Sims 2 & 3 Familiendynamik-Challenge
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Akkis Zuflucht

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Beitrag  Akki Sa Jun 18, 2011 8:23 pm

Hidiho!

Ich fange (mal wieder Wink) eine neue Challenge an.

Ort des Geschehens ist diesmal eine Stadt, die nur Die Zuflucht genannt wird - warum erschließt sich hoffentlich im Laufe des Prologs. Ich habe allerdings keine neue Nachbarschaft gebaut (ich komme mit dem CaW-Tool nicht zurecht) und auch keine NB runtergeladen, sondern schlicht Sunset Valley an die Bedürfnisse meiner Challenge angepasst.

Nun wünsche ich euch viel Spaß mit dem Prolog, an den ein Dramtis Personae anschließen wird.

So far
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Zuletzt von Akki am Sa Nov 24, 2012 6:54 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Akkis Zuflucht Empty Prolog

Beitrag  Akki Sa Jun 18, 2011 8:29 pm

Wohlwollend und mit einem gewissen Stolz über meine Schläue betrachtete ich die regungslosen Gestalten vor mir. Ich hatte sie gerettet! Nach Jahren intensiver Forschung und Studiums hatte ich endlich einen Weg gefunden die Machenschaften der Beobachter zu durchkreuzen.

Als ich noch ein kleines Mädchen war, kaum den Windeln entwachsen, hatte meine Mutter mir von den Beobachtern erzählt. Sie war eine von ihnen, die Beobachterin von Snowy Island. Nach Jahren andauernder Ideologisierung in unserer Familie, hatten meine Mutter und ihre Vorfahren vor ihr niemals an den Beobachtern und ihren Taten gezweifelt. Als die Zeit reif wurde, dass mein Bruder Yngvar oder ich ihre Stellung auf Snowy Island übernehmen sollten, enthüllte sie uns die Geheimnisse der Beobachter. Yngvar, der nach unserem Stammvater benannt ist, so wie ich nach unserer Stammmutter Akki benannt bin, war sofort Feuer und Flamme. Er hatte seinen Lebenssinn gefunden. Ich hingegen lauschte schweigend den Ausführungen unserer Mutter. Ich schwieg, als Yngvar darum bettelte den Platz unserer Mutter einzunehmen und nickte seine Entscheidung ab. Ich schwieg, als Mutter seine Ausbildung übernahm. Ich schwieg, doch ich lernte. Alles was Mutter an Yngvar weiter gab, nahm ich auf wie ein Schwamm.

Ich habe von jeher ein Problem mit Autoritäten. Und die Organisation der Beobachter ist sehr autoritär. Streng hierarchisch geordnet, observieren die Beobachter das Leben der Sims und protokollieren es. Einer Spinne in ihrem Netz gleich, ziehen sie die Fäden im Hintegrund. Wenn sie es nur bei der Betrachtung der simischen Leben lassen würden – ich hätte vermutlich niemals diese Abneigung gegen sie gefasst. Doch die Beobachter, die sich für philansimisch halten, sind nichts anderes als gefährliche Irre, die schalten und walten wie es ihnen behagt. Dabei zerstören sie ganze Simleben, nur um sich zu unterhalten.

Das konnte man an den beiden bewusstlosen Sims vor mir gut sehen. Ihre Leben waren durch die Beobachter so aus dem Lot gebracht worden, dass sie niemals die Ruhe und Vollkommenheit eines simischen Lebens erfahren konnten. Sie hasteten von Leben zu Leben, ausgestattet mit dem Wissen, dass ihnen eine Aufgabe zuteil worden war, die sie jedoch niemals erfüllen würden können. Nicht wenn ich ihnen nicht mit meinem Wissen und Fähigkeiten helfen würde.

Nachdem ich volljährig geworden war und ich nichts mehr aus den Lehren meiner Mutter lernen konnte, verließ ich Snowy Island. Ich reiste durch die Simsstädte und suchte Beobachter, die ich still und schweigend selber ausspionierte. Ich lernte durch ihre Verhaltensweise alles was ich wissen musste, um ihnen so viele Steine wie möglich in den Weg legen zu können. Mit den beiden Sims vor mir würde ich beginnen.

Eigentlich waren sie vor wenigen Minuten gestorben – mal wieder. Dass sie nicht müde wurden, von dieser Spirale des Sterbens und Geboren werden! Dieses Mal hatte ich ihre Wiedergeburt verhindert, indem ich dem Sensemann, eine weitere bedauernswerte Schachfigur im Spiel der Beobachter, ein Schnippchen geschlagen habe. Bevor er seines Amtes walten konnte, hatte ich mir die Essenz der beiden Sims geschnappt und in neue Körper transferiert. An diesem Ort waren sie vorerst sicher …

Ein zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen, als sie sich zu regen begannen. Ich trat zwischen die Dimensionen, um die anderen Sims zu retten, die ich auserkoren hatte in meiner sicheren Zuflucht zu leben.

Als erstes suchte ich Sunset Valley auf. Ein Sunset Valley von vielen, denn die Beobachter ziehen es vor Vergleichmöglichkeiten zu haben. Dieses Sunset Valley sollte ihnen die Beobachtungen von den Auswirkungen der Sternzeichen auf Sims dienen.
Oben am Wasserfall, an einem der schönsten Grundstücke der Sunset Valleys, stand ein Haus. Vor vielen Jahren war dort Leonora McQueen eingezogen. Sie sollte den Grundstein der Familie legen, die die Beobachter auserwählt hatten, legen. Unnötig zu erwähnen, dass Leonora keinen Schimmer davon hatte. Sie wusste nur, dass sie unter allen Bedingungen einen zu ihrem Sternzeichen passenden Lebensgefährten finden musste.
Tatsächlich fand sie Gobias Koffi. Er hätte fast ihr Vater sein können, hatte aber das passende Sternzeichen. Nach einer kurzen Romanze heiratete sie ihn und nahm seinen Nachnamen an – was ein Fehler war. Denn die Beobachter hatten sich darauf eingeschossen, dass die beobachtete Familie unbedingt den Namen des Gründers, in diesem Fall der Gründerin, tragen musste. Leonora hatte unwissentlich gegen dieses Gesetz verstoßen. Die Beobachter verließen sie und ihre Familie. Aber sie entfernten nicht den Zwang nach dem passenden Sternzeichen zu suchen.
Leonora und Gobias bekamen einen Sohn, der den Namen seines Vaters erhielt: Gobias Koffi jr. Als sein Vater einige Jahre später an Alterschwäche starb, hatte Leonora eine kurze Affäre mit dem verheirateten Christopher Steele, der ebenfalls ein passendes Sternzeichen hatte. Das Ergebnis war ihre Tochter Lily, die inzwischen ein Schulkind war. Bei ihr hatte ich am ehesten Hoffnung, dass sie dem Zwang in meiner Zuflucht entgehen könnte.
Vorerst unsichtbar für die Koffis, betrat ich das Haus, nur um einen Trauerhaushalt vorzufinden: Leonora hatte versucht die Spülmaschine zu reparieren. Dabei hatte sie einen Stromschlag erhalten und war daran gestorben. Gobias jr., der am Tag zuvor volljährig geworden war, war nun für seine Schwester verantwortlich. Warum mussten diese Sims auch dauernd an elektrischen Geräten herumspielen?! Zum Glück war ich nun da um sie zu vor ihrer eigenen Unwissenheit zu bewahren!
Mindestens genauso überrascht war ich über den Mitbewohner der Geschwister. Ein dunkelhäutiger junger Mann mit blauem Haar tröstete die kleine Lily. Er hatte Gobias’ Alter und wurde von den beiden anderen Peanut genannt. Peanut? So hieß Gobias imaginärer Freund in Kinderjahren. Hatte er etwa … ? Das konnte doch nicht sein! Diese Sims – immer mussten sie so etwas Unüberlegtes tun! Einen imaginären Freund das echte Leben zu schenken, konnte wer-weiß-was für Folgen haben!
Nun gut, ein Grund mehr diesen bedauernswerten Haushalt in meine Zuflucht zu verfrachten!
Ich entschied mich, ihnen das Haus zu lassen und es mit in meine Zuflucht zu nehmen. Ich murmelte ein paar leise Worte und die drei wurden urplötzlich müde und zogen sich in ihre Betten zurück. Ich lächelte und packte das Haus um es in Sicherheit zu bringen.

Mit dem Grundstück im Gepäck suchte ich den Nimbus auf. Dort existieren viele Sims bevor sie in ihr Leben eintreten. Die Beobachter bedienen sich ihrer nach eigenem Gutdünken. Ich hatte eine bestimmte Sima im Sinn, der übel mitgespielt worden war.
Der Schimmer rötlichen Haars machte mich auf sie aufmerksam. Lynn O’Hara war so oft vervielfältigt worden, dass man nicht mehr sagen konnte, welche Sima das Original und welche eine Kopie war. Dieses Exemplar, das noch im Nimbus schwebte, sollten die Beobachter jedoch nicht mehr in die Hände bekommen.
Ich griff Lynn und verstaute sie in meinem Gepäck. Mit den vier Sims und dem Haus im Rucksack, machte ich mich auf den Rückweg in meine Zuflucht. Ob die beiden anderen Sims sich schon umgesehen hatten?


Zuletzt von Akki am So Jun 19, 2011 12:23 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag  Akki Sa Jun 18, 2011 8:55 pm


Darrel
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Kira
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Gobias
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Peanut
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Lynn
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Lily
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Akkis Zuflucht Empty Kapitel 1

Beitrag  Akki So Jun 19, 2011 1:22 am

Mein erster Gedanke war: Na toll! Einmal, nur ein einziges Mal würde ich gerne wieder an Altersschwäche sterben. Aber nein! Ich muss ja immer ein vorzeitiges Ende finden. Langsam war ich es leid. Das Sterben an sich war ja schon nicht schön, aber erschossen werden – nein danke! Und mal wieder war es Darrels Schuld. Natürlich …
Ich merkte auf. Moment mal! Diese Wiedergeburt war aber nicht wie üblich … wo war das weiche, komfortable Innere einer Gebärmutter? Das gedämpfte rötliche Luft, die süße Stille und Sorglosigkeit? Stattdessen hatte ich einen furchtbaren Brummschädel…
Zögernd öffnete ich die Augen. Es war hell, sonnenhell. Der Himmel über mir war strahlend blau. Eine Möwe flog über mich hinweg. Es roch nach Meer.

Akkis Zuflucht Himmel10

Mit tanzenden Punkten vor den Augen setzte ich mich auf. Ich sah an mir herunter. Ich trug nicht mehr das zerfetzte, blutdurchtränkte Kleid, in dem ich eigentlich in der Ubahn-Station hätte sterben sollen.
Die Erinnerung an meine letzten Stunden schoss mir durch den Kopf.

Darrel und ich hatten gerade Edmund zu Sammy und Mae gebracht. Sie würden an diesem Wochenende auf ihn aufpassen, denn Darrel wollte ein paar Dinge klären. Ich nahm an, dass es etwas mit seinen finsteren Geschäften zutun hatte und er den Kleinen in relativer Sicherheit wissen wollte. Er hatte vorgeschlagen, dass ich auch bei den Teitels bleiben sollte, aber ganz ehrlich: Sich drei Tage dieses verliebte Pärchen zu ertragen ging auch über meine Geduld hinaus. Also hängte ich mich an Darrels Fersen.
„Mir wäre es lieber, du gingest zu Sammy und Mae oder heim oder sonst irgendwo hin.“, merkte Darrel in diesem Moment an und sah sich mit zusammengekniffenen Augen um. Er wirkte nervös.
Ich schnaubte. „Ich dachte es ist alles in Ordnung! Sagst du mir das nicht immer? Das alles in Ordnung ist?“ Ich sah ihn von der Seite schräg an. „Oder hast du doch mal wieder Mist gebaut?“
Darrel schwieg und sah mich mit ausdruckslosem Gesicht an.
Ich legte den Kopf schief. „Darrel, halt’ mich nicht für dumm. Ich weiß, dass du wieder als Verbrecher arbeitest.“ Ich legte meine Hand auf seinen Arm. „Sonst hätte ich dich nicht gebeten, dich um Howard zu kümmern.“
„Yeah.“, sagte er. Er wendete den Blick ab und suchte die Ubahn-Station mit den Augen ab. „Ich kann nicht aus meiner Haut.“
„Hast du es jemals versu- …?“, begann ich, doch in diesem Moment bedeutete er mir den Mund zu halten. Er nahm meine Hand, die immer noch auf seinem Arm lag und zog mich hinter sich.
„Was?!“, entwich es mir. Doch ich sah, wer dort stand: Howard. Sein Gesicht war eine einzige Ruine. Mit Schrecken wurde mir bewusst, dass ich dafür verantwortlich war! Ich hatte dieses Gesicht zerstört. Mein Magen krampfte sich zusammen. Vor langer Zeit hatte Joy behauptet, Darrel könnte niemals etwas Gutes tun, genauso wenig, wie ich jemals etwas Böses tun könnte. Sie hatte sich geirrt.
„Schau an, schau an.“, sagte Howard. Bei ihm waren noch einige andere Männer.
„Kira. Mein Bein.“, wisperte Darrel nur, doch ich hatte keine Ahnung was er meinte. „Warte ab.“, fügte er hinzu.
„Howard, es war abgemacht, dass du das Mädchen bekommst und wir Basil.“, setzte einer der Männer an und machte einen Schritt auf uns zu.
„Zurück!“, schrie Howard. Er zog eine Waffe und richtete sie auf die anderen Männer. „Ich habe mich umentschieden. Ich will beide.“
„Was zum Teufel geht da vor sich? Sind die anderen Freunde von dir?“, fragte ich Darrel.
„Mhm.“, machte Darrel. „Ich habe ihnen Geld gestohlen.“
„Ich WUSSTE, dass du Mist gebaut hast!“, zischte ich ihn an. Er zog kurz die Augenbrauen hoch und bedeutete mir zu schweigen. Dann deutete er kurz an seinen Beinen herunter. Unter seinem Hosenbein sah ich sich etwas abzeichnen.
„Oh bitte, das kannst du nicht von mir erwarten“, schnaufte ich. „Ich schieße nicht.“
„Willst du hier lebendig rauskommen?“ Ich schielte zu Howard und seinen Spießgesellen rüber. Sie waren in eine hitzige Diskussion vertieft.
„Ok, ok. Aber dafür will ein Versprechen von dir!“
Darrel stöhnte. „Kira, wir haben hier ein echtes Problem!“
„Versprich mir, dass du das nächste Mal nicht wieder kriminell wirst!“
„Jaja.“
„Jaja, heißt: Leck mich am Arsch. Versprich es!“
Darrel sah mich ernst an. Er hatte inzwischen unter seinen Sweater gepackt, wo er vermutlich eine weitere Waffe verborgen hatte. „Ich kann nichts anderes, also kann ich es nicht versprechen. Ich ….“
Tja, und dann kam die Szene, die mein Ende bedeuten sollte. Vielleicht sollte ich keine Grundsatzdiskussionen vor einer Gruppe bewaffneter Krimineller betreiben.
Während Darrel mir zugewandt war, hatte ich Howard und die anderen aus dem Augenwinkel beobachtet. Zwar stritten sie heftig miteinander und schienen uns nicht wahrzunehmen, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Zu wenig Vorsicht an dieser Stelle …
Die Diskussion der anderen schien beendet – oder Howard beendete sie in dem er die Waffe, mit der er die anderen in Schach gehalten hatte, auf uns richtete und mehrer Schüsse abfeuerte. Darrel, von meiner Forderung abgelenkt, reagierte langsamer als ich. Ich sprang vor Darrel – und wurde getroffen. ‚So eine Scheiße.’, dachte ich noch, während Darrels entsetzter Schrei mir in den Ohren wehtat.
Es wurden weitere Schüsse abgegeben, als ich hart auf dem Boden aufkam. Mir blieb die Luft weg und ich kam mir vor wie eine Sanduhr, aus der der Sand rieselte. Er rieselte schnell.
„Geh in Deckung, Idiot!“, wollte ich Darrel zu rufen, denn er stand noch über mir und feuerte auf die Gruppe. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich gerufen habe.
Darrel ging in die Knie, als auch er getroffen wurde. Sein linkes Bein, das mit dem Wadenholster, war fast in Reichweite. Hatte ich noch genug Zeit?, fragte ich mich.
Ein Schatten fiel über mich. Howard. Er beachtete nicht mich, sondern kam mit gezückter Waffe auf Darrel zu. Darrel und er begannen mit einander zu sprechen, doch in meinem Kopf wollten die Worte keinen Sinn ergeben. Ich richtete zitternd die Hand auf Darrels Bein.
Howard steckte seine Waffe weg und begann Darrel mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Offenbar wollte er ihm das antun, was Darrels Schläger in meinem Auftrag getan hatten.
Zorn durchzuckte mich. Darrel konnte nichts dafür, es war mein Auftrag gewesen! Ich streckte den Arm immer weiter und weiter…
„Wie fühlt sich das an, wenn alle Knochen im Gesicht gebrochen sind?“ Plötzlich schien mein Hörzentrum wieder zu funktionieren. „Warte nur bis ich mit dir fertig bin!“ Er nahm seine Waffe wieder hervor und schlug mit dem Griff auf Darrel nieder. Ich hörte Knochen knacken und Blut spritze auf meinen Arm. Ich drückte langsam Darrels Wade. Wieviel Sand war noch in meiner Sanduhr? Immerhin sah ich Jonas, den Sensemann nicht. Ein gutes Zeichen.
Da! Ich tastete mich unter Darrels Hosenbein und zog kraftlos an der Waffe. Sie wollte sich nicht lösen. Frustriert liefen mir Tränen über das Gesicht. Ich zerrte fester und bekam sie schließlich los. Nur – wie benutzte man so ein Ding? Ich richtete es zitternd auf Howards Rücken der auf und ab ruckte, während er Darrels Gesicht zerstörte. Ich beschloss auf gut Glück einfach den Abzug durchzuziehen. Was konnte schon schief gehen? Ich würde eh sterben und von Darrel war vermutlich auch nicht viel übrig. Mein Finger legte sich um den Abzug und ich brachte alle Kraft auf, die in meinem blutleeren Körper noch vorhanden war.
„Versprich es mir, Darrel.“, brachte ich keuchend heraus. Howard zuckte zusammen und wollte noch den Kopf wenden, als meine Kugel ihn in den Rücken traf. Ein überraschtes „oh“ entwich seinen Lippen. Es war das letzte, an das ich mich erinnerte.


