Akkis Sunset Valley

Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Teil meines Challenge-TB!

Ihr mögt den unkreativen Namen entschuldigen. Da ich im ersten Teil den Namen der Stadt tatsächlich mit Sunset Valley angegeben habe, benenne ich diesen TB-Teil nach der Stadt. Der goldgeflügelte Aassucher ist zwar weiterhin hier heimisch, wird aber keine so große Rolle mehr spielen.

Zunächst möchte ich euch meine Simsfamilien die aus der drei Startfamilien (Sanders, Cope, Aldridge) entstanden sind vorstellen. Da es inzwischen fast fünfzig Sims verteilt auf 12 Haushalte sind, werde ich in Zukunft nur drei Haushalte spielen. In den anderen Haushalten schaue ich nur vorbei um gegebenenfalls Sims umzubenennen oder neu einzukleiden. Sollten sich besonders spannende Entwicklungen ergeben, werde ich vermutlich auch in anderen als den drei noch vorzustellenden Haushalten spielen.

Berichten werde ich daher vornehmlich aus den gespielten Haushalten; die übrigen werden vorerst in die Statistenrolle gedrängt. Aber wie man es aus Soap Operas oder anderen Serien kennt: Statisten können mit der Zeit auch fest ins Ensemble integriert werden .

Auf der vom Vater übernommenen Farm lebt Brian Cope mit seiner Frau Tiana und dem gemeinsamen Kind Joan. Brian ist der erste Sohn von Will Cope (†) und Hanna Sanders (†). Tianas Eltern Silas (†) und Dorothy (†) Serna waren eng mit Hanna befreundet. Tiana ist außerdem die beste Freundin von Brians Schwester Danie. Sie arbeitet bei der Spurensicherung.

June Thomas, geborene Cope, ist das zweite Kind von Will und Hanna. Sie ist in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten und veröffentlicht regelmäßig einen neuen SF-Hit oder Besteller. Ihr Mann Colin ist ein ehemaliger Feuerwehrmann, der inzwischen bei der regionalen Zeitung arbeitet. Gemeinsam haben sie zwei Kinder: Helena und Jeremy.

Danie, das jüngste Kind von Will und Hanna, hat nach ihrer Hochzeit mit Osvaldo dessen Familiennamen Olivas angenommen. Die beiden waren kaum aus den Flitterwochen zurück als ihre erste Tochter Marisol geboren wurde. Kurz darauf wurde Danie ein zweites Mal schwanger und zur allgemeinen Überraschung (besonders meiner -.-) bekam sie Drillingsmädchen: Manuela, Monica und Mercedes. Als krönender Abschluss folgte schließlich der einzige Sohn des Ehepaares: Miguel. Danie arbeitete in der biologischen Station, während Osvaldo daheim bleibt und gegen das sich ausbreitende Chaos arbeitet.



Marisol Manuela
Monica Mercedes
Miguel

Haushalt Aldridge (1)

Louis Aldridge ist sowohl der Bruder von Hanna als auch von Kenyon (†). [Die Familienverhältnisse innerhalb von Sunset Valley drohen mit Generation zu Generation verworrener zu werden]. Er ist ebenfalls Schriftsteller, während seine Frau Karyn, obschon ergraut, als Forscherin in der biologischen Station arbeitet. Das Paar hat vier Kinder: den schon erwachsenen Leon (der jüngst seine Freundin Shasta verlassen hat), die Teenager Lucas (der Shasta inzwischen erfolgreich tröstet) und Lenny, sowie die kleine Nachzüglerin Lindsay.

Carl Sanders ist ebenfalls ein Halbbruder von Hanna. Er mit Felisha Sanders verheiratet, deren Schwester Karyn wiederum mit seinem Halbbruder Louis verheiratet ist. Mit seiner verstorbenen Frau Deanne hat Carl drei Kinder: Peter (schon ausgezogen, siehe Sanders (2)) und die Zwillinge Catherine und Louise. Felisha und Carl haben ein gemeinsames Kind: den Teenager Kevin.


