Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Little Lewiston

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Beitrag  mixit Sa Jan 16, 2010 4:33 pm

Meine erste Familienchallenge mit Sims 3 und ich hoffe, ich bin nicht irgendwann total verwirrt, wenn ich den Fortlauf der Geschichte eingeschaltet lasse und meine Sims sich verselbstständigen^^
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen (und natürlich werde ich auch Gracie weiterhin begleiten, hatte in letzter Zeit leider sehr wenig Zeit...)
Also dann...auf geht´s


Die Familien meiner Challenge, insgesamt vier, leben in einer kleinen Stadt, na wollen wir mal ehrlicherweise sagen in einem ländlich gelegenen Dorf, das sich seit ungefähr hundertundfünfzig Jahren "Little Lewiston" nennt (in der Einwohnersprache auch "Little").
In diesem Dorf trifft man die arme und die reiche Schicht, die gute und die weniger gute Menschheit, glückliche und unglückliche Leute, man trifft, kurz gesagt, die unterschiedlichsten Menschen und nicht immer gelingt in Little Lewiston das friedliche Miteinander.
Nun aber zu den vier kleinen Familien, auf die wir in diesem Tb ein genaueres Auge werfen werden:

1. Familie Dean/Donovan

[img]Little Lewiston Screen10[/img]

bestehend aus George Dean und Molly Donovan,
zwei jungen Leuten, die seit drei Jahren ein Paar sind und in der alten Feuerwehrwache wohnen.

2. Familie Perkins

[img]Little Lewiston Screen11[/img]

Dieses kleine Trio setzt sich zusammen aus dem alten Kautz Lucky (in Wirklichkeit heißt er Ronald), seiner erwachsenen Tochter Amanda und seiner pubertierenden Enkelin Samara, auch bekannt als "Sam". Lucky Perkins ist das, was man heutzutage wohl als Bettler bezeichnen würde, wollen wir mal hoffen, dass der Einzug seiner Tochter und der toughen Sam ihm dabei hilft wieder auf die Beine zu kommen.

3. Familie Marshall

[img]Little Lewiston Screen12[/img]

In jeder Stadt gibt es auch "die weniger Guten" und die Marshalls würden wohl definitiv zu der eben genannten Gruppe gezählt. In dieser Familie trifft man auf Anthony, seine Frau Kaitlyn und den Teenager Benjamin, auch "Ben" genannt. Reichtum und ein gutes Ansehen in der Gesellschaft ist zumindest den beiden Erwachsenen das Wichtigste in ihrem wunderbaren Leben.

4. Familie Reynolds

[img]Little Lewiston Screen13[/img]

ein sehr harmonisches, mittelständiges Paar, bestehend aus Andy und Marie-Julie, die, wie ihr Name schon vermuten lässt, eine halbe Französin ist. An diesen beiden gibt es rein garnichts auszusetzen, ein Bilderbuchpaar das eine Bilderbuchbeziehung führt- ob das ewig so bleibt?


Zuletzt von mixit am So Jan 24, 2010 9:37 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag  mixit Sa Jan 16, 2010 6:01 pm

Familie Dean/Donovan

[img]Little Lewiston Screen16[/img]

Molly

Es ist sieben Uhr am Morgen, George umarmt mich und flüstert mir, wie eigentlich jeden Morgen, ins Ohr, wie sehr er mich liebt, während das Auto draussen mal wieder ungeduldig hupt, dann eilt er aus der Tür, um den Polizeiwagen nicht länger warten zu lassen. Ich mache mich anschließend auf den Weg in die Küche, esse meine tägliche Schüssel mit Müsli und hole die Zeitung, die uns täglich vor die Haustür gelegt wird. Vielleicht finde ich ja heute einen Job, dieses Rumsitzen macht mich noch ganz wahnsinnig. Vor einem Monat habe ich meinen Job im Wellness-Center verloren, seit dieser neue, piekfeine Chef den Laden übernommen hat und meinte als Vorgesetzter hätte er auch die Befugnis mich angrapschen zu dürfen. Aber da habe ich nicht mitgespielt, ich kann mich noch daran erinnern - an die schallende Ohrfeige, die ich ihm gegeben habe und an die fristlose Kündigung, die er sofort danach aussprach. Eine Genugtuung für mich, denn ich hätte sowieso gekündigt! So, und jetzt hole ich seit einem Monat täglich die Zeitung ins Haus, mit der Hoffnung endlich etwas Passendes für mich zu finden. George meint zwar, ich könne mir Zeit lassen, schließlich hat er ja ein sicheres Einkommen, aber ich kann nicht länger Zuhause rumsitzen und Däumchen drehen. Aber kaum habe ich die letzte Annonce durchgeschaut, bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen Tag als erfolglos abzustempeln, auch das musste ich schon die letzten dreißig Tage tun, bin also geübt darin. Wieder kein Job für mich. Ich wünschte, George könnte jetzt hier sein und mich in den Arm nehmen, mich drücken, mir sagen, wie sehr er mich liebt - ich weiß, das ist jetzt gerade mal eine viertel Stunde her, als er mir genau das ins Ohr geflüstert hat, aber ich vermisse ihn schon jetzt. Ich bin eine hoffnunglose Romantikerin, das muss ich ehrlicherweise zugeben, deshalb bin ich froh, einen Mann gefunden zu haben, der nicht vor meinem großes Bedürfnis nach Liebe flüchtet, sondern mir genau diese Liebe gibt. Schnulzig? Ich weiß, aber ich liebe ihn, wie noch keinen anderen vorher. Umso verunsicherter war ich, als ich vor drei Tagen eine beunruhigende Entdeckung gemacht habe, als ich die Garage entrümpelte. Ich wusste, dass George schon Vieles in seinem Leben durchmachen musste, seine Mutter starb unter sehr misteriösen und nach wie vor ungeklärten Umständen, kurz bevor wir uns kennen lernten. Aber als ich in dem alten Werkzeugschrank eine alte, zusammengefaltete Zeitung fand und das Titelbild sah, fuhr mir der Schreck in alle Glieder.

10 ungeklärte Brandstiftungen - Verdächtiger gefunden

stand auf der Titelseite und darunter ein Bild, das eindeutig George im Jugendalter zeigte. In einer alten Box fand ich noch mehrere solcher Artikel und jeder handelte von den Brandstiftungen, die vor zehn Jahren gelegt wurden, als möglicher Täter wird stets ein George D. genannt.
Nachdem ich alle Zeitungsausschnitte wieder in die graue Pappbox gelegt hatte, nahm ich die alte Zeitung, die ich als erstes fand und las mir den Artikel erneut durch und mit jeder Zeile wurde das komische Gefühl in meinem Bauch schlimmer. Ich hatte das Gefühl einer riesigen Leere, ein Gefühl, als würde ich augenblicklich den Boden verlieren, ich saß noch lange in der Garage und blickte ins Nichts.

[img]Little Lewiston Screen14[/img]

[img]Little Lewiston Screen15[/img]

Kann es wirklich sein, dass ich einen Mann liebe, von dem ich gedacht habe ihn zu kennen, es aber letztendlich nicht tue? Ich habe Angst alles zu verlieren, was ich mir aufgebaut habe. Ich habe sogar manchmal Angst vor George, seit ich diese seltsame Box gefunden habe. Ich liebe ihn trotzdem, aber nun ist auch noch ein gewisses Mißtrauen dazu gekommen, dekoriert mit einer kleinen Portion Angst.
Am jenem Abend meiner Entdeckung wusste ich nicht, wie ich mich George gegenüber verhalten sollte und entzog mich jeglicher Annäherungsversuche seinerseits, ich schob eine Migräne vor und legte mich viel früher als sonst ins Bett, an Schlaf war aber trotzdem nicht zu denken und so lag ich die halbe Nacht wach, während der Unbekannte neben mir friedlich schlief und nicht ahnte, dass ich ungewollt in seine möglicherweise dunkle Vergangenheit eingedrungen war. Am nächsten Tag rief mich Marie (Marie-Julie Reynolds) an und lud mich zum Brunch in ihr Haus ein. Am liebsten hätte ich abgesagt, aber andererseits konnte ich so vielleicht ein wenig Abstand von der neu entstandenen Misere gewinnen und enschied mich hinzugehen.
Marie merkte schnell, dass etwas nicht stimmte und sah mich besorgt an, kaum, dass ich in ihr Wohnzimmer getreten war.
"Alles okay mit dir ´Olly?" fragte sie mich mit ihrem unverkennbaren Akzent
"Hey, na klar, was soll sein?" entgegnete ich wohl eine Spur zu fröhlich, was ich selber merkte und weswegen ich stumm auf die Fliesen starrte.
"Was ist los, was ´ast du denn?"
Ich konnte ihr das unmöglich erzählen, deshalb erfand ich eine Story. Ich erzählte ihr, dass ich wegen der erfolglosen Jobsuche so deprimiert sei, genaugenommen hatte ich an diesem Tag die morgendliche Zeitung noch nicht mal angerührt, aber das wusste ja nur ich. Ich fühlte mich schlecht, weil ich meine beste Freundin belog, aber sie kaufte es mir ab und ich war erleichtert, weil ich ihr die Wahrheit nicht preis geben musste.

[img]Little Lewiston Screen17[/img]

Das war vor zwei Tagen. Heute ist ein neuer Tag und ich vermisse George, doch wenn er von der Arbeit kommt, wird auch diese seltsame Angst zurück kommen, dessen bin ich mir sicher.


Zuletzt von mixit am Di Jan 26, 2010 7:16 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  mixit So Jan 17, 2010 10:20 am

George

Feierabend! Wird auch mal Zeit, denn ich bekomme langsam Kopfschmerzen und das ist nicht gut - überhaupt nicht gut!
Kopfschmerzen könnte ich aber auch von Hal und seinen primitiven, einfallslosen, sowie obszönen Witzen bekommen über die er meistens alleine lacht, weil keiner sie auch nur annähernd für witzig hält. Er wird uns eh nicht mehr lange auf die Nerven gehen, denn es dauert nicht mehr lange und ich habe ihn in der Hand, dann hat es sich ausgelacht, da kann er drauf wetten. Gestern habe ich endlich einige pikante Details seiner illegalen Machenschaften gefunden, von denen ich sowieso schon geahnt hatte. Zugegeben, im Müll anderer Leute zu wühlen ist nicht unbedingt die feine Art, aber mein Gefühl, was Hal betrifft hat mich letztendlich nicht getäuscht, deshalb war es das wert mich kopfüber in eine stinkende Tonne zu hängen.
Seit er vor einem Jahr bei uns auf dem Revier eingestellt wurde habe ich ihn nicht gemocht und vertraut schon garnicht. Bald habe ich genug Beweismaterial und dann ist der Vollidiot weg vom Fenster. Er wird sich wünschen niemals auch nur einen Fuß in meine Nähe gesetzt zu haben. Scheiße! Ich glaube, ich sollte mir jetzt vorsorglich schon mal eine Tablette einschmeißen, sonst klopft es gleich in meinem Kopf.

[img]Little Lewiston Screen18[/img]

Während der Fahrt fängt es an zu wirken, ein Glück, sonst hätte es böse enden können. Jetzt schweifen meine Gedanken wieder zu jenem Abend vor drei Tagen, zu Mollys merkwürdigem Verhalten. Wieso war sie so abweisend gewesen? Hat sie wirklich geglaubt, ich hätte ihr die Migräne abgenommen?
Nein - dafür kenne ich sie zu gut. Ich liebe diese Frau, sogar mehr als irgendwas sonst in meinem beschissenen Leben, aber ihr Verhalten hat bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen lassen, ganz plötzlich und ganz automatisch. Gestern hat sie mich angeschrien, wegen einem banalen Grund - ich bin von hinten auf sie zugekommen und habe ihr zärtlich die Hände vor die Augen gelegt, sonst hat sie sich immer umgedreht, mich angelacht und zu sich gezogen, aber gestern ist sie panisch geworden, ist aufgesprungen und hat mich angeschrien. Ich solle das nie wieder machen, ich hätte sie beinahe zu Tode erschreckt - das hat sie gesagt.

[img]Little Lewiston Screen19[/img]

Jetzt drängt sich mir wieder die Frage auf, die ich mir seitdem tausendfach gestellt habe: Was weiß sie?
Ich brauche jemanden mit dem ich darüber reden kann, leider gibt es da nur eine Person, eigentlich ist eine Person schon zu viel, aber was soll`s? Ich werde nachher mit Dad darüber reden, ich werde ihn bitten zu kommen und mir einen Rat zu geben, vielleicht geht es mir dann besser.
Heute Morgen war alles wie immer gewesen und auch heute Nachmittag scheint alles normal zu sein, als hätte es ihren Ausbruch gestern nicht gegeben. Molly umarmt mich und gibt mir einen langen Willkommenskuss, sie sieht umwerfend aus. Mal ganz nebenbei - das tut sie immer. Dann das übliche Gespräch: Wie war dein Tag? War was Besonderes? und so weiter und so fort...
Trotzdem ist irgendwas an ihrem Verhalten nicht wie immer, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, was es ist.
Um vier rufe ich Dad an und kurz darauf stehen wir beide in der Garage. "Es könnte sein, dass sie etwas ahnt." platzt es aus mir heraus, während ich nervös mit den Fingern auf das Treppengeländer klopfe. Dad mustert mich eingehend, dann sagt er: "George, irgendwann musst du´s ihr sagen, sie ist eine tolle Frau, du liebst sie und sie hat es verdammt nochmal nicht verdient belogen zu werden."
"Ich belüge sie nicht, ich verschweige ihr etwas, das ist was anderes." entgegne ich etwas lauter, reiße mich dann aber zusammen, schließlich soll Molly nichts von unserem Gespräch mitbekommen.

[img]Little Lewiston Screen20[/img]

Dad schaut mich vorwurfsvoll an. "Das kommt ungefähr auf´s Gleiche hinaus, findest du nicht?"
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es ihr sagen? Das kann ich nicht, noch nicht. Ich werde sie beobachten, ich muss herausfinden, ob sie etwas weiß.
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Beitrag  mixit Sa Jan 23, 2010 2:16 pm

Familie Perkins

Sam

[img]Little Lewiston Screen21[/img]

Na toll!
Soll ich jetzt was sagen?...Lieber nicht, ich wüsste eh nichts Positives, also halt ich lieber meine Klappe. In dieser Bruchbude soll ich ab jetzt wohnen? Wie soll das denn bitte gehen? Ich bin garantiert keine Snob-Tussi, aber in dieser Bretterschachtel kann man wahrscheinlich nicht mal annähernd gemütlich leben. Als ich erfahre, dass die Toilette draussen in einer extra Mini-Bretterbude untergebracht ist, fall ich fast vom Glauben ab, aber - oh Wunder - eine Dusche ist auch vorhanden, das heißt ich muss nicht in der versifften Badewanne baden, die unglaublicherweise total im Freien steht und keinerlei Intimsphäre gewährt. Da ist der Anblick der Dusche ein kleiner Trost. Als Mum und ich hier angekommen sind, dachte ich erst, sie will mich verarschen, aber als wir die erste Nacht dort verbringen, wird mir klar, dass es ihr totaler Ernst ist.
Vor zwei Wochen bekam mum die Nachricht, dass Grandpa zum dritten Mal beim Klauen erwischt wurde und er dazu auch noch "psychisch krank" sein soll. Um ihn vor einer Einweisung in eine Klinik zu bewahren, beschloss mum bei ihm einzuziehen, um somit ein Auge auf ihn haben zu können. Keine Frage, grandpa ist der beste Großvater der Welt und ich weiß, dass er nicht krank ist, sein Lebenswandel ist der Stadt einfach nur ein Dorn im Auge und jeder Grund ihn loszuwerden ist deshalb willkommen. Trotzdem bin ich sprachlos, denn solch eine schäbige Behausung hatte ich nicht erwartet! Na ja, muss ich mich halt dran gewöhnen.
Positiv ist dagegen, dass Opa nun wirklich nicht den Eindruck macht, als wäre er psychisch krank, im Gegenteil, er ist immer noch so cool wie früher und noch genauso fit und durchgeknallt (im positiven Sinne!). Das erste was er macht, als ich vor ihm stehe: mir ein Rätsel stellen - ein altes Ritual zwischen uns beiden. Man, Grandpa hab ich ganz schön vermisst. Mum scheint dagegen ziemlich besorgt zu sein über die erneute kleine Straftat, die zwar als Kavaliersdelikt geahnded wird, ihr aber trotzdem Magenschmerzen bereitet. Deshalb gibt´s am Abend auch gleich einen Einlauf von ihr.
Jetzt wird alles wieder gut, wir sind ja jetzt hier.
Der erste Schultag in der Dorfschule ist vollkommen bescheuert. Die Lehrer sind doof und meine Klasse besteht überwiegend aus Tussis und Snobs. Echt spitze, das kann ja heiter werden. Der erste Kommentar meiner Sitznachbarin Isabella-Claire (tülü und bussi bussi - ist sie eine Prinzessin oder was?) lautete: "Oh, du hast einen sehr...**hüstel** originellen Kleidungsstil oder haben wir schon Karneval?"
Bis auf ein paar vereinzelte Enthaltungen fanden es alle höchst amüsant und lachten mit einem nasalen Lachen, das mir in den Ohren weh tat. Nur eine meldete sich daraufhin zu Wort und stärkte mir den Rücken. "Halt deine Klappe, Claire und kümmer dich um deine Fingernägel." sagte sie, sah mich an und rollte genervt mit den Augen, als wolle sie mir damit sagen Kümmer dich nicht um diese Ziege, die hat sie nicht mehr alle.
Sie stellte sich mir als Sophie Jones vor.
Am Abend fahre ich zu ihrer Adresse und stehe staunend vor einer riesigen Villa. Man, die Leute müssen aber Geld haben! Ich habe schon Zweifel, ob ich überhaupt klingeln soll, aber da macht schon jemand die Tür auf und bittet mich herein. "Komm rein, du möchtest sicher zu meiner Tochter." sagt der Herr freundlich und lächelt.
Wow, das ist eine Mega-Bude, irre, absolut irre!
"Sophie kommt gleich, sieh dich ruhig so lange um."
Ich nicke stumm.
Kurz darauf erscheint Sophie tatsächlich. In Sportshorts und T-Shirt - das macht sie mir noch symphathischer.
"Hey Samara, schön dich zu sehen."
"Sam, nenn mich einfach Sam." entgegne ich gelassen und fahre dann fort, "also ich bin hergekommen, um mich bei dir zu bedanken, wegen heute Morgen."
"Ach, hab ich gern gemacht."
Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile ehe ich mich verabschiede und den Rückweg antrete.
Als ich eine halbe Stunde später wieder Zuhause bin, muss ich feststellen: Sophie ist voll in Ordnung, wenigsten eine Normale in dieser bekloppten Klasse.
Am nächsten Nachmittag fahre ich in die Stadt, merke aber ziemlich schnell, dass hier nicht sonderlich viel los ist. Aber was soll´s? Ob ich jetzt hier bin oder in der Bruchbude - langweilig ist es überall in diesem Kaff. Ich setze mich auf eine Bank und stecke mir meine Ohrstöpsel ein, Musik kann man immer gebrauchen. Doch schon bald tippt mir irgendwas auf die Schulter, ich drehe mich irritiert zur Seite und schaue in das grimmige Gesicht einer brünetten Frau mit Pelzkragen-Mantel - sagt das nicht schon alles?. Als ich meinen MP-3-Player ausschalte, legt die Trulla auch schon los. "Das ist ja unerhört, wie soll ich denn die Zeitung lesen, wenn so ein unverschämtes Gör neben mir laut Musik hört?"
Laut? Ich hatte Ohrstöpsel in den Ohren, das war mit Sicherheit nicht laut!
"Entschuldigen Sie, aber dies ist ein freies Land und ich höre Musik wann und wo ich will und wenn es ihnen nicht passt, dann gehen sie doch mit ihrer Zeitung woanders hin."
Die werte Dame schaut mich entgeistert an und stöckelt dann schimpfend davon. So eine blöde Kuh!
Ich scheine endgültig in Little boring Lewiston angekommen zu sein.

