sie musterte ihre Schuhspitzen. Es war ihr fast unangenehm danach zu fragen, aber sie hatte durchaus Hoffnungen hinein gelegt. „Hat er … kann er vielleicht nach Informationen über mich suchen?“ Sie sah besonders Jacob an, wie immer wenn es um etwas Wichtiges ging. ‚Wie ein Gänseküken.’, schoss es ihr durch den Kopf und sie schob den Gedanken schnell weg.
Jacob wand sich. Er hasste es Lethe enttäuschen zu müssen. Hilfesuchend warf er Ashley einen Blick zu, doch sie hob nur die Achseln.
„Ich verstehe.“, sagte Lethe tonlos. Sie verbot sich die Hände zu wringen. „Ich muss mich um den Garten kümmern.“ Sie beeilte sich die Küche zu verlassen damit sie nicht die mitleidigen Blicke ihrer Freunde sehen musste.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, bemerkte Ashley: „Es ist ja nicht so, dass Jonathan es nicht versucht hätte.“
„Er hat sich große Mühe gegeben.“, stimmte Jacob ihr zu. Er sah die Tür an und es tat ihm so unendlich leid, dass er keine besseren Nachrichten für Lethe hatte. „Aber es gibt einfach nichts. Weder ihre Fingerabdrücke noch ihre DNS sind in irgendeiner Datenbank.“ Die Geschwister seufzten unisono.
„Unternimm doch heute Abend etwas mit Lethe. Das heitert sie bestimmt auf. Geht ins Kino oder so.“, schlug Ashley plötzlich vor. Ihr eben noch mitleidiger Gesichtsausdruck hatte sich aufgehellt. „Ich muss leider arbeiten.“
Obwohl Jacob der Tonfall seiner Schwester nicht gefiel, nickte er langsam. Ashley heckte ganz sicher etwas aus. Aber das war ihm im Moment ziemlich egal, denn er litt mit Lethe. Ashley würde schon nicht das Haus abreißen. Er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass sie kein ungezogener Teenager war. ‚Eher ein ungezogener Twen.’, dachte er und schloss endlich die Kühlschranktür. „Vielleicht lade ich sie zum Grillen im Park ein. Sie mag genauso gerne Hot Dogs wie ich.“
Ashley murmelte etwas, das nach „unromantisch“ klang und scheuchte ihn aus der Küche. Als sie sicher war, dass er außer Hörweite war, zückte sie ihr Handy.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 6:09 pm

Bewaffnet mit einem Picknickkorb fuhren Lethe und Jacob am frühen Abend in den Park. Lethes Stimmung war nach wie vor gedrückt und Jacob bemühte sich sie aufzuheitern. Er erzählte neue Anekdoten aus dem Krankenhaus, doch die Erinnerung an ihren langen Aufenthalt deprimierten Lethe noch mehr. Eigentlich neigte sie nicht zu Selbstmitleid. Jacob fand das sehr erstaunlich. Er hatte sich versucht ein Bild davon zu machen, wie es als Amnesie-Patient war, doch er konnte es einfach nicht greifen. Nichts von seiner Persönlichkeit zu wissen war so beängstigend! Er wünschte er könnte ihre Not lindern.
„Übrigens bekommen Jonathan und Gladys Drillinge.“, platzte er schließlich heraus. Eigentlich sollte er zunächst nichts davon sagen, das junge Paar hatte die Nachricht selbst noch nicht verdaut.
„Drillinge?“, echote Lethe verwundert. „Das scheint bei euch ja in der Familie zu liegen.“ Sie spielte auf die Drillinge von Jacobs Halbschwester Danie an.
„Vor allem wenn es Mädchen sind! Der Ultraschall ist zwar nicht hundertprozentig zuverlässig, aber es sieht so aus als bekämen sie auch Mädchen. So wie Manuela, Monica und Mercedes.“
Es entlockte Lethe ein vorsichtiges Kichern. „Wollen Jonathan und Gladys den Kindern auch Vornamen mit demselben Buchstaben geben?“
Erfreut das Lethe sich etwas aufheitern ließ, stimmte Jacob in ihr Kichern ein. „Im Moment haben sie glaube ich andere Sorgen. Das Haus, das sie eigentlich mieten wollten, kommt nun doch nicht in Frage.“
„Puh und die Babyausstattung muss gleich dreimal angeschafft werden! Ganz billig wird das nicht. Zum Glück verdient Jonathan ordentlich.“ Sie biss sich auf die Lippe als ihr einfiel, womit Jonathan sein Geld verdiente.
„Hör mal, Lethe.“, begann Jacob vorsichtig und nahm ihre Hand. „Er hat es wirklich versucht. Ich glaube er sucht noch weiter.“
„Ich hätte mir keine Hoffnungen machen sollen.“, murmelte Lethe traurig. „Ich … irgendwie habe ich gehofft, dass er etwas findet. Selbst wenn dabei rausgekommen wäre, dass ich eine gesuchte Verbrecherin oder so etwas wäre.“ Sie entwand Jacob ihre Hand und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Als sie anschließend ihre Hand gedankenverloren wieder in Jacobs legte, machte dessen Herz einen kleinen Sprung.
„Wir finden schon noch heraus wer Du bist. Und wo Du herkommst.“, munterte er sie auf.