Catherine Louise

Peter Sanders ist gleich nach der Schule mit seiner Freundin Brittney (Schwester von Tiana, Shasta und Seth) Serna zusammengezogen. Inzwischen sind der Journalist und die Sekretärin verheiratet. Ihr Sohn Toby ist ein Kleinkind und Brittney ist ein zweites Mal schwanger.

Hier wohnen die verwaisten Teenager Shasta und Seth.

Deborah ist neben den Ehepaaren Sanders und Aldridge (1 + 2) die einzig noch Lebende ihrer Generation. Sie ist eine geborene Aldridge und hat einen unehelichen Sohn (Darrel). Mit ihrem verstorbenen Mann Will Cope hat sie weitere vier Kinder, die noch alle mit ihr zusammen wohnen: die beiden Teenager Dennis und Bernice und die Zwillingsmädchen Cora und Alice.



Cora Alice

Überraschenderweise hat Darrel nach seiner (genauso überraschenden) Hochzeit mit Shameka (die ein paar Jahre älter ist) deren Nachnamen Porter angenommen. Irgendwoher hatten die beiden eine Menge Geld, so dass sie die alte Villa der Sernas kaufen konnten, nachdem Shasta und Seth nach dem Tod ihrer Eltern ein kleineres Haus gekauft hatten. Darrel geht dunklen Machenschaften nach, während die stets perfekt gestylte Shameka daheim bleibt und sich um Söhnchen Dylan zu kümmern.

Marcus Cope ist zwar der Bruder von Will Cope, könnte alterstechnisch aber sein Sohn sein (weswegen ich ihn nicht mit zu Deborahs Generation gezählt habe). Er ist pensionierter Airforce-Pilot. Seine Frau Sara arbeitet als Ärztin. Gemeinsam haben sie zwei Kinder: Fiona und Nigel.

Der verrückte Robby ist der Halbbruder von Deborah und Louis. Er ist mit Francisca, der Schwester von Will und Marcus, verheiratet. Sie haben zwei Kinder: Chris und Erin, die genauso einen Sprung in der Schüssel hat wie ihr Vater.

Es folgen nun die drei Haushalte, über die ich hauptsächlich schreiben werde.

Nachdem Hanna und Kenyon endlich zueinander gefunden hatten, bekamen sie drei Kinder: Jonathan, Jacob und Ashley. Die drei jungen Erwachsenen leben gemeinsam im elterlichen Haus. Jonathan arbeitet als internationaler Top-Spion, sein Bruder Jacob ist Gentherapeut. Ashley möchte - wie so viele andere in der Familie - ihr Geld als Autorin verdienen.
Die drei Geschwister kommen sehr gut miteinander aus. Aber wird das auch so bleiben? Jacob hat nämlich einen neuen Mitbewohner angeschleppt …

Shane Michaels war der erfolgreichste Sportler seiner Highschool. Für gewöhnlich bekommen derart vielversprechende Athleten ein Sportstipendium, um in den College-Ligen ihr Können zu zeigen und so die Profivereine auf sich aufmerksam zu machen. Shane allerdings ist … sagen wir mal besonders einfach gestrickt („Mom says I’m special!“ bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man sich dabei Shane vorstellt). Obwohl er ein Ausnahmesportler ist, wollte kein College ihn annehmen. Die Profikarriere scheint damit für Shane in weite Ferne gerückt. In Sunset Valley hofft er doch irgendwie als Sportler sein Geld zu verdienen.

Mycroft Teitel hat sein Leben lang gearbeitet. Zuerst in der Schule und neben der Schule, später in einer großen Denkfabrik. Doch mit vierzig will Mycroft aussteigen! Er hat seinen Job und seine Wohnung gekündigt und sich ein kleines Grundstück am Meer gekauft. In Zukunft will er unter dem Sternenhimmel nächtigen, Fische fangen und frisches Gemüse im Garten anbauen. Ob er damit über die Runden kommen wird?

