Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Lunar Lakes

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Lunar Lakes - Seite 2 Empty Re: Lunar Lakes

Beitrag  Akki Di März 05, 2013 5:56 pm

Gebrochenes Herz

Ich lehnte neben der Badezimmertür an der Wand und hörte Richard beim Kotzen zu. Der arme Junge erbrach sich jetzt schon seit einigen Minuten. Es war vermutlich keine gute Idee gewesen, "normale" Nahrung zu sich zu nehmen. Was hatte ihn nur geritten, um einen Teller Nudeln zu bitten? Und warum war ich so unachtsam gewesen ihm wirklich welche zu geben? Ich hätte mir doch denken können, dass Pyre genauso wenig wie Vampire nichts außer Blut vertrugen...
"Geht's?", fragte ich schließlich als ich die Toilettenspülung vernahm. "Im Schränkchen sind neue Zahnbürsten. Bedien' dich."
Er murmelte etwas. Seufzend drückte ich mich von der Wand ab. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass es immer noch heftig schneite. Während ich in Akkis Zimmer ging um dort das Bett frisch zu beziehen, machte ich mir Gedanken über den Verlauf der nächsten Stunden. Richard konnte auf keinen Fall zurück. Sowohl sein Zustand, als auch das Wetter sprachen dagegen. Das stellte uns natürlich vor das Problem, dass er ziemlich bald Durst bekommen würde - spätestens wenn sich sein Magen wieder beruhigt hatte. Mit einem Pyre zum Freund sollte ich mir wirklich ein paar Notfallplasmapäckchen in den Kühlschrank legen.
"Das hilft uns jetzt auch nicht mehr.", murmelte ich. Meppel, den frisch bezogene Betten gerade zu anzogen, machte Anstalten in Akkis Bett zu springen, doch ein strenger Blick genügte um ihn davon abzuhalten. Als hätte er keine Schandtat geplant spazierte er wieder aus dem Raum. Ich hörte die Badezimmertür.

Lunar Lakes - Seite 2 Richra12

"Ich bin in Akkis Zimmer.", rief ich. "Wenn du willst kannst du dich gerne direkt hinlegen." Ich deutete auf das Bett als Richard ins Zimmer kam. Er war noch etwas blass um die Nase. Sein Pony war feucht, er hatte sich wohl sehr energisch das Gesicht gewaschen. Schlagartig wurde mir bewusst, wie unglaublich peinlich es für einen männlichen Teenager - sei es nun ein Mensch oder ein Pyre - sein musste, sich vor seinem Schwarm derartig erbrechen zu müssen. Tatsächlich mied Richard meinen Blick.
"Ich würde dir ja einen Tee kochen, aber ich befürchte, der würde dir nicht helfen.", sagte ich leichthin. "Wie wäre es, wenn du dich erstmal ausruhst?"
"Mir geht's gut."
Natürlich, um nicht vollkommen den Stolz zu verlieren, musste er jetzt cool tun. Aber auch das war vermutlich eine ziemlich normale Reaktion von Jungs.
Ich zuckte mit den Achseln. "Wie du willst."
"Wir haben unser Gespräch auch noch nicht beendet."
"Ach ja. Da war ja was.", rutschte es mir mit zynischem Tonfall heraus.
Er sah mich verletzt an. Seufzend rieb ich mir die Schläfen. Ich könnte das ganze natürlich auch abkürzen und ihm direkt ins Gesicht sagen, dass er keine Chance hatte. Das wäre allerdings nicht eben mitfühlend. Aber vielleicht war eine Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende?
Während ich noch grübelte, brachte Richard mühsam heraus: "Ich mag dich wirklich sehr Kira und ich ... ich würde gerne mit dir zusammen sein."
Er sah so erbärmlich aus, dass sich starkes Mitleid in mir regte. Der arme Kerl. Er hatte es nicht leicht, mit seiner grässlichen Familie und als ein Außenseiter in einer Clique von Außenseitern. Dann erbrach er sich noch vor mir und nun kratzte er sein letztes bisschen Würde zusammen und gestand mir quasi seine Liebe. Leider musste ich jetzt doch das Messer auspacken...
"Richard..." Ich seufzte und drehte ihm den Rücken zu. Herrje, wie konnte ich das nur möglichst schmerzarm über die Bühne bringen? Mit einem weiteren Seufzer drehte ich mich wieder um. Ein versöhnliches Lächeln (möglicherweise versöhnlich - könnte auch schmerzverzerrt gewesen sein) aufsetzend, begann ich: "Richard, du bist einer meiner besten Freunde. Ich mag dich - aber eben nur als Freund."
Seine Schultern sackten nach unten. "Ist es weil ich ein Pyre bin?"
Ein wenig verdutzt sah ich ihn an. Hatte ich ihm nicht gestern lang und breit erklärt, dass ich mit so was kein Problem hatte? "Natürlich nicht. Es liegt nicht an dir, sondern an mir." Autsch - DIE Standardfloskel schlechthin. Mist. "Was ich meine ist ... Also ..." Ich brach hilflos ab. Meppel spazierte ins Schlafzimmer zurück, begriff die Situation und sprang auf Akkis Bett. Er wusste genau, dass ich gerade zu abgelenkt war um ihn zu schelten.
"Ich mag dich wirklich. Als Freund. Dass ich nicht ... nicht so empfinde wie du offenbar für mich, liegt nicht daran, dass du ein Pyre bist. Es wäre genauso, wenn du ein Weren wärest, ein Mensch oder sonst was. Es liegt schlicht und einfach daran, dass..." Ich holte tief Luft. Ich konnte genauso gut reinen Tisch machen und das Problem ein für alle mal aus der Welt schaffen (hoffte ich). "Dass ich einen anderen liebe."
Richard sah mich wie ein verwundetes Tier an. "Liebst du noch deinen Freund von der Erde?", fragte er heiser.
"Was? ... Ja, natürlich ... nein ... oh Gott, es ist kompliziert...." Nun ließ ich die Schultern hängen. Wenn er dachte, ich liebte noch Terry - was ich ja auch noch tat - dann würde er sich Hoffnungen machen. Wenn Darrel wiederkam, dann würden sich Richards Hoffnungen wieder zerstören. Besser sie einmal und gründlich niederzuwalzen.
Tatsächlich flackerte in Richards Augen so etwas wie Hoffnung auf. Ich senkte den Blick.
"Es ist wirklich nicht so einfach, Richard. Ich habe immer noch starke Gefühle für Terry, obwohl es so lange her ist, aber das ist es nicht. Ich...liebe Darrel."
Er sah mich vollkommen entgeistert an. "Den alten, eingefrorenen Mann?"
Meine Reaktion war eine absolute Gesichtsentgleisung. Ich verzog den Mund und schnaubte. "Eingefroren mag ja stimmen, aber alt? Darrel ist jünger als ... " Rechtzeitig biss ich mir auf die Zunge. Ich tat so als müsste ich husten. "Er ist jünger als er aussieht. Ihm ist die Reise nicht gut bekommen."
Richard wirkte nicht überzeugt. Da sein Konkurrent nun einen Namen hatte, wirkte er etwas zuversichtlicher. "Kira, du kannst nicht wissen ob er jemals aufgetaut werden kann - und es überlebt."
"Meinst du das weiß ich nicht? Aber ich habe ihm versprochen alles zutun, um ihn zu retten." Ich fasste meinen Freund ernst blickend ins Auge. "Und du hast keine Ahnung wie entschlossen ich sein kann."
Richard musterte meinen Gesichtsausdruck. "Das erklärt wenigstens deinen fanatischen Einsatz für die Schule." Er setzte sich aufs Bett, wirkte jetzt wieder trauriger. "Wenn's geht würde ich jetzt gerne alleine sein."
Ich nickte verstehend. "Es tut mir leid, Richard."
Er sah mich unglücklich an, erwiderte aber nichts. Ich senkte beschämt den Blick, nahm Meppel auf den Arm und verließ den Raum.

