1000 Wünsche

Hi Dinah!



Hä?

Ich sagte nur: „HI Dinah!“ Das bist du.

Dinah? Wieso Dinah?

Hab heute eine ehemalige Schülerin von mir getroffen. Da fiel mir ein, dass ich den Namen schon immer schön fand. Also heißt du Dinah. Dinah Growup.

Grow up?

Ja, aber in einem Wort.

Dämlicher Name. Wieso hast du mir so einen blöden Nachnamen gegeben.

Das wirst du schon noch merken…

Und wer bist du?

Chester.

Und wo bist du?

Hier.

Wo?



Gib dir keine Mühe, du kannst mich nicht sehen.

Warum sprichst du mit mir?

Ups, ja, warum spreche ich mit dir? Also es ist so: Ich bin eigentlich Lehrerin…

Lehrerin? Was ist das?

Ähm, das würde hier zu weit führen. Musst du nicht wissen. *uuhwieunpädagogischaberegal* Ist nur so, dass ich normalerweise den ganzen Tag mit Kindern rede. Jetzt sind Ferien – keine Kinder da.

Und deshalb redest du mit mir?

Jupp, so ungefähr. Ist besser, als mit sich selbst zu reden.

Ok, von mir aus rede mit mir. *mussjanichthinhören*

Das hab ich gehört, Dinah. Wenn du nicht aufpasst, muss ich in dein Schülerbuch eine Nachricht an deine Eltern schreiben. Das wird ihnen nicht gefallen.

Schülerbuch? Eltern?

Ach vergiss es, es sind Ferien.

War das alles?

Nicht ganz.

Was hast du denn noch mir mit vor?

Ich dachte mir, ich erfülle dir ein paar kleine Wünsche. Du bist ein echter Glückspilz.

Du erfüllst meine Wünsche? Das hört sich gut an. Gib mir ein Haus.

Bitte sehr.

Wo ist es?

Sieh dich um.



Ist es das dort hinter den Bäumen? Ein bisschen alt vielleicht, aber immerhin groß. Pepp es ein wenig auf. Irgendwas in Pink vielleicht. Und einen Pool will ich auch.

Stopp! Stopp! Das ist nicht dein Haus, Dinah.

Nicht…?

Nein. Das ist dein Haus.



Was? Das ist winizig! Du hast gesagt, du erfüllst mir meine Wünsche. Ich wünsche mir ein großes Haus mit Pool. Und Hausmädchen.

So viel Geld hast du nicht. Ich kann dir nicht jeden Wunsch erfüllen. Und du musst auch ein wenig mithelfen. Für den Pool fehlt leider das Geld, aber du bekommst einen Teich, der kostet nix. Und pink hast du gesagt?! Lässt sich einrichten. Bitte sehr…



Spinnst du, Chester? Mach das wieder weg! Meine Lieblingsfarbe ist Grün.

Ok. Was hältst du hiervon?



Ja, ist in Ordnung. Lass es so.

Sag mir lieber, was das da ist. Das stand doch eben noch nicht da, oder?



Ist eine Pferdebox.

Was soll ich damit?

Dreh dich um!

Was ist das?



Ein Fohlen.

Das weiß ich, Chester. Ich meine: Was macht das hier?

Es wohnt hier. Du sollst es aufziehen.

Ähm, nee, das hab ich mir nicht gewünscht.

Richtig, das hab ich mir gewünscht.

Nimm es wieder weg. Ich mag keine Pferde.

Das stimmt nicht, Dinah. Du bist eine Pferdenärrin.

Nein.

Doch.

Woher willst du das wissen? Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt. Du hast keine Ahnung, was ich mag. Und Pferde gehören ganz bestimmt nicht dazu.

Doch, tun sie. Glaub mir einfach.

Lieber würde ich eine Horde Kinder großziehen, als mich Tag und Nacht um so ein Vieh zu kümmern.

Ok…



Chester!!!

Was?

Stell das Pferd wieder hin…

Ok.

Den großen kannst du da lassen.

Wieso? Was willst du mit dem?

Der kann den Stall ausmisten.

Nix da, das sind Geschwister. Die bleiben zusammen. Alle oder keinen.

Dann keinen.

Von mir aus. Und jetzt kümmer dich um das Fohlen. Es heißt Sebec.

Sebec, hm. Wo hast du es her?

Aus dem Exchange. Da gibt’s noch mehr.

Noch andere? Wie sehen die aus?

