Sam

Ein richtiges Vorwort folgt wahrscheinlich später. Lasst euch überraschen, wohin diese Geschichte führt soweit ich denn mal durchziehe.

Reserve 1

Reserve 2

Reserve 3

Sameena Honigbiene hat nicht nur einen reichlich seltsamen Namen, sondern auch einen seltsamen Start in dieses Leben. Niemand in dem Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen ist, kann genau sagen, woher sie kam. Sie war eines Tages plötzlich da, inmitten der anderen Kindern, als gehörte sie schon immer dazu. Hatte sie jemand über Nacht vor dem Waisenhaus ausgesetzt? War jemand eingebrochen und hatte sie einfach in eins der leeren Betten gelegt? Keiner wusste es, aber sie nahmen das Kleinkind mit den leuchtend blauen Haaren in ihrer Mitte auf.

Sam - wie sie bevorzugt genannt werden will - wurde nie adoptiert. Die Erzieherinnen berichteten, dass sie das Gefühl beschlich, Sam sei schlichtweg unsichtbar für die möglichen Adoptiveltern. So verbrachte sie ihr gesamtes Leben in dem Waisenhaus, bis sie alt genug war, um auf eigenen Beinen zu stehen. Sam fand, sie konnte sich nicht beschweren, ihre Kindheit war vielleicht nicht so glücklich, wie die anderer Kinder, aber bei Weitem auch nicht schlecht. Dennoch entschied sie sich den Start in ihr neues Leben in einer Stadt zu wagen, die weit entfernt von ihrer Vergangenheit lag. Merkwürdighausen.

So stand sie nun dort, in mitten der Wüstenlandschaft, und blickte einer ungewissen Zukunft entgegen.



Sie war schon immer ein ehrgeiziges Kind. Dank vieler Nebenjobs und Fördergelder konnte sie sich sogar ihr eigenes kleines Häuschen leisten.



(EDIT: Falls es jmd gesehen hat: ich hab den Namen einer plötzlichen Eingebung folgend noch geändert.)

Viel gab es nicht zu sehen, so dass Sam sich auf dem alten Sofa niederließ und ein Blick in das Kochbuch warf, dass ihre ehemaligen Erzieherinnen ihr zum Abschied mitgaben. Um Kochen hatte sie sich in dem Waisenhaus nie kümmern müssen. Zum Glück gab es einen hoffentlich funktionierenden Rauchmelder in diesem Haus, Kochen war nicht ihr Steckenpferd.



Sie war kaum bis Seite 3 gekommen, als es klingelte. Verdutzt warf Sam einen Blick aus dem Fenster und erkannte drei Leute.



Etwas verunsichert öffnete sie die Tür und die blonde Sima hieß sie herzlich in der Nachbarschaft willkommen.
"Meine Name ist Jenni Schmitt. Merkwürdighausen ist eine wirklich kleine Stadt, hier merkt man schnell, wenn jemand neu dazu zieht. Da dachten wir uns, wir sagen mal 'Hallo'."
Begeistert lud Sam die Gäste ins Haus. Jennis Bruder Friedbert Kurios und ihr direkter Nachbar Adam Einsam waren die anderen beiden vom Begrüßungskomittee.
'Auch interessante Namen', dachte sich Sam und servierte schnell ein paar Sandwiches. Besonders mit Jenni verstand sie sich prima und in ihr wuchs die Erleichterung bereits etwas Anschluss gefunden zu haben.



Sie plauderten lange. Jenni erzählte ihr von ihrem Mann und ihren beiden Kindern, Friedbert von den beiden anderen Brüdern, mit denen er auf dem Hügel wohnte und besonders gern die Sterne beobachtete, nur Adam war sehr zurückhaltend. Sein Name war anscheinend Programm, er tat sich schwer mit der Gesellschaft. Jenni erzählte Sam später, dass er sie am liebsten alleine kennen gelernt hätte, da Adam sehr verzweifelt auf der Suche nach einer Partnerin sei.

Die Gäste blieben unerwartet lange. Sam warf noch einen schnellen Blick in die Zeitung, um nach Jobangeboten zu schauen, doch in ihrer bevorzugten Karriere gab es keine offenen Stellen. Trotzdem ging sie mit einem guten Gefühl ins Bett.