Ich schlief in dieser Nacht in dem unteren Bett, jenem Bett in dem Darrel seine erste und einzige Nacht hier verbracht hatte. Entgegen meiner Gewohnheit nahm ich den Hund mit ins Bett. Obwohl nur ein kleiner Terrier, schaffte Meppel es sich am Fußende so breit zu machen, dass ich die ganze Nacht in Embryonalhaltung verbrachte, die Beine dicht am Körper. Trotzdem beruhigte mich seine Anwesenheit. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Ein wenig verkrampft im Bett liegend starrte ich in die Dunkelheit.
Was war, wenn Richard recht hatte und ich Darrel nicht aus seinem eisigen Gefängnis befreien konnte? Und davon mal abgesehen - selbst wenn ich ihn rettete, wer sagte denn, dass wir tatsächlich eine Chance hatten? Ich war mir ziemlich sicher, dass Darrel das gleiche, zumindest aber ähnlich, für mich empfand, aber ich war auch nur ein Mensch und trotz meines Alters konnte auch ich mich irren (oder vielleicht auch gerade wegen meines Alters - dass ich in zwischenmenschlichen Beziehungen wirklich blind sein konnte, hatte dieser Tag ja mal wieder bewiesen!).
Entschlossen schob ich meine Gedanken an Darrel weg. Es war sinnvoller die naheliegenderen Probleme anzugehen: Richard und Sabina. Ich musste dringend mit Sabina sprechen. Ein wenig ungerecht fand ich es schon, dass sie nicht mehr mit mir sprechen wollte. Ich konnte schließlich auch nichts dafür! Ich bezweifelte stark Richards Interesse an ihr. Sie war einige Jahre jünger als er und ein ganz anderer Typ als - ... ich. Wenn ich der Maßstab für Richards Präferenzen war, dann konnte Sabina sich nur geringe Chancen ausmachen. Aber vielleicht war Richards Verliebtheit in mich ja auch nur so eine pubertäre Verwirrung. So oder so - Richard wäre im Moment einfach nicht in der Lage sich auf Sabina einzulassen, da ich ihm gerade erfolgreich das Herz rausgerissen hatte. Sabina würde sich hoffentlich wieder beruhigen. Sie war noch sehr jung, da verliebte man sich schnell.

Wann war ich eigentlich das letzte Mal verliebt gewesen? Das musste unendlich lange her sein...Ich bedauerte es, nicht so uneingeschränkt an das Leben herangehen zu können, wie es Normalsterbliche taten. Aber vielleicht war ich jetzt auch normalsterblich. Umso trauriger, dass ich dieses Kribbeln der ersten Schmetterlinge im Bauch nicht mehr spüren würde...In Darrel war ich schließlich nicht verliebt. Ich liebte ihn, aber es war eben nicht dieses Rosa-Brille-Gefühl.
Wenn ich ihn doch nur retten konnte! Möglicherweise ich verzichtete liebend gern auf das Verliebtsein, wenn ich ihn nur bei mir hätte. Spontan dachte ich an Taggis Versprechen, mir zu helfen. Das fröhliche Gesicht des Werenjungen erschien vor meinem inneren Auge und gab mir neue Zuversicht. Ich konnte Darrel retten! Und falls Taggi mal Liebeskummer bekam, würde ich für ihn da sein!

Irgendwann hatte ich wohl doch noch Schlaf gefunden, denn mit einem Mal war es draußen hell geworden. Ich blickte auf einen schönen Morgen, dessen schüchterne Sonnenstrahlen sich langsam über den Schnee trauten. Unmengen von Schnee ... Massen ... alles war weiß, weiß, weiß.
Ich seufzte und schlug die Decke zurück. Meppel war aufgesprungen sobald ich mich geregt hatte. Nun stand er stummelschwanzwedelnd vor der Tür. Erwartungsvoll sah er zu mir und kläffte einmal auf.
"Ich komm ja schon."
Gemeinsam mit dem Hund ging in den Wohnraum. Richard schien noch in Akkis Zimmer zu sein. Ich ließ Meppel rasch hinaus und machte mir ein Brot zum Frühstück. Die Terrasse und der Weg, den ich am vorigen Tag frei geräumt hatte, waren schon wieder zugeschneit. Meppel musste sich durch den Schnee kämpfen, der ihn fast verschluckte. Ich musste dringend wieder Schnee schieben. Mein Hund hatte kam sehr bald wieder ins Haus, wo ich ihn rasch trocken rubbelte. Mit einem Leckerchen belohnte ich seinen Ausflug ins Weiße. Ich hatte mittlerweile mein Brot verspeist. Da ich mich für den Rest des Tages wappnen musste, schob ich noch eine Schüssel Müsli und ein großes Glas Saft hinterher. Mit einer Tasse heißem Tee mit viel Zucker wartete ich auf Richard.

