Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Little Lewiston

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Little Lewiston - Seite 3 Empty Re: Little Lewiston

Beitrag  mixit So Mai 23, 2010 3:50 pm

Marlon

Oh scheiße man, das gibt´s doch nicht, eine fünf in Mathe! Echt klasse, jetzt gibt´s wieder ne fette Ansage von mom, ganz sicher…außer…sie erfährt nix. Dad ist eh immer arbeiten und Nicky würde mich hundert pro nicht verpfeifen. Yeah, das isses, einfach nichts sagen.
Es is ja nicht so, als ob ich nicht gelernt hätte oder so, aber irgendwie hab ich´s nicht gerafft, ich meine, wer braucht denn bitte so einen Mist, wie X mal Y² + 2x, he? Was soll ich damit denn später anfangen? Wer hat sich das ausgedacht – mit Buchstaben rechnen – so ein Schwachsinn. Die Schule geht mir voll auf den Nerv, nichts als ödes Gelaber und am Ende hat man´s eh wieder vergessen, also was soll´s, wozu sich anstrengen, wenn man´s nicht braucht? Ich mach lieber Sport, der Sportunterricht ist wenigstens cool. Jetzt bin ich sogar im Footballteam der Schule, so was von abgefahren, echt man! Aber jetzt muss ich nach Hause, erst die Hausis machen und dann mal schauen. Mom ist momentan voll gestresst, weil die beiden Kleinen immer schreien und dies haben wollen und das gemacht werden muss, darum ist zu Hause eine Scheißstimmung. Wenn dad kommt, wird´s nicht besser, der ist auch total gestresst und hundemüde, wenn er da ist, aber wenigstens macht er ab und zu noch Witze, auch wenn die meisten für die Tonne sind. Nicky sitzt immer nur rum und liest Bücher oder macht was für die Schule. Manchmal kann ich ihn überreden ein bisschen Baseball oder Football vor dem Haus zu spielen, aber meistens hat er keinen Bock. Was soll ich also zu Hause gammeln, wenn ich in den Park kann oder ins Café? Aber seit ich letztens nachts abgehauen bin, man diese Lizzie war echt heiß, na ja, seitdem hab ich echt Ärger zu Hause, besonders mom war übelst sauer und jetzt lass ich´s lieber erst mal und gehe, wenn ich die Hausaufgaben gemacht habe. Heute habe ich mich im Café mit Jordan und Vito verabredet, die beiden sind auch im Footballteam.
„Hallo Jungs.“
„Hey mom.“
„Hallo mom.“
Mom sieht wieder voll gestresst aus, aber sie ist eigentlich ziemlich gut gelaunt.
„Wir machen jetzt unsere Hausaufgaben.“ Teilt Nicky ihr mit und geht die Treppe hoch.
Ein Glück, dass Nicky so ein Ass in der Schule ist, der versteht alles und schreibt nur Einsen. Ich glaube, wenn er mir nicht so in den A**** treten würde, alter, dann hätte ich noch mehr Ärger in der Schule, weil ich dann nämlich noch nicht mal die Hausaufgaben machen würde.
Aber Nicky und ich machen die immer zusammen, gleich nach der Schule, damit ich gar nicht erst auf die glorreiche Idee komme zu verschwinden. Heute haben wir nur Deutsch auf, das geht ja noch. Ein paar Sätze schreiben über die Romantikepoche, was die Merkmale sind und berühmte Gedichte und Autoren aus der Zeit, öde, aber einfach.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Marlon13[/img]

Nach den Hausaufgaben ess´ich schnell was, auch wenn man moms Essen nicht gerade genießen kann, und hole dann meine Schlüssel.
„Wo willst du denn hin, Marlon?“ fragt mich mom beiläufig und erklärt mir, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich mich mit ein paar Jungs treffe, wann ich wieder da zu sein habe.
„Neun Uhr, keine Minute später.“
„Aber ein paar Sekunden sind schon okay, oder?“
„Neun Uhr!“
„Okay, man, alles klar.“
„Ich bin immer noch eine Frau, Marlon.“
Wie auch immer, ich bin dann endlich weg und treffe zehn Minuten später im „Diner´s“ ein. Halb sechs, noch nicht viel los, aber das wird sich noch ändern. Um sieben wird´s schon voller sein, so wie immer. Am Tisch ganz hinten an der Wand sitzt Lizzie, die mich anlächelt und winkt. So schüchtern, wie die sich gibt, ist sie voll nicht, die hat´s echt faustdick hinter den Ohren. Seit ich die Dreads drin hab, steht sie noch mehr auf mich, aber ich hab genug von ihr. Das ist eine totale Tratschente, alles was sie macht, sieht oder hört hat sich in der nächsten Stunde in der ganzen Stadt rumgesprochen, ehrlich man. Der würde ich nie irgendwas erzählen. Ihre Freundinnen sind alle genauso, total bildungsresistent, aber für das bestaunen der neuesten Mode reicht der Wortschatz gerade noch aus. Wie auch immer, sie winkt mir zu und ich winke zurück, das war´s dann. Um halb sieben dackelt Lizzie beleidigt ab, weil ich sie keines Blickes gewürdigt habe.
„Die war voll scharf auf dich, alter.“ Bemerkt Jordan und haut mir auf die Schulter.
„Ich aber nicht auf sie, man.“
„Gut aussehen tut sie ja, das muss man ihr ja lassen.“
„Ja aber sie ist dumm wie Brot.“ entgegne ich und stelle mich grinsend vor den Tisch.
„Oh Marlon, du hast aber Muskeln in den Armen.“ äffe ich Lizzie nach und klimpere mit den Augen.
„Und was hast du dann gesagt?“ fragt mich Vito lachend.
Ich mache eine Bodybuilderpose und spanne meine Muskeln an.
„Und baby, willst du sie mal anfassen?“
„Alter, das hast du nicht, das hast du NICHT...GESAGT!“
Ich lasse meine Arme wieder sinken, schaue die beiden Grinsenden an und entgegne gleichgültig: „Nö, hab ich nicht, aber sie wäre voll drauf abgefahren, Jungs, hundert Pro!“

[img]Little Lewiston - Seite 3 Marlon14[/img]
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Beitrag  mixit So Mai 23, 2010 5:19 pm

Nicky

Es ist jetzt viertel vor neun und ich bin mit den Vorbereitungen meines Referates für morgen so gut, wie fertig. Mr. Jonathan hat mich frei entscheiden lassen, zu welchem Thema ich ein Referat halte und weil dad so nah an der Quelle sitzt und ich bereits einen Aufsatz darüber geschrieben habe, habe ich das Thema „Die Arbeitsbereiche in einem Krankenhaus“ genommen. Erst hat Mr. Jonathan vorgeschlagen das Referat zu zweit zu halten, genau genommensollte ich es mit Marlon halten, aber der hat sofort gesagt: „Hey Mr. Jonathan, ich will ja nicht bei Ihnen anecken, aber ich hab da voll keinen Bock drauf.“ Danach war die Sache erledigt gewesen und ich bekam ein Einzelreferat. Man, das wäre echt die Chance für ihn gewesen seine Noten zu verbessern, aber er hat mal wieder keinen Bock. Ich raff´ dass echt nicht, er kann doch so viel und er könnte genauso gute Noten haben, wie ich, aber er geht lieber Party machen und macht lieber mit Mädchen rum. Manchmal halte ich ihn wirklich für einen großen Volltrottel – und das weiß er. Wir würden füreinander durch´s Feuer gehen, so verschieden wir auch sind, aber ich kann ihn nicht durch die Schule ziehen, wenn er nicht mitzieht. Ach, ist jetzt auch egal, ich konzentriere mich auf meine Sachen, irgendwann wird er seine Lektion schon lernen. Um halb zehn, Marlon ist unerwarteter Weise vor einer halben Stunde pünktlich nach Hause gekommen, habe ich dann genug, fahre den PC runter und lege mich ins Bett. Am nächsten Tag ist es dann so weit – mein Referat dauert ganze zwanzig Minuten und am Ende hat sich die Arbeit gelohnt, Mr. Jonathan ist begeistert und ich bekomme eine Eins. Nach der Schule bittet mich Taisia Lobos aus der Nachbarklasse um Hilfe bei ihrem Aufsatz über die französische Revolution. Bereits am Anfang der Woche haben wir uns angefreundet, denn sie ist, genau wie ich, im Literaturverein. Außerdem ist sie eine gute Freundin von Ella, die schüchterne Blonde, die mit mir den Malkurs belegt. Tja, leider kann ich es nicht gut verstecken, also ich meine, dass ich Ella gut finde, darum hat Taisia es auch schnell bemerkt. Na was soll sie auch sonst anderes vermuten, wenn ich totalen Blödsinn rede, sobald Ella in der Nähe ist? Taisia hat gesagt, sie würde auf jeden Fall ein gutes Wort für mich einlegen, obwohl ich sie nicht darum gebeten habe, wirklich nicht. Als wir bei Taisia ankommen, bin ich ein wenig verwundert, ihre Geschwister und ihre Eltern sehen ganz anders aus als sie, also die haben nicht so eine dunkle Haut und ihre Vornamen sind nicht exotisch, wie ihrer. Es ist mir ein wenig unangenehm, als Taisia meinen Gedankengang durchschaut und ganz unverblümt darüber spricht.
„Sie sind nicht meine leiblichen Eltern, sie haben mich als Baby adoptiert, meine leiblichen Eltern kommen aus Ägypten.“ erklärt sie mir, wie selbstverständlich und immer noch fröhlich. Anscheinend macht es ihr nichts aus, wieso auch, die Eltern sind nett und sie hat es gut hier, wie es scheint. Wir quatschen noch ein bisschen über ihre ursprüngliche Heimat, in die sie bereits mit ihren Eltern und Geschwistern gereist ist, dann helfe ich ihr mit dem Referat.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Nicky11[/img]