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Zu seiner Überraschung brach Lethe in Tränen aus. Schnell legte er den Arm um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Aber Lethe … was ist denn los?“, fragte er hilflos. Sie weinte und schluchzte und lehnte sich Trost suchend an seine Brust. Nach ein paar Minuten wimmerte sie unter Tränen: „M-m-manchmal glaube ich, es ist besser mein altes Ich gar nicht zu kennen.“ Sie schniefte. „Vielleicht bin ich ganz unsympathisch gewesen! Vielleicht … vielleicht würdest Du mein altes Ich gar nicht mögen!“
„Das ist doch Unfug.“ Er fuhr fort ihren Rücken zu streicheln. „Selbst mit einer Amnesie würde sich ein so liebenswerter Mensch wie Du nicht total verändern.“
„Du hast wohl noch nie „Regarding Henry“ gesehen!“, protestierte Lethe. Sie trat einen Schritt von ihm zurück und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. „Bestimmt war ich unausstehlich! Und trotzdem … trotzdem will ich wissen wer ich VORHER war. Es ist so bedrohlich, immerzu frage ich mich: Wer bin ich. Und gleichzeitig entwickle ich eine völlig neue Persönlichkeit. Meine Lethe-Persönlichkeit. Oder meine Gänseküken-Persönlichkeit.“
„Gänseküken?“
„Naja.“ Lethe sah verlegen zu Boden. „Ich bin wie ein Gänseküken. So wie Konrad Lorenz die Prägung an Gänseküken beschreibt meine ich.“ Sie sah mit erröteten Wangen zu Jacob auf. „Gänseküken prägen sich das erste Lebewesen, das sie nach dem Schlüpfen sehen als Mutter ein. Nur das ich nicht geschlüpft bin. Zumindest dessen bin ich mir sicher.“
„Ähm und Deiner Gänseküken-Theorie nach, wäre ich wohl Deine Mutter.“, hakte Jacob trocken nach. „Ein beängstigender Gedanke.“
Wenn möglich lief Lethe noch roter an. „Neinnein. Ähm, also Mutter ist vielleicht der falsche Begriff.“ Sie sah wieder zu Boden. „Aber irgendwie bin ich schon auf dich geprägt.“
Jacob war sprachlos. Weil er nicht wusste, was er erwidern sollte, hob er den Picknickkorb auf, den er zu Beginn des Gespräches neben sich gestellt hatte auf. „Ich mach uns erstmal Hot Dogs.“
Lethe nickte bedrückt und lief ihm mit gesenktem Kopf nach. Bestimmt hielt er sie jetzt für eine unselbstständige Heulsuse. Sie hatte ihm auch ein ganzes Stück Verantwortung aufgedrückt indem sie behauptete, auf ihn geprägt zu sein. Aber es war so! Er war nicht der erste, den sie nach ihrem, wie auch immer geartetem, Eintritt in ihr Lethe-Leben gesehen hatte, aber der erste zu dem sie Vertrauen gefasst hatte. Der sich um sie gekümmert hatte, ohne dabei die ganze Zeit die zusätzliche Arbeit zu bedenken. Wenn seine Schicht beendet war, hatte er meistens noch ein bisschen bei ihr vorbeigeschaut und mit ihr gesprochen. Manche der jüngeren Schwestern waren deswegen etwas unfreundlicher zu ihr gewesen, aber seine Besuche wogen die bösen Blicke und kaltes Mittagessen auf. So hatte Lethe den Wert von Freundschaft und das unangenehme Gefühl Neid ausgesetzt zu sein, zugleich kennengelernt.
„Hier.“ Jacob schob ihr ein Hot Dog vor die Nase und riss sie so aus den Gedanken. „Mit extra vielen Gurken.“ Er lächelte sie freundlich an und Lethe hatte das Bedürfnis erneut zu weinen. Sie hatte es über die ganze Zeit vermutet, doch heute Abend war sie sich ziemlich sicher: Sie war in Jacob verliebt.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 7:42 pm

Schweigend aßen sie das Hot Dog. Jacob suchte verzweifelt nach einem unverfänglichen Gesprächsthema, während Lethe ebenso verzweifelt versuchte nicht zu weinen.
‚Im besten Fall sieht er eine Freundin in mir. Wahrscheinlicher ist aber, dass er sein Engagement schon bereut und ich ihm furchtbar nerve.“, dachte Lethe voller Selbstmitleid. Obwohl sie für gewöhnlich Hot Dogs liebte, rutschten ihr nun die Bissen nur schwer die Kehle runter. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet.
„Die Idee in den Park zu fahren, ist wohl nach hinten losgegangen.“, seufzte schließlich Jacob. Auch sein Hot Dog war nur angeknabbert.
„Ich wollte Dir die Stimmung nicht verderben.“, beeilte sich Lethe zu sagen. Sie legte das Hot Dog auf den Teller und unterdrückte weiterhin das Bedürfnis zu weinen.
„Die Stimmung verderben?“, wiederholte Jacob ungläubig. „Ich hatte gehofft Deine Stimmung zu verbessern. Du hast mir vorhin so leid getan!“
Betroffen schob Lethe das Hot Dog auf dem Teller hin und her. „Tut mir leid.“
„Jetzt hör doch auf Dich zu entschuldigen!“ Jacob klang fast schon aufgebracht. Das war ungewöhnlich für ihn, er war sonst die Ruhe in Person. Er wollte noch etwas hinzufügen, schloss den Mund aber wieder. Grimmig packte er den Picknickkorb zusammen und sagte: „Lass uns nach Hause fahren.“ Schnell erhob er sich und lief strammen Schrittes auf das Auto zu. „Kommst Du?“, rief er über die Schulter.
‚Nicht heulen. Nicht heulen!’, beschwor sich Lethe selbst. Es gelang ihr nicht in Schluchzer auszubrechen, aber ihre Augen schwammen in Tränen. Sie sah Jacob nicht an als sie neben ihm ins Auto stieg. Die Rückfahrt über schwiegen die beiden jungen Leute. Kaum am Haus angekommen, rannte Lethe in ihr Zimmer und überließ es Jacob den Korb hineinzubringen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 7:45 pm

Jacob blieb eine ganze Weile im Auto sitzen und starrte ins Nichts. Er ärgerte sich darüber, Lethe gegenüber so unfreundlich gewesen zu sein. Warum er so reagiert hatte, war ihm selbst nicht ganz klar. Er fand es so herzzerreißend, dass sie an diesem Abend so traurig war. Jeder seiner Versuche sie aufzuheitern war gescheitert. Ashleys Vorschlag hatte die ganze Sache nur schlimmer gemacht. Was hatte sich seine Schwester dabei nur gedacht? Völlig selbstlos war die Idee garantiert nicht gewesen.