Schaudernd schüttelte ich die Erinnerung ab. Entweder hatte ich überlebt – oder ich war wirklich ganz tot! War das möglich? War ich endgültig gestorben ohne Chance auf Widergeburt?
Ein Stöhnen zu meiner Rechten, riss mich aus diesem Gedanken. Ich wendete den Kopf.
„Darrel!“ Wie von der Hornisse gestochen, sprang ich auf die Beine. Das stellte sich als schlechte Idee heraus, mir wurde unmittelbar schwindelig und ich schwankte in seine Richtung. Neben ihm ließ ich mich auf den Boden plumpsen. Staunend betrachtete ich sein heiles Gesicht. Er war vollkommen unversehrt. Auch er trug andere Kleidung. Ich zog die Knie an und steckte meinen Kopf dazwischen, in der Hoffnung, dass sich die Welt aufhörte zu drehen. „Oh man, was ist das jetzt wieder für eine irre Nummer?“, fragte ich.
Ich hörte sich Darrel neben mir bewegen. „Kira?! Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“ Er schien aufzustehen und kam damit offenbar besser zurecht als ich. „Wo … was?“
Ich hob langsam den Kopf und sah nach oben. „Ich habe keine Ahnung.“ Wow, die Welt schien sich wieder in nicht wahrnehmbarer Geschwindigkeit zu drehen. Ich machte Anstalten mich zu erheben und Darrel hielt mir sofort die Hand hin um mir aufzuhelfen.
„Du hast längere Haare.“, stellte er fest als ich neben ihm stand.
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Beitrag  Akki So Jun 19, 2011 1:29 am

Überrascht fasste ich mir an den Kopf. „In was für eine abgefahrene Scheiße sind wir jetzt wieder geraten?“ Ich sah mich um. „Dieser Ausblick kommt mir irgendwie verdammt bekannt vor.“ Ich deutete über Darrels Schulter. „Da diese Bucht … verdammt… ich habe das Gefühl wir sind in Sunset Valley – auf dem Grundstück auf dem ich als Lethe gewohnt habe.“ Ich sah auf den Boden unter mir – flache Erde bewachsen mit grünem Gras.
Darrel folgte meinem Blick. „Yeah.“ Er legte die Hand über die Augen um sie gegen die Sonne abzuschirmen. „Es riecht sogar wie Sunset Valley.“
Ich drehte mich auf der Ferse um und sah in Richtung Stadtzentrum. Tatsächlich gab es dort ein Stadtzentrum. Aber es sah anders aus als das Stadtzentrum, dass ich als Lethe und Poppy kennengelernt hatte.
Darrel hingegen hatte weiterhin die Küste gemustert und stellte fest: „Hier hat es aber keine Flutwelle gegeben. Die Küstenlinie ist unbeschädigt.“

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Er trat wieder neben mich. „Lass uns ins Zentrum gehen. Mal sehen ob wir raus finden können, was hier abgeht.“
Ich schaubte. „Es ist mir auf jeden Fall nicht wirklich geheuer.“ Ich zog die Schultern hoch. „Eigentlich bin ich ziemlich sicher, dass wir tot sein müssten.“ Mit einem raschen Blick auf sein unversehrtes Gesicht fuhr ich fort: „Oder ziemlich reif für die Intensivstation.“
Darrel fuhr sich mit der Hand über sein Kinn und den Unterkiefer. „Allerdings.“
„Ich habe auch gemerkt, wie das Leben aus mir herausgeflossen ist … aber Jonas war nicht da.“
„Jonas? … Ach so, du meinst den Sensemann.“
Ich nickte. „Kein Sensemann, keine Wiedergeburt. Ich fühle mich noch genau wie als Poppy.“ Ich legte den Kopf schief und korrigierte mich. „Nein, das stimmt nicht ganz. Ich fühle mich mehr wie eine Mischung aus Kira – also der ersten und echten - und Poppy.“ Erneut überlief mich ein Schauer. „Das ist unheimlich.“
„Unheimlich ist es allerdings.“, stimmte Darrel mir zu. Mir fiel auf, dass er sich über seine Gefühle äußerte. „Lass und losgehen. Zu Fuß ist es ziemlich weit.“ Er ging vor und bevor ich mich ebenfalls in Marsch setzte, fragte ich mich, ob er sich an meine Bitte erinnerte. Würde er diesmal versuchen nicht kriminell zu werden?
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Beitrag  Akki So Jun 19, 2011 2:46 pm

„Es ist soo weit!“, quengelte ich. Ich schlurfte schon eine ganze Weile hinter Darrel her, der noch genauso forsch ausschritt wie zu Beginn unseres Marsches. „Können wir nicht `ne Pause machen?“
Darrel warf mir einen schrägen Blick über die Schulter zu. „Stell dich nicht so an. Wir sind ja gleich da.“ Er deutete mit der Hand Richtung Stadtzentrum. „Noch ein paar Minuten.“
„Noch ein paar Minuten.“, äffte ich ihn nach und versetzte einem Kiesel, der vor mir lag, einen Tritt. Ich folgte seinem Blick und hielt inne. „Darrel.“
„Komm schon, Kira. Es ist nicht mehr weit.“
„Darrel, ich glaube nicht, dass die Bibliothek hierhin gehört.“
Darrel blieb stehen und drehte sich zu mir um. Er folgte meinem Blick.
„In unserem Sunset Valley, befindet sich die Bibliothek im Norden des Stadtparks. Nicht im Westen, mit Blick auf den Strand wie hier.“; erklärte ich. „Mal ganz davon abgesehen, dass etwas entscheidendes in dieser Stadt fehlt.“
Darrel nickte. „Wohnhäuser.“ Er rieb sich das Gesicht, so als könne er immer noch nicht fassen, dass sein Gesicht heil war.
Ich grinste darüber. „Keine Sorge, du siehst gut aus.“ Ich ließ eine ausgestreckte Zunge folgen, als er eine Grimasse zog. Dann deutete ich auf die Bibliothek. „Ich muss mal pinkeln. Ich geh eben da rein. Zumindest Toiletten sollte es dort geben.“
Darrel nickte nur und wendete sich um, um das Stadtbild zu studieren.
Bibliotheken können unheimlich sein. Diese war es auf jeden Fall! Schummriges Licht fiel in die Bibliothek, die so sehr an die alte Sunset Valley Bibliothek erinnerte. Der Grundriss war identisch, so dass ich rasch zu den Toiletten fand. Meine Schritte hallten durch das Gebäude und ich beeilte mich. Mir liefen beständig Schauder über den rücken, ganz so als beobachte mich jemand.
Nachdem ich mir die Hände gewaschen hatte, eilte ich aus der Toilette durch die Vorhalle in den Eingangsbereich. Der sah ganz anders aus, als der alte. Ich sah kurz über die Schulter. War dort nicht ein Schatten? Hörte ich nicht ein leises Rascheln? Zitternd stieß ich die Tür so heftig aus, dass ich ins Freie taumelte.

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Darrel sah mich verwundert an.
„UNHEIMLICH!“, sagte ich überbetont.
„Was denn? Haben dich Bücher angefallen?“ Er grinste. „Böse Wörterbücher und hinterhältige Enzyklopädien, die arme Kätzchen verfolgen?“
Ich streckte ihm ein weiteres Mal die Zunge heraus. „Gehen wir weiter.“, sagte ich dann. Ich wollte schnellst möglichst die Bibliothek verlassen.
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Beitrag  Akki So Jun 19, 2011 3:42 pm

„Nun … der Stadtpark sieht ganz anders aus.“, stellte Darrel fest. „Seit wann gibt es hier einen Pool?“
„Und so einen hübschen Kinderspielplatz?“, fügte ich hinzu. Dann deutete ich auf das Rathaus. „Ob da jemand drin ist?“
„Bis jetzt haben wir noch niemanden getroffen. Warum sollte es da drin anders sein?“
„Wo sind wir hier nur gelandet?“, fragte ich. „Man, vielleicht wäre es besser gewesen, mal wieder zu sterben.“ Ich war frustriert. „Außerdem habe ich Hunger.“
Darrel sah mich nachdenklich an. Ich spürte, dass er etwas sagen wollte, doch er schwieg. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Lass uns weitergehen. Das Rathaus heben wir uns noch ein bisschen auf, aber vielleicht finden wir irgendwo etwas zum essen.“

Akkis Zuflucht Spielp11

Tatsächlich fanden wir ein Diner. Ein verlassenes, abgeschlossenes Diner. Kein Mittagessen für Kira. Der Supermarkt, das Kino und der Buchladen waren ebenfalls verlassen und abgeschlossen.
„Das ist so eine Scheiße.“, murrte ich und ließ mich vor dem Diner, an dem wir wieder ausgekommen waren, auf eine Bank fallen. „Ich will was zum beißen! Und eine Couch. Meine Füße tun mir weh.“
Darrel zog die Augenbraue hoch. „Jammer nicht so rum! Seit wann bist du so wehleidig?“
„Ich bin immer wehleidig, wenn ich den ganzen Tag durch die Gegend latschen muss und nichts zu futtern bekomme.“ Ich sah ihn giftig an als er sich neben mich setzte. Natürlich ließ sich Darrel nicht plump auf die Bank fallen wie ich. Wie alle seine Bewegungen war sein Setzten geschmeidig und kraftvoll. Konnte er nicht mal als absoluter Nerd mit dicker Brille, Akne und zu langen und dünnen Gliedern wiedergeboren werden? Ich seufzte abgrundtief. Andererseits hatte ich es bisher auch nicht allzu schlecht getroffen, wenn man von den Katzenepisoden absah. Allerdings war ich immer eine ausnehmend süße Katze gewesen!
„Siehst du das?“, unterbrach Darrel meine Gedanken.
„Hm? Was? Wo?“ Ich riss den Kopf hoch. Mein Gesichtsausdruck war wohl sehr amüsant, denn Darrel schmunzelte. Dann deutete er hoch zum Wasserfall.

Akkis Zuflucht Gescha11

„Ich denke, dass dort Rauch aufsteigt.“, erklärte er, als ich ebenfalls dorthin sah.
Ich kniff die Augen zusammen. Dann sprang ich auf. „Vielleicht sind dort Leute?!“
„Ja.“ Darrel nickte. „Aber angesichts der letzten Menschen, die wir getroffen haben, sollten wir vorsichtig sein.“
„Jaja.“ Ich ging zügigen Schrittes los.
„Jaja heißt: Leck mich am Arsch.“; erinnerte er mich. Leichtfüßig holte er mich ein.
„Pff.“, machte ich und deutete auf meinen Bauch. „Hunger!“ Dann grinste ich. „Lass einfach meinen Charme spielen!“
„Wenn ich mich recht entsinne, war es dein Charme, der uns beinahe umgebracht hat.“
„Mein Charme? Du hast diesen … diesen Ganoven doch Geld gestohlen!“
Derartig weiter streitend, gingen wir auf den Wasserfall zu. Ich kam nicht umhin zu vermuten, dass Darrel mich nur von meinen schmerzenden Füßen ablenken wollte.
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Beitrag  Akki So Jun 19, 2011 3:45 pm

Als wir um die Biegung der Straße kamen, blieben wir stehen. Das Grundstück am Wasserfall – eines der schönsten in ganz Sunset Valley, egal ob alt oder neu – war bewohnt. Ein gemütlich ausschauendes Holzhaus mit überdachter Veranda, einem Kamin aus dem munter Rauch aufstieg sah uns einladend an. Ich tauschte einen Blick mit Darrel und deutete erneut vielsagend auf meinen Bauch. Er seufzte und ging mit mir zu Veranda.