So schnell war bereits der erste Tag ihres neuen Lebens vorbei.

Am nächsten Tag warf Sam direkt am Morgen einen Blick auf die Stellenangebote. Wieder nichts.

Ihr Traum war eine militärische Karriere. Sam hatte lange gebraucht, um sich zu entscheiden, was sie beruflich anstrebte. Es gab so viele Möglichkeiten und immer noch plagte sie das Gefühl, so viel zu verpassen. Aber sie wusste auch, dass sie irgendwann eine Entscheidung treffen musste und so hatte sie sich einem Impuls heraus folgend näher mit dem Militär beschäftigt und eine Begeisterung entwickelt.

Würde sie allerdings noch länger auf eine offene Stelle warten müssen, würde sie die Zeit mit einem Nebenjob überbrücken. Nicht arbeiten war auf Dauer keine Option für Sam.

Dafür nutzte sie den freien Tag das Freibad zu erkunden.



Später ging sie weiter in das Einkaufszentrum und das war es dann auch schon an öffentlichen Gebäuden in dieser Stadt. Da sie aktuell noch keine Einkäufe zu tätigen hatte, wollte sie wieder nach Hause gehen, als sie einem Simo in Unifrom fast in die Arme lief.



"Na na, jünges Fräulein. Sie müssen schon schauen, wohin sie laufen, sonst passieren noch Unfälle."
Seine Stimme klang amüsiert, dennoch erstarrte Sam peinlich berührt. Es war der General! Ausgerechnet dem bekanntesten Gesicht Merkwürdighausen stolperte sie - Tollpatsch der sie manchmal war - ungeschickt in die Arme. Sie stammelte eine Entschuldigung.
"Es ist ja nicht passiert.", antwortete der General mit donnernder Stimme. "Sind sie neu hier? Ich kenne die Bürger dieser Stadt gut, ihr Gesicht ist mir fremd."
Zu Sams Erleichterung begann darauf ein normales Gespräch, dass ihre Hoffnung steigerte, dass der General sie bei einer möglichen Vorstellung als Rekrutin nicht auslachte.

Ihr anfänglich positiver Eindruck flaute jedoch schnell ab. Umso länger sie sich mit General Fritz Grunz unterhielt, umso mehr beschlich sie das Gefühl, einen sehr altmodischen Simo vor sich zu haben.



"Und vor den Kurios-Brüdern und der Schmitt-Familie nehmen sie sich besser in Acht. Allesamt Verrückte mit ihrer Wissenschaftsbessesenheit und der grünen Haut."
Grüne Haut?!?
"Nun, ich habe bereits einige Bekanntschaften gemacht und bisher einen sehr positiven Eindruck.", erwiderte Sam verhalten.
"Lassen Sie sich nicht täuschen, Mädchen, benutzen sie ihren Kopf. Dann werden sie schon bald sehen, was ich von Anfang an gesehen habe!", wetterte er und Sam fühlte sich nicht mehr besonders inspiriert in seiner Gegenwart.

Darauf antworten zu müssen, blieb ihr erspart. Ein junger Simo betrat das Geschäft. Der General warf ihm einen zutiefst angewiderten Blick zu, schnaubte und stapfte davon.
'Wie unhöflich.', dachte Sam und blickte ihm empört nach. Ein amüsiertes Glucksen lenkte sie ab.
"Oh, entschuldigung. Mach dir nichts draus, das ist der General, wie er leibt und lebt. So ist er nun mal."
Auf Sams verwirrten Blick hielt er ihr die Hand hin. "Mein Name ist Pascal Kurios."



Mit Pascal verstand sich Sam sogar noch besser als mit seinem Bruder Friedbert, wobei sie wähernd des kurzen Gespräches an sich halten musste, nicht ständig seine Figur zu mustern. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie denken...aber das war Unsinn.

Am nächsten Tag hatte sie endlich Erfolg. Eine Stelle als Rekrutin war ausgeschrieben und ein Anruf genügte. Sie war eingestellt. Fachkräftemangel, was? Ihr sollte es Recht sein. Sie feierte die neue Stelle mit ein paar Albernheiten.