Bedrückt schlich Jacob schließlich ins Haus. Er musste sich richtiggehend zwingen den Picknickkorb auszuräumen. Normalerweise gingen ihm solche Arbeiten wie selbstverständlich von der Hand. Heute aber war es ihm lästig das Geschirr in die Spülmaschine und die Picknickreste in den Kühlschrank zu räumen. Er hielt sich damit viel länger auf als sonst, bevor er langsam die Treppe hinaufstieg.
Vor dem ehemaligen Arbeitzimmer blieb er stehen. Inzwischen war das Arbeitzimmer im Erdgeschoß, in dem Zimmer in dem Lethe zu Beginn gewohnt hatte. Jonathan hatte dafür plädiert, dass Lethe das größere Zimmer bekam, nachdem ihm aufgefallen war, dass Lethe im Erdgeschoss ziemlich einsam war.
‚Mir ist das nicht aufgefallen.’, schalt sich Jacob selbst. ‚Ein schöner Freund bin ich!’
Kurz entschlossen klopfte er. Als er keine Antwort erhielt, drückte er vorsichtig die Klinke herunter und steckte den Kopf ins Zimmer.
Lethe hatte die Vorhänge schon zugezogen, so dass es dunkel im Zimmer war. Sie lag noch angezogen auf dem Bett und starrte an die Decke.
„Lethe?“, sprach Jacob sie an. „Ich wollte mich bei Dir entschuldigen. Ich hätte nicht so harsch sein sollen.“
Lethe antwortete zunächst nicht, wendete aber immerhin den Blick von der Decke ab und sah Jacob aus ihren grünblauen Augen an. Dann nickte sie. „Ist schon ok. Ich hätte nicht so in Selbstmitleid versinken sollen.“
Mit einem Schnauben kam Jacob ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er setzte sich auf das Bett nachdem Lethe ein Stück zur Seite gerückt war. „Für Deine Lage bist Du überraschend wenig selbstmitleidig! Ich könnte nicht so tapfer sein wie Du.“
„Das stimmt nicht.“ Lethe setzte sich auf. „Aber was hilft es mir, jeden Tag in Selbstmitleid zu versinken.“ Sie versuchte sich an einem schiefen Grinsen. „Ab und an einen Tag kann ich mir vielleicht mal erlauben. Mir tut es nur leid, dass ich Dich damit belastet habe.“
Jacob winkte ab und legte den Arm um sie. Im Gegensatz zu der Umarmung im Park, lehnte sich Lethe nicht gegen ihn, sondern erstarrte schon fast. Deswegen nahm Jacob den Arm wieder weg und tat so als müsse er sich am Knie kratzen. Das war wirklich nicht sein Tag!
„Du hast mich damit nicht belastet.“, sagte er steif. „Freunde sind doch füreinander nach.“ Lethe nickte gezwungen.
‚Du vermasselst es gerade.’, wurde Jacob klar. Am liebsten würde er sich selbst ohrfeigen.
„Sind wir Freunde?“, fragte er und versuchte zu lächeln. Dann fuhr er hektisch fort: „Zumindest habe ich mich immer als Deinen Freund gesehen. Aber … .“ Ihm brach der Schweiß aus, während er fieberhaft nach den richtigen Worten suchte und Lethe ihn nunmehr mit tränennassen Augen ansah. „Ich .. ich habe mich nicht freundlich verhalten heute. Aber es hat mich so geärgert, dass Du Dich entschuldigt hast. Ich will Dich doch nur fröhlich sehen!“ Er griff nach ihrer Hand und diesmal erstarrte Lethe nicht. Ihre kleine Hand war warm und trotz der vielen Gartenarbeit ganz weich. Es sprudelte weiter aus ihm heraus: „Vielleicht ist das unangebracht, aber ich mag Dich sehr und manchmal … manchmal habe ich die Hoffnung, dass zwischen uns mehr sein könnte. Aber ich will Dich nicht bedrängen, Deine Lage ist wirklich schwierig genug und … .“
„Jacob.“, unterbrach Lethe ihn mit ruhiger Stimme. Erwartungsvoll sah er sie zwischen Bangen und Hoffen an. Sie setzte ein bedachtes Lächeln auf. „Ich mag Dich auch sehr.“
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Jacob verbrachte diese Nacht in Lethes Zimmer. Sie schliefen nicht miteinander, ja sie küssten sich nicht einmal, sondern saßen eine ganze Weile nur nebeneinander. Er hielt ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie lehnte sich gegen ihn und als er an ihrem ruhigen, gleichmäßigen Atem feststellte, dass sie eingeschlafen war, bettete er sie vorsichtig auf das Bett. Nach kurzem Zögern legte er sich neben sie und legte beschützend seinen Arm um Lethe.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 7:51 pm

Am nächsten Morgen war Jacob schon zur Arbeit gefahren als Lethe endlich erwachte. Gerührt stellte sie fest, dass er in dieser Nacht neben ihr geschlafen hatte; die zweite Betthälfte war ganz zerknittert. Sie legte die Hand darauf, aber es war schon kalt.
‚Hoffentlich kommt er bald heim.’, dachte sie und zog sich an. ‚Ich kann es nicht fassen, dass er mich so gern hat!’ Prüfend blickte sie in den Spiegel. Ihr Gesicht war faltig von den Abdrücken ihres Kissens und ihre Augen rotgerändert. ‚So kann ich ihm nicht unter die Augen treten.’ Sie ging ins Badezimmer und beschloss sich etwas von Ashleys Peeling zu leihen ohne die Freundin zu fragen.