Akkis Zuflucht Kira_d11

Nachdem wir an die Haustür geklopft hatten, mussten wir eine ganze Weile warten, bis uns die Tür geöffnet wurde. Ein Schulmädchen sah uns aus großen Augen fragend an. „Ja?“

Akkis Zuflucht Lily11

„Hi.“, sagte ich und legte mein freundlichstes Lächeln auf. „Sind deine Eltern auch da?“
Prompt stiegen der Kleinen Tränen in die Augen. Ich hatte auch schon mal mehr Erfolg bei Kindern.
Ein junger, dunkelhäutiger Mann trat hinter das Mädchen und zog die Kleine an sich. Er machte ein paar beruhigende Geräusche, bevor er uns musterte.
„Hi. Wir haben den Rauch von eurem Schornstein gesehen.“, übernahm Darrel.
„Wir bekommen hier oben nicht viel Besuch.“, sagte unser Gegenüber.
„Wundert mich nicht in dieser Geisterstadt.“, erwiderte ich trocken.
„Geisterstadt?“ Ein zweiter junger Mann kam an die Haustür. „In Sunset Valley tobt vielleicht nicht der Bär, aber Geisterstadt ist doch etwas übertrieben.“
Darrel und ich wechselten einen Blick. Er legte die Stirn in Falten.
„Hm … wir haben keinen einzigen Menschen gesehen, seit wir hier … äh … angekommen sind.“, erklärte Darrel. „Wir waren schon bei den meisten öffentlichen Gebäuden – keine Geschäfte haben geöffnet, nirgends sind Menschen.“
Die drei Bewohner sahen sich irritiert an. Das Mädchen drückte sich näher an die beiden Männer. Ich fragte mich, ob es ein schwules Pärchen war, dass ein Kind adoptiert hatte, doch dazu sahen die beiden Männer eigentlich noch zu jung aus.
„Ich bin übrigens Kira.“, stellte ich mich vor, als sich das Schweigen in die Länge zog. „Das ist Darrel.“ Wozu sollten wir uns noch Poppy und Basil nennen? Ich hatte diese Namen ohnehin nie gemocht.
„Ich bin Gobias. Das ist meine kleine Schwester Lily und mein bester Freund Peanut.“, erwiderte der Blonde die Vorstellung. Poppy war wohl doch nicht der schlimmste Name, der einen treffen konnte.
„Es ist niemand da?“, fragte Lily nach. Nachdem sie unsere Namen kannte und Darrel sie so treuherzig wie ein Hündchen anblickte, schien sie etwas Vertrauen zu fassen.
„Wir haben zumindest niemanden gesehen.“, bestätigte Darrel. „Wir sind seit ein paar Stunden hier.“
„Wir haben noch nichts gegessen, seitdem wir angekommen sind, weil alles zu hat.“, fügte ich unelegant hinzu.
Lily kicherte und die beiden Männer sahen sich grinsend an. „Dann kommt mal rein. Wir haben vorhin erst Salat gemacht und Brot ist auch noch da.“

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Akkis Zuflucht Empty Re: Akkis Zuflucht

Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:08 am

Wir waren gerade im Begriff hinein zu gehen, als eine weibliche Stimme zögernd fragte: „Darf ich mitkommen, bitte?“
Wir fünf drehten uns wie ein Mann um und sahen eine zierliche Rothaarige, die unsicher im Gras vor der Terrasse stand. Die plötzliche Aufmerksamkeit ließ sich unsicher mit den Händen ringen.

Akkis Zuflucht Lynn_210

„Ähm. Hi. Ich bin Lynn.“, brachte sie dann hervor.
„Hi.“, sagten wir anderen.
„Ich habe gesehen, wie ihr beide –“, sie deutete auf Darrel und mich. „Hier geklopft habt. Und da ich nicht weiß, wo ich hier bin, würde ich mich gerne anschließen.“
„Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“, wisperte ich Darrel leise zu, lächelte die Rothaarige aber an. Darrel nickte und sah erwartungsvoll zu Gobias und Peanut, die ihrerseits die Köpfe zusammensteckten.
„Klar. Komm rein.“, sagte dann Gobias und winkte Lynn auf die Terrasse. „Lasst uns was essen, dann schauen wir weiter.“
„Danke!“, sagte Lynn mit solcher Erleichterung, dass es herzerweichend war.
Wir folgten den Hausbewohner hinein und standen direkt in der Küche.
„Es ist ein bisschen eng.“, entschuldigte sich Gobias. Er ging zum Kühlschrank und holte ein große Schüssel Salat heraus, während Peanut an die Brottrommel ging und einen Laib Brot herausholte. Lily stellte sich in eine Ecke, klemmte sich ihre Puppe, die offenbar auf dem Boden gelegen hatte, unter den Arm und musterte uns. Ich lächelte sie an. Darrel hingegen untersuchte mit den Augen den Raum – bestimmt merkte er sich Flucht- und Deckungsmöglichkeiten. Lynn wiederum trat unruhig von einem Bein aufs andere und schien sich so unwohl zu fühlen wie wir alle.
Schließlich sammelten wir uns alle um den Tisch und langten ordentlich zu. Ein riesiges Steak mit Pommes wäre mir zwar lieber gewesen, aber der Hunger trieb auch den Salat rein. Das Brot war wirklich köstlich, besonders mit der Kräuterbutter, die Peanut dazugestellt hatte.

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Akkis Zuflucht Empty Re: Akkis Zuflucht

Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:12 am

„Vielen Dank für das Essen.“, sagte Darrel schließlich. Lynn und ich beeilten uns ihm zuzustimmen.
„Keine Ursache.“, sagte Peanut schulterzuckend und machte sich mit Lilys Hilfe, die ohnehin kaum von seiner Seite weichen wollte, daran den Tisch abzuräumen.
„Darf ich euer Telefon mal benutzen?“, fragte Lynn. Gobias nickte und warf es ihr zu. Sie ging auf die Terrasse und ich hörte sie wählen.
„Kann ich gleich auch mal?“, beeilte ich mich zu sagen. Auf Darrels fragenden Blick nannte ich Happys Namen. Wenn hier jemand wusste, was los war, dann doch vermutlich die Aliens.
Ich folgte Lynn, die ratlos in den Hörer lauschte. Auf meinen Blick hin erklärte sie: „Ich habe Freizeichen, aber sobald ich die Nummer meiner Freundin wähle, passiert nichts.“ Sie reichte mir das Gerät und ich tippte Happys Nummer ein.
Ebenso wie bei Lynn ertönte zunächst ein Freizeichen, dann war die Leitung tot. Ich probierte noch Jasons Nummer in Bridgeport und die Handynummer von Mae mit demselben Ergebnis.

Akkis Zuflucht Lynn_k10
Oops ... hm eigentlich sollten die beiden Grazien NICHT in Nachtwäsche telefonieren Wink

„Nichts.“, teilte ich den Männern mit, als Lynn und ich wieder ins Haus kamen. Ich gab Gobias das Telefon zurück. Er sah uns fragend an und wählte selber eine Nummer. Mit einem überraschten Blick legte er auf. „Ich bekomme auch niemanden. Komisch.“
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:15 am

„Vielleicht sind die Telefonleitungen einfach gestört.“, sagte Peanut betont lässig und warf uns vielsagende Blicke über Lilys Kopf hinweg zu.
Ich nickte ihm zustimmend zu. Man musste das Kind nicht beunruhigen. Darrel trat neben mich. Seine Miene war ausdruckslos. „Die Koffis lassen uns heute Nacht hier schlafen.“
„Oh wirklich?!“, quietschte Lynn erleichtert. „Das ist soo lieb.“ Sie strahlte die drei Hausbewohner an und schloss auch Darrel und mich in ihren dankbaren Gesichtsausdruck ein.
„Kein Problem.“, sagte Gobias. „Lily schläft im großen Bett unserer Mutter, da ist noch ein Platz frei. Und wir haben ein Etagenbett und zwei Couches.“
Lily wirkte nicht glücklich über die Aussicht das Bett mit einem Fremden zu teilen. Ich schlug vor, dass ihr Bruder bei ihr schlafen sollte. Darrel meldete sich freiwillig für eine Couch und bevor Peanut, der uns Frauen das Etagenbett lassen wollte, es aussprechen konnte, hatte ich mir die zweite Couch gesichert. Kaum zu glauben, dass ich einmal so erpicht auf Darrels Gesellschaft sein würde.

Akkis Zuflucht Darrel13

Als ich am nächsten Morgen mit steifem Nacken und eingeschlafenem Arm wachwurde, stocherte Darrel im Kaminfeuer herum. Obwohl das Wetter so schön wie in Sunset Valley war, war es doch etwas kühler. In der Nacht war ich sehr dankbar für die Wärme des Kamins und seine beruhigenden, flackernden Flammen, die den dunklen Raum erhellten.

Akkis Zuflucht Aufste10

„Gut geschlafen?“, fragte Darrel über die Schulter. Er sah noch ganz zerknittert aus, war also auch noch nicht lange wach. Draußen begann es langsam zu dämmern.
„Hrmpf.“, murmelte ich und überließ es Darrel sich einen Reim daraus zu machen. Ich stand auf und streckte mich. Die Türen der Schlafzimmer waren noch geschlossen.
„Die anderen schlafen noch.“, erklärte Darrel.
„Wäre ich nicht draufgekommen.“ Ich rieb mein Gesicht.
„Du bist ganz schön zickig heute Morgen.“ Darrel wendete sich vom Kamin ab und drehte sich zu mir. Er verschränkte die Arme und musterte mich von Kopf bis Fuß. „Was glaubst du, was hier los ist?“
Ich zuckte die Schultern.
„Yeah. Genau meine Vermutung.“, sagte Darrel schwermütig. „Vielleicht sollten wir heute zum Rathaus gehen. Und uns noch mal genau umsehen.“
„Wir sind mal wieder in ganz schönen Mist reingeraten.“, flüsterte ich. Meine Augen ziepten ein bisschen und ich war nicht sicher, ob es von der Müdigkeit herrührte.
„Du fängst jetzt aber nicht an zu heulen oder?“, versetzte Darrel.
Hatte ich mich geirrt? War er doch ein gefühlskalter Mann geblieben? Ich warf ihm wütende Blicke zu und er senkte einlenkend die Hände. „Friede, Kira. Ich bin angespannt.“
„Yeah.“, machte ich entnervt. „Ich auch.“ Zum Glück kippte meine Stimme nicht.
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:18 am

Obwohl in einem fremden Haus, machten Darrel und ich uns daran, Frühstück zuzubereiten. Der Kühlschrank der Koffis war reich gefühlt, so dass wir keine Hemmungen hatten eine große Menge Pfannkuchen zu backen. Mit der Erfahrung mehrer Menschenleben konnte ich Pfannkuchen im Schlaf zubereiten. Darrel arbeitete mir schweigend zu. Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
Lynn und Peanut stießen bald zu uns und wir machten uns über die ersten Pfannkuchen her. Peanut honorierte meine Kochkünste mit einem Lächeln. Mir schwante, dass er derjenige war, der hier den Haushalt schmiss. Ob er und Gobias … ?

Akkis Zuflucht Frahst10

Ich musste dämlich vor mich hingestarrt haben, denn Darrel stieß mich unterm Tisch mit dem Fuß an. Ich sah ihn erbost von der Seite an, doch er gab vor mich zu ignorieren.
Als Gobias und Lily aufstanden, räumte ich meinen Platz um noch mehr Pfannkuchen zu machen.

Vor einem großen Teller Pfannkuchen sitzend, sah Lily immer wieder zur Küchenuhr. Es war so auffällig, dass Peanut schließlich fragte, worauf sie wartete. Wie ein ertapptes Kind (das sie ja auch war), zog sie die Schultern kurz ein, bevor sie erklärte: „Wenn unten in der Stadt alles leer und keiner da ist … dann muss ich ja auch nicht zur Schule.“ Sie sah etwas beschämt auf ihren Teller. Ihre Wangen röteten sich, was ganz niedlich aussah. „Naja und es ist schon viertel vor neun und der Schulbus ist immer noch nicht da.“
Wir Erwachsenen wechselten Blicke. Darrels Gesicht war so neutral wie schon am Abend. Lynn runzelte die Stirn, als sei sie nicht sicher was Lilys Feststellung bedeutete. Peanut wirkte besorgt und Gobias sah etwas überfordert aus. Ich fragte mich, wie ich wohl aus der Wäsche guckte und versuchte meine Züge bewusst zu entspannen.
„Tja.“, sagte Peanut schließlich. „Heute bleibst du wohl zu Hause, Lily.“ Er warf Gobias einen schnellen Blick zu. Der Blonde nickte. „Du kannst mir beim Betten machen helfen.“

Akkis Zuflucht Lily_p10

Lily nickte schnell. Ich nahm an, sie würde den ganzen Tag sehr servil sein, damit niemand auf die Idee kam, sie doch noch zur Schule zu schicken.
„Ich werde die Stadt noch einmal erkunden.“, gab Darrel schließlich seinen Tagesplan bekannt. „Ich nehme Kira mit.“
Ich zwang mich möglichst gleichgültig auszusehen und nicht die Pfanne mit den letzten Pfannkuchen nach Darrel zu werfen.
„Ich ääh … vielleicht kann ich auch irgendwie nützlich machen?“, sagte Lynn. Sie sah sich hektisch um. „Ich kann ja … spülen!“
Ich glaube sie hatte Angst aus dem Haus geschmissen zu werden. Ob sie die Spülmaschine gesehen hatte? Vermutlich. Umso dankbarer nickte sie, als Gobias ihr zustimmte und sie bat ihm anschließend im Garten zu helfen.
Am Abend war mir schon aufgefallen, dass die Koffis sich einen kleinen Nutzgarten angelegt hatten und ihn Gedanken hatte ich ihnen Beifall gezollt. Sollte Darrels und meine Erkundung wieder nichts ergeben, dann würden wir und bald alle aus diesem Garten ernähren müssen.
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:21 am

„ ‚Ich nehme Kira mit.’? Was bin ich, dein Haustier?!“ Ich stapfte mit einiger Anstrengung neben Darrel her, der mit ausgreifenden Schritten Richtung Zentrum lief.
„Ich wollte dich in meiner Nähe behalten.“, erklärte er mit einem kurzen Seitenblick auf mich.
Ich schnaubte. „Du wirst dich wohl nie ändern.“ Ich murmelte noch etwas, aber Darrel hörte mir nicht zu. Er war abrupt stehen geblieben und griff nach meinem Arm.
„Da wir zusammen in dieser ... Sache sind, schlage ich vor, dass wir uns vorerst nicht trennen. Ich habe da oben gesagt, dass ich dich mitnehme, damit wir nicht getrennt werden.“
Ich starrte auf seine Hand auf meinem Arm und fragte dann: „Traust du ihnen nicht?“
Darrel lachte trocken. Er ließ meinen Arm los und marschierte weiter. „Du bist immer so naiv, Kira.“
„Ich bin nicht naiv!“ Mit ein paar schnellen Schritten holte ich ihn ein.
Darrel lächelte mich an und ich patze ihn an, dass er wetterwendisch sei. Darauf grinste er noch breiter und wechselte das Thema.
„Ich schlage vor, dass wir als erstes zum Rathaus gehen. Dann kontrollieren wir noch einmal den Supermarkt und die anderen Läden.“
Ich erwiderte nichts, denn ich war beleidigt. Darrel warf mir einen komischen Blick zu und fuhr fort: „Vielleicht sollten wir auch zum Labor gehen. Möglicherweise sind die Schuld an dieser Entvölkerung.“
Obwohl ich eigentlich nicht mit ihm sprechen wollte, sagte ich: „Wir könnten auch zum Friedhof gehen. Sehen, wer dort beerdigt wurde und wann.“
„Gute Idee.“ Darrel versuchte einen versöhnlichen Tonfall anzuschlagen, aber ich ignorierte ihn und ging schneller.
Natürlich war das kindisch, zumal Darrel längere Beine hatte und trainierter war als ich. Leichtfüßig lief er neben mir her. Er verkniff sich sichtlich sein Grinsen. Je mehr er sich bemühte, nicht zu lachen, desto schneller lief ich und er hielt Schritt. Schließlich rannten wir beide und wider Willen musste ich lachen.
Als wir am Rathaus ankamen, war ich vom Rennen und Lachen so außer Atem, dass ich mich auf den Bürgersteig fallen ließ und nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Darrel hatte mit mir (und vermutlich auch über mich) gelacht, war aber trotzdem kaum außer Atem. Die Welt ist so ungerecht!
Schließlich half er mir auf. Wir sahen beide an der Fassade des Rathauses hoch.
„Da sind wir also.“, sagte ich und schauderte. Die merkwürdige Atmosphäre aus der Bibliothek war mir noch sehr präsent. In diesem riesigen Kasten war es bestimmt noch schlimmer!
Darrel sah mich von der Seite an. „Soll ich allein reingehen?“
Überrascht von soviel Einfühlsamkeit, schüttelte ich den Kopf. „Vier Augen sehen mehr als zwei.“ Dennoch ließ ich ihn vorgehen, als wir auf die breite Eingangstür zu gingen.