„Und Sie sind sicher, dass Ihre Geschwister nichts dagegen haben, wenn ich erst einmal bei Ihnen wohne?“ Aus ihren großen, leuchtend blauen Augen sah Lethe Jacob fragend ein.
Jacob dachte wieder einmal, dass derjenige der ihr diesen Namen verpasst hatte, einen merkwürdigen Sinn für Humor hatte. Dann dachte er an Ashleys entsetztes Gesicht. Natürlich war seine kleine Schwester zuerst gar nicht damit einverstanden gewesen, dass Jacob Lethe Obdach bieten wollte. Jonathan hatte nur genickt und Ashley einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst.
„Die beiden haben überhaupt kein Problem damit!“, behauptete Jacob schließlich und lächelte Lethe beruhigend an. „Da sind wir auch schon.“
Die beiden jungen Leute stiegen aus dem Auto.
„Das Haus ist sehr groß.“, bemerkte Lethe nachdem sie die Fassade gemustert hatte. „Kommt das Rauschen vom Meer? Ich meine, es muss vom Meer kommen! Ich kann mich zwar nicht ans Meer erinnern, aber ich habe darüber gelesen. Und darüber, das es rauscht.“
„Es ist das Meer.“, bestätigte Jacob. Was für Fortschritte sie gemacht hatte! Noch vor einem halben Jahr hatte sie nicht einmal mehr lesen können. Die Erinnerung daran war zurück gekommen, aber ihre Vergangenheit, ihre Herkunft, ja ihre ganze Persönlichkeit lag nach wie vor im Dunkeln. Niemand – am allerwenigsten Lethe selbst – wusste wer sie eigentlich war.

„Das Haus steht auf einer Klippe. Von oben sieht es übrigens wie ein Pfeil aus.“ Er nahm Lethe sanft am Arm und führte sie zur Eingangstür. „Das habe ich bis vor ein paar Monaten selber nicht gewusst, aber mein Bruder hat es aus der Luft gesehen.“
„Aus der Luft?“
„Ja. Er … äh, ach das hatte mit seinem Job zutun.“, wich Jacob aus. „Moment, ich muss eben den Schlüssel suchen.“ Die einzige Bedingung die Jonathan an Lethes Einzug geknüpft hatte, war das absolute Verschwiegenheit über seinen Job gewahrt werden musste. Wie der Ältere jedoch verheimlichen wollte, dass er Geheimagent war wenn er jeden Abend im Smoking das Haus verließ, konspirativer Telefonate führte und gelegentlich von einem Hubschrauber im Garten abgeholt wurde, war Jacob ein Rätsel.
„Hier sind wir. Das ist die Küche. Die Treppe führt – logischerweise – nach oben. Da haben meine Geschwister und ich unsere Zimmer – schon seit wir Kinder sind. Außerdem sind ein Arbeitszimmer und ein Bad oben. Das zeige ich Ihnen nachher.“ Jacob holte eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und reichte sie Lethe. Dann bedeutete er ihr, ihm ins Wohnzimmer zu folgen. „Das selten genutzte Wohnzimmer. Seit unsere Eltern nicht mehr leben, gucken Jonathan und ich uns höchstens mal die Super-Bowl-Übertragung an. Ashley guckt manchmal diese Quizshow, aber ansonsten ist es ziemlich verwaist.“ Er deutete auf die Tür links neben der Zugangstür. „Da ist das zweite Badezimmer. Und hier geht’s in Ihr Schlafzimmer.“