Als ich dann zu Hause bin muss ich Marlon quasi zum Hausaufgaben machen zwingen, eigentlich wäre er jetzt lieber in den Park gegangen, aber bevor er wegen nicht gemachter Hausaufgaben auch noch eine sechs bekommt, lasse ich mich lieber auf seine Nörgeleien ein. Nach einer geschlagenen Stunde sind wir endlich fertig, denn der große Marlon Reynolds musste ja unbedingt drei „kurze Pausen“ einlegen, die dann doch jeweils um die zehn Minuten gedauert haben, ansonsten wären wir wohl schon nach einer halben Stunde fertig geworden.
„Ich hab gehört, du stehst auf eine aus der Parallelklasse?“ fragt Marlon mich grinsend und boxt mir gespielt in den Oberarm.
„Wer sagt das denn?“
„Na ja, das vermuten einige, weil du immer so nervös bist, wenn du in ihrer Nähe bist.“
„Ach, das geht dich nichts an, Marlon.“
„Komm schon, deinem Bruder kannst du doch vertrauen, man. Ich geb dir gerne ein paar Tipps, wie du bei der Schnitte landen kannst.“ stichelt er weiter und hat jede Menge Spaß dabei.
„Erstens brauche ich keine Tipps von dir, die sind mir echt zu blöd, und zweitens ist Ella keine Schnitte, ich habe schließlich nicht vor sie aufzuessen.“
„Ha, also stimmt´s, du stehst auf Ella, die Kleine, die man immer übersieht.“
Jetzt hat er es mal wieder geschafft mich reinzulegen, aber bitte, soll er´s doch wissen, Hauptsache er behält es für sich.
„Keine Sorge, alter, ich behalt´s für mich, schließlich sind wir Zwillinge.“ fügt er beschwichtigend hinzu, als hätte ich meine Gedanken ausgesprochen. Na ja, er wird es schon keinem erzählen, da bin ich mir sicher, so was würde er nicht machen, aber das wird ihn trotzdem nicht davon abhalten mich bei jeder Gelegenheit mit der Sache aufzuziehen. Schöne Scheiße auch.
Schlecht gelaunt, weil ich mal wieder über´s Ohr gehauen wurde, gehe ich zum Kühlschrank und hole mir eine Schüssel mit Müsli heraus. Marlon gesellt sich zu mir und tut es mir gleich.
Vielleicht sollte er mal wieder kochen, moms Essen ist einfach ungenießbar, da bleibt auch nur noch Müsli übrig. Momentan hat sie aber noch nicht mal mehr Zeit ihre pappigen Pfannkuchen zu machen, weil sie Aimée und Amélie beaufsichtigen und gleichzeitig noch Aufträge für die Anfertigung von Bildern erfüllen muss. Während ich noch in diesen Gedanken fest hänge, steht Marlon auf und ruft mir noch zu: „Also bis später.“
Ich bemerke zu spät, dass er mal wieder seine Schüssel stehen gelassen hat.
„Na toll, ich darf´s wieder wegräumen.“ murmel ich grimmig und stopfe mir einen weiteren Löffel Milch mit Müsli in den Mund.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Nicky111[/img]
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Beitrag  mixit Mo Mai 24, 2010 12:34 pm

Marie

Oh je, ich bin so kaputt…ich könnte jetzt einschlafen und bis morgen Abend liegen bleiben, aaaber eines der Mädchen schreit schon wieder, wahrscheinlich war ich nicht rechtzeitig da, um es auf´s Töpfchen zu setzen oder der leere Magen knurrt. Außerdem muss das Bild in drei Tagen fertig sein, mein Gott, wie soll ich das bloß schaffen? Manchmal fühle ich mich wie ein kleiner Roboter, der einfach nur funktioniert, Pausen machen gibt´s nicht. Andy ist so eingespannt im Krankenhaus, seit er Assistenzarzt geworden ist und dann dieser blöde Pieper, der sogar schon mitten in der Nacht nach meinem Mann verlangt hat. Aber sobald die Mädchen in die Schule gehen, wird sich die Situation hier zu Hause deutlich entspannen, nehme ich an, bis dahin heißt es für mich – Zähne zusammenbeißen.
Im Kinderzimmer der beiden Kleinen sitzt Aimée und heult sich die Seele aus dem Leib und ich sehe auch gleich wieso. Mit Mundwinkeln, die schon fast den Boden berühren, zeigt sie mit ihrem kleinen Zeigefinger jammernd auf den Kuschelhasen, den ihre Schwester Amélie im Arm hat. Diese schaut mich mit großen Augen an und schiebt den Hasen ohne ein Wort oder eine Miene zu verziehen ihrer Schwester hin.
„Amélie, du sollst deiner Schwester nicht das Spielzeug wegnehmen, du hast ein eigenes Kuscheltier!“ ermahne ich sie streng. Halb beleidigt und halb beschämt schaut sie zu Boden und spielt an ihrem T-Shirt herum. Aimée, ermuntert durch meine Ermahnung, wendet sich grimmig guckend an ihre Schwester. Den Hasen fest umklammernd gibt sie ihr zu verstehen, dass er ihr alleine gehört.
„Meins!“ sagt sie bestimmt und wendet sich dann demonstrativ ab. Während der nächsten Stunde bringe ich die beiden ins Bett und stelle mich dann vor die Staffelei auf der das angefangene Bild steht, das ich für das Rathaus fertig stellen muss. Die Sekretärin des Bürgermeisters hat mich um die Anfertigung eines Bildes gebeten und damit ich das auch rechtzeitig schaffe, muss ich mich jetzt wirkliche ranhalten, sonst kann ich die Bezahlung vergessen. Aber schon allein dadurch, dass ein Bild von mir im Rathaus hängt, könnte mein Ruf als Künstlerin sich stark verbessern.
Gerade habe ich angefangen, kommt Nicky die Treppe rauf und stapft grimmig in sein Zimmer. „Alles in Ordnung, Schatz?“
Genauso grimmig, wie er geguckt hat, entgegnet er mir: „Ach nichts, nur wieder mal Marlon, der lässt die ganze Hausarbeit immer an mir hängen.“
„Sollten wir vielleicht mal einen Putzplan erstellen?“ kommt mir da spontan in den Sinn und irgendwie gefällt mir die Idee.
„Ja, genau, das machen wir, dann gibt es keinen Streit mehr zwischen euch beiden.“
„Wenn du meinst.“ Kommt es ungerührt von Nicky zurück. Ich denke, das ist gar keine so schlechte Idee, vor allem nicht in Bezug auf Marlon, der sich gerne vor der Hausarbeit drückt. Meine Konzentration richtet sich wieder auf das Bild vor mir. Ein bisschen mehr Rosa könnte nicht schaden.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Marie111[/img]