Lunar Lakes - Seite 2 Kira_i11

Bevor ich in der Nacht irgendwann ins Reich der Träume hinüber geglitten war, war mir klar geworden, dass ich Richard nicht einfach so heim schicken konnte, auch wenn die Witterungsverhältnisse es zuließen. Seine letzte ... Mahlzeit ... lag lange zurück und er hatte bei dem Gang hierher jede Menge Energie verbraucht. Das Erbrechen am Abend zuvor würde ihr übriges getan haben um ihn zu schwächen. Er musste etwas trinken.
Mein Tee war derartig süß, dass sich meine Gesichtsmuskulatur unwillkürlich verzog als ich ihn in großen Schlucken trank. Ich hatte kaum den letzten Schluck hinuntergebracht, als sich Akkis Zimmertür öffnete und Richard hinaus schlich. So wie er aussah hatte er ungefähr genauso gut und lange geschlafen wie ich. Dazu machte sich eine unnatürliche Blässe auf seinen Wangen breit. Ich fürchtete, es war allerhöchste Eisenbahn.
"Guten Morgen. Du siehst ... nicht gut aus.", begrüßte ich ihn. Ich versuchte meine Stimme neutral, aber nicht abweisend zu modulieren. Richard wirkte noch immer sehr verletzt, was mich nicht wunderte. Er begrüßte mich leise und blieb auf Abstand.
"Du kannst ruhig herkommen.", lud ich ein und wies auf den Platz neben mir.
"Lieber nicht.", antwortete er heiser. "Ich muss dringend heim."
Ich nickte. "Das stimmt. Aber so kommst du nicht weit." Ich wappnete mich innerlich, straffte die Schultern und stand auf. Er schrak ein wenig zurück, als ich mich ihm näherte. "Du bist zu erschöpft um jetzt nach Hause zu laufen."
Mein Arm zitterte ein wenig als ich ihm mein Handgelenk entgegen streckte. Ungläubig sah Richard mich an. Dann schob er den Arm weg. "Nein."
Entschlossen reckte ich ihm den Arm wieder hin. "Sei nicht kindisch. Du brauchst Energie. Ob du jetzt heimgehst oder nicht."
Wie ein Kaninchen vor der Schlange wechselte Richards Blick zwischen meinem Arm und meinem Handgelenk hin und her. "Das...das kann ich nicht."
Ich rollte mit den Augen. "Mein Gott, so schwer kann das doch nicht sein. Was glaubst du, wozu du so spitze Eckzähne hast?"
Sein Blick blieb unentschlossen und ängstlich. Er wich einen Schritt zurück. "Bitte nicht."
"Willst du draufgehen? Ich habe wenig Lust meinen Freund sterben zu lassen. Also bringen wir's hinter uns." Ich wedelte mit meinem Arm vor seinem Gesicht herum.
"Es ist verpönt von anderen Leuten zu trinken."
"Es muss doch keiner erfahren! Siehst du hier jemanden außer mir und dir? ... Es bleibt unser Geheimnis." Wenn er sich noch lange zierte, würde auch meine Entschlossenheit wanken.
"Was ist wenn...wenn du dich ansteckst? Wir Pyre waren ursprünglich auch nicht so..."
"Am Handgelenk müsste es ungefährlich sein. Olenka meinte außerdem, wir Menschen seien nicht gefährdet von eurer Krankheit betroffen zu sein." Zumindest hoffte ich das. Ich wusste von der Erde, dass ein Vampir von den Handgelenken der Menschen trinken konnte, ohne dass der Betroffene davon selbst zum Vampir wurde. Ich hoffte nur, dass es auch für Pyre galt - und Olenka recht hatte. "Ich will dich nicht sterben lassen. Du bist mein Freund." Ich brachte ein schiefes Grinsen zustande. "Und Freunde stehen einander bei."
"Auch mit ihrem Blut.", sagte er leise.
Ich nickte. Als ich ihm dieses Mal mein Handgelenk präsentierte, nahm er es sanft mit klammen Fingern. Er warf mir einen letzten fragenden Blick zu. Ich nickte wieder, auch wenn ich in diesem Moment furchtbares Muffensausen bekam. Richard beugte sich über meine Hand. Seine Lippen berührten leicht die zarte Haut. Ein Schauer überlief mich. Zögerlich setzte mein Pyre-Freund seine Zähne auf die Haut. Unentschlossen drückte er sie ins Gewebe.
"Du musst schon fester zubeißen." Ich wendete meinen Blick auf und kniff zusätzlich die Augen zusammen.
Er biss zu. Ich kann den Schmerz schlecht beschreiben, weil er nicht sofort eintrat. Es dauerte einen Moment bis die Schmerzrezeptoren im Arm die Erregung ans Gehirn weitergeleitet hatten. Das Saugen Richards war mir viel bewusster als der Schmerz, den seine Zähne verursacht hatten. Es war ein bisschen wie bei der Blutabnahme, nur viel intensiver und schneller. Ich spürte wie das Blut aus meinem Arm gesaugt wurde. Ich hörte wie Meppel aufgeregt zwischen uns hin und her lief und bellte. Ich hätte ihn wegsperren sollen, dachte ich benebelt.
Ich weiß nicht wie lange Richard trank, aber ich spürte mehr und mehr, wie das Leben aus mir hinaus glitt. "Das reicht.", würgte ich trocken hinaus. "Richard, hör auf." Schwach versuchte ich ihm mein Handgelenk zu entreißen. Nach einige Versuchen gelang es mir schließlich, auch weil Richard erschrocken zurückgesprungen war. Ihm war offensichtlich aufgegangen, dass er gefährlich viel getrunken hatte. Ich taumelte zum nächsten Stuhl und ließ mich fallen. Meppel sprang zu meiner Seite und rieb sich winselnd an meinen Beinen. Ich drückte die Blutbahn ab.