Lethe folgte Jonathan in das kleine, aber gemütlich eingerichtete Schlafzimmer. Es war in Orangetönen gehalten. Lethe war sich nicht sicher, was eigentlich ihre Lieblingsfarbe war, aber orange fand sie zumindest ansprechend.
„Früher war das das Schlafzimmer meiner Eltern. Deswegen kommen Sie auch in den Genuss eines eigenen Bades.“ Er zwinkerte ihr spitzbübisch zu. „Ich glaube meine Mutter wäre Amok gelaufen, hätte Sie sich mit Ashley ein Bad teilen müssen.“ Er überlegte kurz und fügte dann hinzu: „Und ich hätte mir mit Mom auch kein Bad teilen wollen. Zuletzt war sie nicht sehr ordentlich.“
Lethe nickte automatisch und versuchte die gewonnen Informationen zu verdauen und zu speichern. Sie entdeckte jeden Tag etwas Neues und ihr Gehirn war damit schon ausgelastet genug. Und jetzt gab Jacob ihr noch soviel Input! Sie versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie bisher erfahren hatte. Jacob war Assistenzarzt auf der Station, auf der man sie gesund gepflegt hatte, als sie vor einem guten halben Jahr mitten auf der Straße nur in Unterwäsche gehüllt aufgetaucht war. Sie war schwach wie ein neugeborenes Kätzchen und vollkommen verängstigt gewesen. Im Krankenhaus hatte man festgestellt, dass ihr körperlich rein gar nichts fehlte, sie war nur geschwächt. Viel dramatischer hingegen war, dass sie sich an rein gar nichts erinnern konnte! In den ersten Wochen wusste sie nicht einmal wie man spricht. Es gab auch ein paar unschöne Unfälle die mit dem Gang zur Toilette zutun hatten. Lethe lief rot an, als sie daran zurückdachte. Ihr Gedächtnis hatte sie zwar nicht wiedererlangt, aber die gängigen Kulturtechniken beherrschte sie.
„Alles ok?“ Jacob hatte Lethes Reisetasche, die ihre kümmerlichen Besitztümer enthielt, auf das Bett gestellt. „Ist Ihnen nicht gut?“ Ganz der Arzt der er war, legte er ihr behutsam die Hand auf die Stirn.
„Es ist nichts.“; beeilte Lethe sich zu sagen. „Ich musste nur an die Toilettengeschichte denken.“ Sie wurde noch ein bisschen röter und senkte verlegen den Blick. So sah sie nicht, dass Jacob tapfer ein Grinsen unterdrückte.
„Das war nicht so schlimm.“, sagte er betont gelassen. „Kommen Sie, ich zeig Ihnen das obere Geschoß. Ashley müsste theoretisch zuhause sein. Jonathan kommt erst später.“
Dankbar nickte Lethe und folgte Jacob aus ihrem neuen Zimmer.

Die beiden besichtigten zunächst Jacobs und Jonathans Zimmer, bevor Jacob augenzwinkernd an Ashleys Zimmer klopfte. „Das war ursprünglich mal das Zimmer unserer Schwester Danie. Als sie ausgezogen ist, wurde es zum Arbeitszimmer. Ashley hätte es am liebsten als zweites Zimmer bekommen, aber daraus wurde nichts.“
„Und jetzt habe ich es doch bekommen.“, fügte Ashley hinzu, denn inzwischen waren sie eingetreten. „Wartet einen Moment, ich schreibe eben den Satz zu Ende.“
Jacob und Lethe verstummten und zu hören war nur das Klappern der Tastatur, über die Ashleys Finger flogen. Verhalten inspizierte Lethe den Raum. Er war in einem satten Grün gehalten; offenbar Ashleys Lieblingsfarbe, denn sie trug einen Pullover in derselben Farbe. Von Ashley selbst sah sie nicht viel, denn sie saß mit dem Rücken zu ihren Besuchern. Im Gegensatz zu dem hellblonden Jacob hatte seine Schwester rotes Haar.
„So fertig!“, verkündete Ashley schließlich und klickte mit der Maus auf den Speicherbutton ihres Textverarbeitungsprogramms. Dann streckte sie sich und stand auf.
„Allerdings haben die Jungs mir dafür mein altes Zimmer abgenommen. Alte Knauser.“, sagte sie, das Thema wiederaufnehmend. Sie verzog ihren Mund zu einem Schmollen. „Sie sind also Lethe.“ Ashley musterte Lethe von Kopf bis Fuß und plötzlich lächelte sie. „Freut mich sie kennen zu lernen. Wobei – eigentlich können wir auch Du sagen. Ich wette Du bistso alt wie ich.“
„Ich weiß nicht wie alt ich bin.“, gab Lethe wahrheitsgemäß zurück.
Ashley nickte. „Stimmt ja, hab ich ganz vergessen.“ Ihr Lächeln verschwand und sie sah tatsächlich verlegen aus. „Ähm .. schlechte Wortwahl.“
„Woran schreibst Du gerade?“, fragte Jacob um einen unangenehmen Schweigen zuvor zukommen.
„An der Fortsetzung zu meinem letzten Buch.“ An Lethe gewandt erläuterte sie: „Ich bin Schriftstellerin. Aber im Gegensatz zu meiner Mutter, meiner Schwester, meinem Onkel uuuund meinem Cousin, schreibe ich für Kinder nicht für Erwachsene.“ Sie zählte die schriftstellerischen Verwandten an den Fingern auf. „Mein letztes Buch hat sich sehr gut verkauft, also mache ich eine Trilogie daraus. Und jetzt muss ich weiter arbeiten. Wir sehen uns beim Abendessen.“ Damit setzte sie sich wieder hin und begann erneut in die Tasten zu hauen. Jacob bedeutete Lethe ihm zu folgen.