Nachdem sie sich einer halben Stunde der Schönheitspflege gewidmet hatte, meldete sich Lethes Magen. Seit dem halben Hot Dog am frühen Abend hatte sie nichts gegessen. Ashley hatte bestimmt auch noch nichts gefrühstückt, sie war viel zu faul sich selbst etwas zu essen zu machen. Deswegen beschloss Lethe Pfannkuchen nach Jacobs Rezept zu machen. Beim Gedanken an Jacob errötete sie vor Freude und sie schwebte mehr die Treppe hinunter als das sie die Stufen betrat.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 7:52 pm

Ashley schlurfte verschlafen die Treppe hinunter als Lethe schon gegessen hatte und dabei war ihr Geschirr in die Maschine zu räumen.
„Morgn.“, murmelte Ashley undeutig. „Noch was da?“
Lethe warf ihr einen schrägen Blick zu. „Ich nehme an, Du meinst die Pfannkuchen?“ Sie nahm einen frischen Teller aus dem Schrank und häufte Pfannkuchen darauf. Nachdem sie den Teller vor Ashley gestellt hatte, füllte sie der Freundin auch eine große Tasse Kaffee.
„Danke.“ Ashley stopfte sich Pfannkuchen in den Mund und spülte alles mit einem großen Schluck Kaffee herunter. Gleich würde sie sich vermutlich wieder darüber ärgern Pfannkuchen statt Müsli mit fettarmer Milch gegessen zu haben. Fast jeden Tag beschwerte sich Ashley darüber, dass sie von ihre Mutter nur das Schlechteste geerbt hatte: die Hüften und die Figurprobleme und mit einer Generation Unterschied auch noch diese roten Haare!
„Wie war’s gestern Abend?“, fragte Ashley schließlich.
„Ganz ok.“, antwortete Lethe neutral und räumte Ashleys Geschirr weg. ‚Hoffentlich bohrt sie nicht zu tief nach. Ich will das einfach noch nicht mit ihr teilen.’
Doch zu Lethes Erleichterung war Ashley viel zu erpicht darauf von ihrem eigenen Abend zu erzählen. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und funkelte die Freundin spitzbübisch an.
„Ich habe mein Projekt weitergeführt.“
Augen rollend stöhnte Lethe. Ashleys Projekt, diese fixe Idee! Sie bildete sich ein, endlich den Richtigen gefunden zu haben und setzte nun ihre ganze Energie dafür ein, denjenigen zu verführen. Dabei traf sie auf nicht wenig Gegenwehr. Aber Ashley wäre nicht Ashley, wenn sie ihren Willen nicht durch zusetzten wüsste.
„Willst Du es nun hören?“ – „Bleibt es jugendfrei?“
„Was denkst Du denn von mir?“ Ashley grinste unverschämt und Lethe hielt klugerweise den Mund. „Als ihr beiden ENDLICH aus dem Haus ward, hab ich mich erstmal schick gemacht. Natürlich konnte ich mich nicht endlos in Schale schmeißen, aber ich habe ein Peeling gemacht, die Augenbrauen gezupft, mich geschminkt. So ’nen Zeug halt.“
„Ich hab mir was von Deinem Peeling geliehen.“, gestand Lethe, doch Ashley winkte nur ab und fuhr fort: „Dann habe ich ganz normale Alltagssachen angezogen und bin zu ihm gefahren.“
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 8:33 pm

Mycroft war nicht sehr überrascht gewesen als Ashley am Abend bei ihm aufgetaucht war. Wie immer stürzte es ihn in tiefe Gewissenskonflikte. Ihm war bald klar geworden, dass er auf Ashleys Abschussliste ziemlich weit oben stand. Warum dem so war, blieb ihm ein großes Rätsel. Er sah weder über die Maße gut aus, noch verdiente er viel Geld. Warum interessierte sich dieses Mädchen aus wohlhabendem Haus dann für ihn? Zumal sie zwanzig Jahre jünger war! Nicht das ihm Ashley nicht gefiel. Er mochte ihr rotes Haar und das runde, liebe Gesichtchen. Wenn sie sich bei ihm über ihre Brüder ärgerte, hörte er kaum richtig zu, sondern beobachtete ihr lebhaftes Mienenspiel. Sie bildete sich viel darauf ein ihre Mimik unter Kontrolle zu haben, doch in Wirklichkeit war sie kaum besser darin als Lethe. Er mochte Ashley einfach. Obwohl sie manchmal oberflächlich war, über andere lästerte und sich immer in den Mittelpunkt bringen musste.
„Heeey.“, begrüßte sie und drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. Sein Bart kitzelte ihn und sie kicherte. „Lass uns einen Spaziergang machen.“ Ohne auf seine Zustimmung zu warten, zog Ashley Mycroft zum Strand.
„Ich habe Jacob mit Lethe losgeschickt.“, berichtete sie. „Lethe ist heute nicht gut drauf, vielleicht heitert Jacob sie auf.“
Mycroft blieb nur ein Nicken, denn Ashley fuhr fort das Geschehen in der Küche zu erzählen. Dabei kam es zum unvermeidlichen Sermon über Gladys Unzulänglichkeiten und ihren ach so bedauernswerten Bruder, der ihr in die Fänge geraten war. Ihm blieb nicht viel als zustimmende Geräusche zu machen und zu nicken. Dabei hatte er seine eigene Meinung von Gladys und Jonathan. Aber im Ashleyversum zählte das meistens wenig. Wenn etwas einer Beziehung im Weg stand – von diesem großen Altersunterschied, der für Mycroft eine Beziehung sowieso undenkbar machte – war es der Umstand, das Ashley so furchtbar ichbezogen war.
„Du hörst mir nicht zu.“, warf Ashley ihm schließlich vor. Er nickte schlicht.. Wozu sollte er lügen?