[img]Little Lewiston Screen22[/img]


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Beitrag  mixit Sa Jan 23, 2010 4:34 pm

Lucky

Oh je, Amanda war ganz schön sauer, das ist sie wahrscheinlich immer noch, wenn ich so darüber nachdenke. Aber was soll ich denn machen, wenn ich kein Geld mehr habe? Ich hatte so einen Hunger und es waren doch bloß drei Äpfel gewesen, die ich mir genommen habe. "Drei Äpfel sind dreie zu viel." hatte der Polizeibeamte mir gleichgültig entgegengebracht, als ich versuchte mich zu erklären. Es war nichts zu machen gewesen, schließlich war es eine willkommene Tat, um mich mal wieder anzuschwärzen. Pah, da haben die mich sogar als Psychopathen abgestempelt, diese Geier. Vielleicht bin ich alt und bettelarm, aber ich bin nicht dumm und psychisch krank schon garnicht! Vielleicht wird jetzt alles besser, schließlich habe ich jetzt Sam, meinen kleinen Schatz. So groß ist sie geworden, eine richtige junge Dame, aber noch so klug wie sie als kleines Mädchen gewesen war. Ich glaube, meine Tochter und Sam werden mir ganz gut tun. So, nun muss ich aber los, die Edelsteine warten nicht ewig und irgendwie muss ich ja meine kleine Hütte finanzieren, nich? Aber wo hab ich denn schon wieder meinen Schlüssel hingetan? In der Küche? Nein, da leg ich íhn nie hin. Aber vielleicht unter meiner Matratze...aha, da bist du ja, du kleiner Lümmel.
Der Weg ist weit, aber meine alten Knochen schaffen das noch ganz gut, so schnell werde ich dieses Dorf nicht verlassen, da können sich die Leute meinetwegen auf den Kopf stellen, nicht mit mir, nicht mit Old Lucky!
Oh wunderbar, die Steine, die ich gefunden habe sind nicht schlecht, der Weg hat sich gelohnt, 100 Dollar mehr in meiner läppischen Tasche. Amanda soll schließlich nicht hier sein, um mich zu finanzieren, das schaffe ich gerade noch selber.
Mh, jetzt könnte ich aber was zu essen gebrauchen, mein Magen knurrt gewaltig. Viel gibt mir der Kühlschrank nicht her, ich begnüge mich einfach mit einer Schüssel Müsli, so wie sonst auch. Tja, und abwaschen sollte ich auch gleich, sonst kriege ich von Sam eines auf die Mütze.

[img]Little Lewiston Screen25[/img]

Meine Enkelin hat mich dazu verdonnert, ab sofort die Hütte in Schach zu halten, das heißt so viel wie Saubermachen, Geschirr abspülen, Toilette regelmäßig putzen. Normalerweise würde ich mir von niemandem etwas vorschreiben lassen, aber bei Sam ist das was anderes. Natürlich habe ich es ihr versprochen, wie könnt´ich auch anders?
Am Nachmittag packe ich ein paar Tomaten ein und mache mich auf den Weg zur alten Kupfermine. Er wird sicher hunger haben. Schließlich bin ich die letzten Tage nicht da gewesen. Endlich oben angekommen hole ich die Tüte mit den Tomaten heraus und schiebe sie vorsichtig durch die zugenagelte Öffnung.
"Hier, mein Lieber, ich habe dir Tomaten mitgebracht. Tut mir leid mein Junge, aber die letzten Tage hatte ich einfach keine Zeit, meine Tochter und meine Enkelin sind gekommen, weißt du? Sie wohnen jetzt sogar bei mir." Ich mache eine kleine Pause, natürlich bekomme ich keine Antwort, die habe ich noch nie bekommen. Er spricht nicht mit mir, aber das erwarte ich auch nicht. Nicht, wenn man seit sechs Jahren in dieser Mine feststeckt. Irgendwann muss ich ihn da herausholen, und wenn die Leute mich aufknüpfen, dann sollen die das ruhig tun.
"Hör mal, ich weiß schon, wie ich dich da raus hole, halte noch ein bisschen durch, ja? Ich lasse dich nicht im Stich, vertrau mir."
Erneut warte ich vergelblich auf eine Antwort, aber die Möglichkeit sollte trotzdem gegeben werden, finde ich.
Ich schaue auf die die Inschrift, die vor sechs Jahren in eines der Bretter geritzt wurde

Betreten verboten

Natürlich! Schließlich soll ja niemand erfahren, was diese Geier getan haben. Jemandem die Freiheit genommen, das haben die getan, nur das keiner ahnt, dass ich davon wusste und dass ich dem armen Kerl geholfen habe zu überleben. Natürlich denken die, er sei verhungert, aber da irren die Geier sich, da irren sie sich gewaltig! Bald hole ich ihn da raus und dann kann er die Freiheit genießen. Verlass dich auf Old Lucky!

[img]Little Lewiston Screen26[/img]

Kurz nachdem ich zu Hause ankomme, kommt auch Sam von der Schule zurück und setzt sich zu mir an den Küchentisch.
"Du grandpa?"
"Mmh?"
"Sind die hier alle so...so...snobistisch?"
Ich muss laut auflachen, so gut auf den Punkt gebracht hat das noch niemand, wie herrlich!
"Nun ja, sicherlich nicht alle, aber viele, Liebes, viele."
"Da hast du recht grandpa, Sophie Jones ist wirklich anders, sie ist voll in Ordnung."
Die Jones, ja die sind in Ordnung. Eine der wenigen reichen Familien, die nicht nur an Geld denken, sonder noch durchaus dazu im Stande sind Menschlichkeit zuzulassen. Ich bin froh, dass Sam Bekannschaft mit Sophie gemacht hat. Sophie hatte immer einen Dollar für mich übrig, ein Mal hat sie mir sogar ein Sandwich geschenkt, kurz nachdem sie es in einem Supermarkt gekauft hatte.
"Hier Old Lucky, ich glaube du brauchst es mehr als ich, ich hoffe es schmeckt dir."
hatte sie mir letzten Winter gesagt und mich freundlich angelächelt.
"Ja, kleine Sam, die Jones sind wirklich in Ordnung." antworte ich meiner Enkelin und helfe ihr anschließend bei den Hausaufgaben.
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Beitrag  mixit So Jan 24, 2010 10:24 am

Amanda

Puh, viel los war ja heute nicht im Bücherladen, ob die Leute hier mehr mit ihrem Geld beschäftigt sind als mit ihrem Verstand? Gut möglich. Intelligenz wird heute anscheinend überbewertet. Endlich wieder zu Hause angekommen muss ich wieder ernüchternd feststellen, dass dieses Haus nichts mit dem Haus vor zehn Jahren mehr gemeinsam hat. Es ist runtergekommen, schmutzig und unansehnlich. Mum hätte das nie zugelassen, wenn sie noch da gewesen wäre, sie würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie sähe, wie schlecht es dad und dem Haus geht. Zugegeben, das Haus war schon klein, als ich noch klein war, aber es hat uns gereicht, mum hat es so schön dekoriert und der Garten war einfach perfekt gewesen, aber seit sie vor zehn Jahren von uns gegangen ist, ist nichts mehr von der Gemütlichkeit übrig geblieben. Dad hatte es nie verkraftet, auch wenn er nicht darüber spricht - aber vielleicht ist das auch der springende Punkt, manchmal kann man Dinge nur bewältigen, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Dad läuft seit zehn Jahren davon. Ich habe ja versucht ihn wieder zu befreien aus seiner Lethargie, denn dad könnte so viel machen, er war schon immer ein kleines Genie. Sam ist ihm in dieser Hinsicht sehr ähnlich.
Ach Sam, ich hatte befürchtet, dass sie es viel schlechter aufnimmt, also den Umzug meine ich. Aber meine Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil, sie geht sehr positiv damit um. Wenigstens hat sie es geschafft dad davon zu überzeugen, das Haus ein bisschen besser zu pflegen. Auf mich hätte er nicht gehört, früher vielleicht, aber heute nicht mehr.
Dad sitzt gerade mit Sam draussen in dem überwucherten Garten und macht mit ihr die Hausaufgaben, dazu hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Zeit. Es ist gut, wie es ist.

[img]Little Lewiston Screen27[/img]

"Hallo ihr Lieben, lasst euch nicht stören, ich mach mir nur schnell was zu essen."
Drinnen sieht es schon wesentlich besser aus, als bei unserer Ankunft. Das Geschirr steht sauber in den Schränken, der Boden ist gefegt worden, der Herd wurde ordentlich geschrubbt, alles viel besser. Ich glaube es war eine gute Idee hier einzuziehen.
Aber die Tomaten, die ich gestern gekauft habe sind weg. Hat dad sie wieder mitgenommen? Es hat also nicht aufgehört. Ich weiß nicht, was er damit macht und wo er sie hinbringt, aber als ich vor drei Jahren zu Besuch war, hat er die ganzen zwei Wochen lang jede Nacht irgendwelche Lebensmittel eingepackt und ist verschwunden. Ich wollte ihm nicht nachlaufen, erstens, weil es ja seine Angelegenheit ist und zweitens wäre Sam alleine gewesen. Ich habe mich trotzdem gefragt, was er mit den Sachen will, schließlich hat er eine ganze Menge eingepackt und die kann er unmöglich alleine aufgegessen haben, denn eine Stunde später war er meistens wieder da. Dazu kommt ja noch, dass dad selber gerade noch genug zum Leben hat, wenn er dann ständig seine Lebensmittel unnütz verbraucht, muss er sich nicht wundern, wenn er am Monatsende nichts mehr hat. Es ist mir unbegreiflich. Heute habe ich keine Lust mehr mir um írgendwas Sorgen zu machen, deshalb lege ich mich jetzt einfach ins Bett und schlafe.
Am nächsten Morgen will ich das Geschirr abwaschen, aber dieses alte, verrostete Waschbecken macht mir einen Strich durch die Rechnung. Kaum habe ich den Hahn angestellt, spritzt es von allen Seiten. Gut, dass ich mit Werkzeugen umgehen kann, schließlich muss man als alleinerziehende Mutter auf alles gefasst sein. Mein Schlafshirt ist schon ganz nass, aber gleich hab ich das Ding zum Stillstand gebracht....so, das müsste jetzt gehen. Wird aber auch Zeit, mal ein Neues einbauen zu lassen.

[img]Little Lewiston Screen28[/img]
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Beitrag  mixit Di Jan 26, 2010 6:43 pm

Familie Marshall

Anthony

Immer wieder das Gleiche! Warum kann dieser dumme Nichtsnutz nicht ein Mal etwas richtig machen? Ich verstehe nicht, wie unser Boss ihn einstellen konnte und dann auch noch ausgerechnet als meinen Assistenten. Vanson hätte lieber irgendwo als Klomann sein Glück versuchen sollen, anstatt mich mit seiner Anwesenheit und seiner unübertroffenen Tollpatschigkeit zu belästigen. Ein Weichei ist er auch noch oder dachte Vanson, dass ich mich von seinen Kullertränchen besänftigen lasse? Wir sind hier doch nicht im Kindergarten und ich bin nicht sein Mutterersatz, wir sind ein erfolgreiches Unternehmen und das soll bitte auch so bleiben. Meine Laune steigt auch nicht, als ich zu Hause ankomme, denn dort erwartet mich gleich die nächste Katastrophe: Die Toilette ist verstopft. Welcher Deletant hat denn bitte so eine billige Toilette einbauen lassen? Da bezahlt man schon eine ordentliche Miete und wird dann auch noch mit solchen Dingen belästigt. Ich könnte an die Decke gehen.
Während dich mir Salat aus unserem Q4-Frosti-Kühltech-Kühlschrank (der beste auf dem Markt!) hole, sitzt Benjamin brav an seinem Tisch und konzentriert sich auf seine Hausaufgaben. Wenigstens mein Sohn weiß etwas mit sich anzufangen, aus ihm wird mal was Großes, da bin ich mir sicher.
Kaitlyn ist dagegen genauso kühl, wie unser Kühlschrank, wie immer. Auch heute tauschen wir lediglich Belanglosigkeiten aus und reden dann über die Arbeit. Ich hatte immer Bedenken gehabt im selben Unternehmen wie meine Frau zu arbeiten, aber Kaitlyn ist eine hervorragende Marketing-Managerin und in ganz Amerika würde man wohl keine Vergleichbare finden. Trotzdem fehlt mir immer mehr meine Ehefrau, denn auch Zuhause dominiert immer mehr die Business-Frau in ihr. Deshalb kommt es zwischen uns beiden immer öfter zum Streit. Heute Abend geht es mal wieder um unser Privatleben, das eigentlich nicht mehr stattfindet. Kaitlyn lässt mich nicht mehr an sich ran (und das im doppelten Sinne). Doch meine Vorwürfe prallen wie immer an ihr ab.
"Dann such dir doch eine Geliebte, wenn du sooo unglücklich bist." faucht sie mich an und legt nach. "So verbissen und nörgelig, wie du bist, bezweifel ich aber, dass es irgendeine mit dir aushalten würde, mein Lieber. Und jetzt geh mir aus den Augen."

[img]Little Lewiston Screen29[/img]

Wunderbar, jetzt muss ich mich auch noch mit meiner launischen Frau herumschlagen, dabei hatte ich sie damals wirklich aus Liebe geheiratet. Ob das jetzt noch als Liebe bezeichnet werden kann? Weiß ich nicht. Beruflich sind wir nach wie vor ein hervorragendes Team und das ist momentan eh das Wichtigste. Benjamin geht gleichgültig an uns vorbei. Ob er wohl zu den Jones möchte? Jones Tochter wäre eine exzellente Partie für ihn und damit auch für die Marshall-Familie. Ich hoffe zwischen den beiden entsteht eine Bande, mich würde es durchaus erfreuen. Ich werde Benjamin nachher mal vorsichtig danach fragen, vielleicht bekomme ich ja was aus ihm heraus.
In den nächsten Tagen herrscht immer noch Funkstille zwischen mir und meiner Frau, aber wie heißt es doch so schön? Der Klügere gibt nach und das tue ich dann auch. Ein 300-Dollar teures Kleid von Ducci und ein Diamantring besänftigen Kaitlyn eindeutig und seit zwei Monaten verbringen wir mal wieder eine gemeinsame Nacht miteinander.
Jetzt, wo ich mich mit meiner Frau ausgesöhnt habe, hängt die Beziehung zu meinem Sohn in den Seilen. Seit ich ihn vor drei Tagen nach der kleinen Jones-Tochter gefragt habe, geht er mir ständig aus dem Weg und redet keinen vernünftigen Satz mehr mit mir. Geht man etwa so mit seinem eigenen Vater um? Ich sorge mich doch bloß um sein Wohlergehen und natürlich mache ich mir Gedanken um seine Zukunft. Eine vorteilhafte Verbindung mit einer gewissen jungen Dame könnte seine Zukunft um einiges rosiger werden lassen (und unsere übrigens auch), aber davon will er anscheinend nichts wissen. Ich hoffe, das ist nur der Pubertät zuzuschreiben.
Am Morgen setzt sich Benjamin schweigend an den Tisch und löffelt sein Müsli.
"Benjamin, sitz gerade." fordert Kaitlyn streng, stößt bei unserem Sohn aber auf taube Ohren.
"Benjamin, du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat."
Benjamin schaut mich mit einem Blick an, den ich, wenn ich es nicht anders wüßte, als hasserfüllt bezeichnen würde. Doch ich senke meinen Blick nicht, so weit kommte es noch, dass ich als Hausherr klein bei gebe.
"Ja, Vater, ich hab´s gehört, ich habe aber keinen Bock."
Ich merke, wie der Zorn in mir hochsteigt, jetzt bloß die Kontrolle behalten, sonst hast du verloren.
"Für so ein inakzeptables Verhalten bekommst du zwei Wochen Hausarrest. Keine Freunde, kein Ausgehen."
Benjamin lässt den Löffel in die Schüssel fallen, steht ruhig auf und geht auf die Tür zu.
Ein bitteres und leicht sarkastisches "Ay ay sir." kann ich noch von ihm vernehmen, bevor die Küchentür krachend ins Schloss fällt.