Akkis Zuflucht Darrel14

Die Tür war verriegelt.
„Das war ja zu erwarten.“ Darrel rüttelte an der Tür, als könne sie dadurch aufgehen.
„Bist du nicht so eine Art Dieb? Kannst du das nicht aufbrechen?“, fragte ich.
Darrel seufzte. „Wir sind hier nicht in einem Rollenspiel, in dem man Fertigkeiten wie Schlösser knacken hat.“ Er sah mich schräg an und ich widerstand dem Impuls ihm die Zunge raus zu stecken. „Mal ganz davon abgesehen, ist das hier ein Sicherheitsschloss. Dafür bräuchte ich eine Menge Spezialwerkzeug.“
„Also könntest du es aufbrechen.“
Darrel rollte mit den Augen. „Ja.“
Ich wollte etwas nachsetzten, aber irgendetwas in Darrels Blick ließ mich innehalten. „Was ist?“
„Du wolltest ein Versprechen von mir.“
Ich nickte langsam.
„Warum willst du mich dann zwingen diese Tür aufzubrechen und hier einzubrechen?“
„Aber das ist doch eine ganz andere Situation!“, rief ich aufgebracht. „Hier könnte es um Leben und Tod gehen!“
„Drama Queen.“, versetzte Darrel und sah mich von oben herab an. Dann grinste er und klopfte mir auf die Schulter. „Ich mache nur Spaß, Kira.“
Entgeistert sah ich ihn an. Darrel? Spaß machen? In was für einer verkehrten Welt war ich nur gelandet. Darrel grinste weiter und kniete dann vor der Tür um das Schloss zu untersuchen.
„Hm.“, machte er. „So einfach kommen wir hier nicht rein. Das wird ein hartes Stückchen Arbeit.“
„Vielleicht kommen wir ein anderes Mal wieder.“, schlug ich vor und ließ den Blick gleiten. „Ähm …Darrel.“
Er hob den Blick und sah mich fragend an. Ich deutete auf ein Schild seitlich der Eingangstür, das uns bisher nicht aufgefallen war. „Sanctuary Communty Services“ stand hauptsächlich darauf. Offenbar waren hier Rathaus, Polizeistation und Militärstützpunkt in einem untergebracht.
„Wenigstens wissen wir jetzt wo wir sind.“, bemerkte Darrel als er sich erhob.
„Sanctuary? Zuflucht?“ Ich runzelte die Stirn. „Fragt sich nur Zuflucht für wen und vor wem?“ Es war an mir misstrauisch zu werden.
Darrel starrte das Schild nachdenklich an. Seine Kiefermuskeln arbeiteten, als würde er an einem zähen Stück Fleisch kauen.
Mein Magen knurrte vernehmlich. Darrel riss sich aus seinen Gedanken und grinste. „Hast du schon wieder Hunger?“
Ich hob die Achseln. „Wenn ich soviel Grübeln muss und mir Sorgen mache, dann hab ich immer Hunger.“
Er nickte auf die Straße. „Komm wir laufen noch zu den Geschäften und schauen uns um.“ Er ging vor, hielt inne und sah mich verwundert an. „Aber schwanger bist du nicht, oder?“
„Darrel!“, rief ich empört aus und spürte wie sich meine Wangen röteten. „Woher denn?“ Ich hatte ihm nichts von Jason und dem Aufzug erzählt. Außerdem war ich mir ziemlich sicher nicht schwanger zu sein.
Darrel lachte und ich befürchtete, er würde schon wieder einen Spaß machen. Der Mann hatte heute ja einen Clown gefrühstückt.
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 10:50 am

Wie schon am Vortag waren die Geschäfte allesamt verschlossen. Wir taten auch einen Waschsalon auf – der natürlich auch abgeschlossen war.
„In unserem Sunset Valley gab es keinen solchen Waschsalon.“, bemerkte ich, als ich durch die Scheibe ins Innere spähte.

Akkis Zuflucht Waschs10

„In ‚unserem’ Sunset Valley ist sowieso alles anders.“ Er sah hoch zum Wasserfall. „Ich frage mich, ob die Koffis aus unserem Sunset Valley stammen.“
Ich legte die Hände links und rechts von meinem Gesicht auf die Scheibe um die Sonne auszusperren, damit ich besser sehen konnte. „Hm.“ Innen war es zwischen Waschmaschinen und Trockner so leer wie in der ganzen Stadt. „Man könnte ja fragen.“
„Vielleicht lebten sie auch in einer anderen Zeit als wir in Sunset Valley.“, überlegte Darrel laut. „Du weißt das Zeitreisen möglich sind.“
Ich gab es auf in das Innere des Waschsalons zu starren und drehte mich um. Darrel wirkte besorgt. Bei der Erwähnung von Zeitreise sah ich ihn säuerlich an. „Die erste und einzige Zeitreise die ich gemacht habe, endete mit meinem Hungertod.“, erinnerte ich ihn.
Er nickte stumm.
„Vielleicht gibt es auch einfach zwei Städte die so heißen.“, sagte ich als Darrel keine Anstalten machte etwas zum Thema Zeitmaschine zu sagen.
„Ja klar. Und beide Städte liegen so am Meer und haben diesen Wasserfall.“
„War ja nur ein Gedanke.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Lass uns in den Park gehen. Da habe ich vorhin Apfelbäume gesehen. Vielleicht sind die Früchte schon reif.“
Darrel schloss sich mir an. Er grübelte und seine Wangenmuskulatur arbeitete wieder wie schon am Rathaus.
„Du siehst aus, als käuest du wieder.“, merkte ich spitz an. „Willst du mir nicht sagen, worüber du nachdenkst?“
Wir erreichten den Park und ich lief zielstrebig zu den Apfelbäumen. Tatsächlich hingen die voller rotwangiger Äpfel. Ich streckte mich, um die untersten Früchte zu pflücken. Ich nahm zwei und gab davon einen an Darrel.
„Was mich auch wundert.“, begann ich während ich den Apfel an meinem Pulli abrieb. „Ist das wir Strom und fließend Wasser haben.“
Darrel nickte und betrachtete den Apfel als wäre er eine geladene Waffe, die auf ihn gerichtet ist.
„Was ist?“, fragte ich und biss herzhaft in den Apfel. Er schmeckte säuerlich frisch und war so saftig, dass mit Saft übers Kinn lief.
„Du kennst doch dies Legenden und Märchen, nach denen man nichts von dem essen darf, was man in einem Feenhügel oder so findet oder angeboten bekommt, oder?“
Ich zog die Stirn kraus. „Wusste gar nicht, dass du abergläubisch bist.“ Ich biss ein weiteres Stück ab und kaute seelenruhig. Nachdem ich geschluckt hatte, fügte ich hinzu: „Wir haben schon zweimal hier gegessen: Gestern Abend den Salat und heute Morgen die Pfannkuchen.“
Darrels Blick wanderte zwischen mir und dem Apfel hin und her. Er seufzte und biss schließlich hinein. „Wahrscheinlich hast du recht.“, sagte er nach einigen Bissen. „Wenigstens schmeckt der Apfel.“
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 11:44 am

„Du hast aber immer noch nicht gesagt, was dich so beschäftigt.“ Ich rieb meine saftbesprenkelten Finger an der Jeans ab. Der Apfel hatte meinen ersten Hunger gestillt, aber ich dachte darüber nach, einen zweiten zu pflücken. „Sollen wir den anderen welche mitbringen?“
Darrel kaute bedächtig und blieb mir eine Antwort schuldig. Als ich mich aber auf die Zehenspitzen stellte um weitere Früchte zu ernten, langte er mit dem Arm hoch und beugte die Äste, so dass ich sie besser erreichen konnte.
„Ich denke wir sollten deinem Vorschlag folgen.“, sagte er nachdem ich die Taschen meines Sweaters mit Äpfeln gefüllt hatte. Darrel griff noch einmal nach oben um zwei letzte Äpfel zu nehmen. In einen biss er selbst, den zweiten gab er mir.
„Danke.“ Ich biss hinein und freute mich, dass er genauso gut schmeckte wie der erste. „Welchen Vorschlag meinst du?“
„Dass wir zum Friedhof gehen.“ Er deutete in die Richtung in der zumindest in unserem Sunset Valley besagtes Grundstück lag.
„Yeah – noch mehr latschen.“ Ich war nicht begeistert.
Darrel grinste. „Lass uns losgehen. Je eher wir da sind, desto eher können wir zum Wasserfalls zurück.“
„Und was essen.“, fügte ich hinzu.
„Und was essen.“ Darrel lächelte und ging voran.

Akkis Zuflucht Friedh10

Es dämmerte bereits als wir am Friedhof ankamen. Seltsamerweise lag er dort, wo wir es erwartet hatten.
So verlassen er dalag, es ging nichts Unheimliches vom Friedhof aus. Anders als in der Bibliothek hatte ich hier nicht den Eindruck, als würde etwas nur darauf lauern sich auf mich zu stürzen.
Wir schritten langsam die Wege ab. Es gab hier kein einziges Grab. Genauer gesagt, es gab keinen einzigen Grabstein. Was unter der Grasnarbe lag konnte ich natürlich nicht sagen.
„Keiner da.“, merkte Darrel trocken an. Ich erinnerte mich, dass er nicht sonderlich auf Geister stand.
„Hm.“ Wir kamen wieder am Tor an, wo eine Statue des Sensemanns gebieterisch jeden Besucher des Friedhofes zu begrüßen und zu mustern schien. Andere Leute schauderten sicherlich bei dieser Skulptur, doch mir war der Sensemann bekannter als manch Lebender.
„Ob er nur eine Skulptur ist? Oder ob wir darüber Jonas sprechen können?“, wunderte ich mich. Darrel sah mich schräg von der Seite an. Ganz sicher dachte er wieder einmal wie wunderlich ich doch war. Ein zweifelhaftes Kompliment, das ich jedoch zurückgeben konnte. Ich hob gleichgültig die Arme
„Jonas?“ Ein bisschen peinlich war er mir schon, aber außer Darrel war niemand hier. Und Darrel dachte ohnehin schon, dass ich einen Sprung in der Schüssel hatte.
„Haaaallooooo?“ Ich stemmte die Arme in die Hüfte. „Jonaaaaaas?“

Akkis Zuflucht Darrel15

Die Statue blieb stumm, egal wie laut und eindringlich ich rief. Darrel und ich wechselten einen Blick und starrten die Statue ein letztes Mal an.
„Es war einen Versuch wert.“, tröstete Darrel mich. Er drehte sich als erster von der Statue um. „Lass uns zurück gehen.“
„Yeah.“ Ich warf einen letzten Blick auf den Friedhof. Die Stille und Abwesenheit von Lebe- und anderen Wesen, erschien mir auf einmal doch sehr unheimlich. Ich beeilte mich zu Darrel aufzuschließen. „Wenigstens haben wir keine Geister gesehen.“
Darrel nickte langsam. Er sog tief die Abendluft ein. Ich tat es ihm gleich, ganz so als wollten wir die Wahrheit erschnüffeln. Aber es roch nur nach einem lauen Sommerabend: Blütendüfte vermischten sich mit der sanften Brise vom Meer, die nach Salz und Wasser roch. Vom Friedhof her mischten sich ein paar erdige Gerüche darunter. Die Äpfel in meinen Taschen dünsteten ihr fruchtige Aroma aus.
Ich seufzte so tief, dass Darrel mich fragend ansah. Ich machte ein unbehagliches Gesicht, bevor ich erklärte: „Trotz aller Merkwürdigkeiten beginne ich mich hier wohl zu fühlen. Es …“ Ich brach ab, suchte nach Worten und wollte erneut ansetzten, als ich merkte, dass Darrel nickte. Er ließ den Blick in die Ferne schweifen.
„Ich verstehe was du meinst. Ich denke schon den ganzen Tag darüber nach.“
„Deswegen mahlen deine Kiefer so?“ Ich konnte mir den kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
Doch Darrel lächelte mich nur milde an. „Ja.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Schon ein Wunder, dass meine Kiefer überhaupt wieder heil sind!“
Ich schüttelte mich um den Gedanken an Howard zu vertreiben. „Du hast also auch das Gefühl, dass wir hier … hm sicher sind?“
„Ich weiß es nicht. Aber vielleicht kann es hier wirklich eine Zuflucht für uns geben.“
Er sah wieder in die Ferne und ich folgte seinem Blick. Eine Zuflucht? Darrel und ich hatten im den letzten Leben genug durchgemacht um uns eine Atempause verdient zu haben. Wir könnten unser Ringen miteinander vielleicht für eine Weile aufgeben. Wir könnten die Verluste verwinden, mit denen wir zu kämpfen hatten.
Ich dachte traurig zurück an die, die wir zurückgelassen hatten: Jason, Amy, Sammy und ihre Familien. Und natürlich Edmund, den lieben kleinen Edmund, Darrels Sohn. Ich verkniff mir die Tränen, die in meinen Augen brannten. Der arme Junge! Natürlich, Sammy und Mae würden sich gut um ihn kümmern, aber er hatte schon seine Mutter verloren und nun auch noch seinen Vater.
Ich mustere Darrel verstohlen von der Seite. Ob er noch sehr um Brenda trauerte? Er hatte mir – vor ihrem Tod – gesagt, dass er sie liebte. Als sie verunglückt war, war er am Boden zerstört. Bald darauf hatte er wieder die kalte Fassade, die ich so gut an ihm kannte, aufgebaut und nur im Umgang mit seinem Sohn blitze ab und an so etwas wie ein warmherziger Mann auf.
„Was ist?“ Darrel hatte bemerkt, dass ich ihn mustere. Ich schüttelte schnell den Kopf und zwang mich zu einem Lächeln.
„Nichts. Ich … ich habe Hunger.“
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 12:18 pm

Wir berichteten den anderen von unserer Erkundung. Auf ihren Gesichtern machte sich Besorgnis breit. Gobias hatte noch ein paar Mal versucht das Telefon zu benutzen, doch es blieb wie am Abend zuvor. Er hatte auch versucht das Internet seines Computers zu starten, doch sein Browser behauptete die ganze Zeit, es könne keine Verbindung aufgebaut werden.
Peanut hatte sich mit Lily um den Haushalt gekümmert. Lynn hatte ihnen geholfen und zeigte uns stolz die beiden Schlafsäcke, die Peanut auf dem Speicher gefunden hatte. Lynn hatte die gewaschen und getrocknet, so dass sie jetzt frisch nach Weichspüler dufteten. Ich hoffte nur, dass uns lange Zeit nicht das fließende Wasser und Waschmittel ausginge – frische Wäsche war sehr wichtig für mein Wohlbefinden.