Lunar Lakes - Seite 2 Meppel12

"Badezimmer. Verband.", wies ich Richard einsilbig an. Noch so eine Sache, die vorher hätte bereitlegen sollen.
Richard gehorchte sofort und rannte ins Badezimmer. Er war nun alles andere als blass, sah voller Leben aus. Kein Wunder. Er hatte jede Menge von meinem Lebenssaft bekommen. Hoffentlich war es nicht zuviel. Das wäre ja auch zu ironisch, dass ich bei dem Versuch ausgerechnet einen Vampir zu retten draufginge.
Meppel knurrte Richard energisch an, als der mit Wundauflagen und Verbänden aus dem Badezimmer kam. Ich brachte nicht die Kraft auf den Hund zurechtzuweisen. Richard konnte kaum an den Tisch kommen, weil Meppel sich so aggressiv verhielt. Ich brachte schließlich ein "Aus.", hervor, dass Meppel aber nicht zur Räson brachte. Richard versuchte den Hund zu ignorieren. Er setzte sich an den Tisch und legte eine Auflage auf die beiden roten Male auf meinem Handgelenk. Ich begann langsam schwarze Flecken zu sehen. Meppel knurrte unaufhörlich, hatte aber nicht den Mut Richard wirklich anzufallen. Rasch legte Richard einen straffen Verband an. mein Herz raste und ich hatte ein trockenes Gefühl im Mund.
"Trinken.", bat ich Richard, nachdem er den Verband fertig gestellt hatte. Er sah mich entsetzt an, bis er begriff, dass nicht er gemeint war, sondern ich etwas zu trinken brauchte. Meine Saftflasche stand noch auf der Anrichte, so dass er nur hinüber reichen musste. Er half mir beim Trinken. Das Schlucken fiel mir schwer, aber ich nahm an, dass es wichtig war etwas zu trinken. Ich wusste, dass ein Blutverlust von etwa zwei Litern lebensbedrohlich war und hoffte inständig, dass es nicht so viel gewesen war. Richard sah mich besorgt an, nachdem ich eine gute Menge Saft getrunken hatte. "Wie geht es dir?"
Ich machte ein unbestimmtes Geräusch. Mühsam lagerte ich meinen Arm höher. "Und dir?"
Richard senkte den Blick. Ich wusste, er wollte nicht antworten. Mein Blut musste ihm einen Energiekick verschafft haben, der mit nichts anderem vergleichbar war. Zumindest hatte ich von den Vampiren auf der Erde vernommen, dass an "echtes" Blut kein Plasmasaft rankam.
"Körperlich ... gut.", flüsterte er schließlich. "Aber innerlich fühle ich mich scheußlich..." Er verbarg das Gesicht in den Händen. "Wie ein Monster."
"Du bist kein Monster.", erwiderte ich schwach. "Es war notwendig."
Er machte ein ersticktes Geräusch.
"Richard, es ist in Ordnung."
Er schaffte es, den Kopf zu heben und mich anzusehen, auch wenn es ihn vermutlich alle Kraft kostete. "Ich hab dich verletzt. Von dir getrunken..."
"Ja. Das ist richtig." Ich seufzte energielos. "Es musste sein." Bevor ich noch vom Stuhl kippte, bat ich Richard mir auf die Couch zu helfen. Meppel knurrte abermals, dieses Mal konnte ich ihn aber ermahnen. Der arme Hund verstand die Welt nicht mehr. Man konnte ihm seine Verwirrtheit ansehen. Ich schaffte es beruhigend auf ihn einzureden, während Richard mich mehr oder weniger zur Couch trug. Meppel beruhigte sich etwas, sprang aber winselnd neben mich auf die Couch und suchte meine Nähe. Richard legte umsichtig die Decke, mit der ich ihn am Tag zuvor eingedeckt hatte, um mich. Unentschlossen sah er sich um.
"Mach mir was zu essen. Einfach ein Brot mit Marmelade oder so." Ich kuschelte mich in die Decke. "Und mehr zu trinken." Ich war nicht ganz sicher ob das so richtig war, aber zumindest das Trinken konnte nicht so falsch sein. Meine Kehle fühlte sich an wie Sandpapier.
Richard eilte zur Küchenzeile und riss den Kühlschrank auf. Er hatte mir oder den anderen oft genug zugesehen, so dass er wusste wie man ein Brot zubereitete. Er sparte nicht mit Marmelade, schnitt das Brot anschließend in mundgerechte Stückchen und brachte es mir. Dann rannte er noch einmal zurück um eine große Flasche Wasser zu holen. Er setzte sich damit neben mich. Meppel ließ ihn gewähren, so als spürte er, dass jetzt keine Gefahr mehr von ihm ausging. Richard legte den einen Arm um mich um mich zu stützen und füttere mich mit der anderen Hand mit Marmeladenbrot. Ich kam mir ziemlich kläglich vor. Zwischendurch half er mir aus der Flasche zu trinken.
"Besser?", fragte er nach einer Weile.
Ich fühlte mich tatsächlich etwas besser, wenn auch so schwach wie ein Neugeborenes. Ich lehnte mich an Richard und legte meinen Kopf an seine Schultern. "Wird schon wieder."
Richard legte seinen Arm um mich und zog mich fest an sich. "Es tut mir so leid.", murmelte er.
"Es ist in Ordnung.", wiederholte ich. "Du musstest etwas trinken. Die einzige Alternative wäre Meppel gewesen und das wollte ich nicht."
Der Hund fühlte sich angesprochen und sah uns fragend an. Ich tätschelte sein Köpfchen. "Dein Blut schmeck nämlich bestimmt scheußlich." Schnaufend legte er sich wieder hin. Auch für ihn waren die Situation sehr anstrengend gewesen. Als ich meinen Kopf wieder Richard zuwendete, bemerkte ich, wie nah unsere Gesichter einander waren. So nah, dass meine Alarmglocken anfingen zu schrillen.
Mit der gleichen Sanftheit, mit der seine Lippen zuvor mein Handgelenk berührt hatten, legte er sie nun auf meine Lippen.

Da hatte ich mich ja wieder ein eine tolle Situation manövriert! Und das in meinem schwachen Zustand! Wenn sich Richard für irgendetwas das an diesem Morgen gelaufen war schämen sollte, dann dafür! Ich nahm meine Hand von Meppels Kopf und legte sie gegen Richards Brust. Langsam schob ich ihn von mir weg. Ernst sah ich ihn an. Richards Züge fielen ihm praktisch aus dem Gesicht. Wenn er zuvor - warum auch immer, ich hatte mich doch klar ausgedrückt?! - noch Hoffnungen gehabt hatte, sollten sie nun jawohl zunichte gemacht worden sein. Ich zwang mich trotz meines Mitleids für ihn nicht tröstlich zu lächeln, als ich "Nein.", sagte.
Mit traurigem Gesicht erhob sich Richard. Seine Schultern hingen bekümmert herunter, sein Blick war gen Boden gerichtet. "Ich gehe dann jetzt.", wisperte er.
Ich warf einen raschen Blick aus dem Fenster. "Schaffst du das?" Ich wollte das er geht, ich musste alleine sein. Andererseits hatte ich ein bisschen Sorge, dass ich zu schwach sein würde mich alleine zu versorgen oder er den Weg durch die weiße Höhle nicht schaffen würde.
"Ja.", war Richards schlichte Antwort. Er griff nach seiner Jacke und schlüpfte hinein. Meinen Blick mied er weiterhin. In der Tür hielt er noch einmal inne. Mit dem Rücken zu mir, bat er mich um Verzeihung.
"Es ist in Ordnung.", erklärte ich zum wiederholten Mal, auch wenn sich nichts in Ordnung anfühlte. Als er das Haus verließ war ich erleichtert und kollabierte auf der Couch.
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Beitrag  Akki Fr März 29, 2013 1:39 pm