(Oops, da ist das Zimmer noch nicht renoviert, sorry!)

Die beiden gingen in den Garten. „Da unten ist das Meer. Vom Garten aus kommen Sie nicht an den Strand, aber links vom Haus führt ein kleiner Trampelpfad hinunter.“
„Ist das gefährlich?“, fragte Lethe. Sie verspürte zwar keine Angst (zumindest nicht mehr als sonst, was aber einfach an diesem riesigen schwarzen Loch in ihrem Kopf lag), aber sie hatte verschiedenes zum Thema Meer gelesen und war dabei auf alle möglichen Gefahren gestoßen.
„Eigentlich nicht, solange Sie nicht zu weit ins Meer rauswaten. Die Strömung ist hier sehr gefährlich.“
„Ich weiß ja noch nicht mal ob ich schwimmen kann.“, bemerkte Lethe säuerlich. „Oder ob ich vielleicht sogar Angst vor Wasser habe!“
„Da ist ein Pool, da können Sie es ausprobieren.“, warf eine neue Stimme ein. Jonathan bog ums Haus und grinste seinen Bruder und die neue Mitbewohnerin gewohnt frech an. „Hi, ich bin Jonathan, Jacobs großer Bruder.“
Lethe nahm artig seine hingehaltene Hand und schüttelte sie. Jonathan sah in seinem schwarzen Smoking sehr smart aus und Lethe musste unwillkürlich denken, dass ihn die meisten Frauen vermutlich sehr attraktiv fanden.
„Jake, ich bleib heute nicht zum Abendessen. Ich bin mit Gladys fürs Kino verabredet, ich zieh mich nur rasch um.“ Er begann seine Fliege zu lösen. „Wie ich dieses Ding hasse.“ Mit einem Blick auf die Uhr, setzte er sich in Bewegung. „Tut mir wirklich leid, Miss äääh, ich hab nur ihren Vornamen behalten. Lethe, nicht wahr? Naja, wir sehen und dann morgen beim Frühstück, Lethe.“
Lethe nickte. Als Jonathan schließlich außer Hörweite war, fragte sie: „Wie ist es so Geschwister zu haben?“
Jacob lachte leise, bevor er lakonisch antwortete: „Anstrengend.“