Jetzt nicht. Aber keine Angst, du wirst sie schon noch zu Gesicht bekommen. *grins*

Chester?

Ja…

Ich glaub es hat Hunger. Womit soll ich es füttern?

Klingt blöd, aber sieh in deiner Hosentasche nach.

Wie ist die da rein gekommen?



Oh, Chester, es ist so süüüüüß!



Und wenn es groß ist, werden wir am Strand in den Sonnenuntergang reiten. Wir werden viele Abenteuer zusammen erleben, wilde Rennen veranstalten,… Ich liebe Pferde!

(seufzt) Ich weiß. *überabenteuerundsonnenuntergangredenwirspäter*

Nuschel doch nicht immer so vor dich hin. Was hast du gesagt?

Ach nix.

So, jetzt schau ich mir mein Häuschen mal von innen an. Ich hoffe, du hast es gemütlich eingerichtet, Chester. Nicht, dass ich mich nachher beschweren muss.

Äääähm…

Und ich hab riesen Kohldampf.

Öhm… (bleibt zurück)




CHESTER!!!

Bin schon unterwegs. (scheinheilig) Was ist denn?

Das ist nicht dein Ernst, oder? Was ist das?!



(kleinlaut) Die Küche?

Ok, du hast es nicht anders gewollt. Ich hätte mich ja auch mit einer ganz normalen Küche zufrieden gegeben, aber jetzt kannst du dich auf was gefasst machen. Ich wünsche mir: eine niegelnagelneue moderne(!) Küche, mit Kochinsel, Spülmaschine, Müllzerkleinerer, Gourmetherd mit integriertem Grill, den Mammut-Kühlschrank mit Tiefkühleinheit, eine verchromte Dunstabzugshaube und … und… und ein Gewürzregal.



Sorry, das geht nicht.

Das geht nicht – das geht nicht… Du hast doch gesagt, du erfüllst meine Wünsche…

Ja stimmt. Aber das ist nicht dein Wunsch. Wenn es wirklich ein Wunsch aus deinem tiefsten Innern wäre, dann würde ich das sehen. Du willst mich bloß ärgern. Außerdem hast du kein Geld. Vielleicht kann ich wenigstens wegen des Gewürzregals was drehen…

Pfff… Egal, ich mach mir jetzt was zu essen. (geht zum Kühlschrank)

Warte! *zuspät*

Chester??

Jaaaa?



Da ist nichts drin.

Ja.

Schon gut, schon gut. Sag jetzt nichts. Ich weiß, es ist nicht mein Wunsch etwas zu essen. Und ich habe kein Geld. Aber ich habe HUNGER!!!

(zieht den Kopf zwischen die Schultern) Kannst du angeln?

(knallt die Kühlschranktür zu) Nein. (verlässt das Haus)

Wo gehst du hin?

Ich verkaufe meinen abgemagerten Körper für eine trockene Scheibe Brot.

Wie bitte?

War nur ein Scherz. Ich such mir was zu essen.

Ah, da haben wir ja schon was. Obst und Gemüse ist gesund. Knoblauch ganz besonders.



Das ist nicht dein Garten.

Ich weiß. Bin ich vielleicht Schuld, dass der Kühlschrank…

Dinah…

…leer ist und ich einen mordsmäßigen…

Dinah…

… Hunger habe. WAS IST?

Da kommt jemand.

Ups…(pfeift)

Ich glaube, die mochte mich nicht.

Du hast ihren Garten geplündert.

Ich hatte Hunger. Das ist Mundraub und nicht strafbar.

Ja, wenn man es direkt isst. Aber du hast den ganzen Garten leer geräumt. Ganz ehrlich, da wäre ich anstelle deiner Nachbarin auch nicht begeistert.

Wenn ich meinen Körper an ihren Mann verkauft hätte, wäre sie sicher noch weniger begeistert gewesen. Dann doch wohl lieber Gemüse weg als Mann weg, oder?!

Dinah!

Reg dich ab. Durch die Aufregung hab ich jetzt erst so richtig Hunger bekommen.
Ich möchte im Bistro essen gehen. … … … ... Es ist mein Wunsch, Chester. (grinst breit)



Ja, ich sehe es. Aber du hast immer noch kein Geld. Und du willst außerdem noch einen Salzstein für Sebec kaufen und einen Schreibkurs machen. Wie willst du das finanzieren?

Keine Ahnung. Sag du’s mir.

Vielleicht könntest du dein Diebesgut im Lebensmittelladen verkaufen.