Am Sonntag hat Andy endlich mal frei und wir können einen gemeinsamen Familientag genießen. Nachdem wir zusammen zum Strand gegangen und Andy mit den beiden Jungs geangelt hat, zumindest haben sie es versucht, sind wir in den Park gegangen und haben gepicknickt. Den Korb, den ich mit allem möglichen Obst gefüllt habe, ist schnell geleert, besonders die Wassermelone ist ein heiß geliebtes Nahrungsmittel in unserer Familie. Amélie und Aimée tapsen ungeschickt zwischen den Blumen umher, während Andy sich mit Marlon ein kleines Footballspiel liefert. Nicky hockt dagegen im Schneidersitz neben mir und liest ein Buch. Endlich mal ein entspannter Tag nach so viel stressigem Alltag.
„Was liest du denn gerade?“
Nicky schaut verwirrt hoch. „He?“
„Was liest du gerade?“ wiederhole ich und lasse mir die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen.
„Irgend so einen Krimi von Freddie Verany.“
„Willst du nicht mitspielen?“ frage ich ihn und deute mit meinem Kinn auf Andy und Marlon, die sich gerade gegenseitig über den Rasen schubsen.
„Vielleicht später.“
Und schon ist er wieder in sein Buch vertieft. Am Abend sind alle geschafft, aber glücklich. Die Mädchen werden von Andy gebadet und anschließend in ihre Schlafsachen gepackt, dann geselle ich mich noch eine Weile zu ihnen ins Zimmer und übe mit ihnen das Laufen. Denn so ganz sicher sind sie noch nicht, auch wenn sie schon einige Schritte alleine gehen können. Amélie (links im Bild) hat aber bereits nach wenigen Minuten keine Lust mehr und träumt lieber vor sich hin. Aimée (rechts im Bild) hat dagegen ihren Spaß und juchzt jedes Mal, wenn sie bei mir ankommt und ich sie in die Luft hebe.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Marie11[/img]
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Beitrag  mixit Sa Mai 29, 2010 10:18 am

Familie Dean

Molly

Marcies Gebrutstag war ein voller Erfolg gewesen, die Gäste, zu denen im Grunde genommen nur die Reynolds gehört hatten, hatten laut applaudiert als Marcie die Geburtstagskerzen auf ihrer Sahnetorte ausgepustet hatte. Danach hatten wir noch zwei Stündchen draußen gesessen und Avery, sowie Marcie vergnügt mit den Zwillingsmädchen gespielt. Im Anschluss daran teilte mir Marcie voller Ernst und mit ganz viel Flehen in den Augen mit, wie liebend gerne sie auch so ein kleines Geschwisterchen haben würde.
„Mummy, ich will auch so ein kleines Baby hier haben, die sind soooo süß!“ hatte sie gesagt und war unbeirrt fortgefahren: „bitte mummy, kauf mir so ein kleines Baby.“
George, der in dem Moment in der Kinderzimmertür stand, um seiner Jüngsten einen Gutenachtkuss zu geben, lachte kurz auf, ehe er sich wieder beherrschte und mit Mühe versuchte einen Lachkrampf zu verhindern. Ich hätte auch beinahe laut losgelacht, habe mich aber stattdessen ruhig und besonnen an Marcie gerichtet. „Schätzchen, so viel Geld habe ich nicht.“ Ich war noch nicht bereit meinen beiden Mädchen die Bienchen und Blümchen-Sache zu erklären, also beließ ich es bei meiner Antwort und strich der enttäuschten Marcie über den Kopf, bevor ich dann George das Feld überließ und mich zu Avery begab, die sich gerade die Zähne geputzt hatte. „So Mäuschen, jetzt kämme ich dir noch schnell die Haare und dann geht es auch für dich ab ins Bett.“
„Geht Marcie morgen mit mir in die Schule?“ fragte mich Avery interessiert und strahlte, als ich dies bejahte. „Dann können wir zusammen in der Pause spielen und zusammen Hausaufgaben machen, das find ich wirklich toll.“
Ich fand es auch toll, denn nun hatte ich tagsüber mehr Zeit, mich um mich selbst zu kümmern. Nicht, dass ich das vorher nicht konnte, aber es war zugegebenermaßen schwieriger mit einem Kleinkind. Nun kann ich nach langer Zeit mal wieder etwas nur für mich tun. Heute war ich zum Beispiel den ganzen Vormittag im Park und habe ein gutes Buch gelesen und das schöne Wetter genossen. Ich muss zwar in zwei Stunden zur Arbeit, aber der Vormittag hat mich sehr entspannt und entspannt lässt es sich wesentlich besser arbeiten. Wenn die Mädchen um drei aus der Schule kommen, wird auch George da sein, denn heute hat George frei, allerdings ist er gerade mit dem Dienstwagen in der Werkstatt, die Sirene funktioniert nicht mehr richtig. An den anderen Tagen habe ich ein einen Babysitter engagiert, Ella Gooding, ein sehr verlässlicher junger Teenie, der erstaunlicherweise blendend mit Marcie auskommt. Zwei andere Kindermädchen waren nach jeweils einem Tag nicht wiedergekommen. Marcie hat eben ihren eigenen Willen und ist nicht immer einfach, aber Ella hat anscheinend einen Draht zu ihr gefunden.
Am Abend mache ich frischen Salat zum Abendbrot und unterhalte mich nebenbei mit Avery und Marcie, die sich gerade ihre Lieblingstrickserie anschauen, in der gerade das Häuschen der armen kleinen Maus in Flammen aufgeht. Der Gedanke an die besonderen Fähigkeiten schleicht sich wieder ein, aber bis jetzt gab es keinen Grund sich Sorgen zu machen, weder bei Avery, noch bei Marcie haben George und ich irgendetwas Seltsames bemerkt. Anscheinend ist der Kelch an ihnen vorüber gegangen.
„Schau mal mummy, der kann aber hoch springen.“ ruft Avery mir zu und reißt mich aus meinen Gedanken. Auf meinem Schneidebrett muss als nächstes die Aubergine dran glauben.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Molly10[/img]

George sitzt schon seit drei Stunden am Computer und schreibt Berichte. „Alles streng vertraulich, Schatz!“ gibt er mir immer dann zu verstehen, wenn ich mich unbemerkt an ihn heranschleiche, um ihm meine Arme um den Hals zu legen. „Ich wüsste auch etwas streng Vertrauliches.“ entgegne ich ihm heute und küsse ihn auf den Hals. George seufzt ergeben und lässt sich tatsächlich dazu bringen den brummenden Rechner herunter zu fahren und sich mit mir in die oberste Etage zu begeben. Es ist bereits kurz vor Mitternacht, aber den Einstieg in den nächsten Tag erleben wir hellwach und mit viel Spaß.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Molly110[/img]
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Beitrag  mixit Mo Mai 31, 2010 7:30 pm