Lethes Schlaf war so tief, dass sie sich nicht einmal an ihre Träume erinnern konnte. Was nicht unbedingt schlecht war, denn oft hatte sie verwirrende Träume, die sie mit einem unangenehmen Gefühl ruckartig erwachen ließen. Doch nach dieser Nacht wachte sie von alleine am frühen Morgen auf. Erleichtert stellte sie fest, dass sie sofort wusste, wo sie war. Sie stand auf und zog die Vorhänge beiseite. Die Sonne stieg langsam über dem Meer auf und spiegelte sich im Poolwasser.
Es klopfte.
Auf Lethes unsicheres Herein (im Krankenhaus hatten die Schwestern nie auf ein Herein gewartet, sondern waren unmittelbar nach dem Klopfen ins Zimmer gestürmt), steckte Ashley den Kopf ins Zimmer. „Guten Morgen.“, sagte sie. „Es gibt gleich Frühstück. Hast Du Hunger? Jacob macht ganz phantastische Pfannkuchen.“
Lethe war unsicher was sie sagen sollte, deswegen nickte sie nur. Ashley schien das auszureichen, denn mit dem Hinweis sich zu beeilen, verschwand sie auch schon wieder. Einen Moment versuchte Lethe ihr durch die geschlossene Tür hinterher zusehen, dann zog sie sich rasch um und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht.
Am Küchentisch saß neben Ashley auch Jonathan, der irgendwann in der Nacht heimgekommen war. Er wünschte ihr freundlich einen Guten Morgen. Lethe war froh, dass sie sich angezogen hatte, denn die beiden Geschwister waren es ebenfalls. Sie hatte in den letzten sechs Monaten genug Peinlichkeiten für den Rest ihres Lebens gesammelt.
„Ich habe Speckpfannkuchen und Apfelpfannkuchen gemacht.“, verkündete Jacob, der an der Anrichte stand. Er, so stellet Lethe schwankend zwischen Amüsement und Verwunderung, trug noch seine Nachtwäsche. „Probieren Sie einfach beide, dann können Sie entscheiden welchen Sie lieber mögen.
Ashley rollte die Augen. „Jacob, tue doch nicht so, als wärest Du Methusalem. Warum duzt Du Lethe nicht einfach auch? Wenn sie doch jetzt hier wohnt!“
Jacob, einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht, wollte etwas einwenden, doch Ashley ließ ihn nicht zu Wort kommen. „DU kennst sie schließlich am längsten. Und ihr Arzt bist Du auch nicht mehr, oder?“ Erwartungsvoll sah sie ihren Bruder an.
„Also wir können uns gerne duzen.“, warf Jonathan freundlich ein. „Ashley, gib mir mal den Sirup.“
„Wenn es Ihnen nicht unangenehm ist.“, wendete sich Jacob zurückhaltend an Lethe.
„Nur wenn es Ihnen nichts ausmacht.“, entgegnete Lethe verunsichert.
Ashley rollte erneut mit den Augen. „Dann wäre das ja geklärt. Krieg ich noch einen Speckpfannkuchen?“