Dann nahm sie aber sofort ihr Training wieder auf. Sie musste fit sein, für den nächsten Tag. Da im Haus wenig Platz war, trug sie den Fernseher einfach ins Freie hinter ihrem Haus.



Am Abend setzte dann die Nervösität ein. Um sich abzulenken, schrubbte sie wie ein Berserker das ganze Haus.



Neues Haus, neuer Job, neues Leben, alles ging so schnell. Es fühlte sich richtig, manchmal aber auch etwas surreal an. Wählte sie den richtigen Weg?

Sam erwachte am nächsten Morgen unnötig früh. Nach einem kurzen Frühstück und einer belebenden Dusche schlüpfte sie in ihre neue Uniform und betrachtete sich mit gemischten Gefühlen im Spiegel. Als die Fahrgemeinschaft pünktlich um 6 Uhr hupte, machte sie sich mit einem flauen Magen auf zu ihrem ersten Arbeitstag.



Es lief super und Sams Zweifel über die richtige Berufswahl waren wie weggewischt. Natürlich war es hart, viel körperliche Arbeit, aber Sam kam jeden Tag erschöpft aber zufrieden nach Hause.

Den Kontakt zu Jenni hatte sie aufrecht erhalten und die beiden waren mittlerweile gut befreundet. Sam lud sie gerne nach der Arbeit zum Abendessen ein, wo Jenni ihr gerne die neuesten Geschichten über die Nachbarschaft erzählte.



Als sie eines Abends bei so einem Essen saßen, fiel Jennis Blick durch das Fenster auf eine vorbeilaufende Gestalt.



Sam fiel auf, wie ihre Freundin mitten im Satz abbrach und hakte nach.
"Ich glaube, das war mein Bruder Lutz.", sagte sie. "Der Kontakt zu meinen Brüdern ist in letzter Zeit leider etwas eingeschlafen.", fügte sie leise hinzu.

Sam zögerte nur kurz, sprang dann auf und rannte hinaus. Der junge Simo war schon ein gutes Stückchen weiter die Straße rauf, doch Sam - körperlich trainiert wie sie war - hatte ihn schnell wieder eingeholt.
Lutz Kurios war überrumpelt, als die Sima mit den blauen Haaren ihn einfach so zu sich einlud. Wahrscheinlich war es dieser Überraschungseffekt, der ihm ein "Gerne" entlockte, obwohl seine Gesichtszüge etwas einfroren, als er seine Schwester erblickte.



Sam schaltete die Lichter im Haus an, da die Sonne hinter den Hügeln verschwand, als sie mit Lutz ihr Haus betrat. Die Geschwister standen sich einen Moment unsicher gegenüber. Sam hatte vielleicht nicht mit Euphorie gerechnet - tatsächlich hatte sie gar nicht darüber nachgedacht, wie die beiden reagieren mögen - aber sie war über die Contenance der beiden verwundert. Dann konnte Jenni wohl nicht mehr an sich halten und wollte ihren Brüder an sich drücken. Dem gefiel das nicht.



Sam machte große Augen und setzte sich wieder an den Tisch. Sie spürte die verhaltenen Blicke ihrer Besucher und vergaß darüber, Lutz einen Teller geschweige denn einen Sitzplatz anzubieten.
'Ist das jetzt meine Schuld?', fragte sie sich beklommen.



Glücklicherweise entspannte sich die Situation nach einer Weile. Beide rückten zwar nicht damit raus, warum die Stimmung zwischen ihnen so angespannt war, doch nachdem Sam ihrem zweiten Gast doch noch was zu Essen angeboten hatte, machten sie es sich auf der alten Couch gemütlich und plauderten bis in den späten Abend.



Ein bisschen neugierig wäre Sam schon auf die Familiengeschichten. Später fiel ihr auf, dass sie nun alle drei Kurios-Brüder kannte, die dort oben auf dem Hügel in dem seltsamen Haus lebten und über die es bestimmt auch einige Geschichten zu tratschen gab, die Jenni ihr aber noch nie serviert hatte. Das war aber auch in Ordnung so. Über Familie tratscht sim schließlich nicht.