Avery

Seit Marcie nicht mehr so klein ist, ist mummy nicht mehr so hektisch, das find ich wirklich gut, weil ich manchmal auch ein bisschen hektisch werde, wenn mummy oder daddy es sind. Ich habe mummy gefragt, warum sie jetzt besser drauf ist, da hat mummy gesagt, dass es jetzt nicht mehr so anstrengend für sie ist und dass sie viel mehr Zeit hat, um mal a.u.s.s.c.h.u.s.p.a.n.n.e.n (ich finde das Wort bricht mir fast die Zunge, darum spreche ich es lieber langsam aus, meine Zunge brauche ich nämlich noch!). Ich habe dann gesagt, dass ich es toll finde, wenn mummy weniger angestrengt ist und mehr a.u.s.c.h.p….also dass sie jetzt mehr Ruhe hat. CHILLEN würde Marcie bestimmt dazu sagen. Ja und darum hat sie jetzt auch mehr Lust was mit uns zu machen, zum Beispiel nach der Schule…und natürlich nach den Hausaufgaben… in den Park zu gehen oder an den Strand, wo ich immer schicke Schlösser aus Sand und Wasser baue. Gestern hat mich Marcie aber mit der Sandmatsche beworfen und mein ganzes Kleid war braun und klebrig und eklig und mummy war suuupersauer und hat dolle mit Marcie geschimpft.
„Schlammpackungen sind gut für die Haut, sagt Mrs. Roger von nebenan.“ hat Marcie gesagt, nur, dass der Schlamm an meinem Kleid klebte und nicht an meiner Haut… iiiihhh, wer macht sich denn Schlamm auf die Haut? Das wird doch hart und man sieht aus, wie ein Marsmännchen. Na ja, mummy hat mein Kleid in die Waschmaschine getan und jetzt hängt es draußen auf der Wäscheleine und sieht wieder ganz sauber aus. Daddy hat gar nichts richtig mitgekriegt, weil er immer so viel arbeiten muss und immer so viel am Computer sitzt und schreiben muss. Ich habe ihn dann mal gefragt, was er denn so schreibt und ob er mir eine seiner Geschichten mal vorliest, aber daddy hat gesagt, dass er keine Geschichten für Kinder schreibt, dass er überhaupt keine Geschichten schreibt, sondern Berichte, das hat er gesagt und ich habe genickt, obwohl ich gar nicht weiß, was Berichte sind….hört sich fast an, wie Gerichte, also, die, die man essen kann, aber ich glaube, daddy meint etwas ganz anderes. Heute hat daddy aber eine Überraschung für Marcie und mich gehabt, weil er mir das ja mal versprochen hat. Er hat mir nämlich mal versprochen mit mir in so ein Stadion zu gehen, da, wo die Footballspieler immer spielen, und heute hat er uns die Karten gezeigt und gesagt, dass wir zusammen ins Stadion gehen. Ich bin schon ganz aufgeregt und Marcie auch. Wir haben beide einen Schal von daddy bekommen, das sind Schals von unserer Lieblingsmannschaft.
„Kommt ihr beiden, wir wollen lohos.“ ruft daddy von unten hoch und Marcie schubst mich fast die Treppe runter, als sie so schnell an mir vorbeiläuft.
Als wir beim Stadion sind, stehen da auch Andy, Marlon und Nicky, die schauen sich das Spiel mit uns zusammen an. Marlon sieht echt lustig aus mit den langen komischen Zöpfen und Marcie findet das auch und lacht ihn aus und sagt, er sieht aus, wie ein Mädchen. Marlon hat dann gesagt, sie soll lieber auf ihre Haargummis aufpassen, denn er könnte auch gut welche brauchen. Da hat meine Schwester ihm die Zunge rausgestreckt und Marlon hat sie ausgelacht. Das Spiel ist super, es sind sooo viele Menschen da und die singen alle so komische Lieder wie:
„Geh doch zu Hauseeee, du alte Scheiße, geh doch zu Hause, bleib nicht hier.“ Ziemlich böse Worte, hat mummy immer gesagt, aber Marcie findet das toll und jetzt singt sie das immer zu Hause und kriegt immer Ärger von mummy, weil mummy solche Wörter nämlich „nicht duldet“ (jaha, so sagt sie das wirklich). Auf jeden Fall finde ich Football anschauen im Stadion viel besser als wie es im Fernsehen anzugucken, aber daddy sagt, wenn man das immer macht, dann ist das zu teuer. Ich liebe das Stadion trotzdem.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Avery10[/img]

„Avery, du schaust echt blöd aus mit den Schuhen.“ sagt Marcie und lacht mich aus. So eine fiese Ziege, kann ich doch nichts dafür, dass mummy mir diese blöden Schuhe gekauft hat. Mummy sagt, die Schuhe sind für „besondere Anlässe“. Und dann habe ich überlegt, was mummy damit meint, aber ich bin da nicht drauf gekommen, darum habe ich mummy einfach gefragt, weil ich mummy immer alles fragen kann.
„Mummy, was sind denn besondere Anlässe?“
„Hochzeiten oder Geburtstage sind zum Beispiel besondere Anlässe.“ Hat mummy gesagt und da habe ich mir gewünscht, dass ich niemals zu einer Hochzeit oder einen Geburtstag gehen muss, weil die Schuhe wirklich blöd aussehen. Aber Marcie lacht nicht mehr, als mummy ihr die gleichen Schuhe auch schenkt, nur dass ich Rote habe und Marcie Schwarze. Aber blöd sehen die auch aus und da lache ich dann über Marcie und Marcie schaut mich böse an und sagt ganz leise, dass ich eine dumme Ziege bin. Mir doch egal, das hat sie davon. Wer zuletzt lacht, lacht am besten sagt grandpa immer und ich glaube irgendwie hat er Recht. Marcie und ich streiten uns oft, weil sie immer so frech zu mir ist und sich über mich lustig macht und auch immer so blöde Sachen sagt. Letztens hat sie gesagt, nachts würde ein grünes, schleimiges Monster in meinem Schrank sein und wenn es hell wird, macht es sich unsichtbar und weil sie das gesagt hat, habe ich Angst alleine im Bett zu liegen. Ich habe zwar gesagt, dass sie spinnt und dass das nicht stimmt, aber irgendwie habe ich jetzt im Dunkeln immer ein Bild von einem grünen, schleimigen Monster im Kopf und das macht mir Angst. Aber ich sage das nicht, ich bin nämlich ein mutiges Mädchen, hat daddy mal gesagt und weil ich ja auch Polizistin werden möchte und Polizisten und Polizististinnen…oder so ähnlich….mutig sein müssen, bin ich auch mutig. Aber Marcie will auch immer alles das machen, was ich machen will und wenn es nur einer machen kann, dann will sie immer als erstes. Gestern habe ich daddy gesagt, dass ich gerne am Computer ein bisschen was spielen möchte und daddy hat es mir erlaubt und dann hat Marcie daddy auch gefragt, weil ich ihn gefragt habe, und daddy hat gesagt, wir müssen uns dann abwechseln. Aber Marcie wollte unbedingt als erstes spielen, obwohl ich daddy zuerst gefragt habe und da haben wir uns wieder gestritten.

[img]Little Lewiston - Seite 3 Avery110[/img]
(links Marcie, rechts Avery)
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Beitrag  mixit Di Jun 01, 2010 4:10 pm

Marcie

Ha! Gestern hab ich mich mit George geprügelt, mitten auf´m Schulhof und der hat gebrüllt, wie ein kleines Baby, nur wegen einem kleinen Kratzer am Arm und da hat der blöde Affe geschrieen „Ich blute, ich blute, Hiiiilfe, ich blute…“ Wegen…einem…dämlichen….Kra…tzer….boah ey, so ein Hirni, echt mal. Aber er ist ja auch selber Schuld, weil hätte er nicht dauernd an meinen Haaren gezogen, dann wäre ich auch nicht so sauer geworden, wirklich nicht. Zum Glück hat das aber kein Lehrer mitbekommen, vielleicht hätten die das ja mummy und daddy gepetzt. Das wär´ echt kacke gewesen, weil daddy ja auch noch Polizist ist und so, gut dass die davon nix wissen.
Aber Ella hab ich es erzählt und sie hat mir versprochen, dass sie es keinem verrät, aber nur, wenn ich das nicht noch mal mache, also mich prügeln. Ich habe es ihr natürlich versprochen….aber nur so lange, bis Georg mich wieder ärgert oder so. Das macht mich nämlich richtig sauer. Das muss Ella aber nicht wissen, also dass mit meinem halben Versprechen. Ella ist super, endlich mal jemand, der voll in Ordnung ist. Die anderen Babysitter (ich bin doch nun wirklich kein baby mehr!! So ein blödes Wort!) waren alle für´n Aasch, total doof und darum hab ich denen Salz in die Gläser geschüttet und so lange geschrieen, bis die von selber wieder weg waren. Avery war das egal, die ist eh zu jedem nett, aber ich mag halt nicht jeden und wenn ich jemanden nicht nett finde, bin ich auch nicht nett zu dem, warum sollte ich denn? Dann würde ich ja lügen, weil ich dann nur so tun würde, als würde ich den jemanden nett finden... Na ja, Ella finde ich aber nett und darum kann sie ruhig unsere Babysitterin bleiben. Das Beste ist ja, dass sie genau so gerne wie ich in die Sterne schaut und sie sagt, sie hat ein Teleskop…ein echtes Teleskop, das finde ich endgeil, weil ich würde mir auch gerne eines wünschen, damit ich die Sterne und den Mond und die anderen Planeten sehen kann, nur dass die Dinger echt teuer sind und darum spare ich jetzt. Ich kriege jede Woche einen Simoleon von daddy, genau wie Avery, und ich lege jetzt immer den Simoleon in eine Sparbüchse. Avery hat mich ausgelacht und mir den Vogel gezeigt und gesagt, da müsste ich ja 300 Wochen lang sparen und das wären ungefähr fast 6 Jahre. Blöde Rechenkuh, soll se sich doch um ihre Sachen kümmern, aber wenn ich dann ein Teleskop habe, dann darf sie da nicht durchschauen, das ist ganz sicher. Aber Ella hat mir versprochen, dass sie mich mal einlädt und dass ich dann auch durch ihr Teleskop schauen darf, ist das nicht super? Find ich auch. Als Ella mit mir und Avery gestern in den Park gegangen ist und meine Streberschwester die Vögel gefüttert hat, hat Ella mir alles über die Planeten erzählt und ich habe ihr gesagt, dass der Saturn mein Lieblingsplanet ist. Ellas Lieblingsplanet ist der Pluto gewesen, nur dass der gar kein richtiger Planet mehr ist, sagt sie, weil der wohl zu klein ist. Da haben ein paar Wissenschlafter…oder Wiesenschaftler oder so ähnlich….die haben dann gesagt, der Pluto ist kein richtiger Planet mehr und jetzt hat Ella keinen Lieblingsplaneten mehr, schade.