„Ich rede zuviel.“, stellte Ashley überraschenderweise fest. „Manchmal überkommt mich das einfach. Ich glaube ich rede Lethe auch oft in Grund und Boden.“
Mycroft musste lachen. „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“
„Heute tat sie mir richtig leid.“, gestand Ashley und zog die Schultern hoch als wäre ihr kalt.
‚So nicht, Missy.’, dachte Mycroft und sah betont auf seine nackten Füße. Ashley schien es nicht zu bemerken und fuhr fort. „Ich glaube ich kann ihr nicht helfen, aber ich würde es gerne. Das Beste was ich machen konnte, war sie mit Jacob loszuschicken. Er mag sie.“
Mycroft kam nicht umhin sich zu fragen, ob Ashley sich als mitfühlende Freundin zu präsentieren oder ob sie wirklich Mitleid mit Lethe hatte. Er wünschte sich das Letztere wäre der Fall. Als hätte Ashley seine Gedanken erraten, sagte sie: „Du glaubst mir nicht.“ Sie unterbrach den Spaziergang und sah aufs Meer. „Aber ich halte wirklich viel auf Lethe. Ich glaube sie ist meine einzige echte Freundin. Deswegen würde ich ihr so gerne helfen, aber ich weiß eben nicht wie.“
„Vielleicht solltest Du manchmal weniger an Dich denken, sondern daran was Du für andere tun kannst.“, rutschte es Mycroft raus. Er stand neben Ashley und zog in Erwartung ihres Protestes die Schultern hoch.
Doch sie erwiderte nur seelenruhig. „Ich weiß, dass ich egoistisch bin.“
„Hm.“, machte Mycroft vielsagend.
Ashley stemmte die Hände in die Hüften. „Alle sehen in mir immer nur das egoistische Mädchen!“
„Weil Du es bist. Das hast Du gerade selbst zugegeben.“
„Ich weiß.“ Sie seufzte tief. „Aber ich kann auch anders.“
Mycroft lag auf der Zunge, sie nach einem Beweis zu fragen, doch er schwieg. Als Ashley seine Hand nahm, entzog er sie ihr jedoch nicht.
„Habe ich Dir schon mal von meinen Eltern erzählt?“, fragte Ashley sehnsüchtig. Mycroft nickte. Seit Ashley ihn als Trophäe (den als was sollte sie ihn sonst sehen?) auserkoren hatte, berichtete sie ihm oft von der perfekten Beziehung, der Seelenverwandtschaft, der tiefen Liebe ihrer Eltern. Er hielt das für einen Köder.
„Meinst Du dass ich auch so jemanden wie meinen Vater finde? Also versteh mich nicht falsch, ich suche keinen Vaterersatz.“ Sie schenkte ihm ein schräges Lächeln. „Denn da würdest vom Alter her ja prima passen.“
„Vielen Dank für die Blumen.“, erwiderte Mycroft sarkastisch. Ashley hielt weiterhin seine Hand und drückte sie, damit sie sich seinen Tonfall nicht zu Herzen nahm.
„Aber wäre es so schlimm eine Beziehung mit mir zu haben?“
Das Vorspiel war beendet, Ashley hatte sich mit einem Satz zum Kern ihres Spaziergangs hervorgearbeitet.
„Ashley.“, begann Mycroft und entzog ihr nun doch seine Hand. „Ich glaube nicht, dass zwischen uns etwas laufen kann.“ Besser er beendete diese Farce schnellstmöglich.
„Und warum nicht? Weil ich zu jung bin? Weil ich zu egozentrisch bin? Weil es Dich beim Aussteigen behindern würde?“
„Ähm.“
„Ich finde Dich nicht zu alt! Und wie ich gerade schon sagte, ich kann auch anders! Andere Menschen kümmern mich durchaus! Ich stehe mir da vielleicht selbst im Weg!“, fuhr sie rasch fort um diese Argumente auszuhebeln.
„Ashley, sei mal für einen Moment still.“, forderte Mycroft sie sanft auf. Entgegen ihres üblichen Verhaltens, schloss sie sofort den Mund und sah ihn erwatungsvoll an. Mycroft hielt inne. Würde er sie verletzten? Nein, dazu war er ihr bestimmt nicht wichtig genug.
„Das was einer Beziehung zwischen uns am meisten im Weg steht ist nicht der Altersunterschied oder Deine Egozentrik – obwohl beides große Hindernisse sind! – sondern schlicht die Tatsache, dass ich Dich nicht liebe.“ Nun war es raus. Er mochte Ashley, aber lieben? Vielleicht könnte er sich in sie verlieben, wenn sie weniger jung und weniger ichbezogen wäre! Aber so? Keine Chance.
Ashley nahm es nicht so gut auf wie er es erwartet hatte. Oder war sie nur eine gute Schauspielerin? Wie dem auch sei, entgegen ihrer sonstigen Gesprächigkeit, verstummte Ashley und starrte ihn einfach nur an.
„Du sprichst immer von Deinen Eltern. Du siehst die ganzen Äußerlichkeiten, aber hast Du jemals darüber nachgedachte, dass der Kitt ihrer Beziehung wahrscheinlich einfach ihre Liebe zueinander war? Dass sie einander vorbehaltlos liebten? So sehr, dass Deine Mutter ihren ersten Mann verlassen hat?“ Er ging näher ans Wasser und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „DU hast Dich in das Ideal ihrer Beziehung verliebt und willst es unbedingt nachmachen. Aber dazu musst Du entweder jemanden finden, dem an diesem Schein genauso viel gelegen ist wie Dir oder Du musst jemanden finden, der Dich liebt und den Du liebst – und zwar mit eben dieser Bedingungslosigkeit mit der Deine Eltern geliebt haben.“ Er hielt inne und fügte dann hinzu: „Wenn ich Dir einen persönlichen Rat geben darf: Entscheide Dich für letzteres.“ Er drehte sich zu Ashley um und musterte die junge Frau. Sie starrte ihn einfach nur an und er schämte sich für seine klaren Worte. Offenbar hatte er sie tatsächlich verletzt.