Nichts mehr wie zuvor

"Sie ist hier!"
Langsam bohrte sich Akkis Stimme in mein vernebeltes Hirn. Ich musste auf der Couch eingeschlafen sein. Mühsam öffnete ich meine verklebten Augen und öffnete den Mund, was die trockenen Schleimhäute mit einem unangenehmen, reißenden Gefühl quittierten. Es schmeckte, als wäre etwas in meinem Mund gestorben.
Akki, noch in dicker Winterjacke und mit gerötetem Gesicht, kniete neben mir nieder. "Kira, ist alles in Ordnung? Wie geht es dir?"
Sie legte die Hand auf meine Stirn. Sie sah meine bandagierte Hand. Nach einem raschen Blick über die Schulter, schob sie die Hand unter die Decke, die ich mir nach meinem Kollaps wohl übergezogen hatte. Ich begann mich zu fragen, wann das gewesen war? Vor ein paar Stunden? Vor ein paar Tagen?
Lorn kam in mein Sichtfeld. Er hatte Meppel auf dem Arm, der hingebungsvoll die Haut des Weren ableckte.
"Kira ist krank.", erklärte Akki schlicht. Sie warf mir einen warnenden Blick zu. "Aber ich glaube es ist nicht so schlimm. Nur eine Erkältung."
Tja, ich hätte in diesem Moment sehr viel dafür getan, meinen Zustand totaler Erschöpfung, einschließlich dieses fiesen Geschmackes gegen "nur" eine Erkältung einzutauschen.
"Sie riecht auch nicht gesund.", stimmte Lorn Akkis absichtlich falscher Diagnose zu. Er zog schnüffelnd die Luft ein. "Aber es riecht hier auch nach Blut."
"Findest du? Ich rieche nichts.", erwiderte Akki. "Kannst du Meppel füttern?"
Lorn kam der Aufforderung zwar nach, aber er warf Akki einen seltsamen Blick zu. Sie zuckte mit den Schultern, bevor sie sich erhob und mir ein Glas Wasser brachte.
"Langsam.", warnte sie mich und hielt mir das Glas an die aufgesprungenen Lippen. Ich trank vorsichtig ein paar Schlucke und spülte mir dabei den Mund etwas aus. Ich fühlte mich wie ein neugeborenes Kätzchen und so sank ich nach dem Glas Wasser schon erschöpft zurück. Akki legte mir abermals die Hand auf die Stirn.
"Sie hat leichtes Fieber. Am besten versorge ich sie weiter auf der Couch." Akki stellte das Glas in die Spüle und griff kurz nach Lorns Hand. "Danke, dass du mich so schnell hergebracht hast."
Lorn legte seine Stirn an ihre und flüsterte etwas, dass ich nicht verstand. Allerdings sah ich, dass Akki errötete. Dann verabschiedete sich der Weren.

Lunar Lakes - Seite 2 Akki_r10

Ich wollte Akki fragen, was passiert war, brachte aber nur ein raues Krächzen zustanden. Doch meine Mitbewohnerin interpretierte meinen kläglichen Versuch sich verständig zu machen richtig und erwiderte: "Ich habe seit gestern versucht dich zu erreichen, aber nichts von dir gehört. Ich hab dich immer wieder angerufen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen. Heute morgen hat Lorn mich hergebracht. Offenbar keine Sekunde zu spät." Sie hatte mittlerweile zwei Becher und Tee herausgeholt. Nun ging sie zum Kühlschrank, suchte darin herum. Offenbar unzufrieden schloss sie die Tür wieder. Der Wasserkessel pfiff und Akki goss das kochende Wasser in beide Tassen. Während der Tee zog, schmierte Akki ein paar Brote.
"Was ist passiert?", fragte sie und deutete mit dem Messer auf ihr eigenes Handgelenk.
Mein Mund war inzwischen nicht mehr ganz so trocken, so dass ich nach einem Räuspern hervorbringen konnte: "Lange Geschichte."
Akki zog eine Grimasse. Sie fischte die Teebeutel aus den Tassen, stellte sie und die Brote auf ein Tablett und kam zu mir. Sie setzte sich mit unterschlagenen Beinen vor mich und schob mir ein kleines Stück Brot mit Erdnussbutter und Marmelade in den Mund. Ich wollte schon protestieren, aber mein Körper brauchte vermutlich die Energie, so dass ich widerstandslos anfing zu kauen. Auf das erste Stück folgte zwei weitere, dann gab Akki mir vorsichtig etwas von dem Tee. Ich verbrannte mich zwar an dem heißen Getränk, aber die Wärme für in meine Glieder und hatte eine belebende Wirkung.
"Besser?" Akki hatte ihren eigenen Becher in der Hand und wärmte ihre Hände daran. Ich nickte. Seufzend sah ich auf mein Handgelenk.
"Richard war hier."
"Mhm.", erwiderte Akki nur und nippte an ihrem Tee. Sie reichte mir ein weiteres Brot, dass ich diesmal allein halten konnte. Mit vollem Mund erklärte ich ihr, was passiert war. Als ich fertig war, seufzte Akki.
"Das hatte ich mir schon gedacht, als ich dein Handgelenk gesehen hab - also den Part mit dem Trinken." Sie schüttelte verständnislos blickend den Kopf und ich erwartete eine Predigt. "Warum sind Teenager nur so .... - kompliziert?"
"Ähm...Hormone?"
Sie schnaubte. "Gut, dass ich nie ein Teenager war - also nicht im herkömmlichen Sinne. Sabina benimmt sich doch wirklich etwas überdramatisch, dass sie jetzt gleich nicht mehr mit dir reden will."
"Warum wolltest du nicht, dass Lorn das mit der Hand sieht?", fragte ich sie dann. "Und was ist überhaupt zwischen euch passiert?!"
Akki wurde rot und trank schnell etwas von ihrem Tee. "Ich wollte nicht, dass er falsche Schlüsse zieht und eventuell überreagiert."
"Warum sollte er das tun?"
Sie wand sich etwas. "Nun, Weren können ihrem Rudel gegenüber sehr ... beschützend sein."
Ich sah sie perplex an und machte "Häh?"
Meine Mitbewohnerin sah auf den Teebecher in ihren Händen. "Das ist eine lange Geschichte." Sie trank noch einen Schluck bevor sie fortfuhr: "Um es kurz zu machen: ich bin Lorns Partnerin und du als meine "Tochter" damit auch Teil seines Rudels." Sie wirkte alles andere als unglücklich. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Das erwärmte mein Inneres mehr als der Tee er vermochte.