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Ich glaube Avery ist verknallt. Dabei sind Jungs doch voll ätzend und schreien immer gleich wie Babys. Avery hat mich zwar angebrüllt, dass das nicht stimmt und dass ich eine Lügnerin bin, aber ich glaube trotzdem, dass sie verknallt ist und es macht so einen Spaß sie damit zu ärgern. Eigentlich kann man Avery nicht so leicht ärgern, weil die immer ganz lieb und nett ist, aber ich weiß, wie man sie ärgern kann, denn ich bin die Ärger-Königin. Und wenn ich immer hinterherlaufe und singe: „Verliebt verlobt verheiratet.“ Und das eine ganze halbe Stunde, da wird selbst Avery böse. Ich wette, sie würde Alex am liebsten küssen. Sooo was ekliges. Alex ist doch genau so ein Schleimer und Streber, wie meine Schwester, also eigentlich passen die zusammen, wie der Klodeckel auf die Brille sagt grandpa immer. Dann sage ich immer zu Avery: „Avery Marshall – was für ein hübscher Name….Avery Marshall – oohh, was für ein hüüüübscher Naaaameeee.“ Und das macht sie noch saurerer….Na ja…eigentlich ärgere ich Avery nur, weil es so viel Spaß macht, aber es macht auch Spaß mit ihr zu spielen, mit den Puppen oder mit dem Football, den daddy ihr geschenkt hat, als sie in die Schule gekommen ist. Manchmal ist sie auch meine Lieblingsschwester, hab ich zu ihr gesagt und da hat sie gesagt: „Ich bin ja auch deine einzige Schwester, du Dummi.“ Stimmt, aber deshalb muss sie ja nicht unbedingt meine Lieblingsschwester sein oder? Aber manchmal ist sie das doch. Egal, eigentlich hab ich sie schon ein bisschen gerne….aber nur ein bisschen! Weil es doch einfach zu viel Spaß macht, sie zu ärgern. Heute haben wir die Hausaufgaben mit Ella draußen gemacht, weil es so schön warm war und die Sonne geschienen hat und danach haben wir zu dritt Fangen gespielt und das war toll. Als wir dann alle voll kaputt und so waren, man, puh…laufen ist manchmal echt anstrengend, da haben Avery und ich uns gegenseitig die besten und gruseligsten und lustigsten Grimassen vorgeführt, das können wir beide nämlich supergut.

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Beitrag  mixit So Jul 04, 2010 12:08 pm

Familie Perkins

Amanda

Es bricht mir das Herz meine Tochter so zu sehen. Als ob sie es nicht schon schwer genug hatte, nachdem Colin verschwunden und sie mit einem Baby alleine war, warum muss das Leben ihr auch noch ihren Großvater nehmen? Und mir meinen Vater, der immer alles für seine Familie getan hat? Das Leben ist grausam, ein Puppentheater, und wir Menschen sind die Puppen. Dad war alt und ich hatte eine gewisse Ahnung, dass er nicht mehr all zu lange unter uns weilen würde, aber diese Ahnung hatte ich liebend gerne verdrängt, wer denkt denn schon gerne an den Tod, besonders wenn es um den Tod eines geliebten Menschen geht?
Vor einer Woche war alles noch gewesen, wie immer. Vor zwei Tagen war Dad eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht, friedlich an Altersschwäche gestorben, keine Schmerzen. Nur ein kleiner Trost, wenn man bedenkt, dass ich ihn nie mehr sehen werde.
Seit Dad´s Tod ist Sam nicht mehr wirklich anwesend, außen abwesend und innen leer. Mein armes kleines Mädchen, so viel Leid in ihrem noch so jungen Leben. Sprechen tut sie nicht mit mir, meistens liegt sie auf ihrem Bett oder sitzt draußen an unserem Teich und starrt starr geradeaus. Auf der Arbeit habe ich sie vorerst krank gemeldet, so kann sie unmöglich arbeiten, sie ist ja gar nicht zurechnungsfähig. Nun bin ich diejenige, die stark sein muss, obwohl mir das sehr schwer fällt. Ich muss stark sein für meine Tochter und stark sein für meinen Enkel, der das Ganze Drama überhaupt noch nicht versteht und das ist auch gut so. Am Morgen des Todestages war Noah zum Kleinkind herangewachsen und wies die gleichen dunkelroten Perkinshaare auf, wie Sam, ich und meine Mutter damals. Blasse Haut und rote Haare, ich finde er ist ein hübscher Junge. Noah muss womöglich vorerst auf seine mummy verzichten, aber ich bin für ihn da, für ihn und für Sam. Am Dienstag spricht Sam das erste Mal seit drei Tagen wieder mit mir und das ist ein gutes Zeichen, doch was sie mir sagt, beunruhigt mich ein wenig. „Ich werde heute wieder zur Arbeit gehen.“
Nach einigen schweigsamen Sekunden in denen ich das Gesagte verarbeite, habe ich mich wieder gefasst.
„Bist…du dir sicher, ich meine,…denkst du, du bist in der Lage wieder zu arbeiten, Schatz? Vielleicht solltest du noch eine Woche warten.“
„Eine Woche hier hocken? Wo mir alles auf die Decke fällt? Nein…ich brauche die Arbeit, um auf andere Gedanken zu kommen.“
Damit ist das Thema erledigt. Keine Diskussion.
Sam macht das Fläschchen fertig, reicht es Noah und gibt ihm einen zärtlichen Kuss auf den Kopf, bevor sie ihre Schlüssel nimmt und zur Arbeit fährt. Sie hat es so eilig und irgendwie wirkt sie ernst, aber gefasst, so ganz anders als noch vor einigen Stunden. Hat sie den Schock überwunden oder spielt sie mir etwas vor? Ich weiß es nicht. Als am Mittag Sophie Jones vorbeikommt und mit Noah und Cody für zwei Stunden in den Park geht, bin ich zum ersten Mal seit Dads Tod vollkommen alleine in dem kleinen und jetzt doch so großen Haus und alles in mir Angestaute bricht sich Bahn und ich weine hemmungslos. Weine um meinen Vater, der weiß Gott der beste Vater auf Erden war. Weine um meine Tochter, die so viel erleiden muss….
Um kurz nach zwei ist Sophie wieder da und bringt den zart lächelnden Noah wieder nach Hause. Ich bedanke mich bei ihr und als ich ihr zum Abschied die Hand geben möchte, ignoriert sie es und nimmt mich stattdessen fest in den Arm. Und es tut gut.
Noah ist den restlichen Nachmittag ganz mit sich selbst beschäftigt. So ein ruhiges und unkompliziertes Kind habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Er erinnert mich so sehr an seinen Vater, das gleiche Wesen, die gleiche seltsam ruhige Art. Als Sam auch um fünf noch nicht da ist, mache ich meinem Enkelsohn die Flasche fertig und gebe sie ihm.