[img]Little Lewiston Screen30[/img]
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Beitrag  mixit Mi Jan 27, 2010 1:36 pm

Ben

Inakzeptables Verhalten, so nennt mein Vater stets die Sichtweisen, die nicht mit seinen eigenen übereinstimmen. Meine eigene Meinung zählte noch nie,
schließlich soll ich irgendwann mal in die Fußstapfen meines gnädigen Vaters treten, nur dass ich mich dagegen wehren werde, darauf kann er sich verlassen. Meine Mutter ist nicht viel besser, ihre kühle Art hat rein nichts mit mütterlichem Verhalten zu tun. Eigentlich hatte ich nie eine richtige Mutter. Alles was zählt ist Leistung und gutes Ansehen, sonst nichts. Das Fass ist übergelaufen, als mein Vater auf eine recht plumpe Art versucht hatte, mich über Sophie Jones auszufragen. Da kam er tatsächlich in mein Zimmer und fragte mich ernsthaft: "Und, mein Sohn, hast du der kleinen Jones schon den Hof gemacht?" Ich dachte, ich höre nicht richtig, aber dann kam es noch dicker.
"Weißt du Benjamin, dass sie eine gute Partie für dich wäre? Denk an deine Zukunft und auch an die Zukunft deiner Familie. Versuch ruhig dein Glück bei ihr, meinen Segen hast du."
Seinen Segen kann er sich in den Hintern stecken, den brauch ich nicht, verdammt nochmal! Seitdem ist er entgültig unten durch bei mir. Gute Partie? Darauf kommt es ihm also an. Hauptsache eine gute Partie. Aber für mich ist das so was von nebensächlich. Das Ironische an der ganzen Sache ist: Ich mag Sophie wirklich gerne, sie ist das tollste Mädchen, das ich kenne und sie ist überhaupt nicht, wie die anderen Reichen hier in Little. Sophie könnte auch arm wie ein Kirchenmaus sein und ich würde sie trotzdem mögen, ganz sicher! Leider sieht sie in mir wohl einfach nur einen guten Freund, mehr nicht, aber damit kann ich erstmal leben, irgendwann bin ich vielleicht mutiger - hoffe ich zumindest. Eigentlich bin ich ja gar nicht schüchtern, ich gehe schnell auf Menschen zu und komme schnell ins Gespräch mit ihnen, aber bei Sophie ist das anders. Sie schafft es mit ihrer Anwesenheit mich zum Staunen und zum Schweigen zu bringen, das hat vorher noch keine geschafft!
Seit einiger Zeit gebe ich ihr Nachhilfe in Mathe, weil sie mich darum gebeten hat und seitdem sind wir gute Freunde. Zwei Mal in der Woche gehe ich zu ihr und bringe ihr die Kompliziertheiten von Algebra und Dreisatz bei. Am Ende des Tages dann immer das Gleiche: Sie bringt mich zur Haustür, umarmt mich und wünscht mir einen schönen Abend.

[img]Little Lewiston Screen10[/img]

Gestern kam dann noch die Neue dazu. Sam heißt sie und die hat es voll drauf. Vor einigen Tagen durfte ich eine sehr lustige Situation beobachten, schließlich ist meine Mutter nicht leicht sprachlos zu machen, denn keiner traut sich ihr die Stirn zu bieten. Aber diese Neue hat es getan und meine Mutter damit total auf die Palme gebracht. Meine Mutter und ich waren in der Stadt, weil sie dort einen neuen Mantel und ich ein neues Gitarrenbuch gesucht habe. Während ich gerade aus dem Geschäft kam, stand meine Mutter vor einem Mädchen und schaute dieses ziemlich entrüstet an. Das Einzige, was ich noch lautstark vernehmen konnte, bevor meine Mutter empört abdampfte war: "Entschuldigen Sie, aber dies ist ein freies Land und ich höre Musik wann und wo ich will und wenn es ihnen nicht passt, dann gehen sie doch mit ihrer Zeitung woanders hin."
Ich musste mich echt zusammenreißen um nicht loszulachen, das war total verschärft, der helle Wahnsinn! In der Schule habe ich erfahren, dass sie Perkins heißt, ob sie wohl zu dem alten Lucky gehört? Könnte ihr Großvater sein. Drauf hat sie´s aber allemal.
Am Nachmittag treffe ich sie dann vor dem Kino. "Hey, Sam...du bist doch die Neue oder?"
Sie schaut mich argwöhnisch an während sie mich abweisend fragt: "Kann schon sein, was willst du denn?"
"Ich wollte dir meine Anerkennung aussprechen," antworte ich wahrheitsgemäß und grinse, "na wegen der hinreißenden Ansprache vor ein paar Tagen...die Frau im Pelzkragen-Mantel...dein Auftritt war grandios!"
Sie schaut mich immer noch argwöhnisch an, aber als ich ihr die Hand schüttele und ihr sage: "Endlich mal jemand, der was drauf hat. Ich bin Ben." lächelt sie und gibt ihren argwöhnischen Blick auf. "Kein Problem, war mir ein Vergnügen. Solche Snob-Tussen gehen mir echt auf den Sender."
Ich muss laut lachen. So gut auf den Punkt gebracht hat das noch keiner.

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"Du bist ein guter Freund von Sophie oder?" fragt sie mich interessiert.
"Guter Freund? Kann sein, ja."
"Sie hat mir erzählt, wie lustig du bist, und sie hatte Recht!"
Sie haben über mich geredet? Ist das jetzt ein positives oder ein negatives Zeichen? Während ich noch darüber nachdenke, werde ich puderrot im Gesicht, na toll, offensichtlicher geht´s ja nun nicht mehr. Wie verräterisch der eigene Körper sein kann, schrecklich, einfach schrecklich.
"Oh, sorry, ich wollte dir jetzt nicht zu nahe treten." Sam grinst mich beschämt an.
"Ach, schon gut, irgendwer muss es ja mal rauskriegen."
Ich glaube Sam und ich könnten auch gute Freunde werden, und vielleicht kann sie mir ja helfen..., also was Sophie angeht, meine ich.
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Beitrag  mixit Mi Jan 27, 2010 3:25 pm

Kaitlyn

Was will der denn hier? Betteln? Andere Leute beklauen? Dieser heruntergekommene alte Mann beschmutzt den Ruf des Dorfes und das schon viel zu lange. Leider war die Idee des Bürgermeisters ihn in ein Seniorenheim zu stecken nicht aufgegangen, seine Tochter und eine Enkelin sollen bei ihm eingezogen sein und sich nun um ihn kümmern. Hoffentlich machen sie ihre Sache gut. Aber Schmuddel-Lucky sieht noch immer aus, wie ein armer Bettler, ach ich vergass, er ist ja einer. Na dann werde ich ihm doch einfach mal Hallo sagen.
"Guten Tag Mr. Perkins, wie geht es Ihnen?" frage ich ihn mit einem gewissen Sicherheitsabstand, man weiß schließlich nie, was andere so an Krankheiten in sich tragen. Perkins schaut mich wie erwartet mit einer Mischung aus Trotz und Abneigung an.
"Ich wüsste nicht, was Sie das angeht." entgegnet er mir dann und will sich schon wieder abwenden. Na na, geht man denn so mit einer Dame um?
"Aber, aber Mr. Perkins, seien Sie doch nicht so unfreundlich, ich interessiere mich eben für meine Mitbürger."
"Halten Sie Ihren Mund und lassen Sie mich in Ruhe."
Das wird langsam richtig amüsant und Spaß macht es mir auch.
"Mr. Perkins, wissen Sie eigentlich, dass es Menschen gibt, die Menschen wie Ihnen gerne helfen? Zum Beispiel die Leute aus dem Seniorenheim ´Carpe diem´, die würden Sie bestimmt aufnehmen, dann müssten Sie nicht mehr betteln und klauen." entgegne ich ihm und kann mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen.
Jetzt funkelt er mich regelrecht an und würde mir wohl am liebsten an die Gurgel gehen. Warum eigentlich nicht, dann wären wir ihn ein für alle mal los, soll er´s doch ruhig machen. Aber er tut es nicht.
"Sie werden bald nichts mehr zum lachen haben, Mrs. Marshall, nicht, wenn die Leute erfahren, was Sie und die anderen reichen Fuzzis damals getan haben!"
droht er so leise, dass nur ich es hören kann. Was meint der alte Dummkopf? Nach seiner Drohung scheint er es bereits zu bereuen, sie ausgesprochen zu haben, denn er fasst sich an den Kopf und murmelt unverständliches Zeug, wie "Ich hätte meinen Mund halten sollen."

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Keine Ahnung was der alte Kautz meinte, aber er geht mir auf die Nerven mit seiner bloßen Anwesenheit.
Es gibt Leute, die meinen, es mit mir aufnehmen zu können, aber früher oder später macht jeder die gegenteilige Erfahrung. Vielleicht trifft das auch auf diese unverschämte kleine Göre zu, mit der ich mich vor einigen Tagen auseinandersetzen musste. Anscheinend haben ihre Eltern bei der Erziehung versagt, so ein freches Auftreten. Benjamin hat in letzter Zeit auch so eine rebellische Phase, aber ich werde schon dafür sorgen, dass es bloß eine Phase bleibt, schließlich gehört er zur Marshall-Familie und in der gibt es keine schwarzen Schafe.
Heute Morgen hat der Junge schon wieder seine Schüssel stehen lassen, genauso wie alles andere auch. Seine Sachen liegen überall herum, Ordnung ist ihm momentan ein Fremdwort. Er kann sich glücklich schätzen, dass wir eine Reinigungskraft haben. Anthony hat ihm gestern Hausarrest erteilt, doch heute ist Benjamin mal wieder später von der Schule gekommen, mit Sicherheit war er noch in der Stadt oder so. So viel zum konsequenten Durchgreifungsvermögen meines Mannes. Ich finde, er sollte härtere Geschütze auffahren, aber soll er doch machen was er will. Mir tanzt Benjamin nicht auf der Nase herum, dafür werden ich sorgen!
Als Benjamin am nächsten Tag von der Schule kommt, diesmal pünktlich, rufe ich ihn in die Küche.
"Setz dich, Benjamin!"
Doch Benjamin macht keine Anstalten sich auf einen der Küchenstühle niederzulassen, sonder lehnt sich an die Wand.
"Das war kein Bitte, sondern eine Aufforderung."
Er holt sich eine Schüssel mit Müsli aus dem Kühlschrank, nimmt sich einen Stuhl, dreht ihn herum und setzt sich breitbeinig auf ihn. Er will mich wirklich herausfordern, was?
"Also gut, Benjamin, schluss mit dem Theater. Du wirst dir ab morgen eine Arbeit suchen, es wird Zeit, dass du erwachsen wirst."
"Meinetwegen."
Wunderbar, meine Ansage fruchtet.
"Ich habe schon mit unserem Abteilungsleiter gesprochen, du kannst an vier Tagen in der Woche für drei Stunden in der Agentur arbeiten."
"Vergiss es, ich suche mir meinen Job selber aus und den suche ich mir bestimmt nicht bei euch in der Agentur." entgegnet Benjamin ruhig.
Langsam reicht es mir.
"Du wiedersetzt dich mir?"
"Wenn du das so nennen willst?! Ja." Dann steht er auf und geht. Die Schüssel bleibt mal wieder stehen. Am Abend steht sie immer noch dort, zornig stecke ich sie selber in die Spülmaschine.

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Beitrag  mixit Do Jan 28, 2010 10:39 am

(Um mir eine Menge Anstrengungen zu ersparen, verzichte ich beim Schreiben aus Marie´s Sicht auf ihren französischen Akzent, außerdem würde bei so viel Text der französische Akzent irgendwann auf die Nerven gehen,... schätze ich, also ein kleiner Tipp: stellt ihn euch einfach vor beim Lesen ^^)

Familie Reynolds

Marie-Julie

Kaum zu glauben, aber mein Bauch fühlt sich bereits an, wie ein Medizinball - groß, fest und rund. Hin und wieder spüre ich Fußtritte oder sind es Fäuste? Es ist toll neues Leben in sich zu spüren, da wird mir glatt warm um´s Herz! Das Schwangerschaftsbuch, dass ich mir gleich am Anfang der Schwangerschaft besorgt habe ist wirklich sehr interessant, man erfährt etwas über beruhigende Atemübungen, entspannende Massagen und noch vieles mehr. Bald bin ich durch mit dem Buch und dann hoffentlich auch mit der Schwangerschaft. Nicht, dass ich sie nicht genieße, nein im Gegenteil, aber ich möchte endlich mein Baby in den Armen halten. Das Bild, dass ich gestern zu Ende gemalt habe bekommt einen Ehrenplatz im Kinderzimmer. Ja, seit ich nicht mehr im Krankhaus arbeite - wegen dem Mutterschutz - widme ich mich der Kunst, zugegeben, ich muss noch viel üben, aber ich finde, dass ich ein Händchen dafür habe, vielleicht kann ich ja später mein Geld als Künstlerin verdienen und den anstrengenden Schichtjob als Krankenschwester aufgeben. Oh, jetzt hat mein Baby schon wieder getreten...je t´aime bien, mon ange! Im selben Moment klingelt mein Telefon und Molly ruft an, sie erkundigt sich nach meinem Befinden. Nachdem ich ihr versichert habe, dass alles in Ordnung ist und es mir und meinem Baby blendend geht, wird sie ernster: "Ich glaube, ich brauche jemanden zum Reden, Marie."
Oh je, was ist denn jetzt passiert? Gut, ich habe eh nicht viel zu tun, deshalb lade ich Molly kurzerhand ein. Eine Stunde später sitzt sie auch schon auf meinem Sofa und fummelt nervös an ihren Händen herum. "Was ist denn los, so schlimm?"
"Na ja,...ich weiß nicht..." stammelt Molly, beugt sich nach gründlichem Überlegen an mein Ohr und flüstert mir ihr Anliegen hinein.
"Ach...so ist das."
"Mehr hast du nicht zu sagen?" fragt sie mich verwundert. Na was soll ich da denn noch zu sagen?
Molly ist offensichtlich nicht glücklich, aber vielleicht sollte sie einfach mit George reden, schließlich liebt er sie, das sieht doch selbst ein Blinder.
Genau das spreche ich auch aus und nachdem ich ihr noch einen Rat und ein paar Tipps gegeben habe, verabschiedet sie sich und geht. Mensch, Molly hat es momentan nicht gerade leicht - keinen Job und irgendwelche Beziehungsprobleme, die sie mir gegenüber zwar nie erwähnt hat, die mir aber trotzdem nicht verborgen geblieben sind, ich bin schließlich ein guter Menschenkenner. Da kann ich mich glücklich schätzen, dass es bei mir und Andy einfach perfekt läuft, anders kann ich es nicht sagen. Am späten Nachmittag - Andy müsste jeden Augenblick kommen - lese ich die letzten Zeilen des Schwangerschaftsbuches und kaum habe ich es zugeklappt spüre ich einen heftigen Schmerz in meinem Bauch und...ach du Schreck...ich glaube, die Fruchtlase ist geplatzt, zumindest fühlt es sich so an.

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Ich warte noch weitere zehn Minuten, in denen ich versuche, mich auf die Atemübungen aus dem Buch zu konzentrieren und bin erstaunt, es scheint tatsächlich zu helfen. Aber von Andy keine Spur, ich kann jetzt nicht länger warten...ich rufe mir ein Taxi und fahre in die Klinik, vielleicht treffe ich Andy dort noch an. Die ganze Sache dauert zwei geschlagene Stunden, es tut höllisch weh, ich schwitze ohne Ende, aber dann höre ich Babygeschrei, das Schönste, was ich je gehört habe!
"Es ist noch nicht vorbei, Mrs. Reynolds." höre ich den Arzt sagen und da kommt schon die nächste Wehe...ja aber das Baby ist doch schon da?!
Noch eine weitere Wehe später und ich höre erneutes Babygeschrei.
"Herzlichen Glückwunsch, sie haben zwei gesunde Jungen."
Ich kann mein Glück kaum fassen, gleich zwei auf einmal und keiner hat es bemerkt - ich bin sprachlos. Der erste kleine Mann wird mir auf die Brust gelegt, während sein Bruder noch untersucht wird. Er sieht so schön aus. "Mon ange..., dich nenn ich Marlon."
Mein zweites Mäuschen folgt bald darauf und es sieht genauso hübsch aus, wie sein älterer Bruder. "Und dir gebe ich den Namen Dominic." flüstere ich ihm zu. Ihn scheint das wenig zu interessieren, denn er gähnt ausgiebig und schmatzt entspannt vor sich hin, Marlon folgt ihm gleich. Ich wusste es doch - Gähnen steckt an. Bald darauf können wir drei nach Hause, bestimmt fragt sich Andy schon, wo ich stecke. "Na euer Daddy wird aber Augen machen."
Und tatsächlich, Andy steht aufgeregt im Wohnzimmer und staunt nicht schlecht, als ich mit dem Korb in der Hand vor ihm stehen bleibe.
"Ähhh...sind da zweie drin?" fragt er mich total perplex. Dann nimmt er erst den Einen raus, tätschelt die winzigen Fingerchen und legt ihn mir vorsichtig in die Arme. Jetzt holt er noch den anderen aus dem Korb und betrachtet ihn voller Bewunderung. "In meinen Armen liegt Dominic und in deinen Marlon." flüstere ich ihm zu, um ja nicht diesen einzigartigen Moment zu zerstören. "Sie sind wundervoll..." murmelt Andy gedankenverloren. Am späten Nachmittag schlafen die beiden Kleinen und Andy kann sich endlich mal von ihrem Anblick losreißen. Er hat übrigens immer noch seinen Sanitäteranzug an, ich liebe seinen Sanitäteranzug, der macht ihn so unglaublich sexy. Ich kann nicht anders und ziehe meinen Mann an mich.