„Ich verstehe.“, sagte sie dann langsam und senkte den Kopf. „Danke für Deine Worte.“
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Lethe starrte ihre Freundin an. „Moment, Du bist viel zu gut drauf. Ist es wirklich so passiert? Und Du hast es einfach so hingenommen? Das passt ja gar nicht zu Dir.“
Ashley zuckte mit den Schultern. „Ist es. Natürlich habe ich den ganzen Heimweg Rotz und Wasser geheult. Ich hoffe das hat Mycroft nicht mitbekommen.“ Ashley ging zur Kaffeemaschine und nahm sich eine zweite Tasse. Etwas verspätet fragte sie Lethe, ob sie auch eine wolle.
„Irgendwie hat er schon recht.“, sagte Ashley nachdem sie auch Lethe eine Tasse hingestellt hatte.
Lethe gab Mycroft in Gedanken mehr als recht. Das sagte die Ashley auch, doch der erwartete Widerspruch blieb aus. „Und nun?“
„Und nun? Nun muss Ashley wohl beweisen, dass sie ein guter und liebenswerter Mensch ist!“ Zuversichtlich hob Ashley ihre Tasse und prostete der Freundin zu.
Konsterniert starrte Lethe sie an. „Ähm. Also äh, willst Du damit sagen, Dein Projekt ist damit nicht passé?!“
„Was? Nein, natürlich nicht. Glaubst Du ich lasse mich so schnell von meinem Ziel abbringen? Ich will Mycroft. Und was ich will bekomm ich auch.“ Damit leerte sie ihre Tasse und setzte sie so heftig auf den Tisch, dass Lethe befürchtete sie würde zerbrechen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:08 pm

Natürlich musste Jacob an diesem Abend lange arbeiten. Selbstverständlich tat ihm der junge Mann leid, der nach einem kleinen Matratzenunfall mit einer mehr als delikaten Verletzung eingeliefert wurde, sehr leid. Aber hätten er und seine Freundin nicht einfach an einem anderen Tag das Kamasutra ausprobieren können? Er zog ihn so sehr nach Hause. Zum Glück konnte er sich trotz seiner Aufregung gut genug konzentrieren, so dass seine Ruhelosigkeit weder Mitarbeitern noch Patienten auffiel. Als der Patient mit der Kamasutra-Verletzung endlich aus dem OP geschoben wurde, riss sich Jacob förmlich seine OP-Kleidung vom Leib und stürzte zum Auto. Er musste sich schwer zurückhalten die Verkehrsregeln auch zu beachten. An einer roten Ampel piepte sein Handy. Er hatte eine SMS von June bekommen. Fast hatte er sie mit dem festen Vorsatz seine Halbschwester am nächsten Tag anzurufen einfach gelöscht, doch der dringende Tonfall ließ ihn innehalten. Seufzend setzte er den Blinker und rief gleichzeitig bei Lethe an. Er erklärte ihr die Situation. Natürlich war sie verständnisvoll und bot sogar an ebenfalls zu June zu fahren. Doch er hörte ihre Sehnsucht. Er sagte Lethe, dass er sie vermisste und sich auf sie freute. Zu seiner Freude schmatzte Lethe ihm ein Küsschen durch die Handyverbindung. Wie auf Wolken fuhr er zu seiner Halbschwester June.
Helena und Jeremy waren schon im Bett und June saß ziemlich bedrückt auf der Couch. Angesicht ihres dicken Bauches und des verheulten Gesichtes, musste Jacob schlucken. Er nahm sie sofort in den Arm und tätschelte ihren Rücken.
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Als Kind hatte er vor June an Angst grenzende Ehrfurcht empfunden. Doch in den letzten Jahren hatte er eine engere Beziehung zu ihr entwickelt. Er war bei Jeremys Geburt dabei gewesen, weil Colin im Stau stecken geblieben war.
„Das Baby.“, sagte June nach einer Weile: Sie hatte sich gefasst und schnäuzte sich damenhaft. „Das Baby ist nicht von Colin und nun hat er es herausgefunden.“
„Oh.“, lautete Jacobs wenig geistreicher Kommentar.
June schenkte ihm einen schrägen Blick, der ihn sehr an die Mutter erinnerte. Er schluckte. Die Situation erinnerte in vielerlei Hinsicht an Hanna Sanders!
„Du denkst, dass es mir genauso ergangen ist wie Mom.“, riet June. Sie setzte sich an den Tisch und faltete ihr Taschentuch zusammen und auseinander.
„Wie wäre es, wenn Du von Anfang an erzählst?“
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:11 pm

Shane und June verbrachten die meisten Vormittage inzwischen zusammen. Shane musste erst nachmittags zum Training und so kam er morgens vorbei. Eigentlich kam er um sich um Jeremy zu kümmern, damit June in Ruhe schreiben konnte. Doch meistens sah June den beiden beim Spielen zu und freute sich an dem fröhlichen Kleinkind und seinem großen Freund. Wenn Jeremy erschöpft war und eine Pause brauchte, tranken die beiden Erwachsenen einen Kaffee und June hörte Shane aufmerksam zu. Er berichtete so begeistert von seinen alltäglichen Erlebnissen, dass June ihn manchmal fast beneidete. Sie hatte nicht einmal als Kind so unbedarft an das Leben herangehen können. Shane hingegen sah die Welt mit den Augen eines Kindes. Und er war glücklich damit.