Akkis Zuflucht Lynn_w10

Wir aßen ein weiteres Mal zusammen und Gobias verkündete anschließend, dass Lynn, Darrel und ich weiterhin am Wasserfall bleiben konnten. Lynn war sichtlich erleichtert und auch ich begrüßte diese Entscheidung. Der Mensch ist halt ein Herdentier. Ein Blick auf Darrel verriet mir, dass er wenigstens nicht ganz abgeneigt erschien.

Erneut war es Darrel der sich freiwillig für den Schlafsack meldete. Er nahm sich einen und ging mit der Begründung auf der Veranda schlafen zu wollen hinaus. Wir anderen starrten den zweiten Schlafsack an. Schließlich nahm ich ihn auf. Besser als die Couch war das Ding alle Male, auch wenn ich nichts gegen ein Bett einzuwenden hätte. Aber Darrels Art war manchmal abweisend. Ich war daran gewöhnt, es bestand also kein Grund unsere Gastgeber damit zu behelligen.

Darrel schien nicht überrascht zu sein, mich zu sehen. Er half mir wortlos meinen Schlafsack auszurollen und schlüpfte dann in seinen. Ich legte mich ebenfalls in den duftigen Schalfsack und drehte den Kopf zu Darrel. Er starrte an die Decke.
„Alles ok?“, fragte ich leise.
Darrel drehte sich zu mir um und nickte. Dann schloss er die Augen. „Schlaf gut.“
„Du auch.“ Ich betrachtete die Terrasse während Darrel bald in gleichmäßigen Zügen atmete. Konnte er so schnell unter diesen Umständen einschlafen? Ich war beeindruckt. Ich hing unzusammenhängenden Gedanken nach, bis ich langsam wegdriftete und in einen erholsamen, traumlosen Schlaf fiel.

Akkis Zuflucht Darrel16
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 12:34 pm

In den nächsten Wochen etablierten wir einen Tagesablauf, der nicht viel Zeit für Grübeleien ließ.
Peanut war unser Haushälter, er kümmerte sich vom Essen über das Putzen bis zum Waschen. Lynn, die eigentlich lieber malen würde, wurde von ihm eingespannt, aber da Peanut sehr weichherzig war und wir alle keinen Grund hatten militärische Disziplin walten zu lassen, fand sie genug Zeit für ihr Hobby.
Gobias, der im Gegensatz zu Peanut weder besonders gesellig, noch so ein Stubenhocker war, ging fast jeden Tag angeln. Wir aßen – bis auf Lynn, die Vegetarierin war – so viel Fisch, dass sich jeder Arzt vor Begeisterung über unsere gemüse- und fischreiche Nahrung überschlagen hätte. Wir vertrauten voll darauf, dass das Kühlfach so wie alle elektrischen Geräte einfach immer weiterlaufen würde, und froren deswegen viel Fisch ein.

Akkis Zuflucht Gobias12

Aber ich benutzte auch Fisch zum Düngen unseres Gartens. Als Lethe hatte ich mich immer um den Garten gekümmert, so dass ich ein recht fundiertes Wissen verfügte. Peanut hasste Gartenarbeit und überließ es nur zu gerne mir und Darrel, der mich unterstützte, wenn er nicht durch die Stadt stromerte. Er suchte immer nach Dingen, die ihm hilfreich erschienen. Außerdem mutmaßte ich, dass er versuchte in die geschlossenen Gebäude einzudringen, aber in diesem Falle war es mir herzlich egal.

Akkis Zuflucht Darrel17

Meine zweite Aufgabe war Lilys Bildung. In den ersten Tagen hatten wir alle so getan als wären Ferien, aber Gobias machte sich zunehmend Sorgen über den fehlenden Unterricht. Also bot ich an mit Lily den Schulstoff zu Hause durchzunehmen. Schließlich war ich einst Lehrerin gewesen. Lily war keine emsige, aber immerhin willige Schülerin. Lieber würde sie mit Peanut kochen, Lynn beim Malen zu schauen oder Darrel in die Stadt folgen. Aber ich blieb eisern: jeden Tag arbeiteten wir mit den Schulbüchern, die Darrel aus der Stadt mitgebracht hatte und ich gab ihr sogar Hausaufgaben auf, die sie selbstständig bearbeiten musste.

Akkis Zuflucht Kira_l10
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Akkis Zuflucht Empty Kapitel 2

Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 1:21 pm

„Wo kommt eigentlich die Bank her?“
Darrel und ich standen auf der Terrasse und betrachten die Holzbank, die auf dem Kies vor dem Haus stand. Ich war absolut sicher, dass sie gestern noch nicht da gestanden hatte. Mit fragendem Blick sah ich Darrel an. Er hob abwehrend die Hände.
„Ich war’s nicht.“
„Ich hab’ sie mitgebracht.“ Lynn, noch in ihrem knappen Nachthemd, kam zu uns. Sie hatte nicht einmal den Anstand zu erröten. „Sie hat mir so gut gefallen, da habe ich sie mitgenommen.“
„Du kannst doch nicht einfach eine Bank klauen.“, sagte ich und verdrehte hinter ihrem Rücken die Augen. Natürlich, Lynn hätte sich gewiss angezogen, wäre ich allein auf der Veranda gewesen (ob sie sich überhaupt die Mühe gemacht hätte herzukommen, wenn ich allein hier gewesen wäre, war eine andere Frage).
Darrel übersah wie immer ihr kurzes Neglige. Er deutete auf mich und stimmte mir zu meiner Überraschung zu. „Kira hat recht: Wir können nicht einfach Sachen aus der Stadt klauen.“
Lynn sah ihn mit ihren großen, grünen Augen an. Ja, sie war wirklich attraktiv und konnte einen Blick aufsetzten, der Steine erweichen (und Männer sabbern) lassen konnte. Aber merkte sie einfach nicht, dass sie bei Darrel auf Granit biss?
„Du nimmst doch auch dauernd Bücher aus der Bibliothek für Kira und Lily mit.“, gab Lynn zu bedenken. „Und du bist in den Supermarkt eingebrochen um Waschmittel zu stehlen.“
„Die Bücher bringe ich aber auch wieder zurück. Und das Waschmittel brauchten wir.“, verteidigte Darrel sein Handeln.
Lynn machte einen Schmollmund. Sie stolzierte von der Terrasse und setzte sich lasziv auf die Bank. „Ich finde wir brauchten auch eine Bank. Genau hier!“ Sie musste kichern und ich konnte ihr nicht böse sein. Trotz ihrer manchmal anstrengenden Art mochte ich Lynn.
„Naja.“, sagte ich und setzte mich neben sie. „Im Grunde genommen fehlt diese Bank ja niemandem da unten. Sind ja nur wir hier.“
Darrel verschränkte die Arme und betrachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. Lynn verrenkte sich neben mir fast, damit er sie auch ansah. Doch Darrels Blick galt mir und ich wusste, dass er mich an sein Versprechen erinnern wollte. Im Supermarkt einzubrechen war eine Sache – Darrel hatte sogar ein bisschen Geld, das Peanut und Gobias noch hatten, dort gelassen. Für Geld hatten wir hier keine Verwendung. Aber ein Bank zu mopsen konnte soviel schlimmer auch nicht sein, oder? Niemand würde sie vermissen. Gut, eine Bank brauchten wir wirklich nicht, aber was war mit anderen Dingen?

Akkis Zuflucht Geklau10

„Darrel, ich finde das mit der Bank nicht so schlimm.“, sagte ich schließlich. „Aber wir sollten wirklich nichts nehmen, was wir nicht unbedingt brauchen.“ Ich warf Lynn einen schnellen Blick zu. Dann setzte ich einen Hündchenblick auf, der bestimmt nicht so ergreifend wie Lynns war, aber ich wollte mein Glück versuchen. „Aber manche Dinge, die wir dringend brauchen, könnten wir ja vielleicht doch … ähm ausborgen?“ Ich zwinkerte und gab mir Mühe lieb und nett auszusehen. „Zum Beispiel eine Toilette oder eine Wanne.“
Wir hatten wirklich ein Problem mit dem Badezimmer: Wir waren sechs Leute und teilten eine Toilette und eine Dusche miteinander. Da man die Badezimmertür nicht abschließen konnte, kam es häufiger zu peinlichen Begegnungen. Erst am Vortag war ich wegen meiner drückenden Blase so blindlings ins Bad gestürzt, dass ich Darrel unter der Dusche erst gewahr wurde, als ich mit heruntergelassenen Hosen auf der Toilette saß. Er stand zum Glück mit dem Rücken zu mir, sah mich aber über die Schulter hinweg irritiert an. Ich hatte gemerkt, wie ich ganz langsam sehr, sehr rot wurde. Zum Glück hörte man das Plätschern in der Toilette nicht (ich musste wirklich dringend!). Schließlich grinste Darrel und drehte sich wieder um. Ich beeilte mich und huschte wieder aus dem Badezimmer. Die Hände wusch ich mir in der Küche.

Akkis Zuflucht Kira_d12

Darrel schien ebenfalls an unser Treffen im Badezimmer zu denken. Er grinste und ich konnte förmlich sehen, wie er sich amüsierte. Ich zog eine säuerliche Miene.
„Darüber sollten wir nachdenken.“, stimmte er dann zu. „Lasst es uns beim Abendessen besprechen.“
Es hatte sich eingebürgert, dass wir jeden Abend besprachen, was tagsüber passiert war (meistens nicht viel) und was an Arbeiten anstand. Entscheidungen trafen wir meistens gemeinsam. In der Regel waren es Darrel oder Peanut, die die vernünftigstens Vorschläge machten. Gobias gab sich damit zufrieden in Ruhe angeln gehen zu können. Lily hatte noch keine volle Stimme, wie sie immer klagte, denn oft entschieden wir über ihren Kopf hinweg. Lynn schloss sich meistens der Mehrheit an. Ich hatte selten etwas an den Vorschlägen der anderen auszusetzen. Die Idee einen größeren Gemüsegarten anzulegen fand ich zum Beispiel sehr gut, auch wenn es für mich mehr Arbeit bedeutete.

Akkis Zuflucht Kira_n10

„Die Hütte, die wir hinterm Schuppen angefangen haben zu bauen, verläuft über den Wasserleitung.“, informierte Peanut uns am Abend, als wir – mal wieder – über den Badezimmernotstand sprachen. Er sah Darrel und mich an. „Ich weiß, dass wir dort Betten für euch aufstellen wollten, aber möglicherweise könnten wir dort ein zweites Badezimmer einrichten.“ Er senkte entschuldigend den Kopf, doch ich schüttelte den meinen vehement.
„Ich bin unbedingt für ein Bad! Es macht mir nichts aus, weiterhin auf der Terrasse zu schlafen. Ich habe mich schon dran gewöhnt. Und Darrel geht’s genauso, nicht wahr Darrel?“ Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, den er resigniert erwiderte. „Die Badezimmersituation geht so ja nicht weiter.“ Ich deutete auf Lily. „Lily wird auch bald älter und da kann man erst recht nicht mehr erwarten, dass sie immer hinten ansteht.“
Lily sah mich verwundert an – sie hatte sich zwar stets über Hausaufgaben, aber nie über die Badezimmersituation beschwert. In der Hoffnung, bei mir einen Gefallen einfordern zu können, nickte sie jedoch energisch.
Darrel, dem der Blickaustausch nicht entgangen war, begann zu grinsen. „Die Terrasse ist mir fast so lieb wie ein Bett.“, sagte er ätzend. „Und ich möchte auch lieber allein duschen.“ Er warf mir einen schrägen Blick zu und ich bekam heiße Ohren. „Es bleibt nur die Frage, wo wir die entsprechenden Teile herbekommen.“
Lynn räusperte sich. „Wir könnten ja aus einem der öffentlichen Gebäude eine Toilette und eine Dusche oder so … mitnehmen.“
„Du willst ein Klo klauen?“, fragte Gobias verwirrt. Er sah uns andere an. „Die Klo-Diebe vom Wasserfalls – oh mein Gott.“ Er schüttelte verdattert den Kopf.
„In der Stadt braucht es ja keiner.“, sagte Lynn leichthin. „Falls doch mal jemand kommen sollte.“ Ihre Stimme triefte vor Unglauben. „Können wir es ja irgendwie ersetzen.“
„Was haltet ihr davon?“ Darrel sah aus schmalen Augen die beiden anderen Männer an. Gobias sah von seinem Teller auf. Er blickte erst zu seiner Schwester, dann zu Peanut. Lily nickte ihm wild zu, während Peanut nachdenklicher wirkte. „Also … hm…ist vielleicht wirklich nötig.“, nuschelte er schließlich.
„Das fürchte ich auch.“, stimmte Peanut zu. Er erhob sich und begann den Tisch abzuräumen. „Ich habe die Bücher über Klempnerei gelesen, die du mitgebracht hast Darrel. Ich helfe beim Bau.“, fügte er hinzu, als er die leeren Schüsseln ineinander stapelte.
„Yeah, ich habe sie auch gelesen.“ Darrel verzog den Mund. Es war nötig geworden sich darin weiterzubilden, denn unsere Toilette war einige Male verstopft gewesen und die Wasserhähne tropften regelmäßig vor sich hin.
„Dann gilt es!“, rief Lynn begeistert aus. „Morgen klauen wir ein Klo!“
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Beitrag  Akki So Jun 26, 2011 1:48 pm

Wir entschieden uns für ein billiges, aber relativ neues Klo aus der Angestelltentoilette im Supermarkt. Der war ja eh schon aufgebrochen. Mit Peanuts Unterstützung und unter Lynns anfeuernden Rufen installierte Darrel die neue Toilette. Lily und ich waren in der Stadt geblieben um ein paar Samen aufzulesen, die Darrel bei einem seiner Streifzüge entdeckt hatte. Vielleicht konnten wir bald ein bisschen Abwechslung im Gemüsebeet erwarten.