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Am Mittwoch wirkt Sam noch gefasster, wenn ich es nicht anders wüsste, hätte ich gesagt, sie wirkt sogar irgendwie zuversichtlich. Vielleicht tut ihr die Arbeit wirklich gut, aber die Trauer mit Arbeit zu überdecken kann auf die Dauer nicht gut sein, irgendwann muss sie sich mit der Trauer auseinandersetzen und dann kann auch die Arbeit sie nicht ablenken.
Genau, wie gestern macht sie Noah am Morgen die Milch, gibt ihm einen Kuss und geht zur Arbeit. Ich habe mich entschieden an diesem Tag mit Noah nach draußen zu gehen, raus aus diesem Haus. Ein bisschen Ablenkung wird auch mir gut tun. Während des Vormittags ist im Park nicht ganz so viel los, schließlich sind die Kinder in der Schule und die meisten Leute arbeiten um diese Uhrzeit. Lediglich einige Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern hatten wohl die gleiche Idee, wie ich und suchen hier Gleichgesinnte mit denen sie sich über den stressigen Alltag mit schreienden Babys und quengeligen Kleinkindern austauschen können. Noah inspiziert interessiert die kleinen Ameisen, die kreuz und quer durch das Gras wuseln und dabei ist er so vertieft in seine Beobachtungen, dass seine Aufmerksamkeit nur schwerlich auf etwas anderes zu lenken ist. Eine Frau setzt sich neben mich und winkt den zwei kleinen Mädchen zu, die quietschvergnügt hinter den Tauben her laufen und andauernd „Husch!“ rufen. Das eine Mädchen plumst dabei ständig zurück auf den Boden, rappelt sich aber immer wieder auf und läuft weiter.
„Zwei süße Mädchen, die sie da haben, sind das Zwillinge?“ frage ich die Frau neben mir.
„Ja, die beiden sind Zwillinge, genau wie ihre Brüder.“ Entgegnet sie freundlich mit einem französischen Akzent und sieht den beiden nach. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und um halb vier mache ich mich dann mit Noah auf den Weg nach Hause. Heute ist Sam bereits um fünf da und wirkt recht gut gelaunt. Am Abend bringt sie Noah ins Bett. Ich stehe unten auf der dritten Stufe und sehe meine Tochter oben stehen, Noah ganz fest im Arm und ein liebevolles Lächeln im Gesicht. „Alles wird wieder gut.“ Flüstert sie gerade noch so laut, dass ich es verstehen kann. Und ich hoffe, sie hat Recht.

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Beitrag  mixit So Jul 04, 2010 7:26 pm

Sam

Keiner kann sich auch nur im Entferntesten vorstellen, was ich in den letzten Wochen und Monaten zu erleiden hatte, absolut keiner, denn jedes Schicksal ist einzigartig. Manche mögen sich vielleicht ähneln, gewisse Parallelen zueinander aufweisen, aber kein Schicksal gleicht einem anderen. Also musste ich mich auch ganz alleine mit meinem zugegebenermaßen schlecht gezogenen oder um es treffender zu formulieren – beschissenen – Los abfinden und auseinandersetzen. Die Sache mit Colin, ja, die ist mehr oder weniger abgehakt,…nein…ich hab´s in meinem Gedächtnis ehrlich gesagt ganz weit hinten weggeschlossen, was bleibt mir auch anderes übrig? Schließlich trage ich Verantwortung für ein Baby, für mein Baby und ein Baby kann nichts mit einer Mutter anfangen, die wie ein Teenager an ihrem Liebeskummer zerbricht und sich in die hinterste Ecke des hintersten Raumes verkriecht. Das konnte ich Noah wirklich nicht antun. Das Los, welches man mir gezogen hat, hatte aber noch lange nicht abgeschlossen, nein, ich sollte noch viel mehr leiden, als ob das Erlebte nicht schon genug wäre, hat man mir dann noch meinen geliebten Grandpa genommen. Grandpa, den ich so sehr geliebt habe und der mich geliebt hat. Es gab nie einen besseren Grandpa, da war ich mir schon als Kind sicher gewesen. Ja und genau diesen besten Grandpa der Welt, nein, des Universums hat man mir genommen und das genau zu einem Zeitpunkt, wo ich ihn um alles in der Welt gebraucht hätte. Und er war so stolz auf seinen Urenkel. Er hätte Noah so gerne aufwachsen sehen, zumindest ein bisschen. Aber es war ihm nicht vergönnt. Und so verfiel ich in eine Starre, ich war nicht wirklich da, ich war aber auch nicht nicht da, ich existierte, mehr nicht. Ganze drei Tage lang redete ich kein einziges Wort, ich war noch nicht mal in der Lage mich um mein Kind zu kümmern. Mom ist für mich eingesprungen. Dabei muss auch mom unendlich traurig gewesen sein, aber sie ist eine starke Frau, stärker als ich, wie ich heute feststellen muss. Drei Tage bekam ich das Treiben um mich herum nur verschwommen bis gar nicht mit. Ich lag meistens auf meinem Bett, ich aß nichts, ich wollte nichts. Ich wollte bloß grandpa zurück und am dritten Tag änderte sich alles.
Am Dienstag gehe ich zur Arbeit, meine Starre hatte sich in der letzten Nacht aufgelöst, ganz plötzlich, dank einer phänomenalen Eingebung. Es gab noch eine letzte Möglichkeit mein Los ein wenig zu verbessern. Eine Möglichkeit mir grandpa zurück zu holen.
Im Wissenschaftsinstitut angekommen begab ich mich eiligen Schrittes zu meinem Spint und zog mir meinen Kittel an, der mich als Mitarbeiterin des Instituts auswies und in dessen groß bemessener Tasche meine Identifizierungskarte steckte, mit der ich befugt war in jedes Labor und in jeden Raum zu gelangen. Schnell schloss ich den Spint wieder zu und lief über einen langen weißen Korridor zum Aufzug, der mich nach unten in die kälteren Kellerräume brachte. Ein weiterer weißer Korridor lag vor mir. Die grünlich leuchtenden Neonröhren an den Decken beruhigten mich. Die vierte Tür auf der linken Seite würde mich zu der Lösung aller Probleme führen. Ich steckte meine Identifizierungskarte in den dafür vorgesehenen Schlitz und drückte anschließend meinen Daumen auf die graue Fläche, mit der mein Fingerabdruck gescannt wurde. Eine Sekunde später gab die Tür mit einem „Ssst“ grünes Licht für mein Eintreten und ich stieß sie vorsichtig auf. Die Leinentasche, die ich um meine Schultern und meinen Oberkörper geschlungen hatte stellte ich auf einen steril wirkenden Metalltisch, der rechts im Labor seinen Platz hatte. Langsam hob ich die Urne von grandpa heraus und stellte sie neben die nun leere Tasche. Ich bereitete das große Gerät in der Mitte des Labors vor, steckte die Kabel ein, drückte auf den großen, runden On-Knopf. Die Glocke öffnete sich surrend und ich kippte die Asche in die kleine Metallröhre, die sich unterhalb der Glocke befand. Als sich die Glocke wieder schloss, dauerte es einige Minuten, bis die graue Asche durch die Glocke wirbelte. Aus zwei Düsen, die sich im Boden des Gerätes befanden, wurde ein grünliches, feines Serum gesprüht, das sich allmählich mit den grauen Aschekörnchen vereinte. Drei Stunden später war die Glocke vollkommen beschlagen, das Innere konnte man nicht mehr erkennen. Diese neuartige Technologie hatten wir bereits zehn Mal ausprobiert, zweimal war es uns geglückt, das erhoffte Ergebnis zu erzielen. Nun raste mein Herz als sich die Glocke langsam surrend erhob. Unter der Glocke kam ein graues, durchsichtiges Material zum Vorschein und ich stieß einen Freudenschrei aus.
„Grandpa!“
Grandpa sah sich irritiert in dem kalten Labor um und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Wo…bin ich hier?“ murmelte er verwirrt und sah dann mich.
„Sam! Was machst du denn hier?“
„Oh grandpa!“ rief ich erneut aus und fiel ihm um den Hals. Er fühlte sich unglaublich kalt an, wie eisige Luft, aber es tat gut ihn wieder im Arm zu haben. „Du bist wieder da.“
„Wieder da? War ich denn weg?“ fragte er mich nun noch verwirrter.
„Grandpa, du warst tot und jetzt…na ja…bist du wieder da…etwas verändert, aber du bist da.“ Als sich grandpa im Spiegel betrachtete staunte er. „Das…gibt ja nicht, das ist ja unglaublich.“ Murmelte er wieder und lachte. „Das ist ja fabelhaft, wie habt ihr das bloß hinbekommen?“ Ich hatte grandpa wieder!
Vor dem Wissenschaftsinstitut umarmte ich ihn nochmals, ich konnte es immer noch nicht fassen. Leider sah man ihn in der Helligkeit des Tages nur sehr schlecht, was eigentlich gut für ihn war, weil er ja nun den ganzen Weg bis zur Hütte laufen musste, weil ich kein Geld mehr für ein Taxi in meiner Tasche hatte.