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Beitrag  mixit Do Jan 28, 2010 4:41 pm

Andy

Meine Frau zieht mich an sich und krault mir zärtlich den Nacken. Also wenn ich nicht so müde wäre und sie nicht gerade Zwillinge bekommen hätte, wäre dieser Moment garantiert in einer leidenschaftlichen Nacht geendet. Aber wir sollten noch warten bis sie sich von der Geburt erholt hat. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir Zwillinge bekommen haben, komisch, dass das keiner bemerkt hat, einer der beiden hat wohl verstecken gespielt. Aber ich finde es super, Marlon und Dominic sind die hübschesten Babys in ganz Little und soooo niedlich, ich könnte sie den ganzen Tag lang betrachten ohne müde zu werden, aber jetzt lasse ich sie lieber schlafen, es ist schließlich noch alles ganz neu für sie und der Tag war anstrengend genug für zwei so kleine Würmchen.
Marie gibt mir noch einen Kuss und verschwindet dann im Schlafzimmer, die Arme sieht ziemlich müde aus. Während also der Rest meiner Familie schläft, mache ich mich auf den Weg zum Badezimmer und nehme eine schöne heiße Dusche. Ahh, das tut gut...ich könnte die ganze Nacht unter dem angenehm warmen Wasser stehen, aber da höre ich schon ein Baby schreien, tja, leider kann ich die beiden nicht auseinander halten, das muss ich auf jeden Fall noch üben. Schnell trockne ich mich ab und ziehe mir meine Schlafhose an. Im Kinderzimmer angekommen rieche ich bereits frisch gefüllte Windeln. Puhh, das stinkt ja bestialisch...Ich versuche durch den Mund zu atmen und nehme den schreienden Marlon (das Namensschild an seinem Bettchen sagt mir das) aus seinem Gitterbettchen, um ihm anschließend eine frische Windel umzumachen. Kaum habe ich das getan, fängt auch schon Dominic an zu schreien und langsam kriecht auch aus seiner Richtung ein beißender Geruch in meine Nase. Nachdem ich auch seine Windel gewechselt habe und beide Jungs erneut in einen ruhigen Schlaf gefallen sind, gehe auch ich endlich ins Bett und schließe die Augen.
Um drei Uhr in der Nacht geht das Geschrei erneut los, ich will gerade aufstehen, als Marie mich sanft wieder runterdrückt. "Schlaf weiter, isch geh schon."
Die nächsten Tage werden nicht weniger anstrengend und Marie fällt meistens sofort ins Bett, sobald ich von der Arbeit komme. Heute bleibt sie noch auf, weil wir gemeinsam zur Nachuntersuchng in die Klinik fahren wollen. Aber es gibt keinen Grund zur Sorge, denn den beiden Jungs und auch Marie geht es blendend. Trotz des Babystresses sind wir nun eine glückliche Familie, Marie, Marlon, Dominic und ich. Eine Familie hatte ich ja nie gehabt, schließlich bin ich im Heim groß geworden, weil meine Eltern mich mit Drei weggeben haben. An meine ersten drei Lebensjahre, die ich laut Auskünften der Heimleitung bei meinen Eltern verbracht haben soll kann ich mich nicht erinnern, ich war einfach zu klein gewesen, um irgendwelche Erinnerungen mitnehmen zu können, aber das macht mir nichts aus. Im Heim hatte ich viele Freunde und meine Betreuerinnen waren immer gut zu uns gewesen. Aber trotzdem hätte ich mir gerne eine schöne Kindheit mit echten Eltern für mich gewünscht, umso mehr freue ich mich, dass ich meinen eigenen Kindern genau das bieten kann. Ich werde immer für meine Jungs da sein und wer weiß, vielleicht bekommen die beiden irgendwann weitere Geschwister.
Am Ende der Woche feiern wir dann noch den Geburtstag der Zwillinge. Nun wird immer deutlicher, dass die beiden ihrer Mutter sehr ähnlich sehen, denn beide haben die selben roten Haare wie sie. Einen Unterschied zwischen den beiden gibt es dennoch und das macht mir das Auseinanderhalten deutlich einfacher: Dominic (rechts) hat meine blauen Augen, während Marlon (links) die grünen Augen seiner Mutter geerbt hat.

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Beitrag  mixit Do Jan 28, 2010 8:48 pm

Familie Dean/Donovan

George

Molly´s Bauch wächst mit jedem Tag, genau wie meine Angst vor dem, was möglicherweise mit unserem Kind sein könnte. Als Molly mir sagte sie sei schwanger, hat es mir den Boden unter den Füßen gerissen. Es war ein mehr als ungünstiger Zeitpunkt für eine Schwangerschaft gewesen, jetzt, wo sie Verdacht schöpfen könnte. Ihr Verhalten ist nach wie vor seltsam, irgendwie normal, aber trotzdem nicht wie früher, ich kann es einfach nicht beschreiben, aber irgendwas an ihrem Verhalten mir gegenüber ist komisch. Molly freut sich so sehr auf das Baby, ich sehe es ihr in jedem Augenblick an, in dem sie sich alleine wägt und es tut mir so leid, dass ich nicht die gleiche Freude zeigen kann. Natürlich merkt sie das und sie ist überaus traurig und verletzt darüber, auch wenn sie versucht es nicht ganz so offensichtlich zu zeigen. Aber ich kann mich einfach nicht freuen, die Angst ist zu groß. Der Druck auf mich wird immer größer, bald muss ich´s ihr sagen, aber wie? Wird sie mich dann verlassen? Das würde ich nicht verkraften.
Dad hat mir nochmals ins Gewissen geredet und gesagt: "Nun trägst du auch Verantwortung für euer ungeborenes Baby, also leg die Karten auf den Tisch mein Junge." Wenn das so einfach wäre - ist es aber nicht.
Molly kommt gerade aus der Dusche und setzt sich vor den Fernseher. Ich sehe es ihr schon wieder an. Sie ist unglücklich, und zwar wegen mir, weil ich mich nicht über das Baby freuen kann. Aber sie weiß schließlich nicht den Grund, wenn sie es wüsste - vielleicht würde sie mich dann verstehen. Ich stehe unschlüssig hinter der Küchentheke, entschließe mich dann aber doch ihr auf´s Sofa zu folgen.
"Wie geht es dir?"
Molly schaut mich kurz aus ihren moosgrünen Augen an, wendet den Blick aber wieder ab.
"Ganz gut,...ein bisschen Rückenschmerzen, aber sonst alles in Ordnung."
"Soll ich dir den Rücken massieren?"
Sie überlegt etwas zu lange, doch sie nickt und dreht mir langsam ihren Rücken zu. Vorsichtig massiere ich ihre Schultern, sie ist ganz schön verspannt.
Am späten Abend stelle ich mich noch unter die Dusche und als ich fertig bin, sehe ich Molly im Wohnzimmer stehen. Sie bemerkt mich nicht, sondern streichelt sanft ihren bereits kugelrunden Bauch, dabei hat sie einen so liebevollen und zugleich sorgenvollen Ausdruck im Gesicht, dass es mir unglaublich schwer um´s Herz wird.

[img]Little Lewiston Screen18[/img]

Am nächsten Tag ist sie schon früh auf und macht sich ihr morgendliches Müsli. Als sie mich sieht setzt sie ein Lächeln auf und deutet auf die weiße Schüssel vor ihr. "Möchtest du auch eine Schüssel?"
"Nein danke, ich muss gleich los, es gibt momentan viel zu tun auf dem Revier." Ich wurde vor Kurzem zum Phantombild-Zeichner befördert und als solcher habe ich noch mehr zu tun als vorher, zumindest kommt es mir so vor. Was die Sache mit Hal angeht - der hat sich selber ins Aus geschossen, als er zugedröhnt und high ohne Ende zum Dienst gekommen war, damit war die Sach klar und er darf sich jetzt auf eine dicke Gerichtsverhandlung freuen.
Bevor ich zur Arbeit fahre, drücke ich Molly noch einen Kuss auf die Stirn und sage ihr, dass ich sie liebe. Und das ist die Wahrheit, ich hoffe, das weiß sie.
Auf der Arbeit herrscht reger Betrieb und der nächste Fall lässt nich lange auf sich warten. Eine junge Frau wird seit vier Tagen vermisst und nun haben sich Personen gemeldet, die sie angeblich mit einem Mann gesehen haben wollen. Das heißt, ich darf mir nun die Beschreibungen bezüglich des Mannes anhören und sie per Computer so gut es geht zu einem Gesicht zusammenschustern. Das wird wieder ein anstrengender Tag, wenigstens kann ich so für ein paar Stunden meine eigenen Probleme bei Seite schieben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben hat Mum immer gesagt.
Als ich am Nachmittag nach Hause komme ist niemand da, in der Küche liegt dafür eine Nachricht mit der unverkennbar ordentlichen Schrift meiner Freundin.

Bin in der Bibliothek,
mach doch bitte was zu essen.

Kuss
Molly


Den ersten Teller meiner Spaghetti mit Tomatensoße esse ich alleine, dann kommt endlich Molly zurück und setzt sich zu mir.
"Mhmm, das duftet aber gut."
"Nimm dir was, es ist noch mehr als genug für dich über."
Und das macht sie dann auch. Nachdem sie ihre Portion gegessen und ich sie dabei beobachtet habe, räume ich das benutzte Geschirr in die Spülmaschine und steige unter die Dusche. Als ich ins Bett gehe liegt Molly schon tief und fest schlafend drin. Ich krieche vorsichtig unter die Decke und knipse das Licht aus.

"Oh Gott,...es kommt."
Kurz nach Mitternacht.
Molly steht neben dem Bett und stöhnt laut. Im ersten Moment bin ich überfordert, doch dann nehme ich sie an die Hand und gehe mit ihr zum Auto. Der Motor heult laut auf, als ich mit Vollgas aus der Garage fahre.

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Beitrag  mixit Do Jan 28, 2010 10:06 pm

Molly

Ich liege im Kreissaal und atme heftig ein und aus. George steht neben mir und tätschelt mir beruhigend die Hand, während die Hebamme mich auffordert langsamer zu atmen. Eine Stunde später legt sie mir mein Baby auf die Brust und geht aus dem Zimmer. Vorsichtig streiche ich über das kleine runzelige Köpfchen und Tränen bahnen sich ihren Weg über meine geröteten Wangen. "Meine kleine Avery." murmel ich erschöpft, aber glücklich. Ich schaue hoch zu George und meine Freude ist jäh erloschen. Er schaut mit sorgenvollem, fast schon ängstlichem Blick auf unser Baby, ich sehe keine Freude. Dieser Moment hätte etwas Besonders sein sollen, aber er hat ihn zerstört. Was ist bloß los mit ihm?
Am frühen Morgen dürfen wir nach Hause fahren, doch ich habe Angst davor, denn das Verhalten meines Freundes hat sich nicht verändert. Er hat Avery noch kein einziges Mal auf den Arm genommen, stattdessen saß er die ganze Zeit über neben mir und las die Zeitung, während ich unser Baby in den Armen wog. Wie soll das denn erst Zuhause werden, wenn wir alleine sind? Wenn ich doch bloß wüsste, was mit ihm los ist. Erst finde ich diese beunruhigenden alten Zeitungsausschnitte und dann muss ich feststellen, dass er sich nicht auf ein gemeinsames Kind freut, im Gegenteil, ich habe das schreckliche Gefühl er will dieses Kind gar nicht.
Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen und deshalb sitze ich vor dem Gitterbettchen unserer Tochter und spiele mit ihren Fingerchen. George liegt im Bett und schläft tief und fest, das Baby hat er noch immer nicht richtig begutachtet und das macht mich unendlich traurig. Als Avery anfängt zu wimmern stehe ich auf und hebe sie vorsichtig aus dem Bettchen. Sie ist so schön und so zerbrechlich, ein absolutes Wunder. "Ich werde immer für dich da sein, mein Schatz, auch wenn dein daddy das nicht tut." flüster ich dem kleinen Wunder zu.

[img]Little Lewiston Screen20[/img]

In den nächsten Tagen verändert sich nichts an seinem Verhalten. Dafür bleibt er plötzlich länger auf der Arbeit als normalerweise, er macht Überstunden. "Wir haben viel zu tun zur Zeit." sagt er und glaubt, diese Begründung reicht mir. Ich kümmere mich derweil um Avery, die mich Tag und Nacht auf Trab hält. Gestern war Freitag und ich habe mit Avery einen kleinen Spaziergang unternommen und dann Marie und die Zwillinge besucht. Die beiden sehen ihrer Mutter unglaublich ähnlich. Marie erzählt mir, wie glücklich sie und Andy sind und dass es anstrengend sei, mit Andy´s Unterstützung aber gut funktioniere. Spätestens da hatte ich Zweifel, ob es für mich und George noch eine Zukunft geben kann. Liebe allein reicht nicht, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten, deshalb habe ich einen Entschluss gefasst, der mir sehr schwer fällt, aber so kann es nicht weiter gehen, schließlich hat unsere Tochter es nicht verdient, von ihrem Vater unbeachtet gelassen zu werden. Morgen werde ich George sagen, dass ich mich trennen werde.
Am nächsten Tag bekomme ich unerwartet einen Anruf aus dem Wellness-Center. Die Dame am anderen Ende der Leitung bittet mich um ein Vorstellungsgespräch und fragt mich, wann ich Zeit hätte. Es ist zwar Sonntag, aber das Center hat auf, also beschließe ich gleich heute hinzufahren und mich vorzustellen. George sitzt am PC und arbeitet an irgendwelchen Berichten, ich nehme meinen Schlüssel und bin schon fast an der Haustür.
"Ich habe ein Vorstellungsgespräch, kümmer dich bitte um Avery." Es ist das erste Mal, dass ich ihn dazu auffordere, aber irgendwann habe auch ich genug. Heute Abend werde ich mit ihm sprechen.
Das Gespräche verläuft besser als erwartet, den Job habe ich sicher, nächste Woche kann ich anfangen. Dieses Ereignis muss gefeiert werden und so fahre ich zu Marie und erzähle ihr die Neuigkeit. Als ich mich auf den Heimweg mache ist es bereits dunkel, jetzt sollte ich mich aber beeilen. Wieder Zuhause angekommen finde ich niemanden im Wohnzimmer vor. Leise gehe ich die Stufen hoch und sehe George im Schlafzimmer stehen, ich kann es kaum glauben, aber ich sehe es mit eigenen Augen, in seinen Armen liegt Avery und ganz zärtlich streicht er ihr über den Rücken, während er ihr leise ein Schlaflied vorsingt. Vielleicht sollte ich ihm doch noch eine Chance geben denke ich und trete auf ihn zu.
"George, wir müssen reden."