Akkis Zuflucht Darrel18

„Kira, kann ich Dich was fragen?“
„Klar. Schieß los.“ Ich hatte für uns beide etwas zu essen mitgenommen und kümmerte mich um einen der Grills im verlassenen, menschenleeren Park.
Lily setzte sich an eine der Picknickbänke und sah auf den Boden, bevor sie weiter sprach. „Kommen hier jemals andere Menschen hin?“
Ich hielt in meinen Vorbereitungen kurz inne. Das war eine so gute und zugleich eine so schlechte Frage. Gut, weil wir sie uns alle stellten und schlecht, weil niemand von uns eine Antwort darauf hatte.
„Ich weiß es nicht, Schätzchen.“, sagte ich langsam. „Möglicherweise kommen andere Menschen her, aber wer kann das schon sagen?“
„Hm.“
„Würdest du gern andere Menschen hier haben? Vielleicht Kinder in deinem Alter?“
Lily sah nachdenklich in den Park. Der Spielplatzteil war verlassen. In seinem Sandkasten hatte bisher noch kein Kind gespielt, die Geräte waren noch nahezu unbenutzt. Es fehlte nur noch ein Tumbleweedbusch der über den Platz getrieben wurde.

Akkis Zuflucht Kira_l11

„Es ist ok wie es ist.“, sagte Lily schließlich. Sie hatte so lange geschwiegen, dass mir ihre Stimme schon fast unwirklich vorkam. „Ich hab ja euch.“ Dann rutschte sie etwas unruhig hin und her. „Hm und vielleicht bekommt ihr ja mal Kinder. Mit denen kann ich dann spielen.“
Konsterniert wendete ich unser Gemüse auf dem Rost. Darüber hatte ich bisher noch nicht nachgedacht. „Ähm … wie meinst du das?“, fragte ich deswegen um Zeit zu gewinnen.
„Na ist doch klar:“, begann sie leichthin. „Du und Lynn ihr seid Frauen im gebärfähigen Alter. Und mein Bruder und Darrel sind Männer im zeugungsfähigen Alter.“
Ich bereute einen Augenblick sie aufgeklärt zu haben. „Was ist mit Peanut.“
Lily lief rot an und sah mich verschämt an. Ich kicherte. „Lily Koffi! Du hast wohl deine eigenen Pläne für unseren Koch, hm?“
Lily wurde – sofern das möglich war – noch tiefer rot. Sie räusperte sich mehrfach und brachte schließlich rau hervor, dass das Essen angebrannt rieche.
„Ohje!“, rief ich und rettete was zu retten war.
Die verkohlten Stücke warfen wir in den Fischteich und aßen das, was nicht komplett zu Kohle geworden war.
„Du verrätst mich aber nicht, oder Kira?“, fragte Lily schüchtern als wir uns auf dem Heimweg machten.
„Bestimmt nicht. Wir sind Freundinnen.“
„Freundinnen.“, wiederholte das Mädchen und sah dankbar zu mir auf. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie. „Darüber bin ich froh.“
Ich lächelte sie an und strich ihr über den Kopf. „Ich auch, Schätzchen.“ Das war ich wirklich, auch wenn sie mir ein Problem vergegenwärtigt hatte, dass ich bisher ignoriert hatte.
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Beitrag  Akki Mi Jun 29, 2011 9:36 pm

Die zusätzliche Toilette entspannte unsere Lage ein bisschen. Darrel und Peanut planten bereits die Installation einer zweiten Dusche. Bevor wir dieses Projekt in Angriff nahmen, überredete Gobias uns, einen kleinen Teich auf dem Grundstück anzulegen. Da wir mit dem Wasserfall vor Tür eigentlich genug Wasser und Fische in unmittelbarer Nähe hatten, fand ich einen Fischteich reichlich überflüssig, aber die Männer waren ganz angetan davon. Lynn, Lily und ich beobachteten kopfschüttelnd wie die drei Männer (sogar Stubenhocker Peanut) nur in alte Jeans gekleidet ein Loch aushoben und dabei riesigen Spaß hatten.
„Boys will be boys.“, murmelte ich leise. Lily kicherte.
Lynn hingegen setzte ein wölfisches Grinsen auf. „Ich weiß nicht was du hast. Mir gefällt die Aussicht!“
Ich folgte ihrem Blick und seufzte. „Ach ja Lynn … kann ich dich mal kurz drinnen sprechen?“
Sie warf mir einen schrägen Blick zu und nickte dann. „Sie sind bestimmt noch länger zu Gange, so dass ich nichts verpasse.“

Akkis Zuflucht Angele10

„Was gibt’s denn?“
Ich schloss sorgfältig die Tür und rieb mir die Schläfen. Wie sollte ich anfangen?

Angeregt durch Lilys Nachfrage vor einiger Zeit, hatte ich mcih entschlossen mit Darrel darüber zu sprechen.

„Lily hat mir heute ein paar … hm sinnvolle Fragen gestellt.“, hatte ich ihm abends zugeflüstert. Wir lagen bereits in unseren Schlafsäcken und Darrel wirkte erschöpft.
„Ach ja?“, murmelte er deswegen nur.
„Hm .. es ging um Nachwuchs.“
„Du hast sie doch aufgeklärt.“ Darrel war so einsilbig und schläfrig, dass ich mich mit meinem ganzen Schlafsack zu ihm rüber rollte und in die Seiten puffte.
„Aua! Kira, du lebst gefährlich.“ Er fuhr hoch und funkelte mich böse an. Ich erschrak für einen Moment. In den letzten Monaten waren wir so mit dem überleben in einer menschenleeren Stadt beschäftigt gewesen, dass ich vergessen hatte, wer Darrel war. Oder zumindest gewesen war.
„Sorry.“, sagte ich lahm und rückte wieder ein Stück von ihm weg. „Es ist nur so: Lily meint offenbar, dass der nächste logische Schritt in unser aller Leben ist, dass wir Erwachsenen Kinder bekommen.“
Darrel rieb sich die Seite. Er sah mich immer noch erbost an. Dann machte er ein sehr ernstes Gesicht und nickte. „Sie hat natürlich vollkommen recht.“ Er setzte sich auf und fixierte mich. „Da wir in einer entvölkerten Umgebung leben, sollte es unsere oberste Priorität sein, sie wieder zu besiedeln.“
„Darrel …“, wollte ich ihn unterbrechen, doch er gebot mir mit herrischer Miene zu schweigen. Ich musste schwer schlucken.
„Möglichst bald sollten wir mit den Zeugungen anfangen.“, fuhr er fort. Ich wiederholte quietschend: „Zeugungen?!“
„Natürlich, Kira. Um die genetische Vielfalt zu erhöhen, sollten sowohl Lynn als auch du von jedem von uns Männern mindestens ein Kind bekommen. Lily natürlich auch, sobald sie alt genug ist.“
Ich konnte ihn nur anstarren. Ein eiskaltes Gefühl kroch mir aus dem Lendenwirbelbereich den Rücken hoch. Wie konnte ich nur vergessen, wer Darrel war? Wahrscheinlich plante er schon die ganze Zeit hier sein eigenes Reich mit ihm als … als Sektenführer oder so was zu errichten.
„Du … du …:“, stotterte ich mühsam und versuchte mich aus meinem Schlafsack zu befreien. „Du … du … das …“
Darrel sah mich prüfend an. Dann lachte er auf einmal so schallend, dass ich erschrocken zusammen zuckte.
„Du bist kreidebleich, Kätzchen.“ Er tätschelte mir beruhigend die Hand. „Ich mache doch nur Spaß.“ Er versuchte freundlich zu gucken, musste aber so breit grinsen, dass es ihm nicht gelingen wollte. Schließlich lachte er wieder los.
Ich saß wie vom Donner gerührt neben ihm. Darrel machte keine Witze! Darrel lachte nicht so aus dem Bauch heraus. Darrel war nicht … fröhlich. Ich starrte ihn an.
„Was ist?“, fragte Darrel nach seinem letzten Lachanfall. Er sah mich fragend an. „Bist du jetzt beleidigt?“
Ich schüttelte langsam den Kopf. Ich rang mir ein Lächeln ab. „Ich dachte du meinst es wirklich so.“
Er legte den Kopf schief und war mit einem Mal wieder ernst. Erneut tätschelte er meine Hand. „Ich war nur ein bisschen verärgert, weil du mich in die Seite geschlagen hast. Du hast eine fiese Rechte!“
„’tschuldigung.“, nuschelte ich und ließ mich zurück auf den Boden gleiten. Ich kuschelte mich in den Schlafsack und drehte Darrel den Rücken zu.
„Kira, es war wirklich nur Spaß.“ Ich hörte am Rascheln seines Schlafsackes, dass auch er sich wieder hinlegte. „Wir haben keine Ärzte und null medizinische Ausstattung. Geburten sind so nicht gerade risikoarm. Außerdem … weder ich noch sonst jemand, würde euch Mädchen zwingen wollen, schwanger zu werden. Das ist schließlich …ähm das hat was mit … ach du weißt schon.“
Neugierig geworden, drehte ich mich wieder um. Darrel lag auf dem Rücken und sah zur Decke. „Ja?“
Er verzog unwillig den Mund. Ich musste wider willen kichern. „Du meinst, das sollte etwas mit Liebe zu tun haben, ja?“ Ich hätte nicht gedacht, dass es Darrel peinlich sein könnte, darüber zu sprechen.
Er nickte. Dann wendete er mir den Kopf zu. „Deine Kinder waren doch alle … ähm also du hast nur mit den Männern, die du …“
„Ja.“, schnitt ich ihn ab. Ich wollte jetzt nicht an die Männer denken, die ich in all meinen Leben geliebt hatte. Und schon gar nicht mit Darrel darüber sprechen.
„Hm.“, machte er und sah wieder zur Decke. „Ich habe nur Brenda geliebt.“ Er schloss die Augen. Mit einem Mal tat er mir so leid, dass es mir fast das Herz zeriss. Da hatte er endlich nach all den Jahren entdeckt, dass es so etwas wie Liebe gab, hatte eine Frau gefunden, die er liebte und dann entriss ihm das Schicksal Brenda so früh. Ich war gerade im Begriff, die Hand auszustrecken und ihn tröstend zu berühren, als er fortfuhr.
„Ich denke du solltest mit Lynn drüber sprechen. Sie ist wohl am ehesten gefährdet.“
„Gefährdet?“, fragte ich verwirrt.
„Schwanger zu werden. Sie ist … ein sinnlicher Mensch.“
„Das habe ich auch schon gemerkt.“, meinte ich ätzend. „Du willst, dass ich sie entweder zur Enthaltsamkeit oder zur Verhütung anhalte, ja?“
Darrel lachte leise. „Ja. Und wenn du schon dabei bist: Halt’ sie doch einfach mir vom Leib.“

Akkis Zuflucht Kira_s10

Und so stand ich hier mit Lynn, die mich aus ihren großen grünen Augen fragend ansah. Ich rieb mir verlegen den Hinterkopf.
„Es geht um Folgendes.“, begann ich gedehnt und schluckte trocken. Lynn und ich waren zwar so etwas wie Freundinnen, aber irgendwie war es mir dennoch unangenehm, das Thema aufs Tablett zu bringen.
„Hör mal, Kira, wenn es um Darrel geht … .“, fuhr sie mir dazwischen und grinste wissend. Hatte Darrel etwa schon mit ihr gesprochen?! „Ich weiß das ich ihn ganz schön angeflirtet habe.“
‚Kann man so sagen.’, dachte ich trocken und bedeutete ihr fortzufahren.
„Aber ich habe schon gemerkt, dass er überhaupt nicht an mir interessiert ist.“ Sie klang ein kleines bisschen beleidigt deswegen. „Außerdem ….“ Sie grinste wölfisch. „Gobias ist ein wirklich süßer Kerl. Habe ich dir den Anhänger gezeigt, denn er mir geschenkt hat?“

Akkis Zuflucht Gobias10

Ich starrte sie mit blödem Blick an. Irgendwie konnte ich ihr nicht so ganz folgen. Lynn ignorierte oder bemerkte den Blick nicht und holte einen blankpolierten Flusskiesel an einem dünnen Lederbändchen aus der Tasche. Stolz hielt sie ihn mir vor die Nase.
„Er hat ihm bei Angeln gefunden.“ Sie kicherte. „Natürlich ist es kein Diamant, aber ich finde die Geste ja sooooo süß.“ Sie riss den Stein an ihren Busen und umarmte sich selbst. „Und er hat mich mit zum Sterne beobachten genommen. Er kennt fast jedes Sternbild und …“
„Okokokokokok….“, unterbrach ich sie hastig. „Ähm also darum geht es mir nicht!“
„Nein?“ Sie musterte mich wieder mit diesem wissenden Blick.
„Also …ichdenkenuresistbesserwennkeinevonunsschwangerwirdalsopassauf!“, leierte ich so schnell, dass es an Lynn war blöde zu gucken. „Hä?“, machte sie.
„Nichtschwangerwerdenweilwirnichtdraufeingerichtetsind.“, versuchte ich es ein zweites Mal.
Lynn sah mich irritiert an, ich sah zu Boden. Schließlich öffnete sich die Tür und Lily steckte den Kopf hinein. „Was Kira dir sagen will ist, dass du und mein Bruder keine Babies machen sollt!“ Sie sagte es ganz sachlich und zog den Kopf anschließend wieder auf die Terrasse. Die Tür schloss sie leise.
Lynn und ich sahen auf die Tür. Dann blickten wir wieder einander an. Ich spürte ein leichtes Erröten. „Ja. Das war es.“
Lynn nickte nachdenklich.
„Es ist halt so, dass wir medizinisch ein bisschen unterversorgt sind.“, erklärte ich. „Ich kenne mich zwar ganz gut damit aus, aber wenn es zu Komplikationen kommt…“
„Du kennst dich damit aus?“
„Äh.“ Mist, verplappert. „Mein Stiefvater war Geburtshelfer.“ Das war ja nicht mal gelogen.
„Achso.“ Sie warf einen Blick auf meine Taille. „Siehst nämlich nicht so aus, als hättest du schon geworfen.“
Geworfen? Geworfen? In diesem Moment hörte ich die Männer auf die Terrasse kommen. Peanut forderte die anderen gerade auf, bloß die dreckigen Schuhe auszuziehen. Lily riss die Tür auf und Lynn warf den Männern strahlende Blicke entgegen. Ich seufzte tief.
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Beitrag  Akki Fr Jul 01, 2011 11:19 pm

Es war nur ein paar Tage später. Peanut, Darrel und ich saßen auf der Couch und sahen TV. Nicht, dass wir ein echtes Fernsehprogramm gehabt hätten – weit gefehlt. Zwar hatten wir mehrere Sender, aber sie sendeten jede Woche dasselbe Programm. Wenn wir aber rein gar nichts zutun hatten, machten wir uns gelegentlich einen Spaß daraus die Serien oder Filme anzuschauen und neu zu synchronisieren.
Dieses Mal jedoch starrten wir drei stumpf auf den Fernseher und lauschten dem Originalton. Wir waren alle drei erschöpft. Ich hatte den ganzen Tag im Garten geschuftet, während Peanut und Darrel endlich eine zweite Dusche aufgebaut hatten.
„Hört ihr das?“, fragte Darrel plötzlich. Er hob den Kopf und drehte ihn hin und her.
„Was denn? Ich höre nur den Fernsehkoch.“ Ich deutete auf den Bildschirm wo der Koch Frühlingsrollen zu bereitete. Ich kannte den Teil, der jetzt kam (das Schnibbeln des Gemüses), schon auswendig. „Gleich erklärt er wieder wie man am besten Zwiebeln schneidet.“
Peanut und Darrel lauschten angestrengt und ignorierten die Zubereitung der Frühlingsrollen. Schließlich horchte ich auch auf.
‚Tocktocktocktock’ – Pause ‚Tocktocktocktock’ – in schnellerem Rhythmus.
Ich warf Darrel einen verdrehten Blick zu. Er schmunzelte. Peanut riss die Augen weit auf.
„Oh mein Gott! Ist es das, was ich denke?!“

Akkis Zuflucht Darrel10

‚Tocktocktocktock’ – Ganz klar, hier stieß das Bett an die hölzerne Vertäfelung im Schlafzimmer.
„Yep.“, machte ich und wendete mich dem Bildschirm zu. „Pff, wenigstens hört man nur das Bett.“ Just in diesem Moment begann Lynn wie eine gefolterte Katze zu schreien. „Oh bitte.“ Ich machte ein säuerliches Gesicht. „Ah. Ich glaube ich gehe spazieren.“
Trotz meiner Erschöpfung stand ich auf. Die beiden Männer folgten mir fast augenblicklich.