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Beitrag  mixit Fr Jul 09, 2010 4:40 pm

Familie Jones

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Sophie

Die letzen Tage waren so stressig, wie schon lange nicht mehr. Erst der unerwartete Tod von Old Lucky und die damit verbundene Schockstarre meiner besten Freundin Sam und dann noch der Geburtstag von Cody, auf dem wegen des Todesfalles nicht wirklich Partystimmung herrschte. Bens Eltern waren, unabhängig voneinander, gekommen (die beiden würdigten sich keines Blickes, was da wohl vorgefallen sein mag?), erst Anthony mit Alex, der übrigens einige Tage vor Cody zum Schulkind wurde und eine halbe Stunde später Kaitlyn. Alex und Cody verstehen sich ganz gut. Schon seltsam, wenn man bedenkt, dass die beiden Onkel und Neffe sind. Ich glaube den beiden ist das gar nicht klar, die sehen sich eher als Cousins oder einfach bloß als Freunde. Ist wahrscheinlich auch gut so, das Ganze würde die Kinder bloß unnötig verwirren. Alex und Cody sind gar nicht so verschieden, wie ich und vielleicht auch Ben dachten. Alex ist nach wie vor ein sehr stiller und ruhiger Junge, aber Cody ist längst nicht mehr so offen und lebendig, wie er als Kleinkind war. Seinen Charme hat er immer noch behalten und wenn er wollte, könnte er auch nach wie vor jeden um den Finger wickeln. Doch mir ist aufgefallen, dass er jetzt, als Schulkind, viel mit sich alleine beschäftigt ist und nur ungerne in die Stadt geht. Gestern wollte ich ihn fragen, ob er sich nicht mit Alex einen Film im Kino ansehen möchte, aber da sah er mich nur verständnislos an und entgegnete empört: „Ins Kino? Bloß nicht, das ist viel zu voll da drin.“
Mit so einer Antwort hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und weil ich so perplex war, ging ich nicht weiter darauf ein. Seit wann gehen Kinder nicht gerne ins Kino, weil es „zu voll“ ist? Das hab ich ja noch nie gehört. Aber Cody meinte das vollkommen ernst und ließ sich auch heute Morgen nicht dazu überreden sich den neuesten Film von „Leeroy und die kleinen Zauberwichtel“ anzuschauen. Vielleicht sollte ich mir da einfach nicht so viele Gedanken drüber machen, schließlich hat jeder so seinen Spleen. Vielleicht ist Cody einfach jemand, der sich Filme lieber zu Hause auf der Couch ansieht, anstatt ins Kino zu gehen, Ben geht´s schließlich genauso.
Ich sollte mich lieber mal um die Fertigstellung meines Buches kümmern, anstatt mir den Kopf über solche albernen Kleinigkeiten zu zerbrechen. Mein erstes, richtiges, langseitiges Buch – ein Drama mit dem Titel „Wenn keiner dich hört“. Ich war noch nie so sehr in meine Fantasiewelt getaucht, wie beim Schreiben dieses Buches. Manchmal wache ich tatsächlich morgens auf und denke, ich sei Rosie McGordon, die Hauptfigur in dem Drama und dann sehe ich nach links und da liegt dann Ben und ich muss mir erneut eingestehen, dass ich mal wieder Realität und Fantasie durcheinander gebracht habe, wie so oft, wenn ich vorher stundenlang an einer Geschichte saß - als wäre es mein eigenes Leben, das ich da zu Papier bringe.
Am Donnerstag bin ich dann tatsächlich so weit und tippe bedächtig die letzten Buchstaben in das Schreibprogramm meines Laptops.

Rosie lehnte sich über die Rehling und sah den immer kleiner werdenden Lichtern am Horizont noch lange hinterher, bis sie gänzlich verschwanden und die kleine Insel nur noch als schwacher Punkt in der Ferne zu erkennen war. Der Alptraum war vorbei.

Ende


Noch in der nächsten Minute rufe ich bei dem Verlag an, der sich bereits vor zwei Wochen für mein Buch interessiert hatte und verkünde feierlich die Geburt von Wenn keiner dich hört. Am nächsten Vormittag gebe ich die getippten Seiten dort ab und bald darauf kassiere ich die erste Tantieme. Das Buch scheint gut anzukommen, der Verlag möchte auch mein nächstes Buch herausbringen, aber über das mache ich mir erst nächste Woche Gedanken, wenn ich die Freude über den Erfolg meines ersten Dramas ausgekostet habe. Cody bekommt meine gute Laune natürlich mit und fragt mich, warum ich denn so gut gelaunt sei und als ich ihm alles über mein neues Buch erzähle, schaut er mich nachdenklich an und entgegnet:
„Ich würde auch lieber alleine in meinem Zimmer schreiben und nicht in der Schule sitzen.“
„Magst du die Schule etwa nicht?“
„Nein, ich kann sie nicht leiden.“
„Hast du Ärger mit den Lehrern oder den anderen Kindern?“ frage ich nun besorgt, atme aber erleichtert aus, als Cody den Kopf schüttelt.
„Was ist es dann, Schatz?“
„Es ist viel zu laut und dort sind viel zu viele Menschen, ich fühle mich überhaupt nicht wohl, wenn zu viele Menschen um mich herum sind, im Ernst, mom, ich hasse es.“
Jetzt bin ich aber platt. Hat Cody etwa Angst vor Menschenmassen? So eine Art Platzangst oder so?
„Na so was.“ Entgegne ich bloß, denn was anders fällt mir gerade nicht ein.
„Kannst du mir jetzt bei meinen Hausaufgaben helfen, mom?“ fragt mich Cody ganz ungerührt und schaut mich ungeduldig an.
„…Ähh…natürlich.“ Und in der nächsten Sekunde sitzen wir auf dem Fußboden und unterstreichen Adjektive in der Geschichte vom Hasen und dem Fuchs.

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Beitrag  mixit Fr Jul 09, 2010 5:24 pm