Ich erholte mich recht schnell von dem Blutverlust und dem offenbar im Delirium verlorengegangen Tag. Akki umsorgte mich besser als ich es von ihr erwartet hatte. Es schien mir, als hätte diese Vollmondnacht in der die zu Lorns Partnerin geworden war, sie mit viel mehr Selbstbewusstsein und Feingefühl ausgestattet.
Mit jedem Tag an dem es mir besser ging, wich auch der Winter Stück für Stück. Es blieb zwar noch lange bitterkalt, aber es kam kein neuer Schnee dazu.
Sabinas Party fiel dennoch aus und da sie sich weiterhin weigerte mit mir zu sprechen, konnte ich die Party auch nicht für sie ausrichten. Dabei war zu dieser Zeit unser Haus der Traum eines jeden Teenagers: Akki war nur noch selten daheim, so dass ich meistens sturmfrei hatte (wenn ich nicht auch mit zu Lorn und Taggi ging). Doch meistens nutzte ich meine Zeit so, wie ich es zuvor getan hatte: Ich lernte.

Lunar Lakes - Seite 2 Akki_l10

Als die Schule wieder begann, stellte sich heraus, dass Richard verschwunden war. Ich hatte nichts von ihm gehört seit er damals mein Haus verlassen hatte. Was passiert war hatte ich nur Akki anvertraut und wir waren beide der Meinung, dass es besser für Richard und für mich war, wenn niemand wusste, dass er von mir getrunken hatte. Ich hatte mich mittlerweile schlau gemacht: Tatsächlich konnte man als Pyre sogar rechtlich dafür bestraft werden, wenn man von einer anderen Kreatur trank (das Gesetz schloss sogar Katzen und Hunde ein). Selbst wenn der Pyre von jemandem trank, der dem zustimmte (und in meinem Fall war die Zustimmung ja deutlich vorhanden), konnte er angeklagt werden. Aber wo kein Kläger, da kein Richter...
Umso mysteriöser war Richards Verschwinden für unsere Freunde und natürlich seine Familie. Das er eines Tages das Haus verlassen und nicht wiedergekehrt war, kam für sie alle aus heiterem Himmel. Ich hörte Geoffrey zu seinen Freunden sagen, dass Richard ja schon immer ein Problemkind gewesen sei, sein Verschwinden jedoch vollkommen unerwartet und unverständlich. Die jüngere Schwester der beiden, Louisa, die ich bisher nur von weitem gesehen und in eine Schublade mit Geoffrey gesteckt hatte, kam auf mich zu und erkundigte sich bei mir, ob ich etwas von Richard gehört hatte, schließlich galt ich als seine beste Freundin. Es musste Louisa viel Überwindung gekostet haben mich zu fragen, denn eigentlich gehörte sie zu Geoffrey Clique von Pyre-Angebern, die mit uns nichts zutun haben wollten.
Ein Teil von mir ärgerte sich über Richard. Ich fand, dass er sich wie ein bockiges Kleinkind verhielt. Zunächst dachte ich, dass er nach ein paar Tagen wieder auftauchen würde, aber er blieb verschwunden...

Lunar Lakes - Seite 2 Louisa11

Sabina zog sich von mir zurück, aber Jerzy signalisierte mir, dass sie sich langsam von ihrem Liebeskummer erholte. Wenn sie erstmal über Richard hinweg war, würde sie auch wieder mit mir sprechen.

Als der Winter endgültig ging und der Frühling kam, stand eine weitere Veränderung an: Akki war schwanger. Sie lebte nun voll und ganz bei Lorn und Taggi. Mein kleiner Freund war mit seiner "Stiefmutter" mehr als glücklich, er hatte sie gleich von Anfang an ins Herz geschlossen. Er bedauerte allerdings, dass ich mich weigerte ebenfalls zu ihnen zu ziehen, doch ich schob mein Lernpensum und den baldigen Schulabschluss vor, um allein in dem kleinem Haus zu bleiben.
Akkis Schwangerschaft war eine kleine Sensation, denn ihr und Lorns Kind würde das erste "Mischlingskind" in Lunar Lakes seit langem sein. Es gab einige (vornehmlich Pyre), die es nicht guthießen, aber die gesamte Werengemeinschaft begrüßte Akki wie eine lang verschollene Angehörige und freute sich mit dem Paar. Meine "Mutter" war erstaunlich wenig neurotisch während der Schwangerschaft. Sie unternahm viel mit Celeste, Galyns Mutter, die inzwischen ihr viertes Kind erwartete. Über Celeste bekam Akki heraus, wer das mysteriöse Mädchen war, mit dem ihr Ältester sich traf: Zu meiner allergrößten Verwunderung war es Louisa, Geoffreys und Richards Schwester. Allerdings war in dieser Beziehung seit Richards Verschwinden nicht alles rosig. Seine Abwesenheit zog weitere Kreise als er sich in seinem jugendlichen Kummer vermutlich ausgemalt hatte.
Lunar Lakes - Seite 2 Celest11
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Beitrag  Akki Fr Apr 12, 2013 7:23 pm

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Kurz bevor Akki mit ihrem ersten Kind niederkam, entschloss sich Sabina wieder mit mir zu sprechen. Letztendlich war es Taggi, der sie dazu bewegte, weil er sich einfach weigerte mit Sabina zu sprechen, solange die seine "Schwester" ignorierte. Lorns Sohn wurde nicht müde zu betonen, dass wir jetzt Geschwister waren und ich hatte es längst aufgegeben, ihm zu erklären, dass Akki nicht meine Mutter war. Der Junge war so glücklich endlich eine richtige Familie zu haben und bald noch ein kleines Geschwisterchen zu haben, dass ich dazu überging von ihm tatsächlich als Bruder zu sprechen. Eine größere Freude machte ihm glaube ich nur die Geburt von Nicci, unserer "Schwester". Nicci war - wenn man die neurotische Mutter bedachte - ein ruhiges Kind. Sie hatte die bläuliche Haut- und Haarfarbe eines Weren und Akkis strahlend grüne Augen. Solange sie noch so winzig war, konnte man nicht sagen, ob sie wie ihr Vater die Werenkräfte geerbt hatte. Niccis Eltern war das egal, sie waren unendlich glücklich über das kleine Wesen.