„Ich hoffe es macht Dir nichts aus denn ganzen Tag mit Ashley allein im Haus zu bleiben.“, fragte Jacob besorgt, während er seine Sachen zusammenpackte. „Ich habe leider keinen Urlaub bekommen.“
„Das macht nichts!“, versicherte ihm Lethe. „Vielleicht kann ich mich ja irgendwie nützlich machen?“
Jacob schien einen Moment zu überlegen, denn er zog die Nase kraus. Das hatte Lethe in den letzten Monaten schön öfter bei ihm beobachten können. Ob sie auch eine besondere Mimik beim Nachdenken hatte? Oder gehabt hatte? Vergaß der Körper solche Sachen vielleicht auch?
„Hm, im Haushalt dürfte nichts anfallen. Alles was ich nicht schon in Ordnung gebrachte habe, wird nachher der Haushaltsservice machen. Aber Du könntest den Gemüsegarten bewässern.“, antwortete er schließlich.
Sofort stieg Panik in Lethe hoch. Gemüsegarten? Sie hatte doch keine Ahnung von Pflanzen. Was, wenn sie etwas falsch machte? Empfindlichen Pflanzen (und es gab sehr empfindliche Pflanzen, dass hatte sie im Discovery Channel gesehen) „Oh, ähm.“, stotterte sie.
„Du musst nur die Bewässerungsanlage anstellen. Sie ist programmiert, so dass sie aufhört wenn die Pflanzen genug haben. Nur anmachen muss man sie.“, beruhigte Jacob Lethe. Er hatte ihre Unsicherheit sofort bemerkt und lächelte sie nun aufmunternd an. „Hier, ich lass Dir meinen Laptop da. Dann kannst Du wieder im Internet surfen.“ Er wusste, dass sie stundenlang im Netz lesen konnte und dabei langsam wieder das Allgemeinwissen aufbaute, dass Lethe meinte haben zu müssen. Oft bemerkte sie, dass nach der Lektüre weniger Einzelheiten, das Wissen über einen bestimmten Zusammenhang zurückkehrte. Sie hatte sich zum Beispiel über Geburt und Kindheit informieren wollen, doch kaum hatte sie gelesen: „Die menschliche Schwangerschaft dauert … .“, als ihr einschoss, dass es eben neun Monate waren. Außerdem erinnerte sie sich daran, wie ein Kind gezeugt wurde und wie ein Kind geboren wurde. Aber ihre Erinnerungen waren immer wie Erinnerungen an ein Buch: Bekannt aber nicht selbst erlebt. Zumindest war sich Lethe sicher, dass sie noch kein Kind geboren hatte (und die gynäkologischen Untersuchungen bestätigten das), doch Lethe traute solchen Vermutungen nie.
Nachdem Jacob von der Fahrgemeinschaft abgeholt worden war und sich Jonathan auf sein Rad geschwungen hatte um jemanden zu besuchen, ging Lethe zögernd in den Garten. Sie fand die Sprinkleranlage und drehte sie nach kurzem Zaudern an. Sofort nahmen die Sprinkler ihren Dienst auf. Lethe beobachtete fasziniert die Schwenkbewegung. Nach ein paar Minuten wendete sie ihre Aufmerksamkeit den Pflanzen zu. Zu ihrer Überraschung konnte sie alle Pflanzen identifizieren, dabei hatte sie sich bisher noch nicht großartig mit Botanik auseinander gesetzt. Einige Früchte waren erntereif und zwischen einigen anderen Gewächsen machte sie vermutlich unerwünschtes Unkraut aus. Lethe beschloss, mögliche unangenehme Konsequenzen ignorierend, Initiative zu zeigen. Nachdem die Sprinkler aufgehört hatten Wasser im Garten zu verteilen, schlüpfte sie durch das Gartentor und begann vorsichtig mit Unkraut jäten.