[img]Little Lewiston Screen21[/img]

George schaut erschrocken auf als er mich bemerkt. Er legt Avery behutsam zurück in ihr Bettchen, ehe er sich mir zuwendet und mich mit einem ernsten Blick betrachtet.
Dieses Gespräch ist die letzte Chance auf eine gemeinsame Zukunft, eine letzte Chance gebe ich ihm noch, um mir zu beweisen, dass er der Richtige ist, ansonsten bin ich für immer weg... und Avery auch.
"Ich liebe dich George, ich liebe dich wirklich sehr, aber so kann ich nicht mit dir weiterleben. Wir wollten heiraten, aber wenn du nicht ehrlich bist, hat es keinen Sinn mit uns beiden. Wenn du mir also irgendetwas zu sagen hast, dann sag es jetzt."
Mein Herz klopft und ich fühle mich gerade so schlecht wie nie, aber dieses Gespräch musste irgendwann kommen, ganz ohne Zweifel.
Während ich mit zitternden Händen auf dem Bett sitze schaut George betreten zu Boden, dann atmet er schwer aus und schaut mir ins Gesicht.
"Okay, ich werde dir alles erzählen..." sagte er und fing an...
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Beitrag  mixit Fr Jan 29, 2010 3:14 pm

Familie Perkins

Amanda

„Sam, hilfst du mir bitte mit den Möbeln?“
„Was hast du denn vor, mum?“
„Ich werde jetzt mal wieder ein wenig Wohnatmosphäre schaffen, so kann es hier nicht länger aussehen oder?“
„Cool, da bin ich dabei, weiß grandpa davon?“
Nein, Dad weiß nichts von meiner Umdekorierungsaktion und ich werde ihn auch nicht vorher fragen, denn mum hätte schon längst hier klar Schiff gemacht. Es wird endlich mal Zeit mein Elternhaus, in dem ich glücklich aufwachsen durfte, wieder herzurichten. Sam hilft mir dabei die Möbel zu verrücken und mit Folie zu überdecken, damit ihr Zustand nicht noch unnötig verschlimmert wird. Bei dem alten Esstisch und den klapprigen Küchenstühlen kenne ich allerdings keine Gnade – die müssen raus! Grandpa wird den ganzen Tag unterwegs sein. Ich glaube zwar nicht, dass wir es schaffen beide Etagen zu tapezieren, aber die untere werden wir hoffentlich fertig kriegen. Die Tapete habe ich bereits gestern besorgt und hinter´m Haus zugeschnitten, nun muss ich sie nur noch an die Wand kriegen, gut, dass Sam und ich ein gutes handwerkliches Geschick haben. Im Nu ist die erste Wand fertig tapeziert und strahlt in einem warmen blaß-rot.
Am späten Nachmittag sind wir mit dem unteren Raum fertig. Ich fahre in ein Möbelgeschäft und besorge einen günstigen kleinen Esstisch mit zwei Stühlen und weil ich dann noch eine schicke Bettgarnitur erblicke, nehm ich die auch gleich mit. Mein Vater hätte das niemals von mir angenommen, wenn ich vorher um Erlaubnis gefragt hätte ihm was zu schenken, also tu ich´s jetzt einfach mal ohne seine Einverständniserklärung. Wieder zu Hause angekommen schrauben Sam und ich die neuen Möbel mit wenigen Griffen zusammen, ich beziehe sein Bett neu und hänge das kleine Bild an die Wand, dass mir meine Mutter kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte. Perfekt!
„Und was sagst du, Schatz, haben wir das nicht super hingekriegt?“
„Total super!“ Zufrieden stehen wir im neuen Wohnbereich des Hauses.
Eine viertel Stunde später dreht sich der Schlüssel im Schloss und Dad kommt rein. Er schaut sich erstaunt um und begutachtet jedes neue Detail, dann schaut er Sam und mich an und lächelt freudig. Puh, also findet er es gut, na so ein Glück.

Little Lewiston Screen22

„Das…ist wirklich toll, vielen Dank meine Lieben, vielen lieben Dank.“ sagt er und nimmt uns in die Arme. Na also, hat sich die Arbeit doch gelohnt und morgen ist die obere Etage dran.
Normalerweise geht Dad immer erst ziemlich spät ins Bett, aber in den letzten Tagen ist er immer öfter schon am frühen Abend ins Bett gefallen ohne sich vorher auszuziehen. Ich mache mich wirklich große Sorgen um ihn, schließlich ist er nicht mehr der Jüngste. Ich hoffe es ist nur vorübergehend so und nicht etwas Ernstes. Gestern habe ich ihn gebeten ins Krankenhaus zu gehen und sich untersuchen zu lassen, aber das hat er rigoros abgelehnt.
„Das wäre nur wieder eine Gelegenheit für die, um einen Grund zu finden mich ins Heim zu stecken, nee, das mache ich nicht.“ hatte er gesagt und damit die Sache für erledigt erklärt. So ein Sturkopf, warum muss er bloß immer so dickköpfig sein?
Wie auch immer, ich werde nun ein besonders scharfes Auge auf ihn haben, ob ihm das gefällt oder nicht, schließlich ist er mein Vater und ich liebe ihn.
Während die nächsten zwei Tage relativ unspektakulär verlaufen, ist am dritten Tag umso mehr los bei uns, denn Dad bittet Sam und mich zu einem „äußerst wichtigen Gespräch“ an den Esstisch. So nervös habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.
„Ihr müsst mir versprechen, dass es unter uns bleibt.“ verlangt er gleich am Anfang, kaum dass wir uns zusammen gefunden haben und schneidet mir energisch das Wort ab, als ich eine Frage stellen möchte. „Hört mir jetzt einfach zu!“
Langsam beginnt er zu erzählen:
„Ich werde in der Nacht zum Sonntag jemandem helfen und ihn bei uns unterbringen, es ist eine lange Geschichte und noch nicht der richtige Zeitpunkt sie euch zu erzählen, aber ihr werdet noch alles früh genug erfahren, seit also unbesorgt, ich bitte euch nur um eines: erzählt niemandem von dieser Sache, das könnte sonst einen ziemlichen Aufruhr geben und mich, den Jungen und auch euch in große Schwierigkeiten bringen.“
Ach her je, was erzählt er uns denn da? Ich kann beim besten Willen nicht folgen und verstehen kann ich es schon gar nicht. Aber Dad schaut uns mit großem Nachdruck an.
„Der Junge braucht unsere Hilfe, unbedingt! Ich werde euch zu gegebener Zeit alles erklären, aber bitte sagt es keinem.“
Was auch immer er vorhat, seine Entschlossenheit bringt mich dazu ihm in dieser Angelegenheit zu vertrauen. Dann helfen wir eben dem Jungen – wer auch immer das sein mag.

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Beitrag  mixit Fr Jan 29, 2010 4:20 pm

Lucky

Die beiden haben es erstaunlich gut aufgefasst und sind tatsächlich dazu bereit mir zu helfen. Bei Sam hatte ich keine Zweifel gehabt, bei Amanda hingegen schon. Mein Tochter hat so ein gutes Herz, macht sich aber viel zu viele Sorgen um mich, ich hatte schon befürchtet sie werde mir die Sache ausreden wollen „um dich vor dummen Taten zu schützen“, wie sie es wohl formuliert hätte, aber das hat sie nicht und die Sache ist keineswegs „dumm“. Heute ist Mittwoch, es bleibt also noch Zeit die genaue Vorgehensweise zu planen, denn es muss alles unter Verschluss bleiben und kein anderer darf uns dabei sehen, sonst könnte es Ärger geben.
Fast hätte ich die Sache bereits auffliegen lassen, nur weil ich mich provozieren ließ – von dieser widerlichen Hexe Kaitlyn Marshall. So eine grässliche Kuh, ein Glück, dass sie nicht weiter über meine Drohung nachgedacht hat, das wäre fatal gewesen.
Ich habe Angst, dass etwas schief geht und um wieder ein bisschen Kraft zu tanken besuche ich den Friedhof auf dem meine geliebte Lilian ihre letzte Ruhe gefunden hat.
„Ich vermisse dich so Lilian, wie soll ich das bloß alleine schaffen?“ frage ich mit der Gewissheit keine Antwort von ihr zu bekommen. „Aber ich werde dem Jungen helfen, Lilian, so, wie du es auch getan hättest.“ Alleine bin ich ja auch gar nicht, Sam und Amanda helfen mir schließlich, aber trotzdem hätte ich meine Lilian auch gerne an meiner Seite gehabt. Sie hat immer so viel Ruhe versprüht, so viel Kraft und Wärme.
„Stell dir vor Liebling, Amanda und Sam haben unser Haus, zumindest von Innen, wieder schön hergerichtet, du solltest es mal sehen, es sieht wirklich schön aus.“
Da hat Amanda sich große Mühe gemacht, ich fühle mich schon fast wieder, wie in unserem einstigen Familienhaus. Besonders das Bild, das Lilian gemalt und Amanda geschenkt hatte gefällt mir, ein Stückchen von Lilian hängt nun im Haus.

Little Lewiston Screen24

Ich stelle ihr noch eine Blume neben den Grabstein und gehe wieder zurück nach Hause. Seit dem Gespräch heute Mittag ist die Stimmung ein wenig angespannt, nur Sam ist aufgeregt und neugierig und versucht mich mit Fragen zu durchlöchern.
„Sam, Liebes, bitte gedulde dich, alles zu seiner Zeit.“
Missmutig nimmt sie meine Bitte hin. „Na gut, dann fahre ich jetzt zu Sophie, sie, Ben und ich gehen ins Kino, wenn ihr nichts dagegen habt.“ sagt sie etwas beleidigt und verschwindet durch die Tür. Ausgerechnet Benjamin Marshall…den Jungen habe ich nie richtig kennen gelernt. Er scheint zwar nicht nach seinen Eltern zu kommen, aber ich hoffe trotzdem Sam verplappert sich nicht doch. Nun, ich werde ihr vertrauen müssen und so wie ich sie kenne, werde ich das auch können, aber eine gewisse Angst bleibt trotzdem. Amanda hat übrigens damit angefangen Bücher zu schreiben über ihre Reisen in China und Ägypten, ein Talent dazu hat sie schon immer gehabt. Um sich das Geld für einen dieser neumodischen Computer zu sparen (ich weiß beim besten Willen nicht, was man so Tolles mit den Dingern machen kann, wozu hat man denn zwei Hände zum Schreiben?) geht sie regelmäßig in die Bibliothek und tippt dort ihre Bücher ab. Vielleicht wird sie ja mal eine berühmte Schriftstellerin, wer weiß das schon? Am Abend kommt sie etwas verspannt nach Hause und reibt sich die Schläfen
„Vom Tippen am Monitor bekomme ich Kopfschmerzen, ich lege jetzt erst mal ein paar Tage Pause ein.“ stöhnt sie. Da haben wir´s: nichts als Ärger mit diesen elektronischen Kästen. Es reicht doch schon, dass Sam ihren Fernseher mitgebracht hat. Zugegeben, manchmal laufen sehr interessante Sachen darin, aber ich bin die letzten zehn Jahre auch gut ohne einen zu Recht gekommen. Na ja, wie auch immer, jetzt ist das Ding halt hier.
Bevor ich noch vor Nervosität platze, mache ich mich mal auf den Weg und suche Edelsteine, die Kasse könnte ruhig wieder etwas Geld gebrauchen. Auf dem Weg zu meiner angepeilten Stelle bekomme ich unerwartete Rückenschmerzen, ich muss anhalten und verschnaufen. In der letzten Woche bin ich gefühlte zehn Jahre älter geworden und es wird wahrscheinlich eher schlechter als besser, aber das bringt das Alter eben mit sich. Kein Mensch wird im Leben jünger. Amanda macht sich große Sorgen, das merke ich, aber auch sie muss einsehen, dass ich ein alter Mann bin und nicht mehr ewig leben werde. Aber vor meiner geglückten Mission bekommt mich der liebe Sensemann nicht unter die Erde, diese eine Sache werde ich noch zu Ende bringen, komme was wolle!
Die Rückenschmerzen lassen etwas nach und ich kann wieder meines Weges gehen. Dieses Mal habe ich nicht so viel Glück, die Ausbeute ist mager, aber man soll ja nicht zimperlich sein, jeder Groschen zählt.
Am Abend des Samstags dann noch eine Überraschung, denn Sam wird zur jungen Dame und schießt ein wenig in die Höhe. Sie hat große Ähnlichkeit mit Amanda und Lilian…jetzt wo sie älter ist, wird es noch deutlicher. Ja, die Zeit rennt einem regelrecht davon.

Little Lewiston Screen25

„Jetzt bist du eine erwachsene junge Frau und ich hoffe du findest den richtigen Weg für dich.“ flüstere ich ihr zu, während ich sie in den Arm nehme.
„Na hör mal, ich bleibe immer noch hier wohnen, grandpa.“ lacht sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ja, denke ich, aber ich bin vielleicht nicht mehr lange hier. Aber ich spreche es nicht aus, noch ist es nicht so weit!
Die Uhr steht auf der Elf, noch zwei Stunden und ich gehe los. Amanda wird mit mir kommen, Sam habe ich dagegen aufgefordert im Haus auf uns zu warten. Zu viele Leute könnten Aufmerksamkeit erregen, je weniger desto besser. Langsam fange ich an im Haus umherzulaufen und mache alle anderen damit verrückt.
„Dad, jetzt setzt dich hin und lauf nicht so herum, du machst mich ganz nervös.“
Ja, ja ,sie hat ja Recht, aber ich habe einfach immer noch Angst, dass etwas schief gehen könnte. Ich habe alles genau durchgeplant, aber irgendwo ist immer eine Lücke, hoffentlich kommen wir unversehrt an ihr vorbei.
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Beitrag  mixit Fr Jan 29, 2010 6:38 pm

Sam

Ich frage mich wirklich, was grandpa vorhat und vor allem wer der Junge ist, der für diese ganze Aufregung verantwortlich ist. Ich wusste es schon immer – grandpa steckt voller Geheimnisse. Es ist jetzt halb zwölf und er läuft immer noch von einer Ecke in die Nächste, deshalb habe ich mich auf mein Bett in der oberen Etage zurückgezogen und lese ein Buch, das ich mir vor fünf Tagen von Ben ausgeliehen habe. Er meinte, es könnte mich interessieren und er hatte Recht. „Von Snobs und anderen Tieren“ ist ein echter Brüller. Als ich es bei Ben abholen wollte, wusste ich allerdings noch nicht, wer seine Eltern sind, aber als mir die Tür aufgemacht wurde, wurde es mir mit Schrecken vor Augen geführt. Vor mir stand die „Snob-Tussi im Pelzkragen-Mantel“. Sie schien sich auch langsam an mich zu erinnern und funkelte mich böse an. Hinter ihr wartete Ben und lächelte entschuldigend.
„Hey Ben!“
„Hallo Sam.“
Seine Mutter schaute erst mich, dann Ben an und schien ein wenig irritiert zu sein.
„Du kennst dieses…dieses Mädchen?“ fragte sie ihren Sohn leicht empört.
„Ja, Mutter, das ist Samara Perkins, wir gehen in die selbe Klasse.“ entgegnete er gleichgültig und bat mich herein. Ich ging schnurstracks an der grimmigen Hausherrin vorbei und folgte Ben in sein Zimmer. Dort angekommen grinste er mich schelmisch an.
„Das hättest du wohl nicht gedacht oder?“
„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“
„Das die „Snob-Tussi“ meine Mutter ist? Nein, dann hättest du wohl kein weiteres Wort mit mir geredet oder liege ich damit falsch?“
Mmh, ich glaube da hat er Recht, aber nun hatte er ja seinen Spaß.
„Na schön, jetzt weißt du´s ja!“ sagte er und grinste. „Also hier ist das Buch, ich glaube, es wird dir gefallen.“
Kurz darauf bin ich wieder gegangen, denn erwünscht war ich hier wohl nur von Ben. Draußen vor dem Haus kam mir dann noch mal seine Mutter, die Snob-Tussi, entgegen, weil sie die Zeitung zum Mülleimer gebracht hatte, das macht sie also doch noch selber, dachte ich ironisch.
Sie funkelte mich erneut böse an, während sie mir klar machte, dass ich hier ja nicht noch mal auftauchen sollte.
„Für eine Perkins ist dies wohl nicht das richtige Viertel, findest du nicht? Aber grüß deinen Großvater von mir, ich hoffe er hat bald genug Geld um sich neue Schuhe zu kaufen.“
So eine blöde Ziege.

Little Lewiston Screen26

Ja und so bin ich zu dem Buch gekommen und zu dem echt gruseligen Wissen, dass die Snob-Tussi Ben´s Mutter ist. Der arme Kerl, muss ja schlimm sein.
Um halb eins bin ich endlich mit dem Buch fertig und verstaue es in einer Schublade meines Kleiderschrankes. Mensch, ab jetzt heißt es: nie wieder Schule! Ben und Sophie werden wohl auch bald älter, vielleicht sind sie es auch schon geworden? Aber um das herauszufinden muss ich mich noch gedulden, heute steht etwas ganz anderes bevor. Als ich die Treppe runtersteige stehen grandpa und mum schon bereit und verabschieden sich von mir.
„Wir sind spätestens um halb drei wieder hier.“ versichert mir grandpa und tritt mit mum in die Dunkelheit. So und was soll ich jetzt machen? Däumchen drehen? Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig. Am liebsten hätte ich mir mein Handy geschnappt und Sophie angerufen, aber um diese Uhrzeit wird sie wahrscheinlich nicht unbedingt das Bedürfnis haben mit irgendwem zu quatschen, also verwerfe ich diese Idee ganz schnell und leg mich wieder oben in mein Bett…und döse ein. Als ich aufwache höre ich das Geräusch von einer sich öffnenden Tür. Ich wühle mich aus meinem Bett und laufe die Treppe hinunter, fast wäre ich gestürzt. Mum steht in der Küche und redet beruhigend auf jemanden ein.
„Keine Angst, hier bist du sicher.“ Und dann höre ich grandpa sagen: „Du bist wirklich groß geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe, du müsstest sogar ein bisschen älter als meine Enkelin sein.“ Dann trat auch er ins Haus und sprach ebenso beruhigend wie mum auf irgendjemanden ein. „So, jetzt komm schnell rein, du musst doch großen Hunger haben.“
Ich trat näher, blieb aber hinter meiner Mutter stehen, weshalb ich nicht ausmachen konnte, wer dort draußen vor der Tür stand. Einige Sekunden später kam er dann herein. Ein junger Mann, in etwa so alt wie ich. Der sieht ja seltsam aus ist das Erste, was mir in den Sinn kommt. Und das tut er in meinen Augen wirklich. Er ist nicht hässlich, sondern schaut einfach nur seltsam aus. Er hat schlohweiße Haare und eine sehr blasse Haut, als ich etwas näher an ihn herantrete erschrecke ich ein wenig. Seine Augen sind rot, leuchtend rot. Ein Albinojunge. Er sieht mich schüchtern und neugierig zugleich an. Was war ihm bloß die letzten Jahre zugestoßen?