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Celestes und Cleytus' viertes Kind war ein Junge, was Galyn erleichtert zu Kenntnis nahm. Er hätte sich sonst mit den Schwestern Deianira und Achlys in der Minderheit gefühlt. Deianira war inzwischen ebenfalls eingeschult worden. Mir war selten ein so vorwitziges und freches Kind begegnet. Ich schloss sie sofort ins Herz, auch wenn ich schon ahnte, dass sie sich selbst und ihre Freunde häufig in Schwierigkeiten bringen würde.

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In diesem Frühling und Sommer lag Richards Abwesenheit zwar wie ein dunkles Tuch über der Stadt, aber man merkte auch, dass die Leute hungrig nach Sonne und frischer Luft waren. In den Parks traf man meistens gleich mehrere Bekannte. Ich hatte ob des schönen Wetters eigentlich gehofft einen Teil meiner Studien in die Parks zu verlegen, aber da kam ich nicht wirklich voran, weil immer jemand da war: Akki und Rikka gingen mit den Kindern in den Park. Nicci schlief dann in ihrem Wagen, Garr buddelte die Blumebeete um und Taggi tobte mit anderen Kindern umher, während die Frauen sich unterhielten oder Kaffee tranken.

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Traf ich Sabina und Louisa, die sich angefreundet hatten, nachdem Louisa und Galyn zu ihrer Beziehung standen, wollten die beiden über Mode, Schmuck und Jungs reden und dabei sich sonnen. Da sah ich immer ganz schnell zu, dass ich Land gewann.

Ich wich schließlich auf die Bibliothek aus, wo ich mich häufig mit Jerzy zusammentat. Er hatte sich ein bisschen zu sehr auf den Sport konzentriert und musste in den übrigen Fächern viel nachholen. Er hängte sich in mein Kielwasser, weil es ihm leichter fiel sich zum Lernen aufzuraffen, wenn jemand dabei war, der das auch tat. Außerdem war es daheim für ihn nicht immer leicht Zeit zum lernen zu finden, weil Ivona von ihren Eltern und Geschwistern viel Aufmerksamkeit forderte. Sie war für ihr Alter viel zu clever und langweilte sich schnell, weswegen sie sich immer etwas neues einfallen ließ um sich selbst zu beschäftigen. Jerzy sah schon jetzt mit Erleichterung dem Tag entgegen, an dem sie eingeschult werden würde.

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Gemeinsam mit Jerzy arbeitete ich in der Bibliothek auf meinen Abschluss und meinen Universitätsbesuch hin. Ich würde lange vor den anderen auf die Uni gehen und sie dann nur in den Ferien sehen. Das schien am meisten Taggi zu bedrücken, dem ich daraufhin das Versprechen abnahm, dass er für mich mit auf Nicci und Meppel aufpassen musste. Mit dieser Aufgabe im Hinterkopf fiel es ihm etwas einfacher sich auf den Abschied vorzubereiten.

"Ich hab nachgedacht.", unterbrach Jerzy unsere aktuelle Lerneinheit.
"Über die Gleichung an der du seit einer halben Stunde brütest?", fragte ich ohne von meinem Alchemiebuch aufzublicken.
Seufzend legte der junge Czarownici sein Heft zur Seite und drückte den Rücken durch. "Die löse ich in hundert Jahren nicht."
"Hrmpf, weil du dich nicht konzentrierst! Deine Gedanken sind ja doch immer wo anders." Ich legte mein Lesezeichen zwischen die Seiten und schloss das Buch. Erwartungsvoll sah ich Jerzy an. "Also?"
"Ich frage mich seit dem Winter, warum Richard verschwunden ist.", erklärte er.
"Wie wir alle - besonders seine Familie." Ein wenig unbehaglich rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Jerzy war nicht dumm, auch wenn er sich mit dem Konzentrieren schwer tat. Kam er mir etwa auf die Schliche?
"Es muss also irgendetwas vorgefallen sein, dass er gegangen ist - wohin auch immer."

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"Er ist übrigens nicht heimlich auf die Uni gegangen.", unterbrach ich ihn. "Deianira hat in meinem Auftrag ein bisschen in Cleytus' Büro rumgeschnüffelt. Seine Prüfungen hat er nie abgelegt, ergo kann er nicht an die Uni gegangen sein." Es war nicht schwer gewesen seine Tochter davon zu überzeugen sich im Büro des Vertrauenslehrers umzugucken. Eigentlich hatte sie mich sogar auf die Idee gebracht, weil sie ursprünglich vorhatte ein Testfragen zu klauen. Aus irgendeinem Grund hatte sie mich zur Komplizin erwählt. Ich überredete sie, statt der des Testfragen Richards Akte zu kopieren, während ich Schmiere stand.

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"Schämst du dich nicht?!" Jerzy wirkte ehrlich bestürzt, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
"Deianira ist ein ausgekochtes Schlitzohr und machte ohnehin vor nichts halt. So konnte ich es wenigstens in ... sinnvolle Bahnen lenken." Ich hoffte nur, dass ich ihr die Idee mit dem Klau der Fragen wirklich ausreichend madig gemacht hatte.
"Kira, Deianira ist doch noch ein kleines Kind, du kannst sie doch nicht so ... so missbrauchen!"
"Ich hab sie doch nicht missbraucht! ich habe mich lediglich ihrer Fertigkeiten bedient. Jetzt sind wird doch etwas schlauer."
Jerzy sah mich nachdenklich an. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Brauen. Gut, vielleicht war es wirklich nicht sehr moralisch gewesen, ein Kind auf so eine Art Diebestour zu schicken, aber Deianira verfügte ohnehin über ausreichend kriminelle Energie. Warum diese nicht nutzen? Ein wenig erschrocken lehnte ich mich zurück. Von dieser Warte her hatte ich es noch nicht betrachtet. Deianira war wirklich ausgebufft und ich traute ihr ohne Zweifel zu, wirklich etwas zu klauen - sie nahm es mit Besitzverhältnissen nicht immer so ernst und würde es vermutlich nicht einmal schlimm finden, jemanden etwas zu stehlen. Dass ich dies ausnutzte zeugte doch auch eher von meinem kriminellen Potential, oder? Aus diesem kleinen Datenklau konnte ja rasch mehr werden...hinterher befand ich mich in einer Spirale, so wie Darrel einst. Oh! - und wenn ich dahin geriet, dann kam ich hinterher noch ins Gefängnis und was würde dann aus Darrel werden?!