Völlig vertieft in ihre Gartenarbeit, bemerkte Lethe zunächst nicht, dass Ashley sich zu ihr gesellt hatte. Sie musste ihr schon eine Weile zugeschaut haben, denn schließlich bemerket Ashley: „Du machst das richtig gut. Genauso hat Mom das auch gemacht.“
Erschrocken fuhr Lethe zusammen.
„Hab Dich nicht so. Ich bin’s nur.“ Ashley winkte ihr beruhigend zu.
„Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich mich um das Unkraut kümmere.“, sagte Lethe und wischte sich eine gelöste Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei hinterließ sie eine leichte Erdspur auf ihrer Wange.
„Mehr als das! Seit Mom tot ist, wird der Garten total vernachlässigt. Meistens kümmert sich nur Jonathan am Wochenende ein bisschen drum. Einen Grünen Daumen haben wir alle nicht.“
„Ich auch nicht.“, erwiderte Lethe grinsend. „Aber zumindest bin ich nicht ganz unzulänglich im Umgang mit Pflanzen.“ Sie sagte es derartig überzeugend, dass Ashley sie einen Moment lang komisch anschaute. Dann grinste sie ebenfalls. Lethe war sich ihrer Sache sehr sicher, vielleicht kehrte ja ein Teil ihres Gedächtnisses zurück? Bevor die beiden Frauen ihr Gespräch fortsetzen konnten, hörten sie ein Auto vorfahren. Ashley sah über die Schulter und verzog das Gesicht.
„Ich helf’ Dir nachher. Muss mal eben was klären.“ Damit lief sie aus dem Garten und zog den jungen Mann, der aus dem Auto stieg ins Haus. Nur wenige Minuten später verließ der Mann grimmigen Gesichtes das Haus, setzte sich ins Auto und brauste davon.
Ashley folgte mit einigem Abstand und kam seufzend zu Lethe zurück.
„Ich musste mal eben Schluss machen.“, erklärte sie der verdutzten Mitbewohnerin.
„Schluss machen?“, echote diese.
„Ja, wenn man einen Freund hat – also einen richtigen Freund, sprich einen Geliebten … ähm aufklären muss ich Dich jetzt aber nicht … .“
„Mir ist schon klar was Du mit Schluss machen meintest.“, unterbrach Lethe sie. Verwundert über sich selbst, dass sie Ashley einfach so ins Wort fiel, stockte sie kurz bevor sie fortfuhr: „Ich habe mich nur gewundert, dass Du es abtust.“
Ashley seufzte theatralisch und ließ sich auf die steinerne Gartenbank fallen. „Ich bin eben hoffnungslos romantisch.“ Lethe warf ihr einen schrägen Blick zu, den Ashley nicht sah, den sie starrte die Wolken am Himmel an. „Weißt Du, meine Eltern, die hatten die perfekte Beziehung. Ich habe das erst spät verstanden, aber sie haben einfach zusammengehört. Und deswegen will ich auch denjenigen, der zu mir gehört. Und nicht irgend so eine … so eine alberne Liebschaft.“
„Und der da,“ Lethe zeigte mit dem Daumen in die Richtung in die der junge Mann davongefahren war. „War’s nicht?“
„Er war es nicht.“, bestätigte Ashley. „Da kommt Jonathan zurück.“
Jonathan radelte die Straße herauf und gesellte sich zu den beiden in den Garten.
„Hast Du schon wieder einen neuen Ex-Freund?“, fragte er statt einer Begrüßung. Er grinste zwar, aber Lethe nahm an, dass er es nicht sonderlich begrüßte, dass Ashley so leichtfertig mit dem Thema umging.
Ashley seufzte nur bevor sich mit den Worten „Ich bin eben hoffnungslos romantisch!“, verteidigte.

An diesem Morgen hatte Ashley sich gegen den Heimtrainer und für eine ausgedehnte Joggingrunde entschieden. Das hing eng mit der Anwesenheit von Gladys zusammen, die die Nacht im Hause Aldridge verbracht hatte. Seit beide Eltern tot waren, übernachtete das ehemalige Hausmädchen öfters bei Jonathan. Eigentlich tat sie nichts, was Ashley gegen sie aufbringen könnte, und trotzdem trapste Gladys Ashley auf den Nerven herum.
Was für ein Glück, dass sie eine neue, unerwartete Verbündete bekommen hatte! Lethe hatte Gladys am Abend zuvor kennengelernt. Mit ihrer Amnesie ging offenbar auch ein Verlust der Mimikkontrolle ein, denn ihre Mundwinkel zogen sich innerhalb kürzester Zeit ganz tief nach unten. Als Gladys das erste Mal ihr affektiertes Lachen lachte, fiel Lethe fast alles aus dem Gesicht. Ashley hatte sie unterm Tisch vors Schienbein getreten und ihr verschwörerisch zugezwinkert. Während des restlichen Abendessens warfen sich die beiden jungen Frauen hochgezogene Augenbrauen und Grimassen immer dann zu, wenn Gladys nicht hinsah. Schließlich unterband es Jacob mit einem harschen Räuspern. Im Gegensatz zu dem sonst so aufmerksamen Jonathan, war ihm nicht entgangen, dass Ashley und Lethe sich über Gladys lustig machten. Lethe schaute daraufhin etwas betroffen, aber Ashley streckte ihrem Bruder nur die Zunge raus.