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Zuletzt von mixit am Mo Feb 01, 2010 8:37 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  mixit Sa Jan 30, 2010 3:50 pm

Familie Marshall

Ben

Ich glaube, ich bin voll verknallt, man, aber total! Vor einigen Tagen kam Sophie mich besuchen und es war echt toll. Gut, der Anfang war so was von bescheuert, weil mein Vater unbedingt den Charmeur und netten Papi heraushängen lassen musste. Blöderweise war ich nicht schnell genug an der Tür und so machte Vater sie auf und redete mit Engelszungen auf Sophie ein. „Ah, Sophie Jones,“ säuselte er (ein Wunder, dass hinter ihm keine Schleimspur auftauchte), „schön, dass du uns besuchen kommst, Benjamin wird sich mit Sicherheit freuen, Kleines. Komm nur rein und fühl dich wie Zuhause.“ Boah ey, am liebsten hätte ich ihm einfach den Mund zugeklebt und über´s Geländer geworfen, aber das wäre wohl nicht gut bei Sophie angekommen, also ließ ich es bleiben. Als wir dann endlich in meinem Zimmer angekommen waren, erklärte ich ihr die Mathehausaufgaben, wegen denen sie ja eigentlich gekommen war, konnte mich aber nicht wirklich konzentrieren. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie mich besorgt. Natürlich war alles in Ordnung, alles super, aber da platzte es aus mir heraus: „Du bist sehr hübsch, weißt du das?“ Da hätte ich mich schon ohrfeigen können, aber Sophie lächelte nur und gab mir dann einen Kuss auf die Wange…wow, das fühlte sich toll an. „Du auch.“ Flüsterte sie mir anschließend noch zu und umarmte mich innig. So standen wir einige Minuten in meinem Zimmer, bevor ich mich dann doch traute ihr einen echten Kuss zu geben, also so auf den Mund halt.

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„Sind wir jetzt zusammen?“ fragte ich sie und als sie nickte und „Ich denke schon.“ sagte, war ich im siebten Himmel. Und nun sind wir…tata…ein Paar, das ist so was von irre. Mein Vater findet das natürlich super und beglückwünscht mich andauernd zu meiner „guten Partie“, ich könnte kotzen! Wie auch immer, seine Meinung interessiert mich nicht, ich bin glücklich und lebe mein Leben, nicht seines. Und deshalb habe ich auch heimlich das Gitarre spielen wieder angefangen, nachdem meine Eltern es mir wegen meines „inakzeptablen Verhaltens“ verboten hatten. Zum Glück muss meine Elternfraktion viel arbeiten und so hab ich das Haus für mich alleine und kann üben so viel ich will, zumindest, so lange meine Eltern nicht im Haus sind.
Also irgendwie fühle ich mich gerade sehr komisch…es kribbelt in meinen Beinen….und jetzt in meinen Armen. Vielleicht sollte ich einfach ins Bett gehen, war schließlich ein langer Tag, ich hoffe nur ich muss nicht die ganze Zeit an Sophie denken, das würde meinem müden Körper nicht gut tun.
Aber ich schlafe sofort ein, wie ein Stein und ohne Traum. Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich mich irgendwie anders, ich stehe auf, gehe ins Badezimmer und schaue beiläufig in den Spiegel und dann auf die weißen Fliesen. Doch halt! Langsam wandert mein Blick wieder zurück zu meinem Spiegelbild. Gibt´s ja nicht, ich bin über Nacht gewachsen, ich bin tatsächlich älter geworden…und hey…ich sehe gar nicht so schlecht aus! Staunend begutachte ich mein erwachsenes Gesicht und meinen Oberkörper...kann sich sehen lassen! Vor meinem Kleiderschrank stehend befürchte ich schon, keine Anziehsachen mehr zu haben, die alten sind schließlich zu klein für mich, aber da hat meine Mutter natürlich vorgesorgt und bereits neue Klamotten gekauft. Auch wenn die nicht ganz mein Stil sind, ziehe ich sie an, bleibt mir ja wohl nichts anders übrig, denn nackig möchte ich nicht durch Little laufen – obwohl…für das entsetzte Gesicht meiner Mutter würde sich das schon lohnen.

Little Lewiston Screen29

Ich rufe sofort nach dem Frühstück, bei dem mich meine Eltern stolz betrachtet und geschäftsmäßig umarmt haben (was so viel bedeuten sollte wie: Jetzt bist du erwachsen und stehst in der Pflicht genauso erfolgreich zu werden, wie wir), Sophie an und erzähle ihr die Neuigkeit, dabei erfahre ich, dass sie ebenfalls über Nacht älter geworden ist. Wir sind endlich alt genug, um eigene Entscheidungen zu treffen, ganz ohne das Reinreden der Eltern. Wenn das nicht super ist, dann weiß ich´s auch nicht. Meine Eltern werden um Acht abgeholt und ich warte sehnsüchtig auf meine Freundin, als ich sie dann sehe, bin ich echt geplättet, sie sieht toll aus, erwachsen und schön, hab ich ein Glück so eine Freundin bekommen zu haben. Sie springt mir in die Arme und mustert mich dann ausgiebig, von oben bis unten. „Du siehst gut aus.“ „Ich weiß.“ entgegne ich grinsend und werde prompt von Sophie in den Arm geboxt. „Du Angeber.“ In diesem Moment bin ich so übermütig und glücklich, dass ich alles auf eine Karte setze – ich bitte Sophie einen Moment zu warten, laufe ins Haus und hole aus dem alten Schmuckkästchen meiner Großmutter eine kleine Schachtel heraus. Etwas aus der Puste geraten komme ich wieder draußen an, knie mich dann vor meine Freundin und schaue sie voller Freude an. „Sophie Jones, willst du meine Frau werden?“
Vielleicht hatte ich es nicht 100-prozentig erwartet, aber ich freue mich umso mehr, als Sophie sprachlos und mit Tränen in den Augen nickt und ein heiseres „Ja.“ haucht. Wow, sind wir nicht jetzt verlobt? Ja…ich glaube schon. Also...auf ein neues Leben.

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Beitrag  mixit Sa Jan 30, 2010 4:58 pm

Anthony

Mein Junge ist endlich erwachsen und eine tolle Freundin hat er auch noch, was will man mehr als Vater? Ich hoffe die beiden führen nicht nur eine lockere Beziehung, sondern meinen es ernst miteinander, dann stünde einer Zusammenführung der Jones- und Marshall-Familien nichts mehr im Wege. Das wäre eine ausgezeichnete Koalition für die Wirtschaft von Little, ganz ohne Zweifel. Nun gut, ich sollte Benjamin lieber nicht unter Druck setzen, sonst würde wieder die Gefahr bestehen, dass er sich von mir zurückzieht. Leider ist der Junge so naiv und glaubt, Liebe allein reicht, aber da liegt er nun mal falsch, heutzutage braucht man Geld und einen guten Ruf um ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Ich werde in nächster Zeit mal schauen, was sich machen lässt bezüglich eines Jobs für ihn in unserer Firma. Aber ich denke, da wird es keine Probleme geben, schließlich sind ich und Kaitlyn seit vielen Jahren erfolgreiche und hoch angesehene Geschätsleute. Kaitlyn ist in letzter Zeit übrigens sehr launisch und gereizt, was unserer Ehe überhaupt nicht gut tut, aber daran bin ich ja schon gewöhnt. Gerade habe ich mich in den Sessel fallen lassen und genieße die Ruhe, als meine Frau sich in den benachbarten Sessel setzt und ein Bein elegant über das andere schlägt…eines muss ich ihr ja lassen – sie sieht für ihr Alter immer noch zum Anbeißen aus.
„Ich kann das nicht länger dulden.“ wettert sie aufgebracht, während ich mich gerade frage, was um Himmels willen denn schon wieder vorgefallen ist.

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„Wovon redest du, Liebling?“
„Ich rede von unserem Sohn und seiner Beziehung zu der Perkins-Enkelin.“
„Was redest du da? Benjamin ist mit Sophie Jones zusammen.“
„Ich meine doch keine Liebesbeziehung – Gott bewahre – ich rede von einer Freundschaft zwischen den beiden, aber das ist doch schon schändlich genug.“ sagt sie und schnauft verächtlich.
„Oder meinst du das würden die Leute in der Firma gut heißen, wenn sie wüssten, dass ein Marshall eine freundschaftliche Beziehung zu einem Angehörigen des schmuddeligen Perkins-Clans pflegt?“
Damit könnte sie allerdings Recht haben, als vorteilhaft kann man diese Freundschaft durchaus nicht bezeichnen, aber so lange sie sich nicht zu oft gemeinsam sehen lassen, ist das nicht allzu tragisch….Perkins….da fällt mir gerade etwas ein.
Jetzt wäre ein günstiger Zeitpunkt um sich wieder um eine ganz bestimmte Angelegenheit zu kümmern, denn für Benjamins Ausbildung und eine eventuelle Hochzeit mit Sophie bräuchte ich einen großen Batzen Geld. Unser Konto ist momentan nahe am Minus.
„Entschuldige, Liebling, aber die Arbeit wartet.“ sage ich eilig und begebe mich ins oberste Stockwerk unseres Hauses. Ziemlich staubig hier, es kommt auch selten einer hier herauf, aber die Truhe steht noch neben dem alten Sessel, so wie immer. Ich öffne sie und hole eine Mappe mit Aufzeichnungen heraus, die ich vor acht Jahren angefertigt habe.

Little Lewiston Screen32

Irgendwo in Little Lewiston gibt es eine sehr wertvolle Sammlung von Edelsteinen, aber ich habe sie nie gefunden. Vor zwei Jahren habe ich die Suche vorerst aufgegeben, weil unsere Firma gute Profite gebracht hat und wir keinerlei finanzielle Schwierigkeiten befürchteten. Aber jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um die Suche nach den Edelsteinen fortzuführen. Die Aufzeichnungen zeigen, wo ich bereits gesucht habe, es stehen noch einige Stellen aus, aber ich habe absolut keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Aber Perkins, der alte Dummkopf, der hat irgendwas damit zu tun. Ich bin den Gedanken nie los geworden, dass er vielleicht weiß, wo die Edelsteinsammlung zu finden ist. Leider ist er auf mich nicht sonderlich gut zu sprechen und leider ist der alte Mann ein echtes Genie. Aber ich werde herausfinden, wo der wertvolle Schatz ist und wenn ich ihn gefunden habe, finanziere ich damit Benjamins Ausbildung und die Hochzeit. All das Geld, das übrig bleibt kommt in unsere ehrenwerte Familienkasse. Klingt doch gut!
Kaitlyn erzähle ich nichts davon, schließlich habe ich keine Lust, dass sie meine Komplizin wird und mit ihrer dominanten und nörgeligen Art alles an sich reißt. Nein, das ist ganz und gar meine Sache. Ich studiere aufmerksam meine Aufzeichnungen, die teilweise schon verblasst sind. Die Aufbewahrung in einer staubigen Truhe ist nicht gerade vorteilhaft.
Ich sollte zudem irgendwen damit beauftragen sich bei Perkins ein bisschen umzuhören, aber es muss jemand sein, den er nicht kennt und jemand, der keinerlei Verbindung zu den Reichen erkennen lässt. Ich denke eine Weile nach und dann fällt mir spontan jemand ein, der diese Sache für mich erledigen könnte. Sie wird sich sein Vertrauen erarbeiten müssen, bevor sie nach den Edelsteinen fragen kann. Sich Vertrauen bei Perkins zu schaffen wird eine harte Herausforderung sein, aber einen Versuch ist es wert. Schließlich wird sich der ganze Aufwand bei guter Durchführung des Plans mehr als lohnen. Ich rufe sie gleich an und schildere ihr die Sachlage. Zum Glück ist sie ein Profi und Geheimhaltung hat bei ihr oberste Priorität. Es geht doch nichts über zuverlässiges und vertrauenswürdiges Personal.
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Beitrag  mixit So Jan 31, 2010 12:45 pm

Little Lewiston Screen33

Kaitlyn

Auch das noch, ich komme ausnahmsweise früher von der Arbeit nach Hause und was muss ich in unserem Vorgarten, vor unserem Haus, wo jeder erdenkliche Mensch etwas sehen kann, vorfinden? Meinen Sohn Benjamin, der laut klimpernd auf seiner Gitarre spielt. Das ist kein guter Ort, um diesem Hobby nachzugehen, denn in dieser Gegend wird klassische Musik vorgezogen und nicht so ein Herumgedröhne, dass sich Rockmusik nennt. Nun verbieten kann ich es ihm nicht mehr, er ist jetzt alt genug, aber muss er seine Familie so bloß stellen? Ich gehe aufgebracht den steinernen Gehweg hinauf und versuche mir bei meinem Sohn Gehör zu verschaffen. "Benja...Ben...BENJAMIN..." brülle ich schon fast. Dieser Lärm, der von der Gitarre ausgeht ist viel zu laut. Endlich bemerkt er mich und hält inne. "Benjamin könntest du mit deiner Gitarre..."
"E-Gitarre." verbessert mich Benjamin, "das nennt man E-Gitarre."
"Gut! Könnstest du also mit deiner E-Gitarre dort üben, wo dich möglichst keiner hört?" Benjamin sieht mich genervt an, aber das soll er ruhig tun.
"Meinst du die Reichen von nebenan vertragen das nicht?" fragt er sarkastisch und schaut mich herausfordernd an. Na schön, jetzt habe ich die Nase voll.
"Benjamin, geh jetzt sofort mit deiner Gitarre..."
"E-Gitarre!"
"Herr gott nochmal, geh mit dem Ding irgendwohin, wo es niemanden stört oder lass es ganz...und ich duskutiere nicht mit dir."
Er hat es mal wieder geschafft mich mit wenigen Sätzen zur Weißglut zu bringen. Wütend gehe ich ins Haus und mache mir einen starken Kaffee, den kann ich jetzt wirklich gebrauchen. Erst freundet er sich mit dem frechen Perkins-Gör an und dann fängt er wieder an diesen schrecklichen Lärm zu verursachen. Hätte er nicht das Klavierspielen erlernen könne? Musste es ausgerechnet diese neumodische Version einer Gitarre sein? Was haben wir nur falsch gemacht bei der Erziehung? Das Beste war ja noch, als Anthony sich überhaupt nicht darum geschert hat, als ich ihm von Ben´s Freunschaft mit der Perkins erzählt habe, nein, ihn hat es nicht sonderlich gestört. Aber wenn man sich dewegen bald den Mund über uns zerreißt, ja dann ist wieder Holland in Not bei ihm und sein Gejammer riesengroß. Ich bezweifle mittlerweile sogar, dass Benjamin sich in unserer Firma mit einbringen wird, so, wie er sich in letzter Zeit uns gegenüber verhält. Es wäre vielleicht doch klug gewesen ein zweites Kind zu bekommen, als ich noch jung genug dafür war, jetzt ist es schon so gut wie zu spät.
Am Abend kommt Benjamin endlich zurück, nachdem er sich mit seiner Gitarre tatsächlich woanders hin begeben hatte und ich muss eine erschreckende Entdeckung machen. Wie sieht er denn aus um Himmels willen?
"Aber Benjamin...wo sind denn die Anziehsachen, die ich dir gekauft habe?"
"Weg, die waren eh nicht mein Stil, also habe ich mich in der Stadt neu eingekleidet."
Ich bin empört, solche Sachen tragen doch nur irgendwelche flegelhaften Rockertypen, die sich mit Bier zuschütten und Drogen nehmen.
"Neu eingekleidet? Von welchem Geld denn bitteschön? Von unserem wahrscheinlich."
"Nein, Mutter, ich habe mir das Geld selber verdient, ich bin jetzt im Musikgeschäft."
Jetzt schaltet sich auch Anthony ein, wird auch mal Zeit.
"Aber Benjamin, das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?" fragt er entsetzt.
"Mein voller Ernst und wisst ihr was? Ich werde euch nicht länger auf die Nerven gehen, ich ziehe aus."