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"Du hast recht!" Ich sprang auf und mein Buch purzelte Jerzy in den Schoß. "Ich muss sofort mit Deianira sprechen!" Zügigen Schrittes eilte ich aus dem Bibliotheksraum, gefolgt von Jerzys verständnislosem Blick und dem gezischsten "PSCHT!" einer Angestellten. Ich ignorierte beides.
Nach der klimatisierten Luft aus der Bibliothek traf mich die frühsommerliche Wärme wie ein Schlag. Gegen die Sonne anblinzelnd machte ich auf dem Weg zum Festivalgelände. Deianira lungerte dort jeden Tag herum. Hoffentlich versuchte sie sich nicht als Taschendiebin!

Wie erwartet traf ich Deianira auf dem Festgelände an, wo sie sich an der Rollschuhbahn herum trieb. Sie wirkte wie ein harmloses kleines Mädchen: aufgeweckter Blick, niedliche Zöpfchen, braver Kittel. Wie aus dem Bilderbuch. Sah man genauer hin, konnte man den Schalk in ihren Augen sehen. Doch er war nicht boshaft, sondern vergnügt. Ich stieß erleichtert die Luft aus, die unbemerkt angehalten hatte. In diesem Moment bemerkte Galyns Schwester mich. Mit breitem Grinsen rannte sie auf mich zu.
"Hey, ich dachte du lernst heute?!"
"Hm, ich musste eine Pause machen um mit dir zu reden."
"Du bist extra wegen mir von der Bibliothek hergekommen?" Sie strahlte. Als zweitälteste von vier Kindern - mit dem fünftem auf dem Weg, wie ich die Tage erfahren hatte - bekam sie selten etwas nur für sich. Gespannt sah sie mich an und es brach mir fast das Herz, dass ich auf ein unangenehmes Thema kommen musste. Ich blickte mich hilfesuchend um und erspähte den Eisstand.
"Yo. Komm wir holen uns ein Eis, dann reden wir." Ich nahm das Mädchen an die Hand- Fröhlich hüpfte Deianira neben mir her. Hatte sie wirklich das Potential sich in die falsche Richtung zu entwickeln? Vielleicht lag ich auch falsch.
Lang und umständlich suchte Deianira sich ein Eis aus, so als wolle sie jede Sekunde in der ihr jemand ein Eis kaufte auch ausnutzen. Sie warf sich in Pose und zog sehr nachdenkliche Grimassen. Der Eisverkäufer zwinkerte mir über ihren Kopf hinweg zu und gab ihr eine extra große Portion nachdem sie sich endlich entschieden hatte.
Wir suchten uns ein Plätzchen im Schatten und kühlten uns mit dem Eis ab.

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"Hats geschmeckt?"
"War super." Deianira sprang auf die Beine und wippte auf den Ballen. "Weswegen wolltest du mit mir sprechen?"
Ich hockte mich hin, so dass wir auf Augenhöhe waren. Bemüht ein nicht zu ernstes Gesicht zu machen, suchte ich nach Worten.
"Also ... ich hab über die Sache mit Richards Akte nachgedacht. ... Ich glaube nicht, dass das so gut war. Man bricht nicht in Büros ein und klaut vertrauliche Daten. Es tut mir leid, dass ich dazu angestiftet habe."
Die kleine Neraid hatte mir aufmerksam zugehört. Nun stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie nickte jedoch und erwiderte: "Einbrechen und Klauen ist wirklich nicht gut. Aber ich bin ja auch nicht eingebrochen und ich hab auch nichts geklaut."
Perplex sah ich das Kind an. Entweder waren ihr die Begrifflichkeiten völlig fremd oder sie verstand darunter etwas völlig anderes als ich. Ich wollte schon nachhaken, als sie fortfuhr: "Einbrechen wäre ja, wenn ich in ein verschlossenes Haus oder einen verschlossenen Raum eindringen würde. So mit Schlösser knacken und so. Aber Dads Büro ist nie abgeschlossen und er hat gesagt, seine Tür stände allen Schülern IMMER offen."
Auch eine Auslegungsmöglichkeit.
"Und ich habe ja nicht die echte Akte mitgenommen, sondern eine Kopie gezogen. Also habe ich auch nichts geklaut. Es ist noch alles da."
Ich schluckte trocken. In ihrer Logik hatte sie also nichts schlimmes oder verbotenes getan - deswegen hatte sie auch keinerlei Schuldgefühle. Trotzdem war es unrecht, was wir gemacht hatten. Nur wie konnte ich ihr das vermitteln?
"Ich hab Informationen beschafft. Mehr nicht." Deianira zuckte mit den Schultern. "Ich würde ja nicht echt was stehlen."
"Okaaaay ... aber dir ist klar, dass wir das nicht zur Gewohnheit werden lassen sollten."
"Solange nicht noch jemand verschwindet." Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Weißt du, wenn ich wirklich die Testfragen genommen hätte, DAS wäre stehlen gewesen. Und das ist nicht gut. Also mache ich so was nicht mehr."
"Nicht mehr?"
Rasch sah sie auf ihre Füße, die in bunten Flipflops steckten. Sie hatte jeden einzelnen Zehennagel in einer anderen Farbe lackiert. Offenbar war sie heute auch schon barfuss gelaufen, denn die Unterseiten ihrer Füße waren dunkel. "Ich komme nicht mehr auf so eine Idee.", korrigierte sie sich. Sie setzte eine Unschuldsmiene auf und sah mich freundlich an. "Ich verspreche auch, dass ich nicht mehr darüber nachdenken werde." Nach kurzem Überlegen fügte sie hinzu. "Also das mit dem Stehlen. Und klauen."
Es stimmte mich nur mäßig beunruhigt, dass sie nicht von der Informationsbeschaffung Abstand nahm...
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