Sam war ehrgeizig und dieser Ehrgeiz trug schnell Früchte. Sie wurde zur Elitesoldatin ernannt.



Überglücklich war Sam, dass sie sich bereits eine Stufe höher gearbeitet hatte. Sie spürte, dass das genau ihr Ding war. Da musste mehr kommen. Vom Bonus kaufte sie sich ein effektiveres Trainingsgerät als die nur noch wenig fordernden Videos des Fitnesssenders.



Schon bald bemerkte Sam, dass sie körperlich immer fitter wurde.



Nicht nur daran arbeitete sie, sondern natürlich auch an ihrer Karriere. Pünktlich verließ sie morgens um fünf Uhr das Haus.



Ihren Vorgesetzten fiel ihr Eifer natürlich auf und wo konnte man diesen am besten Einsetzen? Natürlich beim Ausbilden neuer Rekruten! Sam konnte es kaum glauben. Nicht nur, dass sie nach so kurzer Zeit wieder befördert wurde, sondern ausgerechnet an dem Tag, als der General höchstpersönlich erschien, um sich die neuen Rekruten anzusehen. Auch wenn Sams Bewunderung einen kleinen Dämpfer bekommen hatte, so konnte sie stolz sein, dass er nun ihren Namen mit einer vielversprechende Nachwuchskraft und nun Ausbilderin verknüpfte.

Als er sie kurzerhand nach Hause begleitete, bekam allerdings auch ihre Euphorie darüber einen Dämpfer.
"Ich muss mir doch mal ansehen, wie unser neues Wunderkind so lebt.", meinte er etwas schelmisch und sprang mit ins Auto der Fahrgemeinschaft.



Es war ein sehr unangenehmer Nachmittag. Zuerst mäkelte er an ihrer noch sehr dürftigen Inneneinrichtung rum, dann fiel ihm anscheinend ein, bei welcher Adresse er sich befand.
"Mir liegen Informationen vor, dass in letzter Zeit genau hier diverse Angehörige der Kurios-Familie ein- und ausgegangen sind. Wie darf ich das verstehen?", fragte er scharf und aus heiterem Himmel.



Sam stotterte sich etwas zusammen. Sie war völlig überrumpelt, auch von der Tirade, die auf diese Frage folgte. Mit einem geschnaubtem "Ob das ihrer Karriere hilft?" machte er sich dann haustüreknallend aus dem Staub und ließ eine vollkommen verdatterte Sam zurück.

Merkwürdighausen. Fürwahr.

Bezüglich ihrer Karriere machte Sam sich noch keine allzu großen Sorgen. Zum einen war sie von ihrem Können überzeugt, zum anderen schien der General einfach nur sehr launenhaft zu sein. Außerdem war er der General, was würde er sich schon um eine Ausbilderin kümmern.

Mehr Unbehagen bereitete ihr die Vermutung, dass er die Kurios-Brüder und wahrscheinlich auch Jenni beschatten ließ. Was wohl dahinter steckte?

Diesmal gab sie ihren Bonus aus, um sich einige weitere Möbel und Gerätschaften zu kaufen.



Damit war auch endlich für genug Platz und Unterhaltung gesorgt, um eine Einweihungsparty zu feiern. Auf Kochen hatte Sam allerdings keine Lust, zum Glück gab es den Pizzaservice.



Ihre Gäste waren eine angenehme Runde aus ihren bisherigen Freunden, Bekannten und ihrem Nachbarn. Sie hatten einen schönen Abend.




Obwohl Sam nicht umhin konnte, immer mal wieder hinaus zu spähen, ob irgendjemand die illustre Runde beobachtete. Sie entdeckte niemand. Als die Gäste sich auf den Heimweg machten, kam Lutz splitterfasernackt aus dem Badezimmer und winkte zum Abschied.



Sam stand versteinert in ihrem chaotischen Wohnraum. Nun, wenn sie jemand beobachtete, machte er mit Sicherheit genauso große Augen wie sie.