[img]Little Lewiston Screen34[/img]

Sagt er und geht. Von unserem eigenen Sohn so im Stich gelassen zu werden ist schlimm, ich bin wirklich enttäuscht, was haben wir nicht alles für den Jungen getan? Vielleicht sollten Anthony und ich doch noch mal über ein Kind nachdenken...ganz zu spät ist es noch nicht.
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Beitrag  mixit Fr Feb 05, 2010 4:59 pm

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Familie Reynolds

Marie-Julie

Die Zeit geht um, wie nichts! Jetzt sind meine beiden Kleinen bereits im Schulalter und das merkt man zurzeit auch, denn sowohl Marlon (links im grünen Shirt) als auch Nicky (rechts im blauen Shirt) freuen sich bereits riesig auf ihren ersten Schultag morgen. Deshalb sind die beiden besonders aufgedreht und laufen von einem Zimmer ins Nächste. Erst gestern Morgen haben wir ihren Geburtstag gefeiert und in einem Tag werden sie zum ersten Mal in eine Schule gehen und Hausaufgaben bekommen. Ich glaube spätestens dann wird die Begeisterung für die Schule zumindest ein kleines Bisschen nachlassen kann ich mir vorstellen.
Marlon kommt wild auf mich zugelaufen und versteckt sich keuchend und lachend zugleich hinter meinem Rücken. Nicky folgt ihm nur wenige Sekunden später.
"Du kriegst mich nicht, Nicky." ruft Marlon und ist schon wieder in der Küche verschwunden. "Werden wir ja sehen, du lahme Ente." kontert Nicky und rennt hinter ihm her. Genau so läuft es schon seit gestern hier ab und ich schätze, dass es erst heute Abend enden wird, wenn die Jungs endlich im Bett liegen und schlafen.
Tja, meine Jungs.
Nicky (eigentlich Dominic) ist der Ruhigere von beiden, wenn auch nur ein bisschen ruhiger, und auch derjenige, der sich sehr für´s Malen interessiert, was ich gestern Mittag mit Verwunderung feststellen durfte. Er scheint eine künstlerische Ader zu haben, genau wie ich. Während Nicky also etwas mehr Ruhe in sich trägt und durchaus auch mal ganz alleine für sich sein kann, besonders, wenn er malt, ist sein Zwillingsbruder Marlon viel agiler, braucht mehr Bewegung und ist aufgedrehter. Dafür mag er Kochshows total gerne und schaut mir mit Freude beim Backen und Kochen zu (auch wenn ich zugegebenermaßen nicht gut Kochen und Backen kann). Vielleicht wird Marlon ja mal ein kleiner Sternekoch oder so, wer weiß?!
Da in unserem Haus bereits eine Staffelei steht und Nicky seinem neuen Hobby so nachgehen kann, mussten Andy und ich uns überlegen, wie wir auch Marlon´s Interessen fördern können und haben vorhin einen Spielherd für Kinder besorgt. Noch steht er unten im Keller, ich denke wir werden ihn morgen Vormittag im Kinderzimmer aufstellen, wenn die Jungs in der Schule sind. Heute sind die beiden mir viel zu aufgedreht!
Heute Morgen hat meine Mutter angerufen, sie lebt mit meinem amerikanischen Vater in Frankreich, dort, wo ich auch aufgewachsen bin. Leider haben mein Eltern ihre Enkelkinder noch nie gesehen, denn für eine Reise fehlte uns bisher einfach das Geld. Mittlerweile haben Andy und ich schon einiges angespart, deshalb wollen wir nächste Woche mit den Jungs nach Frankreich fahren. Es wird zwar nur drei Tage gehen, schließlich müssen Marlon und Nicky zur Schule und Andy muss arbeiten, aber wenigstens können die beiden Jungs endlich ihre Großeltern kennen lernen. Auch ich freue mich, dass ich nach so langer Zeit meine Eltern und meine Heimat wieder sehe, ich hatte Frankreich schon ein wenig vermisst, nachdem ich zu Andy gezogen bin und mein Heimatland verlassen musste. Ich bin gespannt, wie Marlon und Nicky auf diese etwas andere Welt reagieren.
Aber vorher ist Badputzen angesagt, nicht die angenehmste Beschäftigung, aber es muss ja gemacht werden.
„Hallo Schatz!“
Andy kommt durch die Badezimmertür herein und gibt mir einen Begrüßungskuss. Er hat mal wieder seinen Sanitäteranzug an und ich kann mich kaum mehr auf seine Worte konzentrieren. Ich weiß wirklich nicht, warum ich ihn in seiner Arbeitskleidung so attraktiv finde, aber es ist nun mal so, darum umarme ich ihn innig und flüstere ihm leise ins Ohr: „Mein kleiner Sanitäter…“

[img]Little Lewiston Marie10[/img]

Andy lacht laut auf und gibt mir einen erneuten Kuss, bevor er sich sanft aus meinem Klammergriff löst und das Badezimmer verlässt.
„Ich sollte mich besser umziehen, bevor du mich noch auffrisst, aber nachher kannst du gerne über mich herfallen.“ sagt er und grinst mich verschwörerisch an. Was dieser Blick mir sagen will, weiß ich ganz genau. Ich freue mich schon auf heute Abend, wenn wir alleine sind.
Aber jetzt sollte ich wirklich mal wieder in die Realität zurückkommen, träumen kann ich später auch noch. Ich habe mich gerade erst wieder gefasst, als ich Marlon auf die schöne handbemalte Vase im oberen Flur zulaufen sehe, die ich vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt gekauft habe. Leider ist sein Blick nicht nach vorne gerichtet, sondern nach hinten auf seinen Bruder, der die bevorstehende Katastrophe bereits erfasst hat.
„Oh oh…Marlon schau nach vorne!“ ruft er seinem Bruder viel zu spät zu und ich schlage schon die Hände vor´s Gesicht.
RUMMS!
KLIRR!
"Aaaaua..."
Tja, die Vase war einmal.
Marlon sitzt derweil in einem Haufen von Porzellanscherben und heult, seine Hand blutet.
„Oh je, ich glaube, wir sollten die Hand erst einmal unter´s Wasser halten, meistens ist die Wunde schlimmer, als sie aussieht.“ sagt Andy beruhigend, für einen Sanitäter ist das schon reine Routine. Er hat übrigens Recht behalten, die Schnittwunde ist bei Weitem nicht so schlimm, wie sie mit all dem Blut aussah. Ein kleiner Verband und erledigt war die Sache. Etwas Gutes hatte es dann aber doch noch: Die Jungs haben vorerst genug vom Toben und nun spielen sie ruhig mit dem Spielzeug in ihrem Zimmer.


Zuletzt von mixit am Fr Feb 05, 2010 9:55 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  mixit Fr Feb 05, 2010 7:46 pm

Little Lewiston Andy_210

Andy

Endlich Elternzeit! Meine beiden Rabauken schlafen und Marie sieht umwerfend aus. Frisch geduscht komme ich ins Schlafzimmer und kuschle mich langsam an meine Frau ran, die mit überschlagenen Beinen auf dem Bett liegt und ein Buch liest.
„Muss ja unglaublich spannend sein dein Buch, wenn du mich noch nicht mal bemerkst.“ murmle ich und küsse sie auf den Hals. Marie lacht, klappt das Buch zu und schaut mich verführerisch an, ehe sie mich zu sich zieht und mich küsst. Ach ja, wie schön so ein ruhiger Abend zu zweit doch sein kann, fast hatte ich es vergessen, aber jetzt, wo unsere Jungs endlich alt genug sind und durchschlafen, bemerke ich wieder, wie attraktiv Marie doch ist.
Den restlichen Abend genießen wir deshalb sehr.
Am nächsten Morgen werden wir nicht wie üblich von unserem Wecker geweckt, sondern von Nicky und Marlon, die schon angezogen und fit wie nie vor unserem Bett stehen.
„Hey ihr Schlafmützen, aufwachen, heute ist doch unser erster Schultag!“ brüllt Marlon, springt in die Mitte und hüpft wild auf und ab.
„Wir sind schon fertig, wann kommt denn endlich der Schulbus?“ fragt dagegen Nicky ungeduldig und plappert munter weiter, „ich hoffe, wir haben auch Kunst in der Schule, das wird dann bestimmt mein Lieblingsfach und ich hoffe, wir haben nette Lehrer und gaaanz viel Spaß, weil Niklas von gegenüber sagt, seine Klassenlehrerin ist voll streng und so…“
Der Tag fängt ja schon mal gut an!
Nachdem wir dann doch noch gemeinsam frühstücken konnten, obwohl die Kinder so aufgeregt sind, hören wir endlich das Hupen des Schulbusses. Nicky und Marlon springen auf und rennen aus dem Haus, während sie uns noch einen Abschiedsgruß zurufen.
„Tschüss Mummy, tschüss daddy.“
Dann gehen die Bustüren zu und der Bus fährt los. Ich stehe derweil auch schon bereit und steige in den Arbeitswagen, der langsam anrollt und mich zur Arbeit bringt.
Auf der Arbeit ist mal wieder ordentlich was los. Ein Anruf nach dem anderen und ständig das Gleiche – Verkehrsunfälle, Herzinfarkte und so weiter und so fort. Ganz am Anfang meiner Sanitäterarbeit war ich bei jedem Einsatz geschockt gewesen, mittlerweile ist es Routine und ich habe mich super unter Kontrolle. Es mag vielleicht hart klingen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Um kurz nach fünf am Nachmittag bekommen wir von der Zentrale den nächsten Einsatzort durchgefunkt und machen uns mit dem Krankenwagen auf den Weg in die Richbackavenue. Dort angekommen erwartet uns bereits ein aufgeregter junger Mann an der Haustür und fuchtelt wild mit dem Armen. Als wir ins Haus treten sitzt auf dem Sofa eine junge Frau keuchend und schnell atmend da – sie hat Wehen.
„Wann haben die angefangen, Miss?“ fragt James Horrison, unser Notarzt.
„Vor…einer halben…Stunde…“ stöhnt die Frau mühsam und hält sich den dicken Bauch. Die Fruchtblase ist bereits geplatzt, also macht es keinen Sinn sie noch ins Krankenhaus zu bringen, deshalb beschließen wir, dass die Entbindung im Krankenwagen stattfinden soll und rollen die Patientin mit der Trage in den rückwärtigen Teil des Wagens. Nach einer weiteren anstrengenden halben Stunde ist das Baby da und schreit gesund und munter drauf los. Die frisch gebackenen Eltern (die mir doch noch recht jung erscheinen) sind überglücklich und sogar der junge Mann dessen Outfit einen leichten Rocker-touch an sich hat verdrückt beinahe ein Tränchen. „Wimper im Auge.“ murmelt er und bestaunt seinen kleinen Sohn. Das erinnert mich an die Sekunde in der ich das erste Mal Marlon und Nicky gesehen habe und mir läuft ein wohliges Gefühl durch den Körper. „Herzlichen Glückwunsch Mister…“
„Marshall. Ben Marshall.“ entgegnet mir der Neu-Papi geistesabwesend, sein Kind ist in diesem Moment wahrscheinlich viel interessanter. Die junge Frau und den kleinen Jungen nehmen wir zur Nachuntersuchung mit ins Krankenhaus und am Abend, nach meiner Schicht fahre ich die junge Familie zurück in ihr kleines Haus. „Sorgen Sie gut für die Beiden.“ gebe ich Ben Marshall noch mit und fahre nach Hause zu meiner eigenen Familie.

[img]Little Lewiston Andy10[/img]

Dort angekommen sitzen Nicky und Marlon zum ersten Mal an ihren Hausaufgaben, scheinen aber noch recht motiviert zu sein, na wollen wir mal hoffen, dass das auch so bleibt, aber ich bezweifle es eher. Wer von uns „Alten“ mochte denn schon Hausaufgaben? Eben.
„Hallo daddy, wir machen gerade Mathe.“ begrüßt mich Nicky freudestrahlend und Marlon legt stolz nach: „In der Schule war es voll cool, daddy, wir hatten Sport und Musik und Kunst und Mathe…“ er hält kurz inne und wechselt zu einem leicht enttäuschten Gesichtsausdruck, „aber dann war die Schule schon vorbei.“ Doch dann hellt sein Gesicht sich wieder auf als er sagt: „Aber morgen dürfen wir wieder hin, die haben eine ultraspacige Rutsche auf dem Schulhof, weißt du?“ Ich nicke interessiert und höre mir noch weitere tausend „ultraspacige“ Geschichten ihres ersten Schultages an. Na wenigstens scheinen sie gerne zur Schule zu gehen, selbstverständlich ist das nicht unbedingt. Am Abend sind die beiden dann so müde, dass sie ziemlich schnell ins Bett krabbeln, kaum knipse ich das Licht aus, da sind die beiden schon eingeschlafen. Marie malt derweil noch an ihrem neuen Bild und ich muss sagen, mir gefällt es jetzt schon. Zärtlich lege ich ihr von hinten die Arme um den Bauch.
„Ich möchte noch ein Kind mit dir.“ flüstere ich ihr ganz leise ins Ohr.
Erstaunt legt sie den Pinsel beiseite und dreht sich zu mir um.
„Ist das dein Ernst?“ fragt sie überrascht und als ich nicke küsst sie mich und strahlt.
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Beitrag  mixit Fr Feb 05, 2010 11:12 pm

Nicky

Also die Schule ist echt super, daddy sagte zwar, dass er früher nicht so gerne Hausaufgaben gemacht hat, aber ich find sie klasse und wenn ich etwas nicht verstehe kann ich Marlon fragen, weil wir nämlich in die selbe Klasse gehen und die gleichen Hausaufgaben bekommen, zumindest glaube ich das. Erst wollten mummy und daddy, dass ich in eine andere Klasse gehe als Marlon, aber ich finde es besser, dass wir in die selbe Klasse gehen, sonst hätte ich bestimmt mehr Angst gehabt. Und Marlon kann sich viel besser wehren und mich auch verteidigen, falls irgendwer uns mal verhauen will. Daddy hat nämlich mal erzählt, dass er sich früher mit einem Jungen geprügelt hat und dass sie beide deshalb Nachsitzen mussten. Nachsitzen, hat daddy gesagt, heißt, dass man eine Stunde lang rumsitzen muss und nichts machen darf, das fände ich echt langweilig, also bin ich ganz zufrieden damit, dass Marlon bei mir in der Klasse ist, weil, wenn er sich mal wegen mir prügelt, muss ich nicht nachsitzen, sondern nur er. Gestern habe ich ein Mädchen kennen gelernt, ich glaube sie heißt Violetta oder so ähnlich. Sie hat mir ein Radiergummi geliehen, weil ich meines Zuhause vergessen habe und dann hat sie mich gefragt, ob sie mal mit zu mir darf. Ich habe ihr gesagt, dass ich erst meine Eltern fragen muss und das habe ich heute auch gemacht und mummy sagte, dass meine Schulfreundin am Freitag kommen darf. Das werde ich ihr gleich morgen sagen, das wird sie bestimmt freuen. Marlon findet das Mädchen doof, er sagt, sie sei langweilig und hochnäsig. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ich kenne sie ja noch nicht richtig. Vielleicht ist sie ja doch ganz nett? Ich werde das am Freitag einfach mal herausfinden.
Am liebsten mag ich übrigens das Fach Kunst, weil ich da so viel malen darf, wie ich möchte und dann legen wir die Bilder in unsere eigenen Kunstmappen mit unseren Namen drauf und irgendwann dürfen wir die Mappen mit nach Hause nehmen und dann zeige ich sie mummy und daddy. Marlon malt nicht so gerne und seine Bilder sind auch nicht so schön, wie meine, aber dafür ist er ganz besonders gut in Sport. Ich mache auch gerne Sport und ich bin auch gut, aber Marlon ist noch besser, beim Fußballspielen hat er alle drei Tore gemacht und da hat Mr. Forrester gesagt, dass er ein wirklich guter Fußballer wäre. Ich finde das auch. Vielleicht wird Marlon mal Fußballprofi oder ein sehr guter Koch, weil er das nämlich total interessant findet. Und ich werde dann ein großer Künstler und wir beide verdienen dann ganz viel Geld und ziehen in eine Villa oder in ein Schloss mit goldenen Fenstern und so. Obwohl…nee, ein Schloss oder ein Villa sind mir zu groß, da braucht man dann ja einen Plan um sich zu Recht zu finden, das ist mir zu anstrengend und der Keller ist bestimmt auch viel größer als unser Keller. Ich mag keine Keller, die sind mir zu dunkel und da gibt es Spinnen und andere kleine Tiere. Ich habe irgendwie immer schnell Angst, obwohl ich versuche das nicht zu zeigen. Marlon hat mal zu mir gesagt ich sei ein Angsthase, aber ich war ihm nicht all zu lange böse, weil er ja mein Zwillingsbruder ist.
Mama hat jetzt ihr nächstes Bild fertig gemalt, endlich, dann darf ich jetzt auch wieder an der Staffelei malen. Ich weiß auch schon, was ich male. Unseren ersten Schultag und das Bild hängen wir dann in unserem Zimmer auf.

[img]Little Lewiston Nicky_10[/img]

Leider darf ich nur eine Stunde malen, weil dann wird es schon dunkel und wir essen zusammen. Daddy und mummy sehen sehr fröhlich aus und schauen sich immer so an, als ob sie sich gerade erst verliebt haben. Ich finde das schön, weil ich so beide habe, mummy und daddy. Bei manchen ist das nicht so. Zum Beispiel bei Ellie, die schaut immer so traurig und dann habe ich sie mal gefragt, warum sie denn so traurig schaut und da hat sie mir dann erzählt, dass sie gerne auch bei ihrem daddy wäre, aber der ist jetzt woanders und hat eine neue Frau. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, hat sie gesagt. Ich habe dann mal mummy gefragt, was das heißt und mummy sagte dann, dass sich manche Erwachsenen scheiden lassen, wenn sie sich nicht mehr lieben und nicht mehr fröhlich sein können mit dem anderen. Aber mummy und daddy sind fröhlich miteinander, dass heißt, sie werden sich nicht scheiden lassen und das wäre sonst echt blöd. Nach dem Essen müssen Marlon und ich uns die Zähne putzen und dann müssen wir auch schon ins Bett. Meistens reden wir aber noch, auch wenn die Lampe schon aus ist. Heute hat Marlon in der Schule ein bisschen Ärger bekommen, weil er sich mit einem anderen Jungen gestritten hat.
„Der hat doch angefangen.“ mault Marlon. Das habe ich auch gesehen, dass der andere Junge angefangen hat, meine ich. Der hat Blödmann zu Marlon gesagt und dann hat Marlon gesagt, er sei ein Hornochse.
„Ich weiß, aber prügelt euch lieber nicht, weil dann musst du vielleicht nachsitzen und das ist total langweilig, glaub ich.“ entgegne ich und dann drehe ich mich zur Seite und schlafe ein.
Am nächsten Abend müssen Marlon und ich mehr Hausaufgaben machen als beim letzten Mal, weil Mrs. Johnson uns so viel aufgegeben hat, aber mir macht das nicht so viel aus, weil uns manchmal auch mummy oder daddy helfen, wenn wir beide nicht mehr weiter wissen. Mummy hat aber gesagt, wir sollen es erst einmal selber probieren und es ist gar nicht so schwierig.