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Beitrag  Akki Fr Jul 01, 2011 11:47 pm

Nach diesem Nachmittag tauschte Lily mit Lynn das Bett und zog auf das obere der Etagenbetten im ehemaligen Kinderzimmer. Eingedenk meines Gespräches mit ihr im Park nahm ich an, dass sie diesen Tausch nicht weiter dramatisch fand, schlief sie doch nun mit Peanut in einem Zimmer.
Lily wurde langsam ein Teeanger, aber zum Glück erhielt sie sich ihr freundliches Wesen.
Eines Nachmittags bekam ich – mehr unfreiwillig, ich schwöre es! – ein Gespräch zwischen ihr und Gobias mit, in dem Gobias seine Schwester von der Wichtigkeit des passenden Sternzeichens zu überzeugen versuchte. Irgendwie hat die ganze Familie da wohl einen leichten Hau weg …
„Also würdest du nicht mit Lynn schlafen, wenn sie nicht zufällig ein passendes Sternzeichen hätte?“, schloss Lily nach den Ausführungen ihres Bruders mit der brutalen Offenheit eines Teenagers.
Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, ahnte ich was Gobias für ein Gesicht machte.
„Äh … hm.“, stotterte er. „Lynns Sternzeichen passt aber nun mal zu meinem!“
Lily lachte leise, und Gobias fuhr fort. „Lily, es ist einfach so, dass eine Beziehung nur dann glücklich und erfüllt sein kann, wenn die Sternzeichen kompatibel sind.“
Auf meinem Lauschposten verzog ich das Gesicht. Beinahe hätte ich laut aufgeschrien, als mich jemand an der Schulter berührte. Stattdessen zog ich so scharf die Luft ein, dass es zischte.

Akkis Zuflucht Lily_u10

„Ich bin’s nur.“ Darrel stand hinter mir. „Lauscht du?“
„Wer ich?“ Ich schüttelte den Kopf. „Niemals! Und warum schleichst du dich so an mich an?“
Er zuckte mit den Schultern. „Schätze man legt alte Gewohnheiten schwer ab.“
Ich verdrehte die Augen. Dann wies ich mit dem Daumen auf den anderen Raum. „Warum ist Gobias eigentlich so besessen von Sternzeichen?“
„Frühkindliche Prägung?“
„Yeaaah.“, sagte ich gedehnt. „Lily hat ihn gefragt, ob er mit Lynn zusammen wäre, hätte sie ein falsches Sternzeichen. Natürlich ist er einer richtigen Antwort ausgewichen!“ Empört pustete ich mir den Pony aus der Stirn.
Darrel grinste nur in ging in die Küche. Ich folgte ihm und nahm mir einen der Kekse, die Peanut morgens gebacken hatte.
„Tatsächlich hat mich Gobias übrigens schon nach einer Woche nach deinem Sternzeichen gefragt.“, erinnerte Darrel sich jetzt. „Ich glaube er war ganz erleichtert, dass deines nicht passt.“
„Und was – bitte schön – soll das jetzt heißen?“
Darrel nahm sich ebenfalls einen Keks und biss in aller Ruhe davon ab. Er erwiderte meinen Blick mit Spott, erklärte sich aber nicht weiter.
„Pfff.“, machte ich nur und blies wieder gegen den Pony. Diese längeren Haare waren wirklich nervig! „Ich gehe in den Garten!“
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Beitrag  Akki Fr Jul 01, 2011 11:48 pm

„Erm … Kira?“
Lynn und ich waren allein in der Küche. Ich wusch mir die Hände und schrubbte an den Fingernägeln herum, da ich gerade aus dem Garten kam. Lynn verleibt sich ein sehr spätes oder sehr zweites Frühstück ein.
„Was gibt’s?“ Ich drehte den Kopf über die Schulter und sah sie aufmunternd an. Dabei fiel mir auf, dass sie nicht ihr übliches Top an hatte. ‚Ich sollte mir auch dringend mal etwas anderes als diesen Sweater zu legen.’, dachte ich.
„Erinnerst du dich daran, als wir den Teich angelegt haben?“

Akkis Zuflucht Lynn10

„Wir? Soweit ich mich erinnere, waren das die Jungs, während wir gegafft haben. Aber ja: ich erinnere mich.“
„Erm … auch an unser äh privates Gespräc?“
„Das bei dem ich so schnell gesprochen habe, dass du mich nicht verstanden hast? Yeah.“ Ich betrachte meine geröteten Finger und beschloss, dass sie sauber genug waren. In diesem Moment machte es klick. Mit nassen Pfoten fuhr ich herum und starrte Lynn fragend an. „Oh … du hast mich damals doch verstanden oder?“
„Also rein akustisch schon, ja.“, beeilte sie sich zu sagen. „Und inhaltlich auch .. eigentlich.“
„Eigentlich? … und uneigentlich?“
„Uneigentlich haben wir wohl bald einen neuen Mitbewohner.“
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Beitrag  Akki So Jul 03, 2011 10:51 pm

[Achtung: Der folgende Eintrag könnte möglicherweise verwirrend sein, da vieles aus früheren Geschichten auftaucht. Für Nachfragen bin ich immer zu haben Wink. Ach ja, und sorry für viel Text und wenige Bilder!]


„Sie ist schwanger.“
Ich war Darrel ins neue Bad gefolgt und rollte vielsagend mit den Augen. Er grinste nur und überprüfte die Installation mit einigem Handwerkerstolz.
„Gerade du kannst doch gar nichts gegen Schwangerschaften und Kinder haben. Wieviele hattest du? Zwanzig? Dreißig?“
Ich verschränkte die Arme und entschloss mich ihm nicht die Zunge rauszustrecken, während ich rasch nachrechnete. „Keine zwanzig! Als Kira hatte ich zwei, dann fünf, als Christmas eines, dann kam die Katze – zählt das Kätzchen mit? – und als Lethe sechs. Also nur vierzehn – fünfzehn, wenn du das Kätzchen mitrechnest.“
„Moment mal – du hattest ein Kätzchen und hießt Christmas?!“ Darrel lachte so sehr, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.
Genauer bedacht war die Sache mit dem Zungerausstrecken gar nicht so übel!
„Also, über die Sache mit dem Kätzchen will ich nicht reden! Und als ich Christmas hieß, bist du mir doch auch in die Quere gekommen. Pffff. Nur dass du damals auch als Frau durch die Gegend gelaufen bist.“ Ich sah ihn triumphierend an. Ha, er hatte bestimmt nicht gewusst, dass ich wusste, dass er damals in Viper Canyon Alyx gewesen war (gut es war mir erst sehr viel später bewusst geworden, aber das tut hier nichts zur Sache).
„Oh, das war dein Vorname? Du hast dich immer nur beim Nachnamen nennen lassen.“
„Yeah … Christmas Przydanek war aber auch ein selten doofer Name.“
„Ich finde Poppy und Basil Hill auch nicht besser.“ Er lachte erneut. „Aber unsere Mutter damals war auch wirklich ein schräger Vogel.“
Wir schwelgten noch eine Weile in Erinnerungen, bevor Darrel seufzte: „Zurück ins hier und jetzt: Lynn wird also Mutter.“
Ich nickte und wischte mir ein paar Lachtränen aus den Augen. Darrel hatte wirklich ein bemerkenswertes Talent Vergangenes amüsant darzustellen. „Ja. Du hast natürlich recht: ich kenne mich mit Geburten aus. Aber ich habe große Angst, dass etwas schief gehen kann.“ Es schauderte mich. „Habe in all den Jahren von genug schwierigen Geburten gehört. Und schau dir Lynn an: Sie hat nicht gerade das was man ein gebärfreudiges Becken nennt.“
Darrel fuhr sich nachdenklich durchs Gesicht. „Ich kann dir Bücher aus der Bibliothek besorgen. Vielleicht gibt es sogar eines über Hausgeburten.“
„Hm.“, machte ich. Dann sah ich betrübt zu Boden. Ich hatte eine Idee, aber ich hasste es Darrel diesen Vorschlag zu machen. „Du könntest … vielleicht … ins Krankenhaus einbrechen?“
Darrel hörte damit auf, sein Gesicht zu reiben und sah mich ausdruckslos an.
„Habe ich dir jemals erzählt, warum ich kriminell geworden bin?“, fragte er schließlich ganz und gar tonlos.

Akkis Zuflucht Darrel12

Ich schüttelte den Kopf. Sicher, über die Jahre hatte ich mir das eine oder andere zusammen gereimt, aber ich war nie wirklich dahinter gekommen, wer Darrel wirklich war – und warum er sich Darrel und nicht Blake nannte, was meines Wissens seine erste Identität gewesen war.
„Du lerntest mich als Blake Lamargue kennen.“ Er sah mich kurz an, ob ich ihm auch zu hörte. Als ich nickte fuhr er fort. „Du warst diese kleine, schwarze Katze, die mich in Natalyas Haus angefallen hat.“ Ich versuchte kein allzu schuldbewusstes Gesicht zu machen. Damals fühlte ich mein und Natalyas Leben von ihm bedroht, so dass es eine logische Schlussfolgerung gewesen war, ihn anzufallen.
„Scharfe Krallen, Kira. Das hattest du.“ Er lächelte, als hätte ich ihn nur um Spiel gekratzt. „Damals war ich schon seit vielen Jahren kriminell.“ Erneut rieb er sich das Gesicht. Das hatte er sich erst hier in Sanctuary angewöhnt. „Ich wurde geboren als Sohn einer Kellnerin und eines alkoholsüchtigen Schlägers. Ich hatte als Kind fast nichts, außer einer Menge Schläge und Tränen meiner Mutter. Ich schwor mir, dass ich nie so werden würde und es meine Kinder einmal besser haben sollten.“ Er lachte leise – nicht das echte, amüsierte Lachen von eben, sondern ein hartes, trauriges Lachen. „Als ich heranwuchs, wurde ich größer und kräftiger als mein Erzeuger. Irgendwann schlug ich zurück. Er war so besoffen, dass er nicht einmal richtig fallen konnte. Er brach sich das Genick.“
„Oh Darrel … .“, begann ich und legte ihm die Hand auf den Unterarm. Er sah durch mich hin durch.
„Ich rief die Polizei. Man konnte mir nichts unterstellen, schließlich hatte ich mehr oder weniger in Notwehr gehandelt.“
„Hast du … hast du es bereut?“
Diesmal sah er mich an und seine Augen wirkten müde. Es musste hart sein, sich nach so vielen Jahren an diese Kindheit zurück zu erinnern.
„Ich habe gar nichts gefühlt. Meine Mutter machte mir Vorwürfe. Obwohl er sie so schlecht behandelt hatte, liebte sie ihn auf eine sehr verquere Art.“
„Liebe kann sehr merkwürdige Wege gehen.“, sagte ich leise. Darrel sah mich kurz an und grinste. Ich nahm meine Hand von seinem Arm und ließ mich auf dem Rand der Badewanne sinken. Ich klopfte einladend auf den Rand und Darrel setzte sich neben mich.
„Einer der Polizisten hatte wohl Mitleid mit mir. Er nahm sich meiner an, sah zu, dass ich einen anständigen Schulabschluss machte und verhalf mir auf die Polizeischule.“
„Du warst Polizist?!“, rief ich überrascht auf. Darrel schmunzelte zu mir herüber. Ich murmelte eine Entschuldigung und bedeutete ihm fortzufahren.
„Ich wurde also Polizist und mit der Zeit ging ich zum FBI. Dort lernte ich Natalya und Bobby kennen, wenn du dich an sie erinnerst.“
„Wie könnte ich diese beiden vergessen? Sie waren so ein süßes Paar. Und später übrigens meine Schwiegereltern.“