Welches Diebesgut? Ach so, du meinst das Gemüse. Ok.

Du hattest Recht, Chester.

Womit?

Ich bin ein Glückspilz.

Der Kellner hat dir die Suppe übergekippt. Das nennst du Glück?

Ach, die Klamotten kann man waschen. Und so brauchte ich das Essen nicht bezahlen und habe noch diesen tollen Engelskuchen geschenkt bekommen.



Den heb ich mir für morgen auf. Ich guck noch schnell nach Sebec und dann hau ich mich ins Bett. Der Tag war anstrengend.



Er schläft schon. Wie süß…

Wieso hab ich eigentlich ein Doppelbett, Chester?

Man schläft darin erholsamer. Ich dachte, das könntest du gut gebrauchen. Dein Leben wird bestimmt nicht einfach werden. Du musst dich um das Fohlen kümmern, nebenbei irgendwie zu Geld kommen, damit wir deine kleinen, aber auch die großen Wünsche erfüllen können. Vielleicht willst du irgendwann einen Kerl. Oder sogar Kinder. Ein gutes Bett ist Gold wert und wenn du einfach mal Spaß haben willst, rücken wir es von der Wand ab. Weißt du schon, was du morgen machen willst? … Dinah? …



Ok, schlaf schön.

Guten Morgen, Chester!

Morgen!

Was bist du so muffelig?

Ich glaube, ich habe heute Nacht von dir geträumt.

Wie? Du hast von mir geträumt? Was denn?

Keine Ahnung mehr, aber es muss anstrengend gewesen sein. Ich fühl mich wie gerädert. Und wie hast du geschlafen?

Sehr gut. Und ich hab auch schon den Engelskuchen gefrühstückt. Neuer Tag, neues Glück. Es ist toll, ein Glückspilz zu sein. Ich bin schon gespannt, was heute passiert.

Das kann ich dir sagen: Der Gerichtsvollzieher wird kommen, deine Badewanne wegbeamen und du musst im Fitnessstudio duschen, weil dein Geld nicht für eine neue Wanne reicht. Alternativ wirst du deine Rechnung bezahlen. Du hast die Wahl.

Rechnung bezahlen.

Das Grundstück ist riesig, Chester. Ich bin ja schon kaputt, wenn ich nur einmal zum Briefkasten muss. Stell den mal näher ans Haus. Und wenn du schon dabei bist, die Mülltonne auch.

Hallo? Wie wäre es mit ein bisschen Höflichkeit? Schon mal was von „bitte“ gehört?

Ach, reg dich nicht auf. Mach schon! Zackzack!

Dein Wunsch ist mir Befehl. Ist es recht so?



Chester! Stell das Dreckding wieder raus!

Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden. Kannst du das bitte noch einmal wiederholen?

Stell den Mülleimer wieder vor die Tür. Bitte…

Na geht doch. (moveobjects wieder ausschaltet)

Dinah? Was machst du da?

Das ist ein Telefon, Chester. Ich telefoniere.



Das sehe ich, aber mit wem? Du kennst doch niemanden.

(flüstert) Mit dem Tierheim. Ich adoptiere noch ein Fohlen. (lauter) Oh ja, ein weißes Stutfohlen wäre klasse.

Du adop…. Dinah! Pack sofort das Handy wieder ein! Du kannst hier doch nicht einfach machen, was du willst. Da hab ich wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.

(flüstert) Pst, schrei doch nicht so rum, Chester. Guck lieber mal in meine Wunschliste.

(senkt den Blick auf die Wünsche) Ach du Schei…

Ja, vielen Dank. Ich bin zuhause und warte auf sie.

Ich glaube, das hast du dir nicht gut überlegt, Dinah. Findest du nicht, du solltest erst mal dein Leben mit einem Fohlen regeln. Ich meine, ist ja nicht so, dass ich nicht früher oder später sowieso vorgehabt hätte, die mich mit weiteren Tieren zu erfreuen, aber jetzt ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt. Du musst doch nebenher auch noch irgendwie an Geld kommen. Das heute Morgen war sicher nicht die letzte Rechnung. Und wie steht’s mit deinem Hunger…

Jetzt hör mal auf zu unken, Chester. Hast du vergessen? Ich bin ein Glückspilz. Wird schon schief gehen. Und jetzt muss ich Sebec sein Fläschchen geben und ihn noch ein wenig rausputzen. Schließlich wird er gleich seine neue Freundin kennenlernen.



Ich müsste eigentlich auch noch ein Bad nehmen. Puh, ich stinke schon.