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Cody

Schule ist blöd. Total ätzend und blöd. Ich kann die blöden Aufgaben, aber ich kann mich nicht konzentrieren, weil ich Herzrasen bekomme. Das liegt nur an den anderen. Ich bin lieber in meinem Zimmer und mache da Hausaufgaben oder spiele mit meinen Schiffen und Autos. Da hab ich meine Ruhe und es ist nicht so beengt. Warum kann ich nicht einen eigenen Lehrer haben, nur für mich alleine? Dann würde ich auch kein Herzrasen bekommen. Die Pausen sind noch schlimmer, weil da alle Kinder aus allen Klassen auf dem Schulhof sind und ich fühle mich schrecklich eingeengt und verkrieche mich lieber auf die Schultoilette, da habe ich wenigstens eine Klokabine ganz für mich alleine. Mit dem Schulbus zu fahren ist genauso blöd, wie die Pausen, weil der immer so voll ist und alle sitzen so eng beieinander und dann kriege ich wieder Herzrasen. Darum bin ich heute zu Fuß gegangen, ohne dass mom das wusste, weil, sie würde sich unglaubliche Sorgen machen, wenn sie es wüsste, obwohl die Schule gar nicht weit von unserem Haus weg ist. In einer Viertelstunde war ich da, ganz pünktlich zur ersten blöden Stunde. Die anderen sind so schrecklich laut und springen sogar auf die Tische, wenn Miss Leighton mal kurz nicht da ist und dann kriege ich schon wieder fast einen Schreianfall, den ich aber immer schön runterschlucke. Was würden die anderen denn denken, wenn ich auf einmal da sitzen und laut schreien würde, wahrscheinlich würden die mich für bekloppt halten und die Großen würden mich in eine Psychatrie einweisen lassen. Also schluck ich´s lieber runter und ertrage es. Der einzige Normale in meiner Klasse ist Wybie Seaborn (ausgesprochen: engl. Why-be), obwohl der von den anderen als besonders komisch und seltsam beschrieben wird, nur von mir nicht. Ich finde die anderen sind komisch und seltsam, wenn die auf Tischen tanzen und so. Wybie läuft nicht über Tische und er brüllt auch nicht affisches Zeug, er ist einfach nur normal. Mal abgesehen von seinem Kleidungsstil, der wirklich etwas komisch und seltsam ist…ziemlich bunt eben.
„Hey Wybie, darf ich mich vielleicht neben dich setzen?“ frage ich ihn am Freitag und als auch Miss Leighton einverstanden ist, werde ich Wybies neuer Sitznachbar. Am Nachmittag kommt Wybie mit zu mir nach Hause und dort zeige ich ihm die obercoole E-Gitarre meines Dads.
„Er spielt in einer Band.“ Erkläre ich ihm stolz und Wybie findet das cool.
„Echt? Das ist ja cool.“
„Ich kann auch schon ein bisschen spielen.“ Füge ich noch stolzer hinzu und Wybie findet das noch cooler.
„Echt? Wow, das ist ja noch cooler!“
Und als ich ein bisschen spiele – ich muss aber echt noch üben, so gut wie Dad bin ich nun wirklich nicht – ist Wybie begeistert.
„Das ist echt cool.“
„Na ja, geht so, muss noch üben.“
„Nee, klar, aber es ist schon ziemlich cool, weißt du?“
„Danke.“
„Bitte.“
Dann erzählt mir Wybie von seinem Zuhause und das ist echt interessant.
„Ich wohne bei meiner Grandma, weißt du?“
„Was ist denn mit deinen Eltern?“
„Na, die sind gestorben, als ich erst zwei war, ein Autounfall, weißt du?“
„Und wie isses bei deiner grandma?“
„Es ist ganz cool, sie ist zwar ziemlich schräg, aber ganz cool ist sie.“
In der Schule sagen die anderen, dass Wybies grandma Irma einen Knacks hätte, ein wenig verrückt sei. Ich weiß nicht, ob´s stimmt, aber wenn sie´s wäre, ist es auch egal, verrückter als die anderen Kinder kann sie gar nicht sein. Dann erzählt mir Wybie noch, dass er später mal ein großer Erfinder sein will, jemand der Dinge erfindet, die es noch gar nie auf der Erde gegeben hat.
„Und hast du schon etwas erfunden?“ frage ich ihn ehrlich interessiert.
„Ich bastele gerade an einer Zeitmaschine, weißt du?“
Jetzt glaube ich aber schon, dass er vielleicht doch ein bisschen komisch und seltsam ist.
„Eine…Zeitmaschine?“
„Jepp, es dauert bestimmt noch ganz lange bis die fertig ist, weißt du? Dann bin ich vielleicht schon erwachsen, aber wenn sie fertig ist, fahren wir mal gemeinsam in die Zukunft…oder in die Vergangenheit, ganz, wie du willst.“
Ich starre ihn wie bekloppt an, ehe ich fast an einem Lachanfall ersticke.
„Lach nur, Jones, aber wenn es so weit ist, kannst du gerne mal mitkommen, ich lade dich hiermit ein mit mir die vergangenen und kommenden Zeiten zu erkunden – wenn die Maschine fertig ist.“
Eine Zeitmaschine, klar, und ich werde Papst. Wie auch immer, Wybie ist zwar doch ein wenig komisch und seltsam, aber ich mag ihn. Irgendwie verstehen wir uns. Zeitmaschine hin oder her.

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Beitrag  mixit Sa Jul 10, 2010 10:52 am

Ben

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Die Sonne scheint, das Wetter ist super, ich fühl mich klasse, ein perfekter Tag für ein kleines Konzert in der Stadt – und das ganz umsonst, kostenlos für alle, die da gerade so herumirren und mal ein bisschen abrocken wollen. Mit meiner E-Gitarre hau ich voll rein in die Saiten und die ersten Leute bleiben stehen und klatschen oder wippen mit. Ich bin voll drin in meinem Groove, dass ich gar nicht merke, wie mir einzelne Leute Münzen in den Gitarrenkoffer werfen, aber hey, ich bedanke mich für jeden einzelnen Cent. Jeder Cent beweist, dass ich´s drauf hab. Irgendwann stehe ich ganz vorne auf dem Titelblatt

Ben J. and the Rocks – die beste Rockband des Universums

Und dann hab ich´s endlich geschafft, ich könnte uns eine Villa kaufen, zehn Sportwagen und einen riesigen Pool im Garten. Jetzt träume ich noch von diesen Sachen, aber es dauert nicht mehr lange, dann ist es Realität. Heute durfte ich mit meiner Band auf der großen Bühne performen, während der Soundcheck-Pause der Immorals. Und die haben tatsächlich zugeschaut…und sie waren begeistert und sagten, ich brauche nach keiner Vorgruppe mehr zu suchen, sie hätten bereits eine gefunden und damit meinten sie uns…verdammte Scheiße….uns! Das ist so irre, wir, the Rocks, als Vorgruppe der Immorals, das ist einfach unglaublich. Ich hab dem Frontman locker auf die Schulter geklopft und gesagt:
„Klar man, wir sind dabei!“
Und die Sache war geritzt. Dass heißt, nächsten Montag geht´s los, zwei Wochen auf Tour, durch die ganze Welt. Das wird der Hammer und eine echte Chance für uns, um bekannt zu werden. Klar, ich werde dann zwei Wochen lang nicht zu Hause sein, aber das ist eben der Preis, den ich jetzt zahlen muss, dafür verdiene ich danach mehr Geld, als wir uns jetzt vorstellen können. Jetzt muss ich es nur noch Sophie erklären.
„Sophie, hast du eine Minute?“
„…mhm…moment…“
Sie tippt noch ein paar Mal auf die Tastatur und klappt den Laptop dann zu, ehe sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkt.
„Hör mal, the Immorals haben ja nach einer Vorgruppe gesucht, für die Tour in einer Woche, hab ich dir doch erzählt…“
„Ja, hast du.“
„…na ja und wir haben jetzt eine gefunden, beziehungsweise, sie haben eine gefunden…“
„Oh, das ist ja schön für sie.“
„Nun, also…die Vorgruppe wären wir.“
Sophie schaut auf den Kühlschrank, nickt dann bedächtig und fragt:
„Und für wie lange?“
„Zwei Wochen.“
„…zwei Wochen…“ murmelt sie und fügt etwas lauter hinzu: „meinetwegen, ich und Cody kommen schon zwei Wochen ohne dich aus.“
„Echt? Du…bist nicht sauer oder so?“
„Nein, ehrlich nicht…das ist doch die Chance für euch, ich weiß das.“
Sie steht auf und schlingt ihre Arme um meinen Hals.
„Solange du die Finger von anderen Frauen lässt, kann ich damit leben.“
„Was? Keine anderen Frauen? Is nicht dein Ernst?!“ stoße ich mit übertriebener Empörtheit aus und kassiere dafür einen Boxhieb in den Oberarm.
„Blödmann.“
Lachend dirigiere ich meine attraktive, äußerst hübsche und soooo verständnisvolle Frau ins Schlafzimmer. Zwei Stunden haben wir noch Zeit, ehe Cody wieder zu Hause ist.
Am Nachmittag spielen meine Jungs und ich ein kleines Konzert im Theater und dann habe ich endlich das Geld zusammen. Ich fahre anschließend zum Fahrzeughändler meines Vertrauens und der weiß natürlich genau, worauf ich es seit mehr als drei Wochen abgesehen habe. Das Geld – bar auf die Hand – ist ausgegeben, dafür bin ich jetzt stolzer Besitzer des heißesten Gefährts in ganz Little. Dieses Teil hat mein Herz erobert. Wenn Doppelehen erlaubt wären, würde ich dieses heiße Teil zu meiner zweiten Frau machen!
Zu Hause angekommen – es ist bereits dunkel – rufe ich Sophie voller Freude nach draußen.
Sie schaut erst mich an, dann fällt ihr Blick auf meine neue Errungenschaft.
„Und…ist das nicht der Hammer?“ frage ich sie begeistert.
„…“
„Na, was sagst du?“
„Hast du das gekauft?“
„Ja und das für einen Top-Preis, der Händler hat mir das Teil für schlappe 10.000 Eu…“
„Moment moment, jetzt sag mir nicht, du hast dir für 10.000 Euro ein Motorrad gekauft und kein Auto, in das deine ganze Familie passen würde.“
Und da hatten wir den ersten richtigen Streit.

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