Akkis Zuflucht Nataly11

„Yeah. Außerdem traf ich mich mit einem Mädchen aus gutem Haus: Elisabeth Edwards. Sie ging noch zur Uni und war alles was ich nicht wahr: Gebildet, wohlerzogen, wunderschön, reich.“ Er schüttelte den Kopf. „Das mit dem Reichtum stimmte allerdings nicht. Ihr Vater war einige Jahre zuvor gestorben und hatte Elisabeth und ihrer Mutter nur Schulden hinterlassen. Sie wurde schwanger von mir und ich wollte ihr verzweifelt ein besseres Leben bieten.“ Er rieb sich wieder das Gesicht. „Man trat an mich heran. Jemand aus der organisierten Kriminalität ahnte wohl meine Lage. Er bot mir Geld, viel Geld, wenn ich meine Leute verriet.“
Ich schwieg. Seine Entscheidung war mir bereits bekannt. Ich verabscheute sie, auch wenn ich ein kleines bisschen den Grund nachvollziehen konnte.
„Inzwischen war unsere Tochter geboren worden: Caitriona. Sie war genauso schön wie ihre Mutter und ich liebte sie vom ersten Augenblick an. Beim FBI ahnte niemand, dass ich inzwischen zum Doppelagenten geworden war. Alles lief gut für mich – dachte ich. Doch dann kam der Tag, an dem das FBI herausbekam, was ich tat. Ich war für die Organisation, für die ich die Informationen beschaffte untragbar geworden, so dass sie mich wiederum ans FBI verrieten.“
Ich musste mich anstrengen nicht den Faden zu verlieren und nickte nur noch ab und an.
„Unglücklicherweise war Elisabeth an diesem Abend mit mir zusammen unterwegs. Wir gerieten in einen Kugelhagel – nicht ganz unähnlich dem, in den wir beide vor kurzem gerieten.“ Er richtete den Blick wieder ins Nichts. „Es kam mir wie ein Déjà-vu vor als du zu Boden gingst.“
„Tja, ich bin ja noch mal davon gekommen – irgendwie.“, versuchte ich ihn aufzuheitern und grinste ihn an. „So wie du.“
Darrel lächelte schwach. „Yeah. Wie auch immer das passiert ist.“
„Elisabeth starb. Natalya wurde schwer verletzt. Sie und Bobby hatten bis zum Schluss an meine Unschuld geglaubt. Bobby hatte sich für mich eingesetzt und deswegen seinen Job verloren. Beide waren ganz schön angepisst, als sie die Wahrheit herausfanden.“
Was ich ihnen nicht verübeln konnte! Ich schwieg jedoch weiterhin.
„Irgendwie entkam ich in dem ganzen Durcheinander. Ich schloss mich einer anderen Organisation an, nachdem ich ein paar Jahre wie mein Vater verbracht hatte: Besoffen. Danach wollte ich mich rächen.“
„An wem?“, fragte ich leise. Irgendwo in diesem Wirrwarr mussten bei Darrel – damals noch Blake – mehr als eine Sicherung durchgebrannt sein.
Darrel seufzte. „Ich war wütend damals. Auf alles und jeden. Wahrscheinlich am meisten auf mich selbst, weil ich es so gründlich vermasselt hatte.“ Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Ich war der Bad Guy und gefiel mir in meiner Rolle außerordentlich gut. Dann hörte ich, dass Elisabeths Mutter irgendwie an Geld gekommen war und ich dachte es wäre eine gute Idee es ihr abzunehmen. Also kam ich nach Mountain View zurück.“
„Wo du zunächst Natalya auflauertest.“
„Und du dich wie ein Fellgeschoss aufführtest.“, konterte er. „Seitdem nehme ich mich vor Katzen in acht.“
„Solltest du auch.“, schoss ich ab und funkelte ihn von der Seite an.
„Du und Natalya und dann auch Bobby habt mich überwältigt.“ Er schnaubte. „Der böse Mann ging ins Gefängnis und alles war gut.“
Ich kommentierte diese Aussage, die vor Selbstmitleid triefte, nicht weiter.
„Ich gab jedoch nicht auf und fingierte meinen Tod und das Feuer. So entkam ich.“ Er sah mich von der Seite an. „Dann besorgte ich mir neue Papiere und nahm den Namen Leigh Lebak an.“
„Und tratest als Annabeths Mäzen auf. Als ihr Sugar Daddy.“
„Sie war heiß, dass musst sogar du als Mädchen zugeben.“
Ich starrte ihn wütend an. „Sie war meine Enkeltochter! Und falls du es nicht wusstest, auch meine Mutter!“
„Deine Mutter?“ Darrel war ehrlich überrascht. „Willst du … heißt das, dass du … .“
„Dass ich deine Tochter Elaine war. Genau das heißt es.“

Akkis Zuflucht Leigh_11

Er sah mich an und bemerkte erstaunt, dass seine Wangen von einer leichten Röte überzogen wurden. Ich hatte damals als Säugling einiges mitbekommen.
„Natürlich hast du mich in meiner Katzengestalt vorher erschossen.“, erinnerte ich ihn hämisch. „Aber warum warst du später so besessen davon einen Sohn zu haben?“
Er zuckte die Schultern. „Nachdem ich meine Rache zumindest an dir vollzogen hatte, merkte ich mehr und mehr, dass ich nicht unsterblich war. Ich wollte etwas aufbauen, etwas dass mich überlebt.“
„Ein Vermächtnis des Bösen?“, ätzte ich.
„So ungefähr.“ Er nickte. „Ich war damals der Meinung, dass ein Sohn mich besser beerben würde.“
„Aber Logan, mein Bruder, war wohl eine Enttäuschung.“ Nicht, dass ich Darrel deswegen bemitleidet hätte. „Er war schwul.“
„Das war nicht das größte Problem. Er machte sich nichts aus … aus meinem Erbe.“
„Kluger Junge.“, warf ich ein.
„Wie du meinst. Er sagte sich von mir los, legte ein Feuer und brachte mich so um.“
Ich machte große Augen. Logan hatte mir später geschworen nichts mit dem Tod unseres Vater zutun gehabt zu haben. Ich schwieg jedoch weiterhin. Jetzt müsste der interessante Teil kommen: Wie Darrel wiedergeboren wurde.
„Der Sensemann kam. Nicht dein Busenkumpel, sondern der russische. Wusstest du, dass sie eine ganze Organisation sind?“
„Sie haben sogar eine Gewerkschaft.“, informierte ich ihn nebenbei und wartete gespannt, dass er fortfuhr.
„Er machte mir das Angebot wiedergeboren zu werden. Um das Gleichgewicht zu erhalten, so wie es die höheren Entitäten wünschten.“
„Höhere Entitäten?!“, rief ich aus. „Mit denen kenn ich mich auch aus.“ Ich machte ein beleidigtes Gesicht. „Angeblich amüsiere ich sie.“
„So etwas Ähnliches bekam ich auch zu hören. Damals hörte ich auch das erste Mal davon, dass diese Katze. Die mir so viele Unannehmlichkeiten bereitet hatte, eigentlich ein Mensch war, der wiedergeboren wurde. Wenn ich also das Angebot annahm, würde ich erneut eine Chance auf Rache bekommen. Allerdings wusste ich damals nicht, dass du bereits als meine Tochter wiedergeboren worden warst.“
Ich runzelte die Stirn. „Du hast dich also darauf eingelassen, weil du dich an einer Katze rächen lassen wolltest?!“
„Welchen Grund hattest du? Einen besseren?“ Er sah mich scharf von der Seite an.
Peinlich berührt sah ich zu Boden. Ich fragte mich recht regelmäßig, warum ich damals auf den Vorschlag eingegangen war. „Ich nehme an …“, begann ich zögerlich und traute mich nicht, Darrel anzusehen. „Ich schätze ich hatte einfach Angst vor dem Nichtsein.“
Darrel lächelte mir zu. „Haben wir das nicht alle?“ Er tätschelte meine Hand. „Du bist ein ehrlicher Mensch, Kira.“
Ich machte ein etwas zuversichtlicheres Gesicht. Dann lächelte ich ihn ehrlich an. „Du bist heute Abend auch sehr ehrlich. Danke.“ Ich drückte seine Hand und wir lächelten uns einvernehmlich an. Dann erhob sich Darrel geschmeidig. „Den Rest meiner Geschichte kennst du mehr oder weniger. Ich war immer auf der Suche nach Macht und Reichtum. Wie ein Besessener hechelte ich beidem hinterher, aber ich kannte nur den kriminellen Weg.“ Er sah auf seine Hände. „Hat mir meistens nicht viel gebracht, außer einem frühen Tod in der Regel.“
„Und dann wurden wir ausgerechnet als Geschwister wiedergeboren.“, sagte ich. Ich stand ebenfalls auf. Undamenhaft rieb ich mein Hinterteil. Die Badewanne war nicht eben bequem gewesen. „Und obwohl ich dich anflehte, es nicht zu tun, bist du wieder kriminell geworden.“

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Nun war es an Darrel beschämt dreinzublicken. „Ich habe es versucht …“, wollte er sich verteidigen.
„Und wir wissen beide, wie es endete.“, seufzte ich. „Wieder musste deine Frau deswegen sterben und du und ich sind auch nicht gerade mit heiler Haut davon gekommen. So mehr oder minder.“
Darrel begann wieder damit sich das Gesicht zu reiben. „Im Gegensatz zu allen anderen Frauen – und Männern – vorher habe ich Brenda wirklich geliebt.“
Er tat mir mit einem Mal wieder leid und ich legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich weiß Darrel, ich weiß.“
„Yeah.“ Er holte tief Luft. „Und daran bist du schuld, wie du weißt.“ Er zwang sich zu einem verschwörerischen Zwinkern. „Du warst eine wirklich nervtötende kleine Schwester.“
Ich kicherte. „Ich hatte nur dein Bestes im Sinn!“ Wir sahen einander an und lächelten.
„Ich weiß, Kira. Und ich danke dir dafür.“ Etwas linkisch nahm er mich in den Arm und drückte mich fest. „Und obwohl wir in einer wirklich schrägen Sache drin stecken, bin ich froh drüber. Zum einen gerate ich hier nicht Versuchung und zum anderen bin ich froh, mit dir hier zu sein.“
Mir war das ganze jetzt etwas unangenehm, weil es so intim war, deswegen witzelte ich: „Ja, stell dir vor, du wärst mit unserer Schwester Peony hier! Die arme Neurotikerin würde sterben.“
„Oder Amy: ich habe noch keinen DarkBerry-Lippenstift gefunden!“, stieg Darrel ein.
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Beitrag  Akki So Jul 03, 2011 11:31 pm

Einige Tage später machten Darrel und ich uns auf den Weg in die Stadt. Darrel wollte sein Glück im Krankenhaus versuchen, während ich in der Bibliothek Bücher über Schwangerschaft und Geburt suchen wollte.
Eigentlich ging ich nicht gerne in die Bibliothek. Seit meinem ersten Besuch hatte ich sie gründlich gemieden, da ich der festen Überzeugung war, dass es hier mindestens spukte! Darrel machte sich deswegen über mich lustig.
„Kira, du hast als Katze gelebt und einen der gefährlichste Verbrecher jener Zeit – mich – todesverachtend angegriffen, hast dich mit Aliens und Vampiren verbündet und mich später erneut als Katze angegriffen, einen Schusswechsel mit der Bridgeporter Untergrundorganisation überstanden und da fürchtest du dich vor einer Bibliothek?!“ Er lachte.
Verlegen sah ich auf den Boden. „Es ist UNHEIMLICH da.“, betonte ich.
Beruhigend klopfte Darrel mir den Rücken. „Kira, ich bin fast jeden Tag dort. Glaube mir, da ist nichts.“ Dann sah er kurz zu Boden und fügte leise hinzu. „Wäre es gefährlich, würde ich dich dort nicht hingehen lassen.“
Das gab schließlich den Ausschlag, so dass ich allein die Bibliothek betrat.
„Hier ist nichts und niemand.“, sagte ich laut zu mir selbst. Ha, wäre doch gelacht, wenn ich mich verängstigend lassen würde. Darrel würde ich es schon zeigen!

Akkis Zuflucht Kira_b10

Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass man mich beobachtete.
„So ein Unfug! Darrel ist ein paranoider Gangster gewesen. Wenn hier wirklich etwas wäre, müsste es ihm doch aufgefallen sein!“, machte ich mir selber Mut. Bangen Schrittes bestieg ich die Treppe. Im Obergeschoss standen die PCs. Überrascherweise funktionierte der Bibliothekskatalog auf den Rechnern noch, und so hatte Darrel mir geraten meine Suche pc-gestützt zu starten.
In der bedrückenden Stille der Bibliothek war das Surren des PCs fast noch unheimlicher als die Abwesenheit der Geräusche zuvor. Unbehaglich sah ich mich um. Hoffentlich hatte der PC bald gebooted!
„Na endlich!“ Ich griff nach der Maus und wollte das Katalogsymbol anklicken, als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde. „War ja klar.“ Ich verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. Ich sah zum Tower, aber dem hektischen Leuchten der Festplatte nachzuurteilen, lief der PC noch. Wahrscheinlich war der Bildschirm kaputt.

Akkis Zuflucht Kira_b11

Als ich mich aufsetzte fiel mein Blick auf den Monitor und ich erstarrte. Panisch sah ich mich um und sprang schließlich auf.
Auf dem schwarzen Bildschirm prangen die Worte:

Hallo Kira!

Ich stieß den Schreibtischstuhl von mir und war schon dabei vom PC wegzustürzen, als die Worte um weitere ergänzt wurden.

Warte! Lauf nicht weg. Du musst keine Angst haben, ich will Dir nichts Böses!

Ich hielt tatsächlich inne und zog langsam den Stuhl zu mir.

Danke!

las ich auf dem Bildschirm. Mit größter Willensanstrengung rutschte ich näher heran und griff nach der Tastatur. Mit zitternden Fingern tippte ich:

Wer bist Du? Wo bist Du?

Mein Gegenüber antwortete schnell:

Ich heiße Akki. Du kannst mich als euren Schutzengel bezeichnen Wink. Ich bin nicht in Sanctuary.

Aha.

Du warst auch schon mal schlagfertiger! Aber egal. Wie gefällt es euch in meiner Zuflucht?

Deiner Zuflucht?

Ja. Ich habe sie geschaffen um Sims wie dir einen Ort zu bieten, an dem ihr sicher sein könnt.

Sims? Sicher wovor?

Ich meinte Menschen. Sicher vor denen, die Du als höhere Entitäten kennst.

Baff lehnte ich mich zurück. Warum wollte diese Akki (ich war fest davon überzeugt, dass es eine Frau sein musste) mich vor den HE, wie ich sie abkürzte, schützen? Gut, sie hatten mich nicht gerade mit Gold überschüttet, aber etwas Böses hatten sie auch nie im Sinne.

Die Höheren Entitäten sind gefährliche Irre! Sie nutzen euch nur aus!

Sie haben sich nie besonders eingemischt.

Wenn Du meinst. Rolling Eyes

Wenn Du uns so wohl gesonnen bist und diesen Ort erschaffen hast, warum sind dann alle Gebäude verschlossen? Wir haben eine Schwangere. Über kurz oder lang werden wir die Krankenhausausstattung brauchen. Wir haben nicht alles was wir brauchen und überhaupt: Warum sind wir nur sechs Leute hier?

Es dauerte eine Weile bis Akki antwortete.

Ich suche noch nach anderen. Die Gebäude sollten jetzt offen sein. Bitte nehmt euch alles was ihr braucht.

„Oh man.“, stieß ich aus. Ich starrte auf den Bildschirm. Dann sah ich auf die Tastatur. Ich schlug auf die Drucken-Taste und drückte danach Steuerung und C. Irgendwie musste ich das Gespräch sichern und es Darrel zeigen!
Kaum hatte ich die Tastenkombination gedrückt, da wurde der Bildschirm erneut schwarz. Diesmal erstarb auch jegliches Geräusch des Computers. Ich fluchte lauthals vor mich hin, suchte mir dann einen Stift und riss ein beliebiges Buch aus dem nächsten Regal. Ich trennte vorsichtig die erste, leere Seite heraus und schrieb so schnell ich konnte alles nieder, woran ich mich erinnerte.
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