Allerdings.

Das schaffe ich nicht mehr, bevor unser Familienzuwachs kommt. Ich könnte mich aber wenigstens noch richtig anziehen. (verschwindet im Haus)

Sebec? Sebec, wo willst du hin? Warte! Du kannst doch nicht einfach abhauen!



Dämliches Vieh… Ich kann doch jetzt nicht hinterher laufen. Gleich kommt das neue Fohlen.

Oh, da ist es ja schon. Na wenigstens lockt es Sebec zurück.



Ach, ich freu mich. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen. Wie richtige Geschwister.

Hattest du Geschwister?

Nee.

Dann red nicht so einen Unsinn. Geschwister verstehen sich nicht gut, solange sie noch nicht erwachsen sind. Sie zanken sich.

Oh Chester, schau mal! Was für ein kleiner Angeber! Eben typisch Mann…



Kennst du Männer?

Nee.

Aber diesmal muss ich dir trotzdem Recht geben.

Na komm, meine Kleine…
Sternchen! Schau, ich hab hier ein Fläschchen für dich.



Aber Sebec, du wirst doch wohl nicht eifersüchtig sein…

Ich lass euch dann mal allein. Hab ja auch noch eine Familie im Reallife. Bis nachher!

(später)
Dinah? Wo bist du? Puh, ist das dunkel… Dinah? Hast du dich tatsächlich…



Ich seh dich! Komm sofort hinter dem Baum vor! Du treibst du dich ja schon wieder in Nachbars Garten rum. Was machst du hier?

Wonach sieht’s aus?



Diebin!

Pst, sei doch leise!

(flüstert) Du stiehlst schon wieder das Gemüse deiner Nachbarn. Ich glaub’s nicht. Du bist nicht kleptomanisch. Komm sofort aus dem Garten raus!

(flüstert zurück) Ich habe Hunger, Chester.

(flüstert noch immer) Was ist mit dem Rest vom Engelskuchen.

(packt das Grünzeug ein und macht sich auf den Heimweg) Hab vergessen, ihn in den Kühlschrank zu packen. Ist jetzt ungenießbar.

(zuhause)
Also das sieht auch nicht gerade lecker aus. Das willst du nicht wirklich essen…



Hab ich eine Wahl? Noch mal Restaurant ist wohl nicht drin. Außerdem ist es spät. Ich muss schlafen.

Du bist schon auf, Dinah?

Ja klar. So kleine Fohlen machen viel Arbeit. Sie müssen gestriegelt…



…und gefüttert werden.



Und man muss den Stall ausmisten…



Ähm Dinah?Da wo du gerade rumwerkelst, ist… Wiese. Das Stroh ist da drüben in der Ecke.

Ach, egal, halt die Kamera einfach ein bisschen höher. Hauptsache, es sieht nach Arbeit aus.

Ok.



Und hast du gesehen? Ich wünsche mir eine Spieluhr. Mit einer Ballerina drin.

Ja, hab ich schon gesehen. *keingeldaberständigkaufwünschehaben*

Es ist ja lobenswert, dass du dich so um die Tiere kümmerst, aber du müsstest auch mal das Haus zwischendurch sauber machen.

Ist noch nicht nötig, mach ich morgen.

Bist du sicher?





Die Fotos löscht du sofort wieder!

Ist doch nicht nötig, mach ich morgen. *oderübermorgenodernächstesjahr*

Ich hab auch noch besseres zu tun, als ständig zu putzen. Also lass mich damit in Ruhe!

Ok, aber was ist denn so wichtig? Wo gehst du hin?

In die Bücherei.

Und was machst du in der Bücherei? Muss ich dir denn wirklich immer alles aus der Nase ziehen?



Ich suche die Computer.



Ah, hab sie.



Ich will eine Gegendarstellung meines Lebens schreiben, aber zuhause hab ich ja nicht mal Papier und Stift.



Eine Gegendarstellung? Wo bitte habe ich denn etwas Falsches geschrieben? Dies ist eine objektive Aufzeichnung deines Lebens und deines gelegentlich unreifen Verhaltens. Ich habe nur…

Siehst du? Das meine ich. Du nimmst mich gar nicht ernst. Die Leute denken ich bin zickig, schlampig und eine Diebin. Dabei versuche ich nur, alles irgendwie einigermaßen hinzukriegen. Ich habe mir keinen leeren Kühlschrank in die Wohnung gestellt. (schaltet den Computer aus und macht sich auf den Heimweg)