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Natürlich hatte sie gemerkt, dass Shane sie anhimmelte. Wäre er nicht so ein Simpel, sie hätte sich durchaus auch zu ihm hingezogen gefühlt. Er sah sehr gut aus und sein athletischer Körper lud jede Frau zum Träumen ein. Aber sie war schließlich verheiratet. Colin war trotz seines hohen Intelligenzquotienten genauso berechenbar wie sie. Er war zuverlässig. Jeremy und Helena war er nach Junes Maßstäben auch ein guter Vater. Vielleicht ein bisschen zu leistungsorientiert, worunter besonders Helena zu leiden hatte. Meistens kontrollierte er abends noch einmal Helenas Hausaufgaben, als würde sie das nicht sowieso schon tun. Und wann hatte er das letzte Mal mit Helena gespielt? Vielleicht war er doch nicht so ein guter Vater? Shane wäre sicher ein liebevollerer Vater. Nur eben ein dummer.
Und ein so herzensguter! Er sprang zu Junes Missfallen sehr gerne als Babysitter ein, so dass Colin sie inzwischen sehr regelmäßig am Wochenende ausführte. Sie hasste diese Abende. Sie hasste es ins Kino zu gehen, aber am meisten hasste sie es, wenn sie sich mit Arbeitskollegen von Colin trafen. Ständig wurde sie nach ihrem neusten Buch gefragt. Colin übernahm die Antworten für sie. Oft hatte er den tieferen Sinn ihres aktuellen Romans nicht begriffen und so erschienen nicht selten Vorschauen auf ihre neuen Bücher, die einen völlig falschen Eindruck hinterließen.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:13 pm

Shane war vielleicht nicht der Hellste, aber er war empfänglich für die Stimmungen seiner Freunde. Als June eines Donnerstags wieder bei ihm auftauchte um ihn als Babysitter zu engagieren, fragte er sie kurzerhand: „Hast Du denn Lust auf ein Essen mit diesem Kollegen von Deinem Mann?“
Perplex sah June ihn an. Dann schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe da höchst selten Lust drauf.“
„Warum gehst Du dann?“
June starrte ihn weiterhin an. Dann zuckte sie die Schultern. „Du hast recht. Ich sollte einfach nicht gehen.“ Damit ging sie ohne sich zu verabschieden aus dem Haus und erklärte Colin, dass sie an diesem Abend nicht mitkommen würde. Der zuckte nur mit den Schultern und nickte. Vielleicht hatte sie ihre Tage?
Nachdem Colin das Haus verlassen hatte und die beiden Kinder im Bett lagen, tigerte June gereizt durch das Wohnzimmer. Colin hatte nicht einmal gefragt, warum sie nicht mitkam! War ihm das so egal? Oder wusste er einfach, dass sie keine Lust hatte?
Sie sah nach den Kindern. Jeremy schlief tief und fest, aber Helena fragte noch nach einem Glas Wasser. Als June es ihr gebracht hatte, sagte sie leise zu ihr: „Ich bin kurz mal nebenan. Wenn was ist, rufst Du einfach kurz bei Shane an, ok? Ich lege Dir das Telefon ans Nachttischen.“
„Ok. Wenn was ist meld ich mich.“, antwortete Helena arglos und küsste ihre Mutter. Dann kuschelte sie sich in ihre Decke und schloss die Augen.

Shane war nicht verwundert als June bei ihm klingelte. Er ließ sie ein und als sie ihn daraufhin ins Schlafzimmer zog, ging er mit.
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:15 pm

„Du hast Dich mit Shane Michaels eingelassen?“ Überrascht unterbrach Jacob seine Schwester. „Ich hätte nicht gedacht, dass er Dein Typ ist.“
June bedeutete ihm den Mund zu halten. „Ich mag Shane sehr gern. Er ist so freundlich und so liebevoll. Er ist halt nur … .“
„Dumm.“
June sah schulbewusst auf ihre Hände. „Er ist der zugewendeteste Mensch den ich außer Dir kenne. Ich weiß, dass er mich mag, vielleicht sogar ein bisschen verliebt in mich ist. Und ich habe ihn ausgenutzt.“
„Weil Du mit ihm ins Bett gegangen bist?“ Jacob setzte sich an den Tisch.
„Weil ich mit ihm ins Bett gegangen bin, ohne ihn zu lieben.“, berichtigte June ihn. „Ich kann mir eine Beziehung mit ihm nicht vorstellen. Worüber könnte ich mich mit ihm schon unterhalten? Er ist nicht so gebildet wie ich.“
„Worüber hast Du Dich mit Colin unterhalten? Aber halt, bevor wir dieses Thema vertiefen, erklär mir bitte wie es Colin herausgefunden hat und wie er es aufgenommen hat.“
„Ich nehme an morgen habe ich die Scheidungspapiere auf dem Tisch.“, beantwortete June Jacobs zweite Frage zuerst. „Und herausgefunden? Mir war von Anfang an klar, dass das Baby nicht von Colin sein konnte. Ich musste es also Shane sagen.“ Ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Er war so gerührt.“ Sie tupfte sich vorsichtig die Augen trocken. „Colin muss etwas geahnt haben, denn er war mir gefolgt. Er beobachtete uns durchs Küchenfenster und als Shane mich vor Glück an sich zog, stürmte er ins Haus. Shane ist so naiv, er schließt nie die Tür ab.“
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:16 pm

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„Ich habe nachgerechnet.“, sagte Colin statt das Gespräch mit Vorwürfen zu beginnen. „Und da war mir schon klar, dass ich wenig Anteil an der Zeugung dieses Kindes haben konnte.“
Shane hatte schützend vor June gestellt, doch sie legte ihm nur sanft die Hand auf den Arm. „Ist schon ok, Shane. Lässt Du uns kurz allein?“, sagte sie leise. Shane nickte daraufhin und verließ das Haus. Colin warf er noch einen warnenden Blick zu.