[img]Little Lewiston Nicky10[/img]


Zuletzt von mixit am Sa Feb 06, 2010 11:54 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  mixit Fr Feb 05, 2010 11:18 pm

Marlon

Am liebsten mag ich die Pausen und den Sportunterricht, weil man da so viel laufen kann und nicht immer sitzen muss, nur muss ich heute sogar eine ganze Stunde in einer anderen Klasse sitzen, obwohl die anderen schon nach Hause gehen durften, auch Nicky. Aber Nicky hat gesagt, dass er draußen auf mich wartet. Ich muss nachsitzen hat Mrs. Johnson gesagt, das ist unsere Klassenlehrerin und sie hat gesehen, wie ich Jack geschubst habe und sie hat gesehen, dass er dann hingefallen ist und sich den Arm gebrochen hat. Aber sie hat nicht gesehen, dass er mich vorher geboxt hat und dass er angefangen hat. Vorgestern hat er mich schon Blödmann genannt und war total bescheuert. Das ist echt ein voll bekloppter Typ! Ich glaube, ich kriege Zuhause Ärger, wenn mummy und daddy das wissen. Aber ich werde ihnen sagen, dass ich nicht angefangen habe und dass Mrs. Johnson das nicht richtig gesehen hat. Das Sitzen ist voll ätzend, ich kann gar nicht so lange sitzen, dass macht mich hibbelig und dann muss ich immer mit den Füßen wippen oder auf die Tischplatte klopfen.
Mrs. Johnson findet das nicht witzig. „Marlon, halt bitte deine Füße still.“ sagt sie streng und schaut mich tadelnd an. Ich versuche es, aber irgendwann fangen meine Füße wieder an. Da klingelt dann die Schulglocke und Mrs. Johnson steht auf und sagt endlich, dass ich gehen darf. Ich solle das aber nicht noch mal machen, sagt sie. Na, ich hab ja nicht angefangen! Aber das sage ich ihr jetzt nicht, weil ich nämlich nach Hause will, ansonsten hätte ich ihr das schon gesagt. Nicky hätte das nicht getan, da hätte er zu viel Angst gehabt, aber er hätte Jack auch nicht geschubst, sondern wäre bestimmt weg gegangen. Aber das ist nicht schlimm, weil ich das ja für uns beide machen würde, also Jack eines auswischen, meine ich. Nicky ist vielleicht ein Angsthase, aber er ist schließlich mein Zwillingsbruder und mummy sagt, ich bin fünf Minuten älter als Nicky.
Nicky steht wirklich draußen und spielt auf dem großen Schulhofturm auf dem wir immer in der Pause spielen. „Komm, wir spielen noch ein bisschen.“ sage ich zu ihm.
Aber Nicky guckt so, als würde er die Idee nicht so gut finden. „ Aber mummy wartet schon auf uns.“ antwortet er mir. Ich kann ihn aber doch noch dazu überreden Piraten zu spielen, er darf sogar der Kapitän sein, so wie Jack Sparrow auf seiner Black Pearl. Jack Sparrow ist unser Lieblingspirat.

[img]Little Lewiston Marlon10[/img]


Als wir dann doch Zuhause sind, gibt es voll fetten Ärger von mummy, weil ich nachsitzen musste. Ich erzähle ihr aber, dass ich nicht angefangen habe und sie glaubt mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Am liebsten hätte ich ihn wieder abgewischt, weil ich ja kein Baby mehr bin, ich mache es aber nicht, weil mummy sonst vielleicht ein wenig traurig wäre. Daddy erzählt uns dann noch einmal, warum er früher auch mal nachsitzen musste, nämlich weil er sich voll geprügelt hat mit einem anderen Jungen. Wenn Jack mich noch mal boxt oder so, soll ich das einem Erwachsenen sagen oder weg gehen sagt mummy, aber ich bin doch keine Petze. Ich glaube, das würde ich nicht machen, auch wenn mummy das sagt.
Am Freitag kommt diese blöde Ziege Violetta mit zu uns nach Hause und das ist echt voll beknackt, weil die volle Kanne zickig und hochnäsig ist und weil ihre Eltern so viel Geld haben, dass sie alles hat, was sie will. Bei uns findet sie es den ganzen Tag langweilig, weil wir nicht so coole Sachen haben wie sie, darum sage ich ihr, dass sie eine verwöhnte Zicke ist und doch einfach wieder nach Hause gehen soll. Sie streckt mir die Zunge raus und sagt, ich sei vorlaut und frech. Ihre Mutter hätte gesagt, dass freche Kinder nichts vom Osterhasen und vom Weihnachtsmann bekommen würden. Aber die gibt es gar nicht und das sage ich ihr auch. Da hat sie mich angeschrien und gesagt ich sei ein Lügner. Beim Fernsehen gucken redet sie nur mit Nicky, aber das ist mir total egal, weil ich eh nie mehr mit ihr reden will. Mit so einer blöden Kuh rede ich nicht. Am Abend, als Violetta Kotzbrocken weg ist und Nicky und ich im Bett sind, sage ich meinem Bruder, dass ich Violetta nicht mag.
„Ich auch nicht,“ sagt Nicky, „ die ist echt hochnäsig.“
„Aber voll!“ pflichte ich ihm bei. Na endlich hat er´s auch gemerkt.

[img]Little Lewiston Marlon11[/img]
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Beitrag  mixit Sa Feb 06, 2010 11:49 am

Familie Donovan/Dean

George

Meine Hände waren klitschnass und meine Stimme zitterte, aber vielleicht kam es mir auch nur so vor. Molly saß vor mir auf der Bettkante und schaute mich mit Tränen in den Augen an, es wurde Zeit, dass ich die Wahrheit auf den Tisch legte und irgendwie war der Gedanke daran sehr befreiend.
„Okay, ich werde dir alles erzählen…“ versprach ich ihr und begann ihr eine wichtige Seite meiner Persönlichkeit zu offenbaren.
„...Als ich sechs Jahre alt war hat es zum ersten mal angefangen, ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und auf einmal, als es wild in meinem Kopf klopfte fing mein Bett Feuer. Ich hatte schreckliche Angst und wusste nicht, wie das passiert war, aber da kam schon Mum ins Zimmer gelaufen und zog mich am Arm heraus. Sie sagte mir, es sei in Ordnung, ich bräuchte keine Angst haben. Aber ich hatte Angst. Die Kopfschmerzen verflüchtigten sich danach relativ schnell, aber drei Tage später kamen sie wieder und als es erneut in meinem Kopf klopfte, fing die Gardine in unserem Wohnzimmer Feuer. Da wurde mir klar, dass ich es ausgelöst hatte und ich fühlte mich erbärmlich. Ich sah mich als Monster, auch wenn mum mir immer wieder sagte, das sei schon in Ordnung und ein Teil von mir. Sie erzählte mir, dass sie das auch kann und dass man mit viel Übung diese Sache unter Kontrolle bekäme. Irgendwann merkte ich, dass es stärker wurde und nicht nur durch Kopfschmerzen ausgelöst werden konnte, sondern auch durch starke Gefühle, wie Angst oder Wut. Ich bemerkte es, als sich in der Schule einige Kinder über mich lustig machten, ich wurde wütend und plötzlich fing der Schulranzen eines dieser Kinder an zu brennen. In den nächsten Jahren lernte ich damit umzugehen und es zu kontrollieren. Als ich aber in die Pubertät kam, hatte ich Mühe es weiterhin unter Kontrolle zu halten, fast jede Woche überkamen mich diese Kopfschmerzen und ich zündete damit irgendwas in meiner Nähe an. Leider war es zehn Mal der Fall, dass das Feuer sich ausbreitete und zu einem richtigen Brand wurde. Da ich immer auch am Tatort war, fiel der Verdacht irgendwann auf mich und die Leute hatten ja auch Recht, denn ich hatte die Brände ja wirklich ausgelöst – aber es war niemals Brandstiftung, ich konnte einfach nichts dagegen machen. Ich wurde freigesprochen, weil es keine genauen Beweise gab, die gegen mich sprachen.“ Ich machte eine Pause, bevor ich Molly flehend ansah, „Aber ich habe es nach der schwierigen Jugendzeit wieder unter Kontrolle bekommen, Molly, das musst du mir glauben.“ „Aber warum warst du so abweisend zu unserer Tochter, George, sie hat damit nichts zu tun.“ fragte Molly mich vorwurfsvoll. Das war ja der springende Punkt, ich konnte mich damit abfinden, dass ich diese…Gabe besitze, aber jetzt betraf es nicht mehr nur mich.
„Molly, diese…Fähigkeit…sie ist vererbbar, verstehst du? Ich habe es von meiner Mutter geerbt und Avery könnte es auch in sich tragen, darum mache ich mir Sorgen. Ich liebe sie, das musst du mir glauben.“
In der nächsten Sekunde hatte Molly ihre Arme um mich geschlungen und hielt mich fest umklammert. „Danke George, dass du mir die Wahrheit gesagt hast.“ flüsterte sie mir ins Ohr und weinte.

[img]Little Lewiston Screen35[/img]

Das war vor ein paar Tagen gewesen und seitdem ist einiges passiert und es hat sich einiges verändert, denn dieses nicht erklärbare Verhalten von Molly, dieses Gefühl, dass sie sich irgendwie nicht verhält wie immer, das ist verschwunden. An jenem Abend unserer Aussprache machte ich ihr einen Heiratsantrag und sie nahm ihn glücklich an, dass heißt, bald sind wir Familie Dean. Vor zwei Tagen haben wir dann den Geburtstag von Avery gefeiert, bis die ersten Anzeichen auftreten könnten, dauert es zwar noch eine ganze Weile, aber ich achte trotzdem ständig auf sie. Mum hat mir geholfen damit umzugehen und wenn Avery diese Fähigkeit ebenfalls besitzen sollte, werde auch ich ihr helfen damit umzugehen. Molly nimmt es erstaunlich gut hin, fast so, als wäre es nichts Unnormales, ich hätte ihr die Sache schon viel früher erzählen können, aber ich wusste ja nicht, wie sie reagiert. Es hätte auch sein können, dass sie mich mit Avery verlässt und auch das Monster in mir sieht, das ich damals in mir gesehen habe, als ich merkte, dass ich anders bin als andere.
Jetzt ist die Sache aber auf dem Tisch und es ist eine riesige Erleichterung für alle. Avery beginnt langsam zu laufen, heute morgen stand ich in ihrem Zimmer und da stellte sie sich auf einmal hin und kam drei tapsige Schritte auf mich zu, ehe sie auf den Po plumste, mich erschrocken anschaute und weinte. Sie ist ein kleiner Engel, anders kann ich es nicht sagen und sie ist mein Ein und Alles, neben Molly natürlich.
Ich habe mir übrigens überlegt, ob ich mich nicht doch wieder in meinen geliebten Streifenwagen setze, denn die Arbeit als Phantombildzeichner ist zwar interessant, aber ich brauche einfach mehr Bewegung, ich denke ich werde mal mit meinem Boss reden.
„Schatz, du musst mir bei den Einladungskarten helfen.“ ruft mir Molly von unten zu. Sie hat bereits einen Hochzeitstermin gemacht, Ende der Woche werden wir in unserem Garten getraut und nun steckt sie voll in den Hochzeitsvorbereitungen. Nicht, dass ich mich davor drücken will, aber ich bin leider kein so gutes Organisationstalent, wie sie.
Trotzdem gehe ich nach unten und helfe ihr. Danach widme ich mich wieder meiner Tochter und übe mit ihr das Laufen.

[img]Little Lewiston Screen36[/img]
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Beitrag  mixit Sa Feb 06, 2010 1:43 pm

Molly

Ich bin so froh, dass George mir alles gesagt hat. Ich wusste die ganze Zeit, dass er kein schlechter Mensch ist und trotzdem war ich skeptisch und hatte sogar Angst vor dem Mann, den ich liebe. Jetzt verstehe ich auch, warum er sich nicht so über Avery freuen konnte, wie er gerne wollte, jetzt verstehe ich einiges besser als vorher. Diese seltsame Sache mit der…Fähigkeit…ist mir zwar immer noch schleierhaft, aber ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er es unter Kontrolle hat, sonst hätte ich die letzten Jahre doch etwas mitbekommen. Jetzt steht einer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Wege! Als George mir den Heiratsantrag gemacht hat, war ich überglücklich, ich kann mir wirklich nichts Schöneres vorstellen, als mit ihm alt zu werden. Deshalb möchte ich auch so schnell wie möglich heiraten und habe den Termin auf Samstag angesetzt. Leider gibt es so viel zu tun und es sind nur noch ein paar Tage, darum habe ich George nun dazu verdonnert die Einladungskarten abzuholen, sie in die Umschläge zu packen und diese zu beschriften. Es wird zwar eher eine kleine Feier und wir werden auch nicht viele Leute einladen, aber die Vorbereitungen sind trotzdem anstrengend, dafür wird es sich jedoch lohnen, hoffe ich.
Avery fängt gerade an zu schreien, ich glaube sie hat Hunger, also setze ich sie in den Hochstuhl und hole ihr eine kleine Schüssel mit Kartoffelbrei und Möhrchen, das mag sie am aller liebsten. Danach sieht sie zwar aus, wie ein kleiner Dreckspatz, aber sie hatte wenigstens Spaß und satt ist sie auch noch. Nachdem ich sie neu eingekleidet habe, kommt George endlich von der Druckerei zurück und zeigt mir die Einladungen.
„Wow, die sehen toll aus.“
Verschnörkelte Schrift auf cremefarbenem Untergrund und tolle Verzierungen auf der Vorderseite – ich bin begeistert, so können wir sie beruhigt abschicken.
George steckt die Einladungen sorgfältig in die vorgesehenen Umschläge und beschriftet sie, dann geht er zum nächsten Briefkasten und schmeißt die Einladungen ein. Jetzt kann unser Tag kommen.
Am nächsten Abend erlebe ich eine Überraschung, denn Avery kommt langsam auf mich zugelaufen und gluckst fröhlich. „Na hallo mein Schatz, da hat sich das Üben mit deinem daddy aber gelohnt, mh?“ Als sie bei mir ankommt, lässt sie sich in meine Arme fallen und vergräbt ihr kleines Gesicht an meinem Hals. „Egal, was du für merkwürdige Fähigkeiten entwickelst, du wirst immer mein kleiner Schatz bleiben.“ flüstere ich ihr ins Ohr.
Dann ist es endlich Samstag und das Buffet haben wir angerichtet, die Musik angestellt und den Tisch geputzt. Da es eine kleine Feier wird, habe ich mich für ein weißes kurzes Kleid entschieden und nicht für ein langes teures Brautkleid. George sieht in seinem Smoking wunderbar elegant aus, ein Mann zum Verlieben. Unter den Gästen befinden sich natürlich auch Marie und Andy, die immer noch so glücklich aussehen, wie am ersten Tag. Um ein Uhr mittags ist es dann so weit – George und ich versprechen uns die ewige Treue und stecken uns als Symbol die Ringe an. Ich bin total nervös und verwechsle deshalb unsere Ringe, als ich aber merke, dass der Ring, den ich meinem zukünftigen Mann gerade an den Finger stecken will, nicht passt, muss George lachen. „Ganz ruhig, Liebling, nur keine Hektik.“
Okay, einmal kurz durchatmen. Zehn Minuten später ist alles vorbei – wir sind jetzt Mann und Frau.

[img]Little Lewiston Screen37[/img]

Molly Dean…klingt gut, ich könnte mich daran gewöhnen. Am Abend, als alle Gäste gegangen sind räumen wir das Buffet auf und bringen die Sachen wieder ins Haus. Avery ist derweil bereits total müde und gähnt vor sich hin. Es war aber auch ein spannender Tag für sie gewesen. Auch wenn ich es nicht unbedingt zugeben würde, habe ich doch den ganzen Tag gehofft, dass es keine Zwischenfälle gibt, brennende Blumen, oder Stühle oder sogar Kleider. Wir wissen zwar nicht, ob Avery auch Feuer machen kann, aber die Möglichkeit ist da. George meint, dass es erst im Schulalter sichtbar wird, doch man kann ja nie wissen. Manchmal kommt es anders als man denkt. Ich vertraue da ganz auf George, er hat schließlich Erfahrung mit dieser Sache.
Als Avery fast auf dem Boden einschläft, lege ich sie behutsam ins Bettchen und decke sie zu. Ihr Atem geht regelmäßig und ruhig, sie sieht so süß aus, wenn sie schläft. George und ich stellen derweil schon zum dritten Mal die Spülmaschine an, dann sind auch wir fix und fertig und beschließen endlich unsere Hochzeitsnacht zu genießen. Noch komplett in unseren Hochzeitssachen liegen wir nebeneinander und lassen unsere Gedanken über den vergangenen Tag schweifen, dann zieht er mich noch näher an sich und küsst mich. Den Rest kann sich jeder selber denken.

[img]Little Lewiston Screen38[/img]

Am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Frühe renne ich auf´s Klo uns übergebe mich, diese Woche schon zum vierten Mal. Zum Glück ist das nicht während der Hochzeitsfeier gestern passiert. Ich habe so eine Mutmaßung und weil ich mir dieser sicher sein möchte, gehe ich in die nächste Apotheke und hole mir einen Schwangerschaftstest. Wieder Zuhause hole ich ihn gleich aus der Verpackung und verschwinde damit im Badezimmer. Einige Minuten später ist es dann sicher – ich bin wieder schwanger.


Zuletzt von mixit am So Feb 07, 2010 3:35 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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