Als die Tür ins Schloss gefallen war, herrschte Colin June an: „Warum musste es ausgerechnet ER sein? Willst Du, dass Dein Kind genauso einfältig wird?“
June verschränkte die Arme. „Es geht doch nicht immer alles um den Grips! Shane ist ein liebenswerter Mensch.“
„Liebenswert? Anlässlich seiner Liebenswürdigkeit zeugst Du mit ihm ein Kind?“
„Klar, ich bin nur mit ihm ins Bett gegangen, weil ich ein Kind wollte. Da hätte ich auch Dich bemühen können!“, sagte June scharf. „Ich weiß gar nicht mehr warum ich Dich geheiratet habe. Jeder von uns zieht sein eigenes Ding durch. Wir gehen doch gar nicht mehr aufeinander ein.“
„Ich kümmere mich zu wenig um Dich und deswegen schläfst Du mit unserem geistlosen Nachbarn?“
June seufzte und rieb sich den Lendenwirbelbereich. Das Baby war inzwischen ziemlich schwer und sie hatte jeden Tag Rückenschmerzen. „Hör auf damit. Hör einfach auf damit Shane zu beleidigen und mir solche Unverschämtheiten an den Kopf zu werfen.“ Sie sah ihn ernst an. „Wir haben uns einfach auseinander gelebt. Ich glaube nicht, dass unsere Ehe noch Bestand hat.“
Colin holte schon Luft, doch dann nickte er. Ohne weitere Worte verließ er das Haus. Wenig später sprang sein Wagen an.
Shane kam kurz darauf in sein Haus. Ebenso wortlos wie zuvor Colin nahm er June in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. Dann schob er sie auf Armeslänge von sich. „Du willst mich nicht, stimmt’s?“, fragte er betrübt. „Weil ich dumm bin.“
„Im Moment weiß ich gar nicht was ich will.“
Shane nickte, aber June wusste, er würde lieber etwas anderes hören. „Du solltest Dich etwas ausruhen. Helena kommt gleich von der Schule.“
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Beitrag  Akki Sa Apr 10, 2010 10:19 pm

„Dann hat er mich rübergebracht. Wie ein Roboter habe ich Helena und Jeremy das Mittagessen gemacht. Jeremy macht noch Mittagsschlaf. Helena konnte ich nicht viel vormachen und deswegen habe ich sie als Jeremy schlief vorsichtig darauf vorbereitet, dass ihr Vater und ich uns gestritten haben.“
„Wie hat sie es aufgenommen?“
June zuckte mit den Schultern. „Sie hat nur ‚ok’ gesagt. Als hätte sie es geahnt. Bei Mom und Dad habe ich damals so eine Ahnung gehabt. Mom und Dein Vater waren zwar sehr diskret, aber ich war aufgeweckter als andere Kinder.“ Das Taschentuch in ihren Händen war schon ganz fadenscheinig, so dass sie aufstand und es wegwarf. Als sie vom Abfalleimer zurückkam, musste sie lächeln. „Das Baby tritt. Bestimmt wird es so eine Sportkanone wie Shane.“
Mit beruflichen Interesse und der Liebe zu Kinder legte Jacob seine Hand auf den Bauch seiner Schwester. „Ein kräftiges Kind. Freust Du Dich?“
June nickte, doch in ihren Augen schimmerten Tränen. „Was mach ich denn nur? Mit Colin will ich nicht mehr zusammenleben. Und ob ich mit Shane zusammenleben kann, weiß ich nicht.“
„Vielleicht solltest Du einfach erst einmal mit den Kindern allein bleiben. Nach der Geburt wird das Kleine Deine ganze Aufmerksamkeit fesseln. Aber wenn es aus dem Gröbsten raus ist und Jeremy dann in der Schule ist, hast Du vielleicht ein bisschen Zeit zum Nachdenken.“, riet Jacob ihr. „Colin lässt Dir doch die Kinder?“
June nickte. „Ich glaube nicht, dass für ihn infrage kommt sich selbst um sie zu kümmern. Dazu ist er zu unflexibel.“ Freudlos lachte sie. „Ich habe mich selber auch immer für unflexibel gehalten. Aber seit Helena und Jeremy da sind, kann ich es mir nicht leisten unflexibel zu sein.“ Dann lächelte sie ernsthaft. „Danke, dass Du vorbeikommen bist. Ich wusste nicht bei wem ich mich aussprechen kann. Brian ist in der Hinsicht ein bisschen eigen. Und Danie hätte bestimmt eines der Mädchen oder Miguel mitgeschleppt. Sie hat sich mit der Meute soviel Arbeit aufgelastet!“ Ihr Blick fiel auf den eigenen Bauch. „Oh Gott, hoffentlich ist da drin nur eins.“, scherzte sie. Natürlich erwartete sie nur ein Kind, dass hatten die Untersuchungen schon ergeben.
„Oh, Gladys und Jonathan erwarten auch Drillinge.“, informierte Jacob sie schnell.
June zog eine Grimasse. „Sterilisierst Du mich nach der Geburt bitte?“ Dann sah sie zu der Wand, die zu Shanes Haus zeigte. „Ich mag ihn. Er rührt eine Seite in mir, die ich vorher nicht gekannt habe.“ Sie strich sich gedankenverloren über den Bauch, etwas das sie bei den beiden vorigen Schwangerschaften höchst selten getan hatte. „Er hat mich fürsorglicher gemacht.“
Jacob nickte. Ihm war die Veränderung aufgefallen, auch wenn er nicht gewusst hatte, dass es an Shane Michaels lag. Shane Michaels! Er war ein freundlicher, aber eben ziemlich simpel gestrickter Mann. Kaum vorstellbar, dass er und June …
„Dein Rat macht Sinn.“, schloss June schließlich. „Das ändert nichts daran, dass ich mich sowohl mit Colin als auch mit Shane auseinandersetzen muss.“ Sie sah verlegen zu Boden. „Könntest Du vielleicht nachsehen, ob er zuhause ist? Shane?“
Jacob unterdrückte ein Seufzen und nickte. Wenn er noch länger hierblieb, legte sich Lethe bestimmt schlafen. Vielleicht war es ihnen nicht bestimmt noch heute ein Gespräch zu führen?
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